Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
++++BERN
Unterbringungsplätze für den Asyl- und Flüchtlingsbereich: Wiedereröffnung der Unterkunft Bäregg steht bevor
Die Liegenschaft Bäreggfeld 830A in Bärau (Gemeinde Langnau i.E.) wird
ab Mitte Juli 2020 als Kollektivunterkunft für Asylsuchende, vorläufig
Aufgenommene und Flüchtlinge genutzt. In der Liegenschaft waren bereits
zwischen 2010 und 2019 unbegleitete minderjährige Asylsuchende
untergebracht. Die Unterkunft wurde zwischenzeitlich nicht mehr benötigt
und wird nun im Auftrag des Amtes für Integration und Soziales (AIS)
von der ORS Service AG wieder betrieben. Die Gemeinde Langnau i.E. steht
der situationsbedingt kurzfristig angekündigten Wiederinbetriebnahme
des kantonseigenen Zentrums offen gegenüber und ist für die zukünftige
Zusammenarbeit positiv eingestellt.
https://www.be.ch/portal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.mm.html/portal/de/meldungen/mm/2020/06/20200619_1637_wiedereroeffnungderunterkunftbaereggstehtbevor
-> https://www.derbund.ch/wieder-asylsuchende-und-fluechtlinge-in-der-unterkunft-baeregg-889557104044
-> https://www.bernerzeitung.ch/wieder-asylsuchende-in-der-unterkunft-baeregg-166765759711
-> https://www.neo1.ch/news/news/newsansicht/datum/2020/06/22/zentrum-baeregg-wieder-in-betrieb.html
«Realitäten aus dem Asylregime sicht- und hörbar machen»
Am «Weltflüchtlingstag» fand die Aktion « Realitäten aus dem Asylregime sicht- und hörbar machen» in Bern statt.
https://www.lucify.ch/2020/06/22/realitaten-aus-dem-asylregime-sicht-und-horbar-machen/
+++AARGAU
Umstrittene Forderung: Soll der Aargau 500 Flüchtlinge aus Griechenland aufnehmen?
Die Flüchtlingslager in Griechenland sind überfüllt. Organisationen aus
dem Asylbereich verlangen, dass der Kanton mehr Flüchtlinge aufnimmt.
Doch die Regierung lehnt dies ab und von rechts kommt heftiger
politischer Gegenwind.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/umstrittene-forderung-soll-der-aargau-500-fluechtlinge-aus-griechenland-aufnehmen-138235116
+++FRIBOURG
Gewalt im Bundeslager Chevrilles/La Gouglera
Es wurden drei Strafanzeigen gegen Sicherheitsbeamte eingereicht, die
vom Staatssekretariat für Migration (SEM) in Chevrilles (FR) mandatiert
sind.
https://barrikade.info/article/3623
+++LUZERN
12-Jährige beschäftigt Kantonsrat: War die Regierung bei Danas Ausschaffung zu hart?
Der Luzerner Kantonsrat hat sich am Montagnachmittag mit dem Fall Dana
beschäftigt. Die Ausschaffung des tschetschenischen Mädchens und ihrer
Mutter nach Belgien hatte schweizweit für Kritik gesorgt.
https://www.zentralplus.ch/war-die-regierung-bei-danas-ausschaffung-zu-hart-1824307/
-> https://www.lu.ch/kr/mitglieder_und_organe/mitglieder/mitglieder_detail/Geschaeft_Detail?ges=63ea469957e848a3846c0cd2de929efd
+++SCHWEIZ
Bundesgericht stützt Beschwerden gegen Ausschaffungshaft während Covid-19 Pandemie
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) hat unmittelbar nach der
Veröffentlichung der Covid-19-Bestimmungen zum Asylbereich unter anderem
auch die Freilassung von Personen in Administrativhaft gefordert.
Betroffene sollen uneingeschränkten Zugang zu Nothilfeunterkünften und
medizinischer Versorgung haben, da der Vollzug von Wegweisungen aufgrund
der Pandemie auf absehbare Zeit unmöglich ist.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/im-fokus/bundesgericht-stuetzt-beschwerden-gegen-ausschaffungshaft-waehrend-covid-19-pandemie
+++WESTSAHARA
Westsahara: Marokko interniert wegen Coronavirus
Geflüchtete und Transitmigrant*innen, die wegen der verstärkten
Kontrollen an der marokkanischen Mittelmeerküste oder durch Deportation
in der Westsahara ankommen, warten dort auf eine Passage zu den
Kanarischen Inseln. Seit März 2020 ist der marokkanische Staat dazu
übergegangen, Viele von ihnen „wegen Coronavirus“ ohne jede gesetzliche
Grundlage zu internieren. In der Internierung breitet sich anscheinend
inzwischen tatsächlich Covid-19 aus: es fehlt an Desinfektionsmitteln,
sauberem Wasser und allgemeinhygienischen wie abstandswahrenden
Verhältnissen. In den letzten Tagen ist die marokkanische Polizei in der
Westsahara zu Razzien und Festnahmen in Häusern übergegangen, in denen
Geflüchtete und Migrant*innen zeitweilig unterkommen.
https://ffm-online.org/westsahara-marokko-interniert-wegen-coronavirus/
+++FREIRÄUME
Gemeinderatsantwort auf Jugendpostulat Richard „Der Gaskessel bleibt, wo er ist“ (PDF, 73.8 KB)
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-22-juni-2020/jugendpostult-richard-der-gaskessel-bleibt-wo-er.pdf/download
+++GASSE
bielertagblatt.ch 20.06.2020
«Ich habe doch
nichts gemacht»
Die Polizei greift durch: Gerhard darf auf dem Bieler Bahnhofplatz
kein Bier mehr trinken. Und nicht nur er. Jetzt regt sich Widerstand.
