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+++ZÜRICH
Die Immunität des Mario Fehr
Darf gegen den Zürcher Sicherheitsdirektor eine Strafuntersuchung geführt werden? Die Geschäftsleitung des Kantonsrats wischt die Frage vom Tisch. Ob das zulässig war, wird nun das Bundesgericht entscheiden.
https://www.republik.ch/2020/12/14/die-immunitaet-des-mario-fehr
-> Faktencheck: https://www.wo-unrecht-zu-recht-wird.ch/de/Hintergrund/Faktencheck?fbclid=IwAR3JJfO-HXGOS9IX5wzYZONRiTdYMxDpoergMSRhmc0DPbMchP2kL9ezax0
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/anzeige-gegen-zuercher-sicherheitsdirektor-mario-fehr-wird-fall-fuer-bundesgericht-140227995
-> https://www.zsz.ch/anzeige-gegen-sicherheitsdirektor-mario-fehr-fall-fuer-bundesgericht-923204107441
-> https://www.landbote.ch/anzeige-gegen-sicherheitsdirektor-mario-fehr-fall-fuer-bundesgericht-923204107441
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/strafanzeige-gegen-mario-fehr-landet-vor-bundesgericht-00146806/
-> https://www.nau.ch/ort/zurich/anzeige-gegen-sicherheitsdirektor-mario-fehr-fall-fur-bundesgericht-65835988
Faktencheck
Die Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich, das ihr unterstellte Sozial- sowie das Migrationsamt wiederholen in ihren Stellungnahmen gebetsmühlenartig, dass es sich bei den Menschen in den Nothilfeunterkünften um abgewiesene Asylsuchende handle, die sich illegal in der Schweiz aufhalten würden. Die Medienmitteilungen sind zudem regelmässig darum bemüht, ein Bild von straffälligen, besonders renitenten Asylsuchenden zu verbreiten. Auf diese Weise werden die Betroffenen in der öffentlichen Wahrnehmung selbst als Träger von Grundrechten delegitimiert, während das rechtsstaatliche Handeln der Behörden herausgestrichen wird. Mit einem Faktencheck inklusive Verlinkungen zu den entsprechenden Quellen möchten wir Ihnen hier die Möglichkeit geben, diese Darstellungen zu überprüfen.
https://www.wo-unrecht-zu-recht-wird.ch/de/Hintergrund/Faktencheck?fbclid=IwAR3JJfO-HXGOS9IX5wzYZONRiTdYMxDpoergMSRhmc0DPbMchP2kL9ezax0
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tagesanzeiger.ch 14.12.2020
Missstände in Notunterkünften: Asylorganisationen wollen Mario Fehrs Immunität aufheben
Das Bundesgericht wird entscheiden, ob der Kantonsrat eine Strafuntersuchung gegen den Zürcher Sicherheitsdirektor nochmals zum Thema machen muss.
Sechs Betroffene aus Zürcher Notunterkünften haben am 9. Dezember beim Bundesgericht Beschwerde gegen einen Entscheid der Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsrats eingereicht. Dies teilt der Berufsverband «Demokratische Juristinnen und Juristen Schweiz» (DJS), der sich für den Erhalt des Rechtsstaates und der Grundrechte einsetzt, am Montag mit. Der Verband unterstützt die Anzeigeerstattenden zusammen mit Solidarité sans frontières.
Dem Schritt nach Lausanne ging eine Strafanzeige von Ende Mai bei der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft voraus. Die Anzeige richtet sich gegen Sicherheitsdirektor Mario Fehr, Andrea Lübberstedt, Chefin des kantonalen Sozialamts, Asylkoordinatorin Esther Gasser Pfulg sowie den CEO und zwei Mitglieder der Geschäftsleitung der Firma ORS. Die ORS betreibt die fünf Rückkehrzentren, in denen abgewiesene Asylsuchende wohnen.
Entscheid ohne Abklärungen zu treffen
Kritisiert werden die Zustände in den Notunterkünften zu Beginn der Corona-Krise. In den sogenannten Rückkehrzentren sind Menschen untergebracht, deren Asylgesuche abgewiesen worden sind. Die Verantwortlichen hätten ihre Schutz- und Handlungspflicht gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern und die Empfehlungen des Bundes zur Eindämmung der Pandemie in den Unterkünften verletzt, lautet der Vorwurf.
Weil Fehr als Regierungsrat Immunität geniesst, hatte der Kantonsrat über ein allfälliges Strafverfahren gegen ihn zu befinden. Die Geschäftsleitung des Parlaments entschied im November, auf die Anzeige gegen Fehr sei gar nicht einzutreten. Der Entscheid fiel aufgrund eines entsprechenden Antrags der Staatsanwaltschaft.
Darin entlastete die Staatsanwaltschaft II für besondere Untersuchungen Fehr und die Mitbeschuldigten. Die Verantwortlichen von Sicherheitsdirektion und Betreiberfirma hätten «die diesbezüglichen Schutzmassnahmen während des inkriminierten Zeitraums stetig umgesetzt und angepasst», hiess es.
Weil die Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsrats nicht auf das Gesuch eingetreten sei, entscheide sie über das weitere Schicksal der Strafklage, ohne eigene Abklärungen vorgenommen zu haben, schreibt der DJS. Er moniert zudem, die Geschäftsleitung habe nicht wie vom Gesetz vorgesehen die Justizkommission oder den gesamten Kantonsrat entscheiden lassen.
Kritik an der Oberstaatsanwaltschaft
Auch an der Oberstaatsanwaltschaft übt der Verband Kritik: Sie habe keinerlei Untersuchungen vorgenommen, sondern folge der Annahme des zuständigen Staatsanwalts, wonach die Strafklage haltlos sei. Damit werde «eindeutig politisch motiviert eine Strafuntersuchung verhindert».
Die Anzeigeerstatter verlangen, dass der Kantonsrat einen gesetzeskonformen Entscheid über die Immunität von Regierungsrat Fehr fällt und dass gegen ihn eine Strafuntersuchung eröffnet wird. Auch die Strafuntersuchung gegen die verantwortlichen Amtspersonen und die Firma ORS Service AG solle umgehend erfolgen.
tif/SDA
(https://www.tagesanzeiger.ch/mario-fehrs-immunitaet-soll-aufgehoben-werden-225505560592)
+++SCHWEIZ
Junge, abgewiesene Asylsuchende dürfen in der Schweiz ihre Ausbildung nicht beenden: Von der Lehre in die Leere
Das Schweizer Asylsystem hat seine Tücken. So müssen manche Menschen, obwohl sie gut integriert sind und einen Job haben, die Schweiz verlassen. Der Nationalrat entscheidet nun, ob zumindest Lehrlingen geholfen werden soll. BLICK hat sechs von ihnen getroffen.
