Medienspiegel 14. November 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Kleider sammeln für Menschen auf der Flucht
Matten bei Interlaken – Das neue Blago Bung ist offen, Veranstaltungen im gewohnten Rahmen können im Moment aber nicht stattfinden. Die Kulturschaffenden wollen trotzdem etwas bewegen. Am kommenden Sonntag organisieren sie darum eine Solidaritäts-Aktion.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/186111/


+++GRIECHENLAND
Neues Flüchtlingslager auf Lesbos: „In Europa, dachte ich, ist die Freiheit. Aber wir sind nicht frei“
Die Familie Musawi flüchtete aus dem Krieg in Afghanistan nach Lesbos. Sie erlebte das Inferno von Moria, schlief auf der Straße. Nun lebt sie im provisorischen neuen Lager. Wie geht es ihr dort? Der Vater berichtet.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-auf-lesbos-in-europa-dachte-ich-ist-die-freiheit-aber-wir-sind-nicht-frei-a-adbf9f45-ebb6-4fe1-aeed-316406dafe90


+++ITALIEN
Italien: Komitee zur Verteidigung des Rechts auf Seenotrettung gegründet
Acht Nichtregierungsorganisationen, darunter Sea Watch, Proactiva Open Arms, Ärzte ohne Grenzen, Mediterranea – Saving Humans und Sos Mediterranée, haben ein Komitee zur Verteidigung des Rechts auf Seenotrettung gegründet, dem sich Jurist*innen und Universitätsdozent*innen in Italien angeschlossen haben. Die beiden zentralen Aufgaben des Komitees sind die Wiederherstellung der Kommunikation mit den italienischen, aber auch europäischen Behörden sowie die Unterstützung der zivilen Seenotrettung, damit die Öffentlichkeit versteht, dass die Rettung von Menschen in Seenot nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Recht ist.
https://ffm-online.org/komitee-zur-verteidigung-des-rechts-auf-seenotrettung-gegruendet/


+++MITTELMEER
„Open-Arms“-Rettungsschiff mit Migranten erreichte Küste Italiens
Geflüchtete wurden bei drei Rettungsaktionen am Dienstag und Mittwoch aufgenommen
https://www.derstandard.at/story/2000121708015/open-arms-rettungsschiff-mit-migranten-erreichte-kueste-italiens?ref=rss


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Hunderte demonstrieren in Zürich gegen Echtpelz
Am Samstag haben in Zürich rund 300 Personen gegen Echtpelz demonstriert. Sie forderten ein Importverbot von Echtpelz-Produkten in die Schweiz. TELE TOP war bei der Demonstration dabei.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/hunderte-demonstrieren-in-zuerich-gegen-echtpelz-00145016/


+++REPRESSION DE
Ich komme mit Minirock in dein Fahndungsraster
Eine brutale junge Frau, die schwarz vermummten Antifa-Männern sagt, wo es lang geht? Nicht nur bei den Ermittlungsbehörden, sondern auch bei einigen Pressekolleg*innen scheint der Verdacht gegen eine 25-jährige Studentin geradezu archaische Fantasien durch die Synapsen gejagt zu haben.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1144388.leipzig-ich-komme-mit-minirock-in-dein-fahndungsraster.html


+++POLICE BE
Grossprojekt wird deutlich teurer: Kanton Bern hat sich bei neuem Polizeizentrum verrechnet
Nach dem Campus Biel nun das Polizeizentrum Niederwangen: Wegen fehlerhafter Planung erhöhen sich die Kosten alleine für die Projektierung um fast 30 Prozent.
https://www.derbund.ch/kanton-bern-hat-sich-bei-neuem-polizeizentrum-verrechnet-453109101204
-> https://www.bernerzeitung.ch/kanton-hat-beim-polizeizentrum-nachgerechnet-522959070567
-> Regionaljournal Bern 13.11.2020: https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/berner-polizeizentrum-im-niederwangen-wird-deutlich-teurer?id=11876007


+++POLIZEI AT
Hossa! Wer kontrolliert die Polizei?
In ihrer satirischen Videokolumne „Hossa!“ befasst sich die Kabarettistin Tereza Hossa mit der Frage: „Muss man Freund und Helfer wirklich kontrollieren?“
https://www.derstandard.at/story/2000121676333/hossa-wer-kontrolliert-die-polizei?ref=rss


+++POLIZEI DE
Urteil zu Polizeikontrollen in Hamburg: „Gefährlicher Ort“ ist rechtswidrig
Laut Verwaltungsgericht darf die Polizei auf St. Pauli nicht anlasslos Personalien prüfen. Geklagt hatte ein Schwarzer wegen Racial Profiling.
https://taz.de/Urteil-zu-Polizeikontrollen-in-Hamburg/!5725938/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
tagblatt.ch 14.11.2020

Corona-Protestmarsch mit rund 100 Teilnehmern – Zwei Anzeigen nach Auseinandersetzung wegen illegaler Gegendemo
(stapo/lex) Auf dem St.Galler Gallusplatz haben sich am Samstag, 11 Uhr, rund 100 Personen zu einem Corona-Protestmarsch versammelt. «Stiller Protest» lautet der Name der Aktion. Still, weil die Teilnehmer ausschliesslich mit kurzen Botschaften auf Plakaten zum Nachdenken anregen wollen. Protest, weil sie sich «gegen die Unverhältnismässigkeit der Corona-Massnahmen» aussprechen, sagte OK-Mitglied Markus Holzer aus Romanshorn. Die Demonstration war von der Polizei bewilligt.
Mit Schutzmasken und weissen Schutzanzügen bekleidet marschierten die Teilnehmer friedlich durch die Innenstadt. Doch ruhig blieb es nicht. Laut der St.Galler Stadtpolizei ist es zu einer illegalen Gegendemonstration gekommen.
«Am Ende der Demonstrationsroute versammelten sich zirka 30 Personen, welche eine unbewilligte Gegendemonstration durchführten. Dabei kam es zu gegenseitigen Provokation zwischen den zwei Gruppierungen», schreibt die Stadtpolizei in einer Mitteilung. Als die Polizisten auf die Personen der illegalen Demonstration für eine Kontrolle zuging, entfernten sich diese von der Örtlichkeit. Zwei Personen konnten jedoch angehalten werden.
Bei der Anhaltung wurden die Einsatzkräfte laut Polizei von mehreren Personen der illegalen Demonstration angegriffen. Die Polizisten mussten daher gemäss Mitteilung den Schlagstock einsetzen.
«Nach kurzen Tumulten beruhigte sich die Situation schnell wieder. Nach aktuellem Wissen wurde weder jemand von der Polizei, noch jemand von der illegalen Demonstration verletzt.»
Die zwei angehaltenen Personen werden durch die Stadtpolizei angezeigt. Sie wurden nach der Personenkontrolle vor Ort wieder entlassen. «Die Stadtpolizei St.Gallen führt weitere Abklärungen zum Vorfall durch.» Ansonsten sei der Protestmarsch friedlich verlaufen.
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/stgaller-stadt-ticker-100-personen-bei-corona-protestmarsch-illegale-gegendemo-fuehrt-zu-anzeigen-sturz-hund-ueberfahren-und-blechsalat-erste-signale-dass-neue-coronaregeln-etwas-bewirken-preis-fuer-beatrice-gmuender-ld.1084940)
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/mehrere-anzeigen-nach-illegaler-gegendemo-in-stgallen-00145012/
-> https://www.stadt.sg.ch/news/13/2020/11/illegale-gegendemonstration-in-st-gallen.html
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-ostschweiz/lenzerheide-erhaelt-zuschlag-fuer-biathlon-wm-2025?id=11876322 (ab 00:45 )
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/stiller-protest-kritik-an-corona-massnahmen-139871593
-> https://www.dieostschweiz.ch/artikel/nach-corona-kundgebung-gegendemonstranten-greifen-polizisten-an-ogOzMKd
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/mehrere-anzeigen-nach-illegaler-gegendemo-in-stgallen-00145012/


