Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++THURGAU
Der nächste Appell nach Bern: Kreuzlingen könnte im Bundesasylzentrum Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufnehmen
Nach dem Drama von Moria zeigt sich die Grenzstadt solidarisch und
schreibt Bundesrätin Karin Keller-Sutter einen Brief. Zwei Petitionen
gelangten an den Stadtrat, mit der Bitte, das Engagement zugunsten der
Geflüchteten zu erhöhen. Die Stadtregierung gibt dieses Begehren, mit
Nachdruck und angereichert mit konkreten Vorschlägen weiter.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kreuzlingen/der-naechste-appell-nach-bern-kreuzlingen-koennte-im-bundesasylzentrum-fluechtlinge-von-den-griechischen-inseln-aufnehmen-ld.1263032
+++DEUTSCHLAND
»Einseitig und politisiert«
Aktivistin Fatuma Musa Afrah erklärt, warum es inklusiver ist, Newcomer anstelle von Flüchtling zu sagen
Geflüchtete Frauen sind besonders schutzbedürftig. Fatuma Musa Afrah
spricht über ihre eigenen Erfahrungen und über die Arbeit des von ihr
gegründeten Vereins »United Action«.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1142431.gefluechtete-frauen-einseitig-und-politisiert.html
+++GRIECHENLAND
Das Elend der anerkannten Flüchtlinge auf dem griechischen Festland
Weil die griechische Regierung Programme gekürzt hat, sind tausende
Flüchtlinge obdachlos geworden und hausen an Orten wie dem
Viktoria-Platz in Athen
https://www.derstandard.at/story/2000120349076/das-elend-der-anerkannten-fluechtlinge-auf-dem-griechischen-festland?ref=rss
Drei Wochen nach dem Brand auf Lesbos: Schweiz beendet Soforthilfeaktion
Nach den verheerenden Bränden im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos
leistete die Schweiz humanitäre Hilfe, Fachleute halfen beim Aufbau des
neuen Zentrums. Am Mittwoch endete die Soforthilfeaktion.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/drei-wochen-nach-dem-brand-auf-lesbos-schweiz-beendet-soforthilfeaktion-139342009
-> https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-80570.html
+++EUROPA
Flüchtlingspolitik: Wenn Staaten Ausschaffungen sponsern
Die EU-Kommission hat in Brüssel ihren lang erwarteten Migrationspakt
vorgestellt. Im Zentrum stehen Schnellverfahren in geschlossenen Lagern,
ein zynischer Mechanismus – und ein überraschender neuer Posten.
https://www.woz.ch/2040/fluechtlingspolitik/wenn-staaten-ausschaffungen-sponsern
+++GASSE
Studios in der Romandie: Obdachlose in Genf erhalten eine mobile Bleibe
Im Westschweizer Kanton wird intensiv über die Betreuung von Menschen
ohne festen Wohnsitz debattiert. Eine Stiftung bietet nun eine Lösung
an.
https://www.derbund.ch/eine-mobile-bleibe-fuer-obdachlose-in-genf-741852760383
Wie Graz mit den Bettler*innen leben lernte
Wer nach Graz reist, kann die Basler Bettel-Debatte im Zeitraffer
erleben. Und lernen, wie eine bürgerlich regierte Stadt mit
armutsbetroffenen Roma umgeht, ein Verbot einführte, wieder aufhob – und
dank der Initiative eines Einzelnen ihre humanistische Fassung nicht
verlor.
https://bajour.ch/a/doHZgGdAEVUl6cmf/wie-graz-die-bettlerinnen-akzeptieren-lernte
+++DEMO/JUSTIZ/REPRESSION
Protest und Repression: Der grosse Schweizer Landfriedensbruch
Die Besetzung des Bundesplatzes war nur das letzte Beispiel: Wer
hierzulande demonstriert, wird immer stärker kriminalisiert.
RechtsexpertInnen kritisieren die Härte von Polizei und Justiz. Bei
manchen AktivistInnen zeigt sie psychische Folgen.
https://www.woz.ch/2040/protest-und-repression/der-grosse-schweizer-landfriedensbruch
Vom Ringen um ein Recht – Willkür bei der Staatsanwaltschaft?
