Medienspiegel 20. Juni 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
bernerzeitung.ch 20.06.2020

Aktion für Flüchtlinge sticht Lockdowngegner aus

Mit einer Demo und einer Gedenkaktion in der Heiliggeistkirche wurde in Bern der Weltflüchtlingstag begangen. Die paar Corona-Rebellen sahen daneben alt aus.

Stefan von Bergen

Die rund 50 Lockdown-Kritikerinnen und -Kritiker begrüssten sich am frühen Samstagnachmittag ohne Schutzmasken und demonstrativ per Handschlag auf dem Berner Bundesplatz. Dann standen sie zu den Klängen der Nationalhymne ab Band zusammen wie zum Rütlischwur und erhoben mit der Schwurhand das rote Bundesverfassungsbüchlein. Zum Zeichen, dass in ihren Augen die Grundrechte durch die Corona-Notmassnahmen des Bundesrates beschnitten worden seien.

Kaum war die Hymne verklungen, umrundete aber der etwas besser besetzte Demonstrationszug für die Rechte von Flüchtlingen den Bundesplatz und machte dort den Lockdown-Kritikern die Hoheit streitig. Die Asylkritiker trugen korrekt fast alle Schutzmasken. Mit gleich zwei – wenn auch kleineren – Manifestationen bestätigte die Stadt Bern am Samstag ihren Ruf als nationaler Demo-Hotspot. Beide Aktionen blieben deutlich unter der bisher erlaubten Versammlungsobergrenze von 1000 Personen. Diese ist für Demonstrationen allerdings seit diesem Wochenende aufgehoben. Dafür gilt an Demos eine Maskenpflicht.

Aus Anlass des Weltflüchtlingstags gab es am Samstagnachmittag mehrere Aktionen in der Berner Innenstadt. Zum Demonstrationszug hatte die Organisation #riseagainstborders aufgerufen. Besammlung war vor dem Eingang des Marzilibads. Dann zogen die Leute, diskret von der Kantonspolizei begleitet, in die Oberstadt. Via Bundesterrasse und den Bundesplatz gingen sie auf die Schützenmatte. Auf Transparenten kritisierten sie auch die Schweizer Asylpolitik.

Die offene Kirche Bern verwandelte die Heiliggeistkirche mit einer Installation in ein temporäres Mahnmal für die mindestens 38’739 Flüchtlinge, die seit 1993 beim Versuch gestorben sind, meist über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten. Rings um die Kirche hatten die Organisatoren des Flüchtlingstags einen Vorhang aus flatternden Zetteln gezogen. Auf jedem Zettel war ein Flüchtling vermerkt, mit dem Datum seines Todes oder seines Verschwindens. Drinnen in der Heiliggeistkirche werden 24 Stunden lang ihre Namen und die Umstände ihres Todes vorgelesen. Die gesamtschweizerischen Aktionen, an denen über 100 Organisationen beteiligt sind, sollen den Flüchtlingen einen Namen geben und ihre Lage sichtbar machen, erklären die Organisatoren.

Nur wenige Lockdown-Rebellen

Ihr Aufmarsch sei keine Demo, erklärten ihrerseits die Lockdown-Kritiker auf Anfrage, sondern ein «Treffen von Einzelpersonen, die sich empören». Für den kommenden Samstag, 26. Juni, rufen die «Corona-Rebellen Helvetia» zu einer bewilligten Demo auf dem Bundesplatz auf. Durch die Lockerungen des Lockdown haben die Rebellen allerdings an Mobilisierungskraft verloren. Beide Treffen, die der Flüchtlingssupporter wie auch die der Lockdownkritiker, verloren sich am Samstagnachmittag ohnehin im Grossaufmarsch der shoppenden und flanierenden Bernerinnen und Berner.
(https://www.bernerzeitung.ch/aktion-fuer-fluechtlinge-sticht-lockdowngegner-aus-291609528089)
-> Fotos: https://riseagainstborders.org/2020/06/20/aktionstag-in-bern-realitaeten-aus-dem-asylregime-sicht-und-hoerbar-machen
-> Aktionsaufruf: https://migrant-solidarity-network.ch/2020/06/18/20-6-2020-aktionday-at-the-refugeeday/



