Medienspiegel 22. August 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BASEL
Wie das Flüchtlingsteam Eri Basel über Umwege ans Ziel kommt
Das Flüchtlingsteam Eri Basel schaffte es nicht, einen Verein zu gründen. Dank eines Tricks dürfen sie jetzt trotzdem in der 5. Liga spielen.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/wie-das-fluechtlingsteam-eri-basel-ueber-umwege-ans-ziel-kommt-138843545


+++NIDWALDEN
Nidwaldner Regierung stösst Flüchtlingshilfe-Komitee vor den Kopf
In einer Antwort auf einen offenen Brief weist der Kanton Nidwalden die Verantwortung im Bereich Asylpolitik von sich.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/nidwalden/nidwaldner-regierung-stoesst-fluechtlingshilfe-komitee-vor-den-kopf-ld.1249137


+++GROSSBRITANNIEN
Immer mehr Migranten wagen die gefährliche Überquerung des Ärmelkanals im Boot
Grenzregime auf Steroiden
Immer mehr Migranten wagen die gefährliche Überquerung des Ärmelkanals mit dem Boot. Die britische Regierung will härter gegen sie vorgehen.
https://jungle.world/artikel/2020/34/grenzregime-auf-steroiden


+++MITTELMEER
Überlebende der Schiffskatastrophe vom 17. August vor der libyschen Küste berichten
Die Schiffskatastrophe vom 17. August, bei der 45 Boat-people auf der zentralen Mittelmeerroute ertrunken sind, war laut IOM und UNHCR die schlimmste des Jahres. Zwölf Tote wurden inzwischen geborgen. Überlebende, die das Unglück rekonstruiert haben, berichten, dass ihr Boot nach einem Motorschaden von einigen bewaffneten Männern an Bord eines Fischerbootes abgefangen wurde, die versprachen, sie im Austausch gegen ihr Handy, den Motor und Geld in Sicherheit zu bringen. Aber in Wirklichkeit hätten sie ihnen gedroht und schließlich auf sie geschossen und so den Schiffbruch verursacht. Bei den Männern hätte es sich um Libyer und Ägypter gehandelt.
https://ffm-online.org/ueberlebende-der-schiffskatastrophe-vom-17-august-vor-der-libyschen-kueste-berichten/


++++GASSE
«Auf der Suche nach dem Stoff»
Der Zürcher Platzspitz war in den 80er und 90er-Jahren in ganz Europa für seine offene Drogenszene bekannt. Nun erzählen Zeitzeugen in einem digitalen Rundgang über die Damalige Zeit.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/auf-der-suche-nach-dem-stoff-00140405/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Zwei Kinder von Regierungsräten an illegaler Demo – nach Polizeieinsatz gibts Krach in Regierungssitzung
Erst gerade geriet Basels Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, Mitglied aus dem rot-grünen Kandidatenfeld, arg unter Druck. Nun werden die Hintergründe zum Frauenstreik und der darauffolgenden illegalen Demo am 14. Juni bekannt. Das Vorgehen der Polizei, welche die Kundgebung auflöste, kam damals auch in der Regierung zur Sprache. Zwei Regierungsräte waren indes persönlich betroffen in dieser Angelegenheit.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/zwei-kinder-von-regierungsraeten-an-illegaler-demo-nach-polizeieinsatz-gibts-krach-in-regierungssitzung-138839156


+++SPORTREPRESSION
bernerzeitung.ch 22.08.2020

Ausschreitungen in Langnau: Prügelnde Fans fühlen sich ungerecht behandelt

Vier Langnauer Hockeyfans, die sich eine Schlägerei mit Zuger Fans lieferten, wollten sich keine Fingerabdrücke abnehmen lassen. Einem gab das Obergericht recht, dreien nicht.

Markus Zahno

Es war einer der schöneren Tigers-Siege des vergangenen Winters. An einem Samstagabend Mitte Januar bezwangen die Langnauer den hochdotierten EV Zug mit 5:1. Viele Fans liessen den Abend glückselig bei einem Bier in der Ilfishalle oder in einem Lokal ausklingen. Ein paar Gewaltbereite dagegen prügelten sich draussen mit einer Gruppe Zuger Fans. Diese Schlägerei hat nun auch das Berner Obergericht beschäftigt.

