Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Motion SP: Unklare Nothilfe-Situation im Kanton Bern
https://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-d1007f844c6246f28635a5ab148b09b4.html
+++EUROPA
Festung Europa: Meer des Grauens
Keine Menschenrechte in der Ägäis: Athen setzt Asylrecht außer Kraft. EU-Agentur Frontex beteiligt sich an Pushbacks
https://www.jungewelt.de/artikel/391746.festung-europa-meer-des-grauens.html
Frontex zieht gegen uns vor Gericht
Die EU-Grenzpolizei Frontex ist in Menschenrechtsverletzungen an den
EU-Außengrenzen verwickelt. Jetzt will sie diejenigen zum Schweigen
bringen, die ihre Machenschaften aufdecken.
https://fragdenstaat.de/blog/2020/12/02/frontex-kosten-gericht-transparenz/
+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Meinungsbildung nicht beeinträchtigt: Junge SVP blitzt mit Beschwerde gegen Transitplatz Wileroltigen ab
Wegen des Bundesgerichtsurteils zum Bernischen Polizeigesetz sei die
Abstimmung zum Transitplatz Wileroltigen unrecht, fand die Junge SVP.
Das lasse sich nicht verknüpfen, sagt nun das Verwaltungsgericht.
https://www.derbund.ch/junge-svp-blitzt-mit-beschwerde-gegen-transitplatz-wileroltigen-ab-230716549581
-> https://www.20min.ch/story/junge-svp-blitzt-mit-beschwerde-gegen-transitplatz-fuer-fahrende-ab-402449442724
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/beschwerde-abgewiesen-der-umstrittene-platz-fuer-fahrende-in-wileroltigen-kommt
-> https://www.neo1.ch/news/news/newsansicht/datum/2020/12/02/junge-svp-blitzt-mit-beschwerde-gegen-transitplatz-wileroltigen-ab.html
—
bernerzeitung.ch 02.12.2020
Transitplatz bei Wileroltigen: Die 3,3 Millionen Franken für die Fahrenden können fliessen
Die Junge SVP hat den Kampf gegen die Abstimmung vom 9. Februar verloren: Das Verwaltungsgericht weist ihre Beschwerde ab.
Stephan Künzi
Die Abstimmung vom 9. Februar ist gültig, der Transitplatz für
ausländische Fahrende an der Autobahn bei Wileroltigen kann gebaut
werden. Letzte Woche hat das Verwaltungsgericht die Beschwerde der
Jungen SVP gegen den kantonalen Urnengang abgewiesen und so den Kampf
der Partei gegen das Ja zum 3,3-Millionen-Kredit abrupt beendet. Das
bestätigen die Co-Präsidenten Adrian Spahr und Nils Fiechter auf
Anfrage.
Die JSVP wird auf einen Weiterzug ans Bundesgericht verzichten, wie
Spahr und Fiechter in Aussicht stellen. Mit dem vorliegenden Urteil
habe sich bereits ein höheres Gericht mit der Abstimmung befasst, sagt
er zur Begründung. Die Richter in Lausanne würden bei dieser
Ausgangslage «nur bei offensichtlichen Sachverhaltsmängeln
einschreiten», den Sachverhalt also «nur auf Willkür prüfen».
Umstrittenes Polizeigesetz
Ihre Beschwerde hatte die Jungpartei erst knapp drei Monate nach dem
kantonalen Urnengang erhoben. Sie bezog sich dabei auf einen Entscheid,
den die Bundesrichterinnen und -richter in anderer Sache gefällt
hatten: Ende April strichen sie aus dem neuen kantonalen Polizeigesetz
vier umstrittene Artikel. Diese hätten der Polizei erlaubt,
ausländische Fahrende ohne rechtliches Gehör innerhalb von 24 Stunden
von einem Halteplatz auf privatem oder öffentlichem Grund wegzuweisen.