https://www.blick.ch/schweiz/junge-abgewiesene-asylsuchende-duerfen-in-der-schweiz-ihre-ausbildung-nicht-beenden-von-der-lehre-in-die-leere-id16244904.html
+++BALKANROUTE
Flüchtlinge in Bosnien: In Plastikzelten durch den Winter
Im Flüchtlingslager Lipa in Bosnien überwintern Hunderte Flüchtlinge, teilweise nur in Plastikzelten. Die Internationale Organisation für Migration hat der Regierung in Sarajevo nun ein Ultimatum gestellt.
https://www.tagesschau.de/ausland/bosnien-lipa-reportage-101.html
+++GRIECHENLAND
Scharfer Protest gegen Informationssperre auf Lesbos: „Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich“ kritisiert Zugangsverbot für Wiener JournalistInnengruppe
Auf der griechischen Insel Lesbos vegetieren Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen. Eine generelle Informationssperre hinderte nun auch eine österreichische Recherchegruppe, die Lager zu besuchen. „Menschenverachtender Zynismus kennt innerhalb der Europäischen Union keinerlei Grenzen mehr“, so Rubina Möhring, Präsidentin von „Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich“.
https://www.rog.at/pm/scharfer-protest-gegen-informationssperre-auf-lesbos-reporter-ohne-grenzen-rsf-oesterreich-kritisiert-zugangsverbot-fuer-wiener-journalistengruppe/
+++EUROPA
Europäische Union: EU-Staaten uneins über Asylreform
Bundesinnenminister Horst Seehofer wollte während des deutschen EU-Vorsitzes den Asylstreit lösen. Doch die Verteilung Geflüchteter ist weiter ungelöst.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/eu-staaten-asylreform-horst-seehofer-innenminister-asylpoltik
-> https://www.tagesschau.de/ausland/keine-einigung-bei-asylreform-101.html
+++FREIRÄUME
Gemeinderatsantwort auf Motion Fraktion SVP „Ende Zwischennutzung Schützenmatte: Die aufgehobenen gebührenpflichtigen Parkplätze sind umgehend provisorisch wieder in Betrieb zu nehmen: Die leidende Stadtkasse ist auf diese Einnahmen von 600’000 Franken pro Jahr dringend angewiesen!“
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-14-dezember-2020/motion-fraktion-svp-ende-zischennutzung.pdf/download
Gemeinderatsantwort auf Postulat Fraktion SVP „Schützenmatte Zwischennutzung neu denken“
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-14-dezember-2020/postulat-fraktion-svp-schutzenmatte.pdf/download
+++GASSE
Drogen im öffentlichen Raum: Verdrängung, Schikane, kontrolliertes Gewährenlassen
Dem öffentlichen Raum wird in demokratischen Gesellschaften eine besondere Qualität zugeschrieben: Denn er steht formal allen offen, unabhängig von Stand und Vermögen, und er soll der Ort sein, an dem sich das soziale Leben auch physisch manifestiert. Da gerade Marginalisierte ihr Leben in den öffentlichen Raum verlagern (müssen), entscheidet die Regulierung dieser Sphäre (mit) über ihre gesellschaftliche Teilhabe. Am Umgang mit den offenen Drogenszenen in Deutschland zeigt sich, dass für manche der öffentliche Raum in einen Repressionsraum verwandelt wird.
https://www.cilip.de/2020/12/11/drogen-im-oeffentlichen-raum-verdraengung-schikane-kontrolliertes-gewaehrenlassen/
+++JUSTIZ
Konzept der Bundesanwaltschaft – Ständerat will prüfen: Welche Behörde klärt welche Verbrechen?
Der Bundesrat soll die Kompetenzverteilung durchsehen: Bei welchen Delikten ermittelt die Bundesanwaltschaft?
https://www.srf.ch/news/schweiz/konzept-der-bundesanwaltschaft-staenderat-will-pruefen-welche-behoerde-klaert-welche-verbrechen
+++ANTITERRORSTAAT
Nachrichtendienst zählte im November 49 „Risikopersonen“
Im November 2020 verzeichnete der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) 49 Risikopersonen. Als „Risikoperson“ gelten Personen, die ein erhöhtes Risiko für die innere und äussere Sicherheit der Schweiz darstellen. Dies schrieb der Bundesrat am Montag auf eine Anfrage aus dem Parlament.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2020/20201214193142906194158159038_bsd166.aspx
+++KNAST
Gericht weist Klage eines Häftlings wegen Misshandlungen ab: Freispruch für drei Gefängniswärter
Die Einzelrichterin am Bezirksgericht Bremgarten hat die angeblichen Misshandlungen in einem Aargauer Bezirksgefängnis anders eingestuft als der betroffene Häftling. Sie sprach die Beschuldigten frei.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/gericht-weist-klage-eines-haeftlings-wegen-misshandlungen-ab-freispruch-fuer-drei-gefaengniswaerter-140220946
+++BIG BROTHER
Was spricht gegen die elektronische ID? – Rendez-vous
Wer sich vor einer Firma oder einem Amt ausweisen muss, tut das in der Regel am Schalter mit der Identitätskarte. In Zukunft soll dies mit einer elektronischen Identität, einer sogenannten E-ID möglich sein. Über die gesetzliche Grundlage der E-ID stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung im März ab.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/was-spricht-gegen-die-elektronische-id?id=5a0fd3f7-3420-42ed-9d3c-9ff625b85a73
Bahnhof Berlin Südkreuz
Seehofer will wieder mit Videoüberwachung experimentieren
Die Deutsche Bahn investiert im großen Stil in den Ausbau der Überwachung von Bahnhöfen. Bundesweit sollen tausende neue Kameras installiert werden. Das Berliner Südkreuz soll als „Sicherheitsbahnhof“ erneut zum Labor für neue Technologien werden.
https://netzpolitik.org/2020/bahnhof-berlin-suedkreuz-seehofer-will-wieder-mit-videoueberwachung-experimentieren/
Crypto-Wars: EU-Staaten wollen Zugang zu verschlüsselten Nachrichten
Eine Resolution der Innenminister fordert „rechtmäßigen Zugang zu Daten“ in verschlüsselter Kommunikation. Das weckt Befürchtungen, dass Anbieter wie WhatsApp zum Einbau von Hintertüren verpflichtet werden könnten.
https://netzpolitik.org/2020/crypto-wars-eu-staaten-wollen-zugang-zu-verschluesselten-nachrichten/
+++POLICE BE
Gemeinderatsantwort auf Interfraktionelle Motion GLP/JGLP, GFL/EVP, SP/JUSO, AL/GaP/PdA „Externe Evaluation der Wirksamkeit der Massnahmen der Polizei zur Bekämpfung von Rassismus in den eigenen Reihen“
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-14-dezember-2020/interfraktionelle-motion-glpjglp-externe.pdf/download
Gemeinderatsantwort auf Motion Rai/Abdirahim „Unabhängige Untersuchung der Kantons Polizei zu Racial Profiling und Stellungnahme zu den Äusserungen von Regierungsrat Müller“
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-14-dezember-2020/motion-rai-unabhangige-untersuchung-der-kantons.pdf/download
+++POLICE FR
Sicherheitsgesetz: Französische Demonstranten kritisieren „willkürliche“ Festnahmen
Die Verbreitung von Foto- und Filmaufnahmen von Polizeieinsätzen soll in bestimmten Fällen verboten werden. Bürger protestieren seit Wochen dagegen
https://www.derstandard.at/story/2000122469151/sicherheitsgesetz-franzoesische-demonstranten-kritisieren-willkuerliche-festnahmen?ref=rss
+++RASSISMUS
tagesanzeiger.ch 14.12.2020
Beschuldigte Minderheiten: Auf der Suche nach dem Corona-Sündenbock
Der Zürcher Imam Muris Begović ist beunruhigt über Anfeindungen gegen Menschen aus dem Balkan. Auch Antisemitismus nimmt zu.