Referendum gegen Covid-19-Gesetz: Impfkritiker schiessen gegen neuen Corona-Schutz
Die Impfung von Pfizer und Biontech verändere die menschlichen Gene, warnen die Gegner des Covid-19-Gesetzes. Fachleute bezeichnen die Behauptung als «eindeutig falsch».
https://www.derbund.ch/impfkritiker-schiessen-gegen-neuen-corona-schutz-109052323737


Verschwörungsideologien sind eine geistige Pandemie – und vergiften Demokratien
Das Coronavirus hat die Welt in wenigen Monaten radikal verändert. Die unsichtbaren Eindringlinge haben uns Menschen in den Würgegriff genommen und uns in die Knie gezwungen. Wir, die uneingeschränkten Herrscher der Welt, fürchten um unser Leben und tanzen nach den Launen eines winzigen Erregers.
Was für eine narzisstische Kränkung!
Das aggressive Virus greift aber nicht nur unsere Lungen und weiteren Organe an, es wütet auch in unseren Hirnen und verseucht unser Bewusstsein. Zwar nicht physisch, aber geistig. Was es dort anrichtet, ist quasi ein gigantischer Kollateralschaden.
https://www.watson.ch/!872570458
-> https://sbamueller.wordpress.com/2020/11/13/corona-rebellen-in-freiburg-seit-april-der-versuch-eines-ruck-und-uberblicks/
-> https://www.srf.ch/news/international/massnahmen-kritiker-querdenken-demos-erlauben-obwohl-massnahmen-missachtet-werden
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/querdenken-protest-corona-massnahmen-gegner-frankfurt-am-main-karlsruhe-regensburg
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-querdenken-frankfurt-100.html
-> https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/leipzig-querdenken-109.html


„Querdenker“ machen Propaganda mit Satireartikel des Postillon
Die Polizei soll gewaltsam einen Martinszug aufgelöst haben: So stand es 2014 auf der Satireseite Postillon. Brisant wird der Artikel, da er von „Querdenkern“ als aktueller Bericht verbreitet wird. Der Postillon hat juristische Schritte eingeleitet.
https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/querdenker-machen-propaganda-mit-satireartikel-des-postillon,SGJVulI



landbote.ch 14.11.2020

Corona-Skeptiker in Winterthur: Wer hinter den Fake-Pandemie-Flyern steckt

In  Winterthur werden anonyme Flyer verteilt, die Corona als  «Fake-Pandemie» darstellen. Dahinter steckt eine lokale Gruppe, die  Unterschriften für das Referendum gegen das Covid-19-Gesetz sammelt.

Delia Bachmann

In den  letzten Tagen fanden mehrere «Landbote»-Leser im Mattenbach-Quartier ein  Flugblatt von Corona-Skeptikern im Briefkasten. Der gleiche Flyer  tauchte schon in Merenschwand auf, wie die «Aargauer Zeitung»  berichtete.

Er  orientiert sich optisch stark an den offiziellen Plakaten des  Bundesamts für Gesundheit. Roter Hintergrund, grüner Haken und sogar der  Slogan ist derselbe: «So schützen wir uns.» Doch anders als das  Original ruft der Flyer nicht zum Händewaschen, sondern zu einem  Mindestabstand von fünf Kilometern zu Politik und Medien und zum  «selbstständigen Denken» auf.

Überschrieben  ist der Flyer mit «Great Awakening», einem Begriff, der von  QAnon-Anhängern verwendet wird. Es handelt sich um eine Gruppe von  Verschwörungstheoretikern, die etwa daran glaubt, dass unter anderem  US-Politiker wie Barack Obama und Hillary Clinton in einen Kindersexring  verwickelt sind.

Auf  der Rückseite werden die Merkmale einer «echten» Pandemie jenen der  angeblichen «Fake»-Pandemie gegenübergestellt. Die Grafik stammt  ursprünglich von der Gruppe «Ärzte für Aufklärung», die in verschiedenen  deutschen Städten Corona-kritische Flugblätter verteilte. Manche der  Aussagen sind nachweislich falsch. Statistisch belegt ist etwa die überdurchschnittliche Sterblichkeit bei den über 65-Jährigen während der ersten und der zweiten Welle.

In  Winterthur wurden die Flyer anonym verteilt. Doch Recherchen des  «Landboten» zeigen, dass die Regionalgruppe des Referendums gegen das  Covid-19-Gesetz hinter der Flugblattaktion steckt. In ihrem  Telegram-Chat, der über 130 Mitglieder zählt, teilen sich diese die  Strassen in den einzelnen Stadtkreisen auf, um «Doppelt-Beflyerungen» zu  vermeiden. Auch in Wila und Kollbrunn im Tösstal sind Flyeraktionen  geplant.

Der  offizielle Flyer des Notrecht-Referendums geht weniger weit als das  anonyme Flugblatt. So wird das Covid-19-Gesetz darauf zwar als unnötig  kritisiert, die Existenz der Pandemie als solche aber nicht infrage  gestellt. Warum also wirbt die Regionalgruppe in Winterthur mit diesem  Flyer?

Der  «Landbote» konnte darüber mit Elisabeth Bolliger reden. Sie ist an der  Flyeraktion beteiligt und auch Mitglied der Regionalgruppe gegen das  Covid-19-Gesetz, das bis am 31. Dezember 2022 gilt. «Wir sind keine  Corona-Leugner», stellt sie klar. Aber sie kritisiert die Aufregung rund  um das Coronavirus, das sie auf die Stufe einer mittelschweren Grippe  stellt: «Das BAG gibt jeden Tag neue Fallzahlen heraus, aber keine  Vergleiche mit früheren Grippewellen.»

Bolliger  wiederholt auch die Kritik an den Medien, die «Ängste schüren» und  «einseitig berichten». Die Hauptbotschaft des Flyers sei: «Es gibt auch  noch andere Meinungen.» Die Kritik, dass ein solcher Flyer selbst für  Verunsicherung sorge, lässt sie nicht gelten. Auch nicht, dass er  potenziell gesundheitschädlich ist – nämlich dann, wenn die Menschen  deswegen auf eine Maske verzichten. «Eine Maske ist nicht nötig und  weckt zusätzlich Ängste. Einfache Regeln wie Abstand halten genügen»,  sagt Bolliger. Und: «Wenn die Leute sich informieren und keine Maske  tragen, ist das nicht verantwortungslos, sondern unser Ziel.»

