Medienspiegel 26. Juli 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BALKANROUTE
Balkanroute belebt sich
https://ffm-online.org/balkanroute-belebt-sich/


+++GRIECHENLAND
Anlaufpunkt Athen: Flüchtlinge auf dem Viktoriaplatz
Anlaufstelle, Infobörse, Tauschzentrale und Spielplatz für Flüchtlingskinder – all das ist der Athener Viktoriaplatz. Seit dem Sommer 2015 ist der Platz die bekannteste Anlaufstelle in Athen. Die meisten wollen von hier aus weiter nach Deutschland.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/anlaufpunkt-athen-fluechtlinge-auf-dem-viktoriaplatz,S5kLqFG


+++ITALIEN
Bootsflüchtlinge und Corona verunsichern Italien – Echo der Zeit
In Italien sind in den letzten Jahren weniger Flüchtlinge und Migranten angekommen. Doch die Zahlen steigen langsam wieder. Der Bürgermeister von Lampedusa, wo die Bootsflüchtlinge hauptsächlich eintreffen, schlägt nun Alarm – auch wegen Corona.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/bootsfluechtlinge-und-corona-verunsichern-italien?id=589739e4-3dc8-487c-88d8-43ab791d1f82


+++GASSE
Stoffqualität und Preise stabil: Situation auf der Gasse hat sich in Luzern normalisiert
Während des Lockdowns war der Stoff in der Luzerner Drogenszene knapp und die Qualität schlecht. Inzwischen hat sich die Lage wieder entschärft, wie Franziska Reist von der Gassenarbeit feststellt.
https://www.zentralplus.ch/situation-auf-der-gasse-hat-sich-in-luzern-normalisiert-1851289/



NZZ am Sonntag 26.07.2020

Trendwende Partykrawall: Städte testen präventive Konzepte

Die Idee, dass die Polizei das Problem allein in den Griff bekommt, ist gescheitert. Nun testen Schweizer Städte neue Lösungen. Nyon setzt die jungen Menschen selbst ein, um Lärm, Littering und Konflikte zu bekämpfen.

Rafaela Roth

Bläuliches Licht fällt auf Sébastien Leblanches Gesicht, die Weste über der Polizeiuniform leuchtet gelb. Er stützt die Hände auf seinen Einsatzgürtel, starrt auf das Smartphone, das ein junger Mann ihm in der Dunkelheit hinhält. «Vous allez kiffer!», ruft der, «Sie werden es lieben!» Er verbindet die tragbare Musikbox, ein Youtube-Video läuft an.

Tiefgaragencharme, vermummte Gestalten, ein Boxkampf, Wodka, Joints: «Du willst in meinen Kreis passen, dann brauchst du zwei Köpfe und zwei Flügel», rappt Aguila – Adler – und hält mit seinen Freunden die albanische Flagge in die Kamera. Das Video ist erst eine Woche alt, treibende Beats, mehrere Tausend haben bereits geklickt, ein lokaler Star ist geboren. Die Jungs am Genfersee strahlen.

Sébastien Leblanche schaut sich das ganze Video an, 2:53 Minuten lang. Vielleicht interessiert es ihn wirklich. Er absolvierte einmal eine Ausbildung als Tontechniker. Vielleicht gehört das auch einfach zum Job des Polizisten hier in Nyon: in Dialog mit den Jugendlichen treten. Man kennt sich. Leblanche, Koordinator «formation et manifestations» bei der lokalen Polizei, Polizist «de proximité», ist einer, der «die Bürgernähe» im Namen ernst nimmt.

Nyon zählt rund 20 000 Einwohner. Am Strand des Städtchens gibt es tagsüber Chasselas und Schoggi-Cornets, abends verwandeln sich die Wiese, der Park beim Konservatorium und die Place des Marronniers vor dem mittelalterlichen Tor der Altstadt zur Partyzone für die Jugendlichen. Seit den ersten Lockdown-Lockerungen treffen sich hier jedes Wochenende 300 bis 400 junge Menschen, die lieber Vodka Smirnoff als Chasselas trinken. Die Anzahl Polizeiinterventionen hat sich von 6 im letzten Frühsommer auf 26 in diesem Jahr vervierfacht: 8 gewaltsame Vorfälle, 7 Nachtruhestörungen, 2 Sachbeschädigungen, Littering. Die Jungen wollen feiern, die Nachbarn schlafen.

