Medienspiegel 5. November 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Berner Stadtrat fordert: Bundesstadt soll 500 Flüchtlinge aus Moria aufnehmen
Nach dem Brand auf der Insel Lesbos hatte sich der Berner Gemeinderat bereit erklärt, 20 Menschen Zuflucht zu gewähren. Dem Stadtrat ist das zu wenig.
https://www.derbund.ch/bundesstadt-soll-500-fluechtlinge-aus-moria-aufnehmen-597908918721


Dringliche Motion Freie Fraktion AL/GaP/PdA (Simone Machado, GaP/Zora Schneider, PdA/Tabea Rai/Eva Gammenthaler, AL): Jetzt 500 Flüchtlinge aus Moira aufnehmen!
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=1be34d9b717546b1a1f5a3968254d8b6


Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Erich Hess/Janosch Weyermann/Daniel Michel/Thomas Glauser, SVP): Vorsätzlich gelegter Brand in Moria: Offene Fragen hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen. Was kommt alles auf den Steuerzahler zu?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=4e34fccacf2c4d7eb1dceaca62d6afa4


+++SCHWEIZ
Bund sucht neue Unterkünfte für Asylsuchende – Echo der Zeit
Obwohl die Asylzahlen deutlich tiefer sind als 2019, gibt es kaum mehr Platz in den Bundesasylzentren. Denn wegen Corona kann nur die Hälfte der Plätze belegt werden. Deshalb eröffnet der Bund ein weiteres Asylzentrum.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/bund-sucht-neue-unterkuenfte-fuer-asylsuchende?id=6542c8a1-34c6-45a5-86b9-3b3224839e48
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/platznot-in-unterkuenften-bund-eroeffnet-weitere-asylzentren-wegen-corona
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/volle-bundesasylzentren-wegen-corona?urn=urn:srf:video:7d3936f3-654d-47c5-ad28-ed19fbd97698
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/185902/
-> https://www.tagblatt.ch/schweiz/coronavirus-fuehrt-zu-platznot-in-asylzentren-der-bund-braucht-dringend-neue-plaetze-ld.1276144
-> https://www.nzz.ch/schweiz/volle-bundesasylzentren-durch-corona-ld.1585491


Coronavirus: Bundesasylzentrum Brugg ab 30. November 2020 eröffnet
Nach mehrmonatigen Vorbereitungsarbeiten nimmt das Staatssekretariat für Migration SEM am 30. November 2020 in den militärischen Hallen der Stadt Brugg ein weiteres Bundesasylzentrum (BAZ) in Betrieb. Wegen der ansteigenden Asylgesuchszahlen und den nach wie vor geltenden Empfehlungen des Bundes zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus sind zusätzliche Unterbringungskapazitäten notwendig geworden. In Brugg stehen vorerst bis zu 230 Unterbringungsplätze während maximal drei Jahren zur Verfügung.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81011.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/bundesasylzentren-in-der-schweiz-sind-voll-bund-sucht-losungen-65815150
-> https://www.blick.ch/news/coronavirus-schweiz-bundesasylzentren-in-der-schweiz-sind-voll-bund-sucht-loesungen-id16180061.html


Der Bund übernimmt die Asylunterkunft in Reinach – wegen der Coronapandemie braucht es mehr Platz
Das Staatssekretariat für Migration benötigt aufgrund der Coronapandemie zusätzliche Unterbringungsplätze für Asylsuchende. Darum übernimmt der Bund die Asylunterkunft in Reinach.
https://www.bzbasel.ch/basel/baselbiet/der-bund-uebernimmt-die-asylunterkunft-in-reinach-wegen-der-coronapandemie-braucht-es-mehr-platz-139744554


COVID-19: Das Asylsystem funktioniert auch während der Pandemie
Das SEM hat auch in der pandemiebedingt angespannten Lage der letzten Monate durchgehend Asylverfahren durchgeführt und Wegweisungen vollzogen. Der Abbau der Asylgesuche, die vor dem Inkrafttreten des neuen Asylgesetzes eingereicht wurden, ist zum grössten Teil abgeschlossen. Zurzeit verfügen die Bundesasylzentren allerdings kaum noch über freie Unterbringungsplätze, der Bund benötigt deshalb dringend zusätzliche Strukturen. Die Hygiene- und Distanzvorgaben werden in den Bundesasylzentren strikte eingehalten. Bis heute wurden rund 160 Asylsuchende positiv auf COVID-19 getestet.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81018.html


Ausländerstatistik 3. Quartal 2020
Von Januar bis September 2020 nahm die Zuwanderung in die Schweiz gegen-über der Vorjahresperiode um 5,3 Prozent ab, während die Auswanderung um 14,8 Prozent zurückging. Der Wanderungssaldo nahm im Vorjahresvergleich um 10,3 Prozent auf 40 690 Personen zu. Ende September 2020 lebten 2 139 088 Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-80998.html



NZZ 05.11.2020

Dublin-Staaten verlangen für Ausschaffungen von Asylbewerbern Corona-Tests

Wegen der Pandemie sind die Rückführungen von weggewiesenen Asylbewerbern stark zurückgegangen. Auch Gerichtsurteile erschweren diese. Das hat Folgen für die beschleunigten Asylverfahren.

Tobias Gafafer

Die Schweiz gilt wegen der angespannten Corona-Lage in vielen Ländern als Risikogebiet. Die Einstufung wirkt sich auch auf Rückführungen von weggewiesenen Asylbewerbern aus. Gewisse Dublin-Mitgliedstaaten akzeptieren Rückführungen nur noch, wenn die Betroffenen bei der Einreise einen negativen Coronavirus-Test vorweisen können, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf Anfrage bestätigt. Das Dublin-Abkommen sieht vor, dass jener Staat das Gesuch eines Asylsuchenden behandelt, in dem dieser zuerst europäischen Boden betreten hat.