Standaktion am Samstag

«Das  Verteilen von Flyern in Briefkästen ist strafrechtlich nicht relevant»,  erklärt Stadtpolizei-Sprecher Michael Wirz auf Anfrage. Der Grossteil  der Bevölkerung halte sich gut an die Maskenpflicht und reagiere  wohlwollend, wenn man ihn darauf anspreche. «Nur die wenigsten wollen  partout keine Masken tragen, weil sie der Überzeugung sind, dass diese  nichts nützen. Diese Fälle können wir an einer Hand abzählen», so Wirz.

Aus  dem Telegram-Chat geht hervor, wie aus ersten Mahnwachen im Mai ein  Stammtisch und schliesslich auch eine Regionalgruppe gegen das  Covid-19-Gesetz wurde. Am Samstag sind ihre Mitglieder zum ersten Mal  mit einem Stand in der Marktgasse präsent. Dort wollen sie  Unterschriften für das Notrecht-Referendum sammeln. Bis jetzt sind laut  der Website der Referendumsbefürworter erst 17’000 von 50’000  Unterschriften zusammengekommen. Die Frist läuft am 14. Januar ab.
(https://www.landbote.ch/wer-hinter-den-fake-pandemie-flyern-steckt-300810286855)
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/fake-massnahmen-flyer-tauchen-in-winterthurer-briefkaesten-auf-00145021/



„Querdenken“-Demos: Verfassungsschützer warnt vor Anschlägen durch Gegner der Corona-Politik
Erneut folgten Hunderte Menschen dem Aufruf der „Querdenken“-Bewegung zu Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen. Niedersachsens Verfassungsschutzchef sieht eine zunehmend gefährliche Radikalisierung.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/querdenken-demos-verfassungsschuetzer-warnt-vor-anschlaegen-a-b5fe3b8d-9e38-455d-b148-c9d1036610dc
-> https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/querdenken-demos-friedlich-in-bayern-blockaden-in-frankfurt,SGKOMz9


Michael Wendler: Er ist zurück wegen «dramatischen Entwicklungen»
Michael Wendler ist zurück auf seinem Telegram-Kanal. Grund? «Dramatische Entwicklungen»!
https://www.nau.ch/people/welt/michael-wendler-er-ist-zuruck-wegen-dramatischen-entwicklungen-65819850


+++HISTORY
derbund.ch 14.11.2020

Veraltetes Vokabular: Die Migros sucht einen «Fachleiter Kolonial»

Der  Detailhändler verwendet intern immer noch die Bezeichnung  Kolonialwaren. Zwar will sich die Migros jetzt vom Begriff trennen, doch  die Umsetzung harzt.

Adrian Hopf-Sulc

Black  Lives Matter wurde weltweit zu einem Begriff. Die ganze Schweiz  diskutierte über das Schaumgebäck von Dubler. Und in Bern änderte die  Café-Bar Colonial nach Protesten ihren Namen. All das scheint an der  grössten Detailhändlerin des Landes vorbeigegangen zu sein.

So  sucht die Migros Aare im Herbst 2020 für die Filiale im Berner Bahnhof  einen neuen «stellvertretenden Teamleiter Kolonial». Und die Migros  Zürich hat derzeit gleich acht Stellen ausgeschrieben, die den Begriff Kolonial enthalten, unter anderem benötigt man zwei neue «Fachleiter Kolonial» und einen «Mitarbeiter Kolonial & Backwaren».

Das  erstaunt, denn der Begriff wird gleich doppelt falsch verwendet. Zum  einen ist es schon länger her, dass in der Migros Produkte aus Kolonien  zu kaufen waren. Und: Im Laufe der Jahrzehnte ist das  Kolonialwaren-Sortiment gewachsen, sodass heute nicht nur Produkte aus  Übersee dazugehören.

Duttweilers Standbein

Die  im 19. Jahrhundert aufgekommenen Kolonialwarenläden verkauften  Produkte, die sonst nirgends erhältlich waren, etwa Kaffee, Schwarztee  oder Kokosfett. Solche Waren waren auch für den Unternehmer Gottlieb  Duttweiler ein wichtiges Standbein, als er ab 1925 mit seiner Migros den  Schweizer Detailhandel aufmischte. Heute gehören beim Unternehmen  praktisch alle Lebensmittel zur Kategorie Kolonial, die nicht zu den  Frischprodukten zählen – also auch Schweizer Mehl oder italienische  Spaghetti.

«Koloniale  Herrschaft beruhte auf Gewalt, Ausbeutung und Rassismus», sagt Bernhard  Schär. Er ist Historiker an der ETH Zürich und beschäftigt sich mit der  Rolle der Schweiz im Zeitalter des Kolonialismus. «Gleichzeitig mit der  Kolonialisierung fand in Europa eine Romantisierung der Kolonien  statt.» Und die Werbung habe ein Bild des Kolonialismus gezeichnet, «das  fast alles ausblendete», sagt Schär.

Die  Verharmlosung der damaligen Vorgänge in den Kolonien setze sich auch  noch heute fort, etwa indem vom Kolonialstil im Sinne der «guten alten  Zeit» gesprochen werde. In der Forschung spreche man dann von der  «kolonialen Nostalgie», so Bernhard Schär.

«Das  Ziel der Diskussion über diese Begriffe ist nicht, einfach unsere  Sprache zu säubern.» Aber das koloniale Erbe der Globalisierung werfe  für Schweizer Firmen zwei Fragen auf: «Wie sollen die Beziehungen zum  globalen Süden und jene zu den Mitarbeitenden und zur Kundschaft mit  Wurzeln in ehemaligen Kolonien gestaltet werden?» Der ETH-Forscher sagt,  Unternehmen hätten «nebst einer sozialen, wirtschaftlichen und  ökologischen auch eine kulturelle Verantwortung» – gerade auch gegenüber  einer multikulturellen Belegschaft, wie sie die Migros habe.

Coop handelte schon 1970

Noch  vor drei Jahren wollte man bei der Migros Aare nichts davon wissen, wie  damals eine Anfrage dieser Zeitung ergab. Inzwischen hat ein Umdenken  stattgefunden: Offiziell werde die Warenkategorie heute schlicht  Lebensmittel oder Food genannt, heisst es bei den  Migros-Genossenschaften Aare und Zürich unisono. Da der Begriff Kolonial  aber mehrere Jahrzehnte lang verwendet worden sei, «dauert die  Umstellung über alle Systeme hinweg noch an», schreibt  Migros-Aare-Sprecherin Andrea Bauer.