Langnauer oder Zuger – welche der beiden Gruppen mit dem aggressiven Verhalten begann, lässt sich nicht zweifelsfrei klären. Die Fortsetzung wird in den Polizeirapporten wie folgt beschrieben: Die Polizisten forderten eine Gruppe Langnauer Fans auf, in ihr Restaurant zurückzugehen. Die Gruppe leistete dieser Aufforderung nicht Folge, sondern rannte auf die Strasse. Die Männer zogen die Kapuzen hoch und vermummten ihre Gesichter. Es sei zur Konfrontation der beiden Lager gekommen, zu gegenseitigen Schlägen und Sachbeschädigungen.

Vorwürfe an Polizei

Mehrere der involvierten Hardcore-Fans sind polizeilich bekannt. Einer, der zu Beginn der Schlägerei an vorderster Front stand, ist schon x-fach verurteilt – wegen Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Vergehen gegen das Waffengesetz und das Bundesgesetz über explosionsgefährliche Stoffe und weiterer Delikte. Zudem wurde gegen ihn schon ein Stadionverbot ausgesprochen. Auch mindestens zwei andere aus der Gruppe sind vorbestraft, einer wegen grober Verkehrsregelverletzung, einer wegen Tierquälerei.

Ja, sie seien in die Schlägerei involviert gewesen, hätten Schläge und Fusstritte ausgeteilt, geben die Fans zu. Aber sie hätten die Konfrontation nicht gesucht. Die Aggressionen seien von den Zuger Fans ausgegangen. Diese hätten nach dem Match verbotenerweise die Bahngleise überquert und seien aus dem Nichts auf die Langnauer losgegangen. Man habe keine andere Wahl gehabt, als sich zu wehren, und werde nun vorverurteilt. Die Fans richten auch Vorwürfe an die Polizei: Hätte sie den Bahnhof an jenem Abend professionell abgeriegelt und die Zuger Fans in die bereitstehenden Züge begleitet, wären die Fanlager gar nicht erst aufeinandergetroffen.

Beschwerde eingereicht

Nach der Schlägerei wurden mehrere Verfahren gegen beteiligte Langnauer und Zuger eingeleitet. Zudem ordnete die Staatsanwaltschaft eine «erkennungsdienstliche Erfassung» an. Das heisst: Die Involvierten wurden vorgeladen, um Fingerabdrücke abzugeben und Fotos anfertigen zu lassen. Das ging den Fans zu weit. Sie widersetzten sich der Anordnung und reichten Beschwerde beim Obergericht ein.

Eine der vier Beschwerden hat das Gericht gutgeheissen. Dieser Fan war nicht vorbestraft, und es gebe derzeit keine konkreten Hinweise, dass er in Zukunft in schwere Delikte involviert sein könnte, so die Richter.

Keine DNA-Analyse

Die anderen drei Fans, die alle vorbestraft sind, kamen mit ihren Beschwerden nicht durch. Es gebe ernsthafte Anhaltspunkte, dass sie auch in Zukunft Probleme bereiten könnten, argumentiert das Obergericht. Deshalb sei die erkennungsdienstliche Erfassung gerechtfertigt, denn diese könne bei der Aufklärung künftiger Delikte hilfreich sein. Zudem stellten die Fingerabdrücke und polizeilichen Fotos – eine DNA-Analyse wurde nicht angefordert – nur einen leichten Eingriff in die persönliche Freiheit dar.

Einzig in einem Nebenschauplatz bekamen die drei Männer recht. Sie monierten, die Staatsanwalt habe das «rechtliche Gehör» verletzt, habe mit keinem Satz begründet, warum die erkennungsdienstliche Erfassung nötig sei. Ja, diese Begründungspflicht sei verletzt worden, hält das Obergericht fest. Angesichts ihrer Krawall- und Gewaltbereitschaft müssen die Männer die Fingerabdrücke und die polizeilichen Fotos aber trotzdem machen lassen.
(https://www.bernerzeitung.ch/pruegelnde-fans-fuehlen-sich-ungerecht-behandelt-899407330457)


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Coronavirus: Darum wird in Zürich gegen die Massnahmen demonstriert
Warum demonstriert man gegen das Coronavirus und die daraus erfolgten Massnahmen? Ein Verschwörungsexperte erklärt die Beweggründe der Corona-Rebellen.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-darum-wird-in-zurich-gegen-die-massnahmen-demonstriert-65763367


Coronavirus: Verschwörer gehen mit Fake News auf SRF los
Ein anonymer Flyer in Berner Briefkästen bezichtigt SRF und Bundesrat der Falschinformation bezüglich des Coronavirus. Und hantiert dabei selbst mit Fake News.
https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-verschworer-gehen-mit-fake-news-auf-srf-los-65763362


