Medienspiegel 28. Februar 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++FRANKREICH
Migranten in den Alpen: Sie wollen nach Frankreich
Es ist Nacht und es ist kalt. Und diese Migranten versuchen, über die Alpen von Italien nach Frankreich zu kommen. In der Coronakrise sind Grenzüberschreitungen immer schwieriger geworden.
https://de.euronews.com/2021/02/28/migranten-in-den-alpen-sie-wollen-nach-frankreich


+++MITTELMEER
Sea-Watch rettet erneut hundert Menschen aus Seenot
Am Freitag hatte Sea-Watch bereits 45 Flüchtlinge aus Seenot gerettet.
Nach sieben Monaten Zwangspause wieder aktiv: Die Helfer des Seenotretter-Schiffs »Sea Watch 3« haben erneut Migranten im zentralen Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet. 102 Menschen seien an Bord geholt worden, so die Organisation.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1148867.seenotrettung-sea-watch-rettet-erneut-hundert-menschen-aus-seenot.html
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/seenotrettung-mittelmeer-migranten-libyen-sea-watch


+++SYRIEN
Syrien: Drei Kinder sterben bei Feuer in Flüchtlingslager
Im syrischen Flüchtlingslager Al-Hol sind über 80 Prozent der Bewohner Frauen und Kinder. Bei einem Feuer am Samstagabend verloren mehrere Personen ihr Leben.
https://www.nau.ch/news/ausland/syrien-drei-kinder-sterben-bei-feuer-in-fluchtlingslager-65879365


+++SUDAN
Geflüchtete im Sudan: Vor dem Tod in die Not geflohen
Mehr als 62.000 Menschen sind nach dem Sturm auf Tigray ins Nachbarland Sudan geflohen. Sie erzählen von Gräueltaten an der Bevölkerung, ertragen Elend in überlasteten Auffanglagern – und es könnte bald schlimmer werden.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-flucht-tigray-101.html


+++SEXWORK
Nicht überall gelten die gleichen Regeln: Sextourismus innerhalb der Schweiz
Während zum Beispiel im Kanton Bern Bordelle offen sein dürfen, müssen sie in anderen Kantonen geschlossen bleiben. Dies führt dazu, dass viele Freier einfach in den Kanton Bern gehen, um ihre Lust zu befriedigen. Eine Domina fordert nun Gleichberechtigung.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/nicht-ueberall-gelten-die-gleichen-regeln-sextourismus-innerhalb-der-schweiz-140999023


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Sonntagszeitung 28.02.2021

Anklage gegen Andrea Stauffacher: Zürcher Linksextremistin muss vor das Bundesstrafgericht

Die Bundesanwaltschaft wirft Andrea Stauffacher «Gefährdung durch Sprengstoffe in verbrecherischer Absicht» vor. Hinzu kommt eine ganze Reihe mutmasslicher Delikte.

Kurt Pelda

Es kommt selten vor, dass sich Beschuldigte vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona wegen Zeigen eines Mittelfingers zu verantworten haben. Genau das ist aber einer von vielen Vorwürfen der Bundesanwaltschaft an die Adresse der 71-jährigen Andrea Stauffacher, einer bekannten Linksextremistin aus Zürich. Das geht aus der Anklageschrift hervor, die der SonntagsZeitung vorliegt.

Die Liste der mutmasslichen Delikte ist lang, doch fällt eigentlich nur ein Anklagepunkt in den Zuständigkeitsbereich der Bundesanwaltschaft: Stauffacher wird verdächtigt, den Feuerwerksanschlag auf das türkische Generalkonsulat vom Januar 2017 begangen zu haben oder zumindest daran beteiligt gewesen zu sein. Im Juristendeutsch heisst das: Gefährdung durch Sprengstoffe in verbrecherischer Absicht. Der entstandene Sachschaden war allerdings gering.

Kein Eifer bei den Ermittlungen

In der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 2017 wurden 36 Feuerwerksraketen im Flachschuss auf die diplomatische Vertretung der Türkei abgefeuert, zusätzlich zu zwei etwas grösseren «Horror-Knall-Raketen». Auf dem Führungsstab eines dieser beiden Geschosse wurde Stauffachers DNA gefunden. Der «Revolutionäre Aufbau», den die ehemalige Sozialpädagogin anführt, veröffentlichte ein Bekennerschreiben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Wie gross sind nun die Chancen, dass Stauffacher in Bellinzona wirklich wegen des Anschlags verurteilt wird? Leider hat die Bundesanwaltschaft den Fall von Anfang an verbockt. Sie erweckte nicht den Eindruck besonders eifriger Ermittlungen. Mehr als fünf Monate verstreichen nach dem Angriff, bis die zuständige Staatsanwältin, Kathrin Streichenberg, die Linksextremistin von der Polizei vorführen lässt. Jeder, der Stauffacher kennt, weiss aber, dass die AHV-Rentnerin gegenüber den «Marionetten des kapitalistischen Systems» keine Aussagen macht. Zweimal sistiert Streichenberg das Verfahren, bis sie vom Bundesstrafgericht gerügt wird und Nachhilfeunterricht in Ermittlungsarbeit erhält.