Wann  beim orangen Riesen entschieden wurde, das Wort zu verbannen, konnte  weder bei der regionalen Genossenschaft in Bern noch bei jener in Zürich  beantwortet werden. «Der Wandel von Begrifflichkeiten ist immer auch  ein Prozess des Umdenkens. Dieser lässt sich an keinem fixen Startpunkt  festmachen», schreibt Migros-Zürich-Sprecherin Gabriela Ursprung.

Bei  der Konkurrentin Coop hat man sich übrigens bereits vor 50 Jahren dafür  entschieden, den Begriff Kolonialwaren abzuschaffen, wie Sprecherin  Rebecca Veiga auf Anfrage schreibt: «An einer Sitzung vom 16. Juli 1970  entschied die damalige Geschäftsleitung von Coop, zukünftig nur noch die  Bezeichnung ‹Überseeprodukte› zu verwenden.» Heute fänden sich die  meisten dieser Produkte in der Kategorie Grundnahrungsmittel/Reinigung.
(https://www.derbund.ch/die-migros-sucht-einen-fachleiter-kolonial-453780875121)



derbund.ch 14.11.2020

Interview zum Fichenskandal: Sie wurde fichiert, er spitzelte – jetzt reden sie miteinander

Willy  Schaffner unterwanderte in den 1980er-Jahren die Zürcher Jugendszene.  Alt-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer gehört zu jenen, die  damals bespitzelt wurden. Ein Gespräch über staatliche Überwachung.

Michael Solomicky und Thomas Widmer

Die  Stimmung ist angespannt, als Susanne Leutenegger Oberholzer und Willy  Schaffner im Berner Hotel National eintreffen. Die frühere Nationalrätin  und Fichierte sitzt in der einen Ecke des reservierten Raums. Der  einstige Polizeispitzel, dessen Informationen zu Ficheneinträgen  führten, steht in der anderen. Beide sagen nichts, blättern stattdessen  in Akten und alten Dokumenten – wie zwei Kontrahenten, die sich vor  Gericht gegenüberstehen. Ob das gut kommt?

Frau Leutenegger, unlängst kam heraus, dass der Schweizer Geheimdienst nach wie vor Bürgerinnen und Bürger überwacht und dabei zu weit geht. Hat Sie das überrascht?

Susanne Leutenegger Oberholzer: Ich habe die Fichierung und Überwachung seit dem Fichenskandal von 1989  verfolgt. Dabei wurde klar, dass weiter fichiert wird – wegen der  Digitalisierung noch viel raffinierter. Überrascht bin ich nicht, aber  entsetzt, in welch grossem Ausmass der Geheimdienst heute tätig ist.
Willy Schaffner: Ich stelle frustriert fest, dass der Nachrichtendienst nichts gelernt  hat. Dabei müsste die Fichenaffäre von 1989 ein einmaliges Vorkommnis  sein. Leute, die in unserer Demokratie politische Rechte wahrnehmen,  dürfen nicht fichiert werden.
Leutenegger: Der Nachrichtendienst NDB handelt teilweise gesetzeswidrig. Die  Einsichtsfrist von 30 Tagen wird nicht eingehalten. Ich verlangte  letztes Jahr im Oktober Einsicht in die über mich gesammelten Daten.  Dann wurde ich auf Frühjahr 2020 vertröstet. Erst diesen Monat – also  ein Jahr später – erhielt ich Einsicht in meine Daten. Wie viele Stunden  hat wohl allein dieser Prozess die Steuerzahlenden gekostet?

Was steht in Ihrer neuen Fiche?

Leutenegger: Der  NDB verwahrt sich gegen den Begriff Fiche. Das macht die Sache aber  nicht besser. Die politische Schlagseite bei kritischen Fragen und  Personen ist für mich unverkennbar. Registriert sind unter anderem  Fragen von mir aus vertraulichen Sitzungsprotokollen einer  Nationalratskommission. Das geht staatspolitisch gar nicht. Die  systematische Sammlung von Daten über die Ausübung politischer und  verfassungsmässiger Rechte ist widerrechtlich. Das hat auch die  Geschäftsprüfungskommission der beiden Räte massiv kritisiert. Was sagt  die verantwortliche Bundesrätin Viola Amherd dazu?

Wir  führen das Gespräch in Bern in der Nähe der Taubenstrasse 16, wo früher  die Fichen lagerten. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser  Adresse?

Schaffner: Da gibt es die eine oder andere Erinnerung. Nach Auflösung des KK III,  der Geheimdienstabteilung der Stadt Zürich, wurde der Staatsschutz nach  klaren Vorgaben betrieben. Dadurch hatte ich Kontakt zu einzelnen Leuten  in Bern, von wo aus die Zusammenarbeit mit den Kantonen koordiniert  wurde.

Frau Leutenegger, Sie mussten 1989 an die Taubenstrasse, um Ihre Fiche einzusehen. Wie war das?

Leutenegger: Obschon ich wusste, dass rund 900 000 Fichen existierten, war der  Moment, als ich durch die Schleuse eintrat und allein im Raum das  Kästchen mit meinen Fichen vorgesetzt bekam, ein Schock.

Hat das Erlebnis Ihr Vertrauen in den Staat erschüttert?

Leutenegger: Ja. Ich hatte immer vermutet, dass die Linke überwacht wird, aber den  flächendeckend agierenden Fichenstaat real vor sich zu haben, hat mich  damals emotional durchgeschüttelt.

Was war damals im Kästchen?

Leutenegger: Karteikärtchen mit geschwärzten Stellen, also nicht die gesamten Datensammlungen.

Man  hört immer wieder, das Monströse sei auch läppisch gewesen, die  Ficheure hätten dilettiert. War das bei den Einträgen über Sie auch so?

Leutenegger: Absolut.  Da stand zum Beispiel, dass ich für den Nationalrat kandidierte, dass  ich an der 1.-Mai-Demo teilnahm und dergleichen. Ich verlangte in meinem  Wohnkanton Basel-Landschaft vollständige Einsicht in die über mich  gesammelten Staatsschutzakten. Der Kanton verweigerte dies. Vor dem  kantonalen Verwaltungsgericht bekam ich dann recht. Darauf klagte der  Bund gegen den Kanton mit dem Argument, die geheimen Datensammlungen  seien Eigentum des Bundes. Der Bund gewann vor Bundesgericht. Die  Einsicht blieb mir verwehrt.

Es blieb also bei den Karteikärtchen?

Leutenegger: Ja. Darauf folgte über den Fichendelegierten des Bundes die Einsicht in  die Akten, die den Fichen zugrunde lagen. Doch auch da waren die Namen  der Spitzel und Informanten geschwärzt.

Herr  Schaffner, Sie waren damals als ein solcher Informant im Einsatz. Ab  1980 unterwanderten Sie bei den Zürcher Jugendunruhen die Szene und  lieferten Informationen für die Fichen. Sie waren ein «Spitzel». Tut  Ihnen das Wort weh?

Schaffner: Der  Begriff Spitzel wird auch in Zukunft anstössig bleiben. Denunziantentum  in allen Varianten ist und bleibt verwerflich. Weh tut mir das nach  vierzig Jahren nicht mehr. Heute führe ich ein normales Leben.

