Medienspiegel 4. Januar 2021

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BALKANROUTE
Geflüchtete in Bosnien und Herzegowina: Lipa ist zum Albtraum geworden
Der Plan, das Lager Lipa aufzulösen und die Menschen auf andere Unterkünfte zu verteilen, scheiterte. Jetzt soll das Camp winterfest gemacht werden.
https://taz.de/Gefluechtete-in-Bosnien-und-Herzegowina/!5737977/


+++MITTELMEER
Italien: Schiff mit geretteten Migranten in Sizilien eingelaufen
Bei zwei Rettungsaktionen waren 265 Bootsflüchtlinge von dem Rettungsschiff “Open Arms” aufgenommen worden. Nun haben sie eine italienische Hafenstadt erreicht.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-01/italien-seenotrettung-open-arms-mittelmeer-migranten


Rettungsschiff Open Arms darf in Sizilien einlaufen
Angesichts der schwierigen Wetterlage hat Italien eine Landegenehmigung für die 265 Geretteten erteilt
https://www.derstandard.at/story/2000122907555/rettungsschiff-open-arms-darf-in-sizilien-einlaufen?ref=rss


+++FREIRÄUME
Linke wollen den Abriss des Gebäudes beim Eichwäldli Luzern vorerst verhindern
Die Stadt soll die Liegenschaft am Murmattweg mit einfachen Massnahmen noch für rund ein Jahr erhalten, schlagen Grüne und SP vor. So bliebe genug Zeit, um ein Konzept für eine neue Nutzung des Areals zu erarbeiten.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/alte-soldatenstube-linke-wollen-den-abriss-des-gebaeudes-beim-eichwaeldli-luzern-vorerst-verhindern-ld.2082288


+++GASSE
Obdachlosigkeit in der Corona-Krise: «Die Leute haben mehr Angst vor uns»
Ein Leben ohne Dach über dem Kopf: Für viele unvorstellbar und dennoch für viele die bittere Realität. Wie bewältigen Betroffene diese Situation? Wie gehen Betreuende damit um? Und wie hat sich diese sowieso schon schwierige Situation in der Corona-Pandemie verändert? RADIO TOP hat beim Durchgangsheim der Heilsarmee in Winterthur nachgefragt.
https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/obdachlosigkeit-in-der-corona-krise-die-leute-haben-mehr-angst-vor-uns-00148034/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Fünf Klimaaktivist*innen vor Gericht
Im Sommer 2019 blockierten Umweltaktivist*innen Banken in Basel und Zürich. Fünf von ihnen stehen jetzt vor Gericht. Was ist damals passiert? Die Hintergründe.
https://bajour.ch/a/WnSbv0f2DuIM51ht/die-klimaprozesse-von-basel
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/fuenf-beschuldigte-wegen-klimademo-in-basel-vor-gericht-140361936
-> https://www.blick.ch/wirtschaft/nach-protest-gegen-cs-und-ubs-klima-aktivisten-drohen-happige-strafen-id16275387.html


+++REPRESSION DE
Neue Prozesse gegen Kurden
60-Jähriger muss sich in Koblenz für PKK-Aktivitäten verantworten
2021 werden drei Verfahren gegen kurdische Aktivisten fortgesetzt, ein weiteres gestartet. Elf Betroffene sind in Haft.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146546.pkk-neue-prozesse-gegen-kurden.html


+++KNAST
Häftling in der JVA Pöschwies tot aufgefunden
In der JVA Pöschwies ist am Sonntagmorgen (3. Januar 2021) ein Häftling reglos in seiner Zelle aufgefunden worden.
https://www.zh.ch/de/news-uebersicht/medienmitteilungen/2021/01/haeftling-in-der-jva-poeschwies-tot-aufgefunden-.html
-> https://www.landbote.ch/inhaftierter-in-der-justizvollzugsanstalt-poeschwies-tot-aufgefunden-777830202616



nzz.ch 04.01.2021

Häftling in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies tot aufgefunden

bai. In der Justizvollzugsanstalt Pöschwies ist am Sonntagmorgen ein Häftling reglos in seiner Zelle aufgefunden worden. Dies hat die Justizdirektion am Montagabend mitgeteilt. Der Arzt konnte nur noch den Tod des Häftlings feststellen.

