Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++ZÜRICH
Kolumne: «Vielen Dank im Namen der Sans-Papiers an alle grosszügigen Menschen»
Geschätzt leben 10’000 Menschen ohne Papiere in Zürich, sogenannte
Sans-Papiers. Sie leben hier, sie arbeiten hier, aber sie haben (fast)
keine Rechte und keine Stimme. Licett Valverde, die als Sans-Papier in
die Schweiz kam, schreibt einmal im Monat auf Tsüri.ch über ihre
Erlebnisse.
https://tsri.ch/zh/kolumne-vielen-dank-im-namen-der-sans-papiers-an-alle-grosszugigen-menschen/
+++TÜRKEI
Corona-Krise: Die vergessenen Migranten der Türkei – Tagesschau
Kurz vor der Corona-Krise schickte die Türkei Hunderte von Migranten an
die griechische Grenze mit dem Versprechen: Die Grenzen seien offen, die
Menschen könnten weiter nach Europa. Wie geht es diesen Migranten jetzt
– eine Reportage.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/corona-krise-die-vergessenen-migranten-der-tuerkei?id=63c7df6e-f7c3-4689-9325-1812d04e8c76
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Das Patriarchat tötet!
In Gedenken an die in diesem Jahr 11 ermordeten Frauen* haben wir heute
den Justitiabrunnen in der Winterthurer Marktgasse rot eingefärbt.
https://barrikade.info/article/3542
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/justitiabrunnen-in-winterthur-pink-gefaerbt-00134827/
JUCH-RÄUMUNG:
«Etwas ist faul an dem Vertrag» – Nach Räumung des besetzten Juch-Areals fordern linke Politiker Aufklärung
Um Mitternacht lief das Ultimatum der Stadt Zürich ab, die Besetzer des
Juch-Areals riefen deshalb zum Widerstand auf. Am Samstag fand die
Polizei das Gelände in Altstetten indes verlassen vor.
https://www.nzz.ch/zuerich/polizei-raeumt-in-zuerich-das-besetzte-juch-areal-ld.1557815
Erklärung der Migrantifa zur Juch-Räumung
Die Geschichte des Juch ist eine Geschichte, welche eng mit der Geschichte des Rassismus in der Schweiz geknüpft ist.
https://barrikade.info/article/3543
https://twitter.com/JUCH_BLEIBT
—
Erneut illegale Corona-Demos in Stadt Zürich aufgelöst
Auf dem Sechseläutenplatz hat die Stadtpolizei Zürich erneut illegale
Kundgebungen aufgelöst. Mehrere Personen sind kontrolliert und verzeigt
worden.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/erneut-illegale-corona-demos-in-stadt-zuerich-aufgeloest-00134841/
Polizei räumt besetztes Juch-Areal
Um Mitternacht war die Stadtpolizei unverrichteter Dinge abgezogen.
Jetzt ist sie mit einem Grossaufgebot auf das Areal in Altstetten
zurückgekehrt. Die Besetzer hatten es bereits verlassen.
https://www.tagesanzeiger.ch/polizei-beginnt-mit-raeumung-des-juch-areals-620645939851
-> https://www.nzz.ch/zuerich/polizei-raeumt-in-zuerich-das-besetzte-juch-areal-ld.1557815
-> https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/ohne-widerstand-zuercher-stadtpolizei-raeumt-besetztes-juch-areal
-> https://www.20min.ch/story/polizei-raeumt-juch-areal-217358458072
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/polizisten-gegen-hausbesetzer-das-juch-areal-ist-geraeumt-137931475
-> https://www.zsz.ch/zuercher-stadtpolizei-umstellt-besetztes-juch-areal-832532493953
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/polizei-raeumt-besetztes-juch-areal-in-zuerich-00134820/
-> https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/838311441-mit-einem-grossaufgebot-gegen-die-besetzer-polizei-raeumt-das-juch-areal
-> https://www.nau.ch/ort/zurich/zurcher-stadtpolizei-raumt-besetztes-juch-areal-65712278
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/beamte-in-vollmontur-zuercher-stadtpolizei-raeumt-besetztes-juch-areal-id15903398.html
-> https://twitter.com/JUCH_BLEIBT
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/polizei-raeumt-juch-areal-besetzer-waren-bereits-weg-137933517
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/raeumung-des-juch-areals-ueberfaellig-oder-unverhaeltnismaessig-137933533
+++POLICE BE
«Er hat sich sehr abgeschottet»
Bei einem Polizeieinsatz in Adelboden wurde am Donnerstagabend ein Mann
getötet. Den Vorfall haben im Quartier noch nicht alle verdaut. Der
Verstorbene hatte sich offenbar stark von seiner Umwelt abgekapselt.
