Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++MITTELMEER
Rettungsschiff »Alan Kurdi«: »Es ging nur darum, das Schiff festzusetzen«
»Alan Kurdi«: Richter gibt Rettungsschiff wieder frei. »Sea-Eye« kritisiert Sperraktionen von Behörden. Ein Gespräch mit Gorden Isler
https://www.jungewelt.de/artikel/400534.rettungsschiff-alan-kurdi-es-ging-nur-darum-das-schiff-festzusetzen.html
+++FREIRÄUME
Besuch in der besetzten Schreinerei „Tripity“
Ein Blick hinter die Fassade der alten Schreinerei im Fischermätteli
Im Januar wurde die alte Schreinerei an den Gleisen im Fischermätteli besetzt. Drei Monate lang wurde geräumt, organisiert und eingerichtet. Nun droht der Besetzung im Mai die Räumung. Wegen einem Mangel am Stromnetz, sei eine Belebung nicht möglich, so die Liegenschaftsverwaltung. Diese Begründung ist für die Bewohner*innen nicht nachvollziehbar. Weder wurde ihnen kommuniziert, wo genau der Mangel liegt, noch hätten Elektriker*innen im Auftrag des Kollektivs einen grösseren Mangel festgestellt. Die Liegenschaftsverwaltung wollte bisher gegenüber RaBe-Info keine Stellung dazu nehmen.
https://rabe.ch/2021/04/14/besuch-in-der-besetzten-schreinerei-tripity/
+++DROGENPOLITIK
Alternativen zum Cannabis-Verbot – RaBe-Info 14.04.2021
Nach langem politischen Ringen hat der Bundesrat grünes Licht gegeben. Ab dem 15. Mai können anerkannte Schweizer Forschungsinstitute beim Bundesamt für Gesundheit BAG Gesuche für Pilotversuche mit nicht-medizinischem Cannabis einreichen. Ziel der Pilotversuche ist es, mehr über die Vor- und Nachteile eines kontrollierten Zugangs zu Cannabis zu erfahren und eine wissenschaftliche Basis für künftige politische Entscheidungen für den Umgang mit Cannabis zu legen.
https://rabe.ch/2021/04/14/alternativen-zum-cannabis-verbot/
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
„Die Antworten zum Polizeieinsatz gegen die Aktionen im Rahmen des «8. März Unite» sind da. zum nachlesen: https://www.gemeinderat-zuerich.ch/geschaefte/detailansicht-geschaeft?gId=75ef8b81-0582-4f50-b037-78d3fd70c542
Erschreckende Beantwortung der Frage 4: „Dieser wendete in der Folge zwei Ablenkungsschläge gegen den Kopf der Frau an. Um einen Menschen, der sich massiv zur Wehr setzt, unter Kontrolle zu bringen, können gezielte Ablenkungstechniken seitens der Polizei notwendig werden.““
(https://twitter.com/SchillerCricri/status/1382400078254592010)
Triffts diesmal den Paradeplatz? Klimajugend kündigt Datum für nächste Mega-Aktion an
Ab dem 28. Juli will der Klimastreik wieder mit zivilem Ungehorsam auf die Klimakrise aufmerksam machen. Details fehlen noch, doch das Ziel steht bereits fest.
https://www.blick.ch/schweiz/triffts-diesmal-den-paradeplatz-klimajugend-kuendigt-datum-fuer-naechste-mega-aktion-an-id16456951.html
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tagesanzeiger.ch 14.04.2021
Ruhe am Tag der ArbeitDer zweite 1. Mai, der ohne Umzug und ohne Fest stattfindet
Statt einer Demonstration werden die Gewerkschaften fünf kleinere Kundgebungen durchführen. Falls sie eine Bewilligung erhalten.
Beat Metzler
Einer der lebendigsten Tage im Kreis 4 wird wohl auch dieses Jahr ruhig ablaufen. Zum zweiten Mal nach 2020 findet am 1. Mai keine grosse Demonstration statt, auch das Fest im Zeughaushof fällt aus.