Ein Zürcher Staatsanwalt gewährt einem SVP-Kantonsrat, was er einem
Betroffenen verweigert: Einblick in Strafbefehle nach dem
aufsehenerregenden Klimaprotest vor dem CS-Hauptsitz.
https://www.republik.ch/2020/09/30/vom-ringen-um-ein-recht-willkuer-bei-der-staatsanwaltschaft
(Von Ex-Weltwoche-Journi…)
Linksextremismus – Bund warnt: Linksextreme unterwandern friedliche Demos
Die Hemmschwelle für Gewaltanwendung durch Linksradikale vor allem gegenüber der Polizei ist offenbar gesunken.
https://www.srf.ch/news/schweiz/linksextremismus-bund-warnt-linksextreme-unterwandern-friedliche-demos
+++REPRESSION DE
Jurist über Polizeieinsatz bei S-21-Demo: „Plötzlich kam ein Wasserwerfer“
Am „Schwarzen Donnerstag“ vor 10 Jahren ging die Polizei hart gegen
Stuttgart-21-Gegner vor. Dieter Reicherter geriet zufällig in den
Gewaltausbruch.
https://taz.de/Jurist-ueber-Polizeieinsatz-bei-S-21-Demo/!5717908/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1142456.stuttgart-polizeieinsatz-mit-spaetfolgen.html
+++SEXWORK
Verstösst der Kanton gegen das Freizügigkeitsabkommen? Zürich benachteiligt EU-Prostituierte
Angeblich zum Schutz der öffentlichen Gesundheit verweigert der Kanton
Zürich Prostituierten aus der EU seit kurzem die Aufenthaltsbewilligung.
Das ist rechtlich mehr als heikel.
https://www.blick.ch/politik/verstoesst-der-kanton-gegen-das-freizuegigkeitsabkommen-zuerich-benachteiligt-eu-prostituierte-id16119429.html
+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
Tamilischer Familienvater aus Luzern muss die Schweiz nach 28 Jahren verlassen
Ein Mann aus Sri Lanka kämpft bis vor Bundesgericht um die Verlängerung
seiner Aufenthaltsbewilligung. Zum Verhängnis wird ihm der Bezug von
Sozialhilfe.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/tamilischer-familienvater-aus-luzern-muss-die-schweiz-nach-28-jahren-verlassen-ld.1262840
-> Urteil Bundesgericht: https://www.bger.ch/ext/eurospider/live/de/php/aza/http/index.php?highlight_docid=aza%3A%2F%2Faza://05-08-2020-2D_21-2020&lang=de&zoom=&type=show_document
+++POLIZEI AT
Pläne für Untersuchungsstelle bei Vorwürfen gegen Polizisten sollen bald vorliegen
Das Innenministerium arbeitet an der Umsetzung eines Vorhabens aus dem
Regierungsprogramm. Ein Konzept soll diesen Herbst präsentiert werden
https://www.derstandard.at/story/2000120336525/plaene-fuer-untersuchungsstelle-bei-vorwuerfen-gegen-polizisten-sollen-bald-vorliegen?ref=rss
+++POLIZEI DE
Neue Polizeigesetze: Berlin und Bremen sind besser als Bayern
In Berlin und in Bremen soll die Polizei neue Überwachungs-Werkzeuge an
die Hand bekommen. Mit dem exzessiven Aufrüsten der letzten Jahre haben
diese Gesetze wenig zu tun. Sie schlagen einen anderen Weg ein.
https://netzpolitik.org/2020/neue-polizeigesetze-berlin-und-bremen-sind-besser-als-bayern/#vorschaltbanner
+++POLICE FR
Polizeigewalt: Frankreich – „Ein braves Land?“
War der Polizeieinsatz während den Gelbwestenprotesten angemessen oder
hat der französische Staat sein Gewaltmonopol missbraucht? Dieser Frage
geht Filmemacher David Dufresne in seinem Film „Un pays qui se tient
sage“, zu Deutsch: „Ein braves Land“, nach.
