Medienspiegel 30. Dezember 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++DEUTSCHLAND
»Sie wohnen dort wie in Zelten«
Gesundheitsgefahr für Geflüchtete auch in deutschen Unterkünften groß. Sächsische Aktivisten fordern Kurswechsel. Ein Gespräch mit Mark Gärtner
https://www.jungewelt.de/artikel/393437.umgang-mit-schutzbed%C3%BCrftigen-sie-wohnen-dort-wie-in-zelten.html


+++BALKANROUTE
Flüchtlingslager Lipa: Migranten in Bosnien zurück in ausgebranntem Lager
Hunderte Geflüchtete warten weiter auf eine winterfeste Unterkunft. Ihre Verlegung wurde von Anwohnern gestoppt. Die Menschen mussten zurückkehren in ein leeres Lager.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/fluechtlingslager-lipa-bosnien-fluechtlinge-verlegung-protest
-> https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlingsdrama-auf-der-balkanroute-obdachlose-gefluechtete-muessen-in-abgebranntes-lager-zurueck-a-a3947a98-edc4-4cd3-928e-bd70045d99c8
-> https://www.ard-wien.de/2020/12/30/fluechtende-und-migranten-in-bosnien-und-herzegowina-19-busse-und-kein-plan/
-> https://www.derbund.ch/ohne-dach-im-schnee-899855761141
-> https://leavenoonebehind.ch/


Die Lage der Geflüchteten in Bosnien (WDRforyou)
Eine Woche nach dem absichtlichen Brand des Camps Lipa in Bosnien, ist die Situation der Geflüchteten ungewiß. Bamdad Esmaili berichtet auf Deutsch-Persisch
https://www.facebook.com/watch/live/?v=1551866548534162&ref=watch_permalink
-> https://www.facebook.com/SOSBalkanroute
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146406.gefluechtete-bosnisches-fluechtlingscamp-lipa-wird-evakuiert.html
-> https://www.deutschlandfunk.de/lage-der-fluechtlinge-in-bosnien-bankrotterklaerung-der.694.de.html?dram:article_id=490057
-> https://www.bonvalot.net/menschen-werden-sterben-wenn-nicht-schnell-etwas-passiert-892/


+++ATLANTIK
2200 Migranten starben dieses Jahr auf Seeweg nach Spanien
Laut Hilfsorganisationen starben im Jahr 2020 rund 2200 Migranten auf dem Seeweg nach Spanien. Die meisten davon auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln.
https://www.nau.ch/politik/international/2200-migranten-starben-dieses-jahr-auf-seeweg-nach-spanien-65843951


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Wie weit werden sie gehen?
Die Pandemie hat den Klimastreik lahmgelegt. Nun haben die Aktivistinnen die Zeit genutzt, um sich neu auszurichten. Das Programm im bisher unveröffentlichten Strategiepapier: Systemumbruch, Widerstand, mehr ziviler Ungehorsam.
https://www.republik.ch/2020/12/30/wie-weit-werden-sie-gehen


+++BIG BROTHER
Online-Massenüberwachung zwischen Schweiz und dem Ausland auf dem Prüfstand
Verletzt der Schweizer Geheimdienst mit seiner “Kabelaufklärung” Grundrechte? Das Bundesverwaltungsgericht muss dies nun klären.
https://www.heise.de/news/Online-Massenueberwachung-zwischen-Schweiz-und-dem-Ausland-auf-dem-Pruefstand-5000887.html


Gesichtserkennung und Risikobewertung: 10 Tage im Gefängnis wegen Algorithmen
In den USA wurde ein mutmaßlich Unschuldiger wegen eines Algorithmus nicht nur inhaftiert. Eine Software verhinderte auch seine Freiheit auf Kaution.
https://www.heise.de/news/Gesichtserkennung-und-Risikobewertung-10-Tage-im-Gefaengnis-wegen-Algorithmen-5001003.html


Künstliche Intelligenz erweitert Videotechnik: Die urbane Überwachung
Ursprünglich zur Verkehrsbeobachtung gedacht, haben Überwachungskameras in immer mehr Bereichen Einzug gehalten. Mittlerweile können sie mehr als nur Bilder aufzeichnen: Verhaltens- und Gesichtserkennung wecken Begehrlichkeiten.
https://netzpolitik.org/2020/die-urbane-ueberwachung/


+++POLIZEI TI
Vorfall in Lugano – Beamte fordern Bodycams: Polizei muss sich wegen rabiater Verhaftung erklären
In Lugano mussten vier Polizisten einen jungen Mann verhaften. Das Video der Festnahme kursiert im Netz. Das Vorgehen der Beamten wird dabei als rabiat bezeichnet. Die Polizei wehrt sich und fordert den Einsatz von Bodycams.
https://www.blick.ch/schweiz/tessin/vorfall-in-lugano-beamte-fordern-bodycams-polizei-muss-sich-wegen-rabiater-verhaftung-erklaeren-id16269698.html


+++POLIZEI CH
tagesanzeiger.ch 30.12.2020

Gewalt gegen Polizisten: Angeschossen, schwer verletzt – und wieder auf Streife

Der  Einsatz an einer Demo hätte den Zürcher Stadtpolizisten Oliver M. fast  ein Auge gekostet. Ordnungshüter werden immer öfter attackiert – Corona  hat diese Entwicklung noch verschärft.