Immer wieder «Horror-Knall-Raketen»

Streichenbergs Aufgabe wird nun von Staatsanwalt Vincens Nold übernommen. Zu keinem Zeitpunkt hält es die Bundesanwaltschaft jedoch für nötig, Stauffachers Schlafstätten ausfindig zu machen und durchsuchen zu lassen. Unter der Rubrik «Beschlagnahmte Gegenstände», wo in der Anklageschrift sonst gewöhnlich Mobiltelefone, Computer und Dokumente von Beschuldigten aufgeführt sind, steht diesmal nur lapidar: keine.

Ausser einer passenden DNA hat Staatsanwalt Nold nur die Indizien, die sich aus Stauffachers früheren Verurteilung wegen Verwendung von «Horror-Knall-Raketen» ergaben. 2011 wurde sie vom Bundesstrafgericht unter anderem wegen eines fehlgeschlagenen Angriffs auf das spanische Generalkonsulat in Zürich 2002 zu einer Freiheitsstrafe von 17 Monaten verurteilt. Auch damals war Stauffachers DNA auf dem improvisierten Sprengsatz gefunden worden, einer umfunktionierten «Horror-Knall-Rakete».

Im Gegensatz zum heutigen Strafverfahren machte sich die Bundeskriminalpolizei damals noch die Mühe, die Kommunistin zu observieren. Ausserdem wurde eine Wohnung durchsucht, in der Stauffacher nächtigte. Dabei waren eine identisch modifizierte «Horror-Knall-Rakete» gefunden worden sowie Bekennerschreiben und eine Mückenspirale, wie sie auch im Fall des türkischen Konsulats 2017 als Zeitzünder zum Einsatz kam. Die improvisierten Mittel, die bei beiden Anschlägen verwendet wurden, ähneln sich somit stark.

Spanien mit der Türkei verwechselt

Allerdings unterlief Staatsanwalt Nold in der Anklageschrift ein Fehler. Als eines der Indizien für Stauffachers mutmassliche Beteiligung führte er ihre «einschlägigen Erfahrungen bei der Planung und Durchführung eines Anschlags auf das türkische Generalkonsulat» im September 2002 an. Damals gab es aber keinen Angriff auf die Türken. Vielmehr hatte Stauffacher versucht, die spanische Vertretung zu attackieren.

Die restlichen Anklagepunkte – unter ihnen der Mittelfinger, den Stauffacher Zürcher Stadtpolizisten gezeigt haben soll – sind durch Fotos und Zeugenaussagen besser belegt. Dabei geht es auch um mutmassliche Faust- und Ellbogenschläge gegen Polizisten oder Abbrennen eines Pyros im Zürcher Hauptbahnhof. Hinzu kommt der Verdacht auf Verstoss gegen die Covid-Verordnung des Bundesrats anlässlich einer verbotenen Demonstration für die «Sicherheit aller Flüchtlinge» im April 2020. Nach Meinung der Bundesanwaltschaft hat Stauffacher diese illegale Veranstaltung organisiert und angeführt.
(https://www.derbund.ch/krawall-grosi-muss-nach-bellinzona-385411463322)



Direkte Aktion in Solidarität mit Dimitris Koufontinas
In Solidarität mit dem Revolutionär Dimitris Koufontinas haben wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag das Gefängnis Bässlergut in Basel mit Farbe markiert.
https://barrikade.info/article/4238


+++RECHTSPOPULISMUS
Hassgruppe aufgelöst: «Die Gruppe ist aus dem Ruder gelaufen»
Am Wochenende berichteten wir über Morddrohungen in einer Hassgruppe mit Verbindungen zu SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Einige Stunden später löschten die Administratoren die Gruppe.
https://www.tagesanzeiger.ch/die-gruppe-ist-aus-dem-ruder-gelaufen-812511434133


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
NZZ am Sonntag 28.02.2021

Aufregung im Reich der Tiefenentspannten: In der Yogaszene formiert sich Widerstand gegen die Corona-Leugner in der Bewegung

Yogis galt bisher als unpolitisch. Doch das Virus hat selbst das verändert.