Aktion zum Flüchtlingstg – Alec von Graffenried spricht über Flüchtlinge – und weint
In der Heiliggeistkirche wird bis am Sonntag der Menschen gedacht, die auf der Flucht nach Europa starben. Die Ansprache hielt der Stadtpräsident.
https://www.derbund.ch/alec-von-graffenried-spricht-ueber-fluechtlinge-und-weint-948383703687


+++FRIBOURG
Violences à Chevrilles
Trois plaintes pénales ont été déposées contre des agents de sécurité mandatés par le Secrétariat d’Etat aux migrations à Chevrilles (FR). Des vigiles dénoncent une banalisation de la violence.
https://lecourrier.ch/2020/06/18/malaise-a-chevrilles


+++SCHWEIZ
Rüge wegen unkorrekter Behandlung von Asylgesuchen
Das Staatssekretariat muss über die Bücher: Das Bundesverwaltungsgericht weist es in einem Grundsatzurteil zurecht. Die Behörde habe wiederholt rechtsstaatliche Verfahrensgarantien von Asylsuchenden verletzt.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/182714/


+++SPANIEN
Neue Reports zur Flüchtlingsabwehr Mittelmeer
Report der Associación Por Derechos Humanos de Andalucía (APDHA) für das Jahr 2019 und den erfolgreichen Versuch, Marokko in das Grenzregime einzubeziehen
https://ffm-online.org/neue-reports-zur-fluechtlingsabwehr-mittelmeer/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Neue Grossbesetztung in Zureich
Heute Abend wurde die Liegenschaft an der Grimselstrasse 18 und 20, Saumackerstrasse 67 und 69 besetzt. Die Besetzer*innen haben sich diesen Raum als Antwort auf die Räumung des besetzten Juchareals am 23.5.2020 genommen. Wenn ihr uns einen Raum wegnehmt, nehmen wir* uns einen neuen!
https://barrikade.info/article/3619


Demo: Solidarität mit Shengal, Maxmûr und Qandil!
Die türkische Armee hat eine neue Offensive gegen die kurdische Befreiungsbewegung gestartet. Was das Ausmass dieser Angriffe ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen – doch auf jeden Fall ist starke internationale Solidarität gefragt.
https://barrikade.info/article/3613


Farbe für den Reformismus: Sauerei bei SP, Grünen und AL in Zürich
Wir haben in den vergangenen Stunden die Parteibüros der SP (Gartenhofstrasse), Grünen (Ackerstrasse) und der Alternativen Liste (Molkenstrasse) in Zürich besucht und jeweils eine farbige Sauerei hinterlassen – Bruch mit jenen, die den Kapitalismus stützen und schützen!
https://barrikade.info/article/3611


Was, Sexismus ir Szene? 2te Auflage
2te Auflage der Broschüre zum Bekämpfen von sexistischen Handlungsmustern in politischen Gruppierungen
https://barrikade.info/article/3612


Demonstration in Zürich: Illegale Aktion legte den Verkehr lahm
Weil die Quaibrücke durch Umweltaktivisten blockiert war, gab es für Trams und Autos während Stunden kein Durchkommen. Die Polizei griff unzimperlich durch.
https://www.tagesanzeiger.ch/umweltaktivisten-erobern-die-quaibruecke-644263697847
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/gegen-klimakollaps-umwelt-demonstranten-blockieren-quaibruecke-in-zuerich
-> https://www.nzz.ch/zuerich/umweltaktivisten-blockieren-zuercher-quaibruecke-ld.1562353?reduced=true
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/umweltaktivisten-blockieren-zuercher-quaibruecke-polizei-traegt-demonstranten-weg-138222994
-> https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/420809555-umweltaktivisten-von-extinction-blockieren-quaibruecke-und-faerben-fluss
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/umweltaktivisten-blockieren-zurcher-quaibrucke-65727874
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/250-demonstranten-umweltaktivisten-blockieren-zuercher-quaibruecke-id15947569.html
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/stadtpolizei-traegt-umweltaktivisten-von-der-quaibruecke-00136591/
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/nach-verkehrschaos-polizei-traegt-klimaaktivisten-von-quaibruecke-138224775