Martin Sturzenegger
Vergangene Woche verfasste Muris Begović einen Alarm schlagenden Aufruf. «Aus Sorge um den Zusammenhalt der Gesellschaft», wie er sagt. Der Titel der 5000 Zeichen langen Schrift: «Wenn Menschen zu Zahlen werden und Migranten wieder schuld sind».
Darin appelliert der Zürcher Imam an die Verantwortung einiger Politiker, die die aktuelle Corona-Krise nutzen würden, um Stimmung gegen Migrantinnen und Migranten zu machen. «Wie so oft schauen wir über die Grenze und führen eine Diskussion, die von dort aufgesetzt wird», schreibt Begović.
«Sie besetzen unsere Spitalbetten»
Der 39-Jährige verweist auf den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz, der Menschen aus dem Balkan und der Türkei für den Anstieg der Corona-Infektionen in seinem Land verantwortlich mache. Es sind Menschen, die Begović in seiner Funktion als Imam und als Vertreter der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich vertritt. «Wieso braucht es für jede Krise einen Sündenbock?», fragt Begović.
Das Narrativ von Kurz hält auch in der Schweiz Einzug: Migrantinnen und Migranten, die angeblich für die Verbreitung des Virus verantwortlich sind. Die Gefahr, die von aussen kommt. Anfang Dezember reichte SVP-Nationalrat Thomas Aeschi eine schriftliche Anfrage ein: «Corona-Heimkehrer aus dem Balkan und Wirtschaftsmigranten aus Afrika und arabischen Ländern besetzen unsere Spitalbetten.»
Aeschi spricht von «70 Prozent Migranten in Corona-Betten». Ein Wert, den er einem Artikel der «Basler Zeitung» entnommen hatte, der wiederum auf Schätzungen einer einzigen anonymisierten Pflegerin beruht. Für den SVP-Politiker Dominik Straumann Grund genug für weitere Spekulation: «Die ersten Zahlen bis vor den Herbstferien liessen auf eine Kumulation unter Balkanrückkehrern schliessen.» Um welche Zahlen es sich genau handelte, gab er nicht preis.
Aeschi wollte es genauer wissen. Er verlangte vom Bundesrat eine Aufschlüsselung der Corona-Fälle in Schweizer, Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund. Dazu die Frage: «Ist der Bundesrat bereit, diese Quersubventionierung von Ausländern durch hart arbeitende Schweizer zu unterbinden?» Statt der gewünschten Aufklärung erhielt Aeschi vom Bundesrat einen Korb. Der Bund verfüge über keine Angaben über die Nationalität der am Virus erkrankten Personen. Er sei der Ansicht, dass der Zugang zum Gesundheitswesen für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz gleichermassen gewährleistet sein muss.
Die Zürcher SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer bedauert «die Intransparenz des Bundesrats». «Wo Rauch ist, ist auch Feuer.» Wenn gar Pflegende, die in der Regel «sozial eingestellt» seien, sich Sorgen machten, sei dies ein ernst zu nehmendes Zeichen. «Entsprechende Fakten könnten hilfreich sein, um das Corona-Problem besser zu erkennen.» So sei etwa auch unklar, wie viele Sans-Papiers sich in den Spitälern befänden.
«Krise gemeinsam bewältigen»
Er verstehe, dass Menschen aus der Politik eine bestimmte Wählerschaft ansprechen müssten, sagt Begović. Aber die Polarisierung, die Politiker betrieben, sei in der jetzigen Krise brandgefährlich. «Die Zahlen gehen nicht runter, wenn wir mit dem Finger auf jemanden zeigen.» Ob Muslim, Jüdin, Christ oder Atheistin – das Virus mache vor niemandem halt. «Wir können diese schwierige Lage nur gemeinsam bewältigen.»
«Die Behauptung, dass Migranten unsere Betten besetzen, ist haltlos», sagt Dina Wyler von der Zürcher Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. Zumal der aktuelle Diskurs auf Annahmen und nicht auf Fakten basiere. So werde oftmals nicht einmal zwischen Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund unterschieden.
Laut Bundesamt für Statistik wiesen 2019 fast 38 Prozent der ständigen Bevölkerung einen Migrationshintergrund auf. Menschen mit Namen wie Krasniqi oder Basic, die nicht selten in der Schweiz geboren sind. «Sie arbeiten, zahlen Steuern und haben nie in ihrem Leben eigene Migrationserfahrung gemacht», sagt Wyler. Der Begriff Migranten suggeriere, dass diese Personen erst vor kurzem in der Schweiz seien.
Weder der Bundesrat noch die Zürcher Kantons- oder Stadtregierung zeigen derzeit ein Interesse, die Herkunft der Corona-Patienten zu erfassen. Auch das Universitätsspital Zürich (USZ) führt keine Statistik. Das USZ liefert jedoch genaue Zahlen über die Herkunft seiner Mitarbeitenden. So beträgt der Ausländeranteil unter den Pflegenden fast 40 Prozent, Inländer mit Migrationshintergrund nicht eingeschlossen.
Für Wyler ist diese Statistik relevanter als die Herkunft der Corona-Patienten. «Selbst wenn überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund das Virus bekommen, so gibt es dafür Erklärungen, die es zu erwägen gilt.» Viele würden in sogenannt systemrelevanten Jobs, wie der Pflege, arbeiten. Die Option Homeoffice gebe es für diese Menschen nicht, entsprechend erhöht sei ihr Infektionsrisiko. Personen mit Migrationshintergrund seien grundsätzlich einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt, weil sie eher in prekären Verhältnissen leben würden, sagt Wyler.
In seinem Aufruf blickt Begović wehmütig auf die erste Corona-Welle im Frühling zurück: «Die Stimmung in der Gesellschaft war deutlich anders als heute.» Er habe damals einen Zusammenhalt verspürt, egal welcher Herkunft jemand sei. «Weltanschauung, Religionszugehörigkeit, Zugehörigkeit einer politischen Partei oder andere Überzeugungen waren zweitrangig.» Heute, sieben Monate später, sehe die Situation leider ganz anders aus.