In ihrer Beschwerde zum Transitplatz-Kredit hielt die JSVP fest, dass
Politikerinnen und Politiker im Vorfeld der Abstimmung nur zu gern just
mit dem neuen Polizeigesetz für ein Ja geworben hätten. Die vier
Artikel, habe es geheissen, könnten nur dann griffig angewandt werden,
wenn der Kanton den Fahrenden eine legale Alternative anbieten könne.
Den Halteort bei Wileroltigen eben.
Doch nun könnten die Artikel gar nicht in Kraft treten. Die Bernerinnen
und Berner hätten deshalb unter falschen Voraussetzungen abgestimmt.
Der Urnengang sei für ungültig zu erklären.
Nicht die zentrale Rolle
Das Verwaltungsgericht sieht es anders. Es weist die Beschwerde mit
der Begründung ab, das Polizeigesetz habe im Abstimmungskampf gar nicht
die zentrale Rolle gespielt, die ihm die JSVP zuspreche. Zwar sei hin
und wieder mit den umstrittenen Artikeln tatsächlich gefochten worden –
und anderem auch von der zuständigen Regierungsrätin Evi Allemann.
Weit wichtiger sei aber das Argument gewesen, dass der Kanton mit
einem offiziellen Platz erstens seiner Verantwortung den Fahrenden
gegenüber nachkomme. Und damit zweitens auch illegalen Landnahmen
vorbeuge.
Das Polizeigesetz dürfte die Bernerinnen und Berner zwar «vereinzelt
beeinflusst haben», stellt das Urteil zusammenfassend fest. Die
Abstimmungsvorlage habe ihre Überzeugungskraft grundsätzlich aber auch
ohne die vier Artikel aus dem Polizeigesetz behalten. Deshalb sei
«nicht anzunehmen, dass die Stimmberechtigten objektiv nicht in der
Lage waren, sich eine hinreichende und sachbezogene Meinung zu bilden».
(https://www.bernerzeitung.ch/die-3-3-millionen-franken-fuer-die-fahrenden-koennen-fliessen-457087179837)
+++GASSE
Treten Armutsbetroffene wegen Corona in Vergessenheit?
Corona und wachsende Bettlerzahlen in Basel: Erfahren Armutsbetroffene
in Basel deshalb weniger Solidarität? Wir haben beim Verein Surprise
nachgefragt.
https://telebasel.ch/2020/12/02/treten-armutsbetroffene-wegen-corona-in-vergessenheit/
«Die Nacht kommt, egal ob mit oder ohne Schlafplatz» – Jonny lebte zwei Jahre auf Zürichs Strassen
Jonny lebte zwei Jahre lang ohne festen Wohnsitz. Ein Portrait über
einen ungewöhnlichen Wohnstil – fern von der gewohnten Wohn-Konformität
und Alltagsroutinen.
https://tsri.ch/zh/die-nacht-kommt-egal-ob-mit-oder-ohne-schlafplatz-jonny-lebte-zwei-jahre-auf-zurichs-strassen/
Basler Polizei verscheucht Schlafende an der Heuwaage
Eigentlich müssen die Bettelnden ihre Schlafplätze in Basel vor sieben
Uhr räumen. Tun sie das nicht, kommt auch schon mal die Polizei.
Politiker fordern ganzheitlichere Lösungen.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/basler-polizei-verscheucht-schlafende-an-der-heuwaage-140079201
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Polizei Bootshaus am Wohlensee angezündet.
Wir haben in der Nacht vom 27.11. auf den 28.11. das neue Bootshaus der
Polzei am Wohlensee angezündet. Gründe dafür gibt es viele.
Solidarität an all jene die gegen das System ankämpfen müssen wie zum
Beispiel Menschen die täglich von rassistischen Polizeikontrollen
betroffen sind, die Betroffenen des §129 und §129a Verfahrens und
Solidarität an viele weitere Kämpfe die überall stattfinden.