https://www.arte.tv/de/videos/099989-000-A/polizeigewalt-frankreich-ein-braves-land/
Rassismus mit System: Einzelfälle bei der Polizei
Manchmal nimmt man sich einen Apfel aus der Obstschale und denkt: Na,
der hat zwar drei, vier braune Stellen, aber essen kann man ihn schon
noch. Wenn man dann reinbeißt, stellt man fest, dass das Fruchtfleisch
fast durchweg braun und der Apfel mithin ungenießbar ist. Dieses Bild
verdeutlicht vielleicht ganz gut, wie es sich mit der Polizei in diesem
Land verhält. Auch wenn die Meldungen über rechte Polizisten nicht
abreißen, werden diese Fälle gemessen an der Gesamtzahl von
Polizeibeamten zwar noch eher als vereinzelte „braune Stellen“
wahrgenommen. Aber immer mehr drängt sich doch die Frage auf: Ist der
„Apfel“, sprich: die Polizei, nicht von innen heraus schon längst braun,
verfault, also von rechtem Gedankengut infiziert?
https://lowerclassmag.com/2020/09/29/einzelfaelle-mit-system-rechtsradikale-bei-der-polizei-rassismus-polizeigewalt/
+++RECHTSPOPULISMUS
SVP-Grossrat schlägt Migrant Faust ins Gesicht
Ein langjähriger Basler SVP-Politiker soll einem Ausländer einen
Faustschlag verpasst und ihn beleidigt haben. Letzte Woche verurteilte
ihn das Strafgericht Basel-Stadt wegen einfacher Körperverletzung zu
einer bedingten Geldstrafe. Er kann das Urteil noch anfechten. Brisant:
Der Politiker hat eine Kampfsportvergangenheit.
https://www.20min.ch/video/svp-grossrat-schlaegt-migranten-faust-ins-gesicht-428190657452
-> https://telebasel.ch/2020/09/30/svp-grossrat-wegen-koerperverletzung-verurteilt/?utm_source=lead&utm_medium=carousel&utm_campaign=pos%200&channel=105100
Nach Streit um Bundesplatz-Besetzung: Krebsliga wirft Kampagne mit Andreas Glarner über Bord
Für eine Kampagne der Krebsliga stieg der Aargauer Nationalrat sogar in
ein Boot. Nun wirft die Krebsliga die gesamte Kampagne wieder über Bord.
Grund dafür ist der Streit rund um die Besetzung des Bundesplatzes. Die
Krebsliga will sich nun von Andreas Glarner distanzieren. Der ist
sichtlich vom Entscheid betroffen.
https://www.telem1.ch/aktuell/nach-streit-um-bundesplatz-besetzung-krebsliga-wirft-kampagne-mit-andreas-glarner-ueber-bord-139343950
Die SVP provoziert im Wahlkampf mit Mohrenkopf-Plakaten – Kantonalpräsident Glarner hat sie abgenickt
Im Grossratswahlkampf macht die SVP Bezirk Bremgarten neben Kandidatenköpfen mit einem umstrittenen Süssgebäck Werbung.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/die-svp-provoziert-im-wahlkampf-mit-mohrenkopf-plakaten-kantonalpraesident-glarner-hat-sie-abgenickt-139340310
+++RECHTSEXTREMISMUS
Wer sind die «Proud Boys», an die sich Trump heute wendete?
Der 29. September ist ein denkwürdiger Tag. Der Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika, Land of the Free, wendet sich in der
wichtigsten politischen Debatte des Jahres direkt an eine rechtsextreme
Organisation und bittet sie, Abstand zu nehmen – aber auch, sich
bereitzuhalten. Denn irgend jemand müsse ja etwas gegen die Antifa und
die Linke unternehmen.
https://www.watson.ch/!460866301
-> https://taz.de/US-Praesident-Trump-und-die-Proud-Boys/!5713246/
-> https://www.tagblatt.ch/international/donald-trump-und-die-proud-boys-ein-gefaehrlicher-praesident-ld.1263054
-> https://www.blick.ch/news/ausland/der-us-praesident-ueber-die-rechte-schlaegertruppe-stand-back-and-stand-by-formiert-sich-hier-gerade-trumps-privatarmee-id16120243.html
Todesopfer rechter Gewalt: 187 Schicksale
Wer sind die vielen Menschen, die seit der Wiedervereinigung von rechten
Gewalttätern umgebracht wurden? Wir dokumentieren alle Opfer und Taten.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-09/todesopfer-rechte-gewalt-karte-portraet
Rechtsextremes Netzwerk
FAKT deckte Verbindungen der rechtsextremen Gruppierung „Jungsturm“ in
die Kampfsportszene auf. Recherchen zeigen, wie eng Mitglieder eines
Kampfsportvereins in Halle mit der Neonaziszene in Cottbus verbunden
sind.
