Medienspiegel 27. Dezember 2020

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+++BALKANROUTE
Hunderte Menschen kampieren bei Schneefall im Freien
Nachdem vergangene Woche das bosnische Flüchtlingslager Lipa geräumt wurde, haben etwa 1300 Menschen keine Unterkunft mehr. Hilfsorganisationen sprechen vom „Moria vor unserer Haustür“.
https://www.sueddeutsche.de/politik/lipa-fluechtlinge-migranten-bosnien-1.5158461


+++GRIECHENLAND
Sonntagszeitung 27.12.2020

Flüchtlinge auf Lesbos: Aktivisten fordern mehr Engagement von Bundesrätin Keller-Sutter

Im September brannte das Lager Moria nieder, die Schweiz eilte zu Hilfe. Doch inzwischen sind die Zustände schlimmer als je zuvor.

Cyrill Pinto

Vier Tonnen Hilfsgüter sandte die Schweiz im September auf die griechische Insel. Nach dem verheerenden Brand des Flüchtlingslagers waren Hunderte Familien mit ihren Kindern obdachlos. Doch heute, drei Monate später, ist die Situation im neu errichteten Lager schlimmer als je zuvor.

Letzte Woche stand das Camp unter Wasser. Die Krätze grassiert. Ratten beissen die Bewohner. Ausserdem ist das Lager kein sicherer Ort: Kürzlich wurde ein dreijähriges Mädchen in dem Lager vergewaltigt, wie die griechischen Behörden später bestätigten.

Diese Woche wandten sich deshalb Menschenrechtsaktivisten in einem persönlichen Brief an Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Darin fordern sie von der Vorsteherin des für die Migrationspolitik zuständigen Justiz- und Polizeidepartements mehr Engagement für die betroffenen Flüchtlinge – insbesondere auch für die Kinder. Die Schweiz mit ihrer humanitären Tradition stehe in der Verantwortung, eine Vorreiterrolle bei der Bewältigung des Elends in diesen Lagern zu übernehmen, heisst es darin. Die Unterzeichner fordern neben der Aufnahme von Menschen zusätzliche Hilfsmassnahmen.

Kinder wollen sich das Leben nehmen

Die Lebensbedingungen vor Ort sind katastrophal, wie Mitarbeiter von NGOs schildern. Etwa Katrin Brubakk, die zurzeit als Kinderpsychologin auf Lesbos im Einsatz ist. Die Norwegerin mit Schweizer Wurzeln arbeitet für Ärzte ohne Grenzen auf der Insel und betreut traumatisierte Kinder. Durch ihre Flucht bereits in Mitleidenschaft gezogen, setzen die dort herrschenden «sehr schlimmen Lebensbedingungen» den Kindern noch mehr zu, wie Brubakk berichtet.

In dem nach dem Brand von Moria hastig aufgebauten Zeltlager stehe das Wasser bei Regen knöcheltief. «In den Zelten ist alles nass, auch die Teppiche und Matten, auf denen die Flüchtlinge schlafen», berichtet Brubakk. Manche Zelte klappten wegen des Wassers ganz zusammen. Hinzu komme die katastrophale sanitäre Lage: Die Menschen im Lager hätten seit drei Monaten nicht mehr duschen können, es fehle an warmem Wasser. «Kinder bräuchten nach dem Trauma der Flucht eigentlich Ruhe, Stabilität und Voraussehbarkeit», sagt Psychologin Brubakk. Stattdessen erleben sie Gewalt, Unsicherheit und prekäre Lebensbedingungen. «Davon kriegen die Kinder Albträume und Panikattacken», sagt Brubakk. Die Angst bleibt nicht ohne Folgen: In diesem Jahr dokumentierte MSF 50 Fälle, in denen Kinder versuchten, sich das Leben zu nehmen. «Das Jüngste war gerade einmal 8 Jahre alt», sagt Brubakk.

Auch Raquel Herzog von der Schweizer NGO SAO Association war kürzlich vor Ort und hat die katastrophalen Verhältnisse mit eigenen Augen gesehen. Die Hilfsorganisation kümmert sich dort vor allem um Frauen und ihre Kinder auf der Flucht, versorgt sie mit Nahrung, Hygieneartikeln oder Babymilch. «Die Pandemie hat die Situation für die Flüchtlinge nochmals verschlechtert, da sie das Lager nicht verlassen dürfen und weniger Hilfe von aussen hinkann» weiss Herzog. Warum die offizielle Schweiz sich nicht mehr engagiert, ist für Herzog «unverständlich». «Europa muss zusammen mit den griechischen Behörden dieses Lager auflösen», sagt sie. Zumindest für die Kinder und die alleine flüchtenden Frauen, die besonders verletzlich sind, müsse mehr getan werden – auch vonseiten der offiziellen Schweiz. «Es darf nicht sein, dass in unserem Einflussgebiet solche unmenschlichen Zustände herrschen», sagt Herzog.

«Die Schweiz muss sich mehr engagieren»

Die Schweiz schickte nach dem Brand von Moria vier Tonnen Hilfsmaterial auf die Insel. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit errichtete Gemeinschaftszelte, lieferte Schutzmasken und sorgte für sauberes Trinkwasser. Bisher habe die Schweiz 90 unbegleitete Minderjährige aus Griechenland aufgenommen, teilt das Staatssekretariat für Migration auf Anfrage mit. Trotzdem sind in dem Lager noch immer rund 7400 Menschen untergebracht, fast die Hälfte davon sind Kinder.