Malena Ruder

«Ach, ich schaue nie Nachrichten», brach meine bis dahin von mir sehr bewunderte Yogalehrerin damals ein Gespräch über den Terroranschlag in Nizza 2016 ab. Mit dieser unpolitischen Haltung stand sie nicht allein da in einer Szene, die bekanntlich schon seit Jahren wächst – und nicht nur den Körper, sondern auch den Geist ihrer Anhängerinnen und Anhänger formen soll. Schliesslich konzen­triert man sich auf sich selbst, darauf, seine Ge­danken zu beruhigen. Dass Nachrichten für diesen Prozess kontraproduktiv sind, versteht sich für viele anscheinend von selbst.

Seit Corona die Welt beherrscht, wurde ein nicht unerheblicher Teil dieser Szene aber nun durchaus politisch aktiv – wenn auch nicht in die Richtung, die man von einer Bewegung, der auch Mahatma Gandhi zugerechnet werden kann, eigentlich erwartet hätte.

Immer wieder tauchten Yogis in Deutschland an «Querdenker»-Demos auf; Seite an Seite mit QAnon-Anhängern, Reichsbürgern und Grös­sen der rechten Szene wird meditiert und mar­schiert. Und es wird durchaus nicht nur mitgelaufen: Die «Querdenker»-Demonstration in Hannover, bei der die Studentin Jana aus Kassel durch ihren Vergleich mit Widerstandskämp­ferin Sophie Scholl irritierende Berühmtheit erlangte, wurde mitorganisiert und -moderiert von einer Yogalehrerin.

Das Branchenmagazin «Yoga aktuell» veröffentlichte in diesem Januarheft einen Artikel über die grosse Bedeutung des Atmens für eine gelungene Yogapraxis und ein gelungenes Leben überhaupt; nicht überraschend für eine Yoga­publikation. Neu war der Fokus auf die Alltagsmasken und das Klagen darüber, wie sehr sie das kosmische Empfinden stören, das aus der Enge des Körpers und aus den Belastungen des Alltags befreien würde. Ob tatsächlich ein Schutz für andere Menschen bestehe, sei nach einigen wissenschaftlichen Forschungen zumindest zweifelhaft, meinte «Yoga aktuell».

Auch in der Schweizer Yogaszene finden sich Beispiele für Corona-Skeptiker bis hin zu Leugnern; ETH-Professor Anton Gunzinger erzählte der «NZZ am Sonntag» unter anderem, Corona sei nicht schlimmer als eine Grippe. Demos besuche er jeweils mit der Yogagruppe seiner Frau. Auf Websites findet man neben Angeboten zu Kinderyoga auch Linkempfehlungen zur Website wirsindanderermeinung.ch, einer Plattform der pointierten Kritik an den Schutzmassnahmen.

Ein Bekannter und Yogalehrer wünscht sich auf Facebook den schwedischen Weg für die Schweiz und besucht maskenpflichtige Orte mit lächelndem, demonstrativ blankem Gesicht. Und im Aargau fand in einem ­Studio weiterhin Yogaunterricht statt. Der Lehrer sieht das Ausüben der Lehre als Religion an und empfindet das Verbot deshalb als ungerecht – Gott­esdienste dürfen schliesslich mit bis zu fünfzig Personen stattfinden.

Als Reaktion darauf politisieren sich nun auch andere Teile der Yogaszene. Verschiedene Anbieter erklären auf ihren Websites bereits, dass sie sich von den querdenkenden Yoginis distanzierten. Auf dem Blog Fuckluckygohappy, dessen Anzahl Abonnentinnen und Abonnenten auf Instagram mit 27 000 immerhin der Bevölkerungsgrösse St. Gallens entspricht, fragte Sabine Nisslmüller schon im Mai in einem Text zum Thema: «Um ehrlich zu sein, habe ich mich in den letzten Wochen öfter gefragt: Seid ihr denn alle verrückt geworden?»