+++REPRESSION DE
Adbusting – Mit Geheimdienst, Polizei und Terrorabwehrzentrum gegen ein paar veränderte Plakate
Staatliche Behörden kriminalisieren zunehmend die Kunstform des Adbustings. Geheimdienste und Polizei stellen der Aktionskunst nach, sogar das Terrorabwehrzentrum befasste sich mit den Kommunikationsguerilleros. Verfassungsrechtlern geht der Eifer der Behörden zu weit.
https://netzpolitik.org/2020/mit-geheimdienst-polizei-und-terrorabwehrzentrum-gegen-ein-paar-veraenderte-plakate/


+++POLIZEI BE
bernerzeitung.ch 20.06.2020

«Gewisse Kreise versuchen, die Polizei zu diskreditieren»

Philippe Müller (FDP) wehrt sich gegen die Kritik an seiner Aussage zu Racial Profiling. Die Polizei kontrolliere niemanden ohne konkreten Verdacht.

Christoph Hämmann

Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd im US-Bundesstaat Minnesota am 25. Mai, verursacht durch einen Polizisten, wird auch hierzulande intensiv über Rassismus diskutiert. Diese Woche verursachte der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) einigen Wirbel mit einer Aussage gegenüber dem «Bund». Die Kantonspolizei Bern betreibe kein Racial Profiling, hielt Müller fest – um gleichzeitig auszuführen, dass Schwarze auf der Berner Schützenmatte damit rechnen müssten, allenfalls von der Polizei kontrolliert zu werden, schliesslich sei der dortige Drogenhandel in der Hand von schwarzen Männern aus Afrika. Die Berner GLP-Gemeinderatskandidatin Marianne Schild, selber dunkelhäutig, verlangte darauf in der Berner Zeitung, dass Müller seine Aussage zurücknehme. Nun nimmt Regierungsrat Müller Stellung zur Kritik.

Herr Müller, verstehen Sie die Kritik an Ihrer Aussage, dass Schwarze auf der Schützenmatte mit Polizeikontrollen rechnen müssten?

Meine Aussage lässt sich nur skandalisieren, wenn sie verkürzt wird. Ich habe deutlich gesagt, dass es für eine Polizeikontrolle einen begründeten Verdacht braucht. Kontrollen allein aufgrund der Hautfarbe sind nicht zulässig, das ist bei der Kantonspolizei Bern ein wichtiger Teil der Ausbildung und gelebte Praxis. Es kann aber auch nicht sein, dass man bei Verdacht keine Person of Colour kontrollieren darf.

Viele People of Colour (PoC) sagen aber, dass sie regelmässig nur aufgrund ihrer Hautfarbe kontrolliert werden. Stört Sie das nicht?

Vieles sind Geschichten vom Hörensagen, damit habe ich Mühe. Wieso macht denn jemand, der so etwas erlebt hat, keine Beschwerde? Oder schreibt mir einen Brief? Gerade wenn es angeblich so viele sind. Ich versichere Ihnen, dass ich dies sehr ernst nehmen würde. Ohne irgendeinen Verdacht und fernab eines Drogen-Hotspots kontrolliert zu werden, das geht nicht. Ich finde es übrigens auch gut, dass derzeit für Alltagsrassismus ein Bewusstsein geschaffen wird – ich wehre mich aber dagegen, dass der Polizei Rassismus unterstellt wird.

Ihre Aussage war aber zumindest unglücklich: Wenn Sie sagen, dass jedermann, der sich verdächtig verhält oder einem Signalement entspricht, mit einer Kontrolle rechnen muss, dann muss dies für schwarze Männer nicht mehr speziell ausgeführt werden.

Wir halten hier kein juristisches Seminar ab. Es braucht einen konkreten Verdacht, das habe ich klipp und klar gesagt, deshalb muss ich auch keine Aussage zurücknehmen. Vielleicht wäre es noch deutlicher gewesen, wenn ich gesagt hätte, dass Schwarze genauso wie alle anderen mit einer Kontrolle rechnen müssen, wenn sie sich verdächtig verhalten. Gerade an Hotspots, wo selbst 14-Jährige mit Drogen «angefüttert» werden und die wir beschützen müssen, darf die Messlatte für verdachtsabhängige Kontrollen nicht zu hoch liegen. Nun versuchen aber einfach gewisse politische Kreise, die Situation auszunutzen, um die Polizei zu diskreditieren und ihre Arbeit zu erschweren. Und dies vor einem tragischen Hintergrund in den USA, der nichts mit unserer Polizeiarbeit zu tun hat. Im Gegenteil: Zuletzt hat die Kapo bei teilweise heiklen Demonstrationen mit viel Fingerspitzengefühl Einsätze geleistet, die zu keinerlei Kritik Anlass boten.