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Schaffner: Als  Streifenpolizist bekam ich 1980 die Chance, intern dem KK III der  Stadtpolizei beizutreten, dem zweitgrössten Geheimdienst im Land. Kurz  darauf brachen die Jugendunruhen aus. Die Polizei hatte zu wenig  Informationen, ich rutschte in die Insiderarbeit hinein, hielt mich als  «Willi Schaller» fünf Jahre lang unter den Linken, Bewegten, Anarchisten  auf.

Auf welcher rechtlichen Grundlage basierte Ihre Arbeit?

Schaffner: Meine  Vorgesetzten stützten sich auf den Artikel im Polizeigesetz über Ruhe  und Aufrechterhaltung von Ordnung – eine rechtliche Grauzone. Das KK III  war diktatorisch geführt, Widerspruch wurde nicht geduldet. Hätte ich  die Rechtsgrundlage angezweifelt – da wären schon zwei, drei andere für  meinen Job bereitgestanden.
Leutenegger: Sie waren doch als Polizist gehalten, das Recht einzuhalten, Herr  Schaffner. Sie verwendeten falsche Ausweise, mieteten eine Wohnung unter  falschem Namen, fuhren Auto mit einem gefälschten Ausweis. Da mussten  Sie sich doch fragen: Ist das rechtens?
Schaffner: Die  Jugendunruhen wurden immer gewalttätiger, Woche für Woche gab es  Sachbeschädigungen und Körperverletzungen. Politik und Polizei stiessen  an ihre Grenzen. Allein mit den alten Turnschuhen, den verwaschenen  Jeans, dem Dreitagebart wäre ich früher oder später aufgeflogen. Ich  brauchte den falschen Ausweis.
Leutenegger: Wussten Sie überhaupt noch, wer Sie waren?
Schaffner: Ich  wusste, wer ich war. Aber ich machte den Job viel zu lange – fünf  Jahre. Meine Frau Margrith warnte mich immer: «Hör auf damit, du machst  dich kaputt!»
Leutenegger: Ich habe das Buch gelesen, in dem Sie Ihre Geschichte erzählen. Mir  scheint, Ihre Frau war die einzige vernünftige Person in Ihrem Umfeld.
Schaffner: Sie ist tatsächlich die Heldin des Buches.
Leutenegger: Sie hörten nicht auf sie. Handelten Sie aus egoistischen Motiven?
Schaffner: Nein.  Ich wollte etwas tun für den Staat, das war meine Motivation. Die  Bewegungszeit 1980 und 1981, das war sozusagen die Hochsaison. Danach  flauten die Unruhen ab. Ich bekam ein Problem. Ich hatte immer weniger  zu tun, hing rum, vermeldete bloss, dass nichts lief.
Leutenegger: Haben Sie in solchen Situationen auch Geschichten erfunden?
Schaffner: Ich  nicht. Aber ich hatte ein Sinndefizit. 1983 schrieb ich ein Gesuch um  Teilnahme an einer linken Arbeitsbrigade in Nicaragua. Ich dachte, die  Revolution würde von Nicaragua in die Schweiz überschwappen. Auch ging  ich an einen Anarchistenkongress in Venedig. Aber ich merkte, dass meine  Arbeit nicht mehr sinnvoll war. 1985 stieg ich aus.

Zweifelten Sie nie grundsätzlich an Ihrem Tun?

Schaffner: Ich  blieb vorerst ein Überzeugter. Auch während der Fichenaffäre ab 1989.  Der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) in Zürich  verweigerte ich mich.

In der PUK sassen Leute, die Sie bespitzelt hatten. Wie war das?

Schaffner: Ich  fragte mich: Wie kann es sein, dass linke Politiker Zugang zu den  Fichen bekommen? Werden aus Wilderern Jagdaufseher? Ich fühlte mich  verschaukelt, sagte daher nichts. Mein Verhalten damals war kein  Ruhmesblatt. Die PUK hat gute Arbeit geleistet.
Leutenegger: Ihre Loyalität gegenüber Ihrem Arbeitgeber hat sich für Sie ausgezahlt. Sie behielten Ihren Job.
Schaffner: Man  verpflanzte mich nicht in eine ordentliche Abteilung, Einbruch oder  Fahrzeugfahndung. Sondern ich fand in der Nachfolgeorganisation des KK  III eine Stelle.
Leutenegger: Wollten Sie das?
Schaffner: Ja.  Aber dann begann ich umzudenken. In Zürich büssten die Bürgerlichen an  Gewicht ein. Rot-Grün stieg auf. Die neuen Politiker wollten von der  Polizei eine andere Philosophie und ein anderes Verhalten, sicher keine  Beamten, die aus einem Fenster spähten. Bei mir setzte das einen  Denkprozess in Gang. Ich merkte, dass die Brechstange nicht immer das  richtige Werkzeug ist und nicht alle Demonstranten Chaoten sind. Ich  setzte auf Prävention, auf ein gutes Einvernehmen mit den Gewerkschaften  oder mit Gruppen wie den Kurden. Es dauerte zehn Jahre, bis ich auf der  Strasse akzeptiert war. Dafür eckte ich umso mehr intern an.
Leutenegger: Das Problem sind nicht Sie, Herr Schaffner, sondern die strukturelle  Gewalt der geheimen staatlichen Organisationen wie der  Nachrichtendienste. Diese müssten transparent arbeiten und demokratisch  kontrolliert werden. Das ist heute beim besten Willen nicht der Fall.  Wir haben aus dem Fichenskandal zu wenig gelernt. 2016 hat das Volk das  neue Nachrichtendienstgesetz angenommen. Es verleiht den  Nachrichtendiensten weitreichende Kompetenzen. Insider wie Sie damals,  Herr Schaffner, können legal mit Tarnidentitäten ausgestattet werden.
Schaffner: Dem  ist so. Was früher grenzwertig war, ist heute legal. Als letztes  Mittel, um eine Straftat zu verhindern oder aufzuklären, finde ich eine  verdeckte Ermittlung okay. Bei Waffen- und Drogenhandel, bei  Rechtsextremismus. Aber ein Gericht muss sie absegnen, jemand muss die  Verantwortung tragen, und nach der Operation muss Schluss sein mit  Überwachen.
Leutenegger: Es ist ja nicht so, dass verdeckte Ermittlungen bisher viele  rechtsextreme Aktivitäten aufgedeckt hätten. Die Ficheure sind auf dem  rechten Auge blind.
Schaffner: Ich  finde, es ist verwerflicher, wenn Private spitzeln. Wenn der Hauswart  der Polizei Informationen liefert. Oder der Nachbar. Aus Vaterlandsliebe  macht das keiner. Es geht um Geld. Oder um Vorteile, etwa eine  erleichterte Einbürgerung. Ich meine jetzt nicht Polizisten und  klassische Staatsschützer, sondern andere Spitzel.
Leutenegger: Wie funktioniert das Netzwerk von Privaten und Staat?
Schaffner: Solche  sogenannten Vertrauenspersonen handeln womöglich aus einem Groll  heraus. Und es kann zu Verstrickungen kommen. Nehmen wir an, ein  Informant wird wegen häuslicher Gewalt verhaftet. Garantiert will er  Hilfe vom Polizisten, der ihn führt.