Gregor Poletti

Ein  Wochenende im Herbst, viele Leute haben genug von den Einschränkungen:  Maskenpflicht und immer Abstand halten – und das alles wegen dieses  Coronavirus. Rund 500 Personen versammeln sich auf dem Turbinenplatz in  Zürich und demonstrieren lautstark gegen die «Corona-Lüge».  Weil die meisten Teilnehmer an diesem 19. September die Maskenpflicht  nicht einhalten, greift die Polizei ein und trägt einzelne Demonstranten weg. Das sorgt für Aufruhr – die Stimmung droht zu kippen.

Solche Demonstrationen  gegen Corona-Massnahmen haben dieses Jahr immer wieder für brenzlige  Situationen gesorgt. «Dabei kam es häufig zu Übergriffen. Das fing mit  Beleidigungen an. Es wurde aber auch gepöbelt, gespuckt, und unsere  Leute wurden tätlich angegriffen», sagt Johanna Bundi Ryser, Präsidentin  des Verbandes Schweizerischer Polizei-Beamter.

Eine Demonstration artet aus

Was  es bedeutet, wenn bei einer Demo die Stimmung aus dem Ruder läuft,  musste der Zürcher Stadtpolizist Oliver M. schmerzlich am eigenen Leib  erfahren. Damals, am 22.  Januar, war Corona noch eine Krankheit weitab der Schweiz. Die  Demonstranten sahen den Infektionsherd für grosses Ungemach nicht in  China, sondern in Davos. Die von ihnen ausgemachte Seuche: die dunklen Machenschaften der Wirtschaftselite, die sich gleichzeitig am Weltwirtschaftsforum WEF traf. Also ab auf die Strasse und Krawall machen.

«Ein greller Blitz, ein lauter Knall, und ich ging zu Boden.» Das rechte Auge von Oliver M. wird von einem Feuerwerkskörper getroffen. Instinktiv legt der 30-jährige Stadtpolizist seine Hand auf das Auge und spürt, wie Blut seine Hand herunterfliesst. Jetzt setzt der Schock ein.

Polizist Oliver M. wird an der Anti-WEF-Demo in Zürich von einem Geschoss getroffen und geht zu Boden.Video: Tamedia
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv434864h.mp4

Gut zehn Monate später erzählt Oliver M. von den damaligen Ereignissen. Er tut dies mit grosser Distanziertheit. So, als würde ihm dies helfen, das Geschehene nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. Die Order an diesem Mittwochabend im Januar: den  bewilligten Demonstrationszug auf die vorgesehene Route lenken.  Abzweigende Strassen werden mit einem Kordon von Polizisten abgesperrt.  Möglichst Provokationen vermeiden. Der Helm wird nicht aufgesetzt. Die  Polizisten sollen als Menschen erkennbar sein.

Dann  zerfällt das getroffene Dispositiv: Unbemerkt von den Ordnungskräften  löst sich eine Gruppe, schleicht sich um einen Häuserblock, fällt den  Polizisten in den Rücken und beschiesst sie mit Leuchtkörpern, Flaschen  und Steinen. Mittendrin Oliver M. Jetzt muss es schnell gehen, eine  geordnete Lagebesprechung ist nicht mehr möglich. «Ein chaotischer Moment.» Es gilt, die unter Feuer stehenden Kollegen zu schützen und sich in Sicherheit  zu bringen. Oliver M. feuert eine Ladung Gummischrot ab und versucht  sich hinter einem Einsatzwagen zu verschanzen. Zu spät. Ein Geschoss  trifft den 1,95-Meter-Hünen am Kopf. Er fällt.

Belastende Abklärungen nach der Verletzung

Dann  kommen die wirklich schwierigen Stunden für Oliver M. Bis in die  Morgenstunden hinein untersuchen Ärzte sein malträtiertes Auge. Er sieht  keine Farben mehr, alles ist verschwommen, der Schmerz gross. Die  Ungewissheit nagt an ihm: Wird er auf dem rechten Auge erblinden? «Diese Abklärungen waren belastend»,  sagt er. Der Befund umso erfreulicher: Es sind keine Splitter ins Auge  eingedrungen, die Sehkraft sollte zurückkehren. Heute zeugt nur noch eine leicht gerötete Narbe ob dem Augenlid von den dramatischen Stunden. «Ein kleiner schwarzer Punkt im Gesichtsfeld wird wohl bleiben», bilanziert Oliver M.

Wie  hat er das psychisch verarbeitet? Träumt er noch von dieser Nacht? Hat  er jetzt Angst vor dem Streifendienst, vor Einsätzen an Demonstrationen?  Er sei bereits in der Nacht von einem Offizier sehr gut betreut worden.  Auch seine Kollegen waren für ihn eine Stütze: Viele aufmunternde Worte  und Unterstützung habe er erfahren. Und besonders wichtig: die  Gespräche mit den Kollegen, die sich damals auch im Einsatz befanden.  So habe sich mit der Zeit ein Mosaik zusammengefügt, das es ihm  ermöglicht habe, die Ereignisse der unheilvollen Nacht zu  rekonstruieren. All das habe ihm Kraft gegeben. Eine professionelle  Begleitung habe er nicht in Anspruch genommen.