Tanzende Hippies auf Corona-Demos: Was will die Esoterikszene?
Auf Demonstrationen im ganzen Land protestieren verschiedene Gruppierungen gemeinsam gegen die Corona-Einschränkungen. Neben Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern sind hier auch immer wieder tanzende und singende “Esoteriker” zu sehen. Was ist das für eine Gruppe? Und was treibt sie an? Ein Interview mit dem Rechtsextremismusexperten Marius Hellwig.
https://www.rnd.de/panorama/esoteriker-auf-corona-demos-tanzende-hippies-neben-rechtsextremen-und-verschworungstheoretikern-was-will-sie-esoterikszene-QMRYIWRQLNCP5N5GGWMK7V53LM.html


Die Unerhörten: Zu Besuch bei Österreichs Verschwörungsgläubigen
Seit den Corona-Maßnahmen hegen immer mehr Menschen ein tiefes Misstrauen gegen Politik, Wissenschaft und Medien. Wie kam es dazu?
https://www.derstandard.at/story/2000119506304/die-unerhoerten-zu-besuch-bei-oesterreichs-verschwoerungsglaeubigen?ref=rss
-> https://www.derstandard.at/story/2000119504756/gebrochenes-vertrauen-warum-verschwoerungstheorien-heute-so-laut-sind?ref=rss


+++FUNDIS
Werbeaktion für «Psycho-Sekte»: Scientologen brechen in Zug vorzeitig ihre Zelte ab
Darüber wollte die «Bürgerkommission für Menschenrechte» am Samstag auf dem Zuger Bundesplatz orientieren: «Psychiatrie zerstört Leben». Doch sie wurden in die Flucht geschlagen. Durch ein Baselbieter Ehepaar, das gegen eine «Tarnorganisation» der Scientology-Organisation auf die Strasse geht.
https://www.zentralplus.ch/scientologen-brechen-in-zug-vorzeitig-ihre-zelte-ab-1872847/


+++JENISCHE/ROMA/SINTI
landbote.ch 22.08.2020

Fahrende in Winterthur: Kein Job, kein Platz – Fahrende in der Corona-Krise

Bis Ende August wohnen die Fahrenden des Zigeunerkultur-Zentrums mitten in Winterthur. Auch bei Ihnen ist Corona das Thema Nummer eins.

Andrea Thurnherr

17 Wohnwagen mit Vordach und bunten Gartenmöbeln stehen zusammen mit mindestens nochmals so vielen Autos auf dem Platz. Die Nummernschilder sind aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Bei einem Wohnwagen bellt ein Chihuahua, drei Kinder baden in einem Planschbecken, eine ältere Dame winkt und ruft über den Platz: «Bonjour!» Ob man denn gerne seine Messer schleifen lassen möchte? Sie fragt auf Französisch. Die Kinder übersetzen es auf Deutsch.

Die Fahrenden weilen während des Monats August auf dem Viehmarktplatz bei der Reithalle. Der Aufenthalt findet statt im Rahmen des Zigeunerkultur-Zentrums, das seit Jahrzehnten Nutzungsverträge mit der Stadt Winterthur abschliesst. Die Betreiber des Zetrums sind die einzigen Fahrenden, die auf diesem Platz zugelassen sind. «Sie bieten Interessierten einen Einblick in ihren Alltag, weshalb ein zentraler Standort zwingend ist», sagt Riccarda Roi Masciadri vom Finanzdepartement der Stadt.

Der offizielle Durchgangsplatz liegt am äussersten Rand von Oberwinterthur, direkt neben der Deponie Riet. Kein beliebter Ort. «Es ist unglaublich heiss, es hat keinen Schatten, und wegen der Deponie ist es sehr staubig. Eine Verwandte hatte deshalb schon gesundheitliche Probleme», sagt Narzisse Birchler vom Zigeuner-Kulturzentrum. Das ist auf dem Viehmarkt anders. Unter den Bäumen ist viel Schatten, der Platz ist zentral, Anwohner kommen auf einen Schwatz vorbei, und die Kinder spielen mit jenen aus der Nachbarschaft.

Auch die Vorschriften der Stadt sind einschränkend: Der Platz in Oberwinterthur steht nur Schweizer Fahrenden und ihren ausländischen Verwandten zur Verfügung. Rechtlich gesehen liegt diese Regelung in der Grauzone. Das Kulturzentrum will aber für alle einstehen – nicht nur für die Schweizer Jenischen. Birchler betont: «Wir reisen bewusst zusammen mit französischen Roma und deutschen Sinti, das Miteinander ist uns wichtig.»