Lino Schaeren
Gerhard steht auf dem Bahnhofplatz in Biel, eine Dose Bier in der Hand.
Wird er von der Polizei erwischt, muss er 100 Franken Busse bezahlen.
Denn Gerhard und sein Bier dürfen hier seit dem 19. Mai nicht mehr sein.
Die Kantonspolizei Bern hat verfügt, dass der Perimeter rund um den
Bieler Bahnhof für den biertrinkenden Tschechen Sperrzone ist.
Und Gerhard ist nicht allein. Die Polizei hat in den letzten Wochen rund
zehn Personen mit einem zweimonatigen Bahnhofplatz-Verbot belegt. Es
handelt sich dabei um Menschen, die teils seit Jahren auf dem
Bahnhofplatz leben. Unter ihnen Alkoholiker, Drogenabhängige,
Obdachlose, Sozialhilfebezüger. Menschen, die durch alle sozialen
Maschen gefallen sind. Aber nicht nur. Sie bilden eine Gemeinschaft, die
sie jetzt durch das Vorgehen der Kantonspolizei in Gefahr sehen. «Man
will uns loswerden, uns unsichtbar machen, weil wir kein gutes Bild für
Biel abgeben», sagt Gerhard. Die Polizisten hätten die Wegweisungen denn
auch damit erklärt, dass die Alkoholszene auf dem Bahnhofplatz nicht
willkommen sei. Randständige fernhalten, mit der einzigen Begründung,
dass sie stören? «Ich habe daraufhin gefragt, welches Gesetz es
verbietet, hier Bier zu trinken», sagt der 39-Jährige. «Da haben die
Polizisten nur gelacht.»
Die Verfügungen gegen die Bieler Randständigen wurden gestützt auf den
sogenannten Wegweisungsartikel im Berner Polizeigesetz ausgestellt.
Dieser besagt, dass Personen oder Gruppen von einem Ort ferngehalten
werden können, wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung gestört oder
gefährdet wird. Gerhard hat die Fernhalteverfügung gegen ihn dabei. Da
steht: Am 19. Mai habe er sich auf dem Bahnhofplatz in einer Gruppe von
mindestens drei Personen aufgehalten, die klar der Alkoholszene
zuzuordnen sei. Er habe Bier getrunken und sich aktiv an der
Konversation beteiligt. Dann folgt die eigentliche Begründung für die
Wegweisung: Man habe die Situation mehrere Minuten beobachtet und dabei
festgestellt, dass sich diverse Passanten «sichtlich irritiert und
gestört» gefühlt hätten. Gerhard sei zudem kein unbeschriebenes Blatt,
er falle täglich in der Alkoholszene am Bahnhof auf. Dadurch sah die
Polizei offensichtlich die öffentliche Ordnung gefährdet.
Die Konsequenz: Gerhard darf den Bahnhofplatz zwar noch betreten, wenn
er auf den Zug oder einkaufen will. Alkohol konsumieren darf er hier bis
zum 19. Juli aber genauso wenig wie «Unrat verrichten», «übermässig
lärmen» oder auf eine andere Art «den öffentlichen Frieden» stören. Die
Stellungnahme des Betroffenen dazu wurde in der schriftlichen Verfügung
ebenfalls protokolliert: «Ich nehme das zur Kenntnis. Ich habe aber
nichts gemacht.» Es ist ein Satz, den Gerhard im Gespräch ständig
wiederholt: «Ich habe doch nichts gemacht.» Er versteht nicht, wieso die
Polizei gegen ihn vorgeht. Und nicht nur gegen ihn: Auch die beiden
Frauen, mit denen er an diesem frühen Nachmittag des 19. Mai auf dem
Bahnhofplatz war, wurden für zwei Monate des Platzes verwiesen. Für
Gerhard ist es ein Déjà-vu: Zwischen Januar und März musste er dem
Perimeter bereits einmal fernbleiben. Daran gehalten hat er sich damals
wie jetzt nur mässig. Nach eigenen Angaben haben sich deshalb bei ihm
inzwischen über 20 Bussen angesammelt. Die er nicht bezahlen kann.
Gerhard droht deshalb über kurz oder lang wohl eine
Ersatzfreiheitsstrafe.
Dass auf dem Bieler Bahnhofplatz seit Jahresbeginn mehr Kontrollen
durchgeführt und mündliche Wegweisungen sowie schriftliche
Fernhalteverfügungen erteilt wurden, bestätigt die Kantonspolizei.