Neue Gewaltpräventionskonzepte

Nyon hat deshalb eine Sensibilisierungskampagne gestartet, die Polizei ein neues Konzept: In Gruppen, die immer wieder für Ärger sorgen, ernennen die Polizisten «Nachtkapitäne» unter den Jugendlichen, die ihre Clique für diesen Abend unter Kontrolle halten sollen. «Das Konzept funktioniert sehr gut», sagt Leblanche, «es erleichtert unsere Einsätze, die Jungen übernehmen die Verantwortung, werden aus der Anonymität geholt und lassen weniger Abfall liegen.»

An der Place des Marronniers drückt Amaury Réal einem Jugendlichen eine Flasche Wasser in die Hand. Der 25-Jährige hat auch noch Müsliriegel und Kondome im Rucksack. Früher war er selbst auf diesen Plätzen, jetzt arbeitet er seit bald sechs Jahren für die Gesundheitsdienste der Waadt.

Er studiert soziale Arbeit, an den Wochenenden ist er hier unterwegs. Sie arbeiten zu zweit, seine Kollegin heute ist 20 Jahre alt. «Es geht ja nicht nur um die Müsliriegel, es geht darum, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen», sagt Réal, «und dabei ganz beiläufig zu sensibilisieren.» Die Paare sind beliebt. «Ja, die sind gut», sagt ein 22-jähriger Elektrikerlehrling. «Trotzdem hat man das Gefühl, wir könnten nirgendwo sein. Wo sollen wir denn hin?»

Gute Frage. Das bekannte Paléo-Festival ist wegen der Corona-Pandemie abgesagt, die Jugendfeste finden nicht statt, und die Usine à Gaz, das grosse Kulturzentrum am See, wird gerade umgebaut.

Trendwende Richtung Prävention

Die Platzprobleme kennen viele andere Städte, Corona intensiviert sie. Die Klubs in Basel können nur sehr wenige Leute einlassen, der Theaterplatz fällt wegen einer Baustelle als Aufenthaltsort weg, mehr Menschen als sonst versammeln sich am Rheinufer. Auch hier: Hinwendung zur Prävention. Basel schickt seit letztem Jahr Sozialarbeiterinnen an den Rhein, die den Dialog stärken sollen.

Auch Zürich beginnt nach einer Häufung von Vorfällen im letzten Sommer am Seeufer, präventive Massnahmen zu stärken. Man vernetzt sich, die Offene Jugendarbeit Zürich testet seit diesem Sommer das Projekt «Mobile Jugendarbeit», seit Mitte Juni steht ein Bus von Streetwork und SIP Zürich am Utoquai. Die «Insel», ein Rückzugsort, wo Jugendarbeiter mit den Jungen ins Gespräch kommen. Die Konzepte entstehen aus der Projektgruppe «Surplus» in der erstmals Polizei, Sozial- und Sicherheitsdepartement, Suchtprävention und Jugendarbeit zusammenspannen.

Auch Dietikon führt erstmals eigene präventive Mittel ein, seit diesem Sommer gibt es eine mobile Jugendarbeit, und die Dietiker Stadtpolizei testet eigene Jugendpatrouillen, die nicht nur repressiv zu Personenkontrollen und Verhaftungen auftauchen, sondern das Gespräch suchen. Die Polizisten melden sich freiwillig für die Patrouillen. Es müssen solche sein, die Lust auf den Kontakt mit Jugendlichen haben. Solche, die sie nicht anders betrachten als jeden anderen auf der Strasse. Erstmals treffen sich alle an einem Tisch: Jugendarbeit, Schulen, Polizei. Überraschend eigentlich, dass diese Zusammenarbeit nicht bereits besteht. Woran liegt das?

«Zwischen Polizei und Jugendarbeit gibt es Berührungsängste», sagt Dirk Baier, Professor am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der ZHAW. Die Polizei sehe Jugendliche eher als Sicherheitsrisiko, etwa für Sachbeschädigungen, und wolle sie am liebsten verdrängen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die Jugendarbeit sehe ihr Grundbedürfnis, gemeinsam Zeit draussen zu verbringen und Grenzen zu testen.