https://www.20min.ch/story/er-hat-sich-sehr-abgeschottet-814523598240
-> https://www.20min.ch/story/nach-einer-akuten-bedrohung-mann-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-toedlich-verletzt-454591953964
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/er-war-bewaffnet-mann-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-erschossen-id15903044.html
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/tragoedie-in-adelboden-mann-bei-polizeieinsatz-erschossen-137933596
-> https://www.derbund.ch/mann-stirbt-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-578813133530
—
bernerzeitung.ch 23.05.2020
Polizeieinsatz in Adelboden: Nachbarin: «Der Mann war krank»
Der Mann, der am Donnerstag durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe
starb, hatte offenbar keinen Kontakt zu Mitmenschen und war kein
Einheimischer.
Hans Urfer
«Ich denke, der Mann war krank», sagt die Frau an diesem Samstagmittag
am Rand des Hörnliwegs in Adelboden, ohne auf die Art der Krankheit
eingehen zu wollen. Sie wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft des
Mehrfamilienhauses, in welchem es am Auffahrtstag zu einem
Polizeieinsatz gekommen war.
Ein Bewohner hatte gedroht, sich etwas anzutun, und schloss sich in
einem Zimmer ein, wie die kantonale Staatsanwaltschaft für besondere
Aufgaben und die Kantonspolizei Bern am Freitagabend mitteilten. Es sei
zu einer «akuten Bedrohungssituation» gekommen. Eine Dienstwaffe kam zum
Einsatz, der Mann wurde getroffen und erlag noch vor Ort seiner
Verletzung.
«Schlecht geschlafen»
«Ich habe in der folgenden Nacht ganz schlecht geschlafen», sagt die
Nachbarin und weiss nur, dass der Mann kein Einheimischer ist. Eine
Frau, die mit dem Hund Gassi geht und ein paar Strassen weiter unten
wohnt, erfuhr aus den Medien davon. «Ich war natürlich geschockt. Hier
in Adelboden passiert ja sonst nie etwas, höchstens mal ein Unfall mit
dem Trottinett», sagt sie gegenüber dem Onlineportal 20 Minuten.
Auch ein Mann, der eben von seiner Ferienwohnung zu einem Ausflug
aufbricht, wundert sich, «dass so etwas im sicheren und ruhigen
Adelboden passiert». Den Mann, der erschossen wurde, habe er nicht
gekannt. Er sei allein gewesen und habe erst seit ein paar Wochen hier
gelebt. Das bestätigt auch eine ältere Frau, die in der Nähe des Tatorts
wohnt: «Er war jemand, der sich sehr abschottete und keinen Kontakt zu
den Leuten suchte.»
Keine weiteren Angaben
Keine Angaben zur Identität des getöteten Mannes macht die
Kantonspolizei Bern. «Die Ermittlungen werden durch die Kantonale
Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben geführt», sagt Kapo-Sprecherin
Letizia Paladino am Samstagmittag und will auch nicht ausführen, welche
«polizeilichen Abklärungen» durch ein ausserkantonales Polizeikorps in
Auftrag gegeben wurden.