Doch für die Behörden ist es schwierig, die Tests rechtzeitig vorzunehmen. Denn diese sollten unmittelbar vor der Ausreise erfolgen. Zudem haben Asylbewerber, die die Schweiz verlassen müssten, gemäss mehreren Quellen den Corona-Test verweigert. Damit konnten sie auch nicht zurückgeschickt werden. Es handle sich um einzelne Fälle, sagt ein Sprecher des SEM. In der Regel könnten die Tests durchgeführt werden. Auch einige Herkunftsstaaten ausserhalb Europas verlangen für Rückführungen einen negativen Test. Die Schweiz verzichtet bei Einreisen generell darauf. Sie übernimmt von anderen Dublin-Staaten allerdings keine Personen mit Symptomen von Covid-19.

Nur noch freiwillig

Rückführungen von weggewiesenen Asylbewerbern in gewisse Herkunftsländer waren nie einfach. «Wer einen negativen Entscheid hat, wehrt sich oft mit Händen und Füssen und packt jeden Strohhalm», sagt Marcel Suter, Präsident der Vereinigung der kantonalen Migrationsbehörden und Leiter des Bündner Migrationsamts. Corona habe Ausschaffungen aber nochmals schwieriger gemacht. Rückführungen in die Herkunftsstaaten seien praktisch nur noch auf freiwilliger Basis möglich, sagt Regierungsrat Philippe Müller (fdp.), Sicherheitsdirektor des Kantons Bern.

Das schlägt sich auch in der Statistik des SEM nieder. Die Zahl der Ausreisen von weggewiesenen Asylbewerbern ist 2020 bis anhin im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig. Allein die Überstellungen von Asylbewerbern in Dublin-Staaten gingen in den ersten drei Quartalen um 52 Prozent zurück – im Gegenzug nahm die Schweiz von diesen allerdings auch weniger Personen zurück.

Zudem ist die Ausschaffungshaft nach Urteilen des Bundesgerichts erschwert. Die Lausanner Richter hiessen in den letzten Monaten wegen der Corona-Pandemie mehrere Beschwerden gut. Sie kamen zum Schluss, dass die Kantone die Haft lediglich unter strengen Bedingungen aufrechterhalten dürfen. So müsse es konkrete Hinweise geben, dass die Ausschaffung innert einer absehbaren Frist möglich sei. Das ist wegen Corona allerdings bei gewissen Ländern schwierig, weil der Flugverkehr nach wie vor reduziert ist.

Manche Kantone wie Genf oder Basel entliessen deshalb schon vor Monaten Abschiebehäftlinge aus dem Gefängnis. Andere haben dagegen auf flächendeckende Entlassungen verzichtet, darunter Zürich. Sie folgen damit der Vereinigung der kantonalen Migrationsbehörden, die empfiehlt, weiterhin jeden Einzelfall zu prüfen. Namentlich der Kanton Zürich wurde vom Bundesgericht nun jedoch mehrmals gerügt, etwa im Fall eines Somaliers, der schon länger in der Schweiz lebt und wiederholt straffällig geworden ist.

Fristen laufen ab

Der Somalier sei aus der Haft zu entlassen, entschied das Bundesgericht im Juni. Weder er noch sein Heimatstaat seien gegenwärtig dafür verantwortlich, dass die Ausschaffung nicht vorangetrieben werden könne. Hinter einem Teil der Beschwerden steht die Vereinigung Asylex, die Ausschaffungshäftlingen freiwillig eine Rechtsberatung anbietet. Sie rief die Migrationsbehörden auf, der Rechtsprechung des Bundesgerichts Rechnung zu tragen und alle inhaftierten Personen zu entlassen. Die Haft dürfe nur als Ultima Ratio zur Anwendung kommen, forderte die Vereinigung zudem in einem Beitrag auf der Plattform Humanrights.ch.

Der Berner Sicherheitsdirektor Philippe Müller sieht die Bemühungen der Flüchtlingshilfsorganisationen kritisch. Diese strebten faktisch eine Gleichstellung von Verfolgten und nicht Verfolgten an, obwohl dies nicht dem Gesetz und den politischen Realitäten entspreche. Das Bundesgericht hielt in seinem Urteil zum Somalier zwar auch fest, je nach Entwicklung der Corona-Situation sei eine Wiederaufnahme der Ausschaffungshaft nicht ausgeschlossen. Doch für Rückführungen gelten Fristen. Da ein Ende der Pandemie nicht absehbar ist, dürfte manch eine Ausschaffung kaum mehr durchführbar sein. Weggewiesene Asylsuchende, die nicht ausreisen, landen in der Nothilfe. Unter gewissen Bedingungen können sie Härtefallgesuche stellen.

Die Schwierigkeiten bei den Rückführungen wirken sich auch auf das System der beschleunigten Asylverfahren aus, das erst im März 2019 in Kraft getreten ist. Es sieht vor, dass Asylbewerber ohne Aussicht auf Schutz die Schweiz rasch verlassen. Ein Sprecher des SEM räumt ein, dass die Corona-Pandemie zu Herausforderungen führe. Man versuche jedoch, diese mit den Kantonen zu bewältigen. Die Verfahren würden weiterhin beschleunigt abgeschlossen und abgewiesene Asylbewerber nach maximal 140 Tagen auf die Kantone verteilt.