«In Zürich ist die Idee, dass es nur die Polizei in den Griff bekommen kann, gescheitert. Da gibt es tieferliegende soziale Problematiken, die nur durch ein Joint Venture angegangen werden können», sagt Baier und nennt etwa den Alkohol- und Drogenkonsum oder fehlende Freizeitangebote.

Es braucht Mut

Jede Jugendgeneration ist anders, in jeder gibt es neue Themen. In den letzten Jahren war es ruhig, die Kriminalität sank, nun nimmt sie schweizweit wieder leicht zu. Im Kanton Zürich fielen 2019 etwa mehr Delikte gegen Leib und Leben und bei verbotener Pornografie auf. «Das Grundproblem von Prävention ist, dass sie aktionistisch ist», sagt Baier. Prävention wird meistens nur in befristeten Projekten betrieben, wenn der Handlungsdruck gross ist. Bei guter Prävention passiert nichts – dann wirkt sie unnötig und wird eingespart.

Doch kann sie Intensivtäterbiografien verhindern, sagt Baier. Ein aktueller Sicherheitsbericht der Stadt Winterthur zeigt etwa, dass gerade einmal 19 Intensivtäter für mehr als die Hälfte aller Jugendstraftaten in der Stadt verantwortlich sind. Den Ansatz aus Nyon findet der Kriminalpräventionsexperte interessant. Jugendliche einzubinden, sei gut. «Da muss man als Stadt aber Mut und Vertrauen in die Jugendlichen haben», sagt Baier.

Vertrauen, das Nyon offenbar hat. In der Kleinstadt arbeiten die Akteure auch schon lange zusammen. Es ist gegen 1 Uhr, kurze Lagebesprechung im Park des Konservatoriums: Sozialarbeiter, Polizistinnen und die jugendlichen Paare stehen zusammen. «Ruhiger Abend», der Sozialarbeiter schickte eine 13-Jährige und ihre Schwester nach Hause, die er mit einer Wodkaflasche im Wäldchen gefunden hatte. Sébastien Leblanche will gleich noch einmal nach der schwierigen Gruppe sehen. «Vielleicht muss ich sie nun trotzdem büssen.» Es war dann doch nicht nötig.



Jugenddelikte in der Schweiz

10% öfter als im Vorjahr wurden Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren 2019 wegen eines Delikts angezeigt.

6% mehr Jugendliche als im Vorjahr wurden 2019 wegen eines Deliktes verurteilt. Die Zahl steigt leicht seit 2015.

182-mal musste sich letztes Jahr ein Jugendlicher unter 19 Jahren wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten. 30 Prozent öfter als 2018.

1029 Jugendliche unter 19 Jahren wurden 2019 wegen unerlaubter Pornografie angezeigt. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2018.

21% der beschuldigten jungen Erwachsenen waren weiblich.
(https://nzzas.nzz.ch/hintergrund/gewaltpraevention-staedte-testen-neue-konzepte-ld.1568199)


+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
Tiefe Quote bei Ausschaffungen: Zieht Karin Keller-Sutter bald die Schraube an?
Die Justizministerin hat an der grosszügigen Auslegung der Härtefälle wenig Freude. Nun erwägt ihr Departement eine Gesetzesverschärfung.
https://www.blick.ch/politik/tiefe-quote-bei-ausschaffungen-zieht-karin-keller-sutter-bald-die-schraube-an-id16011365.html


+++BIG BROTHER
NZZ am Sonntag 26.07.2020

Der unheimliche Siegeszug von Swiss ID

Der Dienst zur Identifikation im Internet, der von Firmen wie der Post, Swiss Life oder UBS mitfinanziert wird, wächst rascher denn je. Im Vorfeld der Abstimmung über die elektronische Identität weckt das Skepsis.

Markus Städeli

«Im Internet weiss niemand, dass du ein Hund bist», sagt der eine Hund zum andern. Sie sitzen vor einem Computer. Dieser Cartoon des «New Yorker» aus den Anfangszeiten des World Wide Web brachte eine Besonderheit des neuen Mediums auf den Punkt: Im Internet kann man nie sicher sein, mit wem man es zu tun hat.