Oliver  M. ist überzeugt, das alles habe ihn weder schreckhafter noch  aggressiver gemacht. Er hege keinen Groll gegen diese Chaoten, er  konzentriere sich auf sich selbst. Schliesslich hätte es noch viel  schlimmer kommen können, sage er sich oft. Das helfe.

Über 3000 Anzeigen

Die steigende Bereitschaft zu Gewalt gegen die rund 20’000 in der Schweiz im Einsatz stehenden Polizistinnen und Polizisten ist eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren stark akzentuiert hat. Registrierte die Polizei im Jahr 2000 noch 774-mal Gewalt und Drohungen gegen Beamte und Behörden, wurde letztes Jahr mit 3251 Anzeigen ein neuer Rekord erzielt. Überdurchschnittlich oft wurden Beamte in den Kantonen Bern, Freiburg, Luzern und St. Gallen angegangen.

Mit den vom Bundesrat vor Weihnachten beschlossenen strengeren Massnahmen und dem Beizen-Lockdown dürfte sich die Situation noch verschärfen.  Statistiken zum laufenden Jahr gibt es derzeit noch nicht. Der Trend zu  mehr Gewalt gegen Polizisten und Beamte habe sich in diesem Corona-Jahr aber akzentuiert, sagt Gewerkschafterin Bundi Ryser.

Der Präsident der Polizeikommandanten in der Schweiz, Mark Burkhard, bestätigt: «Wir  stellen fest, dass die Stimmung angespannter wird, dass viele Menschen  in dieser Zeit ganz grundsätzlich verunsichert sind und vermutlich auch  deswegen dünnhäutiger reagieren.» Eine Erfahrung, die man auch in verschiedenen Polizeikorps macht,  beispielsweise bei der Kantonspolizei Bern: Brenzlige Situationen würden  schneller eskalieren, heisst es dort.

Inzwischen ist die Thematik auch in der Politik angekommen: Die Forderung der Polizeigewerkschaften nach härteren Strafen für Randalierer scheint zu  fruchten. Im Juni hat der Ständerat eine Gesetzesänderung eingeleitet,  die ein schärferes Vorgehen anpeilt. Statt Geldstrafen in leichten  Fällen soll künftig immer eine Freiheitsstrafe ausgesprochen werden. Damit folgte er auch dem dringlichen Appell des Bündner Ständerates Stefan Engler (CVP): «Diejenigen, die für unsere Sicherheit den Kopf hinhalten, dürfen im Gegenzug erwarten, dass wir ihnen den Rücken freihalten.»

Oliver  M. ist heute wieder voll einsatzfähig und im Streifendienst tätig.  Schon als kleines Kind habe er davon geträumt, Stadtpolizist zu werden.  Das lasse er sich durch einen solchen Vorfall nicht nehmen.



Neue Befugnisse für Polizisten

Die  eidgenössischen Räte haben in der Wintersession das Covid-19-Gesetz  verabschiedet. Maskenverweigerer und Leute, die sich nicht an die  Distanzregeln halten, können neu zu einer Busse von bis zu 300 Franken  verdonnert werden. Allerdings haben die beiden Kammern die Vorlage in  einem entscheidenden Punkt abgeschwächt. Es sollen keine Bussen verteilt  werden, wenn eine Maskentragpflicht nicht klar erkenntlich ist. Dies  ist etwa in Fussgängerzonen oder auf belebten Plätzen der Fall. Jetzt  wird die Verordnung erarbeitet. Wann diese frühestens in Kraft tritt,  kann das Bundesamt für Gesundheit noch nicht sagen. Allerdings ist die  neue Bussenregelung noch nicht in Stein gemeisselt. Voraussichtlich am  21. Juni des kommenden Jahres stimmt das Volk über das Referendum der  «Freunde der Verfassung» gegen das Covid-19-Gesetz ab. (red.)
(https://www.tagesanzeiger.ch/angeschossen-schwer-verletzt-und-wieder-auf-streife-157258937329)


+++POLIZEI DE
Auch Deutschland hat ein Polizeiproblem
Trotz sich häufender Einzelfälle: Bundesinnenminister verhindert Studie zu Rassismus in Behörden
Ein Forschungsprojekt der Uni Bochum liefert viele Belege dafür, dass Beamte bei rassistischem Fehlverhalten nicht mit Strafe rechnen müssen. Zugleich gibt es bei ihnen kaum Problembewusstsein.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146440.rassismus-auch-deutschland-hat-ein-polizeiproblem.html


+++POLICE FR
Frankreich erlebte ein Jahr der Proteste
Schwindendes Vertrauen in Ordnungskräfte angesichts von Polizeigewalt und institutionalisiertem Rassismus
In Frankreich wächst der Widerstand gegen straflose Übergriffe von Polizisten. Deren Lobby und rechte Politiker wollen die Aufdeckung der Skandale behindern.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146441.rassismus-frankreich-erlebte-ein-jahr-der-proteste.html