Das liegt am Zürcher Regierungsrat. Aber nicht nur. Seit längerem gilt im Kanton Zürich eine der strengsten Demonstrationseinschränkung der Schweiz. Erlaubt sind lediglich 15 Personen. «Wir wünschen uns eine Lockerung dieser Regel», sagt Björn Resener, politischer Sekretär des Zürcher Gewerkschaftsbundes. «Einen Umzug mit mehreren Tausend Menschen würden wir in der derzeitigen Pandemiesituation aber nicht für angebracht halten.»
So sieht es auch das 1.-Mai-Komitee, das die Aktivitäten im Zeughaushof und das politische Rahmenprogramm organisiert. «Es ist nicht das Jahr für ein Volksfest, wo man ausgelassen feiert und sich nahe kommt», sagt Sprecher und Grünen-Gemeinderat Lucca Maggi.
Trotzdem soll der 1. Mai nicht ganz so still ausfallen wie letztes Jahr. Der Regierungsrat hatte im ersten Lockdown Kundgebungen komplett verboten.
Für dieses Jahr plant der Gewerkschaftsbund fünf separate Kundgebungen, um auf Probleme wie Tiefstlöhne aufmerksam zu machen oder auf die durch Covid gestiegene Arbeitsbelastung bei der Post oder im Gesundheitswesen. Die morgendlichen Klein-Kundgebungen sollen am Paradeplatz, auf dem Lindenhof, beim Walcheturm, vor der Sihlpost und auf dem Negrellisteg stattfinden. «Wir hoffen, dass der Regierungsrat im Sinne des Bundesrats handelt und wir 100 Menschen pro Ort bewilligt bekommen», sagt Resener. Mehr strebe man nicht an, weil sich sonst das Einhalten der Covid-Massnahmen nicht sicherstellen lasse.
Das Zusammenkommen am Tag der Arbeit sei identitätsstiftend für die Linke, sagt Björn Resener. «Es ist bitter, dass es wieder nicht klappt .» Umso wichtiger seien die kleinen Kundgebungen.
Im Volkshaus finden am 1. und am 2. Mai ausserdem zahlreiche Diskussionen und Vorträge statt. Allerdings ohne Publikum vor Ort. Das Politprogramm lässt sich live im Internet mitverfolgen. Unabhängig davon deutet es sich an, dass auch verschiedene linksautonome Gruppierungen Aktionen am 1. Mai planen.
15er-Regel könnte fallen
Die Zürcher Linke stört sich stark an der 15er-Regel des Regierungsrats. Als «Frechheit» bezeichnet sie Lucca Maggi, selbst die städtische Polizeivorsteherin Karin Rykart (Grüne) nannte sie «absurd». Das 1.-Mai-Komitee hat zusammen mit anderen linken Organisationen eine Klage eingereicht dagegen. Diese ist beim Verwaltungsgericht hängig.
Ob der Regierungsrat die Einschränkung bald aufhebt, ist offen. Laut einem Sprecher wird er die kantonale Verordnung «voraussichtlich in Abstimmung mit den jüngsten Entscheiden des Bundesrates anpassen».
Basel erwartet über 1000 Menschen
Andere Kantone haben die Vorgaben des Bundes gar nie verschärft und erlauben schon länger politische Kundgebungen – solange alle Teilnehmerinnen Masken tragen. Durch die Stadt Basel etwa werde dieses Jahr eine bewilligte 1.-Mai-Demonstration ziehen, sagt Benjamin Plüss, Präsident des Basler Gewerkschaftsbundes. «Wir erwarten 1000 bis 2000 Menschen.» Während des Umzugs würden Helfer Gratismasken verteilen und auf das Einhalten der Abstände achten.
(https://www.tagesanzeiger.ch/der-zweite-1-mai-der-ohne-umzug-und-ohne-fest-stattfindet-426524436433)
+++REPRESSION DE
Polizeigewalt gegen schwarze Jugendliche: Polizei im Ausrastezustand
Die Hamburger Polizei nimmt einen schwarzen Jugendlichen fest, nachdem dieser eine Rede gegen rassistische Polizeigewalt gehalten hat.
https://taz.de/Polizeigewalt-gegen-schwarze-Jugendliche/!5761065/
+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
Binationale Ehen: Safa Sebais Gefangenschaft
Eine junge Marokkanerin verbringt zehn Jahre in einer missbräuchlichen Beziehung und weitere zehn Jahre im Rechtsstreit mit den Schweizer Behörden. Hierbleiben dürfte sie nur, wenn sie zu ihrem gewalttätigen Mann zurückkehrt.
https://www.woz.ch/2115/binationale-ehen/safa-sebais-gefangenschaft
+++MENSCHENRECHTE
16.461 Parlamentarische Initiative EMRK, Strafregister, Restitutio in integrum. Bundesgerichtsgesetz anpassen
Stellungnahme des Bundesrats zum Bericht vom 4. Februar 2021 der Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 14. April 2021 dem Entwurf der Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats (RK-N) für die neue Formulierung von Art. 122 des Bundesgerichtsgesetzes (BGG) zugestimmt.