Trotz der schwierigen Ausgangslage hätten die Behörden stets Wegweisungen vollziehen können, hält das SEM fest. Gegenwärtig seien wieder etwa 70 Prozent der Rückführungen möglich. Der Bund zählt dabei auf die freiwillige Ausreise. In den letzten Monaten führte er mehrere Sonderflüge durch, etwa nach Georgien, Albanien und in die Moldau.
(https://www.nzz.ch/schweiz/dublin-staaten-verlangen-fuer-ausschaffungen-corona-tests-ld.1585226)


+++GRIECHENLAND
»Die Lage hat sich weiter verschlechtert«
Nach dem Erdbeben in der Ägäis spitzt sich die Situation in den griechischen Flüchtlingslagern zu. Ein Gespräch mit Henri Dubois
https://www.jungewelt.de/artikel/389887.fl%C3%BCchtlingslager-die-lage-hat-sich-weiter-verschlechtert.html


+++MITTELMEER
Lampedusa: 1550 Migrant*en
Allein seit Samstag sind laut Angaben der italienischen Behörden mindestens 1500 Zuwanderungswillige auf der kleinen Insel Lampedusa angekommen. Am Dienstag kamen demnach 16 kleine Boote an, eines allein hatte fast 90 Menschen an Bord. Von einem seeuntüchtigen Schlauchboot wurden in der Nacht auf Mittwoch Dutzende Personen geholt und in ein Lager auf Lampedusa gebracht.
https://ffm-online.org/lampedusa-1550-migranten/


++++ÄRMELKANAL
Großbritannien schottet sich ab
Zur Abwehr von Flucht und Migration erhöht Großbritannien seine militärische Präsenz im Ärmelkanal
Die britische Regierung von Boris Johnson sieht Flüchtlinge, die über den Ärmelkanal ins Land zu kommen versuchen, als Bedrohung an. Die Route ist riskant.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1144053.asylpolitik-grossbritannien-schottet-sich-ab.html


+++ATLANTIK
IOM befürchtet Zunahme von Unglücken: Mehr Tote im Atlantik
Mehr als 400 Migranten sind auf der Seeroute von Afrika zu den Kanaren in diesem Jahr gestorben – doppelt so viele Tote wie im gesamten Jahr 2019.
https://taz.de/IOM-befuerchtet-Zunahme-von-Ungluecken/!5726380/


+++PARAGUAY
MADE IN EU: Container(s) of Death
Auf der Seite transbalkanskasolidarnost wurde ein Solidarity-Statement veröffentlicht. Am 23. 10. 20 wurden in Paraguay die Leichen von 7 jungen Männern gefunden. Diese kamen aus Marokko, Algerien und Ägypten.
https://ffm-online.org/made-in-eu-containers-of-death/


+++GASSE
Gassenküche – Die «gute Stube» in der Stadt St.Gallen
Nicht für alle in der Schweiz ist eine tägliche warme Mahlzeit selbstverständlich. Deshalb gibt es in der Stadt St.Gallen die Gassenküche. Damit aber auch jeden Tag genügend Menüs auf den Tisch kommen, braucht es Spenden. Im aktuellen Corona-Jahr noch mehr als sonst.
https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/gassenkueche-die-gute-stube-in-der-stadt-stgallen-00144484/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Bilanz nach illegalem Klima-Camp: Polizei-Einsatz auf Bundesplatz kostet 430’000 Franken
Die Kosten der Räumung des Klimacamps auf dem Bundesplatz können nicht auf die Veranstalter überwälzt werden, Dafür geradestehen müssen die kantonalen Steuerzahler.
https://www.derbund.ch/polizei-einsatz-auf-bundesplatz-kostet-430000-franken-752529504827
-> https://www.bernerzeitung.ch/klimacamp-polizeieinsatz-kostete-fast-halbe-million-franken-347369714114


Camp auf dem Bundesplatz: Klimaaktivisten führten Gemeinderat an der Nase herum
Die Berner Stadtregierung war von den Klimaaktivisten informiert worden, dass sie am 21. September Aktionen planten. Doch Aktivisten legten eine falsche Fährte. Zudem wurde bekannt, dass der Polizeieinsatz fast eine halbe Million Franken kostete.
https://www.bernerzeitung.ch/klimacamp-polizeieinsatz-kostete-fast-halbe-million-franken-347369714114


Nach Besetzung des Bundesplatzes: Stadt Bern bittet Klima-Aktivisten zur Kasse
Bei der Besetzung des Bundesplatzes im September haben die Klima-Aktivisten sich bei Strom und Wasser bei der Stadt Bern bedient. Dafür will diese ihnen nun die Rechnung präsentieren.
https://www.blick.ch/politik/nach-besetzung-des-bundesplatzes-stadt-bern-bittet-klima-aktivisten-zur-kasse-id16180358.html
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=0dd3c1d4974843508d74214b2f994ae0

Antworten Gemeinderat auf Klimademo-Stadtrats-Vorstösse:
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=1d5a722ed2784fac84f80fa721110894
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=4b01df1607a546eab1aca500d60ae773
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=9bb6c180270341ada726e54157fdf6db
.-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=32facfd16ec54cb6992c7f1877cf66b2
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=0dd3c1d4974843508d74214b2f994ae0
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=9f538a30d9ac46cb9a56c10767d04b9c
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=588fcf210b244e07a9d82e50076442ad
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=2d0444e2cbcf403fbad31e389d4bd69d
-> https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=187057b27ddc45df8607d59c09068506


Victorinox partenaire d’affaire de l’armée fasciste turque
Victorinox s’enricht en faisant du négoce avec l’armée turque fasciste. Des sorcières jettent un sortilège à cette entreprise qui profite de la guerre : « le commerce avec les fascistes turcs tu cesseras ou ton foie on mijotera ! »
– Action à Lausanne et Genève
https://renverse.co/infos-locales/article/victorinox-partenaire-d-affaire-de-l-armee-fasciste-turque-2804