+++QUEER
Zürcher Stadtpolizei führt «Hate-Crime-Statistik» ein – Rendez-vous
Zürich hat europaweit das Image einer Schwulen- und Lesben-freundlichen Stadt. Trotzdem gibt es immer wieder verbale und körperliche Angriffe auf Homosexuelle. Ab nächstem Jahr wird die Zürcher Stadtpolizei deshalb eine Statistik über sogenannte Hass-Delikte führen.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/zuercher-stadtpolizei-fuehrt-hate-crime-statistik-ein?id=9187cb81-5a95-4f0e-a53f-68f78d62daa4


+++RECHTSEXTREMISMUS
Das gesamte Neonazi-Netzwerk hinter der AfD: Verbindungen zu NSU, NPD & dem Lübcke-Mörder
https://www.volksverpetzer.de/recherche-afd/afd-neonazi-netzwerke-1985-2020/


Polizei sucht nach 475 untergetauchten Nazis
Nach den meisten Rechtsextremisten wird wegen Gewalttaten gefahndet
In Deutschland befinden sich 475 per Haftbefehl gesuchte Rechtsextremisten auf freiem Fuß. Besonders beunruhigend: Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2014 ist die Zahl deutlich gestiegen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146403.rechtsextremismus-polizei-sucht-nach-untergetauchten-nazis.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
tagesanzeiger.ch 30.12.2020

Immunisierung gegen Corona – Impfkritiker instrumentalisieren Tod eines 91-jährigen Schwerkranken

Die  Corona-Impfung habe im Kanton Luzern ein Todesopfer gefordert,  behaupten Corona-Skeptiker in den sozialen Medien. Die Behörden dagegen  dementieren. Bemerkenswert ist, wie der Todesfall überhaupt publik  wurde.

Fabian Renz, Markus Häfliger, Nik Walter

Die neue  Corona-Impfung weckt neben Hoffnungen auch Ängste. Die schnelle  Entwicklung, die relativ geringe (wenn auch wissenschaftlich genügende)  Anzahl Testpersonen, ein gewisses Misstrauen gegenüber der  Pharmaindustrie: All dies sorgt bei vielen Menschen für Furcht vor  Nebenwirkungen – und könnte den Fortschritt der Impfkampagne in den nächsten Wochen zumindest verzögern.

Eine  seit Dienstagabend kursierende Meldung schien nun die Befürchtungen der  Skeptiker plötzlich zu bestätigen. Ein Bewohner eines Pflegeheims im  Kanton Luzern starb demnach, wenige Tage nachdem er die Corona-Impfung erhalten hatte. Die Luzerner  Behörden und das Heilmittelinstitut Swissmedic bestätigten den Fall am  Mittwoch gegenüber den Medien. Dabei blieb aber die entscheidende Frage zunächst offen: ob die Impfung mit der Todesursache zu tun habe oder nicht.

Die  Aufregung hatte sich da allerdings längst ausgebreitet. Viele  Kommentatoren in den sozialen Medien verbreiteten unbesehen die  Behauptung, der Mann sei an der Impfung gestorben.

Woher die Meldung stammt

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, wie die Information über den Todesfall  publik wurde. Sie tauchte erstmals am Dienstag in den  Social-Media-Kanälen bekannter Impfkritiker und Corona-Skeptiker auf.  Etwa auf dem Twitter-Account einer Berner Psychiaterin.

Zum Zeitpunkt dieses Tweets war der 91-Jährige in Luzern erst wenige Stunden tot.

Der erste ausführliche Bericht erschien dann am Mittwoch im Onlinemedium  «Zeitpunkt» unter dem Titel «An Heiligabend geimpft, fünf Tage später  tot». Der Verfasser des Textes, Christoph Pfluger, engagiert sich  federführend beim Referendum gegen das Covid-19-Gesetz und steht mit der  impfkritischen Szene im Austausch.

Wie gelangte die Todesnachricht inklusive vieler klinischer Details so rasch in diese Kanäle?

Starke  Indizien deuten darauf hin, dass ein mit dem Fall betrauter Arzt (Name  der Redaktion bekannt) die Todesnachricht noch am Todestag selber, dem 29. Dezember, in Corona- und impfkritischen Kreisen verbreitet hat. So gelangte sie unter anderem zu Daniel Stricker, einem Blogger und Youtuber aus dem Thurgau. Am Dienstag veröffentlichte Stricker auf seiner Internetplattform den Wortlaut einer E-Mail, die, laut Stricker, ein Arzt an einen breiten Empfängerkreis verschickt hatte.

In der E-Mail schreibt der Arzt, er selber sei für die entsprechende Demenzabteilung im Pflegeheim zuständig. Er nennt klinische Details des Todesfalls. Und er präzisiert, dass er die Mail an Stricker und andere Empfänger verschickt habe, noch bevor er überhaupt die Leichenschau vorgenommen und die Arzneimittelbehörde Swissmedic über den Todesfall informiert habe.

Auf Anfrage dieser Zeitung wollte Stricker den Absender der Mail nicht nennen. Die Mail sei jedoch echt, betont Stricker. «Ich arbeite nur mit Fakten.»