Die parlamentarische Initiative 16.461 fordert, dass die Revision von Entscheiden des Bundesgerichts wegen Verletzung der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK; SR 0.101) auch verlangt werden kann, wenn die Schweizer Regierung die Verletzung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) anerkannt hat.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-83091.html
+++ANTITERRORSTAAT
Grundrechte: «Das Gesetz bringt nicht mehr Sicherheit»
Der Aargauer GLP-Nationalrat Beat Flach kritisiert im Interview das Polizeimassnahmengesetz PMT scharf, fürchtet fatale Konsequenzen für den Rechtsstaat und zeigt sich tief enttäuscht vom Freisinn.
https://www.woz.ch/2115/grundrechte/das-gesetz-bringt-nicht-mehr-sicherheit
Bundesrätin Keller-Sutter: «Es ist absurd, die Schweiz als Polizeistaat zu bezeichnen»
Es ist umstritten: Gegner warnen, dass das Anti-Terror-Gesetz von FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter den Rechtsstaat aushöhlen wird. Im Interview erklärt die Justizministerin, wie sie Terroristen bekämpfen will. Und warum sie keine rechtsstaatlichen Bedenken hat.
https://www.watson.ch/schweiz/interview/591327287-bundesraetin-keller-sutter-die-schweiz-ist-kein-polizeistaat
Anti-Terror-Gesetz: Kritik an Arthur Honeggers Bundesrats-Interview
Karin Keller-Sutter verteidigt im «10 vor 10»-Interview das Anti-Terror-Gesetz. In der Kritik steht danach auch Moderator Arthur Honegger. Der verteidigt sich.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/anti-terror-gesetz-kritik-an-arthur-honeggers-bundesrats-interview-65906319
+++POLIZEI BS
Basel Nazifrei: RichterInnen unter Verdacht
Die Basel-nazifrei-Prozesse sorgen aufgrund der harten Urteile schweizweit für Aufsehen. Nun zeigen geleakte Mails: Unter den RichterInnen kam es vor den Prozessen zu heiklen Unterredungen.
https://www.woz.ch/2115/basel-nazifrei/richterinnen-unter-verdacht
+++RASSISMUS
#IchBinKeinVirus — Thủy-Tiên Nguyễn
Vor einem Jahr wurde Corona erstmals auch in Europa nachgewiesen. Asiatisch gelesene Menschen wie Thủy-Tiên Nguyễn leiden unter den Anfeindungen und der Berichterstattung – und sie werden nicht müde, das zu kritisieren.
https://veto-mag.de/ichbinkeinvirus/
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
«Neue Ausgangslage»: Zieht Schaffhausen Bewilligung für Corona-Demo zurück?
Vor einem Monat bewilligte die Stadt Schaffhausen eine Kundgebung von Kritikern der Corona-Massnahmen. Nach den Vorkommnissen in Altdorf UR wollen die Behörden nun über die Bücher.
https://www.20min.ch/story/zieht-schaffhausen-bewilligung-fuer-corona-demo-zurueck-498411406089
»Für mich ist das erbärmlicher Antisemitismus«
Matthias Meisner spricht über die Gefährdung der Demokratie durch Coronaleugner und »Querdenker«
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/fuer-mich-ist-das-erbaermlicher-antisemitismus/
SVP-Politiker schwänzt wegen Maskenpflicht die Sitzungen
Tobias Baggenstos protestiert gegen die geltende Maskenpflicht im Gemeinderat. Deshalb nimmt er seit Januar an keinen Sitzungen mehr teil.