+++REPRESSION DE
Prozess gegen Anarchist*innen in Hamburg: Haftstrafen für einen Spickzettel
Die „Drei von der Parkbank“ sind wegen der Verabredung zu Brandanschlägen am Jahrestag des G20-Gipfels zu Freiheitsstrafen verurteilt worden.
https://taz.de/Prozess-gegen-Anarchistinnen-in-Hamburg/!5726481/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1144050.g-die-drei-von-der-parkbank-in-hamburg-vor-gericht.html
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/landgericht-hamburg-g20-jahrestag-brandanschlag-haftstrafen
-> https://www.mopo.de/hamburg/-drei-von-der-parkbank–linksextremes-trio-verurteilt—tumulte-in-hamburg-37582046
-> https://barrikade.info/article/3979


+++SOZIALPOLITIK
humanrights.ch dokumentiert: Drastische Verschärfung des Zürcher Sozialhilferechts!
Eine neue Bestimmung im Zürcher Sozialhilferecht beschneidet die Rechte von Sozialhilfebeziehenden massiv. Sie können Auflagen und Weisungen der Sozialhilfebehörde, nicht mehr direkt anfechten. Mehrere Organisationen und Privatpersonen haben gegen diesen Grundrechts- und Menschenrechtseingriff eine Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht. Nach einer Ablehnung der Beschwerde am Bundesgericht ziehen die Beschwerdeführenden jetzt an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
https://youtu.be/rUemax_Ujv0



tagesanzeiger.ch 05.11.2020

Statthalter greift durchSozialdetektive zurückgepfiffen

Gemeinden dürfen nicht auf eigene Faust Sozialdetektive losschicken. Das hat der Statthalter im Fall der Tösstaler Gemeinde Wila entschieden.

Martin Huber

Es herrscht Verwirrung um die Sozialdetektive im Kanton Zürich. Denn derzeit fehlt auf kantonaler Ebene eine gesetzliche Grundlage, welche die Überwachung von Sozialhilfeempfängern regelt. Trotzdem setzen einige Gemeinden auf eigene Faust Sozialdetektive ein, wenn ein Verdacht auf Sozialhilfemissbrauch aufkommt. So auch die Tösstaler Gemeinde Wila. Dort hat der Gemeinderat einen entsprechenden Artikel in die Polizeiverordnung aufgenommen, was die Stimmbürger im vergangenen Juni an der Gemeindeversammlung mit deutlichem Mehr guthiessen.

Kantonales Gesetz fehlt

Doch ein SP-Vertreter wehrte sich und reichte Rekurs beim Statthalteramt des Bezirks Pfäffikon ein. Und hat jetzt dort recht erhalten, wie aus einer Mitteilung vom Donnerstag hervorgeht. Der Statthalter hat den Rekurs gutgeheissen und den Observierungsartikel der Polizeiverordnung Wila aufgehoben. Es fehle eine übergeordnete kantonale gesetzliche Grundlage, heisst es im Entscheid. Zudem wird bemängelt, dass der umstrittene Artikel die Anforderung an eine genügend klare gesetzliche Grundlage in keiner Weise erfülle.

In seinem Entscheid verweist Statthalter Hans Rudolf Kocher auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte von 2016, wonach es für eine Überwachung durch Sozialinspektoren einer hinreichend klaren gesetzlichen Bestimmung bedürfe. Das kantonale Sozialhilfegesetz enthalte dagegen keine genügend klare Bestimmung. Fürsorgebehörden könnten zwar Auskünfte bei Dritten einholen, wenn sie einen Anspruch auf Sozialhilfe prüften. Observationen würden hingegen in diesem Gesetz nicht erwähnt.

Wilas Gemeindepräsident Hans-Peter Meier (SVP) reagiert gelassen. Er könne mit dem Entscheid leben, sagt er. Das Ziel sei erreicht. Denn durch die breite Medienberichterstattung über die Observationsverordnung seien potenzielle Sozialbetrüger bereits abgeschreckt worden. Ob die Gemeinde den Entscheid an die nächste Instanz weiterzieht, müsse der Gemeinderat zuerst noch diskutieren.

Auch Zürich wurde gestoppt

Der Fall weckt Erinnerungen an die Diskussion um Sozialdetektive in der Stadt Zürich. Auch hier wollte die Stadt 2018 eine eigene Observationsverordnung in Kraft setzen – und wurde ebenfalls vom Bezirksrat zurückgepfiffen. Sein Argument: Es brauche eine kantonale Regelung. Der Zürcher Stadtrat verzichtete darauf, den Entscheid an das Verwaltungsgericht weiterzuziehen.

Die Frage der Sozialdetektive wird die Zürcher Stimmberechtigten weiter beschäftigen. Voraussichtlich am 7. März 2021 werden sie darüber abstimmen, was Sozialdetektive dürfen und was nicht. 49 Gemeinden haben gegen den Kantonsratsbeschluss vom Juni das Referendum ergriffen, damit ist das Gemeindereferendum zustande gekommen. Der Kantonsrat hatte entschieden, dass Sozialdetektive keine unangemeldeten Hausbesuche machen dürfen und Gemeinden Observationen vom Bezirksrat genehmigen lassen müssen. Für die Bürgerlichen und zahlreiche Gemeinden ist diese neue Regelung zu sanft.
(https://www.tagesanzeiger.ch/sozialdetektive-zurueckgepfiffen-486372639450)


+++WEF
luzernerzeitung 05.11.2020

Eine Volltruppenübung hätte wichtige Erkenntnisse fürs WEF auf dem Bürgenstock bringen können

Immerhin  kann aus der Planung der abgesagten Übung «Conex» zum Schutz einer  Konferenz auf dem Bürgenstock einiges fürs WEF genutzt werden. Was die  Sicherheit kosten wird, ist aber nach wie vor unklar.

