Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++NIDWALDEN
Appell zur Aufnahme griechischer Flüchtlinge im Kanton Nidwalden
Rund 50 Personen haben einen offenen Brief an die Nidwaldner Regierung unterzeichnet. Sie fordern den Kanton zum Handeln auf.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/nidwalden/appell-zur-aufnahme-griechischer-fluechtlinge-im-kanton-nidwalden-ld.1229979
+++THURGAU
tagblatt.ch 18.06.2020
«Härte führt zu einer Verelendung der Betroffenen»: Thurgauer Flüchtlingshelfer kritisieren Nothilfekonzept
Eine Arbeitsgruppe der ehrenamtlichen Thurgauer Flüchtlingsbetreuer
fordert eine Änderung des kantonalen Nothilfekonzepts für abgewiesene
Asylbewerber. Der Präsident der Eidgenössischen Migrationskommission
empfiehlt die Anwendung der Härtefallregelung für Kinder und
Jugendliche.
Thomas Wunderlin
Nach zwei, drei Monaten sollten sie weg sein. Diese Hoffnung verband
sich mit der Umwandlung der Asylempfangsstelle Kreuzlingen in ein
Ausreisezentrum am 1. März 2019. Die abgewiesenen Asylbewerber, die
seither dort untergebracht sind, erhalten nur noch Nothilfe. Von ihnen
wird erwartet, dass sie sich selber um ihre Heimreise bemühen. Auch
Rückkehrhilfe können sie in Anspruch nehmen. Doch der Plan ist
gescheitert; dieser Überzeugung ist jedenfalls Victor Ofner, Mitglied
der Arbeitsgruppe Nothilfe des Netzwerks Asyl Thurgau.
Dauernd umplatzieren gegen soziale Bindungen
Das Thurgauer Sozialamt hat ein vierstufiges Konzept für den Umgang mit
Nothilfebezügern erlassen. Die zunehmende Verschlechterung ihrer Wohn-
und Betreuungssituation soll diese dazu bewegen, das Land zu verlassen.
In der vierten Phase beispielsweise werden sie laut Ofner «dauernd
umplatziert, damit keine sozialen Bindungen entstehen». Dennoch bleiben
viele. Und nach 140 Tagen wird der Kanton für sie zuständig.
Nach einer einjährigen Testphase will der Kanton das Nothilfekonzept
überprüfen. Das Sozial- und das Migrationsamt haben das Netzwerk Asyl
Thurgau eingeladen, sich dazu zu äussern. Die ehrenamtlichen
Flüchtlingshelfer haben mit einer dreissigseitigen Dokumentation
geantwortet und eine Änderung des Nothilfekonzepts gefordert. Die
Kernpunkte ihrer Kritik äusserten sie am Dienstag an einem
Mediengespräch im Kreuzlinger Café der Arbeitsgruppe für Asylsuchende
Thurgau (Agathu). Laut Agathu-Sprecher Uwe Moor sollte der Anlass ein
Ersatz für die ausgefallenen Veranstaltungen zum Flüchtlingstag vom
kommenden Wochenende sein.
Nothilfebezüger: Immer mehr stranden im Thurgau
Die Flüchtlingshelfer bemängeln, dass der Thurgau überhaupt ein
«vierstufiges Bestrafungsmodell» entwickelt hat. Damit geht er weiter
als die Konferenz der kantonalen Sozialhilfedirektoren, die nur eine
Abstufung zwischen Sozialhilfe und Nothilfe fordert. Das Stufenkonzept
führe zu einer Verelendung der Betroffenen. Psychische Krankheiten
würden verstärkt, ein Abgleiten in die Kriminalität sei wahrscheinlich.
Die Leute «trocknen vollständig aus», sagte Ofner. Und ihre Zahl werde
explodieren.
Kritisiert wird auch, dass nicht wirklich zwischen Bezügern von Sozial-
und Nothilfe getrennt werde. Als Extremfall erwähnte Ofner, dass junge,
teilweise straffällige Burschen mit einer jungen Mutter mit einem Kind
unter einem Dach untergebracht worden seien. Die Peregrina-Stiftung,
welche die Asylheime im Auftrag des Kantons führt, stelle die Betreuung
zudem nur zu Bürozeiten sicher.
Hoffnung ruht auf dem neuen Regierungsrat Urs Martin
Ofner zeigte sich zuversichtlich, gehört zu werden. Wegen der
personellen Wechsel im Departement für Finanzen und Soziales sei der
Moment günstig, um etwas zu ändern.
Das Wichtigste sei es, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu
ermöglichen, sagte der Gastreferent Walter Leimgruber, Präsident der
Eidgenössischen Migrationskommission und Professor für
Kulturwissenschaft an der Universität Basel. Von rund 8000
Nothilfebezügern in der Schweiz seien etwa ein Drittel Kinder und
Jugendliche. «Daraus wird eine Zeitbombe, wenn wir nichts machen.»
Sie sollten nicht bestraft werden, ebenso wenig wie Kinder von
Schwerverbrechern für die Taten ihrer Eltern bestraft werden. Er regte
an, abgewiesenen Asylbewerbern irgendwann die vorläufige Aufnahme zu
gewähren, wenn die Wegweisung nicht möglich ist. Kinder und Jugendliche
sollten in die Schule gehen und eine Berufsausbildung absolvieren.
Später könnten sie ihre Eltern unterstützen. Einige Kantone wenden dafür
eine Härtefallregelung an – gemäss Moor zählt der Thurgau nicht dazu.
Ausschaffung nur bei Kooperation möglich
Leimgruber bezeichnete die Angst als unbegründet, dass die Anwendung der
Härtefallregelung die Anziehungskraft der Schweiz für Flüchtlinge
verstärke. Der langwierige Weg dahin sei nicht attraktiv. Auch das
Wissen davon sei wenig verbreitet.