Herr Schaffner, hat Sie der Staat missbraucht?

Schaffner: Ich habe mitgemacht. Es gehört zu meiner Biografie.

Wieso hörten Sie nicht auf Ihre Frau?

Schaffner: Ich  war halt ein Sturer. Wenn ich Margrith nicht gehabt hätte, ich weiss  nicht, was aus mir geworden wäre. Sie war meine Stütze, sie hielt zu  mir. Und sie litt.
Leutenegger: Sie hätte Sie auch in die Wüste schicken können.
Schaffner: Ja.

Wer ist schuld an der Fichiererei?

Schaffner: Der Zeitgeist.
Leutenegger: Das ist zu einfach, sonst wäre heute Schluss damit. Es gab und gibt  politisch Verantwortliche. Wer heute im Departement für Verteidigung  (VBS) als Vorsteherin nicht dafür sorgt, dass endlich aufgeräumt wird,  der muss geradestehen – in diesem Fall Bundesrätin Viola Amherd.
Schaffner: Als  ich zum KK III kam, gab es dort 35’000 Fichen. In der Registratur stand  eine endlose Reihe von Kästen. Die Leute waren loyal. Gläubig.  Linientreu. Die Fichenaffäre erschütterte sie. Der Registraturchef bekam  gesundheitliche Probleme, erlitt eine Lohneinbusse, verstand die Welt  nicht mehr. Er fand, er habe nur gemacht, was ihm von oben gesagt worden  war.

Was für einen Schaden hat die Fichiererei angerichtet?

Leutenegger: Erstens erlitten viele Leute massive wirtschaftliche Einbussen. Sie  bekamen keine Stellen. Die Leute, die spitzelten und fichierten, wurden  seelisch beschädigt. Ein Polizist in Baselland hatte nach Aufdeckung des  Fichenskandals eigenhändig Fichen verbrannt. Danach nahm er sich das  Leben.

Frau Leutenegger, warum wollten Sie nach der Fichenaffäre, dass die Spitzelnamen auf den Fichen offengelegt würden?

Leutenegger: Ich wollte wissen, woher die Informationen über mich und alle anderen  stammten. Ich wollte die Struktur der Bespitzelung sichtbar machen, die  verdeckten Hierarchien. Den Überwachungsapparat.

Hatten Sie keine Angst, es könnte Übergriffe gegen Spitzel geben?

Leutenegger: Ich dachte eher an die Tausenden Menschen, deren Leben zerstört worden war.

Willy  Schaffner hat erlebt, was es heisst, enttarnt zu werden. Der Journalist  Jürg Frischknecht liess ihn 1986 in der Zeitung auffliegen. Wie war  das, Herr Schaffner?

Schaffner: Im  Urnerland, wo ich herkomme, fragten mich mein Bruder und meine Mutter,  was da los war. Sie konnten es nicht verstehen, waren sehr betroffen.  Mein Vater war damals schon verstorben. Er war in der SP und hätte sich  unglaublich über mich geärgert. Es war eine schlimme Zeit.
Leutenegger: In meinem Bekanntenkreis gab es viele Leute, die wegen der Fichiererei  die Stelle verloren oder nicht bekamen. Viele Lehrer zum Beispiel.  Meinem damaligen Partner wurde die Zusage für eine Stelle als Mediziner  im Kanton zurückgezogen. Wegen seiner Fiche, wie sich nachträglich  zeigte. Sie, Herr Schaffner, hatten, nachdem Sie aufgeflogen waren,  immer noch einen Job.
Schaffner: Stimmt.  Als ich dann enttarnt war, wurde ich abgezogen wie die anderen Insider  der Stadtpolizei. Es hiess, wir sollten vorerst untertauchen, alles war  bezahlt. Ich musste den Sohn aus dem Kindergarten nehmen, meine Frau  musste ihren Job aufgeben, wir versteckten uns im Zürcher Oberland beim  Onkel meiner Frau.

Würden Sie heute einem Polizisten davon abraten, Insider zu sein?

Schaffner: Bei  Vorträgen sage ich immer: «Führt um Himmels willen kein Doppelleben!  Eine Ausbildung für ein doppeltes Leben gibt es nicht. Es gibt in einem  normalen Leben genug Probleme zu lösen.»
Leutenegger: Der Staat hätte so viele wichtigere Aufgaben. Unsere Gesellschaft ist  am sichersten, wenn sie möglichst transparent funktioniert. Alles, was  im Verdeckten unkontrolliert läuft, birgt die Gefahr von Missbräuchen.

Herr Schaffner, wenn Sie heute Leuten begegnen, die Sie damals bespitzelten, was erleben Sie?

Schaffner: Ich  bin ab und zu in Zürich, sehe dann zum Beispiel den linken Anwalt  Bernard Rambert, wir kaufen beim selben Metzger im Niederdorf ein. Wir  geben uns die Hand, wechseln einige Worte, fertig. Mit anderen Leuten  ginge das nicht, viele sind bis heute sauer. Sie haben alles Recht dazu.

Sind Sie sauer, Frau Leutenegger?

Leutenegger: Politisch ja. Wir sind ein freiheitlicher Staat. Er braucht das  Vertrauen von uns allen. Das ist gerade dann wichtig, wenn der Staat wie  jetzt wegen Corona zur Sicherung vor gesundheitlichen Risiken massiv in  das Leben der Menschen interveniert.

Und auf Herrn Schaffner – sind Sie sauer auf ihn?

Leutenegger: Nein. Er hat offensichtlich gemerkt, dass sein Tun falsch war. Herr  Schaffner, tun Sie mir einen Gefallen? Stellen Sie einen Antrag auf  Einsicht in Ihre aktuellen Daten beim Nachrichtendienst des Bundes.  Vielleicht interessiert es Sie, ob Sie fichiert sind.
Schaffner: Das  habe ich gemacht. Die Antwort vom Bund ist zwar formell korrekt und  voller standardisierter Floskeln. Aber konkrete Angaben über eine  allfällige Fichierung fehlen gänzlich. Es ist somit unklar, ob ich  irgendwo verzeichnet bin oder nicht. Das finde ich rechtsstaatlich  bedenklich. Ich verstehe Ihren Unmut, Frau Leutenegger Oberholzer. Die  aktuelle Situation ist total unbefriedigend.

Herr Schaffner, möchten Sie Frau Leutenegger Oberholzer noch etwas sagen?

Schaffner: Ich  habe auf der Anreise im Zug aus dem Urnerland gegrübelt: Ich werde  einer Frau mit einem riesigen Leistungsausweis gegenübersitzen, die  fichiert wurde, die sich immer eingesetzt hat, einer politischen  Kämpferin. Was kann ich ihr bloss bieten?
Leutenegger: Ganz einfach, Herr Schaffner. Setzen Sie sich mit mir dafür ein, dass die sinnlose Überwachung von Menschen aufhört.