https://www.20min.ch/story/svp-politiker-schwaenzt-wegen-maskenpflicht-die-sitzungen-157288647970
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/svp-gemeinderat-schwaenzt-wegen-maskenpflicht-seit-monaten-sitzungen-141540015
-> https://www.20min.ch/video/svp-politiker-uebt-selbstkritik-hoffentlich-sind-mir-die-waehler-nicht-boes-317484508177
Er stellte Fake-Maskenatteste aus: Luzerner Corona-Skeptiker-Arzt darf nicht mehr arbeiten
Der bekannte Skeptiker-Arzt Andreas Heisler darf seit März nicht mehr arbeiten. Dagegen legte er Beschwerde ein – doch das Gericht lässt ihn nun abblitzen.
https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/er-stellte-fake-maskenatteste-aus-berufsbewilligung-entzogen-luzerner-corona-skeptiker-arzt-darf-nicht-mehr-arbeiten-id16459587.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-gericht-bestatigt-berufsverbot-fur-skeptiker-arzt-65906686
-> https://www.20min.ch/story/corona-skeptiker-darf-definitiv-nicht-mehr-als-arzt-arbeiten-935011692598
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/bewilligung-entzogen-gesundheit-der-patienten-gefaehrdet-ebikoner-arzt-unterliegt-vor-kantonsgericht-ld.2125295
-> https://www.zentralplus.ch/arzt-aus-ebikon-vorsorglicher-bewilligungsentzug-ist-zulaessig-2059377/
Strafanzeigen in Graubünden und Basel: Luzerner Jurist zeigt Nicolas Rimoldi wegen Verletzung der Maskenpflicht an
Der Jurist Loris Mainardi aus Luzern hat den Co-Präsidenten der Jugendbewegung Mass-Voll wegen «wiederholten Verstössen gegen das Covid-19-Gesetz» angezeigt. Dies unter anderem, weil er ohne Maske an Corona-Demos teilgenommen hat.
https://www.zentralplus.ch/luzerner-jurist-zeigt-nicolas-rimoldi-wegen-verletzung-der-maskenpflicht-an-2058293/
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Zürichsee-Zeitung 14.04.2021
Polizei trifft VorkehrungenNeuer Anlauf für Corona-Demo in Rapperswil
Der Verein «Stiller Protest» will auf seinen Corona-Protestmarsch am 24. April in Rapperswil-Jona nicht verzichten. Er verlangt, dass der Rapperswiler Stadtrat bei der nicht erteilten Bewilligung nochmals über die Bücher geht.
Fabio Wyss
Der 24. April ist im Kalender der Kantonspolizei St. Gallen rot angestrichen. Dann wollen Corona-Protestler nach Rapperswil-Jona kommen. «Die Kantonspolizei plant zurzeit den Einsatz», sagt Mediensprecher Florian Schneider. Und dies, obwohl der Stadtrat von Rapperswil-Jona den Organisatoren vom Verein «Stiller Protest» gar keine Bewilligung erteilt hat.
Massnahmengegner foutieren sich aber um solche Entscheide. Das zeigte sich letzten Samstag im Kanton Uri: Rund 500 Personen versammelten sich ohne Bewilligung vor dem Tell-Denkmal in Altdorf. Wegweisungen der Polizei wurden missachtet, Maske trugen nur die wenigsten.
Verein hofft auf Dialog
Der Verein «Stiller Protest» will nun ausgerechnet aufgrund der Geschehnisse in Uri, dass der Stadtrat von Rapperswil‑Jona seinen Entscheid nochmals überdenkt: «Altdorf hat gezeigt, dass sich viele Menschen nicht von den Behörden um ihre verfassungsrechtlich geschützten Rechte bringen lassen. Die Menschen erobern sich ihre Freiheit zurück», schreibt der Verein in einer Medienmitteilung.
Der Vorstand des Vereins «Stiller Protest» habe beim Stadtrat einen erneuten Antrag auf Bewilligung der Corona-Demonstration am 24. April eingereicht. Und wirft der Behörde vor, dass sie versuche, die Grundrechte der Massnahmengegner einzuschränken. Man hoffe, dass die Stadt Rapperswil den demokratischen Dialog mit dem Verein suche und die geplante Veranstaltung gesetzeskonform bewilligen werde.