(https://www.bernerzeitung.ch/nachbarin-der-mann-war-krank-619608524657)
+++POLIZEI DE
Tod im Polizeigewahrsam:Lagebedingtes Systemversagen
Aristeidis L. erstickt an Händen und Füßen gefesselt, während ihn vier Einsatzkräfte auf dem Bauch fixieren. Kein Einzelfall
https://taz.de/Tod-im-Polizeigewahrsam/!5684340/
+++ANTIRA
Seuchen und Stigmatisierung – «Die Schuld wird stets Randgruppen oder Fremden gegeben»
In der Coronakrise kommt es zu rassistischen Übergriffen. Das sei nicht neu, sagt der Medizinhistoriker Heiner Fangerau.
https://www.srf.ch/news/panorama/seuchen-und-stigmatisierung-die-schuld-wird-stets-randgruppen-oder-fremden-gegeben
Kampf gegen anti-asiatischen Rassismus: „Wir alle haben es satt, dass Leute über uns reden und nicht mit uns“
bento stellt drei Menschen vor, die sich in Projekten und Vereinen gegen Alltagsrassismus engagieren.
https://www.bento.de/politik/corona-rassismus-und-was-projekte-wie-ich-bin-kein-virus-dagegen-tun-a-4470fad9-daeb-4786-8dcb-2ec8b3687691
+++RECHTSEXTREMISMUS
Der Präsident der Basler Pnos-Sektion forderte die Sterilisation von Juden – nun ist er angezeigt worden
Tobias Steiger verbreitete im Netz antisemitische Propaganda. Zudem
forderte er gegenüber einem Journalisten die Sterilisation von Juden.
Diese Aussage widerspreche der Antirassismusstrafnorm, findet eine
Basler NGO und hat Steiger angezeigt.
https://www.nzz.ch/schweiz/pnos-verbreitet-antisemitische-verschwoerungstheorie-ld.1557710
-> https://bajour.ch/a/BTgstHzZJuqJ56J4/so-sprengen-linksautonome-rechtsradikale-netzwerke
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Unispital distanziert sich von umstrittenen Aussagen: Zürcher Oberarzt verharmlost Corona-Epidemie
In einer Videobotschaft kritisiert ein Oberarzt des Zürcher Unispitals
die Corona-Schutzmassnahmen der Behörden. Während die Aufnahme fleissig
im Internet herumgereicht wird, distanziert sich das Spital von den
umstrittenen Aussagen des Mitarbeiters.
https://www.blick.ch/news/schweiz/unispital-distanziert-sich-von-umstrittenen-aussagen-corona-kritiker-feiern-videobotschaft-von-zuercher-oberarzt-id15903859.html
-> https://www.20min.ch/story/oberarzt-postet-corona-video-zuercher-unispital-distanziert-sich-von-aussagen-283796885783
-> https://www.derbund.ch/oberarzt-postet-corona-video-zuercher-unispital-distanziert-sich-524935823440
Treiber und Getriebene: Ein Blick in die Szenen der Corona-Skeptiker
Sie kämpfen für die Versammlungsfreiheit, die sie noch nie nutzten: Die
Corona-Rebellen sind eine spezielle Randerscheinung der Krise. Doch so
klein, wie ihr öffentlicher Auftritt vermuten lässt, ist die Szene mit
rechtsextremen Bezügen nicht. Der erste Teil einer Recherche der
«Schweiz am Wochenende».
https://www.bzbasel.ch/basel/baselbiet/treiber-und-getriebene-ein-blick-in-die-szenen-der-corona-skeptiker-137929298
Wegen «sehr tiefer Nachfrage»: Coop verbannt Energydrink von Corona-Verschwörer Attila Hildmann
Vegan-Koch Attila Hildmann vertritt wilde Theorien über das Coronavirus.