Erklärt wird dies mit dem Auftrag der Stadt Biel, die Bildung einer
offenen Alkohol- und Drogenszene zu verhindern. Raymond Cossavella, Chef
Polizei Biel, sagt: «Wir mussten feststellen, dass der Bahnhofplatz
zuletzt vermehrt zum Treffpunkt der Alkoholszene geworden ist.»
Die Coronavirus-Pandemie habe die Situation zusätzlich verschärft, da
Angebote für Suchtkranke wie der Alkoholiker-Treff Ditsch vorübergehend
geschlossen werden mussten. Auf dem Bahnhofplatz sei es regelmässig zu
Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung gekommen – hinzu kämen
Verstösse gegen die Covid-19-Verordnung des Bundesrats, was
Gruppengrösse und Abstandhalten betrifft. Den Vorwurf, bewusst nur gegen
Randständige vorzugehen, weist Cossavella weit von sich: «Ich
versichere Ihnen, dass wir die Gesamtsituation im Blick haben und nicht
gezielt gegen einzelne Personen vorgehen», sagt er.
Soziale Isolation
Die Bieler Künstlerin Barbara Meyer Cesta vermutet indes genau das: ein
systematisches Vorgehen der Polizei. Sie glaubt: «Hier wird das
Coronavirus vorgeschoben, um eine inklusive Gesellschaftsstruktur zu
zerstören.» Dagegen will sie sich wehren. Meyer Cesta bildet zusammen
mit Rudolf Steiner das Duo «Haus am Gern», das in seiner Arbeit den
öffentlichen Raum ins Zentrum stellt. Sie hat die Randständigen vom
Bahnhofplatz im vergangenen Jahr auf der Robert-Walser-Sculpture von
Thomas Hirschhorn kennengelernt.
Wobei sie sich gegen den Begriff «randständig» verwahrt; «diese Menschen
leben nicht am Rande der Gesellschaft, sie werden höchstens an den Rand
gedrängt». Als sie vor einigen Wochen bei ihnen vorbeischauen wollte,
habe sie feststellen müssen, dass diese Menschen nicht mehr auffindbar
waren. «Sie waren plötzlich einfach weg. Inzwischen weiss ich auch,
wieso», sagt Meyer Cesta.
Dass die Polizei auf dem Bahnhofplatz aufräumt, weil sich Passanten
irritiert zeigen, empört die Künstlerin: «Mich irritiert, wenn Autoposer
ihre Motoren grundlos laut aufheulen lassen und mich auch als
Verkehrsteilnehmerin damit gefährden. Aber hilft mir deswegen die
Polizei?», fragt sie.
Dass bestimmte Personen aus dem öffentlichen Raum ausgeschlossen werden,
macht sie wütend. «Sollen wir diese Menschen denn wegsperren? Wer
nichts hat, hat auch keine Freizeit. Der öffentliche Raum ist für die
Mittellosen auch ihr Lebensraum. Und wir alle haben im öffentlichen Raum
das Recht, arm oder reich zu sein.» Der Staat, so der Vorwurf, wolle
soziogesellschaftliche Probleme mit polizeilichen Mitteln lösen. Dem
pflichtet Gabriela Pereira bei. Sie ist zusammen mit Meyer Cesta zum
Gespräch auf den Bahnhofplatz gekommen.
Auch sie hält sich regelmässig hier auf – und versucht jetzt, den
Widerstand gegen das Vorgehen der Polizei zu organisieren. Die Autorin
hat einen offenen Brief lanciert, der vor allem in der Bieler Kunst- und
Kulturszene schnell die Runde gemacht hat und auf Resonanz gestossen
ist. Pereira sagt: «Der Bahnhofplatz ist ein wichtiger Treffpunkt für
Menschen, die durch Mittellosigkeit sozial isoliert sind. Wird ihnen
dieser Raum genommen, verstärkt sich die Isolation zusätzlich.»
Der Bahnhofplatz, sagt sie, sei die Organisationszentrale für die
Gemeinschaft. Viele hätten weder Postadresse noch Telefon. «Wir
organisieren uns hier, haben rund um den Bahnhof alles, was wir
brauchen. Wenn wir wissen wollen, wie es den anderen geht, kommen wir
hier hin.» Der Bahnhofplatz als Ort des Austausches und des Verweilens.
«Ein Ort, der soziale Teilhabe möglich macht.» Gabriela Pereira macht
sich seit Wochen Sorgen um Bekannte und Freunde: Einige jener, die von
der Polizei weggewiesen wurden, seien praktisch komplett untergetaucht.
Gerhard ist geblieben. Er ist seit gut anderthalb Jahren in Biel. Seit
acht Monaten lebt er auf der Strasse. Seine Kurzaufenthaltsbewilligung
lief am 18. Januar aus. Er dürfte also eigentlich gar nicht mehr hier
sein. Der 39-Jährige ist wohn-, arbeits- und mittellos. Was ihm bleibt,
ist die Gemeinschaft auf dem Bahnhofplatz. «Ich lebe vom Bahnhof», sagt
Gerhard. Man hilft sich aus mit Bier, Essen, Zigaretten. «Als ich noch
Arbeit hatte, half ich den anderen, jetzt helfen sie mir. So
funktionieren wir», sagt Gerhard. Bevor er Wohnung,
Aufenthaltsbewilligung und Arbeitsstelle verlor, hielt er sich mit
diversen Jobs über Wasser. Er arbeitete auf dem Bau, bei einem
Zügelunternehmen – und half im vergangenen September beim Abbau der
Robert-Walser-Sculpture.