Solidarität ist unsere stärkste Waffe, in welcher Form auch immer!
https://barrikade.info/article/4062
+++REPRESSION DE
Angeklagter über G20-Rondenbarg-Prozess: „Politisch viel zu gewinnen“
Yannik U. sieht in den G20-Staaten den greifbarsten Ausdruck des
Kapitalismus. Nun steht er in Hamburg vor Gericht, weil er an einer Demo
teilnahm.
https://taz.de/Angeklagter-ueber-G20-Rondenbarg-Prozess/!5728931/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145237.rondenbarg-verfahren-an-meiner-einstellung-wird-auch-dieser-prozess-nichts-aendern.html
G20-Prozess in Hamburg: Mitgefangen, mitgehangen
Mit dem „Rondenbarg-Verfahren“ beginnt der letzte große Gerichtskomplex
um die Hamburger G20-Proteste. Einige der Angeklagten sind
Minderjährige.
https://taz.de/G20-Prozess-in-Hamburg/!5731316/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145238.g-gipfel-tatbeitrag-mitmarschieren.html
G20-Krawalle in Hamburg: Wer hat angefangen?
Am Morgen des ersten G20-Gipfeltages gingen in Hamburg 200 Demonstranten
und die Polizei aufeinander los. Nun beginnen die Prozesse. Polizisten
sind nicht angeklagt.
https://www.zeit.de/hamburg/2020-12/g20-krawalle-hamburg-prozess-bahrenfeld-rondenbarg-eskalation-landgericht-aufmarsch/komplettansicht
Kurdische Flagge erlaubt
Bayerisches Gericht urteilt zugunsten eines Demonstranten
Ein Mann, der die Fahne der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten in
der Öffentlichkeit gezeigt hatte, erzielte nun einen juristischen
Erfolg. Das Urteil könnte richtungsweisend sein.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145253.ypg-fahne-kurdische-flagge-erlaubt.html
-> https://www.jungewelt.de/artikel/391749.ypg-und-ypj-fahnen-strafverfolgung-beendet.html
Verfolgte Kritik
Adbusting – legitimer Protest für die einen, Straftat für die anderen
Immer wieder kommt es in Berlin zu Hausdurchsuchungen wegen verfälschten
Werbeplakaten. Dabei sieht selbst die Staatsanwaltschaft darin keine
Straftat. Bei einer Aktion am Mittwoch bewies die Polizei erneut ihren
Verfolgungseifer.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1145247.adbusting-verfolgte-kritik.html
+++WEF
Findet das WEF in Singapur statt? Besorgte Bürgerliche schreiben offenen Brief
Für Zentralschweizer Politiker ist das WEF noch nicht verloren. Mit
einem offenen Brief an den Bundesrat kämpfen sie gegen die drohende
Abwanderung. Doch das Rennen scheint gelaufen.
https://www.watson.ch/wirtschaft/schweiz/576001684-findet-das-wef-in-singapur-statt-buergerliche-schreiben-offenen-brief
Corona-Hotspot Schweiz: Erst der WEF-Wegzug schreckt die Wirtschaftsparteien auf
Die bürgerlichen Parteien haben sich gegen scharfe Corona-Massnahmen
gewehrt. Nun meidet das WEF deswegen die Schweiz – und plötzlich kommen
Bedenken auf.
https://www.bernerzeitung.ch/erst-der-wef-wegzug-schreckt-die-wirtschaftsparteien-auf-874789791108
-> https://www.zentralplus.ch/bundesrat-soll-sich-dafuer-einsetzen-dass-das-wef-in-der-zentralschweiz-bleibt-1953673/
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/wef-flucht-ins-ausland-nach-internationaler-kritik-ein-fragwuerdiger-entscheid-ld.2070239
-> https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/singapur-oder-buergenstock-das-wef-entscheidet-am-montag-parlamentarier-fordern-bundesrat-zum-handeln-auf-ld.2070961
+++KNAST
Gefängniswärter sollen Häftling misshandelt haben – die Angeklagten bestreiten alle Vorwürfe
In einem Bezirksgefängnis im Aargau sollen Vollzugsbeamte einen
Gefangenen misshandelt und beschimpft haben – der Insasse spricht von
einem Alptraum, er habe Todesangst gehabt. Die drei beschuldigten
Gefängniswärter wehren sich vor Gericht gegen die Vorwürfe – sie hätten
korrekt gehandelt und keine unnötige Gewalt angewendet.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/gefaengniswaerter-sollen-haeftling-misshandelt-haben-die-angeklagten-bestreiten-alle-vorwuerfe-140067788
+++BIG BROTHER
Wie alles anfing: Fünf Jahre Kampf gegen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten wollen ihre Polizeien und
Geheimdienste befähigen, Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation zu
umgehen oder mit technischen Werkzeugen auszuhebeln. Ein Rückblick.