Aus dem Rapperswiler Stadthaus ist diesbezüglich noch nicht viel zu erfahren. Stadtschreiber Hansjörg Goldener sagt lediglich: «Die Stellungnahme von den Organisatoren ist eingegangen, wir prüfen diese und nehmen Rücksprache mit der Kantonspolizei.» Dann werde das weitere Vorgehen besprochen.
Der Verein «Stiller Protest» erwartet den Bescheid bis am nächsten Montag. Und wirft derweil den Behörden vor, dass sie Angst hätten. Und zwar davor, dass an Demonstrationen sichtbar werde, dass die Menschen «den Gesundheitstotalitarismus nicht länger mittragen», wie er schreibt.
«Kein Platzproblem»
Die Vorbehalte seitens Stadt Rapperswil sind aber anderer Natur: Anstatt mit 1000 Demonstrierenden, wie von den Organisatoren anfänglich angekündigt, rechnet der Stadtrat mit einem rund zehnmal grösseren Aufmarsch. Dies aufgrund einer Demo in Liestal Ende März – organisiert vom gleichen Verein.
Der Verein «Stiller Protest» will dazu auf Anfrage keine Schätzung machen: «Da die Bewilligung noch nicht erteilt ist, gibt es noch keine Demonstration, an der mit Demonstrierenden gerechnet werden darf.» Zum von der Stadt befürchteten Problem, dass die Oberseestrasse zu wenig Platz böte für einen solchen Protest, heisst es: «Wir haben keine Kenntnisse von Platzproblemen.»
Bedenken im Quartier
Jemand, der über den vorhandenen Platz Bescheid weiss, ist Urs Lumpert. Der Präsident des Südquartiervereins hat Bedenken: «Zur aktuellen Zeit läuft der Betrieb im Kinderzoo auf Hochtouren – gerade an Wochenenden. Die Leute kommen in Heerscharen.» Der Südquartierverein gönne Knies Kinderzoo möglichst viele Besucher, denn Corona sei an diesem nicht spurlos vorbeigegangen, so Lumpert.
Seitens Kinderzoo zeigt man sich optimistisch, dass Corona-Demonstranten keine Zoobesucherinnen vergraulen werden. «Ich gehe mal davon aus, dass die geplante Demo seitens der Stadt nicht bewilligt wird», sagt Mediensprecher Benjamin Sinniger. «So oder so vertrauen wir immer dem Dispositiv der Ordnungskräfte und der Polizei, welche ja für einen gesitteten Ablauf sorgen müsste.»
Die St. Galler Kantonspolizei steht dafür mit der Urner Kantonspolizei in Kontakt. Diese sagt auf Anfrage, dass die Anzahl Demonstranten am letzten Samstag an der oberen Grenze dessen gewesen sei, was in den Vorbereitungen in Betracht gezogen wurde. «Offenbar besteht eine zu beachtende Mobilisierungskraft», so Mediensprecher Gusti Planzer. Und dies, obwohl Organisationen wie «Stiller Protest» sich von einer Teilnahme distanziert hatten.
(https://www.zsz.ch/neuer-anlauf-fuer-corona-demo-in-rapperswil-618419651454)
+++MEDIEN
Die Mitarbeitenden von Bund und BZ wehren sich
Vor wenigen Tagen kündigte Tamedia die baldige Zusammenlegung der Bund- und BZ-Redaktionen an. Die Belegschaften der beiden Tageszeitungen wehren sich nun in einem Manifest gegen die geplanten Kürzungen.
http://www.journal-b.ch/de/082013/alltag/3876/Die-Mitarbeitenden-von-Bund-und-BZ-wehren-sich.htm
-> https://www.derbund.ch/belegschaft-von-bund-und-berner-zeitung-veroeffentlicht-manifest-177189033287
-> https://www.bernerzeitung.ch/belegschaft-von-bz-und-bund-veroeffentlicht-manifest-215536795158
+++STREETART
bernerzeitung.ch 14.04.2021
Ein Berner Sprayer erzählt: «Graffiti passen zum Lifestyle, ein bisschen auf die Regeln zu scheissen»
Als 18-Jähriger überlebte ein Berner Sprayer den Sprung von einer hohen Mauer. Nach dem Tod einer Berner Sprayerin erzählt er seine Geschichte.