Die deutsche Sozialhistorikerin Ute Frevert sieht das auch so. Hätten sich am Anfang der Krise alle «im gleichen Boot» gewähnt und zur Generationensolidarität aufgerufen, habe sich das Blatt inzwischen gewendet, sagte Frevert in einem «Magazin»-Interview vom Oktober. «Der Wunsch, andere zu beschuldigen, hat massiv zugenommen.» Migranten, Geflüchtete, Ausländer – das seien jetzt wieder die klassischen Gruppen, von denen man sich abgrenze und die man kollektiv auszugrenzen versuche. «Dem Stigma des Fremden wird das Stigma des Gefährders angefügt.»
Begović erinnert an ein Treffen vom 5. April im Hauptbahnhof Zürich. In einer fast leeren Halle beteten damals Repräsentanten des Islam, Buddhismus, Christen- und Judentums. «Wir beteten damals zu Gott für die Stärkung unserer Ärzte und des Pflegefachpersonals.» Auch die Mütter und Väter, die täglich in den Lebensmittelläden oder auf dem Bau aktiv seien, seien nicht vergessen gegangen. «In diesen Tagen fragte niemand danach, ob dieses Personal einen Migrationshintergrund hat oder welcher Religion es angehört.» Die Schweiz habe diesen Menschen einfach applaudiert.
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Auch Antisemitismus im Aufwind
Nebst Muslimen aus dem Balkan fühlen sich auch andere Minderheiten an den Pranger gestellt. Die Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz (GMS) warnt, dass es in der Corona-Krisenzeit zu einem Aufschwung an Verschwörungstheorien kommt. Im Fokus: die jüdische Minderheit. «Viele der Theorien verfolgen ein antisemitisches Narrativ», schreibt die GMS in einer Medienmitteilung am vergangenen Freitag. Eine heimliche, oftmals jüdische Elite, die das Weltgeschehen hinter den Kulissen steuere und die Krise nutze, um Profit zu schöpfen: Laut einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind bis zu 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung empfänglich für solche Erzählungen.
Als Teil dieser simplifizierten Weltansicht würde oft eine kleine überschaubare Gruppe als Auslöser oder Profiteur der Krise identifiziert, schreibt die GMS. «Erst wenn die Krise erklärt und ein Sündenbock gefunden wurde, kann sich die breite Masse gegen diese zur Wehr setzen – so die Vorstellung.» Bereits im Mittelalter, als die Pest in ganz Europa gewütet habe, sei beispielsweise die jüdische Bevölkerung beschuldigt worden, die Brunnen vergiftet zu haben. Eine Theorie, die danach zu Pogromen führte – auch in der Schweiz.
Die Corona-Pandemie stelle die Welt vor nie da gewesene Herausforderungen, schreibt die GMS. «Die anhaltende Verunsicherung und die ökonomischen Folgen haben direkte Auswirkungen auf unser Zusammenleben – auch bei der jüdischen Bevölkerung der Schweiz.» (mrs)
(https://www.tagesanzeiger.ch/auf-der-suche-nach-dem-corona-suendenbock-492420908988)
-> Aufruf: https://drive.google.com/file/d/1zt3UQQCxEKIWJ6IxBq0bgj_dz6zV0I9N/view
+++RECHTSEXTREMISMUS
Rechtsextreme Zeitschrift „Info-Direkt“: Verschwörungsfantasien und Kampfparolen
Das permanente Heraufbeschwören von Bedrohungsszenarien birgt ein gefährliches Potenzial in sich
https://www.derstandard.at/story/2000122312284/rechtsextreme-zeitschrift-info-direkt-verschwoerungsfantasien-und-kampfparolen?ref=rss
Die Hintergründe des Verbots der Grauen Wölfe in Frankreich und ihre Rolle in der Türkei
Nachts sind alle Wölfe grau
Die türkische Regierung leugnet die Existenz der rechtsextremen Grauen Wölfe. Doch deren Verbot in Frankreich fasst sie als diplomatische Provokation auf.
https://jungle.world/artikel/2020/50/nachts-sind-alle-woelfe-grau
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Container-Clique inszeniert sich als Widerstandsnest gegen Corona-Regeln
Nach einer illegalen Party in einem Container in Unteriberg SZ und einem Polizeieinsatz feiern sich einige der Teilnehmer jetzt ab. Man sei eben wie Asterix und Obelix, die gegen den Rest der Welt Widerstand leisten.
https://www.20min.ch/story/container-clique-inszeniert-sich-als-widerstandsnest-gegen-corona-regeln-385059895456
-> https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/nur-ein-kleines-dorf-leistet-widerstand-unteriberger-feiern-sich-nach-container-party-als-gallier-der-schweiz-id16245613.html
+++HISTORY
Anarcho-Syndikalisten gegen den Faschismus – Jahrbuch 2020 von Syfo – Forschung & Bewegung erschienen
Einen Schwerpunkt des frisch erschienenen Jahrbuchs des Instituts für Syndikalismusforschung bildet die Dokumentation der Analyse und Handlungsempfehlungen der in der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) organisierten anarcho-syndikalistischen ArbeiterInnen gegenüber dem aufsteigenden Faschismus in Deutschland.
https://syndikalismusforschung.wordpress.com/2020/12/08/anarcho-syndikalisten-gegen-den-faschismus-jahrbuch-2020-von-syfo-forschung-bewegung-erschienen/
Gemeinderatsantwort auf Motion Rai/Gammenthaler/Abdirahim/Schneider/Egloff „Ballenberg der Denkmäler auf der Grossen Allmend“
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-14-dezember-2020/motion-rai-ballenberg-der-denkmaler-auf-der.pdf/download
Adoptionen aus Sri Lanka: Bundesrat bedauert die Versäumnisse der Behörden
Der Bundesrat anerkennt und bedauert, dass die schweizerischen Behörden Adoptionen aus Sri Lanka bis in die 1990er-Jahre trotz gewichtiger Hinweise auf teilweise schwere Unregelmässigkeiten nicht verhindert haben. Dies hat er an seiner Sitzung vom 11. Dezember 2020 festgehalten. Deshalb sollen damals in die Schweiz adoptierte Personen bei ihrer Herkunftssuche stärker unterstützt werden. Der Bundesrat wird auch die heutige Adoptionspraxis kritisch überprüfen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81577.html
-> Medienkonferenz Bundesrat: https://www.youtube.com/watch?v=s32PZzrjcag
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/adoptionen-aus-sri-lanka-betroffene-erhalten-unterstuetzung?id=c8accb36-ca8a-4ecf-87c3-4d289611de2e
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/adoptionen-aus-sri-lanka-bundesrat-bedauert-behoerdenfehler-bei-sri-lankischen-babys
-> https://www.luzernerzeitung.ch/leben/herkunftssuche-illegale-adoptionen-bundesrat-bedauert-verfehlungen-und-verspricht-unterstuetzung-ld.2075621
-> https://www.watson.ch/!796534905
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/kinder-aus-sri-lanka-bundesrat-bedauert-illegale-adoptionen-65835960
-> https://www.nau.ch/ort/st-gallen/adoptionen-aus-sri-lanka-kanton-hilft-bei-herkunftssuche-65836124
-> https://www.blick.ch/schweiz/adoptionsbetrug-in-sri-lanka-bundesrat-anerkennt-leid-der-illegal-adoptierten-id16245851.html
-> https://www.20min.ch/story/bundesrat-entschuldigt-sich-bei-adoptierten-kindern-aus-sri-lanka-877457166682
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/illegale-adoptionen-aus-sri-lanka-bundesrat-spricht-bedauern-aus?id=ce31f239-a382-481f-aec8-188b14eddaca
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/illegale-sri-lanka-adoptionen-bundesrat-drueckt-bedauern-aus-140232292
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derbund.ch 14.12.2020
Kinder aus Sri Lanka: Illegal adoptiert – und dann sollten sie dankbar sein
Seit Jahren versucht Sarah Ramani Ineichen, ihre Mutter zu finden. Nun hofft sie wie Hunderte andere auf Hilfe vom Bundesrat. Der tolerierte lange, dass Babys gesetzeswidrig in die Schweiz verkauft wurden.