Wie Elena Tankovski, Mediensprecherin Justizvollzug und Wiedereingliederung, auf Anfrage sagte, deutet nach derzeitigem Stand der Untersuchungen alles darauf hin, dass der 42 Jahre alte Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. Die Obduktionsergebnisse hätten keine Hinweise auf eine Dritteinwirkung ergeben.

Bei dem Verstorbenen handelte es sich um einen wegen schwerer Körperverletzung rechtskräftig verurteilten iranischen Staatsbürger.

Die Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland hat – wie bei Todesfällen in Gefängnissen üblich – eine Untersuchung eingeleitet.

Schon vor drei Monaten war es zu einem Todesfall in der JVA Pöschwies gekommen. Damals erlag ein 35 Jahre alter Häftling einem Organversagen.
(https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-haeftling-in-der-jva-poeschwies-tot-aufgefunden-ld.1594808?mktcid=smsh&mktcval=Twitter)


+++BIG BROTHER
Fernmeldeüberwachung: Neue technische Standards
Gewisse technische Standards bei der schweizerischen Fernmeldeüberwachung werden den neuen internationalen Standards des Europäischen Instituts für Telekommunikationsnormen (ETSI) angepasst. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) setzt die revidierte Verordnung über die Durchführung der Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VD-ÜPF) auf den 1. Februar 2021 in Kraft.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81843.html


+++RASSISMUS
antira-Wochenschau: Hungerstreik im Camp Lipa, Tote im Jahr 2020, untergetauchte Neonazis in Deutschland
https://antira.org/2021/01/04/hungerstreik-im-camp-lipa-tote-im-jahr-2020-untergetauchte-neonazis-in-deutschland/


+++RECHTSPOPULISMUS
Partei droht mit Konsequenzen: Corona-Tweet von Zürcher Politiker löst Shitstorm aus
Auf Twitter hat sich ein Politiker der FDP Stadt Zürich für seine «menschenverachtende» Aussage entschuldigt. Bei der Partei läuft ein Verfahren gegen ihn.
https://www.20min.ch/story/corona-tweet-von-zuercher-politiker-loest-shitstorm-aus-229217415944
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/zurcher-fdp-politiker-kriegt-shitstorm-fur-corona-tweet-65845981
-> https://www.blick.ch/politik/die-welt-hat-zu-viel-uebergewichtige-und-kranke-menschen-fdp-lokalpolitiker-schockiert-mit-corona-tweet-id16275071.html
-> https://www.msn.com/de-ch/nachrichten/other/corona-bereinigt-das-jetzt-ein-z%C3%BCrcher-fdp-politiker-macht-auf-twitter-seltsame-bemerkungen-%C3%BCber-die-pandemie/ar-BB1csQ55?ocid=msedgdhp
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/fdp-eroeffnet-wegen-tweet-verfahren-gegen-parteimitglied-140384335


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Falscher Impftoter (†91) gemeldet – Altersheim über umstrittenen Arzt: «Wir schätzten ihn sehr – bis Corona kam»
Wegen Streit über Corona-Massnahmen kam es im Altersheim Höchweid in Ebikon LU im Sommer zum Krach mit dem Heimarzt. Zwei Tage bevor Andreas H. (52) seinen Dienst quittierte, verbreitete der Corona-Skeptiker Fake-News über einen vermeintlichen Impftoten im Heim.
https://www.blick.ch/schweiz/mittelland/falscher-impftoter-91-gemeldet-altersheim-ueber-umstrittenen-arzt-wir-schaetzten-ihn-sehr-bis-corona-kam-id16275405.html


Corona-Demos: “Querdenker” wollen nach Demo Wohnadresse von Reporter verbreiten
Anzeigen nach dem Versammlungsgesetz und der Notmaßnahmenverordnung in Wien, Ermittlungen wegen NS-Wiederbetätigung in Braunau
https://www.derstandard.at/story/2000122927256/querdenker-wollen-nach-demo-wohnadresse-von-reporter-verbreiten?ref=rss


Impfgegner und Polizei-Hasser waren auf Sprayer-Tour
Unbekannte haben Bauwände, Strassenschilder, Plakatwände und Gebäude versprayt. Die einen, weil sie ein Statement gegen «die Coronalüge» und die geplanten Impfungen setzen wollen, die anderen, weil sie etwas gegen Polizisten haben
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/grenchen/impfgegner-und-polizei-hasser-waren-auf-sprayer-tour-140383947#


+++BIG BROTHER 2
derbund.ch 04.01.2021

Test mit selbstfahrendem Wagen: Tesla überwacht uns alle – ob wir wollen oder nicht

Acht  Kameras filmen die Umgebung der autonomen Autos. Wir haben sie  ausprobiert: Wie weit die Linsen reichen, wie Passanten reagieren, was  der Datenschützer sagt – und was auf Youtube landet.