Seit Erscheinen des sprichwörtlich gewordenen Cartoons sind über 25 Jahre verstrichen. Aber erst allmählich setzen sich technische Lösungen durch, die erlauben, uns im Internet zweifelsfrei zu identifizieren. Und so zum Beispiel Verträge einzugehen, mit Behörden Dokumente auszutauschen und digital zu unterschreiben. Oder beim Einkauf im Internet zu beweisen, dass wir volljährig sind.

Solche Möglichkeiten sind wichtig für die Wirtschaft. Wie wichtig, zeigt der Umstand, dass sich in der Schweiz eine bemerkenswert breite Unternehmensallianz hinter einen Dienst schart: Swiss ID, betrieben von der Swiss Sign Group. Aktionäre dieser Firma sind die staatsnahen Betriebe Post, SBB und Swisscom, aber auch Banken wie die UBS, Versicherer wie Swiss Life oder Krankenkassen wie die CSS.

Und diese Swiss ID ist derzeit sehr gefragt: 1,5 Mio. Personen hätten sich bereits registriert und setzten Swiss ID regelmässig ein, sagt Swiss-Sign-Chef Markus Naef. Tendenz rasch steigend: «Wir verzeichnen derzeit rund 2200 neue Registrierungen pro Tag.» Das Wachstum habe in der Covid-Krise merklich zugenommen. Zuvor seien es durchschnittlich rund 1800 Neuregistrierungen pro Tag gewesen.

Vor allem Post- und SBB-Kunden dürften für das hohe Volumen von bis zu 2 Mio. Logins pro Monat verantwortlich sein. Rasch kommen neue Anwendungen dazu: Demnächst wird ein weiterer Kanton seinen Bürgern erlauben, sich mit Swiss ID anzumelden und Dienstleistungen zu beziehen. Welcher das ist, will Naef nicht verraten. Vor ein paar Tagen hat auch die Genfer Kantonalbank Swiss ID aufgeschaltet.

Eine Reihe weiterer Firmen wie Mobiliar und CSS oder die Kantone St. Gallen und Solothurn sind derzeit in der Umsetzungsphase. Sie würden sich im dritten oder vierten Quartal «dem Swiss-ID-Ökosystem» anschliessen, so Naef. Vom Vertragsabschluss bis zur Implementierung von Swiss ID können bei Grosskunden oder bei Kantonen aufgrund der teilweise komplexen Digitalisierungsprojekte auch einmal 14 bis 18 Monate vergehen.

Eine zusätzliche Marktdurchdringung könnte von neuen Dienstleistungen ausgehen: «Im November 2020 werden wir einen neuen digitalen Signatur-Service lancieren, der auf Swiss ID beruht», stellt Naef in Aussicht. «Dieses neue Produkt wird sicherlich noch einmal eine Welle von Registrierungen auslösen.» Zudem ist die Firma daran, Swiss ID als Zugang zum elektronischen Patientendossier zertifizieren zu lassen; ein weiterer wichtiger Meilenstein.

Ist Covid 19 ein Vorwand?

Dieser Siegeszug von Swiss ID jedoch weckt Bedenken. Insbesondere bei jenen Personen und Organisationen, die erfolgreich eine Volksinitiative gegen das Gesetz über die elektronische Identität (E-ID) lanciert haben. Die Abstimmung dürfte im kommenden März stattfinden. Die Promotoren des Referendums finden es aus Datenschutzgründen und zum Teil aus Prinzip problematisch, wenn private Firmen hinter einer digitalen Identität stehen.

«Wir kritisieren, dass die Swiss Sign Group und ihre Partner die Swiss ID forcieren, obwohl die Volksabstimmung erst noch bevorsteht», sagt Martin Steiger. Er ist Sprecher der Digitalen Gesellschaft, die das Referendum unterstützt. Er sieht keinen Zusammenhang zwischen der Pandemie und den vielen Neuregistrierungen. Steiger vermutet, es handle sich um eine Schutzbehauptung. In Tat und Wahrheit wolle das Unternehmen vor der Abstimmung möglichst viel Terrain erobern.