Janine Hosp
Schon heute fragen Freunde, wie sie im Februar ihren 40. Geburtstag feiert. Aber Sarah Ramani Ineichen mag ihn nicht feiern. Es ist nicht nur der Tag, an dem sie geboren, sondern auch der Tag, an dem sie von ihrer Mutter getrennt wurde. Die Nabelschnur zur Mutter wurde durchschnitten, das Baby von Sri Lanka in die Schweiz geschafft. Heute, bald 40 Jahre später, sucht sie noch immer nach der Frau, mit der sie neun Monate lang so eng verbunden war wie mit keinem anderen Menschen in ihrem Leben.
Sarah Ramani Ineichen ist eine von rund Tausend Frauen und Männern aus Sri Lanka, die zwischen 1973 und 1997 als Baby von Schweizer Paaren adoptiert wurden. Viele illegal. Heute sind sie erwachsen und wollen wissen, woher sie kommen und wer sie sind. Etliche suchen verzweifelt nach ihren Eltern und fordern, dass ihnen Bund und Kantone dabei helfen. Jene Behörden, die damals weggeschaut haben.
Hinweise gab es aber genug. 1981 meldete etwa Claude Ochsenbein aus der Schweizer Botschaft in Colombo, die Zeitungen schrieben, Sri Lanka sei für die Schweiz zum «Versandhaus für Kinder» geworden. Bereits für ein paar Tausend Dollar sei ein Baby zu haben.
Dabei hatte Sarah Ramani Ineichen schon gemeint, ihre Mutter gefunden zu haben. Vor zwei Jahren stand sie in einer kleinen Hütte im Armenviertel Colombos einer Grossfamilie gegenüber. Eltern, Grosseltern, sieben Kinder, Grosskinder. Sie hatten wie sie dunkle Haut und dunkle Haare, aber sie verstanden sich nicht. So fragte ein Freund von ihr auf Singhalesisch: «Ist jemand von Euch Frau Kondasary?» Und tatsächlich sagte jemand: «Das bin ich.»
Es war die Frau, die vor bald 40 Jahren die Verzichtserklärung unterschrieben und das Baby, das Sarah Ramani Ineichen damals war, zur Adoption freigegeben hatte. Aber es war nicht ihre Mutter. Sie hatte sich nur als diese ausgegeben und dafür 30 Dollar bekommen. Die Vermittler duplizierten die Identität von deren Tochter Ramani und übertrugen sie auf das Baby. Die Verbindung zu seiner Mutter war gekappt.
Sarah Ramani Ineichens Blick ist abgeschweift, während sie von diesem Treffen erzählt, ihre Augen sind feucht geworden. Nun räuspert sie sich und sagt: «Mein ganzer Ursprung ist erfunden.» Aus dem Baby ist eine feingliedrige Frau herangewachsen, wach, lebhaft und mit warmem Blick. Sie ist von Genf nach Bern gekommen, um die Medienkonferenz der Organisation Back to the Roots vorzubereiten. Diese hat sie vor bald drei Jahren mit anderen adoptierten Frauen aus Sri Lanka gegründet, um jenen zu helfen, denen es ergangen ist wie ihr.
Als Kind war ihr nicht bewusst, dass sie eine dunklere Haut hatte als ihre Gefährten und sie nicht aus dem weissen Bauch ihrer Adoptivmutter gekommen sein konnte. Im Kindergarten aber sagte eines Tages ein Mädchen zu ihr: «Deine Mutter wollte dich nicht.»
Es ist die Frage, die Sarah Ramani Ineichen seither beschäftigt: Weshalb hatte ihre Mutter Nein zu ihr gesagt? Wurde sie von ihrer Familie dazu gezwungen? Wurde ihr im Spital gesagt, ihr Kind sei gestorben? Oder musste sie sich in einer Babyfarm schwängern lassen? Alles ist möglich.
Wenn sie heute in den Spiegel schaut, dann fragt sie sich, wie viel sie darin von ihrer Mutter sieht. Ist sie das? Als Teenager fand sie sich hässlich; in der Schule in Hergiswil (NW) hatte niemand so dunkle Haut wie sie. Sie schminkte ihre Haut hell und versuchte wie ihre Freundinnen, die Haare mit Henna zu färben. Aber sie blieb dunkel, anders als die anderen.
Man dachte, man tue etwas Gutes
Weshalb aber konnte eine Zürcherin Babys für bis zu 15’000 Franken «zur Adoption» abgeben, ohne dass jemand einschritt? Laut einem Bericht, den das Bundesamt für Justiz in Auftrag gegeben hat, liessen die Behörden die Zürcherin trotz Klagen gewähren. Der frühere CVP-Nationalrat Edgar Oehler, der über sie ebenfalls vier Kinder adoptierte, unterstützte sie gar.
«Man dachte aber auch, man tue etwas Gutes», sagt Sarah Ramani Ineichen. So bekamen manche Adoptierte zu hören, sie sollten dankbar sein, dass sie in der Schweiz im Wohlstand lebten und nicht in Sri Lanka leere Flaschen sammeln müssten.
Was Sarah Ramani Ineichen stört: Dass ihre Adoption als einseitiger Akt der Wohltätigkeit dargestellt wurde. Viele von ihnen bekamen zu spüren, dass sie geholt worden waren. Dabei haben sie ihre Identität aufgeben müssen, damit kinderlose Paare zur Familie werden konnten.
Wie viel Geld ihre Adoptiveltern bezahlt haben, weiss Sarah Ramani Ineichen nicht. «Aber der Gedanke, dass ich als Baby auch wie eine Ware gehandelt worden sein könnte, ist sehr verletzend.» Sie hat noch Kontakt zu ihren Adoptiveltern, ihr Vater hat sie sogar begleitet, als sie in Sri Lanka nach ihrer leiblichen Mutter suchte. Wie sie sagt, sei es aber für alle Adoptiveltern schwer, damit umzugehen, dass ihre Kinder so verzweifelt nach ihren leiblichen Eltern suchten.