Auch das Online-Yogaportal Yogaeasy findet klare Worte: «Für Verschwörungstheorien jeglicher Art haben wir gar nichts übrig. Hatte übrigens auch Patanjali, der Vordenker der Yogaphilosophie, nicht. Sonst hätte er nicht Avidya, falsches Wissen, mit in die Liste der wichtigsten Hindernisse aufgenom­men. Statt sich in Panik, Egoismus oder Verschwörungstheorien zu stürzen, wird es Zeit, dass wir uns in Nächstenliebe, Ruhe und Rückzug üben.» Und auf Facebook und Instagram sind Gruppen mit Namen wie «Shantifa – Yogi:nis gegen Rechts» aktiv. Dort tauschen sich Menschen aus, die ebenfalls nicht fassen können, was da gerade passiert in ihrer Szene, die für viele eben nicht nur ein Freizeitsport, sondern ein ganzer Lebensstil ist.

Warum aber sind so viele Yogis in der «Querdenker»-Szene zu finden? Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Anhänger dieser Gruppierung. Zum einen ist das Thema der Schnittfläche zwischen spirituell interessierten Menschen und Rechtsgerichteten nicht neu. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, stand und steht in der Kritik wegen ras­sistischer Thesen. Und schon vor Corona gab es auf Youtube eine rege Szene, die Esoterik und rechtsgerichtetes Gedankengut miteinander vermischte.

Auch ist den Yogaausübenden der Körper etwas sehr Wichtiges. Er gilt als das Vehikel, in dem der Geist zur Erleuchtung fährt. Dieses muss dementsprechend gut behandelt werden. Die Anzahl an vegetarisch oder vegan lebenden Menschen, die viel Geld für Bio-Gemüse ausgeben, ist in einem Yogastudio mit Sicherheit höher als in einem kommunen Sportstudio. Auch das Interesse an alternativen Heilmethoden ist in diesen Kreisen gross, und Impfungen werden kritisch beäugt. Eine Impfung, von der Verschwörungstheoretiker behaupten, sie wirke auf die DNA und die für einige Dinge verpflichtend werden könnte (zum Beispiel für den Yogatrip nach Goa), sowieso.

Das Ego ist, folgt man der Yogaphilosophie, der Teil des menschlichen Geistes, den es zu bekämpfen gilt. Das ist sowie­so nicht einfach. Aber umso schwieriger, wenn die eigene Existenz bedroht wird. Geht man zu einer Demo, scheint man dem Virus und den Massnahmen zu seiner Bekämpfung wenigstens nicht nur tatenlos zuzusehen. Und es gibt auch das Phänomen des «spirituellen Narzissmus». Zwei niederländische Forscherinnen der Radboud-Universität zeigten seine Auswirkungen letzten Juli in einer Studie auf. Spirituelles Training macht demnach nicht in allen Fällen weltoffener, demütiger und empathischer, sondern häufig auch überheblicher.

Und auch wenn Yogalehrende in Deutschland oder in der Schweiz nicht gerade als Gurus verehrt werden, so sind sie doch für viele ihrer Schülerinnen und Schüler Personen, zu denen man aufschaut – und deren Meinung man vertraut. Wenn eine solche Person sich gegen die Wirksamkeit von Masken ausspricht oder an eine Demo geht, dann geht man vielleicht einfach mit – ohne sich zu informieren, wer denn da noch so mitmarschiert. Und macht sich so gemein mit Menschen, deren Gesinnung dem yogischen Grundsatz Ahimsa, der Gewaltlosigkeit, komplett entgegensteht.

Andere Kritiker der Massnahmen sind mit Sicherheit auch ganz pragmatisch von finan­ziellen Interessen angetrieben: Die Studios, be­reits im Frühjahr geschlossen, dann wieder offen mit viel weniger Teilnehmern, oft noch teuer aufgerüstet mit Luftreinigern, sind wieder zu. Und natürlich bezahlen nicht alle, die sonst ins Studio pilgern, für Online-Klassen, die es auf Youtube auch gratis gibt.

Im Frühling werden die Studios wohl wieder aufmachen. Einige Yogapraktizierende werden sich dann aber vermutlich ein neues suchen – das besser zu ihrer politischen Meinung passt.

Malena Ruder ist froh, beim Yoga zurzeit nicht über Politik reden zu müssen. Den Duft nach Schweiss, Gummimatten und Räucherstäbchen in den Studios vermisst sie aber.
(https://nzzas.nzz.ch/magazin/yoga-es-formiert-sich-widerstand-gegen-die-corona-leugner-ld.1604103)



Corona-Kritischem Luzerner Arzt wird Zulassung entzogen
Mit seinen Corona-kritischen Aktionen hat der Luzerner Arzt Andreas Heisler auf sich aufmerksam gemacht. Nun wird dem Mediziner die Berufsbewilligung entzogen.
https://www.nau.ch/news/schweiz/corona-kritischem-luzerner-arzt-wird-zulassung-entzogen-65879353