https://netzpolitik.org/2020/wie-alles-anfing-fuenf-jahre-kampf-gegen-ende-zu-ende-verschluesselung/
Immer mehr Überwachung: 6 Beispiele, wie die Kantone die Polizeikorps aufrüsten
Demos filmen, Autonummern scannen oder Droher registrieren: Schweizweit
erhalten Polizei oder Zoll mehr Möglichkeiten, um Bürger zu überwachen.
Strafrechtler sehen dies kritisch, weil Grundrechte eingeschränkt
werden. Wir zeigen, wo die Polizei mehr Kompetenzen erhalten hat.
https://www.watson.ch/schweiz/so%20%C3%BCberwacht%20uns%20der%20staat/278624070-immer-mehr-ueberwachung-die-kantone-ruesten-die-polizeikorps-auf
-> https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/immer-mehr-ueberwachung-die-kantone-ruesten-die-polizeikorps-auf-sechs-beispiele-140065059
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Muss Armee Impfdosen vor Corona-Skeptikern beschützen?
In Deutschland warnt das Bundeskriminalamt vor Sabotageaktionen durch
Corona- und Impfskeptiker. Die «Corona-Leugner-Szene» beschäftige
aktuell auch die Schweizer Polizei stark, sagt das Bundesamt für
Polizei.
https://www.20min.ch/story/muss-armee-impfdosen-vor-corona-skeptikern-beschuetzen-545304983486
—
bernerzeitung.ch 02.12.2020
Corona-Demonstrant verurteilt: Er blieb, als er hätte gehen sollen
Ein Aargauer nahm an einer Corona-Demonstration in Bern teil. Nun stand er vor Gericht. Damit ist er eine Ausnahme.
Johannes Reichen
Es war die erste Demonstration in seinem Leben. Am 9. Mai reiste ein
Mann aus dem Aargau nach Bern, setzte sich am Bärenplatz auf eine Bank,
demonstrierte mit ein paar Hundert anderen Personen gegen die
Corona-Massnahmen.
An der Demo verstiess er gegen die Covid-19-Verordnung. Ansammlungen mit
mehr als fünf Personen waren nicht erlaubt. Der Abstand von zwei Metern
zu anderen Personen war Pflicht. Der Mann wurde per Strafbefehl
gebüsst, akzeptierte ihn nicht. So landete der Fall vor Gericht.
Am Mittwoch sitzt er in Bern vor Gerichtspräsidentin Salome Krieger.
«Warum werde ich bestraft und andere nicht?», fragt der Mann, 64 Jahre,
Rossschwanz, schwere Schuhe, schlechte Laune. Er habe in Bern «für die
Grundrechte gemäss der Bundesverfassung» demonstriert. «Ich bin einfach
unter einem Baum gesessen.»
Polizei mit Absperrband
Eine Polizistin gibt im Gericht Auskunft. Ziel des Einsatzes sei es
gewesen, den Bundesplatz freizuhalten und die Personen Richtung
Bärenplatz zu bewegen. Dafür bildete die Polizei eine Kette und drängte
die Menge mit einem Absperrband zurück.
Per Lautsprecher seien die Teilnehmenden aufgefordert worden, die
Örtlichkeit zu verlassen. Ob auch allfällige Bussen erwähnt wurden,
wusste sie nicht. Sie selbst sei zunächst hinter dem Band gestanden.
Dort habe sie die Personalien von Leuten aufgenommen, die von der
Polizeikette «überlaufen» worden seien.