https://www.ardmediathek.de/daserste/video/fakt/rechtsextremes-netzwerk/das-erste/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy80YTM1MjhjNS1lZWRjLTRhMjItOTVjZi1iZmY1YzhiYjA3OTk/
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
„Corona-Kritiker“: Gezielte Gerüchte über Todesfälle durch Maske
„13 Jahre, zwei Kinder – tot wegen Maske“ – mit solchen unbelegten
Behauptungen versuchen „Corona-Kritiker“, gezielt Verunsicherung und Wut
zu schüren. Rhetorik und Aufrufe werden radikaler.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-kritiker-101.html
Wissenschafter Bhakdi und Reiss sind bei Corona-Skeptikern Helden – ihre Kernaussagen im Faktencheck
Die deutschen Wissenschafter Sucharit Bhakdi und Karina Reiss haben umstrittene Aussagen gemacht. Der Faktencheck.
https://www.luzernerzeitung.ch/leben/wissenschafter-bhakdi-und-reiss-sind-bei-corona-skeptikern-helden-ihre-kernaussagen-im-faktencheck-ld.1263074
«Die Position von Verschwörungs¬theoretikern ist vor allem ideologisch, nicht das Ergebnis von Denkfehlern»
Die Covid-19-Krise hat Verschwörungstheorien neues Leben eingehaucht.
Aber was ist in den Hirnen von Verschwörungstheoretikern los? Ein
Gespräch mit dem Neurowissenschaftler Sebastian Dieguez.
https://www.higgs.ch/die-position-von-verschwoerungstheoretikern-ist-vor-allem-ideologisch-sie-ist-nicht-einfach-das-ergebnis-von-denkfehlern/36363/
QAnon: Wie eine gefährliche Verschwörungserzählung in Deutschland Fuß fassen konnte
Die Verschwörungstheorie ist von der Realität so weit entfernt, dass ihr
Erfolg in Deutschland zu den politischen Überraschungen des ohnehin
turbulenten Jahres 2020 gehört.
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2020/09/qanon-wie-eine-gefaehrliche-verschwoerungserzaehlung-in-deutschland
Ausserrhoder Chauffeur (39) glaubt an Verschwörungstheorien. BLICK hat ihm zugehört: Erklären Sie uns Ihre Welt, Herr Signer
Verschwörungstheorien haben während der Corona-Krise Hochkonjunktur.
Pascal Signer (39) aus dem Appenzellerland ist Anhänger der
QAnon-Theorie. Er glaubt, die Welt wird von einer geheimen Elite
regiert.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ausserrhoder-chauffeur-39-glaubt-an-verschwoerungstheorien-blick-hat-ihm-zugehoert-erklaeren-sie-uns-ihre-welt-herr-signer-id16119469.html
Der britische DJ Mark Devlin auf »Covid-19 Truth Tour«
Vom DJ zum Truther
Der einst erfolgreiche britische DJ Mark Devlin verbreitet
Verschwörungstheorien und ist derzeit auf einer »Covid-19 Truth Tour«.
https://jungle.world/index.php/artikel/2020/38/vom-dj-zum-truther
—
derbund.ch 30.09.2020
Undercover bei Verschwörern: Ein bisschen Kamikaze
Der 24-jährige Journalist Sami Zaïbi wird für seine Recherche über
Corona-Leugner rassistisch beleidigt. Überraschend findet er das nicht.
Beat Metzler
Die Beschimpfungen à la «racaille» (Abschaum) haben vielleicht auch etwas Gutes: Sie bestätigen die Recherchen von Sami Zaïbi.