Mit dem Verzicht auf eine Ausweisung akzeptiert die Schweiz eine gewisse
staatliche Ohnmacht, wie der Migrationsexperte bestätigte. Eine
Ausweisung von einem Staat in einen andern sei halt nur möglich, wenn
beide kooperierten. Das sei etwa bei Nigeria der Fall, weniger bei
Eritrea oder Indien.
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/haerte-fuehrt-zu-einer-verelendung-der-betroffenen-thurgauer-fluechtlingshelfer-kritisieren-nothilfekonzept-ld.1229966)
+++SCHWEIZ
Bundesverwaltungsgericht: komplexe Asylgesuche gehören ins erweiterte Verfahren
Asylgesuche, die vertiefte Abklärungen erfordern müssen gemäss
Asylgesetzgebung dem sogenannten erweiterten Verfahren zugeteilt werden.
Denn dort besteht mehr Zeit für deren eingehende Prüfung. In der Praxis
werden aber komplexe Fälle zu oft im beschleunigten Verfahren geprüft.
Jetzt hält das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) erstmals in einem
Grundsatzurteil fest, dass das Staatssekretariat für Migration (SEM)
unter gewissen Bedingungen verpflichtet ist, sich mehr Zeit für die
Prüfung der Asylgründe zu nehmen.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/im-fokus/bundesverwaltungsgericht-komplexe-asylgesuche-gehoeren-ins-erweiterte-verfahren
Der Bund muss bei der Erledigung von Asylgesuchen über die Bücher
Das Bundesverwaltungsgericht heisst eine Beschwerde eines iranischen
Asylsuchenden gut. Nicht nur Effizienz, auch Rechtsstaatlichkeit sei im
Asylverfahren zu beachten, befanden die Richter.
https://www.nzz.ch/schweiz/der-bund-muss-bei-der-erledigung-von-asylgesuchen-ueber-die-buecher-ld.1562141
-> Medienmitteilung + Urteil Bundesverwaltungsgericht: https://www.bvger.ch/bvger/de/home/medien/medienmitteilungen-2020/triagebeibeschleunigtenasylverfahren.html
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/uebereifer-bei-triage-von-asylverfahren?id=631c7a08-3f94-4a6a-a142-1e59c2377752
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/ruege-fuer-sem-neues-asylverfahren-ist-schnell-aber-nicht-in-jedem-fall-fair
-> https://www.derbund.ch/sem-wegen-unkorrekter-behandlung-von-asylgesuchen-geruegt-850625113822
Sans-Papiers K.: «Das Schweizer Gesetz macht mich zum Illegalen»
K. lebt ohne Bewilligung in der Schweiz. Ein Gespräch über das Leben als Sans-Papiers.
https://www.bluewin.ch/de/leben/lifestyle/sans-papiers-k-das-schweizer-gesetz-macht-mich-zum-illegalen-403617.html
+++SPANIEN
Pushbacks in Spanien „Es gibt die Weißen und die Schwarzen“
Spanien durfte zwei Afrikaner zurückschieben, die von Marokko aus über
den Grenzzaun kletterten – das entschied ein europäisches Gericht. Eine
Recherche könnte nun Zweifel an der Argumentation der Richter nähren.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/pushbacks-in-spanien-es-gibt-die-weissen-und-die-schwarzen-a-488698b9-ee8b-4d41-a635-42166453e261
+++GRIECHENLAND
Keine Hemmungen mehr
Griechenland: Geflüchtete sollen Wohnungen räumen. Menschen auf Schlauchbooten ausgesetzt
https://www.jungewelt.de/artikel/380587.gefl%C3%BCchtete-griechenland-keine-hemmungen-mehr.html
+++MITTELMEER
211 Geflüchtete an Bord von Rettungsschiff „Sea-Watch 3“
Drei Flüchtlingsboote wurden innerhalb der letzten zwei Tage in
Sicherheit gebracht. Nun beginnt erneut die Suche nach einem sicheren
Hafen
https://www.derstandard.at/story/2000118185787/211-gefluechtete-an-bord-von-rettungsschiff-sea-watch-3?ref=rss
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-06/seenotrettung-sea-watch-3-migration-sicherer-hafen
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Demonstrationen nur anzumelden reicht nicht, sagen Bürgerliche
Die vergangenen Demonstrationen in Basel sorgten für Auffuhr. Nun wird
die Abschaffung der Bewilligungspflicht für Demonstrationen gefordert.
https://telebasel.ch/2020/06/19/demonstrationen-nur-anzumelden-reicht-nicht-sagen-buergerliche/
BLM-Organisatoren freuen sich über «weisses Echo»
Die «Black Lives Matter» Demonstrationen zogen bisher auch auffallend viele Weisse an. Die Organisatoren zeigen sich erfreut.
https://www.nau.ch/news/schweiz/blm-organisatoren-freuen-sich-uber-weisses-echo-65724261
+++KNAST
Corona-Falle Gefängnis?