Christoph Hämmann
Ich habe schon als Kind gern Grenzen ausgelotet, und als Jugendlicher machte ich das eben mit dem Sprayen von Graffiti. Das Konzept von Regeln hat für mich einfach nie richtig Sinn ergeben; schliesslich wird man nie gefragt, ob man die geltenden Normen einhalten will – wieso also sollte ich? Für mich ist Freiheit, wenn ich selber auswählen kann, woran ich mich halte und woran nicht. Graffiti haben sich angeboten, weil du nur einen Stift oder eine Dose brauchst, um diese Freiheit leben zu können. Und sie sind verbunden mit diesem Lifestyle: ein bisschen auf die Regeln zu scheissen.
Bern-West, zwischen Schrebergärten, Weyerlibad, Autobahn und Bahngleisen. Der junge Mann, der hier auf einer Betonbank sitzt und erzählt, sieht aus wie manch anderer 23-Jähriger: Dreitagebart, schwarzer Kapuzenpullover, Jeans, weisse Turnschuhe. Er spricht mit dem Secondo-Slang, den sich längst auch viele junge Einheimische angewöhnt haben. Die Wortwahl wechselt vom differenzierten Vokabular eines Maturanden zu derber Gassensprache und wieder zurück, mitunter mehrfach innerhalb eines einzelnen Satzes. Reflektiert spricht er über seine Sprayerbiografie, ohne dass man das Gefühl hat, er bilde sich etwas darauf ein.
Auf dem rund fünf Meter erhöhten Bahndamm in seinem Rücken steht ein BLS-Zug. Als er vor fünf Jahren mit einer Gruppe an genau dieser Stelle unterwegs war, um einen Zug zu «bemalen», wie die Sprayer sagen, sprang er auf der Flucht vor der Polizei die hohe Mauer hinunter und hatte Glück im Unglück: mehrere Operationen, rund drei Monate Reha. Das erinnert an das tragische Unglück von Ende März, als eine 29-jährige Sprayerin am Bahnhof Bümpliz-Nord, keinen Kilometer weiter westlich, ebenfalls bei der Flucht über eine deutlich weniger hohe Mauer stürzte und tödlich verunfallte.
Etwa mit 12 sahen wir in der Schule einen Film über Street-Art, da haben ein paar Kollegen und ich die ersten Stencils gebastelt – Kartonschablonen, die du beim Sprayen an die Wand hältst. Drei, vier Jahre später hatte ich in der Schule und daheim oft Lämpen und konnte eh nicht pennen, da ging ich in der Nacht nach draussen und nahm einen Stift mit, so hatte man noch etwas zu tun. Eine Fläche war für mich grundsätzlich einfach eine Fläche, ich war da nicht so wählerisch. Aber ein Einfamilienhaus habe ich nie bemalt, schon nur, weil mir das optisch nicht gefällt.
Ich war gern allein in der Nacht unterwegs und freute mich am nächsten Tag, wenn ich an meinem nächtlichen Werk vorbeiging. Später waren wir oft zu zweit, irgendwann bestand ein guter Teil meines Freundeskreises aus Sprayern. Mit einem Stift oder einer Dose im öffentlichen Raum Zeugs zu platzieren, das hat mich geflasht. Eine Hemmschwelle hatte ich nicht, ich sah darin nichts Schlechtes. Und dann beginnt es mit der Zeit, einen süchtig zu machen, sicher.
Gestalterische Ambitionen hatte ich nie, ich bin auch nicht künstlerisch begabt. Für mich kam Quantität vor Qualität, ich wollte schnell sein, und ich schaute auf Kosten/Nutzen-Effizienz: lieber aus einer Dose möglichst viele Bilder herausholen als mit vielen Dosen ein möglichst geiles Bild malen. Aber natürlich sollte ein Graffito von mir nicht wie eine Kinderzeichnung aussehen. Für mich müssen die Buchstaben Style haben, aber ich mag es roh. Nicht zu viele Farben, chrom, schwarz, ohne viel Schnickschnack.