Der Bundesrat zu Besuch
Es ist die Plastikausstellung von Thomas Hirschhorn, welche die
Gemeinschaft auf dem Bahnhofplatz noch näher zusammen- und zumindest
zwischenzeitlich in die Mitte der Gesellschaft gebracht hat. «Be an
Outsider! Be a Hero! Be Robert Walser!»: Das Motto der
Plastikausstellung wurde drei Monate lang gelebt. «Auf der Sculpture
begegneten sich alle auf Augenhöhe, alle waren gleich», sagt Barbara
Meyer Cesta, die von Juni bis September 2019 praktisch jeden Tag auf dem
Bahnhofplatz vorbeischaute. Hirschhorn hat jene der untersten sozialen
Stufe von Beginn an in sein Projekt miteinbezogen. Hat ihnen
Verantwortung übertragen. Ihnen die Möglichkeit zur Entfaltung, eine
Heimat und Anerkennung gegeben. «Da hat einer, der in der Gemeinschaft
auf dem Bahnhofplatz lebt, unmittelbar nach einem New Yorker
Philosophie-Professor eine Lesung gehalten – und die Leute haben seinen
Worten genauso zugehört», erzählt Meyer Cesta. Es gibt viele weitere
solche Erinnerungen.
Zum Beispiel ist da dieses Bild aus dem vergangenen September, auf dem
zu sehen ist, wie Bundesrat Alain Berset (SP) auf der
Robert-Walser-Sculpture lächelnd die Hand von Malick schüttelt. In der
anderen Hand halten beide, der Schweizer Innen- und Kulturminister sowie
der Randständige vom Bieler Bahnhofplatz, eine Dose Bier. Die
Fotografie, aufgenommen vom Bieler Fotograf und Multimedia-Künstler
Enrique Muñoz García, ist Sinnbild dafür, wie zuhause sich Malick,
Gerhard und all die anderen auf dem Kunstwerk von Thomas Hirschhorn
fühlten. «Wir sind eine Familie geworden», sagt Gerhard. Man habe sich
noch einmal auf eine ganz neue Art kennen- und schätzen gelernt, sagt
Gabriela Pereira. 86 Tage plus Auf- und Abbau hat die Sculpture den
Bahnhofplatz beherrscht und mit ihr all jene, die sich damit verbunden
fühlten. Doch seit September sind die Holzpaletten wieder weg. Die
Menschen sind auf dem Platz zurückgeblieben. Bis jetzt. «Thomas
Hirschhorn hat die Gemeinschaft erweitert. Jetzt wird sie wieder
auseinandergerissen», sagt Gabriela Pereira.
Ein Fall für die Politik
Der von ihr initiierte Widerstand gegen die polizeilichen Massnahmen hat
inzwischen auch die Bieler Politik erreicht. Stadträtin Daniela de
Maddalena (Grüne) will mittels dringlicher Interpellation vom
Gemeinderat wissen, welches die Weisungen der Stadt an die
Kantonspolizei sind betreffend Wegweisungen von Mittellosen. Und was die
Regierung von den Ereignissen hält. De Maddalena sagt: «Diese Menschen
haben auf der Sculpture von Hirschhorn eine Heimat gefunden – und sind
dann wieder Heimatlose geworden.» Für die Kunstschaffende ist der
Bahnhofplatz symbolträchtig. Als sie vor 30 Jahren nach Biel gekommen
sei, erzählt de Maddalena, habe sie als erstes auf dem Bahnhofplatz die
«Vertschaupete» von Schang Hutter gesehen. «Da wusste ich, dass ich am
richtigen Ort bin. In einer Stadt, die sich getraut, für die Schwachen
einzustehen und ihnen sogar eine Skulpturengruppe widmet an einem so
zentralen Ort.» De Maddalena weiss, dass die Situation auf dem Platz
nicht immer nur friedlich und harmonisch ist. Sie fordert aber: «Wir
müssen mit diesen Menschen zusammen eine Lösung finden und nicht über
ihre Köpfe hinweg.»
«Entsetzt über die Vertreibung Randständiger» zeigten sich nach der
Vorstosseinreichung und einer ersten Berichterstattung in «Le Matin» die
Bieler Jungsozialisten. Sie fordern eine «sofortige Einstellung der
diskriminierenden Praxis», durch die Perimeterverbote werde einer ganzen
sozialen Schicht das Recht auf Nutzung des öffentlichen Raums genommen.
Die Juso kritisiert dabei auch den Bieler Gemeinderat: «Statt
Randständige aus dem öffentlichen Raum zu vertreiben, sollte die Stadt
diesen ausbauen und für alle zugänglich machen», schreibt die Jungpartei
in einer Mitteilung.