Für zwei Monate hat sich der Lausanner Journalist in Gruppen
eingeschleust, welche die Corona-Massnahmen bekämpfen. Sein Befund:
Viele der Mitglieder glauben an Verschwörungstheorien mit religiösem,
antisemitischem Einschlag.
Einige der Beleidigungen, die über die sozialen Netzwerke auf ihn
einprasseln, sind offen rassistisch. Sie zielen auf Zaïbis tunesische
Herkunft. Die Schweizer Sektion von Reporter ohne Grenzen verurteilt
diese «zutiefst schockierenden Kommentare» in einem Communiqué. Auch die
Schweiz sei nicht immun gegen Rassismus und Hass auf Journalisten,
heisst es.
Sami Zaïbi hat die Angriffe kommen sehen. «Diese Leute sind im Internet
sehr aggressiv unterwegs.» Zum Glück beschränke sich die Feindseligkeit
auf den virtuellen Raum. Die Lehrerin Chloé Frammery, eine der Köpfe
der Bewegung, veröffentlichte Zaïbis Handynummer. Bisher habe aber nur
eine unterdrückte Nummer angerufen, sagt der 24-jährige. «Für eine
direkte Konfrontation fehlt den meisten der Mut.» Daher habe er auch
keine Angst, auf die Strasse zu gehen. Umgekehrt habe er sehr viel
Unterstützung erhalten, sagt Zaïbi. «Vor allem Journalisten gratulieren
mit für den Mut.»
Ein Teil des Hasses erkläre sich wohl auch aus persönlicher Kränkung,
sagt Zaïbi. Sehr viel Zeit habe er mit einer Gruppe verbracht, die
Videos für einen erfolgreichen Youtube-Kanal produziert. Dieser möchte
den Zuschauerinnen «Überlebenstipps für diese Welt in der Verdammnis»
geben. Mehrmals pro Woche traf sich Zaïbi mit den Mitgliedern, für drei
Tage fuhr er mit ihnen nach Südfrankreich.
«Sie waren sehr nett, manche sahen in mir einen Freund», sagt Zaïbi.
Verständlich, dass sie sich betrogen fühlten. Er selber habe versucht,
Distanz zu wahren. Aber auch bei ihm hätten sich Sympathien entwickelt.
Heikle Undercover-Recherche
Undercover-Recherchen und versteckte Kamera sind heikle journalistische
Methoden. Der Branchencodex und die Rechtsprechung erlauben sie nur in
Ausnahmefällen: Wenn die Informationen von besonderem öffentlichen
Interesse sind und sich nicht anders beschaffen lassen. Zaïbis Beiträge
erscheinen bei «Heidi.news», einem 2019 in Genf gegründeten
Onlineportal. Chefredaktor Serge Michel sieht beide Bedingungen
gegeben. Die Anti-Corona-Kreise hätten Journalisten ständig als
«Schafe» beleidigt, aber auf Nachfragen nie reagiert, schreibt Michel in
einem Artikel. Daher habe er im Frühling Sami Zaïbi angerufen und ihm
eine Mission vorgeschlagen, die «ein bisschen Kamikaze» sei.
Michel kannte Zaïbi aus seiner Funktion als Dozent an der
Journalismusschule in Neuenburg. Dort hatte Zaïbi sein Master-Studium
abgeschlossen. Danach arbeitete er für verschiedene Zeitungen, aus der
Panzerfahrer-RS schrieb er eine Kolumne, die «24 Heures» und «La Tribune
de Genève» veröffentlichten. Michels «Kamikaze»-Auftrag überzeugte
Zaïbi. In einer Gesundheitskrise seien solche wirren Theorien
gefährlich, sagt er.
Seit Montag sind drei Teile seiner Serie online gegangen. Vier weitere
folgen. Mindestens so lange werden die Beleidigungen nicht abflauen. Und
Zaïbis Befund weiter bestätigen.
