Medienspiegel 7. Dezember 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Keine Asylbewerber mit Corona im Schloss Burgdorf
Es geht um mehr Platz. Mehr Platz für einen Menschen zu Isolieren, falls dieser krank ist. Für die Isolation der Asylsuchenden, hat der Kanton Bern in Lotzwil für einen Monat ein Hotel gemietet. Weil der Mietvertrag ausläuft, sollen die infizierten Asylsuchenden im Schloss Burgdorf unterkommen. Die Nachfrage von neo1 zeigt nun: Die Schweizer Jugendherbergen sprechen von einer „missverständlichen Information“.
https://www.neo1.ch/news/news/newsansicht/datum/2020/12/07/keine-asylbewerber-mit-corona-im-schloss-burgdorf.html


++ZÜRICH
Belkis Osman-Besler betreut Asylsuchende: «Seelsorge dient den Menschen, nicht der Antiradikalisierung»
Belkis Osman-Besler betreut muslimische Asylsuchende in den Bundesasylzentren in Zürich und Embrach. Sie hört denen zu, die Dampf ablassen wollen, betet für sie und springt auch mal als Geburtsbegleiterin ein.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/belkis-osman-besler-betreut-asylsuchende-seelsorge-dient-den-menschen-nicht-der-antiradikalisierung-140131109


+++SCHWEIZ
Schweiz nimmt weitere Minderjährige aus Griechenland auf
Die Schweiz nimmt bis Ende Jahr weitere rund drei Dutzend unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland auf. 14 von ihnen haben familiäre Verbindungen in die Schweiz. Die übrigen haben im abgebrannten Lager Moria auf Lesbos gelebt.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2020/20201207202611813194158159038_bsd194.aspx
-> https://www.watson.ch/schweiz/eu/466274369-schweiz-nimmt-weitere-minderjaehrige-fluechtlinge-aus-griechenland-auf
-> https://www.20min.ch/story/schweiz-nimmt-weitere-minderjaehrige-fluechtlinge-aus-griechenland-auf-527504152575


+++GRIECHENLAND
Asylsuchende auf Lesbos: „Das neue Moria ist schlimmer als das alte“
Nachdem das Flüchtlingscamp Moria nach einem Brand völlig zerstört wurde, hat die griechische Regierung auf einem Militärgelände ein neues Zeltlager errichtet.
https://www.arte.tv/de/videos/094279-173-A/asylsuchende-auf-lesbos-das-neue-moria-ist-schlimmer-als-das-alte/


+++FREIRÄUME
Genug von Corona-Regeln: Berner Bar- und Restaurantbetreiber rufen zum Streik auf
Einige Berner Gastronome haben sich verbündet und rufen kommenden Samstag zum Streik auf. Gemeinsam wehren sie sich gegen die strengen Corona-Auflagen und Einschränkungen. In einem offenen Brief fordern sie eine Anpassung der Gastro-Bedingungen.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/genug-von-corona-regeln-berner-bar-und-restaurantbetreiber-rufen-zum-streik-auf-140148541



bernerzeitung.ch 07.12.2020

Nach Polizeiaktion vom Samstagabend: Nause will mehr Polizeipräsenz auf der Bundesterrasse

Eine  Schliessung der Bundesterrasse ist für den Stadtberner  Sicherheitsdirektor Reto Nause kein Thema. Er will jedoch, dass die  Polizei dort ihre Präsenz erhöht.

Stefan Schnyder

Mit  der vom Kanton Bern verordneten Schliessung der Restaurants um 21 Uhr  verschwindet das Partyvolk nicht einfach vom Erdboden. Das zeigte sich  am Samstagabend. Rund 300 Personen hielten sich auf der Bundesterrasse  auf und vergnügten sich dort (wir berichteten). Inwieweit dies organisiert war, ist offen.

Zuerst  verlief alles friedlich. Dann ging bei der Kantonspolizei eine Meldung  ein, dass Unbekannte Gegenstände von der Terrasse in Richtung  Marziliquartier warfen. In der Folge stellte eine zivile Patrouille  fest, dass es beim Treppenabgang vom Bundesplatz auf die Bundesterrasse  eine Schlägerei gab. Offenbar waren zwei Gruppen von Eritreern  aneinandergeraten. Zusätzlich angeforderte Polizisten mussten die  Gruppen trennen.