Der  Heimarzt des betreffenden Pflegeheims wollte gegenüber dieser Zeitung  keine Stellung nehmen. Die Leiterin des Heims verwies ihrerseits für  Auskünfte an die Heilmittelbehörde Swissmedic.

Diese  wiederum sah sich am Mittwochabend veranlasst, ein umfassendes Dementi  zu verschicken: Zwischen dem Todesfall und der Impfung sei «kein  Zusammenhang ersichtlich». Beim Verstorbenen handle es sich um eine  91-jährige Person mit mehreren schweren Vorerkrankungen. «Die zur  Verfügung stehenden, umfassenden Angaben weisen auf die vorbestehenden  Erkrankungen als natürliche Todesursache hin», heisst es in der  Swissmedic-Mitteilung. Bei Impfungen gegen das Coronavirus seien bisher keine unbekannten Nebenwirkungen aufgetreten.

Schmerzen, Rötungen, Schwellungen

Was ist bislang über Nebenwirkungen des Impfstoffs BNT162b2 von Pfizer/Biontech effektiv bekannt?

Es  gibt davon offenbar relativ viele, freilich harmlose und kurzlebige:  Dies geht aus der im «New England Journal of Medicine» veröffentlichten  Zulassungsstudie hervor. So berichteten von den über 43’000 Probanden gut 70 Prozent von Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle. Weiter litt ein beträchtlicher Teil der Geimpften hinterher an Müdigkeit und Kopfschmerzen.

In  ganz seltenen Fällen kann es bei einer Impfung zu schweren allergischen  Nebenwirkungen kommen, im schlimmsten Fall zu einem anaphylaktischen  Schock. Doch diese Nebenwirkungen treten schon innert Minuten nach der  Impfung auf, meist in der ersten halben Stunde, und nicht erst nach fünf  Tagen. Daher wird auch geraten, nach einer Impfung für 30 Minuten im Impfzentrum zu verweilen, damit die Ärzte im schlimmsten Fall eingreifen könnten.

Ungeachtet dieser Fakten ist der Luzerner Fall für die Behörden eine «Herausforderung kommunikativer Art». Das sagt Michael Jordi, der Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren. Jordi verweist darauf, dass – unabhängig von Corona – in der Schweiz jede Woche knapp 1400 Personen stürben; davon seien rund 600 über 85 Jahre alt.

Je  mehr dieser Personen gegen Corona geimpft würden, desto grösser werde  die statistische Wahrscheinlichkeit, dass auch eine dieser betagten  Personen kurz nach der Impfung sterbe, ohne  dass ihr Tod mit der Impfung irgendetwas zu tun habe. «Es gibt», so  Jordi, «ein krankheits- oder altersbedingtes Lebensende unabhängig von  der Impfung.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/impfkritiker-instrumentalisieren-tod-eines-91-jaehrigen-schwerkranken-263619170587)
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/coronavirus-todesfall-nach-coronaimpfung-in-luzern-zusammenhang-gemaess-swissmedic-hoechst-unwahrscheinlich-ld.2081366



Querdenker, querfinanziert: Das Geschäft mit dem Corona-Protest
Die Bewegung gegen die Corona-Politik gibt trotz Verboten und selbst erklärter Großdemopause nicht ganz auf. Doch sie zersplittert. Immer klarer wird, wie sich Querdenker-Promis bereichern. Haben sie mit der Wut der Straße nur spekuliert?
https://www.rnd.de/politik/querdenker-querfinanziert-das-geschaft-mit-dem-corona-protest-YD3EC7HON5B7HG7TQXD2O7CGY4.html


Querdenken in der Krise – Chance für Linke?
Die Bewegung der rechtsoffenen Gegner der Corona-Maßnahmen ist von verschiedenen Seiten unter Druck. Entstehen neue Initiativen, vielleicht auch von links?
https://www.heise.de/tp/features/Querdenken-in-der-Krise-Chance-fuer-Linke-5000779.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1146422.corona-leugner-die-vielen-gesichter-der-maskenfeinde.html


Kundgebungen in Berlin: Geisel rechnet stellenweise mit Gewalt auf Demos am Mittwoch
Eine geplante Demonstration der Initiative “Querdenken” zum Jahresende in Berlin wurde verboten. Trotzdem sind für Mittwoch mehrere dezentrale Aktionen angekündigt. Der Berliner Innensenator rechnet mit Gewalt “an der ein oder anderen Stelle”.
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/12/berlin-demos-querdenken-innensenator-geisel-polizei-corona.html
-> https://www.tagesspiegel.de/berlin/mehrere-demos-in-berlin-geplant-geisel-rechnet-bei-kundgebungen-am-mittwoch-auch-mit-gewalt/26758014.html


Die Mütter von Coronazien
In Zeiten von Corona treibt es Teile der Waldorfschul-Bewegung zum Messaging-Dienst Telegram. In halb-öffentlichen Gruppen wird gegen Staat und Presse gehetzt, es werden Verschwörungsmythen verbreitet und der Nationalsozialismus verharmlost. Eine Recherche von Anthroposophie.blog mit Kommentaren der Sozialwissenschaftlerin Nora Feline Pösl.
https://anthroposophie.blog/2020/12/29/die-mutter-von-coronazien/



badische-zeitung.de 30.12.2020

Atteste für alle: Der Arzt, dem die Corona-Leugner vertrauen

Ein Mediziner aus Südbaden behauptet, Sars-CoV-2 gebe es gar  nicht. Mathias Poland wettert gegen Politiker und Virologen – und dient  Maskenverweigerern als Anlaufstelle für zweifelhafte Atteste.