Corona macht nicht vor Gefängnismauern halt. Ganz im Gegenteil! Kann die
Pandemie vielleicht sogar zu Verbesserungen der Lebensumstände führen?
https://www.3sat.de/wissen/nano/200619-strafvollzug-und-corona-was-sich-aendern-muss-100.html
+++ANTITERRORSTAAT
Nationalrat verabschiedet Antiterror-Gesetze: «Blind und taub gegenüber den Menschenrechten»
Warnungen von Menschenrechtsorganisationen und internationalen
Institutionen zum Trotz hat der Nationalrat hat diese Woche zwei
hochproblematische Antiterror-Vorlagen verabschiedet. Beim Polizeigesetz
gegen «Gefährder» sprach sich der Nationalrat am Freitag für
Zwangsmassnahmen selbst gegen 12-jährige Kinder aus.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2020/nationalrat-verabschiedet-antiterror-gesetze
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2020/20200619090905627194158159041_bsd040.aspx
-> https://www.nzz.ch/schweiz/anti-terror-gesetz-nationalrat-kippt-praeventivhaft-fuer-gefaehrder-ld.1561961
+++POLIZEI DE
»Das macht die Menschen wütend«
Pädagoge und Dozent Burak Yilmaz über die Polizeiausbildung in
Deutschland und rassistische Kontrollen, wie er sie selbst häufig erlebt
hat
Seit dem Mord an dem Afroamerikaner George Floyd gibt es auch in
Deutschland eine Debatte über rassistische Polizeigewalt. »nd« hat den
Pädagogen Burak Yilmaz über die Polizeiausbildung in der Bundesrepublik
befragt.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1138063.rassismus-und-polizei-das-macht-die-menschen-wuetend.html
+++RASSISMUS
bernerzeitung.ch 19.06.2020
«Ich erwarte von Regierungsrat Müller, dass er seine Aussage zurücknimmt»
Marianne Schild, GLP-Kandidatin für den Berner Gemeinderat, mischt als
persönlich Betroffene in der aktuellen Rassismusdebatte mit.
Christoph Hämmann
Frau Schild, ab Januar könnten Sie Sicherheitsdirektorin der Stadt Bern
sein. Wären Sie ebenso 100-prozentig loyal zur Kantonspolizei wie der
amtierende Reto Nause?
Die Frage der Loyalität stellt sich für mich gar nicht so. Das
Verhältnis der Stadt zur Kantonspolizei ist das des Bestellers zum
Leistungserbringer. Loyalität ist für mich eher innerhalb eines Betriebs
ein Thema. Ich muss mir überlegen, welche Sicherheitsdienstleistungen
wir als Stadt erhalten und wie wir sie kontrollieren wollen.
Nause und die Kapo vermitteln ein Bild, als sei es nicht einmal
theoretisch denkbar, dass die Polizei einmal einen Fehler begehen
könnte. Ist das nicht problematisch?
Fehler passieren überall, und es bringt nichts, so zu tun, als sei man
selber davor gefeit – gerade als Polizei, die in einem sensiblen Bereich
einen schwierigen Job macht. Wenn eine Behörde von sich ein Bild der
Unfehlbarkeit vermitteln will, wirkt sie deshalb auf mich nicht
glaubwürdiger. Das Beispiel Racial Profiling ist eine gute Gelegenheit,
sich der Fehlbarkeit der Staatsgewalt anzunähern.
Wie gross ist dieses Problem Ihrer Ansicht nach?
Es gibt Grund zur Annahme, dass Anhaltungen aufgrund der Hautfarbe oft
geschehen, auch wenn zuverlässige Zahlen fehlen. Jedes Mal, wenn jemand
nichts ahnend durch die Stadt schlendert und plötzlich kontrolliert wird
– und sei es im Hotspot Aarbergergasse –, ist dies ein sehr starker
Eingriff, der persönlich verletzt, zumal es in aller Öffentlichkeit
geschieht.
Der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller sagte im «Bund», die
Kapo betreibe kein Racial Profiling – um dann festzuhalten, dass ein
Dunkelhäutiger auf der Schützenmatte damit rechnen müsse, wegen
Drogenhandels kontrolliert zu werden. Verstehen Sie die Empörung, die er
in gewissen Kreisen ausgelöst hat?
Ich würde von einem Polizeidirektor qualifiziertere Aussagen erwarten.
Zum einen widerspricht er sich selber, zum anderen blendet er dabei aus,
dass Racial Profiling nie die besseren Resultate erzielen kann als ein
echtes Profiling. Wer potenzielle Dealer beobachtet und bei einem
begründeten Verdacht einschreitet, erzielt immer bessere Resultate als
jener, der Leute aufgrund ihrer Hautfarbe kontrolliert. Das heisst
schlicht, dass jemand seine Arbeit nicht gut macht, wenn er Racial
Profiling betreibt. Verzichtet man hingegen darauf, bewahrt man Menschen
davor, zu Unrecht von der Polizei angehalten zu werden.
Trotzdem würden manche einwenden, dass sie auf der Schützenmatte immer nur von People of Colour (PoC) Drogen angeboten erhalten.
Richtig ist, dass die Schützenmatte ein Hotspot ist, also ist es
naheliegend, dort gegen den Drogenhandel vorzugehen. Das muss aber
zwingend damit beginnen, dort die Anwesenden zu beobachten und zu
schauen, ob sich jemand auffällig verhält. Dafür braucht es auch gar
keine stundenlange Überwachung; wenn jemand dealt, wird man schnell
entsprechende Handlungen feststellen können.
Bestreiten Sie denn, dass die Kleindealer auf der Schützenmatte meist PoC sind?
Nein, das trifft wohl zu und ist letztlich logisch: Das Drogengeschäft
braucht Strassendealer, und infrage kommen dafür in erster Linie
Personen, die sonst keinen Job finden und generell in prekären
Verhältnissen leben. Es ändert aber nichts daran, dass es gesetzeswidrig
ist, jemand ohne begründeten Verdacht zu kontrollieren. Und es ist
ungerecht, dass der Drogenhandel die Farbe Schwarz erhalten hat – über
die grossen Fische, die gut verdienen, ohne sich die Hände schmutzig zu
machen, wird sehr wenig gesprochen.
Als Mittel gegen Racial Profiling wird oft ein Quittungssystem verlangt,
bei dem ein Polizist seinen Anfangsverdacht schriftlich festhalten
muss. Halten Sie das für ein taugliches System?