Anschliessend  wiesen sie auch die übrigen Anwesenden von der Bundesterrasse weg –  wegen Verstössen gegen die Corona-Schutzmassnahmen. Am Sonntagmorgen um  0.30 Uhr war der Einsatz beendet.

Nicht die erste Räumung

Die  Bundesterrasse hat sich in diesem Corona-Jahr verstärkt zu einem  nächtlichen Treffpunkt entwickelt. Bei diesen Treffen werden die  Corona-Regeln oft nicht eingehalten: «Es ist in diesem Herbst schon  mehrfach zu einer Räumung der Bundesterrasse gekommen», sagt der  Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP). Er betont, dass die  Corona-Schutzmassnahmen und speziell die Schliessung der Gastrobetriebe  um 21 Uhr dazu führten, dass sich vermehrt junge Leute im öffentlichen  Raum aufhalten. «Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben keine  Lust, um 21 Uhr nach Hause zu gehen», sagt er. Da das Partyvolk vor Ort  Alkohol konsumiere, könne schliesslich eine aggressive Stimmung  entstehen.

Schliessung ist kein Thema

Nause  führt weiter aus, dass er mit der aktuellen Lage auf der Bundesterrasse  unzufrieden sei. Doch ein Patentrezept hat auch er nicht: «Im Moment  wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als an den Wochenenden die  Polizeipräsenz zu erhöhen», sagt er.

Eine  Schliessung der Terrasse hinter dem Bundeshaus steht für ihn dagegen  nicht im Vordergrund: «Dieser Vorschlag ist im Gemeinderat nicht  mehrheitsfähig», sagt er. Zudem hat er Zweifel, ob diese Massnahme zur  Beruhigung der Situation betragen kann. «Wird die Bundesterrasse  geschlossen, werden sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einfach  verschieben. Beispielweise in Richtung des Parks beim Casino-Parking  oder auf die Kleine Schanze», betont er.

Längerfristig  hält Nause es immer noch für eine gute Idee, die Bundesterrasse mit  einem Pop-up-Restaurant zu beleben. «Sobald sich die Corona-Situation  wieder beruhigt, könnte das durchaus funktionieren», betont er. Doch im  vergangenen Sommer hat der Bund als Grundbesitzer sein Veto eingelegt.  Der Berner Sicherheitsdirektor hat keine grossen Hoffnungen, dass sich  daran bald etwas ändern wird.
(https://www.bernerzeitung.ch/nause-will-mehr-polizeipraesenz-auf-der-bundesterrasse-232779250208)



Geplanter Abriss der Soldatenstube:  Eichwäldli-Verein fordert von der Stadt mehr Zeit
In einem offenen Brief richtet sich der Verein Brache Eichwald an den Luzerner Stadtrat. Er will verhindern, dass die Soldatenstube abgerissen wird und die Fläche dann ungenutzt bleibt.
https://www.zentralplus.ch/eichwaeldli-verein-fordert-von-der-stadt-mehr-zeit-1956885/


Bewohner erhalten öffentliche Unterstützung – Luzerner Eichwäldli: Für den Quartierverein ist ein baldiger Abriss voreilig
Die Fronten zwischen den Bewohnern der alten Soldatenstube und der Stadt Luzern sind verhärtet. Während die Stadt beim Abriss aufs Tempo drückt und mit der Physik und Geologie argumentiert, will der Quartierverein nochmals das Gespräch suchen. Denn einen Abriss würde er grundsätzlich bedauern.
https://www.zentralplus.ch/luzerner-eichwaeldli-fuer-den-quartierverein-ist-ein-baldiger-abriss-voreilig-1951801/


+++GASSE
Basel-Stadt aus der Sicht eines Obdachlosen
Während dem «Sozialen Stadtrundgang» sieht man Basel aus einer anderen Perspektive. Armutsbetroffene und obdachlose Menschen erzählen aus ihrem Alltag.
https://telebasel.ch/2020/12/07/basel-stadt-aus-der-sicht-eines-obdachlosen/?channel=105100