Die Kategorie Dreck/Schmierereien/Abfall, worunter wohl auch Graffiti fallen, wurde von der Stadtberner Bevölkerung 2019 in einer Befragung als sechstgrösstes Problem eingestuft. Hauseigentümerinnen und -eigentümer enervieren sich darüber ebenso wie viele Politikerinnen und Kommentarschreiber. Im Sommer 2019 schrieb der Gemeinderat in seiner Antwort auf eine Interpellation, dass in den fünf Jahren davor der Polizei allein aus der Stadt Bern ein mit Sprayereien verursachter Sachschaden von insgesamt 11,6 Millionen Franken gemeldet worden sei. Und nur schon die BLS gibt jährlich durchschnittlich 1,3 Millionen Franken für die Reinigung von versprayten Zügen und Bahnanlagen aus, wie diese Zeitung vor zwei Jahren schrieb.
Andere Stadtbewohner attestieren gewissen Graffiti einen künstlerischen Wert oder sehen in ihnen einen Farbtupfer im grauen Alltag. Schärfer kritisiert werden Tags, die Signaturkürzel der Sprayernamen, für viele schlicht ein Gekritzel oder Geschmiere. Der 23-jährige Sprayer selber wählt beim Gespräch im Stöckacker den Begriff des Markierens – ein Kampfbegriff von Kritikern, die Sprayern und mehr noch Taggern vorwerfen, sie verhielten sich wie Hunde, die ihr Revier markierten.
Als ich über meine Motive nachzudenken begann, suchte ich nach einem tieferen Sinn, etwa um gegenüber meiner Mère argumentieren zu können, wenn sie fragte: Warum machst du so Scheiss? Aber letztlich ging es mir einfach darum, einen Ort zu markieren, blöd gesagt.
Für mich stand nie die Action im Vordergrund, sondern die Freude, meinen Namen überall hinschreiben zu können, ihn jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass ihn andere auch sehen. Das kann dir in einem Alter, in dem du sowieso deine Weltsicht vielleicht etwas einfacher gestaltest, das Gefühl geben, etwas erreicht zu haben. Mein Name ist überall, yes, ich sehe ihn – das war einfach ein geiles Gefühl, ich kann es gar nicht genau erklären.
Ja, dieses Markieren hat hundert Prozent etwas Pubertäres, ich würde dem Vergleich mit dem Hund gar nicht widersprechen. Ich sehe, dass man Sprayen und Taggen schlecht finden kann – aber das muss trotzdem nicht heissen, dass man es deswegen nicht macht. Das bedeutet aber nicht, dass ich meine Sprayerei politisch aufladen möchte. Für mich war das nie ein politischer Akt oder höchstens als Ausdruck einer gewissen grundsätzlichen Anti-Haltung. Vor echtem politischen Engagement habe ich deshalb mehr Respekt als vor einem Graffito, das primär egoistische Motive befriedigt. Auch deshalb sage ich mir regelmässig, dass das Sprayen etwas Hängengebliebenes hat. Aber manchmal ist es auch schön, hängen geblieben zu sein.
Derzeit «schleiche» er sich irgendwie durch, sagt der junge Mann im Gespräch. Er wohne in einer WG, halte sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und schaue, dass er die Fixkosten tief halte. Spätestens in zwei Jahren wolle er ein Studium beginnen.
Und wenn das alle so machen würden, sich nur selektiv an die Regeln halten und irgendwie «durchschleichen»? Das sei eine berechtigte Frage, findet er.
Wenn es alle so machen würden, würde die Gesellschaft nicht funktionieren. Nichtsdestotrotz hält sich die Mehrheit der Leute an die Regeln, weil sie diese internalisiert haben, ist ja auch nichts Schlimmes. Diese Mehrheit der Leute sorgt schlussendlich dafür, dass die Gesellschaft funktioniert, auch wenn einige nicht mitmachen. Und wer nicht mitmacht, zahlt auch seinen Preis dafür. Das mag eine egoistische Haltung sein, aber jeder sollte das für sich entscheiden können.
Ich wurde gebüsst, es gab Hausdurchsuchungen, für meine Mutter war das schlimm. Manchmal wurde ich in flagranti erwischt, einige Male konnte mir der Staatsanwalt etwas nachweisen. Natürlich scheisst das an, aber dann willst du auch nicht einfach deswegen aufhören. Ich sag immer, Sprayen ist ein teures Hobby, wie Golfen oder Tennis. Ja, vielleicht wäre ich mit Golf besser gefahren.