Eine Stadt, die Randständige aus dem öffentlichen Raum vertreibt? Biels
Sozial- und Sicherheitsdirektor Beat Feurer (SVP) widerspricht
dezidiert: «Alle haben das Recht, sich dort aufzuhalten, wo sie wollen,
solange die öffentliche Ordnung gewahrt bleibt.» Gleichzeitig macht sich
Feurer aber auch Gedanken darüber, welches Bild der Bieler Bahnhof
abgibt. «Der erste Eindruck bleibt haften. Und viele Ankommende erhalten
am Bahnhof einen ersten Eindruck der Stadt.» Dabei sei es
wünschenswert, dass nicht «der Eindruck einer Stadt von Randständigen»
entstehe. Es gebe, betont Feurer, aber keinen Auftrag an die
Kantonspolizei durch die Stadt, vermehrt gegen Randständige
durchzugreifen. Dazu sieht der Sicherheitsdirektor auch keinen Anlass:
Er habe keine Kenntnis darüber, dass sich die Situation stark verändert
habe. «Der Bahnhofplatz wurde bereits im Sicherheitskonzept von 2007 als
städtischer Brennpunkt definiert. Daran hat sich seither nichts
geändert.»
Pöbeln und urinieren
Raymond Cossavella, Chef der Bieler Polizei, zeigt durchaus Verständnis
für die Situation der Randständigen, die sich verdrängt fühlen. «Diese
Menschen sind Teil der Gesellschaft und verschwinden nicht einfach, wenn
sie nicht mehr auf dem Bahnhofplatz sein dürfen», sagt er. Cossavella
sagt aber auch, dass an einem so stark frequentierten Ort wie dem
Bahnhofplatz «ein Modus Vivendi» gefunden werden müsse: «Die Bedürfnisse
aller müssen berücksichtigt werden, damit der öffentliche Raum auch
wirklich allen gehört.» Dabei bestreitet der Polizeichef, dass
Perimeterverbote gegen Personen ausgesprochen werden, nur weil diese
Bier trinken. Immer wieder würden Passanten angepöbelt, sagt Cossavella,
es komme sogar vor, dass auf den Platz uriniert werde. «Wir erhalten
immer wieder Anrufe aus der Bevölkerung, von besorgten Personen, die
angegangen wurden.» Er spricht von einer «Dauernutzung des öffentlichen
Raums» durch eine Handvoll Leute, bei der es immer wieder zu Konflikten
komme. Das, so Cossavella, sei an einem so wichtigen Ort nicht
tolerierbar. Die Wegweisungen und Fernhalteverfügungen würden dabei
nicht die Falschen treffen: Die Polizei versuche stets, präventiv zu
wirken. «Die betroffenen Personen wurden alle mehrfach ermahnt, ihr
Verhalten anzupassen oder anderswo hinzugehen. Erst, wenn das nicht
fruchtet, greifen wir zu repressiven Mitteln.»
Zurück zu Gerhard. Er verneint nicht, dass es schon mal zu Vorfällen
kommt auf dem Bahnhofplatz. Vor allem innerhalb der Gruppe gebe es schon
mal Streit, «sicher einmal pro Tag». Kann er verstehen, dass das
Passanten irritiert? Gerhard überlegt. Dann verneint er: «Ich will nicht
provozieren, ich bin nicht aggressiv. Ich will einfach leben und zum
Leben gehört auch mal Streit. Vor allem, wenn einer besoffen ist.»
Die Gruppe trifft sich nun ab und zu auf der anderen Seite der Strasse.
Hier endet das Perimeterverbot, hier dürfen die mit Platzverbot noch
sein. Gerhard erzählt, dass er vor dem Burger King von einem Polizisten
in zivil angesprochen worden sei, nachdem «Le Matin» über die
Fernhalteverfügungen und über ihn berichtet hatte. «Er fragte mich nach
einem Autogramm. Ich sei ja jetzt dank dem Bericht populär.» Er habe
zurückgefragt, ob das jetzt witzig sei. Da der Polizist mit Nein
geantwortet habe, habe er unterschrieben. Auf der Verfügung gegen ihn,
die noch bis zum 19. Juli läuft, hat er das nicht getan. Dort hat er die
Unterschrift verweigert.
(https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/ich-habe-doch-nichts-gemacht)
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Illegale Demos und Partys: Muss Zürich Recht und Ordnung härter durchsetzen?
Hausbesetzer feiern in Zürich Altstetten am Samstag laut die ganze Nacht
durch. Die Polizei lässt sie machen. Fast jedes Wochenende ziehen
Demonstranten durch die Stadt. Bürgerliche Politiker fordern jetzt, dass
die Stadtregierung konsequenter für Ordnung sorgt.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/illegale-demos-und-partys-muss-zuerich-recht-und-ordnung-haerter-durchsetzen-138238732
Black Lives Matter: Kundgebung auch in Chur (ab 15.07)
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/so-informiert/2020-06-22/so-informiert
Demo gegen Credit Suisse: Zürcher Richter spricht Klimaaktivisten frei
Zwei Demonstranten sollen die Polizei an der Ausführung einer
Amtshandlung gehindert haben. Der Einzelrichter sieht das anders – auch
wegen widersprüchlicher Polizeiaussagen.