Notschlafstellen bereiten sich auf Weihnachten vor
Die Schutzkonzepte des Bundes kosten während den Festtagen wertvollen Platz in den Schweizer Notschlafstellen. Infektionen sind bislang aber noch keine bekannt.
https://www.nau.ch/news/schweiz/notschlafstellen-bereiten-sich-auf-weihnachten-vor-65831747


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Stadtspaziergang verbindet Kämpfe gegen Aufwertung und Verdrängung
Communiqué vom Samstag, 5. Dezember 2020 in Zürich
Wir versammelten uns heute Samstagnachmittag, 05.12.2020 für einen Stadtspaziergang gegen Aufwertung und Verdrängung. Beim Streifzug durch die Zürcher Kreise 3 und 4, welche seit Jahren von Gentrifizierung betroffen sind, griffen wir Beispiele einer kapitalistischen Stadtentwicklung auf, aber betonten auch die widerständischen und solidarischen Orte durch verschiedene Beiträge. Bei kaltem Wetter beteiligten sich 200 kämpferische Stadtbewohner*innen.
https://barrikade.info/article/4073


+++REPRESSION DE
Angriff auf das Demonstrationsrecht
Prozess wegen Hamburger G20-Gipfel beginnen
Am Mittwoch wird es erneut eine Solidaritätskundgebung vor dem Hamburger Landgericht geben. Dort wird gegen fünf Aktivist*innen verhandelt, die während der Proteste gegen den G20-Gipfel im Juli 2017 in der Hansestadt festgenommen wurden.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145488.g-repression-angriff-auf-das-demonstrationsrecht.html


»Ein ungerechtes System«
Die Umweltaktivistin Lola spricht über die Schikanen, die sie in der Untersuchungshaft erlebt hat
Lola* war fünf Wochen lang in Untersuchungshaft, nachdem sie Ende Oktober eine Autobahn blockiert hatte, um gegen die Rodung des Dannenröder Waldes zu protestieren. Mit »nd« spricht über die Schikanen, die sie in der Untersuchungshaft erlebt hat.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145465.dannenroeder-wald-ein-ungerechtes-system.html
-> https://www.jungewelt.de/artikel/392075.widerstand-im-dannenr%C3%B6der-wald-leben-an-der-rodungskante.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145481.viel-solidaritaet-fuer-danni-boy.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145480.a-baurecht-ist-keine-baupflicht.html


Dannenröder Forst: Polizei ermittelt gegen Umweltaktivist wegen versuchter Tötung
Vor zwei Wochen war ein Baumstammgestell im Dannenröder Forst umgestürzt. Die Polizei fahndet nun nach einem Mann, der das Halteseil durchtrennt haben soll.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-12/dannenroeder-forst-polizei-ermittlungen-umweltaktivist-totschlag
-> https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/dannenroeder-forst-polizei-ermittelt-wegen-versuchter-toetung-gegen-aktivisten-a-d5a0ab9b-fe0a-4c1f-8f7b-61e71fd6ca00?utm_source=dlvr.it&utm_medium=[facebook]&utm_campaign=[spontop]#ref=rss