Ja, durchaus, auch wenn ich gewisse Bedenken ebenso verstehe. Zum
Beispiel, dass das Ausstellen einer Quittung aussieht, als werde jemand
gebüsst. Aber es wäre sicher eine Verbesserung, wenn ein Polizist bei
seiner Arbeit diesen Gedankenschritt explizit machen müsste: Wieso
greife ich jetzt ein? Mir ist ein Fall bekannt, bei dem ein
unbescholtener PoC von der Polizei brutal angehalten wurde – und bereits
zwei Tage später konnte die Kapo nicht mehr eruieren, welche Patrouille
dafür verantwortlich war. Das würde mit einem Quittungssystem nicht
mehr passieren.
Die Juso verlangten den sofortigen Rücktritt von Regierungsrat Müller. Ist das nicht völlig überzogen?
Er hat zwar wirklich eine sehr schlechte Falle gemacht, aber auf Basis
dieser Aussage den Rücktritt zu fordern, finde ich nicht sinnvoll, denn
diese Meinung ist sehr verbreitet. Dafür erwarte ich aber, dass er seine
Aussage zurücknimmt und sich dafür einsetzt, dass Racial Profiling
reduziert wird.
Im Schulhaus Wylergut wurden rassistische Wandmalereien überpinselt. Sie
schrieben auf Twitter, das sei nicht besonders smart. Was wäre smarter
gewesen?
Es lief ja zuletzt ein Wettbewerb, um dieses Problem zu lösen, da hätte
man schon das Ergebnis abwarten können. Trotzdem wäre es auch smart
gewesen, wenn die Schule und die Stadt sich früher ernsthaft mit der
Kritik auseinandergesetzt hätten.
Eine andere Debatte handelte von der Statue der Zunft zum Mohren an
einer Altstadtfassade. Diese Figur ist weder primitiv-stereotyp noch als
«edler Wilde» dargestellt. Wieso soll sie dennoch problematisch sein?
Ich finde das Wappen interessanter als die Statue, weil dieses jeden
Auftritt der Zunft prägt. Und selbst wenn dessen Ursprung kein
rassistisches Motiv hat, ist die Geschichte trotzdem diese: Es gab in
der Schweiz Volksschauen, bei denen man sich öffentlich an Schwarzen
belustigte, während es eine Verehrung von Schwarzen niemals gegeben hat.
Aber ist es nicht seltsam, die Darstellung einer PoC reflexhaft als
abwertend einzustufen? Das widerspricht doch der Forderung, dass etwa in
der Werbung selbstverständlich eine vielfältige Gesellschaft abgebildet
wird.
Ich stelle auch erfreut fest, dass heute in der Werbung Schwarze in
Kampagnen auftreten, bei denen dies noch vor fünf Jahren undenkbar
gewesen wäre. Beim Zunftmohren finde ich es aber schlicht den Kampf
nicht wert, an der Figur festzuhalten. Die Zunft soll doch machen, was
sie schon immer gemacht hat: alle hundert Jahre ein neues Wappen
designen, und zwar eines, das niemanden vor den Kopf stösst.
Was ist mit dem Ansatz, die Figur in ihren historischen Kontext einzubetten, wie dies die Zunft mit einem Schild gemacht hat?
Ich finde das ein bisschen lächerlich. Die meisten Passantinnen und
Passanten werden von so einer Tafel nicht erreicht. Wieso schafft man
nicht nach aussen einen zeitgemässen Auftritt, und die durchaus wichtige
Auseinandersetzung mit der Geschichte erfolgt beispielsweise im Entrée
des Gebäudes?
Der Entscheid der Migros, «Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu nehmen, und
die Forderung, das Produkt umzubenennen, lösen aggressive Reaktionen
aus. Wie erklären Sie sich das?
Es scheint, als würde dies für manche Menschen die ganze Schweiz und
deren Geschichte infrage stellen. Jedenfalls geht es offensichtlich um
mehr als bloss um eine Süssspeise, die nicht einmal wirklich fein ist.
Leute scheinen sich in ihrer Meinungsäusserungsfreiheit bedroht zu
fühlen, wenn sie nicht mehr Mohrenkopf sagen dürfen.
Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus?
Kürzlich gab es eine Episode, als meine Mutter und ich bei mir zu Hause
ankamen. Als ein älteres Paar vorbeiging, sagte die Frau schockiert, sie
sei sehr überrascht, dass hier eine schwarze Frau wohne. Sie fand es
schade um das schöne Haus. Das finde ich wichtig: Viele können damit
leben, dass Schwarze dealen, putzen, arm sind und am Rand der
Gesellschaft leben. Aber die Vorstellung, dass das System durchlässig
ist und auch Schwarze gute Jobs haben und in schönen Häusern wohnen
können, das geht vielen zu weit.
Passieren solche Dinge regelmässig?
Natürlich habe ich auch schon «Scheiss-Ausländerin» gehört. Aber ich
denke, dass Arme, Männer oder Personen, die nicht unsere Sprache
sprechen, viel öfter mit Rassismus konfrontiert sind. Der Spruch, den
ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe, ist: Wow, du sprichst
aber gut Deutsch! Hallo, ich bin in Schwanden bei Brienz aufgewachsen.
Nervt es eigentlich, jetzt als PoC-Vertreterin im Fokus zu stehen statt als normale Politikerin?
Nein, ich begrüsse die aktuelle Debatte enorm – weniger jene über
Mohrenköpfe und Statuen, aber ganz fest diese, dass wir uns als
Gesellschaft überlegen, wie wir Hass und Rassismus bekämpfen können.
Und wie schaffen wir es, dass die Debatte weniger aggressiv geführt wird?
Zunächst finde ich, dass man die Gefühle in allen Lagern ernst nehmen
soll. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass sich die Gemüter bald
abkühlen werden. Rassismus zu überwinden, ist aber ein
Generationenprojekt. Sportvereine wissen schon lange, dass Herkunft und
Sprache egal sind – vielleicht sollten wir dort noch mehr abschauen.