Philipp Unterschütz

Das  Jahrestreffen 2021 des Weltwirtschaftsforums (WEF) unter dem Motto «The  great reset in the post-Covid-19 era» findet in reduzierter Form vom  18. bis 21. Mai 2021 auf dem Bürgenstock und in Luzern statt. Das haben  die Organisatoren vor einem Monat bekanntgegeben. Wie die Nidwaldner  Regierung damals mitteilte, sei der Regierungsrat gerne bereit, einen  Beitrag zur erfolgreichen Durchführung zu leisten. Sowohl die Nidwaldner  wie auch die Luzerner Regierung rechtfertigten die Zusage damit, das  WEF sei unbezahlbar für die Tourismusregion.

Als  grosser Kostenfaktor steht die Sicherheit der Teilnehmerinnen und  Teilnehmer im Vordergrund, also der Schutz vor Anschlägen oder auch  Demonstrationen. Dass es in der auf höchstem Niveau neu gebauten  Bürgenstock-Hotellerie früher oder später zu solch internationalen  Konferenzen oder Tagungen kommen würde, war absehbar. So kündigte der  damalige Nidwaldner Polizeichef Jürg von Gunten im Januar dieses Jahres  an, dass man im Juni mit Beteiligung weiterer Polizeikorps und auch der  Armee eine umfassende Übung abhalten wolle.

Conex thematisierte exakt das Szenario eines WEF

Wie  die Nidwaldner Justiz- und Sicherheitsdirektorin Karin Kayser erklärt,  war an dieser Übung mit dem Namen Conex der Konferenzschutz, im Sinne  einer Vorbereitung auf einen realen Einsatz, thematisiert. «Es  wurde einerseits die ganze Vorbereitungsarbeit in den Bereichen  Konferenzkonzept und Sicherheitskonzept gemacht. Andererseits wäre deren  Umsetzung und das effektive Beüben mit punktuellen Szenarien geplant  gewesen.»

Dieser zweite Teil der Übung konnte wegen Corona allerdings nicht umgesetzt werden.

Trotzdem  könnten die Conex-Vorbereitungsarbeiten bei der WEF21-Planung  eingebracht werden, sagt Karin Kayser. Grundsätzlich würden nach jedem  Einsatz oder jeder Übung systematische Einsatzauswertungen vorgenommen  und damit künftige Verbesserungen erarbeitet. Dass die Übung aber nicht  vollständig durchgeführt werden konnte, ist bedauerlich, weil laut der  Sicherheitsdirektorin «genau solche Einsätze – wie aktuell einer in  Planung ist – hätten geprobt werden sollen». Bei der Volltruppenübung  Conex wären das Zentralschweizerische Polizeikonkordat und das Militär  zum Einsatz gekommen.

Planungsarbeiten fürs WEF sind in vollem Gang

Laut  Karin Kayser sind die Planungsarbeiten und der Stabsarbeitsprozess für  das WEF lanciert. «Nidwalden ist mit dem Kongressort Bürgenstock der  Austragungskanton und führt somit die Einsatzorganisation in enger  Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern, der Stadt Luzern und der Gemeinde  Stansstad. Die Sicherheit wird in einem Sicherheitsausschuss gemeinsam  mit dem Bund sichergestellt.» Im Einsatz werden aber neben der Armee  nicht nur die Polizeikorps von Luzern und Nidwalden stehen, sondern auch  aus anderen Kantonen. Karin Kayser betont: «Ein Einsatz dieser Grösse ist nur mit einem interkantonalen Polizeieinsatz zu bewältigen.»

Nicht geplant ist ein Einsatz der Swissint, die in Oberdorf stationiert ist.

Bleibt  die Frage nach den Kosten. Zurzeit würden die Abklärungen laufen. «Der  Kostenvoranschlag wird in einer Botschaft durch den Bundesrat genehmigt  und mit einem Verteilschlüssel unter den Partnern verteilt», so Karin  Kayser. Das Kostendach für die Sicherheit in Davos betrug bei den  letzten WEF-Ausgaben 9 Millionen Franken pro Jahr. Die Aufteilung  lautete: Kanton Graubünden 2,25 Millionen Franken, Gemeinde Davos 1,125  Millionen, Bund 3,375 Millionen und WEF 2,25 Millionen Franken. Weil der  Anlass auf dem Bürgenstock in reduzierter Form stattfindet, könnten die  Kosten aber wohl geringer sein.
(https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/nidwalden/eine-volltruppenuebung-haette-wichtige-erkenntnisse-fuers-wef-auf-dem-buergenstock-bringen-koennen-ld.1274723)


+++POLIZEI SZ
Anklage gegen ehemaligen zivilen Mitarbeiter der Kantonspolizei Schwyz eingereicht
Die Bundesanwaltschaft (BA) hat gegen einen ehemaligen zivilen Mitarbeiter der Kantonspolizei Schwyz Anklage beim Bundesstrafgericht eingereicht. Ihm wird unter anderem mehrfache Widerhandlung gegen das Waffengesetz und mehrfache Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgeworfen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-81007.html
-> https://www.pilatustoday.ch/zentralschweiz/schwyz/ex-mitarbeiter-der-schwyzer-polizei-wegen-waffenhandel-angeklagt-139754462
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/anklage-vor-bundesstrafgericht-waffenhandel-ex-mitarbeiter-der-kapo-schwyz-kommt-vor-gericht
-> https://www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/illegaler-waffenhandel-bundesanwaltschaft-reicht-anklage-ein?id=11871009


+++POLIZEI ZH
Schwarzer Schweizer zu Unrecht kontrolliert – Gericht urteilt gegen Racial Profiling
Das Zürcher Verwaltungsgericht hat ein potentiell wegweisendes Urteil gefällt. Polizisten haben einen schwarzen Schweizer zu Unrecht kontrolliert. Was das jetzt bedeutet, erklärt in 5 Punkten.
https://www.watson.ch/schweiz/rassismus/330898230-racial-profiling-dunkelhaeutiger-schweizer-zu-unrecht-kontrolliert