Warum sind Sie gegen die Einführung eines Quittungssystems, bei dem der Grund einer Polizeikontrolle kurz notiert werden muss? Haben Sie etwas gegen mehr Transparenz?

Nein, aber das Instrument ist untauglich. Man müsste dann bei jeder Polizeikontrolle Quittungen ausstellen, bei Verkehrs-, Park-, Velo- oder Alkoholkontrollen und so weiter. Und jedes zweite Mal müsste man noch eine halbe Stunde über den angeführten Verdacht diskutieren. Meines Erachtens nützt ein Quittungssystem nichts und behindert einzig die Polizeiarbeit. Viel effizienter sind eine gute Auswahl und eine gute Ausbildung unserer Polizistinnen und Polizisten.

Würden die Quittungen eines Polizisten belegen, dass dieser regelmässig zu Unrecht PoC kontrolliert, könnte ein solches System doch dazu führen, dass er sein Verhalten ändert, nicht?

Diese Frage ist – ausgerechnet in der laufenden Vorurteilsdebatte – selbst geprägt von einem Vorurteil gegenüber der Polizei, als würde diese geradezu Jagd auf PoC machen. Das hat mit der Berner Polizeipraxis nichts zu tun, unser Korps will, dass es kein Racial Profiling gibt. Und nochmals: Wenn es solche Missbräuche geben würde, sollten Betroffene Beschwerde einlegen.

Was sagen Sie zum Eindruck, dass die Kapo nach aussen ein Bild der Unfehlbarkeit vermittelt?

Persönlich habe ich von der Polizeiführung schon mehrfach ein Fehlereingeständnis gehört. Es gibt kein Polizeikorps, das alles richtig macht, und es menschelt auch bei der Polizeiarbeit, da kann auch mal ein Fehler passieren. Aber es ist gleichzeitig legitim, sich gegen unberechtigte Vorwürfe zu wehren.

Und wieso sind Sie gegen eine Ombudsstelle, wie sie Linke schon lange fordern?

Eine Ombudsstelle ist mehrfach auf demokratischem Weg im Grossen Rat abgelehnt worden. Abgesehen davon würde es nicht mehr Aufwand verursachen, einen Vorfall bei mir zu melden, als sich an eine Ombudsstelle zu wenden. Ich bin der Erste, der an korrekter Polizeiarbeit interessiert ist, sonst werde auch ich kritisiert. Wenn ein Fehler passiert, analysieren wir dies und nehmen Anpassungen vor.

Andere finden, dass Bodycams bei Polizeieinsätzen Transparenz herstellen könnten. Was halten Sie von der Idee, Polizisten mit solchen Kameras auszustatten?

Wir prüfen derzeit, ob Rechtsgrundlagen für Bodycams geschaffen werden sollen. Ohne einem Entscheid vorgreifen zu wollen, kann ich sagen, dass ich persönlich offen bin dafür. Namentlich bei gewaltsamen Demonstrationen können Bodycams wertvolle Erkenntnisse liefern.
(https://www.bernerzeitung.ch/gewisse-kreise-versuchen-die-polizei-zu-diskreditieren-350167706019)


+++POLIZEI BS
Hallo Basler Polizei, macht ihr Racial Profiling?
Es ist ein Dilemma mit diskriminierenden Personenkontrollen. Schwarze Menschen sagen: Das passiert uns. Die Polizei sagt: Das gibt es nicht, aber wir tun etwas dagegen. Die Politik findet: Schlimm, aber vor einer griffigen Lösung scheuen wir uns. Ein Überblick.
https://bajour.ch/a/14170RClpGhnNIyA/hallo-basler-polizei-macht-ihr-racial-profiling


+++POLIZEI DE
Polizist erschießt psychisch Kranken: Eskalation mit Todesfolge
In Bremen-Gröpelingen wird ein Mann bei einem Polizeieinsatz erschossen. Parteien fordern Aufklärung, die Gewerkschaft der Polizei ruft nach Tasern.
https://taz.de/Polizist-erschiesst-psychisch-Kranken/!5691703/
-> https://taz.de/Toedlicher-Polizei-Schuss-in-Bremen/!5696443/