Angelika Gruber, Boris Gygax

Heimlich aufgezeichnet: Auf unserer Probefahrt waren sich Passanten nicht bewusst, dass sie gefilmt werden. Video: Boris Gygax
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv435106h.mp4

Kaum  eine andere Automarke hat in den vergangenen Jahren so viel Furore  gemacht wie Tesla. Der Konzern von Elon Musk hat einen neuen Standard  für Elektroautos und autonomes Fahren etabliert. Die Wagen gelten als  Statussymbol. Allein in der Schweiz wurden in den vergangenen drei  Jahren rund 12’000 Teslas neu zugelassen. Doch gänzlich ungetrübt ist  der Fahrspass nicht – zumindest aus datenschutzrechtlicher Sicht. Denn  die Autos sind nicht nur Transportmittel, sondern auch  Überwachungsmaschinen, die Daten sammeln und diese an Tesla in die USA  weiterleiten können. Wir wollten genauer wissen, was der Tesla alles  aufnimmt, und  haben  gemeinsam mit der Abteilung für Automobiltechnik  der Berner Fachhochschule ein Model 3 untersucht.

Im  Tesla sind acht Aussenkameras eingebaut, die die Umgebung rund um das  Auto erfassen – mit einer Reichweite von bis zu 250 Metern. Allein  hinter der Frontscheibe sind drei Kameras verbaut, die alles filmen –  von Ampeln über Fussgänger im Stadtverkehr bis hin zu weit entfernten  Objekten. Zusätzlich ist der Tesla mit Ultraschallsensoren und einem  nach vorne gerichteten Radar ausgestattet. Wie systematisch der Wagen  seine Umwelt erfasst, zeigt diese Grafik.

Alle  Objekte und Daten, die die Kameras erfassen, werden vom Bordcomputer  zusammengezogen und ausgewertet. Damit soll es in Zukunft möglich sein,  dass das Auto weitgehend von allein fährt und manövriert: Spur halten,  beschleunigen, bremsen, überholen, parkieren.

Ob stehend oder fahrend – der Tesla schneidet mit

Bereits  heute stehen dem Tesla-Fahrer und der Tesla-Fahrerin verschiedene Modi  zur Verfügung, die ihn  oder sie unterstützen sollen. Im sogenannten  Dashcam-Modus filmt das Auto während der Fahrt die Umgebung – und das  mithilfe der Kameras aus diversen Blickwinkeln. Auf den Bildern sind  Personen, Velofahrer und andere Autos gut zu erkennen und bei Bedarf zu  identifizieren – wie dieses Beispiel vor Augen führt.

Automobilexperte Peter Affolter analysiert, was der Tesla alles aufgezeichnet hat. Video: Boris Gygax
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv435105h.mp4

Der  Wächter-Modus (Sentry Mode) ist als Diebstahlschutz gedacht. Das Auto  schlägt Alarm, sobald sich jemand nähert. Dabei unterscheidet es nicht  zwischen Passanten, Hunden, Einkaufswagen oder anderen Autofahrern, die  beim Rangieren einen Parkschaden verursachen. Der Tesla filmt, was  passiert, und schickt die Bilder auf Wunsch direkt in die  Tesla-Zentrale. Auch das haben wir auf unserer Probefahrt festgehalten.

Dashcams sind nur in Ausnahmefällen erlaubt

Dabei  zeigte sich, dass die wenigsten Passanten wussten, dass sie gerade von  einem Auto gefilmt wurden. Das wirft datenschutzrechtliche Fragen auf  und kann für Tesla-Nutzer und -Nutzerinnen unangenehme Folgen haben.  Denn in der Schweiz ist der Einsatz von Dashcams eigentlich verboten und  nur in Ausnahmefällen erlaubt – etwa zur Aufklärung schwerer  Verkehrsdelikte oder Unfälle, wie ein Sprecher des Eidgenössischen  Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (Edöb) erklärt.