Das  Gespräch ist vorbei. Die Anspannung ist einer Erleichterung gewichen.  Bei allen Differenzen in der Sache: Susanne Leutenegger Oberholzer und  Willy Schaffner haben einander zugehört, Blickwinkel und Standpunkt des  Gegenübers respektiert. Nun geht es zum Fototermin an der nahen  Taubenstrasse, wo zu Zeiten des Fichenskandals die Bundesanwaltschaft in  einem Bürogebäude untergebracht war. Auf dem Weg witzeln Susanne  Leutenegger Oberholzer und Willy Schaffner und wirken vertraut – fast  schon komplizenhaft. Das Ereignis von damals hat sie nicht nur entzweit,  es verbindet sie auch. Sie lachen. Es ist gut, miteinander gesprochen  zu haben.

Dieser Artikel stammt aus der «Schweizer Familie».



Susanne Leutenegger Oberholzer, 72

2018  tritt Susanne Leutenegger Oberholzer, eine profilierte Linke, aus dem  Nationalrat zurück. 1948 in Chur geboren, studiert sie Volkswirtschaft  und später Rechtswissenschaften. 1987–1991 sitzt sie für die Poch  (Progressive Organisationen der Schweiz) im Nationalrat. Nach deren  Auflösung wechselt sie zur SP und gehört ab 1999 wieder dem Nationalrat  an. Susanne Leutenegger Oberholzer ist geschieden und lebt in Augst BL.  Sie studiert in Zürich derzeit «Applied History».



Willy Schaffner, 70
In  Zürichs Jugendbewegung nennt er sich «Willi Schaller». In Wahrheit  heisst er Willy Schaffner und ist Zürcher Stadtpolizist. 1986 wird er  enttarnt. Ein paar Jahre später beginnt die zweite Karriere des Willy  Schaffner als liberaler Polizist, der in Konflikten zwischen  Demonstranten und Polizei vermittelt. Über ihn gibt es das Buch «Das  Doppelleben des Polizisten Willy S.» (Tanja Polli, Verlag Wörterseh).  Willy Schaffner, 70, ist pensioniert und lebt mit seiner Frau Margrith  in Gurtnellen UR.



1989: Der Schnüffelstaat fliegt auf

SP-Nationalrat  Moritz Leuenberger präsentiert im November 1989 im Berner Bundeshaus  den Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK). Diese  sollte die Vorgänge untersuchen, die zu Anfang des Jahres zum Rücktritt von Bundesrätin Elisabeth Kopp nach einem umstrittenen Telefonanruf an ihren Mann führten. Am Rand  ihrer Ermittlung ist die PUK auf Unerwartetes gestossen: auf 900 000  Fichen, die bienenfleissige Beamte angelegt hatten. In den geheimen  Karteien der Bundespolizei sind 150 000 Schweizer Bürgerinnen und Bürger  sowie 600 000 Ausländerinnen und Ausländer erfasst.

Jahrzehntelang  sind Menschen bespitzelt und ihre Rechte verletzt worden, die  Staatsschützer sahen sich als Kämpfer gegen die kommunistische  Unterwanderung. In der Folge tauchen weitere geheime Karteien auf, die  «Fichenaffäre» erschüttert das Land. Ist die Sache heute erledigt?  Mitnichten. Im Jahr 2019 hat sich herausgestellt, dass der  Nachrichtendienst des Bundes nach wie vor spitzelt gegen Leute, die ihre  demokratischen Rechte ausüben. Die Bernerin Margret Kiener Nellen etwa, bis Ende 2019 SP-Nationalrätin, taucht in diesen neueren Datenbanken rund 70-mal auf.
(https://www.derbund.ch/sie-wurde-fichiert-er-spitzelte-jetzt-reden-sie-miteinander-946427567306)



luzernerzeitung.ch 14.11.2020

Fernsehen vergass den Nazi auf dem Zugerberg: Im Juli 1945 lebten er und 107 jüdischen Kinder aus dem KZ am gleichen Ort

Die  grosse TV-Serie «Frieden» spielt unter anderem auf dem Zugerberg und  handelt von den Kindern aus dem KZ Buchenwald. Doch die wirkliche Geschichte war noch schlimmer, als das Fernsehen zeigte.

Michael van Orsouw*

Der  Zugerberg ist heute ein beliebter Ausflugsort. Was viele Ausflügler  nicht wissen: Vor 75 Jahren treffen dort unglaubliche Gegensätze  aufeinander. Denn Hendryk, Kalman, Thomas und 104 weitere junge Männer  fahren im Bus von Gurnigelbad auf den Zugerberg.

Sie  sind zwischen 16 und 22 Jahre jung – und haben bereits Unvorstellbares  erlebt. Dort, wo sie hergekommen sind, waren Folterungen an der  Tagesordnung. Es gab täglich übelste Misshandlungen, Tötungen kamen  aufgrund von Kleinigkeiten vor: Sie waren im Konzentrationslager  Buchenwald.

Jetzt, ab dem 14. Juli 1945, sollen sich diese Jugendlichen vom unvorstellbaren Grauen auf dem Zugerberg erholen können.

Die  Kinder aus dem KZ Buchenwald wohnen in der Liegenschaft Felsenegg.  Dieses damals etwas heruntergekommene und verschmutzte Gebäude liegt an  der Bergkante mit freier Sicht auf See und Berge und war das erste  Kurhotel auf dem Zugerberg. Die Buchenwald-Kinder werden die Spuren des  einstigen Kurtourismus entdeckt haben, wenn sie auf dem Zugerberg in den  Wäldern gespielt haben: Da ein halb zugewachsener Pfad, dort eine  Aussichtsplattform im Wald, ganz hinten ein künstlich angelegter Teich –  alles angelegt für die Kurgäste der Pionierzeit des  Zugerberg-Tourismus.

Italienische Faschisten

1925  wurde aus den Zugerberg-Hotels das Institut Montana. Die  Internatsschule war ausgelegt für die Kinder reicher Deutschen,  Engländer und Franzosen. Aber auch viele Söhne hochgestellter Italiener  bekamen auf dem Zugerberg ihre Bildung. Im faschistischen Italien galt  die Regel, wonach kein Italiener über 16 Jahren im Ausland studieren  dürfe. Das Institut Montana konnte dank besten Beziehungen zum  Mussolini-Regime eine Ausnahme erwirken, indem es den jungen Italienern  selber militärischen Vorunterricht erteilte. Konkret übten die  Montana-Italiener auf dem Vorplatz der Schule militärisches Exerzieren  und wurden in Waffenkunde unterrichtet. Weil die Italiener sich einer  faschistischen Organisation anschliessen mussten, waren diese zunächst  der «Fascio Zurigo» zugeteilt. Weil das mühsam war, gründete der Leiter  des Montana, Max Husmann, eine eigene faschistische Gruppe, die jeweils  in Mussolini-Schwarzhemden über das Schulgelände stolzierte.