+++POLICE FR
„Worte reichen uns nicht, wir wollen Taten“
Assa Traoré will den Tod ihres Bruders aufklären, der im Polizeigewahrsam starb. Jetzt ist der Fall Chefsache – und sie eine Ikone
https://www.freitag.de/autoren/linkerhand/worte-reichen-uns-nicht-wir-wollen-taten


+++RASSISMUS
Betroffene aus Luzern erzählen: So erleben dunkelhäutige Menschen bei uns Rassismus. Jeden Tag.
Weltweit ziehen Menschen auf die Strassen, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Die Protestwelle hat auch Luzern erreicht. Wir haben mit drei dunkelhäutigen Luzernerinnen und Luzernern gesprochen, wie sie Rassismus im Alltag erleben.
https://www.zentralplus.ch/so-erleben-dunkelhaeutige-menschen-bei-uns-rassismus-jeden-tag-1818075/


Ich, eine Erotik-Tänzerin
BaZ-Redaktorin Dina Sambar lebt seit ihrer Geburt in Basel. Da sie eine dunkle Hautfarbe hat, wurde sie von der Polizei schon als illegale Stripperin und von älteren Damen als Kind eines Affen abgestempelt. Trotzdem fühlt sie sich sehr wohl in ihrer Heimat.
https://www.bazonline.ch/ich-die-erotik-taenzerin-501011481490


BLM-Proteste rücken korrekte Sprache ins Zentrum
Schwarze Personen, People of Color, Dunkelhäutige – was ist denn die korrekte Bezeichnung? Eine Aktivistin erläutert die feinen aber signifikanten Unterschiede.
https://www.nau.ch/news/schweiz/blm-proteste-rucken-korrekte-sprache-ins-zentrum-65724888


Maskenpflicht: Schaffhauser demonstrieren gegen Rassismus (ab 00.46)
https://www.toponline.ch/tele-top/sendungen/top-news/news/top-news-auf-tele-top-00136594/


«Nuttendiesel», «gestampfte Juden» und «Tschingge-Shampoo» – wir Schweizer sind Gourmet-Rassisten
Wo gegessen wird, wird getrunken, bald dummgeschwatzt. Herabwürdigende Bezeichnungen für Speisen haben in der Schweiz Tradition. Arbeiter, Italiener, Schwarze, Frauen und Juden kriegen ihr Fett ab.
https://www.aargauerzeitung.ch/leben/nuttendiesel-gestampfte-juden-und-tschingge-shampoo-wir-schweizer-sind-gourmet-rassisten-138207242


2 Wochen Wartefrist wegen hoher Nachfrage: Dubler verkauft nur noch eine Schachtel «Mohrenköpfe» pro Kunde
Nach dem Migros-Aus für Robert Dubler läuft sein Geschäft besser als je: Da so viele Kunden nun bei ihm direkt «Mohrenköpfe» kaufen wollen, kommt er mit der Produktion kaum mehr nach.
https://www.20min.ch/story/dubler-verkauft-nur-noch-eine-schachtel-mohrenkoepfe-pro-kunde-347708123590
-> https://telebasel.ch/2020/06/11/dubler-rationiert-seine-mohrenkoepfe/?channel=105105
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/nur-noch-ein-karton-pro-person-dubler-muss-seine-mohrenkoepfe-rationieren-id15947544.html


Brotz zeigt sich selbstkritisch über «Arena»-Fiasko
Die erste «Arena»-Sendung zum Thema Rassismus endete im Fiasko. Nun lud Moderator Sandro Brotz ausschliesslich Schwarze an den runden Tisch.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/brotz-zeigt-sich-selbstkritisch-uber-arena-fiasko-65727682


Nach «Arena»-Sendung – Manoranjithan zur Rassismus-Debatte: «So ist es aber nicht»
Nirosh Manoranjithan, FDP-Gemeinderat von Vilters-Wangs, nahm als Gast in der zweiten Reihe an der gestrigen «Arena»-Sendung teil. In einem anschliessenden Video-Statement stellt er klar: «Wir haben kein strukturelles Rassismus-Problem in der Schweiz».
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/manoranjithan-zur-rassismus-debatte-so-ist-es-aber-nicht-8k9KawE
-> https://www.facebook.com/nirosh.manoranjithan/videos/10158039158710932/