Überfüllte Stadt
Der Beschuldigte sagt, dass der Abstand am Anfang problemlos eingehalten
worden sei. Erst als die Polizei die Leute «wie Vieh zusammentrieb»,
seis eng geworden. Von der Aufforderung zu gehen habe er nichts gehört.
«Bei den Durchsagen wurde immer gejohlt, ich konnte nichts verstehen.»
Er habe dann einen Polizisten gefragt, ob Bussen verteilt würden. «Als
er bejahte, stand ich auf.» Er habe die Anweisung erhalten, unter dem
Band hindurchzugehen. Das habe er getan. Eine Polizistin habe seine
Personalien aufgenommen. Mehr sei da nicht gewesen.
Überhaupt: Bern sei an jenem Tag ein «crowded place» gewesen, überfüllt.
«Tragisch, was da abgegangen ist. In Aarau hatten wir das nicht.» Auch
eine Maske habe niemand getragen. «Wenn ich schuldig bin, hat sich jeder
andere strafbar gemacht, der da war.»
Mehr als fünf Personen
Es nützt nichts. «Die Covid-19-Verordnung ist klar», sagt
Gerichtspräsidentin Salome Krieger. «Sie haben dagegen verstossen.» Wenn
jemand nach Bern an eine Demonstration komme, dann wisse er, dass es
nicht bei fünf Personen bleiben werde. Und es sei auch klar gewesen,
dass die Polizei die Demo habe auflösen wollen.
Vom Vorwurf des «Ungehorsams gegen eine amtliche Verfügung» spricht ihn
die Richterin aber frei. Es sei nicht klar, ob die Polizei die
Demonstrierenden informiert habe, dass Bussen ausgesprochen werden. Das
wäre zwingend gewesen.
510 Franken an Busse und Verfahrenskosten lautet das Verdikt. Egal, sagt
er. «Das kann ich sowieso nicht zahlen.» Dann gehe er halt zwei Tage in
den Knast. Er sei ja doch arbeitslos. Und es wäre nicht das erste Mal.
–
Viele Bussen, kaum Verhandlungen
Die Verhandlung vom Mittwoch war vermutlich der erste Fall eines
Verstosses gegen die Covid-19-Verordnung an einer Demonstration, der am
Regionalgericht in Bern verhandelt wurde. Viele weitere werden nicht
hinzukommen. Denn beim Gericht sind aktuell nur rund ein halbes Dutzend
Fälle vermerkt, bei denen Strafbefehle betreffend Covid-19-Verordnung
nicht akzeptiert wurden und die deshalb vor Gericht landen. Diese Fälle
müssen nicht zwingend Demos betreffen.
Umso zahlreicher sind die Bussen, welche die Kantonspolizei Bern während
der ausserordentlichen Lage zwischen März und Juni aussprach. Im
Zusammenhang mit der Covid-Verordnung seien es rund 2500 Bussen, sagt
Polizeisprecherin Isabelle Wüthrich. «Zwei Drittel davon betrafen
Verstösse gegen das Verbot von Menschenansammlungen von mehr als fünf
Personen im öffentlichen Raum.» Ein Drittel betraf das Nichteinhalten
eines Abstandes von mindestens zwei Metern gegenüber anderen Personen
bei Versammlungen von bis zu fünf Personen.
Generell stelle die Polizei Verstösse gegen die Covid-19-Verordnung vor
allem bei Demonstrationen fest – und dies auch wieder vermehrt. «In
diesen Fällen zögern wir nicht, die fehlbaren Personen konsequent zu
kontrollieren und entsprechende Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft
einzureichen», so Wüthrich. (rei)
(https://www.bernerzeitung.ch/er-blieb-als-er-haette-gehen-sollen-684915772862)
—
Demo von Verschwörungsanhänger:innen: „Achtung, liebe taz“
In Berlin protestieren selbsternannte Querdenker gegen die Medien. Sie
fabulieren von „Manipulation“ und bedrohen Journalist:innen.