(https://www.derbund.ch/ein-bisschen-kamikaze-349687269621)
-> https://www.heidi.news/explorations/au-coeur-de-la-complosphere/nous-avons-infiltre-un-journaliste-chez-les-complotistes-acharnes-de-suisse-romande
-> https://www.heidi.news/explorations/au-coeur-de-la-complosphere/sortir-de-la-matrice-mode-d-emploi
-> https://www.heidi.news/explorations/au-coeur-de-la-complosphere/la-croisade-contre-l-app-swisscovid
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tagblatt.ch 30.09.2020
Corona-Demonstration: Konstanz erwartet Zehntausende «Querdenker», auch in Kreuzlingen sind Kundgebungen geplant
In Konstanz haben sich für das kommende Wochenende Tausende
Demonstranten und Gegendemonstranten angekündigt. In Kreuzlingen plant
die Kantonspolizei Thurgau ein Grossaufgebot. Ebenso soll am Wochenende
eine Menschenkette rund um den Bodensee gebildet werden. Ob diese auf
der Schweizer Seite zustande kommt, ist unklar.
Ida Sandl und Sabrina Manser
Konstanz im Ausnahmezustand: Hinter den Kulissen arbeiten Stadt und
Polizei fieberhaft, damit das Wochenende vom 3. und 4. Oktober nicht
aus den Fugen gerät. Zehntausende selbsternannte «Querdenker» und
Gegendemonstranten haben sich angekündigt. Die Querdenker wehren sich
gegen die Beschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie. Sie sehen
sich dadurch in ihren Freiheitsrechten beraubt.
Menschenkette ist schwer einzuschätzen
Der Zeitpunkt für die Kundgebung ist geschickt gewählt, denn am
Samstag feiert Deutschland den Tag der Deutschen Einheit. Ursprünglich
sollten deshalb auch am Samstag die Hauptkundgebungen stattfinden. Die
Organisatoren fürchteten aber, die Stadt könnte die Demos mit Verweis
auf den Nationalfeiertag zu stark beschränken. Sie verschoben deshalb
den Anlass auf Sonntag.
Nun wird an beiden Tagen demonstriert. Für den Samstag sind bei der
Stadt Konstanz 16 Demonstrationsgesuche eingegangen, man rechnet mit
16’400 Besuchern. Für den Sonntag lagen elf Gesuche auf dem Tisch, es
werden immerhin noch knapp 10’000 Demonstranten erwartet.
Schweizer machen doch mit bei Menschenkette
Am Samstagnachmittag ist zudem eine Menschenkette rund um den Bodensee
geplant. Organisator Gerry Mayr spricht gegenüber der Konstanzer
Tageszeitung «Südkurier» von 15’000 Menschen, die sich angemeldet
hätten. Wie viele Schweizer beteiligt sind, lässt sich nur erahnen, da
die Organisation sehr kurzfristig gewechselt hat.
SP will den Rechtsradikalen nicht das Feld überlassen
Nicht nur die Querdenker werden die Konstanzer Innenstadt füllen, auch
Gegendemonstranten haben sich in Stellung gebracht. «Wir haben die
Befürchtung, dass die Bewegung extremistische Gruppierungen anzieht»,
sagt die Kreuzlinger SP-Präsidentin Charis Kuntzemüller. Die
Sozialdemokraten halten ihre Kundgebung an beiden Tagen auf der
Kreuzlinger Seite des Geländes Klein-Venedig ab. Die Bewilligung der
Stadt Kreuzlingen habe man erhalten. Die SP geht gemeinsam mit einem
Konstanzer Bündnis von 28 Parteien und Zivilorganisationen auf die
Strasse. Es trägt den Namen «Spread Love, Not Corona», was so viel
heisst wie «verbreite Liebe, nicht Corona».
Die Coronapandemie sei eine extreme Herausforderung für die
Gesellschaft, sie treffe viele hart, sagt Charis Kuntzemüller. «Wir sind
nicht gegen einen Diskurs.»
Doch die Querdenker würden sich unter anderem zu wenig von der
rechtsradikalen Szene abgrenzen. Daher distanziert sich die SP auch
klar von der geplanten Friedenskette. Einen genauen Zeitplan für die
Kundgebungen gibt es noch nicht, man warte auf die Zeitangaben des
Konstanzer Bündnisses.