Verantwortlich für die prekäre Lage der Menschen ist auch politisches Kalkül. Die griechische Regierung schaffe bewusst schlechte Bedingungen, damit weniger Menschen aus der Türkei nach Griechenland flüchten, lautet ein wiederholter Vorwurf von Hilfsorganisationen. Eigentlich besteht zwischen der EU und der Türkei ein Abkommen zur Übernahme von Menschen, die keine Chance auf Asyl in der EU haben. Gleichzeitig sind die griechischen Behörden verpflichtet, Flüchtlinge schnell zu registrieren und deren Asylgesuch zu prüfen. Nur so könnte das Lager Kara Tepe schnell aufgelöst werden. Doch seit die Türkei das Abkommen im Frühling sistierte, harren die Flüchtlinge auf Lesbos aus.
(https://www.derbund.ch/aktivisten-fordern-mehr-engagement-von-bundesraetin-keller-sutter-925467795975)



Weihnachtsbrief an Europa – Flüchtlinge auf Lesbos: „Tiere werden besser behandelt“
Selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen aus dem neuen Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos haben sich in einem Weihnachtsbrief an Europas Bürger und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt.
https://nex24.news/2020/12/fluechtlinge-auf-lesbos-tiere-werden-besser-behandelt/


Mutter im Flüchtlingslager auf Samos: »Mein Sohn wurde zweimal Zeuge von Suizid«
Es brauchte sechs Anläufe, bis Sarah S. mit einem Schlauchboot europäischen Boden erreichte. Die afghanische Frauenrechtlerin berichtet hier von täglicher Gefahr – und warum ihr Sohn dringend Hilfe benötigt.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlingscamp-auf-samos-mein-sohn-und-ich-sind-leichte-beute-fuer-jede-art-von-gewalt-a-17d3bafe-fe3c-4f70-9810-fe6d322b8973


+++LIBANON
Flüchtlingslager im Libanon nach Streit in Brand gesetzt
Ein Streit zwischen Campbewohnern und einer einheimischen Familie eskalierte. Rund 75 Familien leben in dem Lager
https://www.derstandard.at/story/2000122785679/fluechtlingslager-im-libanon-nach-streit-in-brand-gesetzt?ref=rss
-> https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/libanon-fluechtlingslager-brand-syrische-fluechtlinge-verletzte
-> https://www.tagesschau.de/ausland/brand-fluechtlingslager-libanon-101.html



+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Basel ist und bleibt Nazi frei!
KGÖ(Kommunistische Jugendorganisation) -Mitglieder:innen haben am 22. Dezember in Basel ein Transparent für Basel Nazi Frei aufgehängt.
Ob hier in der Schweiz, in Basel, ob in Moria oder Rojava, ob in Polen oder Chile; wir werden unseren internationalen Kampf vergrössern.
https://barrikade.info/article/4106


+++MENSCHENRECHTE
Am Bildschirm Verbrechen aufdecken
Das Evidence Lab von Amnesty International setzt moderne Technik ein, um Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen. Im Interview geht der Leiter Sam Dubberley ins Detail.
https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2020-4/evidence-lab-interview-sam-dubberley#


+++KNAST
Im Gefängnis
Stacheldraht und Überwachungskameras, Einbrecher und Mörder. Der Frutiger Simon J. arbeitet dort, wo andere Menschen eingesperrt sind. Unser Redaktor Pascal Müller hat ihn besucht. Ein Nachmittag hinter Gittern.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/186975/


+++RECHTSEXTREMISMUS
Spuren führen in die Schweiz: AfD-Mann beschaffte Balkan-Waffen für Neonazis
Alexander R. wohnte und geschäftete in der Schweiz. Jetzt sitzt er in U-Haft. Er soll im grossen Stil Rechtsextreme mit Waffen aus Kroatien ausgerüstet haben. Ermittlungsakten legen zudem einen ungeheuren Verdacht nahe.
https://www.blick.ch/schweiz/spuren-fuehren-in-die-schweiz-afd-mann-beschaffte-balkan-waffen-fuer-neonazis-id16265326.html
-> https://www.derbund.ch/afd-mann-soll-waffen-fuer-neonazis-beschafft-haben-227002651754
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/mutmasslicher-deutscher-waffenschieber-offenbar-in-stgallen-wohnhaft-00147716/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
„In Krisen werden Mythen mächtiger“
Regiert Bill Gates die Welt, wer hat Angst vorm Impfen? Die Psychologin Pia Lamberty erklärt, wo Verschwörungserzählungen anfangen
https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/in-krisen-werden-mythen-maechtiger


Was die Pause des „Querdenken“-Initiators Michael Ballweg bedeutet
Die „Querdenken“-Bewegung um Michael Ballweg, die hinter vielen Demos gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland steckt, legt eine Pause ein. Am Heiligabend veröffentlichte und verbreitete „Querdenken“ eine Videobotschaft Ballwegs, in der dieser den zwischenzeitlichen Stopp ankündigte.
https://www.watson.de/!854967643