Das jedoch werde sich für Swiss Sign kontraproduktiv auswirken, zeigt sich Steiger überzeugt: «Die Nutzerinnen und Nutzer merken, dass sie plötzlich ihre Daten an ein Konglomerat von grossen Unternehmen liefern müssen, bei denen sie sich bisher gar nicht oder nur datensparsam anmelden mussten.»

Die Digitale Gesellschaft fordere, dass die digitale Identität der Menschen staatlich sein müsse, genauso wie die traditionelle Identität mit Identitätskarte und Pass sowie Ausländerausweis. «Dazu kommen Grundsätze wie Datensparsamkeit, Dezentralität, Ethik und Offenheit, wie sie nun bei der Swiss-Covid-App vom Parlament gesetzlich verankert wurden», sagt Steiger. An diesem Leuchtturm müssten sich alle digitalen Projekte in der Schweiz nun messen lassen.

Viele Befürworter des Referendums orten bei künftigen Anwendungen der E-ID Probleme. Heute erachten es die Nutzer der Swiss ID vor allem als Vorteil, dass sie sich mit einem Konto bei verschiedenen Internetdiensten anmelden können. «Kurzfristig werden elektronische Identitäten als sichere Login-Möglichkeit genutzt», sagt Daniel Gasteiger. Er ist Chef von Procivis – einer Firma, die dem Kanton Schaffhausen Technologie für die Umsetzung seiner Identitätslösung liefert.

Längerfristig jedoch würde eine E-ID immer mehr Ausweischarakter bekommen und auch bei politischen Prozessen zum Einsatz kommen, gibt Gasteiger zu bedenken. «Als Staatsbürger und Software-Entwickler mit langfristiger Perspektive sind wir überzeugt, dass die Ausgabe von E-ID und der Betrieb einer entsprechenden Infrastruktur Aufgaben des Staates sind.» Das E-ID-Gesetz, über das wir abstimmen werden, sieht eine Rollenteilung zwischen dem Staat und privaten Anbietern wie Swiss Sign vor.

«Kritiker haben sich auf unser Aktionariat eingeschossen. Es wird immer behauptet, dass unsere Aktionäre an den Daten interessiert wären. Das stimmt aber gar nicht», entgegnet Naef. «Aktionäre erhalten gar keine Daten von uns, diese dürfen wir gar nicht an Dritte herausgeben.» Das sei heute schon im Datenschutzgesetz geregelt und werde im E-ID-Gesetz noch einmal ganz deutlich festgehalten. «Unsere Aktionäre leisten hingegen ihren Beitrag an die digitale Infrastruktur und profitieren, genau wie der Rest der Schweizer Wirtschaft, natürlich auch von dieser.»

Netzwerk-Effekte

Eine intensive Abstimmungskampagne scheint garantiert. Welche Rolle auch immer private Firmen künftig spielen werden: Die Bedeutung von E-ID dürfte rasch zunehmen.

Naef erwartet, dass seine Kunden bald zusammenspannen und gemeinsame Anwendungen entwickeln werden. Deshalb spricht er vom «Swiss-ID-Ökosystem». Ökosystem ist in der Internetwelt eine Art Synonym für den sogenannten Netzwerk-Effekt: Der Nutzen eines Dienstes steigt, je mehr Personen diesen gebrauchen.

Ein mögliches Anwendungsbeispiel? «Wer ein Auto importiert, kann nicht nur ein Leasing beantragen, sondern gleich auch eine Versicherung abschliessen. Diese wiederum ist Voraussetzung, damit man ein Nummernschild erhält, dessen Bestellung auch gleich ausgelöst werden kann», sagt Naef.
(https://nzzas.nzz.ch/wirtschaft/swiss-id-der-dienst-zur-identifikation-im-internet-waechst-rasch-ld.1568191)