https://taz.de/Demo-von-Verschwoerungsanhaengerinnen/!5736106/
Q-Anon, ein Geschäftsmodell
„Follow the money“ war eine der Lieblingsphrasen des
US-Verschwörungskults, also haben Reporter von NBC News die
Herausforderung angenommen und den Fluss des Geldes zu den drei
Q-Produzenten aufgedeckt
https://www.heise.de/tp/features/Q-Anon-ein-Geschaeftsmodell-4975679.html
Neue Verschwörungserzählung: „The Great Reset“ – Angst vor digitaler Gesundheitsdiktatur
Nach dem „Großen Austausch” kommt nun „The Great Reset”: Was steckt
dahinter, wer verbreitet die neue Verschwörungserzählung und wie kommen
Menschen darauf, Superreiche würden weltweit eine Gesundheitsdiktatur
einführen wollen?
https://www.belltower.news/neue-verschwoerungserzaehlung-the-great-reset-angst-vor-digitaler-gesundheitsdiktatur-108059/
+++HISTORY
Über Afrika schreiben – The Danger of a Single Story
Das europäische Sprechen und Schreiben über Afrika folgt seit mehr als
150 Jahren Mustern und Klischees, die unausrottbar scheinen – auch dort,
wo man es doch „gut“ meint. Dabei ist oft gerade das „Fremde“ Afrikas
das Vergessene unserer eigenen Geschichte.
https://geschichtedergegenwart.ch/ueber-afrika-schreiben-the-danger-of-a-single-story/
Cristoforo Colombo: Der Mann, der Zungen abschneiden liess
Die Rassismus-Debatte hat auch das Bild von Cristoforo Colombo nicht
verschont. Soeben hat der Italiener Giulio Busi, Professor für
Judaistik, eine Biografie über Colombo veröffentlicht. Sie offenbart
neben den ruhmvollen Seiten einen Charakter mit dunklen und
widersprüchlichen Aspekten.
https://www.higgs.ch/der-mann-der-zungen-abschneiden-liess/38043/
+++PATRIARCHAT
derbund.ch 02.12.2020
Interview zu Frauenhass: «Für Incels ist Sex ein Grundrecht wie Nahrung oder Wasser»
Incels sind Männer, die finden, Frauen seien daran schuld, dass sie
einsam sind und keinen Sex haben. Autorin Veronika Kracher hat in
dieser Szene recherchiert und fand Ähnlichkeiten mit einer Sekte.
Florian Kölsch
Wie ist es, als Frau in einem explizit frauenfeindlichen Umfeld zu
recherchieren? Die Autorin und Journalistin Veronika Kracher hat das
jahrelang getan. Über jene vorwiegend jungen Männer, die sich als
«Incels» bezeichnen (der Begriff ist ein Kofferwort für «Involuntary
Celibates», was übersetzt «unfreiwillig im Zölibat Lebende» heisst ),
hat die Wahlfrankfurterin nun ein Sachbuch geschrieben, das im November
erschienen ist.
Für Ihr Buch haben Sie zahlreiche Incel-Foren analysiert. Wie haben Sie die Recherche dazu erlebt?
Am Anfang war es sehr erschreckend und irritierend, da man ja sowohl
mit einer Menge Menschenfeindlichkeit als auch mit einem
erschütternden Selbsthass konfrontiert wird. Incels sprechen davon,
dass niemand sie jemals lieben könne, und bezeichnen sich selbst als
«Untermensch» oder «Abschaum». An die Vergewaltigungsfantasien gewöhnt
man sich irgendwann. Einige Sachen, vor allem sexuelle Gewalt gegen
Kinder, verstören jedoch nachhaltig. Der Selbsthass macht auch wütend,
da Incels durch ihre Ideologie gewissermassen selbst an ihrem Leid
schuld sind, aber Frauen dafür verantwortlich machen.
Wie muss man sich einen durchschnittlichen Incel vorstellen?