Kein Einkommen wegen Corona

Die Fahrenden haben das Leben auf Rädern perfektioniert, längst bevor Herr und Frau Schweizer den Wohnwagen für sich entdeckten. Sie sind gut eingerichtet: Waschmaschinen, Wäscheständer, Tischgrills, ein knallgelber Anhänger mit WC und Duschen. «Von der Stadt würden wir nur Toitois erhalten», so Birchler.

Das Leben findet auf kleinem Raum statt, die Wohnwagen stehen nah beieinander. Wie schützen sie sich vor Corona? «Die einzelnen Familien bleiben unter sich, und wir achten sehr strikt auf die Hygiene», sagt Birchler. Das heisst: oft die Hände waschen und desinfizieren, duschen im eigenen Wohnwagen statt im gelben Anhänger. «In diesem Jahr sind wir in einer fixen Gruppe mit den immer gleichen Leuten unterwegs.» Normalerweise sei es immer ein Kommen und Gehen, sagt Birchler. Corona-Fälle oder jemanden in Quarantäne gab es bei ihnen noch nicht. «Bisher hatten wir Glück!»

Und doch trifft die Corona-Krise die Fahrenden hart. Messerschleifen und der Handel mit Metall oder Antiquitäten sind typische Berufe, doch Hausieren konnten sie während des Lockdown nicht. Dazu fielen auch noch die jährlich in Zürich stattfindenden Zigeunerkulturtage wegen Corona ins Wasser. Eine schwierige Situation, auch für Birchler: «Wir hatten kein Einkommen und mussten von unserem Ersparten leben.» Eine Entschädigung für Erwerbsausfall hätten sie nicht erhalten. «Wir haben ja keinen Lohnausweis, den wir einreichen können.»

Die Behörden hätten sie von Amt zu Amt geschickt, zuständig war scheinbar niemand. Bei manchen Plätzen hätten die Gemeinden aber zu Beginn der Krise auf die Gebühren verzichtet. Auch beim Standort Riet in Winterthur, wie die Stadtpolizei bestätigt.

Die AHV bietet Erwerbsersatz für Selbstständige, die einen Reingewinn zwischen 10’000 und 70’000 Franken erzielen. «Fahrende erreichen diese Minimalsumme aber oft erst gar nicht», sagt Samuel Woodtli von der Stiftung Naschet Jenische. Sie hat während der Corona-Krise Unterstützung in Form von Gutscheinen oder finanzieller Überbrückung geboten. Die Anfrage sei mit gut 200 Dossiers für Familien oder Einzelpersonen grösser als erwartet gewesen.

Immer weniger Plätze

Zur finanziellen Not kommt das Platzproblem: Seit Jahren fordern die Fahrenden mehr Durchgangsplätze. In diesem Jahr hat sich die Situation noch verschlimmert, Plätze blieben länger oder ganz geschlossen. «Wir konnten erst im Mai losziehen – zwei Monate später als üblich», sagt Birchler, die mit ihrer Familie den Lockdown auf dem Winterplatz verbracht hat. Auch wäre Winterthur ein verfrühter letzter Standort gewesen, spontan habe sich aber noch etwas in Basel ergeben. Dort werden sie den September verbringen.

Die Radgenossenschaft, die Dachorganisation der Jenischen, klagt auf ihrer Website über das Vorgehen des Bundes: «Wir sind in dieser Krise vom Bund schlicht vergessen oder übergangen worden.» Sie forderte ihn im Mai auf, öffentliche Plätze und Freizeitanlagen zu öffnen, damit auch sie die Abstandsregeln einhalten können. Denn zuvor sei das Gegenteil passiert: Der Platz in Bonaduz GR sei geschlossen worden, während sie in Zürich-Altstetten zusammengepfercht worden seien. Die Radgenossenschaft nutzte die Gegelgenheit auch dazu, den Bund um mehr feste und auch ganzjährige Durchgangsplätze zu bitten.

Trotz all dieser Schwierigkeiten will Narzisse Birchler das Fahren nicht missen. «Ich bin so aufgewachsen, ich kann mir nicht vorstellen, sesshaft zu werden.» Den Winter verbringen sie jeweils auf ihrem Platz in Fribourg, wo die Kinder das Winterhalbjahr der Schule besuchen. Wenn der Frühling kommt, könne sie es kaum erwarten, wieder loszuziehen: «Am liebsten wäre ich das ganze Jahr unterwegs.»
(https://www.landbote.ch/kein-job-kein-platz-fahrende-in-der-corona-krise-139725619173)