+++WEF
WEF zieht nach Singapur und lässt Bürgenstock links liegen
Austragungsort des nächsten Weltwirtschaftsforums WEF wird Singapur – die Zentralschweiz geht damit leer aus. Grund dafür sind die anhaltend hohen Corona-Fallzahlen. Besonders bitter: Auf dem Nidwaldner Bürgenstock und in der Stadt Luzern wurden bereits erste Vorbereitungen getätigt.
https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/wef-zieht-nach-singapur-und-laesst-buergenstock-links-liegen?id=11891718
-> https://www.suedostschweiz.ch/wirtschaft/2020-12-07/wef-findet-im-fruehling-2021-in-singapur-statt
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/wef-2021-in-singapur?id=64e5002c-a103-4151-9fcf-acc478a15578
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/wef-findet-definitiv-nicht-auf-dem-buergenstock-statt-140149134
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/wef-2021-singapur-statt-buergerstock?urn=urn:srf:video:af6923ae-41c1-41f2-9e0f-2e71b55a58b1
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/wef-2021-wef-in-singapur-statt-in-der-schweiz-hauptsache-exklusiv
-> https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/weltwirtschaftsforum-wir-sind-sehr-enttaeuscht-es-waere-eine-einmalige-chance-gewesen-so-reagiert-die-zentralschweiz-auf-die-wef-absage-ld.2072800
-> https://www.zentralplus.ch/kein-wef-auf-dem-buergenstock-das-sind-die-reaktionen-aus-luzern-1957223/
-> https://www.derbund.ch/das-wef-geht-nach-singapur-das-ist-kein-verlust-699272469701


+++BIG BROTHER
Nationalrat offen für neue Schengen-Regeln – Echo der Zeit
Das Schengen-Informations-System ist für die Schweizer Justiz wichtig. Doch will die Schweiz das System behalten, muss sie bei der Weiterentwicklung des Systems mitmachen. Im Herbst waren die Widerstände dagegen gross im Nationalrat. Nun haben die Mehrheiten gedreht.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/nationalrat-offen-fuer-neue-schengen-regeln?id=d8a92173-e147-4c4e-bc13-89d31779b446
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2020/20201207172922257194158159038_bsd153.aspx


Gesetz gegen Kindesmissbrauch: EU-Parlament gibt Weg frei für Durchleuchten privater Nachrichten
Facebook und Skype durchforsten seit Jahren automatisiert private Bilder und Videos auf Hinweise von Kindesmissbrauch. Ein neues Gesetz, das heute im Eilverfahren im EU-Parlament beschlossen wurde, soll diese Praxis fortsetzen – trotz Überwachungsbedenken.
https://netzpolitik.org/2020/gesetz-gegen-kindesmissbrauch-eu-parlament-gibt-weg-frei-fuer-durchleuchten-privater-nachrichten/
-> https://netzpolitik.org/2020/wissenschaftliche-dienste-eu-vorschlag-zur-umgehung-von-verschluesselung-unbrauchbar/


+++ANTITERRORSTAAT
Harsche Kritik an neuer Terrorismus-Strafnorm – RaBe-Info 07.12.2020
Das überarbeitete Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) verschafft der Polizei sehr weitreichende Mittel, um gegen mögliche terroristische Bedrohungen vorzugehen. Dazu gehören unter anderem Überwachungsmassnahmen oder die Verhängung von Hausarrest ohne richterliche Kontrolle, um so genannte terroristische Gefährder*innen frühzeitig zu entdecken und festzusetzen.
https://rabe.ch/2020/12/07/kritik-am-anti-terror-gesetz/


+++POLIZEI BS
Polizeieinsatz am Basler Frauenstreik wirft weitere Fragen auf – nun will eine Petitionskommission Antworten
Nach 1’600 gesammelten Unterschriften will eine Petitionskommission Antworten von der Basler Regierung zum umstrittenen Polizeieinsatz am diesjährigen Frauenstreik.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/polizeieinsatz-am-basler-frauenstreik-wirft-weitere-fragen-auf-nun-will-eine-petitionskommission-antworten-140132142


+++RECHTSEXTREMISMUS
„#Thread zu einer weiteren Neonazi-Organisation. Diesmal: «Swastiklan Sion», eine bewaffnete Kampfsportgruppe aus der Westschweiz.„
Mehr: https://twitter.com/FabianEberhard/status/1335911105340862464


Rassismus in Deutschland: „Menschen hetzen ihre Hunde auf Flüchtlinge“
Vor 30 Jahren wurde Amadeu Antonio nach einer rassistisch motivierten Hetzjagd zu Tode geprügelt. Robert Lüdecke, Pressesprecher der Amadeu Antonio Stiftung, warnt: Diese Art der Gewalt gibt es in Deutschland noch immer.
https://www.dw.com/de/rassismus-deutschland-amadeu-antonio/a-55827585