Laut einer Umfrage des Forums Incels.co stammen knapp 60 Prozent der
User aus der Mittelschicht, 33 Prozent zählen sich zur Lower Class, der
Rest zur Oberschicht. Die Mitglieder sind recht jung, laut der
besagten Umfrage sind 68,2 Prozent unter 25 Jahre alt, davon ist rund
ein Drittel 18 bis 21 Jahre alt. Mehr als die Hälfte ist laut
Selbstangabe Schüler oder Student, 30 Prozent gehen einer Lohnarbeit
nach, etwas mehr als 20 Prozent weder noch. Und es ist mitnichten eine
weisse Community, nur knapp über die Hälfte ist weiss. Ungefähr 45
Prozent der Nutzer stammen aus den USA und Kanada, 40 Prozent aus
Europa.
Was sind typische Hauptcharakteristika eines Incels?
Incels glauben, dass quasi die einzige Diskriminierungsform unserer
Zeit der sogenannte «Lookismus» ist, also die Unterdrückung aufgrund
von unattraktivem Aussehen. Vor der sexuellen Revolution und dem
Feminismus sei die Welt nach dem Prinzip des «Looksmatching» aufgebaut
gewesen: Einem Mann war eine Frau seines «Attraktivitätslevels»
garantiert. Der Feminismus habe Frauen jedoch die freie Partnerwahl
ermöglicht. Da alle Frauen von Natur aus hypergam, triebhaft und
oberflächlich seien, begnügen sie sich laut der Theorie nun nicht mehr
mit ihrem «Looksmatch», sondern wollen alle nur mit «Chads» schlafen.
Was sind «Chads»?
Ein Begriff, der Klischeezeichnungen von muskelbepackter Männlichkeit
umschreibt. Die Chads machen ungefähr zwanzig Prozent der männlichen
Bevölkerung aus, glauben Incels. Und deshalb bleiben keine Frauen für
die armen Incels mehr übrig – obwohl ihnen der Sex doch eigentlich
zustehen sollte! Der ist für Incels nämlich ein Grundrecht wie Nahrung
oder Wasser
Was folgt aus dieser Logik?
Dass Frauen Incels den Sex verweigern und lieber mit Chads schlafen,
ist für sie eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. So rechtfertigen
Incels ihren Frauenhass, der stellenweise bis hin zum Femizid und dem
frauenfeindlichen Terrorakt reicht – wie jenem 1989 am polytechnischen
Institut in Montréal, bei dem 14 Studentinnen getötet wurden.
Warum haben diese Männer keinen Hass auf die Chads?
Den gibt es durchaus, da Chads einem die Frauen ja «wegnehmen». Dieser
geht jedoch immer mit Neid und Bewunderung einher: Man will selbst die
Rolle eines Chads einnehmen. Deswegen verschreiben sich zahlreiche
Incels dem sogenannten «Looksmaxxing», also der Verbesserung des
Aussehens durch Sport, Mode oder plastische Chirurgie.
Woher stammt das Phänomen der Incels?
Bei Incels fallen der gesellschaftlich ohnehin präsente Frauenhass und
patriarchales Anspruchsdenken, die Vereinzelung und Entfremdung des
Individuums im Neoliberalismus und das Internet als Echokammer
zusammen. Junge Männer erfahren, dass sie Ansprüchen von Männlichkeit
sowie sexuellem und finanziellem Erfolg nicht genügen. Aber statt das
System und seine Auswirkungen auf den Einzelnen in Frage zu stellen,
verlagern sie ihren Selbsthass auf Frauen, die sind Feindbild und
etablierter Sündenbock. Und online bestätigt man sich dann selbst in
diesem Denken.
Wie beurteilen Sie das Gefahrenpotential von Incels?
Ich würde sagen, dass nur ein Bruchteil der User der Foren tatsächlich
auch zum Terrorakt bereit ist. Aber ihr Frauenhass äussert sich ja
auch schon auf niedrigschwelliger Ebene – etwa durch Gewalt gegen
Frauen online oder auch auf der Strasse, beispielsweise, indem man
einem Mädchen nachts folgt, um ihm Angst einzujagen. Bei diesen Foren
handelt es sich ja um Echokammern, in denen sich die User gegenseitig
hochschaukeln und radikalisieren.