Heimliches  Filmen anderer Verkehrsteilnehmer ist hingegen nicht erlaubt. «Private  Dashcams sollten nicht dazu benützt werden, die anderen  Verkehrsteilnehmer systematisch zu überwachen. Es ist Sache der Polizei,  für die Sicherheit im Strassenverkehr zu sorgen», so der Edöb-Sprecher.

Diese Einschätzung bestätigte auch das Schweizer Bundesgericht in einem Urteil aus dem Jahr 2019.

Während  der Fahrt empfiehlt der Edöb daher, den Dashcam-Modus nicht permanent  laufen zu lassen. Auch bei parkierten Autos im Wächter-Modus mahnt die  Behörde zur Vorsicht. «Wir raten jenen, die sichergehen und keinen  datenschutzrechtlichen Verstoss riskieren möchten, diese Funktion  (Sentry Mode) zumindest nicht im öffentlichen Bereich zu aktivieren.»

US-Behörden können mitschauen

Der  Tesla filmt nicht nur – er speichert das Material auch und kann es  danach in die Firmenzentrale in den USA übertragen. Darauf weist das  Unternehmen in den Nutzungsbedingungen hin. Dort heisst es, Tesla könne Daten wie Kamerabilder «entweder persönlich (beispielsweise während eines Servicetermins) oder über Fernzugriff erheben».

In  den Datentransfer hat der Fahrer selbst keinen Einblick, wie Peter  Affolter, Professor für Automobil- und Fahrzeugtechnik an der Berner  Fachhochschule, erläutert. «Man weiss nicht, wann, welche und wie viele Daten übertragen werden», sagt er.

Eine  Übertragung der Daten in die USA ist aus Sicht der Schweizer  Datenschützer heikel. Denn damit können sich auch staatliche US-Behörden  Zugriff auf die Informationen verschaffen – und das, ohne dass  Tesla-Fahrer und -Fahrerinnen aus der Schweiz oder gefilmte Personen das  verhindern könnten. Der Edöb warnte jüngst,  dass die entsprechende Datenschutzrichtlinie, auf die sich auch Tesla  beruft, keinen ausreichenden Schutz bietet. Tesla scheint das nicht zu  stören. Das Unternehmen beruft sich weiterhin auf das Regelwerk – das sogenannte Swiss-US Privacy Shield Regime.

Tesla-Fahrer  stehen damit vor einer schwierigen Wahl. Sollen sie alle technischen  Finessen nutzen, die das Auto bietet? Oder ist es angezeigt, mit  Rücksicht auf den Datenschutz lieber darauf zu verzichten?

Zumindest  für parkierte Teslas gibt es eine Lösung: Wer nicht will, dass das Auto  im Wächter-Modus Videoaufnahmen samt Fahrgestellnummer an die  Konzernzentrale schickt, kann das in den Einstellungen relativ einfach  abschalten.

Wer  jedoch darüber hinaus auch nicht möchte, dass Tesla andere Daten aus  dem eigenen Fahrzeug auswertet, zahlt einen hohen Preis: Denn wer  Widerspruch gegen die Datenübertragung einlegt, läuft Gefahr, dass der  Wagen keine Softwareupdates mehr erhält, die Fernwartung entfällt und  auch andere Funktionen nicht mehr verfügbar sind. «Dies  kann dazu führen, dass bei Ihrem Fahrzeug eine lediglich eingeschränkte  Funktionalität, ernsthafte Schäden oder Funktionsunfähigkeit eintreten», warnt Tesla in der Datenschutzerklärung. Eine wirkliche Wahl gibt es also nicht.

Den  Preis dafür zahlen damit wir alle – auch weil es wohl kaum jemanden  gibt, der auf diese Funktionen verzichten will. Fest steht: Wer sich in  der Nähe eines Teslas aufhält, sollte sich benehmen. Denn: Tesla might  be watching you. Tesla selbst wollte keinen Kommentar zu diesem Bericht  abgeben.
(https://www.derbund.ch/teslas-als-moderne-ueberwachungsmaschinen-758491460448)