Auch die Querdenker drängt es auf die Schweizer Seite. Auf der Website
von Organisator Gerry Mayr steht unter dem Stichwort «Querdenken 8280
Kreuzlingen»: «Auf der Bühne unserer Nachbarn geht es zur Sache.» Mehr
zum Programm erfährt man nicht, ausser dass zwei Moderatoren aufgeführt
sind, die jedoch keine bekannten Namen tragen. Ein Gesuch für die
Querdenker-Kundgebung sei eingegangen, aber noch nicht genehmigt, teilt
die Stadt Kreuzlingen mit.
Kantonspolizei geht von gewaltfreier Demo aus
Ebenfalls involviert ist die Kantonspolizei Thurgau. Matthias Graf,
Chef Mediendienst, sagt, es werde eine grosse Anzahl an Einsatzkräften
aufgeboten. Dies insbesondere wegen der zahlreichen Aktionen in
Konstanz, teils in unmittelbarer Nähe zur offenen Grenze. «Wir gehen
grundsätzlich von einer weitgehend friedlichen und gewaltfreien
Demonstration aus», sagt Graf. Dennoch wolle man vorbereitet sein. Die
Polizei sei in enger Absprache mit der Konstanzer Polizei und der
Eidgenössischen Zollverwaltung.
–
«Chaos» auf der Schweizer Seite
(mas) Die Schweiz will nun doch bei der Menschenkette rund um den
Bodensee mitmachen. Nachdem das erste Organisationskomitee den Bettel
hinwarf, meldet sich ein neues Team. Dieses neue Team hat sich bereits
in zwei Gruppen unterteilt. Auf einer der beiden Websites, die für die
Menschenkette auf der Schweizer Seite aufgeschaltet sind, tauchte am
Donnerstag die folgende Meldung auf: «Es haben sich nun 2 Teams
gebildet, was zurzeit ein bisschen zur Verwirrung führt.» Diese
Verwirrung ist auch in den zwei Telegram-Chats, über die sich die
Teilnehmenden austauschen, spürbar. Der eine Chat zählt 51 Mitglieder.
Dort wird regelmässig der Link für die Anmeldung geteilt.
Verunsicherung taucht am Dienstag auf: Jemand fragt sich, warum denn
zwei Websites und zwei Chats bestünden. Unsicherheit herrscht offenbar
auch im zweiten Chat. Dort werden 188 Teilnehmer und Helfer angezeigt.
In diesem Telegram-Chat distanziert sich das «OK-Team» von der eingangs
erwähnten Website. Helfer und Teilnehmende in diesem Chat fragen, wo
man sich anmelden könne, oder sie melden, dass die Anmeldung nicht
funktioniere. Zudem wird von «Chaos» und «Puff» gesprochen und jemand
fragt nach «klaren» Angaben. In beiden Chats steht die Nachricht, dass
die zwei Gruppen, die nun entstanden sind, versuchen, wieder
zusammenzufinden. Ein anderer Teilnehmer schreibt zudem, dass im
Hintergrund Arbeiten laufen würden, um das Chaos zu beheben. Der
Zeitdruck wächst, die Unsicherheit auch. Trotzdem ist Zuversicht
spürbar: Ideen kursieren, auch positive Zusprüche lassen sich finden.
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/corona-demonstration-konstanz-erwartet-zehntausende-querdenker-auch-in-kreuzlingen-sind-kundgebungen-geplant-ld.1263052)
+++WORLD OF CORONA
Menschliche Misere: Erschütternde Befunde einer Coronastudie aus Genf
In der Coronakrise hungern Mittellose lieber oder verschulden sich,
statt staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das zeigt eine neue Studie
von Soziologen der Universität Genf.
https://www.derbund.ch/erschuetternde-befunde-einer-coronastudie-aus-genf-676768878414
+++HISTORY
Linke Politiker wollen das Alfred-Escher-Denkmal in Zürich verbannen – der Stadtrat soll Reparationszahlungen prüfen
Die Stadtpolitik reagiert auf den Historikerbericht über Zürichs
Verstrickungen in die Sklaverei. Das Denkmal des berühmten Industriellen
wankt.
https://www.nzz.ch/zuerich/alfred-escher-denkmal-in-zuerich-die-statue-gehoert-ins-museum-ld.1579108