+++POLIZEI GB
»Spycops« im Visier
Großbritannien: Öffentliche Untersuchung zur geheimpolizeilichen Infiltration politischer Organisationen seit 1968
https://www.jungewelt.de/artikel/389909.gro%C3%9Fbritannien-spycops-im-visier.html


+++POLIZEI USA
»Defund the Police« – Wir müssen die finanziellen Mittel für Polizeiarbeit reduzieren
Polizeibudgets zu kürzen ist der erste Schritt auf einem langen Weg. Am Ende geht es darum, die polizeiliche Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme zu beenden. Da ernsthafte Reformen der Polizei immer wieder scheitern, sind substanzielle Mittelkürzungen oder gar die völlige Abschaffung der Polizei heute Teil von Mainstream-Debatten.
https://www.zeitschrift-luxemburg.de/defund-the-police/


+++HOMOHASS
Stadt Zürich will «Hate-Crimes» besser erfassen
Angriffe wegen der sexuellen Orientierung werden in der Stadt Zürich künftig von der Polizei erfasst. Der Stadtrat erhofft sich davon mehr Anzeigen wegen Übergriffen gegen sexuelle Minderheiten.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/stadt-zuerich-will-hate-crimes-besser-erfassen-00144449/


+++RASSISMUS
derbund.ch 05.11.2020

Buch über schwarze Frauen in Biel: Und immer wieder die Frage: «Woher kommst du wirklich?»

Schön,  sinnlich und so völlig anders als wir: Das Bild schwarzer Frauen, wie  es sich die Schweiz einst anhand von Völkerschauen herbeifantasierte,  wirkt bis heute nach.

Regula Fuchs

Schwarze  Frauen gibt es in der Schweiz schon lange. Pauline Buisson zum  Beispiel: Die Sklaventochter aus Haiti wurde 1776 von einem welschen  Fremdenlegionär nach Yverdon gebracht, wo sie als Hausangestellte  arbeitete und dem Schweizer 1790 einen Sohn gebar. Eine «leicht  entflammbare Materie» sei sie, hiess es deswegen in einem Dokument der  Gemeinde Yverdon, von der «kaum die Tugenden des hiesigen Klimas  erwartet werden konnten».

Wer kürzlich im Schweizer Fernsehen den Dokumentarfilm über die schwarze Moderatorin Angélique Beldner gesehen hat, konnte ein gegenwärtiges Echo dessen erleben, was man in  Yverdon einst über Pauline Buisson schrieb. Da sagte nämlich ein –  offensichtlich angetrunkener – Mann zu Beldner, dass es schöne  Sprösslinge gäbe, wenn sie mit einem Weissen Kinder hätte. Damit spielte  er auf die Körperlichkeit einer Frau an, der er soeben zum ersten Mal  begegnet war.

Biel ist überall

Dass  der rassistisch-sexistische Blick bis ins Heute hineinwirkt, beweist  auch das Buch «I Will Be Different Every Time. Schwarze Frauen in Biel».  Die Herausgeberinnen Fork Burke, Myriam Diarra und Franziska Schutzbach  versammeln darin über ein Dutzend Texte von Frauen, die vom subtilen  oder weniger subtilen Alltagsrassismus in der Schweiz berichten, vom  Angestarrt- und Beurteiltwerden, von Migrationserfahrungen,  Integrationsleistungen und Selbstermächtigung. Biel ist, für Schweizer  Verhältnisse, eine ausgesprochen multikulturelle Stadt. Doch die im Buch  beschriebenen Erfahrungen erscheinen nicht sonderlich Biel-spezifisch,  sondern sind durchaus auch in anderen Schweizer Städten vorstellbar.

Den  individuellen Erzählungen vorangestellt ist ein kurzer historischer  Abriss über schwarze Frauen in der Schweiz. Die Historikerin Jovita dos  Santos Pinto, die am Zentrum für Geschlechterforschung an der  Universität Bern doktoriert, hat diesen Text verfasst. Sie schreibt  darin, dass Frauen wie die erwähnte Pauline Buisson lange als exotische  Prestigeobjekte für den wohlhabenden Haushalt galten. Oder, dass der  schwarze Körper auch hierzulande in den Fokus der Wissenschaft rückte  (etwa in den Arbeiten von Rassenforschern wie Louis Agassiz oder Auguste  Forel). Oder, wie wirkmächtig die Völkerschauen für den weissen Blick  auf schwarze Frauen wurden.

Dokumentiert  sind solche Schauen hierzulande von 1875 bis nach dem Zweiten  Weltkrieg, und sie waren damals einer der Hauptgründe, warum schwarze  Frauen in die Schweiz kamen. Deren Körper wurden dabei erotisch in Szene  gesetzt, indem die Frauen nackt oder nur spärlich bekleidet Tänze  aufführten und dabei den «Ruf nicht weisser Frauen als schön, sinnlich  und übersexualisiert» fest etablierten, wie Jovita dos Santos Pinto  schreibt.

Es  ist ein Ruf, der bis heute nachwirkt, wie nicht nur die Episode um  Angélique Beldner zeigt. Auch in einer vermehrt multikulturellen Schweiz  werden schwarze Frauen nach wie vor als Sexobjekte angesprochen. «Wie  viel kostet es?» bekommt etwa Juliet Bucher auf der Strasse immer noch  zu hören, wie sie im Buch schreibt.