(https://www.bernerzeitung.ch/ich-erwarte-von-regierungsrat-mueller-dass-er-seine-aussage-zuruecknimmt-479354698721)
—
bernerzeitung.ch 19.06.2020
«Wer die absolute Wahrheit sucht, hat es schwer»
Diskriminierend oder nicht? Zehn Begriffe unterzog diese Zeitung dem
Faktencheck, die Reaktionen darauf sind zum Teil harsch. Ein Experte
nimmt Stellung.
Flavia Von Gunten
Giorgio Andreoli, ist der Ausdruck «Frauenfurz» diskriminierend?
Diese Frage lässt sich nicht klar mit Ja oder Nein beantworten. Wer mit
dem Anspruch auf die absolute Wahrheit diese Frage beantworten will, hat
es schwierig.
Wie sollen wir mit möglicherweise problematischen Begriffen umgehen?
Es geht darum, dass wir ihren Hintergrund anschauen. Ein aktuelles
Beispiel sind die Mohrenköpfe. Bernhard C. Schär, Kolonialhistoriker an
der ETH Zürich, hat in einem Interview mit dem SRF den Herkunft des
Begriffs erklärt: Er stammt aus dem Spätmittelalter, als Christen die
spanische Halbinsel von den dunkelhäutigen Mauern zurückerobert haben.
Das Bild der abgeschlagenen «Mohrenköpfe» nahmen sie dann auf in ihr
Wappen. Ein Wort mit einem solchen Hintergrund darf man nicht mehr
verwenden.
Trotzdem solidarisierten sich viele Menschen mit der Firma Dubler, als
die Migros ihr Produkt aus dem Sortiment strich, standen Schlange vor
der Fabrik.
Würden sich alle Menschen informieren über die Geschichte des Begriffs,
würde wohl kaum jemand an ihm festhalten wollen. Anders sieht es aus bei
den Frauenfürzen, die sind historisch weniger stark belastet. Wir
müssen unsere Meinungsäusserungsfreiheit mit Verantwortung tragen. Sie
darf nicht dazu verwendet werden, Hass zu schüren.
In der Onlineversion des Textes konnten die Leserinnen und Leser
abstimmen, ob sie die Begriffe diskriminierend, ein bisschen
diskriminierend oder nicht diskriminierend finden. Die grosse Mehrheit
fand keinen der Begriffe diskriminierend. Werden die Abstimmenden in
ihrer Haltung bestärkt, wenn sie sehen, dass ihre Meinung überwiegt?
Es kann gut sein, dass sie sich bestätigt fühlen. Ich finde, dass
Faktencheck und Abstimmung nicht angebracht sind in diesem Kontext. Wie
bereits erwähnt, lassen sich diese Themen nicht auf richtig und falsch
reduzieren. Es gilt, immer den ganzen Kontext einzubeziehen. Das heisst,
der Herkunft, unterschiedlichen Realitäten und Geschehnissen Rechnung
zu tragen. Rassismus schürt der Faktencheck aber nicht. Ideal wäre, wenn
er eine Diskussion auslösen könnte.
Ein Leser schrieb, dass es «Wichtigeres und Bedeutenderes» gebe im Leben.
Wenn es um Rassismus geht, müssen wir Diskussionen führen; alle müssen
dafür offen sein. Das kann man erwarten in einer demokratischen
Gesellschaft, wie wir sie in der Schweiz haben. In eine
Verteidigungshaltung zu fallen mit dem Argument, dass man das früher
sagen durfte, führt nicht zum Ziel. Bestimmt werden die Menschen in 100
Jahren Dinge kritisieren, die wir heute für problemlos halten. Die
Aufarbeitung von Begriffen kann über mehrere Generationen dauern.
Wie haben sich die Anfragen bei GGG-Fon in den letzten Tagen verändert, seit die Rassismusdebatte stärker wurde?
Viele Medienleute greifen das Thema auf und fragen nach unseren
Erfahrungen. Es ist wichtig, dass diese Auseinandersetzung passiert,
jedoch sollten auch immer Fachpersonen aus anderen Disziplinen
einbezogen werden. Auch von Privatpersonen, die selber rassistische
Vorfälle erlebten, häuften sich die Anfragen. Es sind oft keine
«spektakulären» Fälle, aber selbst feine Sachen können verletzend sein.
Was erlebten die Leute, die Ihre Beratung suchen?
Ein Arzt berichtete von Patienten, die sich nicht von ihm behandeln
lassen wollten, weil er keine weisse Haut hat. Wir überlegen jetzt
zusammen mit seiner Praxis, wie sie mit angepasster Kommunikation das
Problem lösen können. In manchen Fällen hilft es, die beschuldigte
Person in einem Brief um ihre Sicht der Dinge zu fragen. Das könnte auch
bei diesem Arzt ein Teil der Lösung sein.
–
Zur Person
Giorgio Andreoli ist Sozialarbeiter und hat Friedens- und
Konfliktforschung studiert. Er leitet die FachstelleGGG-Fon – Gemeinsam
gegen Gewalt und Rassismus, ein Beratungsangebot von 42 Gemeinden aus
dem Kanton Bern zu den Themen Rassismus, Gewalt im öffentlichen Raum und
Rechtsextremismus. Wer selber gewalttätige oder rassistische Übergriffe
erlebt oder solche beobachtet hat, erhält bei GGG-Fon Beratung. Die
Meldungen von Privatpersonen nehmen stets zu: von 78 im 2018 auf 158 im
2019 – 88 Prozent davon betreffen das Thema Rassismus.