https://www.tagesanzeiger.ch/richter-spricht-klimaaktivisten-frei-596471153430
-> https://www.nzz.ch/zuerich/freispruch-fuer-klimaaktivisten-nach-demo-bei-credit-suisse-ld.1562558
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/freispruch-fuer-klimaaktivisten-nach-demonstration-bei-credit-suisse-in-zuerich-00136690/
Streikbewegungen in der Schweiz fliessen allmählich zusammen
In der Schweiz wird nach dem Lockdown wieder tüchtig gestreikt. Und es
wird immer klarer: Die einzelnen Streikbewegungen haben doch einige
Anliegen gemeinsam.
https://www.nau.ch/news/schweiz/streikbewegungen-in-der-schweiz-fliessen-allmahlich-zusammen-65727063
+++ANTITERRORSTAAT
Gefährder im eigenen Haus
Im Namen des Schutzes vor Terrorakten verlässt die Schweiz den Pfad des Rechtsstaates.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Falsche-Spiele
+++BIG BROTHER
Gemeinderatsantwort auf Postulat Fraktion SP/JUSO „Kameraüberwachung des öffentlichen Raums durch Private“ (PDF, 85.7 KB)
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-22-juni-2020/postulat-fraktion-spjuso-kamerauberwachubng-des.pdf/download
+++POLICE BE
Berner Polizisten äusserten sich im Internet rassistisch – Schweiz Aktuell
Mitgleider des Berner Polizeikorps haben aufgrund rassistischer
Äusserungen bereits mehrmals für Negativschlagzeilen gesorgt. So haben
sich Beamte im Internet fremdenfeindlich geäussert. Jetzt musste sich
der kantonale Polizeidirektor erklären.
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/schweiz-aktuell-vom-2-06-2020-1900?id=b7759294-0acc-4204-818a-64f55d53353c
Hat die Berner Kantonspolizei ein Problem mit Rassismus?
Wie die Sonntagszeitung berichtet, sind mehrere Polizisten der
Kantonspolizei Bern wegen rassistischen Äusserungen auf Social Media
ermahnt worden. Was unternimmt die Kapo Bern gegen die extremistischen
Tendenzen innerhalb des Polizeikorps?
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/hat-die-berner-kantonspolizei-ein-problem-mit-rassismus-138238784
+++POLIZEI CH
Nach «Black Lives Matter»-Demos: Nationalräte aus Region Basel fordern Massnahmen
Die Baselbieter Nationalrätin Samira Marti und der Basler Nationalrat
Mustafa Atici haben im Nationalrat zwei Vorstösse eingereicht: Sie
fordern den Bundesrat dazu auf, in Sachen Racial Profiling zu handeln.
https://www.bzbasel.ch/basel/nach-black-lives-matter-demos-nationalraete-aus-region-basel-fordern-massnahmen-138237499
+++POLIZEI SG
Florian Schneider von der Kapo St.Gallen: Gewalt gegen Polizisten – «Gewisse Bilder sind wirklich schockierend»
Polizistinnen und Polizisten werden derzeit heftig attackiert – und das
nicht nur verbal. Zum Teil ist die Situation ausser Kontrolle geraten.
Florian Schneider, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, äussert
sich im Interview zu den Vorfällen.
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/gewalt-gegen-polizisten-gewisse-bilder-sind-wirklich-schockierend-65pzDO4
+++POLIZEI CH
Polizeigewalt oder Notwehr – 10vor10
Beamte der Zürcher Stadtpolizei schossen 2015 mehrmals auf einen Äthiopier. Jetzt wird der Fall neu aufgerollt.
https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/10vor10-vom-22-06-2020?id=943fbf7f-4428-4f39-bc5a-ca380555be5a
+++POLIZEI DE
Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften, mit einer Einschätzung zur Gewalt gegen die Polizei
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-719397.html
Fragen und Antworten zum LADG
In seiner Sitzung am 04.06.2020 hat des Abgeordnetenhaus das Berliner
Landes-Antidiskriminierungsgesetz (LADG) verabschiedet. Die
nachfolgenden Erläuterungen dienen als erste Information über Inhalte,
Ziele und Möglichkeiten des LADG.
https://www.berlin.de/sen/lads/recht/ladg/fragen-und-antworten/
+++RASSISMUS
antira-Wochenschau: BlackLivesMatter auch im Mitelmeer? Prügelsecuritas auch in Giffers! Pushbacks ohne Ende.
https://antira.org/2020/06/22/antira-wochenschau-blacklivesmatter-auch-im-mitelmeer-pruegelsecuritas-auch-in-giffers-pushbacks-ohne-ende/
Debatte um Begriff – «Rasse lässt sich biologisch nicht feststellen»
Der Begriff «Rasse» wird weiterhin verwendet. Aber es gebe Alternativen, sagt ein Soziologe.