«Sie sagten, ich habe dreckige Hände»: Musiker aus Windisch rappt über Rassismus
Der Windischer Morish rappt mit Kollege Siga über das Thema Flucht. Bereits in der Kindheit hat der Musiker mit Wurzeln in Sri Lanka schon Rassismus erlebt. Immer wieder wird der 27-Jährige seither mit negativen Erfahrungen konfrontiert. Diese verarbeitet er in seinen Songs.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/sie-sagten-ich-habe-dreckige-haende-musiker-aus-windisch-rappt-ueber-rassismus-138216663


Rassismus in Deutschland: Die Probleme sind nicht weit weg
Der Freedom Day, Juneteenth, in den USA ist in diesem Jahr brutal aktuell. Auch in Deutschland muss über strukturellen Rassismus gesprochen werden.
https://taz.de/Rassismus-in-Deutschland/!5696395/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1138063.rassismus-und-polizei-das-macht-die-menschen-wuetend.html
-> https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wir-brauchen-neue-wege-des-denkens
-> https://www.freitag.de/autoren/pep/die-gruene-pragmatikerin


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Verharmlost Gabirano in Podcast-Beitrag Mord an George Floyd?
In seinem wöchentlichen Podcast bezeichnet Comedian Gabirano die «Black Lives Matter»-Bewegung als «Set-up von den US-Demokraten. Und sagt, bei den Bildern um die Tötung von George Floyd «fehle der Kontext».
https://www.20min.ch/story/verharmlost-gabirano-in-podcast-beitrag-mord-an-george-floyd-525567488563


+++USA
Warum Schwarze in den USA für das gleiche Delikt öfter verurteilt werden und länger im Gefängnis sitzen als Weisse
Der Fall Floyd hat die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den Fokus gerückt. Doch das Problem in der Strafverfolgung geht weit darüber hinaus. Der «Krieg» gegen die Drogen und die Masseninhaftierung der vergangenen Jahrzehnte beuteln die schwarzen Gemeinden.
https://www.nzz.ch/international/rassismus-in-den-usa-weshalb-schwarze-oefter-verurteilt-werden-ld.1560430


+++HISTORY
Black Lives Matter: Heißhunger auf Freiheit
Der Kampf dauert schon sehr lang: Über die Wurzeln der “Black Lives Matter”-Bewegung
https://www.zeit.de/2020/26/black-lives-matter-bewegung-geschichte/komplettansicht



derbund.ch 20.06.2020

Warum Berns Mohrenstatue und das Geranium bleiben sollen

Alles zu verstecken, was an Rassismus und Kolonialismus erinnert, wäre falsch. Moralischer Furor hilft im Umgang mit Geschichte nicht weiter.

Patrick Feuz

Der Tod von George Floyd hat in den USA und vielen europäischen Städten einen Sturm ausgelöst. Auch in Bern wollen nun Aktivistinnen und Aktivisten im öffentlichen Raum alles tilgen, was an Kolonialismus und Rassismus erinnert. Mit einigem Erfolg: Die Colonial-Bar am Kornhausplatz, die bis vor kurzem so hiess, weil dort um 1900 ein Kolonialwarenladen mit eigener Kaffeerösterei stand, heisst nach einem Shitstorm auf Instagram nicht mehr so. In einem Schulhaus ist das 1949 installierte Wandalphabet, auf dem ein dunkelhäutiger Bub mit krausem Haar und Silberschmuck den Buchstaben N illustriert, teilweise übermalt worden. Und die Zunft zum Mohren verhüllte während einer Demo ihre umstrittene Statue in der Altstadt vorsorglich gleich selber.

Denkmäler zu stürzen, kann heilsam sein für eine Gesellschaft. Fällt irgendwo auf der Welt ein Unrechtsregime, landen aus Gründen der Psychohygiene meist auch Statuen seiner Repräsentanten im Strassenstaub. Abbilder von Massenmördern wie Hitler, Stalin und Mao haben bis heute eine so verletzende und zersetzende Symbolkraft, dass sie auf Plätzen praktisch nirgends toleriert werden. Ins Wanken geraten zu Recht auch Denkmäler, die bewusst Minderheiten provozieren wie etwa die Standbilder von Konföderierten-Generälen in den USA; sie wurden nicht aus Trauer um die Gefallenen gleich nach dem Bürgerkrieg von 1865 erstellt, sondern später in rassistischer Absicht.