(https://www.bernerzeitung.ch/wer-die-absolute-wahrheit-sucht-hat-es-schwer-185483772226)
—
Kundgebung gegen Rassismus in Chur
Das Video von der Festnahme von George Flyod hat weltweit
Demonstrationen ausgelöst. Stichwort: «Black Lives Matter». In Chur gibt
es keine Demonstration, sondern eine Kundgebung. Der 20-jährige
Organisator Abdallah Abbas erzählt über seine Erfahrungen mit Rassismus.
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/2020-06-19/kundgebung-gegen-rassismus-in-chur
—
TV-Kritik «Arena»: Wenn die «Arena» der Safe-Space ist
«Jetzt sitzen wir an einen runden Tisch» hiess die gestrige Sendung zum
Thema Rassismus in der Schweiz. Ein zweiter Anlauf im Schweizer
Fernsehen.
https://www.derbund.ch/wenn-die-arena-der-safe-space-ist-555766560380
-> https://www.20min.ch/story/die-frage-woher-kommst-du-ist-rassistisch-633722993313
-> https://www.watson.ch/!648271265
-> https://www.blick.ch/news/politik/schwarze-slam-poetin-greift-srf-brotz-an-fehlende-kompetenz-beim-thema-rassismus-id15947133.html
Arena – Jetzt sitzen wir an einen runden Tisch
Ein runder Tisch und ausschliesslich Schwarze Menschen in der
Hauptrunde: Bei der zweiten «Arena» über Rassismus in der Schweiz stehen
die letzte, heftig diskutierte Sendung, aber vor allem konstruktive
Lösungsansätze im Zentrum. Mit dabei sind auch zwei Teilnehmerinnen aus
der vergangenen «Arena». Unter dem Titel «Jetzt reden wir Schwarzen»
wollte die «Arena»-Redaktion ein Zeichen setzen, um über Rassismus in
der Schweiz zu debattieren – mit Betroffenen im Studio. Die in der
Öffentlichkeit entstandene Kontroverse um den Titel und die
Zusammensetzung der Hauptrunde vor einer Woche nehmen die Macherinnen
und Macher nun zum Anlass, in einer zweiten Sendung das Thema nochmals
anzupacken.
https://www.srf.ch/play/tv/arena/video/arena?id=2472bffa-a472-48c2-b96f-ac7e568318e4
Rassismus in der Schweiz – «Ich bin kein Tier im Streichelzoo»
Alltagsrassismus – manchmal tritt er offen und gewalttätig auf, manchmal
unbewusst. Sechs junge Menschen erzählen von ihren Erfahrungen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/rassismus-in-der-schweiz-ich-bin-kein-tier-im-streichelzoo
Kampf gegen Rassismus – Mit der schwarzen Faust ins Rampenlicht
Sie ist jung, schwarz und engagiert: Samantha Wanjiuru gibt der Antirassismusbewegung in der Ostschweiz ein Gesicht.
https://www.srf.ch/news/regional/ostschweiz/kampf-gegen-rassismus-mit-der-schwarzen-faust-ins-rampenlicht
Rassismus in der Schweiz – die Fakten
Die aktuellen Diskussionen über Rassismus und Polizeigewalt offenbaren:
Die Schweizer Öffentlichkeit weiss zu wenig über die Vergangenheit – und
ihre Folgen für die Gegenwart. Sechs Lektionen Nachhilfe für eine
bessere Debatte.
https://www.republik.ch/2020/06/19/rassismus-in-der-schweiz-die-fakten
Black Lives Matter – Das sagen Menschen in Winterthur zum Rassismusproblem
Erleben dunkelhäutige Personen in Winterthur Rassismus? Wir haben nachgefragt.
https://www.landbote.ch/das-sagen-menschen-in-winterthur-zum-rassismusproblem-346015491930
Soziologe zu «Arena»: «Sinnvoll, dass heute nur Schwarze reden»
Sandro Brotz musste für die «Arena» zu Rassismus mächtig Kritik für
seine Gästewahl einstecken. Die Wiederholung heute Abend hingegen wird
gelobt.
https://www.nau.ch/news/schweiz/soziologe-zu-arena-sinnvoll-dass-heute-nur-schwarze-reden-65725592
Fasnächtler dekorieren Gasthof um – Willisau: Wenn der «Mohren» zum «Möhren» wird
Die Mohrenkopf-Diskussion sorgt schweizweit für hitzige Diskussionen. In
Willisau begegnet man der Thematik mit eigenwilligem Humor.
https://www.zentralplus.ch/willisau-wenn-der-mohren-zum-moehren-wird-1821315/
Wurststand-Betreiber Markus Heim (58) steckt hinter Eklat von Rorschach SG: Mohrenkopf-Mann will Aktion wiederholen!
BLICK hat den Mohrenkopf-Mann von Rorschach SG gefunden. Der 58-Jährige
steht zu seiner Aktion und distanziert sich von jeglichem Rassismus.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/wurststand-betreiber-markus-heim-58-steckt-hinter-eklat-von-rorschach-sg-mohrenkopf-mann-will-aktion-wiederholen-id15946841.html
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/mohrenkopf-verkauf-staatsanwaltschaft-klaert-den-fall-ab-138217817
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/eine-riesige-unverschaemtheit-mann-verkauft-als-schwarzer-verkleidet-mohrenkoepfe-in-rorschach-ld.1230237
—
Alt Nationalrat Thomas Müller (67) über Mohrenkopf-Mann: «Es sind die Gutmenschen, die überall Rassismus wittern»
Ein 58-Jähriger verkleidete sich in Rorschach SG als schwarzer Mann und
verkaufte Dubler-Mohrenköpfe. Der Stadtschreiber verurteilte die
rassistische Aktion. Nun teilt der alt Nationalrat und Ex-Stadtpräsident
Thomas Müller (67) gegen ihn aus.
https://www.blick.ch/news/schweiz/ostschweiz/alt-nationalrat-thomas-mueller-67-ueber-mohrenkopf-mann-es-sind-die-gutmenschen-die-ueberall-rassismus-wittern-id15945916.html
—
tagblatt.ch 19.06.2020
«Ich fühle mich hintergangen»: Jetzt spricht der Firmenchef, der den «Mohrenkopf»-Verkauf in Rorschach bewilligte
Am Donnerstag hat ein als Schwarzer verkleideter Mann vor der Firma
Gutmann Plattenbeläge in Rorschach Dubler-«Mohrenköpfe» verkauft.