+++POLIZEI DE
Innere Sicherheit: Zahlreiche Verfahren wegen Datenabfragen an Polizeicomputern
Laut einer Umfrage sollen Polizeibeamte in den vergangenen zwei Jahren mehrfach unberechtigt Daten abgefragt haben. Mehr als 400 Verfahren habe es deshalb in Deutschland gegeben. Die Daten sind jedoch nicht vollständig.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/polizei-zahlreiche-verfahren-wegen-datenabfragen-an-polizeicomputern-a-db9915b6-158b-4d4f-a1c9-f2f268646606
-> https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-07/nsu-2-0-seehofer-polizei-datenabfrage-rechtsextremismus
-> https://www.jungewelt.de/artikel/382960.abfragen-von-polizeicomputern-unkontrollierter-datenabfluss.html
-> https://www.welt.de/politik/article212217181/Polizei-Mehr-als-400-Verfahren-gegen-Beamte-wegen-privater-Abfragen-an-Dienstrechnern.html


+++POLIZEI FR
Durchs Schicksal geprägt: Frankreichs Ikone im Kampf gegen Rassismus
Die Autorin Assa Traoré kämpft um Gerechtigkeit für ihren Bruder, der von der Polizei getötet wurde. Ihr Engagement machte sie berühmt – und angreifbar.
https://www.derbund.ch/frankreichs-ikone-im-kampf-gegen-rassismus-972868623475


+++POLIZEI EUROPA
Katastrophenrezept Rassismus
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie allgegenwärtig rassistische Vorbehalte in Europa sind
Während des Lockdowns ist die Zahl rechtswidriger Gewaltanwendungen durch die Polizei deutlich gestiegen; es kam vermehrt zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen nach ethnischen Kriterien und zu diskriminierender Quarantäne.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1139626.corona-katastrophenrezept-rassismus.html


+++POLICE USA
Aus Le Monde diplomatique: Liberal und rassistisch
Trotz der Massenproteste nach George Floyds Tod vertraut die Mehrheit der weißen US-Amerikaner der Polizei. Das wird sich so schnell nicht ändern.
https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5703590/


Machtspiel mit Militär
Washington schickt Bundespolizisten nach Seattle, um Demonstrierende niederzuknüppeln. Proteste ebben nicht ab
https://www.jungewelt.de/artikel/382959.usa-machtspiel-mit-milit%C3%A4r.html


Videos Show How Federal Officers Escalated Violence in Portland
Peaceful protests were already happening for weeks when federal officers arrived on July 4. Our video shows how President Trump’s deployment ignited chaos.
https://www.nytimes.com/video/us/100000007243995/portland-protests-federal-government.html?smid=fb-share


+++RECHTSEXTREMISMUS
„Es läuft etwas schief in diesem Land“ Betroffene der Hassmails des „NSU 2.0“ halten Bedrohungslage für „so hoch wie nie“
Seit Wochen erhalten Menschen, die gegen Rechtsextremismus kämpfen, Mails mit Morddrohungen und privaten Details. Hier sprechen einige über ihre Erfahrungen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/es-laeuft-etwas-schief-in-diesem-land-betroffene-der-hassmails-des-nsu-2-0-halten-bedrohungslage-fuer-so-hoch-wie-nie/26037442.html


Rechte Kolonie in Kanada: Cape Breton fürchtet um sein Ansehen
Vor einigen Tagen wurde breit berichtet, dass eine rechte Gruppe in Kanada eine deutsche Kolonie von Gleichgesinnten aufbauen will. Die Menschen in der Region sind entsetzt. Sie fürchten um ihren Ruf.
https://www.tagesschau.de/inland/kanada-akademie-kolonie-101.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Die Schweizer Verschwörungs-Influencer
Snowboardprofi Nicolas Müller und Comedian Gabirano Guinand verbreiten über ihre Social Media Kanäle abstruse Theorien über Kinderhandel, Impfungen oder 5G. Solche Einträge sehen jeweils Hunderttausende. Das ist nicht ungefährlich.
https://www.watson.ch/!137039687


+++HISTORY
Stigmatisierung: „Asozial“ – zur Genese eines Nazi-Begriffs
„Asozial“ – woher stammt eigentlich dieser Begriff? Ursprünglich wurde er nicht für Menschen am Rande der Gesellschaft verwendet – dazu kam es erst später. Richtig publik gemacht haben ihn erst die Nazis. Sie versahen sogenannte Asoziale mit schwarzem Winkel und steckten sie ins KZ.
https://www.deutschlandfunk.de/stigmatisierung-asozial-zur-genese-eines-nazi-begriffs.1148.de.html?dram:article_id=324068