Irritierender Bildersturm

Aber alle Spuren von Kolonialismus und Rassismus auszulöschen, wie das nun auch in Bern einige vorhaben, hat etwas Sektiererisches. Was nicht unseren heutigen Moralvorstellungen entspricht, aber trotzdem geschah, soll quasi gebannt werden. Der zornige Aufruf zum Bildersturm zeugt von einem irritierenden Umgang mit der Geschichte. Die Vergangenheit ist nicht dazu da, uns zu gefallen, sie ist voller Zumutungen für den heutigen Betrachter. Ihre Zeugnisse wollen nicht verurteilt und symbolisch entsorgt sein, sondern in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit analysiert und verstanden. Nur so lässt sich aus der Geschichte lernen.

Die offizielle Schweiz besass weder Kolonien noch war sie in den Sklavenhandel verwickelt. Aber Schweizer waren mit Aktien daran beteiligt, im 18. Jahrhundert auch die Republik Bern und eine hiesige Bank. Ausgewanderte Schweizer hielten auf Plantagen selber Sklaven. Auch Berner Söldner kämpften für Kolonialarmeen, etwa für die Niederländer. Dieser kolonialen Verwicklung verdankt Bern sogar sein blumiges Wahrzeichen, das aus der einstigen Kapkolonie importierte Geranium. Der Mohr im Wappen und als Statue der gleichnamigen Stadtberner Zunft repräsentierte ursprünglich einen christlichen Heiligen, hatte also keine diskriminierende Absicht; im Lauf der Zeit erhielt das heute sichtbare Wappenzeichen aber dicke Lippen und eine abgeflachte Stirn, passte sich also den Klischees des europäischen Rassismus an.

De Pury und Fairtrade

All das zu wissen, ist wichtig; es schärft das Bewusstsein, wie vernetzt mit der Welt schon die alte Schweiz war und wie europäische Trends später den jungen Bundesstaat geprägt haben. Die sichtbaren Überbleibsel davon abzumontieren, macht weder früheres Unrecht ungeschehen noch die heutige Welt besser. Nützlicher ist es, sich an den Erinnerungsstücken zu reiben. Entferne man Denkmäler, so sagt es Geschichtsprofessor André Holenstein, verschwinde zwar der «Stein des Anstosses», aber eben auch der «Denkanstoss».

Sein Berufskollege Bouda Etemad hat am Standardwerk «Schwarze Geschäfte» über die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert mitgeschrieben – auch er will Statuen stehen lassen und warnt vor einer moralisch dominierten Sicht auf die Vergangenheit. Lange Zeit war die Sklaverei nicht nur legal, sondern im damaligen Empfinden moralisch auch nicht besonders verwerflich. Wie schwierig der wertende Zugang ist, wird beim Blick auf die zur Zielscheibe gewordene Statue von David de Pury in Neuenburg klar: Als Grosskapitalist investierte der strenge Protestant in Geschäfte, die auf Sklaverei beruhten, gleichzeitig war er ein herausragender Wohltäter gegenüber seiner Heimatstadt. Statt die Statue zu beseitigen, sollte ihre schillernde Mehrdeutigkeit hervorgehoben werden, etwa mit einer Infotafel, die nebst anderem auf heutige Bemühungen für Fairtrade verweisen könnte.

Globi-Buch als Denkanstoss

Ähnlich verhält es sich mit stereotypen Darstellungen von schwarzen Menschen. Wir sollten Bilder von früher für die heutige Diskussion nutzen. Der Blick auf Stereotypen, sei es im Globi-Buch oder auf alter Werbung, könnte Anreiz sein, sich zu fragen, ob nicht ähnliche Bilder in Werbe- oder Musikvideos heute noch unser Denken beeinflussen. Sind wir wirklich so frei von Rassismus, wie die meisten von uns glauben? Noch immer denken viele, nur böse Menschen handelten rassistisch, und der Rassist habe zwingend eine böse Absicht. Dabei lehrt doch gerade die Geschichte: Rassismus ist häufig viel unspektakulärer und alltäglicher, als wir es wahrhaben wollen.
(https://www.derbund.ch/warum-berns-mohrenstatue-und-das-geranium-bleiben-sollen-923224068864)