Inhaber Gerd Gutmann über die Hintergründe und Beschimpfungen wie
«Saurassist», mit denen er nun konfrontiert ist.
Daniel Walt
«Unverschämtheit», «deplatziert», «muss nicht sein»: Die Nachricht, dass
ein als Schwarzer verkleideter Unbekannter am Donnerstag in aller
Öffentlichkeit in Rorschach Dubler-«Mohrenköpfe» verkauft hat, sorgt für
teils massive Reaktionen. Insbesondere auf Social Media gehen die Wogen
hoch: Es setzt Kritik daran, dass jemand derart provozieren müsse.
Viele äussern sich aber auch begeistert – die Rede ist von einer
«Hammeraktion» oder davon, dass Spass sein müsse.
Einer, der diese Aktion alles andere als lustig findet, ist Gerd
Gutmann. Der 42-Jährige ist Inhaber der Firma Gutmann Plattenbeläge, die
seit einigen Jahren in Rorschach ansässig ist. Auf deren Grund fand der
Verkauf der umstrittenen Süssigkeiten statt. Gutmann bestätigt auf
Anfrage, dass der Mann zwar über eine Bewilligung für den
«Mohrenkopf»-Verkauf verfügt habe, der Firma aber keinen reinen Wein
über die Art und Weise eingeschenkt habe.
«Von Verkleidung als Schwarzer war nie die Rede»
«Vor einigen Wochen trat der Mann an uns heran mit dem Anliegen, einmal
pro Woche Würste vor unserem Unternehmen zu verkaufen», blickt Gerd
Gutmann zurück. Hintergrund: Immer am Freitag verkauft ein anderer
Anbieter Poulets am selben Standort. Gerd Gutmann erteilte dem Mann die
Bewilligung für den Wurstverkauf, der dann auch einige Male stattfand.
Anfang Woche nun habe der Mann gemeldet, dass der Wurstverkauf nicht so
richtig funktioniere, so Gerd Gutmann weiter. «Er fragte dann, ob er
auch Dubler-‹Mohrenköpfe› verkaufen könne.»
Gerd Gutmann hatte nichts dagegen. Dies, weil der ganze Wirbel der
vergangenen paar Wochen rund um die Bezeichnung «Mohrenköpfe» und die
Weigerung des Unternehmens, sie umzubenennen, komplett an ihm
vorbeigegangen sei, wie er sagt. Er sei auch ob des Wortes
«Mohrenköpfe», das der Mann bei der Anfrage benutzt habe, nicht
hellhörig geworden. Er betont allerdings: «Davon, dass sich der Mann für
den Verkauf als Schwarzer verkleiden wollte, war nie die Rede. Wenn ich
davon gewusst hätte, hätte ich diese Aktion niemals bewilligt.»
Dem Unternehmen wird der Konkurs gewünscht
Wie hat Gerd Gutmann den Wirbel rund um die Aktion vor seinem
Unternehmen erlebt? «Plötzlich kam die Polizei und fragte, ob der Mann
eine Bewilligung für seinen Stand habe», erklärt der Firmenchef. Er habe
dies mit Ja beantwortet, worauf die Polizei wieder abgezogen sei. Weil
Gutmann durch einen anderen Eingang in die Firma gegangen sei, habe er
den Mann zuvor gar nicht bemerkt. Erst durch Fotos, die dann auch in den
Onlinemedien auftauchten, habe er bemerkt, was vor seinem Unternehmen
während einiger Stunden abgegangen sei.
Dass seine Firma wegen der «Mohrenkopf»-Aktion nun national in den
Schlagzeilen steht, passt dem Firmenchef gar nicht: «Solche Publicity
brauchen wir nicht!», sagt er. Betroffen machen ihn mehrere E-Mails, in
denen er als «Saurassist» beschimpft wird oder in dem seinem Unternehmen
der Konkurs gewünscht wird. «Es gibt allerdings auch viele, die es
lächerlich finden, dass wir nun als Rassisten hingestellt werden», sagt
Gerd Gutmann. Wiederum andere hätten die Aktion zum Schmunzeln gefunden.
«Einfach nur dumm»
Gerd Gutmann hat den Mann, der zunächst Würste und dann «Mohrenköpfe»
vor seiner Firma verkaufte, im direkten Kontakt als freundlich erlebt.
«Ich bin auch überzeugt, dass er das Ganze nicht rassistisch gemeint
hat», so Gutmann. Im ganzen Kontext der Diskussionen rund um Rassismus
und die Dubler-«Mohrenköpfe» sei diese Aktion aber «einfach nur dumm»
gewesen, sagt der Firmenchef. Er ärgert sich insbesondere darüber, dass
der Mann ihm im Vorfeld verschwieg, dass er sich als Schwarzer
verkleiden würde. Gutmann: «Ich fühle mich hintergangen.»
Der Mann werde von ihm keine Bewilligung für weitere Verkäufe – von was
auch immer – erhalten, sagt Gerd Gutmann. Er betont: «Wir sind keine
Rassisten.» So beschäftigt das Unternehmen unter seinen 13
Mitarbeitenden auch einen dunkelhäutigen Lehrling. «Er hatte zuvor über
ein Dutzend Absagen erhalten.»