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Nach Lachner Corona-Demo: Redner angezeigt
Bei einer bewilligten Demonstration gegen die Corona-Massnahmen in Lachen traten Ende November einige Redner auf. Nun sollen diese angezeigt werden, weil sie am Rednerpult keine Maske getragen haben. Einer der Redner, der SVP-Nationalrat Pirmin Schwander, kann über die Anzeige nur den Kopf schütteln.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/nach-lachner-corona-demo-redner-angezeigt-140148823
-> https://www.tele1.ch/nachrichten/streit-um-corona-demon-in-lachen-140149168
-> https://www.20min.ch/story/alle-redner-vor-der-corona-demo-in-lachen-sz-werden-angezeigt-764574024484


Behörden machten Corona-Skeptiker-Beiz auf dem Raten dicht: «50 Leute guckten den Film ‹Unerhört› – ohne Maske»
Das Restaurant Raten ist für sieben Tage dicht – denn es hat mehrfach gegen Corona-Auflagen verstossen. 50 Leute schauten hier zum Beispiel ohne Masken einen Corona-Skeptiker-Film. Jetzt spricht der Restaurant-Besitzer über die Zwangsschliessung.
https://www.blick.ch/schweiz/darum-schlossen-die-behoerden-die-corona-skeptiker-beiz-auf-dem-raten-50-leute-guckten-den-film-unerhoert-ohne-maske-id16233576.html


Goldene Brett vorm Kopf 2020: Schmähpreis um pseudowissenschaftlichen Unsinn des Jahres steht ganz im Zeichen von Corona
„Fehlalarm“-Arzt Sucharit Bhakdi, Verschwörungs-Influencer Attila Hildmann und Querdenker-Gründer Michael Ballweg auf der Shortlist
https://www.derstandard.at/story/2000122306356/schmaehpreis-umpseudowissenschaftlicher-unsinn-des-jahres-steht-ganz-im-zeichen-der?ref=rss


Faschisten für die Freiheit?
Natürlich sind die Corona-Proteste keine klassisch faschistischen Bewegungen mit Führerkult, straffer Organisation und geschlossenem Weltbild. Eine faschistoide Ablehnung der Moderne artikuliert sich in ihnen dennoch, meint Jan Schlemermeyer.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145464.corona-proteste-faschisten-fuer-die-freiheit.html


Corona-Skeptiker im Faktencheck – Echo der Zeit
Viele Menschen in der Schweiz tragen die Massnahmen gegen das Coronavirus klaglos mit. Es gibt aber auch Bürgerinnen und Bürger, die sich wehren. Sie halten die Vorschriften für übertrieben oder falsch. Ihre Argumente auf dem Prüfstand.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/corona-skeptiker-im-faktencheck?id=7d87e7c0-47ec-4c10-9ec4-acc73bce7ff4


Coronakrise beflügelt den Judenhass
Jüdische Menschen in der Schweiz machen sich zunehmend Sorgen um die Bedrohung ihrer Ethnie während der Corona-Pandemie. Die Stiftung GRA will mit Aufklärung und Dialog dagegen vorgehen.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/186658/



nzz.ch 07.12.2020

«Leute, die sich gegen die Maskenpflicht wehren, vergleichen sich mit Sophie Scholl. Das ist absurd!»

Dina  Wyler, die Geschäftsführerin der Zürcher Stiftung gegen Rassismus und  Antisemitismus, erklärt, warum Juden in Krisenzeiten häufig zum  Sündenbock gemacht werden.

Claudia Rey

An  einer Anti-Corona-Demo in Zürich beteiligten sich im Herbst auch  Personen, die Hakenkreuz und Judenstern auf der Kleidung gedruckt  hatten. Ähnlich war das Bild in Lachen im Kanton Schwyz an einer  Demonstration vor wenigen Wochen: Einzelpersonen trugen gelbe  Judensterne auf Maske oder T-Shirt zur Schau. Und im November  demonstrierten in Basel Menschen mit Schildern, auf denen  Anti-Corona-Massnahmen mit dem Nationalsozialismus verglichen wurden.