«Schwarz» als politische Kategorie

Die  Kategorie «Schwarz» ist allerdings, so räumen die Herausgeberinnen im  Vorwort ein, unscharf. Beispielsweise gibt es keine statistischen  Erhebungen zur Grösse der schwarzen Bevölkerung in der Schweiz, und  wenn, dann nur aufgrund nationaler Zugehörigkeiten, was beispielsweise  People of Color, die den Schweizer Pass besitzen, ausschliesst. Das  macht es einerseits schwierig, signifikante Daten über rassistische  Diskriminierung zu erhalten. Andererseits gibt es die eine «schwarze  Erfahrung» gar nicht. Aus den Geschichten im Buch geht eben gerade  hervor, dass die Frauen als Individuen wahrgenommen werden wollen und  nicht bloss als Vertreterinnen einer Gruppe.

«Ein  Stück weit reproduziert man mit solchen Kategorienbildungen das  Problem, das man eigentlich hinter sich lassen will», so die  Herausgeberinnen. Es könne aber auch ein Akt der Selbstermächtigung  sein, «sich auf ‹Schwarze Frauen› als politische Kategorie zu beziehen  und dadurch gemeinsam gegen die Strukturen einer rassistischen  Gesellschaft zu kämpfen».

Auch  deshalb wird im Buch das Adjektiv «schwarz» mit grossem  Anfangsbuchstaben geschrieben – um auszudrücken, dass dabei nicht eine  biologische Unterscheidung gemeint ist (schliesslich gibt es bei  Menschen keine biologischen Rassen), sondern eine politische. Ausserdem  wird damit Widerständigkeit markiert, indem man sich den Begriff, der  historisch negativ besetzt ist, selbstbestimmt aneignet.

«I  Will Be Different Every Time» wirkt jedoch nicht wie ein aktivistisches  Manifest. Zu unterschiedlich sind die beschriebenen Schicksale, zu  differenziert die Herangehensweise. So werden auch die spezifischen  Erfahrungen jener schwarzen Frauen beschrieben, die in der Schweiz  geboren sind. Und die im Alltag trotzdem immer wieder mit der Frage  konfrontiert sind: «Woher kommst du?»

In  dieser Frage, so geht es aus mehreren Texten im Buch hervor, schwingt  mehr mit als ein harmloses Small-Talk-Angebot. Sie suggeriert dem  Gegenüber, es sei fremd hier, gehöre nicht dazu. «Bei dieser Frage fühle  ich mich exponiert», schreibt die in Bern geborene Perpétue Kabengele.  Oft ziele sie darauf, «Leute zu kategorisieren, und wenn ich sage, ich  komme aus dem Emmental oder ich lebe in Orpund, und dann nachgefragt  wird, woher ich wirklich komme, dann macht es mich wütend, dass meine  Antwort nicht akzeptiert wird».

Weisse Mütter, schwarze Kinder

Obwohl  Frauen wie Kabengele in der Schweiz geboren sind, müssen sie ihr  Hiersein rechtfertigen. Das gilt auch für Frauen gemischter Herkunft,  wie der im Buch abgedruckte Dialog zwischen den Halbschwestern Myriam  und Thaïs Diarra zeigt. Die beiden zählten in den 1970er-Jahren zu den  ersten Kindern of Color in der Stadt Biel; ihr Vater stammt aus Mali,  ihre Mütter sind Bielerinnen. Sie erzählen, wie unbegreiflich es damals  für viele war, dass sie weisse Mütter hatten. Oder wie hilflos sie  selbst lange Zeit in Bezug auf ihre Identität waren, was sich äusserlich  etwa im Umgang mit ihrer Frisur offenbarte: «Es gab nichts Gescheites  für unser Haar, niemand verstand etwas davon», so Thaïs Diarra. Auch für  den Rassismus, den ihre Kinder erlebten, hatten die beiden Mütter  damals keinen Begriff – geschweige denn wussten sie, wie damit umgehen.

Obwohl  sie keinen Grund dafür gehabt hätten, begannen Myriam und Thaïs, sich  dem latenten Anspruch an schwarze Kinder anzupassen, indem sie sich  besonders tadellos benahmen – ein Verhalten, das viele der Frauen im  Buch beschreiben. Auch wenn es im Grunde paradox ist: «Sich anzupassen,  ist für uns, die wir hier geboren sind, eine merkwürdige Aufforderung»,  so Thaïs Diarra.

«Weiss wie eine Lilie»

Was  nach der Lektüre von «I Will Be Different Every Time» deutlich wird:  Auch in der Schweiz von heute ist die Sichtbarkeit schwarzer Frauen  keine Selbstverständlichkeit. Und dass der Blick auf sie noch immer  Gefahr läuft, von den historisch eingebrannten Stereotypen beeinflusst  zu werden, zeigt nicht zuletzt ein Fall aus der jüngeren Geschichte, den  Jovita dos Santos Pinto erwähnt.

Tilo  Frey war eine jener zwölf Frauen, die nach Annahme des Frauenstimm- und  -wahlrechts im Oktober 1971 Mitglieder des eidgenössischen Parlaments  wurden. Frey wurde für den Kanton Neuenburg in den Nationalrat gewählt  und hatte ihren Sitz bis 1975 inne. Sie war die Tochter einer  Kamerunerin und eines Schweizers. Um Anfeindungen zu entgehen, wählte  auch sie die Strategie der Überassimilierung: Ihr Vater riet ihr, «weiss  wie eine Lilie zu bleiben».

Vielleicht  gelang ihr das ein wenig zu gut. Als 2007 Ricardo Lumengo ins Parlament  gewählt wurde, feierten ihn nationale und internationale Medien als  ersten schwarzen Nationalrat. An Tilo Frey hatte da niemand mehr  gedacht.