Nachdem Sarah Ramani Ineichen die kleine Hütte in Sri Lanka verlassen hatte, zog es ihr den Boden unter den Füssen weg. Irgendwo in diesem Land leben ihre Eltern, Schwestern und Brüder – und sie wird sie vielleicht nie finden. Es überkam sie ein Schmerz, als wäre sie gerade von ihrer Mutter getrennt worden. Dennoch fürchtete sie sich davor, dass er verschwinden könnte; der Schmerz war das Einzige, was sie mit ihrer Mutter noch verband.
Mittlerweile haben sich aus Sri Lanka auch Mütter bei Back to the Roots gemeldet, die nach ihren Kindern suchen. Sie wollen wissen, wie es ihrem Kind geht, und sie wollen es noch einmal umarmen, bevor sie sterben. Es bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit; viele gehen gegen die 70 zu.
Eine Chance haben sie noch: Sie können ihre DNA mit jenen von Adoptierten in einer internationalen Datenbank abgleichen lassen. Bis jetzt haben so zwei Mütter ihre Kinder gefunden, in Australien und in der Schweiz. Auch Sarah Ramani Ineichen hofft, auf diesem Weg ihre Familie noch zu finden.
Heute hat Sarah Ramani Ineichen selber Familie und drei Kinder. Sie arbeitet als Hebamme. Seit 20 Jahren hilft sie Kindern auf die Welt und lässt die Väter die Nabelschnur durchschneiden. Immer wieder. Diese Kinder können bei ihrer Mutter bleiben.
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Heute bedauert der Bundesrat die illegalen Adoptionen
Der Bundesrat anerkennt und bedauert, dass Bund und Kantone bis in die 90er-Jahre illegale Adoptionen aus Sri Lanka nicht verhindert haben, wie er am Montag vor den Medien sagte. Und dies trotz eindeutiger Hinweise. Deshalb will er die Betroffenen nun unterstützen, ihre Eltern und damit Ihre Identität ausfindig zu machen; eine Arbeitsgruppe soll dafür das beste Vorgehen ausarbeiten. Zudem will er die heutige Adoptionspraxis überprüfen und untersuchen lassen, ob es dadurch auch bei Adoptionen aus anderen Ländern zu Unregelmässigkeiten gekommen ist.
Damit kommt der Bundesrat weitgehend den Forderungen der Organisation Back to the Roots nach, welche die Interessen der Adoptierten aus Sri Lanka vertritt. «Diese öffentliche Anerkennung der Verfehlungen bedeutet uns viel», sagt Präsidentin Sarah Ramani Ineichen. «Wir Adoptierten spüren die Wunden des Verlassenwerdens, und die richtigen Massnahmen können zur Heilung beitragen.»
Was der Bundesrat nun vorsieht, wird weit über das Schicksal der 1000 Männer und Frauen aus Sri Lanka hinausgehen. Die Schweiz, die 2016 die Konvention gegen das Verschwindenlassen ratifiziert hat, ist das erste Land, das konkrete Schritte unternimmt. Damit weist sie anderen Ländern den Weg. (jho)
(https://www.derbund.ch/illegal-adoptiert-und-dann-sollten-sie-dankbar-sein-944940048177)
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nzz.ch 14.12.2020
Der Bundesrat «anerkennt» und «bedauert» das Behördenversagen bei illegalen Adoptionen aus Sri Lanka
Schweizer Behörden haben ab den 1970er Jahren einen illegalen Handel mit Adoptionskindern aus Sri Lanka toleriert. Jetzt anerkennt der Bundesrat das Behördenversagen.
Angelika Hardegger
Mehrere hundert Ehepaare aus der Schweiz haben ab den siebziger Jahren ein Baby aus Sri Lanka adoptiert. Viele wurden mit gefälschten Papieren zur Adoption freigegeben, einige den leiblichen Eltern vielleicht sogar gestohlen oder auf einer «Baby-Farm» extra für die Eltern aus Europa gezeugt. Die Behörden schauten kollektiv weg.
Nun hat sich der Bundesrat mit dem heiklen Thema befasst. Er anerkennt, dass die Behörden «die Adoptionen trotz gewichtigen Hinweisen auf teilweise schwere Unregelmässigkeiten» nicht verhindert haben. Der Bundesrat sei sich bewusst, dass die damaligen Verfehlungen das Leben der Adoptierten bis heute prägen. «Dafür spreche ich den Betroffenen und ihren Familien im Namen des Bundesrats ausdrücklich unser Bedauern aus», sagte Justizministerin Karin Keller-Sutter am Montag vor Medien in Bern.
Der Bund will nun auch die heutige Adoptionspraxis einer kritischen Prüfung unterziehen. Eine erste Untersuchung durch das Bundesamt für Justiz hat einzelne Schwachstellen im heutigen System aufgedeckt. «Die Ereignisse dieser Zeit dürfen sich nicht wiederholen», sagte Bundesrätin Keller-Sutter. «In Zukunft muss immer das Wohl des Kindes im Zentrum einer internationalen Adoption stehen.»
«Das bedeutet uns sehr viel»
Für den Verein der Adoptierten in der Schweiz, Back to the Roots, ist die Anerkennung durch den Bundesrat eine Genugtuung. «Die Schweiz ist das erste Land, welches die Verfehlungen gegenüber den adoptierten Kindern und den Familien in Sri Lanka offiziell anerkennt», sagt die Präsidentin Sarah Ramani Ineichen. «Das bedeutet uns sehr viel.»
Ineichen glaubt, dass die Anerkennung durch die Schweiz Signalwirkung hat auf andere Länder. Kinder aus Sri Lanka wurden zwischen den 1970er und den 1990er Jahren in diverse europäische Länder vermittelt, etwa nach Deutschland, Schweden oder Grossbritannien. Im Jahr 1987 verbot Sri Lanka vorübergehend internationale Adoptionen, nachdem die Polizei auf eine Baby-Farm gestossen war. Dort sollen Mütter und Kleinkinder unter gefängnisähnlichen Bedingungen festgehalten worden sein.
Bedauern – aber keine Entschuldigung
Einige Adoptierten hatten auf eine offizielle Entschuldigung des Bundesrat gehofft, nicht nur auf den Ausdruck des Bedauerns. Eine Entschuldigung hatte der Bundesrat 2013 gegenüber ehemaligen Verdingkindern und Opfern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen ausgesprochen.
Justizministerin Keller-Sutter begründete die Wortwahl des Bedauerns damit, dass die Versäumnisse nicht das Resultat einer offiziellen Politik der Schweiz waren. «Diesen Kontext muss der Bundesrat berücksichtigen. Das bedeutet nicht, dass er das Leid der Betroffenen relativiert.»