Holocaust-Relativierungen  erhielten in den vergangenen Monaten Auftrieb, zum Teil aber auch  offener Antisemitismus. An einer Anti-Corona-Demonstration in Zürich  sagte ein Mann zu einem Journalisten: «Die Rothschilds stecken hinter  den Corona-Massnahmen.» Im Ausland ist die Situation ähnlich: Der  Zentralrat der Juden in Deutschland zeigt sich besorgt – ebenso die amerikanische Anti-Defamation League, die gegen Diskriminierung von Juden eintritt.

Die in Zürich ansässige Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) hat nun das Internetportal «Stop Antisemitismus» lanciert. Im Gespräch mit der NZZ erklärt Dina Wyler, die Geschäftsführerin der GRA, was die Stiftung erreichen will.

Frau Wyler, Sie beobachten, dass der Antisemitismus in der Corona-Krise erstarkt ist. Wieso?

In  Krisenzeiten hat der Antisemitismus Hochkonjunktur. Wenn Menschen  verunsichert sind, kommen uralte Verschwörungstheorien wieder hoch.

Weshalb?

Sie  vereinfachen die Realität, sie teilen ein – in Freund und Feind. Ein  Sündenbock hilft mit dem Ohnmachtsgefühl umzugehen. Und leider ist  dieser Sündenbock oft jüdisch.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Während der Pest hiess es, die Juden hätten die Brunnen vergiftet. Auch in der Schweiz wurden dann Juden ermordet.

Warum sind die Juden häufig der Sündenbock?

Das  hat mit alten Stereotypen zu tun, die in den Köpfen der Menschen sind.  Die Juden wurden immer als nicht zugehörig beschrieben. Es hiess, dass  sie heimlich die Gesellschaft infiltrierten. Dieses Gedankengut ist tief  verankert, in einer Krise kommt es dann zum Vorschein. Der  Antisemitismus war nie weg. Aber er war weniger salonfähig. Die Grenze  dessen, was man sagen darf, hat sich verschoben.

Was meinen Sie damit?

Leute,  die sich gegen die Maskenpflicht wehren, vergleichen sich mit Sophie  Scholl. Und sie tun das, während sie demonstrieren, also ihr  Meinungsäusserungsrecht ausüben. Das ist absurd! Sophie Scholl musste  heimlich protestieren, weil sie Angst hatte, vom Staat ermordet zu  werden – was dann ja auch tatsächlich passiert ist. Solche Vergleiche  gehen nicht. Ich erwarte einen Aufschrei in der Gesellschaft.

Im  Ausland ist es in den vergangenen Monaten zu antisemitisch motivierten  Anschlägen gekommen, etwa in der deutschen Stadt Halle. Müssen jüdische  Menschen in Zürich nun auch Angst haben?

Jüdische  Menschen nehmen den Antisemitismus in der Schweiz als grosses Problem  wahr – das zeigt eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte  Wissenschaften. Es gibt Orte, die sie meiden aus Sorge um die eigene  Sicherheit. Aber wir müssen auch festhalten: Die Schweiz ist nicht  Deutschland. Es gibt sehr selten physische Gewalt gegen jüdische  Menschen. Uns werden vor allem Sachbeschädigungen und beleidigende  Äusserungen gemeldet.

Der  Verein GRA hat diesen Monat die Website «Stop Antisemitismus» lanciert.  Auf der Seite werden solche antisemitische Äusserungen beleuchtet. Was  versprechen Sie sich davon?

Aufklärung.  Leute wiederholen Dinge, die sie irgendwo gehört haben, ohne sie zu  hinterfragen. Längst nicht jeder, der sich antisemitisch äussert, ist  auch tatsächlich ein Antisemit. Aber er wiederholt antisemitisches  Gedankengut. Und mit der Sprache fängt es an. Niemand begeht einen Mord,  wenn er vorher nicht durch Sprache radikalisiert worden ist.

Können  Sie ein Beispiel nennen dafür, wie antisemitische Äusserungen von  Personen verbreitet werden, die eigentlich gar keine Antisemiten sind?