Fork  Burke, Myriam Diarra, Franziska Schutzbach (Hg.): I Will Be Different  Every Time. Schwarze Frauen in Biel. Verlag die Brotsuppe, Biel 2020.  288 Seiten, 35 Fr.
(https://www.derbund.ch/und-immer-wieder-die-frage-woher-kommst-du-wirklich-902105948827)


+++RECHTSPOPULISMUS
Kleine Anfrage Fraktion SVP (Niklaus Mürner/Alexander Feuz, SVP): Alle sind gleich, RGM und die Linken sind gleicher. Ist das rechtsstaatlich und demokratisch vertretbar?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=be388e2f9f2a4ac08ea627728a912ce4


+++RECHTSEXTREMISMUS
AntifaschistInnen in Wien blockieren erfolgreich neofaschistischen Aufmarsch
Die neofaschistische Gruppe „Identitäre“ wollte den Terroranschlag für einen rechten Propaganda-Marsch zum Schwedenplatz nutzen. Das ging gründlich schief.
https://www.bonvalot.net/antifaschistinnen-in-wien-blockieren-erfolgreich-neofaschistischen-aufmarsch-894/


« Notre temps n’est nullement immunisé contre le cancer fasciste »
Ce mois-ci Renversé s’intéresse au fascisme. En souvenir des 13 militants antifascistes abattus le 9 novembre 1932 à par l’armée à Genève, Renversé propose ces prochaines semaines une sélection de textes sur le fascisme et, surtout, sur celles et ceux qui s’y sont opposé.es de tout temps et qui continuent à le faire aujourd’hui.
https://renverse.co/analyses/article/notre-temps-n-est-nullement-immunise-contre-le-cancer-fasciste-2809


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Maskenpflicht und „Burkazwang“: Extremisten gewinnen seit Pandemiebeginn an Zulauf
Aktuelle Untersuchung zeigt den Einfluss von Rechtsextremisten, Islamisten und Linksradikalen im deutschsprachigen Raum während der Corona-Krise
https://www.derstandard.at/story/2000121446131/maskenpflicht-und-burkazwang-extremisten-gewinnen-seit-pandemiebeginn-an-zulauf?ref=rss


„Wir brauchen ein Lagebild“: Grüne wollen Straftaten von Corona-Skeptikern als politische Kriminalität einordnen
Der Berliner Innenpolitikexperte Benedikt Lux will, dass die Sicherheitsbehörden ein Lagebild erstellen. Unterstützung kommt von der Gewerkschaft der Polizei.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/wir-brauchen-ein-lagebild-gruene-wollen-straftaten-von-corona-skeptikern-als-politische-kriminalitaet-einordnen/26593324.html


Drohungen vor „Querdenken“-Demo in Leipzig: Coronaleugner veröffentlichen Ramelows Privatadresse
Die Aggressivität der Coronaleugner wächst. Nachdem er die Szene scharf anging, wird Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow ein Grablicht vor die Tür gestellt.
https://www.tagesspiegel.de/politik/drohungen-vor-querdenken-demo-in-leipzig-coronaleugner-veroeffentlichen-ramelows-privatadresse/26593378.html


Nackter Böhmermann unter Verschwörungstheoretikern
Am Freitag um 23 Uhr präsentiert Jan Böhmermann das „Neo Magazin Royale“ erstmals im ZDF. Den Start läutete er schon mit einem perfekt orchestrierten Werbefeldzug ein
https://www.derstandard.at/story/2000121443750/nackter-boehmermann-unter-verschwoerungstheoretikern?ref=rss


Krude Weltverschwörer
Die gefährliche QAnon-Bewegung breitet sich auch in Brandenburg aus
Seit August tauchen in brandenburgischen Gemeinden immer wieder Schmierereien der rassistischen und antisemitischen QAnon-Bewegung auf. Das Innenministerium schließt Gewalttaten der Verschwörungsideologen nicht aus.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1144039.qanon-bewegung-krude-weltverschwoerer.html


Bereut Michael Wendler nun seine Corona-Kritik?: Mich hat das alles gekostet!»
Jetzt zieht sich Michael Wendler zurück. Nachdem er regelmässig auf Telegram gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wetterte, soll nun Schluss sein. Der Schlagerstar kehrt der Plattform den Rücken.
https://www.blick.ch/people-tv/international/bereut-michael-wendler-nun-seine-corona-kritik-mich-hat-das-alles-gekostet-id16180219.html


Wahlzettel mit Filzstiften «sabotiert»: Trump-Fans verbreiten «Sharpiegate»-Verschwörungstheorie
Die Wahlhelfer in Arizona sollen gezielt die Stimmen der Trump-Wähler für ungültig erklären. Und zwar mithilfe von Filzstiften. Diese Verschwörungstheorie kursiert unter dem Namen #Sharpiegate derzeit im Netz. Die zuständigen Behörden dementieren die wilden Gerüchte.
https://www.blick.ch/news/ausland/wahlzettel-mit-filzstiften-sabotiert-trump-fans-verbreiten-sharpiegate-verschwoerungstheorie-id16179971.html
-> https://www.nzz.ch/international/wahlen-usa-trump-greift-auf-verschwoerungstheorien-zurueck-ld.1585434


+++HISTORY
Die Schweiz nach 1945 – Ems-Chemie – die verborgene Geschichte
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte die Ems-Chemie zahlreiche deutsche Chemiker mit Nazi-Vergangenheit – unter anderem sogar einen verurteilten Kriegsverbrecher. Involviert war auch ein prominenter Sozialdemokrat.
https://www.srf.ch/sendungen/dok/ems-chemie-die-verborgene-geschichte
-> https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/ems-chemie—dunkle-helfer-nach-dem-zweiten-weltkrieg?urn=urn:srf:video:780f0451-1498-40cd-8987-6a7a268d06e1&aspectRatio=16_9
-> https://www.srf.ch/sendungen/dok/die-umstrittene-rolle-des-sozialdemokraten-robert-grimm


Online-Podium: Operation Crypto. Die Schweiz im Dienste von CIA und BND
https://youtu.be/IpzQiq7KxOg