1939 begann der Zweite Weltkrieg. Das Kriegsgeschehen wühlte auch die Schüler auf dem Zugerberg auf: Die Vertreter befeindeter Kriegsparteien sassen miteinander im gleichen Schulzimmer.

Währenddessen  kam Schweizer Militär in die Liegenschaft Felsenegg, das dort eine  Sanitätsanstalt einquartierte. Kurz darauf begannen die Schweizer  Soldaten damit, direkt neben dem Montana Militärbunker, Tankfallen und  Panzersperren zu erstellen: Denn genau hinter der Liegenschaft Felsenegg  ging die Linie des Schweizer Réduits durch.

Der Leiter der Hitler-Jugend Zug-Brunnen

Da  die Schweizer Soldaten längere Zeit an den militärischen Anlagen bauten  und danach Bunker und Sperren bewachten, mietete die Armee  Internatszimmer im Montana, denn es weilten weniger Schüler als zu  Kriegsbeginn im Institut. Mitglieder der italienischen  Fascio-Organisation lebten also unter dem gleichen Dach wie Schweizer  Aktivdienstleistende. Damit nicht genug. Denn in der deutschen Abteilung des Instituts Montana arbeitete ein Lehrer, der ein überzeugter Nationalsozialist war.

Dieser  Hans-Eduard D. wirkte nicht nur in der Schule, sondern weit darüber  hinaus. Er war stellvertretender Leiter der Deutschen Kolonie  «Gemeinschaft Zug-Brunnen». Zudem suchte er systematisch Deutsche in der  Schweiz auf, um sie unter Druck zu setzen, etwa mit der Verweigerung  von Passverlängerungen; damit wollte er erreichen, dass sie bei den  volksdeutschen Anlässen mitmachten oder sich selber oder ihre Söhne für  Einsätze an der Front meldeten. Dieser «Montana-Hans», wie er in  deutschen Kreisen hiess, war auch Rottenführer der «Hitler-Jugend» in  Zug und Brunnen. Er war so emsig im Einsatz, dass ihn die Nazis 1943 zum  «Oberrottenführer» beförderten.

Das  Wirken dieses Hans-Eduard D. blieb den Schweizer Behörden nicht  verborgen: Er galt aufgrund seines propagandistischen Wirkens als  «suspekter Ausländer». Im Auftrag der Schweizer Bundesanwaltschaft  kontrollierte die Kantonspolizei Zug seine Post. Zudem nutzte die  Polizei eine Tessinreise des Lehrers, um sein Zimmer auf dem Zugerberg  zu durchsuchen: Sie fand Unterlagen, Broschüren und Formulare der  Reichsdeutschen Jugend, der Deutschen Kolonie, Listen über  Ariernachweise sowie eine Hakenkreuzfahne.

Zurück  zu den Kindern aus dem KZ Buchenwald. Als diese Mitte Juli 1945 zur  Erholung in die «Felsenegg» kommen, wohnt der Nationalsozialist Hans  Eduard D. auch noch auf dem Zugerberg. Jetzt  leben also nicht nur verfeindete Nationen, italienische Schwarzhemden  und Schweizer Soldaten am gleichen Ort, sondern auch noch ein  bekennender Nazi und 107 jüdische Kinder aus dem KZ.

Wie  sich die Kinder, die italienischen Fascio-Mitglieder, die Schweizer  Aktivdienstler und der Nazi-Lehrer verstanden haben, ist nicht  überliefert. Doch braucht es nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen,  welche Spannungen von diesem möglichen Zusammentreffen ausgegangen sein  dürften.

Zudem  sind die jungen und zum Teil unerfahrenen Schweizer Betreuungskräfte  des Schweizerischen Roten Kreuzes überfordert: Sie hatten mit Kindern  gerechnet, und nun kamen junge Erwachsene. Ein Teil der Betreuenden will  das Lager der Buchenwald-Kinder mit Härte und militärischem Drill  führen, schliesslich steht das Rote Kreuz unter der Aufsicht der  Schweizer Armee. Ein anderer Teil versucht, mit Lebensfreude, Empathie  und Nachsicht den Kindern wieder Boden unter den Füssen zu geben. Da  prallen auch innerhalb der Betreuenden Welten aufeinander, die sich in  emotional aufgeladenen Konflikten entladen – und was in der sehenswerten  Ausstellung «Gezeichnet» im Museum Burg Zug und in der TV-Serie breit  zum Ausdruck kam.

Ein  allzu autoritär auftretender Heimleiter muss den Zugerberg verlassen,  und der sehr militärisch anmutende Morgenappell wird abgeschafft.

Der  nationalsozialistische «Montana-Hans» erhält genau am 14. Juli, dem  Anreisetag der KZ-Kinder, den Landesverweis als «unerwünschter  Ausländer»; bis am 15. August muss er ausreisen. Doch vier Tage vor  Ablauf der Ausreisefrist erhebt er Rekurs gegen seine Ausweisung und  kann dadurch länger in der Schweiz und auf dem Zugerberg bleiben als die  KZ-Kinder.

Denn  diese verlassen Ende August und Anfang September den Zugerberg und  kommen zu Verwandten oder in jüdische Heime auf der ganzen Welt. Der  Nazi-Lehrer muss erst im November die Schweiz verlassen und findet eine  Anstellung als Lehrbeauftragter an der Universität Mainz. Dazu  durchläuft er unbeschadet ein Entnazifizierungsverfahren, indem er sich  mit nachweislich gelogenen Antworten reinwäscht. Sein wirkliches Wirken  auf dem Zugerberg verheimlicht er.



Verwendete Literatur

Bundesarchiv  Bern: BABE E 4320 (B) 1973/17 Bd. 24; BABE E 4320 (B) 1973/17 Bd. 24,  2372 Hans-Eduard D.; BABE E 4320 (B) 1973/17, Bd. 61, 2.372.
Manuel Fabritz: «gezeichnet». Bericht über ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt. In: Tugium 35/2019.
Madeleine Lerf: «Buchenwaldkinder» – eine Schweizer Hilfsaktion. Zürich 2010.
Josef Ostermayer: 50 Jahre Institut Montana. Zugerberg 1976.
Max Perkal: Schön war draussen … Aufzeichnungen eines 19jährigen Juden aus dem Jahre 1945. Zürich 1995.
Staatsarchiv Zug: Regierungsratsprotokolle 1945; XI Justizwesen Fremdenpolizei.
Universitätsarchiv Mainz: Personalakten, Bestand 64/41.
Charlotte Weber: Gegen den Strom der Finsternis. Als Betreuerin in Schweizer Flüchtlingsheimen 1942–45. Zürich 1994.


*Dr.  phil. Michael van Orsouw ist Historiker und Schriftsteller in Zug. Über  die Geschichte der Zugerberg-Liegenschaften hat er vor kurzem im  Fachmagazin «NZZ-Geschichte» (Nr. 27, März 2020) publiziert.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/1945-lebten-ein-nazi-und-107-juedische-kinder-auf-dem-zugerberg-ld.1279401)