Auch illegale Adoptionen aus Indien?
Der Bundesrat will die Adoptierten in der Schweiz nun bei der Suche nach der eigenen Herkunft unterstützen. Zudem soll die historische Aufarbeitung der illegalen Adoptionen auf andere Länder ausgeweitet werden; der Bundesrat stellt dafür Gelder des Schweizerischen Nationalfonds in Aussicht. Schweizer Paare haben im kritischen Zeitraum beispielsweise dreimal so viele Babys aus Indien adoptiert wie aus Sri Lanka.
Der Verein der Adoptierten aus Sri Lanka begrüsst die Massnahmen des Bundesrats. «Der öffentlichen Anerkennung der Verfehlungen muss eine Wiedergutmachung folgen», teilen sie mit. Bei der Suche nach der eigenen Herkunft bestehen die Adoptierten auf der Möglichkeit von DNA-Tests vor Ort. Viele Adoptierte haben gefälschte Namen und Geburtsdaten in den offiziellen Dokumenten stehen. Sarah Ramani Ineichen sagt: «Deshalb können viele nur mit forensischen Möglichkeiten die Familie finden.»
Der Verein der Adoptierten teilt zudem mit, man «erwarte klar, dass die Schweizer Behörden garantieren, dass künftige internationale Adoptionen legal verlaufen». Heute werden jedes Jahr etwa hundert Kinder aus anderen Ländern von Schweizer Paaren adoptiert. Nach einem Höchststand im Jahr 2004 ist die Zahl der internationalen Adoptionen in letzter Zeit drastisch zurückgegangen.
(https://www.nzz.ch/schweiz/adoptionen-sri-lanka-bundesrat-bedauert-versagen-der-behoerden-ld.1591949)
+++SEXWORK
derbund.ch 14.12.2020
Interview über Sexarbeit – «Das Problem sind nicht die Freier»
Das Buch «Ich bin Sexarbeiterin» porträtiert Menschen, die einen stigmatisierten Beruf ausüben. Christa Ammann von der Berner Fachstelle Xenia erklärt, was dieses gesellschaftliche Unbehagen bei den Sexarbeiterinnen auslöst.
Regula Fuchs
Das Buch «Ich bin Sexarbeiterin» beleuchtet die Hintergründe eines Gewerbes, das kaum jemand wirklich kennt. Warum braucht es dieses Buch?
Über Sexarbeiterinnen wird viel gesprochen und geschrieben, sie selber kommen aber kaum je zu Wort. Das wollten wir ändern. Ich freue mich sehr, dass ein paar von ihnen es gewagt haben, sich so offen zu zeigen. Trotz der Diskriminierung, trotz dem Stigma, das der Sexarbeit anhaftet.
Das Buch zeigt: Es gibt ganz individuelle Gründe, warum jemand Sexarbeit macht, und längst nicht jede Sexarbeiterin ist ein Opfer von Not oder Gewalt. Sind dies die häufigsten Missverständnisse über Sexarbeit?
Es geht weniger um Missverständnisse als vielmehr um Projektionen. Eine davon ist, dass alle, die in diesem Beruf tätig sind, Opfer seien. Dass man sie retten müsse, weil sie selber das nicht tun können. Und dass es an uns, der Gesellschaft sei, sie zu schützen. Das ist eine bevormundende, sehr mittelständische Aussenperspektive, die weniger mit der Sexarbeit an sich, sondern viel mit dem eigenen, ganz persönlichen Verhältnis zu Sexualität und Geschlechterfragen zu tun hat.
Aber es sind doch tatsächlich viele vulnerable Personen in der Sexarbeit tätig. Und dies oft aus einer ökonomischen Zwangslage heraus.
Ja, es ist eine prekäre Arbeit. Aber bei keiner anderen prekären Arbeit – der Landwirtschaft etwa oder der Care-Arbeit – wird die Frage so nachdrücklich gestellt, ob eine Person sie freiwillig macht.
Mit welchen Anliegen kommen die Sexarbeiterinnen zur Fachstelle Xenia?
Meistens geht es um Unterstützung bei behördlichen Fragestellungen, also bei Arbeitsbewilligungen, Steuern, Krankenkasse. Kurz, wir helfen bei all dem, was jemand berücksichtigen muss, um im Kanton Bern legal arbeiten zu können.
Da durchzublicken, ist offensichtlich nicht ganz einfach.
Es ist unglaublich kompliziert. Schon nur die Frage, wo man arbeiten darf: Das ist kommunal durch die Bauordnung geregelt. Es spielt also eine Rolle, ob das Haus, in dem jemand tätig ist, beispielsweise auf Berner oder Ostermundiger Boden steht. Die Stadt Bern ist sehr streng, wenn es um den Schutz von Wohnraum geht. In Biel andererseits darf man überall wohnen und arbeiten. Da braucht es von unserer Seite viel Vermittlungsarbeit – auch, weil die Angst vor Diskriminierung durch Behörden leider zum Teil berechtigt ist. Stellen Sie sich vor, eine Sexarbeiterin wohnt in einer kleineren Gemeinde und will dort arbeiten. Da ruft sie besser nicht selber an, sonst ist sie gleich zwangs-geoutet. Was dann womöglich zum Problem wird, wenn ihr Kind auch dort zur Schule geht.
Sollte es unser gesellschaftliches Ziel sein, dass eine Sexarbeiterin am Elternabend in der Schule von ihrem Beruf erzählen kann?
Ja, wenn sie das will, sollte sie das angstfrei tun können. Gerade in längeren Beratungen sehen wir, dass es eine grosse Belastung ist, jahrelang ein Lügenkonstrukt aufrechterhalten zu müssen. Das laugt psychisch aus.
Darum ist Sexarbeit auch für jene, die diesen Job nicht aus einer ökonomischen Notwendigkeit heraus machen, eine Belastung.
Ja. Kommt dazu, dass man Menschen extrem nahe an sich heranlässt, sowohl physisch wie auch psychisch. Das ist sehr anstrengend, insbesondere, wenn es nicht möglich ist, am Feierabend seine Erfahrungen mit dem Umfeld zu teilen.
Es gibt im Buch Frauen, die sagen, Sexarbeit habe sie selbstermächtigt. Für eine ist es gar «der schönste Beruf der Welt». Begegnen Sie dieser Haltung oft?
Nein. Für die meisten, die zu uns kommen, ist Sexarbeit die beste Option unter nicht so guten. Trotzdem entscheiden sie sich bewusst dafür.
In einigen Ländern ist Sexarbeit gänzlich verboten, in anderen – etwa Schweden – ist der Kauf von sexuellen Dienstleistungen strafbar. Hierzulande ist Prostitution seit 1942 legal. Was halten Sie vom Schweizer Weg?