Von Sarah Trinler

Eher unauffällig praktizierte Mathias Poland viele Jahre lang als  Hausarzt zunächst in Wehr und später in Zell im Wiesental. Seit Ausbruch  der Corona-Pandemie macht er zunehmend auf sich aufmerksam. In der  Anti-Corona-Bewegung und Querdenker-Szene hat sich der 62-Jährige einen  Namen gemacht, häufig tritt er als Redner auf Demonstrationen gegen die  Corona-Verordnungen auf. Öffentlich wettert er gegen Politiker und  Virologen, spricht vom “dritten Weltkrieg”, in dem der PCR-Test “die  neue Waffe” sei, und ruft dazu auf, sich dem “Maskenwahn” zu  widersetzen.

Darüber hinaus gilt Poland als jemand, der Atteste zur Befreiung von der  Maskenpflicht ausstellt – auch wenn mutmaßlich keine gesundheitlichen  Beschwerden vorliegen. Zumindest in einem Fall ist dies konkret  nachweisbar.

Wie einfach ist ein Masken-Attest zu bekommen?

“Versucht es doch bei Dr. Poland in Zell”, schreibt eine  Chat-Teilnehmerin in einer öffentlichen Gruppe des Messenger-Dienstes  Telegram. An anderer Stelle meint eine Mutter, die nicht möchte, dass  ihr Sohn in der Schule eine Maske tragen muss: “Dr. Poland ist super.  Hat mir auch sehr geholfen.” Und eine weitere Chat-Teilnehmerin  kommentiert: “Ja, Dr. Poland ist super.”

In Telegram-Gruppen der Initiativen “Querdenker” und “Eltern stehen auf”  aus Waldshut und Lörrach nennen Chat-Teilnehmer immer wieder mal den  Namen des Arztes aus dem Wiesental. Besonders, wenn sie anderen  erklären, wie sie sich der Maskenpflicht widersetzten oder bei welchem  Arzt sie ein Attest zur Befreiung bekommen haben.

Praxisbesuch bei Poland

Ein solches Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht hat auch ein  junger Mann, der nicht genannt werden möchte, bei Poland bekommen. Wie  er der Badischen Zeitung berichtet, wollte er “einfach mal  ausprobieren”, ob es wirklich so einfach sei, an ein Attest zu kommen,  wie in den Sozialen Netzwerken beschrieben werde. Kurzerhand habe er per  E-Mail bei Mathias Poland einen Termin vereinbart.

Die Praxis in Zell im Wiesental ist nur noch ein Mal pro Woche geöffnet,  Poland ist seit September 2019 in einer Schweizer Klinik tätig. “Beim  Praxisbesuch habe ich dem Arzt erzählt, wie nervig ich es finde, dass  man nun überall die Maske tragen muss, und dass ich das Gefühl habe, mit  der Maske nicht richtig reden zu können”, sagt der junge Mann.

Attest gegen Bargeld – und ohne Versichertenkarte

Daraufhin habe ihm Poland erklärt, dass dies alleine kein Grund sei für  ein Attest. Das Attest müsse Kontrollen standhalten, es müsse konkrete  gesundheitliche Einschränkungen beinhalten. “Dann wollte er wissen, ob  ich irgendwelche Krankheiten habe oder hatte, etwa Asthma oder  Herzprobleme. Das habe ich dann alles verneint.” Danach sei er kurz ins  Wartezimmer geschickt worden. Nach zehn Minuten Praxisbesuch habe er ein  Attest in den Händen gehalten.

In dem Attest, das der BZ vorliegt, steht, dass der Patient Beschwerden  habe, die “ohne Zweifel auf eine schwere Beeinträchtigung des  Stoffwechsels durch das Tragen der Maske” hinweisen würden. Da “Gefahr  im Verzug” herrsche, müsse der Patient von der Maskenpflicht befreit  werden. “Dann musste ich noch fünf Euro bezahlen. Es war also nicht so,  dass der Arzt einen größeren Betrag verlangt hat, um daraus etwa Profit  zu schlagen.” Die Krankenkassenkarte habe Poland nicht gewollt, nur die  persönlichen Daten für die Erstellung des Attests.

Poland redet auf Demos – aber nicht mit der Zeitung

Die BZ hat Mathias Poland mit diesem Fall konfrontiert. Mehrfach und auf  verschiedenen Kanälen wurde versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen.  Vergebens. Eine Anfrage zum Gespräch hat der Zeller Arzt schriftlich mit  den Worten “Ich denke, es ist momentan nicht die Zeit für  Zeitungsinterviews” abgelehnt.