Das Wort Rasse kommt im Deutschen Grundgesetz (Artikel 3) und in der
Schweizer Bundesverfassung (Artikel 8) vor. Niemand dürfe wegen seiner
Rasse diskriminiert werden, heisst es da sinngemäss. In Deutschland
läuft eine Debatte darüber, ob das Wort gestrichen werden soll. Denn der
Begriff ist umstritten.
https://www.srf.ch/news/schweiz/debatte-um-begriff-rasse-laesst-sich-biologisch-nicht-feststellen
Blinde Flecken punkto Rassismus
Vermeintlich tolerante Weisse halten sich für vorbildlich: man denkt
global und ist alles andere als rassistisch. Welch arrogante
Selbst-Lüge, schimpft die schwarze Britin Reni Eddo-Lodge. In ihrem Buch
«Warum ich nicht länger mit Weissen über Hautfarbe spreche» entlarvt
sie diskriminierende Muster.
https://www.srf.ch/sendungen/kontext/blinde-flecken-punkto-rassismus-w
—
tagblatt 22.06.2020
«Mohrenkopf»-Eklat von Rorschach hat Folgen: Polizeiliches
Ermittlungsverfahren +++ «Mohrenkopf»-König Dubler: Standaktion ist
«daneben» +++ Verkäufer teilt gegen Kritiker aus
Der Mann, der in Rorschach «Mohrenköpfe» verkauft hat, wird polizeilich
befragt. Eine Beratungsstelle gegen Rassismus beurteilt die Aktion als
«unnötig provokativ», und sogar Robert Dubler, der mit seinem Produkt am
Ursprung des Streits steht, hält nicht viel von ihr. Der
«Mohrenkopf»-Verkäufer seinerseits geht nun in die Offensive.
Daniel Walt
Die Aktion gibt seit Tagen zu reden: Am vergangenen Donnerstag stellte
ein Mann vor einer Firma in Rorschach einen Stand auf. Als Schwarzer
verkleidet, bot er Dubler-«Mohrenköpfe» feil – jene Süssspeise, um deren
Name in der Schweiz ein heftiger Streit tobt. Vier Tage und Hunderte
Facebook-Kommentare später steht nun fest: Die Aktion wird Folgen haben.
Beatrice Giger, Mediensprecherin der St.Galler Staatsanwaltschaft,
erklärte am Montag auf Anfrage: «Rassismus ist ein Offizialdelikt. Wir
prüfen die rechtliche Situation.»
Zu diesem Zweck kommt es vorerst zu einem polizeilichen
Ermittlungsverfahren gegen den «Mohrenkopf»-Verkäufer von Rorschach: Der
Mann wird von der Polizei befragt. Sollte die Staatsanwaltschaft zur
Überzeugung gelangen, dass ein hinreichender Verdacht betreffend
Rassismus-Tatbestand erfüllt ist, würde sie eine Strafuntersuchung
eröffnen.
«Unnötig provokativ und verletzend»
Was sagt Esther Potztal von der Heks-Beratungsstelle gegen Rassismus und
Diskriminierung zur «Mohrenkopf»-Debatte und zum Vorfall in Rorschach?
«Die Verwendung des Begriffs Mohrenkopf ist für People of color ein
sensibles und unangenehmes Thema. Ich erachte es deshalb als
unangebracht, den Namen ‹Mohrenkopf› zu benutzen», hält sie fest. Auch
beim Blackfacing, dem Bemalen des Gesichts mit schwarzer Farbe, gehe es
darum, dass Minderheiten Handlungen oder Wörter als beleidigend,
herabsetzend und rassistisch diskriminierend wahrnehmen, die
möglicherweise für einen grossen Teil der Bevölkerung als
gesellschaftlich akzeptiert angesehen werden. Zur Verkaufsaktion in
Rorschach sagt Potztal: «Ich beurteile sie als unnötig provokativ und
als verletzend für einen Teil unserer Gesellschaft. Es verletzt andere.
Ob man es böse meint oder nicht, ist dabei nicht massgebend.»
Den wenigsten ist laut Esther Potztal bewusst, dass der Name
‹Mohrenkopf› von einem deutschen Konditor erfunden wurde. Dies zu einer
Zeit, als das Zweite Deutsche Kaiserreich mit einer aggressiven
Kolonialpolitik die einheimische Bevölkerung in Ost-, Südwest- und
Westafrika unterworfen habe und Menschen aus den Kolonien in
europäischen Städten in sogenannten Völkerschauen vorgeführt worden
seien.
Zum Argument, dass die «Mohrenkopf»-Debatte von grossen Problemen mit
Rassismus ablenke, ja sogar kontraproduktiv sei, meint Esther Potztal:
«Ich denke, die Debatte um den Namen eines Gegenstandes kann und muss
Anlass sein für weiterführende Diskussionen. Es genügt nicht, sich um
die Bezeichnung ‹Mohrenköpfe› zu streiten.» Wichtiger sei es, dass sich
die Debatte in Richtung Aufklärung und Sensibilisierung entwickle. «Es
geht darum, aufzuzeigen, dass Bezeichnungen wie ‹Mohrenköpfe› für einen
Teil unserer Bevölkerung als verletzend und diskriminierend empfunden
werden.»