Um ein Haar mit dem Leben oder schwerwiegenden bleibenden Beeinträchtigungen bezahlt hätte der 23-jährige Berner vor fünf Jahren, als er die hohe Mauer runtersprang, vor der er jetzt sitzt. Es sei das erste Mal gewesen, dass er mit einer Gruppe mitgegangen sei, um einen Zug zu versprayen.
Plötzlich seien rund 20 Polizisten auf dem Areal gewesen und auf die Sprayer zugegangen. Und so, wie die tödlich verunglückte Sprayerin Ende März mutmasslich nur noch den Fluchtweg Richtung Zaun und Mauer für sich als Möglichkeit sah, brachte sich vor fünf Jahren auch der damals knapp 18-Jährige mit seiner Flucht in höchste Gefahr. Er wolle nicht behaupten, dass die Polizei ertappte Sprayer absichtlich auf eine gefährliche Stelle hintreibe, sagt er heute. Solche nächtlichen Situationen seien für alle Beteiligten gefährlich, und jeder Sprayer wisse, dass er etwas Illegales mache. Er hoffe aber, dass sich die Polizei ernsthaft mit der Kritik aus Sprayerkreisen auseinandersetze, wonach die Polizei solche Unfälle in Kauf nehme.
Ich war spontan mitgegangen, aber auch wenn ich das Gelände supergut gekannt hätte: In so einer Hektik kann alles passieren. Als ich auf den Füssen landete, ging wie ein Stromschlag durch meinen Körper. Ich hatte einen Splitterbruch an beiden Sprunggelenken, beide Schienbeine gebrochen und die Lendenwirbelsäule angebrochen. Einer versuchte noch, mir zu helfen, und ich so wie in einem Kriegsfilm: Geh weiter, lass mich liegen.
Dann lag ich da und habe vor Schmerzen geschrien, und trotzdem hat mich ein Bulle mit dem Knie auf dem Rücken fixiert und mir Handschellen angelegt. Im Spital haben sie mich damit ans Bett gefesselt, bis die Ärzte protestierten. Ich verstehe schon, dass dir die Bullen nicht vom ersten Moment an trauen, wenn du am Boden liegst. Doch das war unmenschlich, ich hab ja niemanden umgebracht. Aber ja, klar: Ich habe easy einen fetten Sachschaden verursacht.
Weil er damals gerade noch nicht volljährig gewesen sei, sei er im rechtlichen Verfahren danach relativ glimpflich davongekommen, erzählt der 23-Jährige. Zwar habe er schon «eine fette Busse» erhalten, doch gleichzeitig sei ihm strafmildernd angerechnet worden, dass er mit dem Unfall auch bereits eine Lektion erhalten habe.
War der Unfall eine Zäsur für ihn? Ja, schon, aber zunächst nicht unbedingt so, wie man dies erwarten könnte.
Ich ging sogar mit Krücken wieder malen und dachte: Scheiss drauf, ich lasse mich doch von einem Unfall nicht stoppen. Aber im Nachhinein betrachtet war das Ganze sicher eine Lektion für mein Leben. Nicht wegen der Graffiti, aber weil ich tot oder querschnittgelähmt hätte sein können und in der Reha wieder von null auf laufen lernen musste. Das hat mich als Mensch reifen lassen. Ich habe immer noch ein bisschen Schmerzen, kann nicht zu viel Sport machen und werde wohl mal üble Arthrose haben – aber ich habe seit damals eine viel positivere Sicht aufs Leben.
Und irgendwann hatte ich es wie gesehen. Ich habe mich im Sprayen ausgelebt, es war meine Welt, mein Lifestyle: Müde sein, weil du in der Nacht gesprayt hast, das hat dazu gehört. Heute gibt es mir nicht mehr das gleiche Gefühl wie damals, wenn ich ein Graffito von mir sehe. Vielleicht ist es dieses Pubertäre, das ein bisschen verloren geht, jedenfalls hören viele in einem gewissen Alter auf. Ein paarmal bin ich mit Kollegen noch mitgegangen, auf die guten alten Zeiten.
(https://www.bernerzeitung.ch/graffiti-passen-zum-lifestyle-ein-bisschen-auf-die-regeln-zu-scheissen-149411959666)