Kommunikationsfreudig tritt Poland hingegen auf Demonstrationen auf.  Seine Reden werden ins Internet gestellt, geteilt und kommentiert.  “Niemand hat je das Virus gesehen”, sagte er etwa bei einer  Corona-Mahnwache am 19. September in Schopfheim. Er habe “keinerlei  belastbare Hinweise, Studien, Untersuchungen gefunden, die dieses Virus  nachweisen”. Somit seien alle Corona-Maßnahmen auf einer unberechtigten  Hypothese aufgebaut.

Poland erklärt Pandemie für beendet

Bereits am 6. Juni erklärte Poland bei einer Veranstaltung der  Bürgerinitiative Grundrechte Dreyeckland in Schopfheim die Pandemie für  beendet. Bei der Querdenker-Demo am 10. Oktober in Lörrach ging Poland  detailliert auf den PCR-Test ein: “Einen Test – noch dazu einen so  schlechten – zur Erzeugung einer fiktiven Pandemie von historischen  Ausmaßen zu nehmen, das ist ein Verbrechen gegen die gesamte  Menschheit.”

Auch beim Thema Masken positioniert sich der Zeller Arzt deutlich: Sie  seien “hochgradig gesundheitsschädlich”, Kinder könnten sogar daran  sterben. Bei mehreren öffentlichen Veranstaltungen gab Poland konkrete  Handlungsanweisungen, wie etwa bei der Querdenker-Demo am 10. Oktober in  Lörrach: “Widersetzen Sie sich mit allen Ihren Kräften, allen  juristischen Mitteln dem Maskenwahn. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre  Kinder Masken tragen.”

Polizei muss anstrengende Diskussionen führen

Tatsächlich bekommen Schulen und Polizei mitunter Gegenwehr aus der  Bevölkerung zu spüren. Jörg Kiefer, Polizei-Pressesprecher für den  Landkreis Lörrach, berichtete, dass es bei den Demonstrationen gegen die  Corona-Verordnungen in Lörrach und Schopfheim “laufend anstrengende  Diskussionen für die Beamten bezüglich der Maskenpflicht” gebe. Dies  koste Kraft und Personal.

Auch die Nerven des Staatlichen Schulamts Lörrach werden strapaziert.  Amtsleiter Hans-Joachim Friedemann berichtete in einem BZ-Interview von  einer “extremen Stimmungsmache”, die die durch die Pandemie ohnehin  stark beanspruchten Schulleitungen und den Schulalltag zusätzlich  belasteten. Friedemann weiter: “Daneben gibt es leider auch wenige  Ärzte, die am Rand der Legalität agieren wie ein heute im Kanton  Baselland tätiger Mediziner, der früher in Zell im Wiesental praktiziert  hat. In einer Rede auf dem Viehmarkplatz in Waldshut hat er  Schulleitungen als Pseudo-Gurus diffamiert und Eltern aufgefordert, die  Polizei zur rechtlichen Klärung zu rufen, falls die Schulen Schüler  trotz Attest zum Tragen einer Maske auffordern.” Auch wenn Friedemann  Polands Namen nicht explizit nennt, ist dieser der einzige Arzt, auf den  die Umschreibung zutrifft.

Wenige Masken an der Waldorfschule

Das Wirken des Arztes zeigt sich womöglich auch an verschiedenen Schulen  im Landkreis Lörrach. Eine Mutter, deren Kinder die Waldorfschule in  Schopfheim besuchen, spricht von “ziemlich vielen Kindern”, die in der  Schule keine Masken tragen. In manchen Klassen seien es sechs bis zehn  Kinder, erzählt die Mutter. Da die Abstände nicht immer eingehalten  werden könnten, würden einige Eltern, die für das Tragen von Masken  sind, ihre Kinder sogar zuhause lassen.

“Mittlerweile gibt es Familien mit mehreren Kindern, die auf einen  Schlag an einem Tag alle ein Attest vorlegen”, sagt die Mutter. Durchaus  seien die Atteste Thema bei den Kindern. Sie erzählten sich  untereinander, dass alle Familien, die im Besitz eines Attests seien,  sich abgesprochen hätten, zu welchem Arzt sie gehen würden. “Es wird  erzählt, dass viele dieser Atteste von dem Dr. Poland kommen”, so die  Mutter.

Zahlreiche Beschwerden gegen Ärzte

Auf Nachfrage der BZ bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg, ob der  Fall Poland dort bekannt sei, gibt es keine konkrete Antwort, weil  keine personenbezogenen Auskünfte erteilt werden dürften. Freilich prüfe  die Landesärztekammer mit ihren vier Bezirksärztekammern im Rahmen der  Berufsaufsicht eingehende Beschwerden, teilt Oliver Erens, Leiter der  Ärztlichen Pressestelle, mit. Auf der Ebene der vier Bezirksärztekammern  habe es bereits “zahlreiche Beschwerden” gegen Ärzte gegeben.