Firmenpatron Dubler gibt sich wortkarg
Robert Dubler ist Patron der Firma Dubler. Das Aargauer Unternehmen hält
trotz massiver Kritik an der Bezeichnung «Mohrenkopf» für sein Produkt
fest. Und erlebt einen Ansturm sondergleichen auf den Fabrikladen in
Waltenschwil seit dem Entscheid der Migros, die Süssspeise aus dem
Sortiment zu nehmen. Auf Anfrage erklärt Robert Dubler, die Aktion in
Rorschach sei seiner Ansicht nach «daneben» gewesen. Näher präzisieren
wollte er seine Aussage trotz mehrmaliger Nachfrage nicht.
«Nicht so ein Drama machen»
Was sagt Markus Heim, der Kopf hinter der Aktion in Rorschach, zur
Aufregung? Es werde jetzt ein «Riesenaufstand» gemacht, man übertreibe
völlig, so der 58-jährige Imbiss-Unternehmer aus St.Gallen. Der Mann,
der an verschiedenen Standorten auch Würste feilbietet, bezeichnet
seinen Verkauf von Dubler-«Mohrenköpfen» als «Promotion statt
Provokation». Wenn die Migros eine Senfmarke aus dem Regal genommen
hätte, hätte er eben Senf verkauft, sagt er. Einen rassistischen
Hintergedanken habe es bei der «Mohrenkopf»-Aktion nicht gegeben. Das
gelte auch dafür, dass er sein Gesicht schwarz bemalt habe. Diese Idee
sei ihm kurzfristig gekommen – «und wegen ein bisschen Farbe im Gesicht
muss man doch nicht so ein Drama machen».
Auf die Frage, ob man mit solchen Aktionen nicht Öl ins Feuer giesse,
sagt Heim, er sehe da nichts Verwerfliches oder Illegales darin: «Es ist
schade, dass man in diesem Land nichts mehr machen kann, ohne dass es
einen Aufstand gibt und man in die rassistische Ecke gestellt wird.»
Jene, die vor kurzem noch für Toleranz und gegen Vorurteile auf die
Strasse gegangen seien, zeigten jetzt mit dem Finger auf ihn, so der
58-Jährige.
Viel Zuspruch aus der Bevölkerung
Die gegen 400 Mohrenköpfe in Rorschach seien innert zweier Stunden
ausverkauft gewesen, sagt Markus Heim weiter. «Was sind denn meine
Kunden, wenn ich ein Rassist bin?» Dass die Polizei ihn jetzt zur Aktion
befragen will, beeindruckt Markus Heim nicht: Er will weiterhin solche
Aktionen durchführen und hat auch keine Angst, dass er keine
Grundbesitzer mehr finden wird, die ihm einen entsprechenden Platz
vermieten.
Heim spricht davon, dass er sich vor Zuspruch kaum retten könne: «Am
Samstag beispielsweise war ich an einem grösseren Anlass in Au. Wenn ich
alles, was mir zu trinken offeriert wurde, angenommen hätte, wäre ich
jetzt noch betrunken.»
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/mohrenkopf-eklat-von-rorschach-hat-folgen-polizeiliches-ermittlungsverfahren-mohrenkopf-koenig-dubler-standaktion-ist-daneben-verkaeufer-teilt-gegen-kritiker-aus-ld.1231207)
-> https://www.20min.ch/story/mit-schwarz-bemaltem-gesicht-mohrenkoepfe-verkauft-jetzt-wird-doch-ermittelt-902381830454
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/nach-eklat-von-rorschach-sg-jetzt-ermittelt-polizei-doch-gegen-den-mohrenkopf-mann-58-id15950742.html
+++VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
Attila Hildmann ruft zur Corona-Demo auf, (fast) niemand kommt – und das Netz lacht Tränen
Attila Hildmann rief fürs Wochenende zu einer weiteren Corona-Demo in
Berlin auf. Gekommen ist nur ein versprengtes Häufchen von Aluhüten und
Nationalisten. Anonymous und andere Netz-Aktivisten lassen die
Meme-Maschine heiss laufen.
https://www.watson.ch/!265097353
Xavier Naidoo hat Zweifel an der Existenz rechter Gewalt in Deutschland
Es ist für anti-rassistisch Engagierte eine schmerzliche Entwicklung,
dass der 2001 mit den „Brothers Keepers“ gegen Rassismus engagierte
Sänger Xavier Naidoo inzwischen nicht nur in verschwörungsideologische
Welten abgetaucht ist, sondern seinen Resonanzraum inzwischen im
rechtsradikalen Milieu sucht. Folgerichtig stellt er nun sein
anti-rassistisches Engagement mit den Brothers Keepers in Frage. Deren
Initiator, Adé Bantu, widerspricht.
https://www.belltower.news/verschwoerungserzaehlungen-xavier-naidoo-hat-zweifel-an-der-existenz-rechter-gewalt-in-deutschland-100667/
+++HISTORY
Was der transatlantische Sklavenhandel mit der Schweiz und dem Aufstieg Westeuropas zu tun hat
Vom unmenschlichen Handel mit Menschen profitierten bis ins 19. Jahrhundert auch Schweizer Kantone, Unternehmen und Familien.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/vom-transatlantischen-sklavenhandel-profitierte-auch-die-schweiz-ld.1561793