(https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/mohrenkopf-verkauf-in-rorschach-jetzt-spricht-der-firmenchef-der-die-bewilligung-erteilte-ich-fuehle-mich-hintergangen-ld.1230507)
-> https://www.20min.ch/story/mann-verkauft-verkleidet-mohrenkoepfe-chef-fuehlt-sich-hintergangen-597986448569?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Twitter#Echobox=1592587089
Films, rues, statues, le grand déboulonnage?
Statues déboulonnées, films retirés, dans le sillage des manifestations
anti-racistes, des militants veulent faire disparaître de l’espace
public les personnages controversés de l’histoire.
Faut-il cacher les éléments gênants de notre passé, oufaut-il les
assumer? Et les villes qui, dans l’enchaînement des mobilisations
féministes, souhaitent débaptiser des rues pour leur donner des noms de
femmes célèbres, ont-elles raison d’adapter leur nomenclature aux
revendications d’aujourd’hui?
https://www.rts.ch/emissions/infrarouge/11402095-films-rues-statues-le-grand-deboulonnage-.html
Die «Mohrenkopf»-Debatte erreicht Kolumbien – Nestlé entfernt Produkt aus dem Sortiment
In Kolumbien verkauft Nestlé ein Schokoladenprodukt namens «Beso de
Negra», zu Deutsch Negerinnenkuss. Jetzt zieht der Konzern das Produkt
zurück.
https://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/die-mohrenkopf-debatte-erreicht-kolumbien-nestl-entfernt-produkt-aus-dem-sortiment-138212973
+++RECHTSPOPULISMUS
Aargauer SVP-Politiker Naveen Hofstetter: «Ich passe nicht ins Weltbild der Linken»
Naveen Hofstetter, indischstämmig und Präsident der SVP Rothrist,
erzählt, wie er Rassismus in der Schweiz erlebt und was er von der
Debatte um die Mohrenköpfe hält.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/aargauer-svp-politiker-naveen-hofstetter-ich-passe-nicht-ins-weltbild-der-linken-138213653
Infiltriert die Antifa heimlich US-Städte? – Rendez-vous
In den USA gehen die Proteste gegen Polizeigewalt weiter. In Seattle
haben Demonstrierende einen Stadtbezirk besetzt, die Polizei vertrieben
und das Gebiet für autonom erklärt. Für das Weisse Haus ist klar: In den
USA breitet sich Anarchie aus.
https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/infiltriert-die-antifa-heimlich-us-staedte?id=91311f44-6d75-4419-8d63-3732d3e33830
-> https://www.srf.ch/news/international/demonstrationen-in-den-usa-antifa-neuer-suendenbock-der-rechten
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Attila Hildmann gibt Juden die Schuld – und verteidigt Hitler
Der Berliner Kochbuchautor behauptet, jüdische Familien wollten die “deutsche Rasse auslöschen”. Es gibt mehrere Strafanzeigen.
https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/antisemitismus-im-netz-attila-hildmann-gibt-juden-die-schuld-und-verteidigt-hitler/25930880.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1138062.antisemitismus-und-verschwoerungstheorien-staatsschutz-prueft-neue-aussagen-hildmanns.html
-> https://www.morgenpost.de/berlin/article229346576/Antisemitismus-Staatsschutz-ermittelt-gegen-Attila-Hildmann.html
-> https://www.spiegel.de/panorama/justiz/attila-hildmann-staatsschutz-prueft-vorwuerfe-wegen-posting-a-d714623b-b600-4d19-936b-2a682d965250
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-06/antisemitismus-vorwurf-attila-hildmann-staatsschutz-prueft-netz
-> https://www.watson.ch/!844865459
-> https://www.watson.ch/digital/coronavirus/844865459-polizei-prueft-attila-hildmanns-verschwoerungs-postings
Jetzt hat sich Verschwörungs-Fanatiker Attila Hildmann mit dem Falschen angelegt
Seit Wochen lässt Attila Hildmann immer wildere und fragwürdigere
Verschwörungsmythen los und tritt dabei auch beleidigend und aggressiv
auf. Jetzt hat er zwei ungleiche Gegner: SAP-Chef Dietmar Hopp und das
Hacker-Kollektiv Anonymous.
https://www.watson.ch/!608975605
Coronaprotest | Antifa zerstört Attila Hildmann-Kochbücher / Verschwörung
Aktion „Folienkartoffeln Schreddern!“ Kundgebung der
Interventionistischen Linken Berlin Bündnis von 30 Gruppen auf über 4
Kundgebungen mit Coronaschutz gegen rechtsoffene bis rechtsradikale
Kundgebungen #Hygienedemo Berlin-Mitte, 16.5.20
https://youtu.be/JNsaETAbUdY
Daniel Koch steht seit Februar unter Polizeischutz
Daniel Koch war als «Mr. Corona» omnipräsent. Deshalb steht er seit
Februar unter Polizeischutz – obwohl er gemäss eigenen Angaben keine
Drohungen erhielt.
„Das Fedpol bleibt aktiv. Das Umfeld der Anti-Lockdown-Demos werde «sehr eng» beobachtet.“
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/daniel-koch-steht-seit-februar-unter-polizeischutz-65725862
+++HISTORY
„Es gibt eben Dinge, an die man sich nicht zwingend kollektiv erinnern möchte“
Die beiden HistorikerInnen Monique Ligtenberg und Philipp Krauer vom
Verein „Zürich Kolonial“ arbeiten gerade an einer virtuellen Tour durch
die Vergangenheit der Limmatstadt. Das Lamm hat mit den beiden über
Völkerschauen in Altstetten, Rassenlehre an der UZH und Alfred Escher
gesprochen- und darüber, wie kritische Erinnerungskultur aussehen
könnte.
https://daslamm.ch/es-gibt-eben-dinge-an-die-man-sich-nicht-zwingend-kollektiv-erinnern-moechte/