Wie hängt die Incel-Ideologie mit dem Feminismus zusammen?
Incels sind wie andere maskulinistische Gruppen eine regressive
Reaktion auf den Feminismus. Statt zu realisieren, dass Kritik am
herrschenden Geschlechterverhältnis auch Männern zugutekommen könnte,
da es auch Jungen und Männern immensen psychischen Schaden zufügt,
bekämpft man lieber im Männerbund diese «aufmüpfigen Weiber». Selbst
Incels, die ja immer wieder betonen, dass sie darunter leiden, keine
Chads zu sein, würden niemals auf die Idee kommen, das Patriarchat zu
hinterfragen; letztendlich profitieren sie durch die Abwertung von
Frauen doch mehr, als sie unter toxischen Männlichkeitsvorstellungen
leiden.
Wie entscheidend ist dabei die Opferrolle, die sich die Incels selbst zuschreiben?
Diese Täter-Opfer-Umkehr dient als Mittel, um die eigene Gewalt zu
legitimieren. Incels sehen sich als Opfer einer widernatürlichen
feministischen Gesellschaft, die ihnen das eigentlich naturgegebene
Recht auf Sex verwehrt. Es sind laut ihnen die Frauen, die im Unrecht
sind.
Wie können es Incels schaffen, sich auf der Opferrolle zu befreien?
Ich habe in meinem Buch ein Kapitel, das sich ausschliesslich mit dem
Ausstieg aus der Szene beschäftigt. Dass man diese nicht so einfach
verlassen kann, zeigt, dass sie durchaus Strukturen eines Kultes oder
einer Sekte aufweist. Was jedem Einzelnen ausstiegswilligen Incel
angeraten wird, ist die Therapie: Eine Szene, die ihren Mitgliedern
permanent vermittelt, sie seien – beispielsweise aufgrund fehlender
Attraktivität – nicht wert, jemals geliebt zu werden, und die nur ein
toxischer Sumpf ist, fügt langfristigen psychischen Schaden zu. Allein
schon deshalb sollte man darauf achten, dass Freunde, Söhne, oder
Brüder nicht in diese Szene abrutschen – von der potentiellen Gewalt,
die sie anderen antun könnten, ganz zu schweigen.
–
Veronika Kracher: Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults. Ventil Verlag, 280 S., ca. 29 Fr.
–
In Abgründe eingetaucht
Veronika Kracher beschäftigt sich mit der Incel-Subkultur, der
Alt-Right, Imageboards wie 4chan und Rechtsterrorismus. Weitere
Forschungsschwerpunkte sind Feminismus und Patriarchatskritik,
Antisemitismus, Literaturtheorie und Popkultur. (red)
–
Incel-Attentate
Eine Reihe von Terrorakten wurde von Männern verübt, die sich auf Ideen
von Incels berufen. So steht derzeit der 28-jährige Kanadier Alek
Minassian vor Gericht, der 2018 mit einem Kleinbus in Toronto zehn
Menschen überfahren hat. Nach seiner Festnahme erklärte er, die Tat sei
eine Rache dafür, dass er lange Zeit von Frauen zurückgewiesen worden
war. Minassian nannte als Vorbild Elliot Rodger, der 2014 in
Kalifornien sechs Personen tötete. Rodger hatte vor seinem Attentat ein
141-seitiges Manifest verschickt, in dem er seinen Hass auf Frauen und
Paare ausbreitete, verbunden mit Frustration über seine
Jungfräulichkeit. Der rechtsextremistische Täter von Halle 2019
wiederum filmte mit der Helmkamera seinen Versuch, eine Synagoge
anzugreifen, und liess dazu einen Song des Rappers Egg White laufen,
der der Mordtat von Minassian huldigt. (red)
(https://www.derbund.ch/fuer-incels-ist-sex-ein-grundrecht-wie-nahrung-oder-wasser-254481595067)