Ich  habe kürzlich mit einer jungen Frau gesprochen. Sie hat erzählt, in der  Hip-Hop-Szene, in der sie sich aufhalte, würde die Familie Rothschild  häufig in Texten thematisiert. Dass diese Textstellen oftmals  problematisch seien, habe sie gar nicht gemerkt. Antisemitisches  Gedankengut wird im Mainstream verbreitet, ohne dass die Menschen dies  wahrnehmen.

Ist das gefährlich?

Es  ist bewiesen, dass Menschen, die an solche Verschwörungstheorien  glauben, Gewalt schneller legitimieren. Antisemitische  Verschwörungstheorien sind während der Corona-Krise populärer geworden –  die Situation kann sich in Zukunft schnell zuspitzen.

Das  Thema Antisemitismus wird häufig sehr akademisch und politisch  diskutiert, dadurch wird ein Grossteil der Bevölkerung ausgeschlossen.  Wie könnten beispielsweise Jugendliche besser erreicht werden?

Wir  erarbeiten momentan ein Bildungsprojekt, bei dem wir Gymi-Schüler  herauspicken und sie mehrere Tage zu den Themen Rassismus und  Antisemitismus schulen. Diese Schüler können dann in ihren Schulen einen  Teil der Sensibilisierungsarbeit übernehmen.

Welche Reaktion wünschen Sie sich von der Gesellschaft?

Als  bei Anti-Corona-Kundgebungen in Zürich, Basel und Lachen in den  vergangenen Wochen Menschen mit gelbem Judenstern auftraten, hätten die  anderen Demonstranten reagieren sollen. Und ihnen klarmachen müssen,  dass es zu weit geht, wenn man staatlich orchestrierten Völkermord mit  Restaurantschliessungen und dem Maskentragen vergleicht. Auch von den  Politikern, die sich an den Demonstrationen beteiligt haben, hätte ich  mir eine Reaktion gewünscht. Die Politiker haben eine Vorbildfunktion.  Und ich sehe auch die sozialen Netzwerke in der Pflicht.

Wie sollen diese reagieren?

Sie  sollen klare Standards definieren. So wie es Facebook nun getan hat.  Vor einem Monat hat Mark Zuckerberg bekanntgegeben, dass  Holocaust-Leugnung nicht mehr akzeptiert werde. Das ist ein grosser  Schritt vorwärts.

Wenn  Verschwörungstheoretiker nicht mehr akzeptiert sind, dann ziehen sie  sich doch einfach in andere Foren zurück. In Parallelwelten – wie etwa  Telegram. Ist das nicht noch schlimmer?

Gut  ist, dass der Durchschnittsbürger dadurch nicht mehr erreicht wird.  Aber es findet in solchen Foren leider auch eine noch stärkere  Radikalisierung statt. Ich bin gespannt, wie solche Foren junge Leute  künftig beeinflussen werden.

Wie sollten wir konkret reagieren, wenn wir mitbekommen, wie sich jemand antisemitisch äussert?

Ich  empfehle, nachzufragen und nicht auf Konfrontationskurs zu gehen.  Nachfragen entschärft häufig die Situation, weil die andere Person nicht  angegriffen wird. Viele Menschen merken selbst, wenn sie sich erklären  müssen, dass ihre Aussage problematisch war. Dialog ist das beste  Mittel.



Sie will Vorurteile abbauen

Dina  Wyler ist seit dem 1. August 2020 Geschäftsführerin der GRA. Zuvor  lebte die 28-Jährige mehrere Jahre in den USA. An der Boston University  machte sie den Master in Internationalen Beziehungen und Religion.  Anschliessend war sie in New York für das Shalom Hartman Institute  tätig. Dort hat sie Bildungsprojekte erarbeitet, die den Dialog zwischen  verschiedenen Bevölkerungsgruppen stärken und Vorurteile abbauen  sollen. Wyler ist in Zürich aufgewachsen.
(https://www.nzz.ch/zuerich/corona-antisemitische-verschwoerungstheorien-populaerer-geworden-ld.1588711?mktcid=smch&mktcval=twpost_2020-12-07)