Bei begründetem Verdacht könne es auch zur Einleitung eines  Ermittlungsverfahrens durch die Kammeranwälte der Bezirksärztekammern  kommen, die Verstöße gegen die Berufsordnung überprüfen. “Das Ausstellen  unrichtiger Gesundheitszeugnisse” – dazu gehören auch Gefälligkeits-  und Blanko-Atteste – ist nach §278 StGB ein Straftatbestand”, schreibt  Erens. Bei Nachweis müsse mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren oder  mit Geldstrafen gerechnet werden.

Gegen andere Ärzte wird ermittelt

Im Zuge einer Umfrage (Stand: 4. November) seien bisher  Ermittlungsverfahren im mittleren zweistelligen Bereich von den  Bezirksärztekammern gemeldet worden. Hierbei handele es sich um  Verfahren, bei denen entweder noch ermittelt werde oder die an die  zuständige Staatsanwaltschaft weitergegeben oder bereits eingestellt  wurden.

Anfang Dezember wurde der Fall einer Offenburger Ärztin und Homöopathin  bekannt, die angeblich Atteste gegen das Maskentragen ausgestellt haben  soll, ohne die Patienten selbst in Augenschein genommen zu haben. Vom  Amtsgericht hat die Ärztin einen Strafbefehl über 22.500 Euro erhalten,  ob dieser rechtskräftig geworden ist, ist nicht bekannt.

Zuvor war sie mehrfach bei Kundgebungen gegen die Einschränkung der  Grundrechte durch die Corona-Verordnungen – auch weit über die Ortenauer  Szene der Corona-Skeptiker hinaus – aufgetreten. Bundesweit für  Aufsehen sorgte kürzlich der Fall eines Passauer Frauenarztes, der 1000  Gefälligkeitsatteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt  haben soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.



Warum wir den Namen des Arztes nennen

Die Badische Zeitung nimmt Persönlichkeitsrechte sehr ernst.  Normalerweise bedeutet dies, dass wir über eine Person mit vollem Namen  oder anderweitig identifizierend nur mit deren Einverständnis berichten,  sofern es keine Person der absoluten Zeitgeschichte ist die ohnehin  ständig im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht. Selbst im Fall der  Verdachtsberichterstattung über Straftaten genießt der Schutz der  Identität einer Person rechtlich meist Vorrang vor dem Bedürfnis nach  umfassender Information. Sehr häufig ist für die Berichterstattung der  Vorgang als solcher auch wichtiger als die Frage, wer etwas womöglich  getan hat oder eben nicht.

In dem vorliegenden Beitrag haben wir uns nach sorgfältiger  Güterabwägung für eine andere Vorgehensweise entschieden. Angesichts der  Corona-Pandemie, die auch Südbaden in ein Ausnahmesituation gestürzt  hat, aber gerade auch angesichts der Diskussionen über die Maskenpflicht  und Bestrebungen, diese zu unterlaufen, halten wir die Aktivitäten des  Arztes Mathias Poland für so gravierend, dass das öffentliche  Informationsinteresse den Persönlichkeitsschutz in diesem Fall  überwiegt.

Natürlich haben wir Herrn Poland die Gelegenheit zu einer Stellungnahme  gegeben, die er nicht wahrnahm. Sich jedem Gespräch zu verweigern darf  aber nicht dazu führen, eine Berichterstattung über wichtige  Informationen zu verhindern. Dann hätten die Bürgerinnen und Bürger das  Nachsehen. Zudem ist Herr Poland seit Ausbruch der Pandemie zunehmend  selbst in die Öffentlichkeit getreten. Seine Aussagen auf  Demonstrationen von Corona-Leugnern sind gründlich dokumentiert. Für  seinen Umgang mit Attesten gegen die Maskenpflicht gibt es zahlreiche  Belege. Ohne Namensnennung hätte der Bericht in dieser Form keinen Sinn  ergeben. Mit einer Formulierung nach dem Motto “Ein Arzt im Wiesental”  hätten wir andere Mediziner in ein falsches Licht gerückt. Trotzdem  bleibt es dabei: Für eine Stellungnahme des Arztes sind wir jederzeit  offen.

 Thomas Fricker
(https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/der-arzt-dem-die-corona-leugner-vertrauen)


+++HISTORY
Rasche Prüfung der Ausfuhrgesuche der Crypto International AG und TCG Legacy in Liquidation
Mit Antrag vom 10. Juni 2020 unterbreitete das WBF dem Bundesrat mehrere Einzelausfuhrgesuche für die Lieferung von Chiffriergeräten und Chiffriermodulen. Am 19. Juni 2020 hat der Bundesrat dem Ersuchen der Bundesanwaltschaft um Ermächtigung zur Strafuntersuchung wegen allfälliger Widerhandlungen gegen die Güterkontrollgesetzgebung gestützt auf eine Strafanzeige des SECO gegen unbekannt stattgegeben. Gleichentags beschloss er, den Entscheid über die durch das WBF unterbreiteten Einzelausfuhrgesuche bis zum Abschluss der Untersuchungen durch die Bundesanwaltschaft auszusetzen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81844.html
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/bundesrat-rasche-prufung-der-ausfuhrgesuche-in-crypto-affare-65844226
-> http://www.kleinreport.ch/news/crypto-affare-nachfolgefirmen-der-crypto-ag-durfen-beschlagnahmte-gerate-exportieren-96156/