Die Legalität ist wahnsinnig wichtig. Sie ist die Grundlage, um sich überhaupt gegen Ausbeutung und für gute Arbeitsbedingungen einsetzen zu können. Wie allerdings die Sexarbeit geregelt ist – von Kanton zu Kanton oder von Ort zu Ort verschieden – schafft auch neue Abhängigkeiten und kann zur Folge haben, dass Sexarbeiterinnen nicht unter optimalen Bedingungen arbeiten können.
Wäre eine nationale Regulierung die Lösung?
Wesentlich wäre vor allem, dass Sexarbeit ganz nüchtern als Erwerbstätigkeit angesehen würde. Und dass man sich bemühen würde, jenen, die das wollen, eine Alternative anzubieten – in Form von Umschulungen etwa. Aber da gibt es sehr wenige Efforts.
In der Pflicht ist da aber nicht nur der Staat, sondern auch die Gesellschaft.
Sicher. Heute wird beispielsweise kaum jemand, der bei einer Bewerbung in den Lebenslauf schreibt, er sei früher in der Sexarbeit tätig gewesen, eine Stelle bekommen.
Viele würden sich auch gegen ein Bordell im eigenen Wohnblock wehren.
Dabei sind sowohl Sexarbeiterinnen wie auch Freier extrem an Diskretion interessiert! Ich habe Bekannte, in deren Haus sich ein Etablissement befand, und die das jahrelang nicht bemerkt haben. In diesem Zusammenhang ist immer wieder von «ideellen Immissionen» die Rede. Aber spielt es eine Rolle, ob in der Wohnung nebenan für eine klassische Massage, für eine notarielle Beratung oder für Sex bezahlt wird? Da wären wir wieder bei den Projektionen und bei der Stigmatisierung. Jemand, der sich an einem Bordell in der Nachbarschaft stört, müsste sich vielleicht zuerst fragen, ob es objektive Gründe dafür gibt, oder ob das Problem bei ihm liegt.
In Frankreich sind Bordelle verboten und seit 2016 ist es auch der Kauf einer sexuellen Dienstleistung. Was beobachten Sie dort?
Sexarbeit verschwindet durch Verbote nicht, sondern wird noch prekärer. In Frankreich sehen wir eine Zunahme von Übergriffen, von Nachfrage nach ungeschützten Praktiken und von Polizeigewalt.
Wer für ein Verbot von Prostitution sei, entmündige die Betroffenen, heisst es im Buch. Aber gibt es nicht auch legitime Gründe, Sexarbeit verbieten oder regulieren zu wollen, etwa aus einer feministischen Perspektive heraus?
Ein Verbot ist für mich auch aus feministischer Sicht nicht die richtige Konsequenz. Wenn mir eine Sexarbeiterin sagt, der Job sei ihre Wahl gewesen, aber die Bedingungen seien nicht gut, dann stelle ich nicht ihre Wahl infrage, sondern helfe, die Bedingungen zu verbessern. Und nehme sie damit ernst. Wer die Sexarbeiterinnen zu Opfern macht, zementiert zudem das Bild der Frau, die passiv ist – auch beim Sex.
Aber es besteht meist ein Machtgefälle zwischen Kunde und Anbieterin.
Auf ein mögliches Machtgefälle ist ein Verbot nicht die Antwort. Immerhin entscheidet die Frau selber, was sie anbietet und unter welchen Bedingungen. Wenn nicht, müssen die Rahmenbedingungen verändert werden. Ein grosser Teil der Sexarbeiterinnen sagt, dass ihr Hauptproblem nicht die Freier seien. Sondern die Gesellschaft. Die Stigmatisierung hat nämlich auch den Effekt, dass sich Sexarbeiterinnen minderwertig fühlen. Dabei machen sie eine Arbeit, die nicht «bloss Sex» ist, sondern viele Fähigkeiten verlangt: Man muss sich auf ganz verschiedene Menschen einlassen können, rasch erfassen, was ein Kunde will, und die Dienstleistung muss so gut sein, dass er im Idealfall wiederkommt. Es sind Fähigkeiten, die man auch in anderen Jobs nutzen könnte.
Wie hat sich Corona auf die Sexarbeit ausgewirkt?
Die Nachfrage ist schweizweit massiv zurückgegangen. Damit geraten viele in grosse finanzielle Bedrängnis. Letzten Samstag hat der Kanton Bern die Schliessung von Erotikbetrieben mit einer Bewilligung nach Prostitutionsgewerbegesetz nun wieder aufgehoben, es gilt für sie neu die Sperrstunde und die Schliessung an Sonn- und Feiertagen. Dass die Etablissements im Kanton vorher wochenlang geschlossen waren, ist nicht leicht nachzuvollziehen. Sexarbeit ist – sofern die Schutzkonzepte berücksichtigt werden – eine körpernahe Dienstleistung wie etwa die Physiotherapie auch. Warum wurde das eine erlaubt, das andere verboten? Vielleicht war auch das Ausdruck der behördlichen Überforderung mit diesem Thema.
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Behutsame Einblicke ins Milieu
Zum Beispiel Adrienn aus Ungarn: Weil sie in ihrer Heimat keinen Job findet und ihre Kinder ernähren muss, kommt sie jeweils für drei Monate in die Schweiz und arbeitet auf dem Strichplatz in Zürich. Ihrer Familie erzählt sie, sie habe einen Putzjob. Oder Lady Kate: Sie stammt aus einer guten Familie und sagt, die Arbeit im Bordell habe ihr geholfen, mit ihrem Körper ins Reine zu kommen. Jetzt ist sie freischaffend, auch als Domina, und baut sich nebenbei eine Karriere in der Krypto-Branche auf. Oder Aimée: Sie prostituiert sich schon als Halbwüchsige in Nigeria, um zu überleben, und wird auch in der Schweiz dem Milieu nicht entkommen. Sie sagt, sie wäre gern eine erfolgreiche Frau geworden und keine Prostituierte.
Die Geschichten von Adrienn, Lady Kate, Aimée und anderen sind im Buch «Ich bin Sexarbeiterin» versammelt. Es zeigt in kurzen und behutsamen Porträts auf, wie individuell die Wege sind, die in die Sexarbeit führen, und wie unterschiedlich die Frauen und Männer ihre Tätigkeit wahrnehmen. Flankiert sind die Porträts mit Texten zur rechtlichen Situation, zu Freiern oder zum Thema Sexarbeit und Rassismus.
Ziel des Buches ist die Entstigmatisierung eines in der Schweiz legal ausgeübten Berufs – älteren Schätzungen zufolge sind in der Schweiz zwischen 13’000 und 20’000 Menschen in der Sexarbeit tätig, überwiegend Frauen. (reg)
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Christa Ammann
Christa Ammann ist seit 2014 Leiterin von Xenia, der Berner Fachstelle Sexarbeit. Xenia ist – neben anderen Organisationen und Fachstellen – Mitherausgeberin des Buches «Ich bin Sexarbeiterin».
(https://www.derbund.ch/das-problem-sind-nicht-die-freier-531101845977)