Jetzt nimmt Coop seinen Energydrink «Daisho» aus dem Sortiment.
https://www.blick.ch/news/schweiz/wegen-sehr-tiefer-nachfrage-coop-verbannt-energydrink-von-corona-verschwoerer-attila-hildmann-id15903954.html
„Widerwärtiger Tabubruch“: NS-Vergleiche während Corona
Ein Judenstern mit der Aufschrift „ungeimpft“, Vergleiche zwischen
Christian Drosten und SS-Mörder Josef Mengele – im Netz und auf den
Hygiene-Kundgebungen sind NS-Vergleiche allgegenwärtig. Politik und
Wissenschaft warnen.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/widerwaertiger-tabubruch-ns-vergleiche-waehrend-corona,Rzj6QCv
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DEMOS:
BE:
Ticker/Artikel:
-> https://www.derbund.ch/ticker-corona-kanton-bern-594319178143
-> https://www.bernerzeitung.ch/wie-geht-die-polizei-dieses-mal-gegen-lockdown-gegner-vor-332863907343
-> https://www.20min.ch/story/corona-rebellen-rufen-erneut-zu-protest-auf-796638382576
-> https://www.watson.ch/schweiz/liveticker/458355783-coronavirus-schweiz-parmelin-will-moeglichst-rasch-aus-notrecht-aussteigen
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-live-afrika-verzeichnet-uber-100000-corona-falle-65712194
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/aktuelle-news-zum-coronavirus-ticker-zum-sars-aehnlichen-virus-aus-china-id15715896.html
-> https://telebasel.ch/2020/05/23/polizei-verhindert-erneut-corona-demo-in-bern/?channel=105105
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/vierte-anti-lockdown-demo-fast-mehr-polizisten-als-demonstranten-137933624
-> https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/schweiz/weniger-demonstrierende-gegen-covid-19-massnahmen-des-bundesrates
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/corona-demos-in-bern-und-zuerich-ich-will-mich-frei-bewegen-koennen-id15903938.html
Twitter:
-> https://twitter.com/edi_schwarz/status/1264169454210109442
-> https://twitter.com/IRebellen/status/1264168604435709952
-> https://twitter.com/IRebellen
Tweets Kapo Bern:
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264184211696738304
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264172886945865730
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264167420215910401
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264153285856055296
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264145001916891138
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derbund.ch 23.05.2020
Mahnwache gegen Corona-MassnahmenViel Polizei, kaum Demonstranten
Zum wiederholten Male wurde in Bern zu einer illegalen Kundgebung
aufgerufen. Die Polizei löste die Demonstration aber schon nach kurzer
Zeit auf.
Simon Wälti
https://cdn.unitycms.io/image/ocroped/1600,1600,1000,1000,0,0/n6Lm5_rhM0A/C93Ex2LPqSfBDkBo0FzeQz.jpg
Auch wenn zahlreiche Einschränkungen bereits gelockert sind,
demonstriert wird noch immer gegen den Lockdown und die angebliche
Corona-Diktatur. Am Samstagnachmittag in Bern blieb es aber beim Versuch
der Kundgebung. Die Polizei ist mit einem grossen Aufgebot präsent, der
Bundesplatz ist abgesperrt.
Um 14 Uhr, dem Beginn der Mahnwache, sind nur wenige Dutzend
Demonstrierende in kleinen Gruppen zu sehen. Eine Frau hat ein Tuch mit
Parolen auf den Boden gelegt und ruft: «Kommt mir nicht zu nahe, ich
will nicht abgeführt werden.» Sie nimmt damit Bezug auf vergangenen
Samstag, als zahlreiche Personen weggeführt und angezeigt wurden. Das
Einschreiten der Polizei scheint den Elan zum Demonstrieren gebremst zu
haben. Das regnerische Wetter ist ein weiterer Grund für den
Mini-Aufmarsch.
–
Zur Kundgebung am Samstag kamen weniger Leute als bisher.
sda
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv423855h.mp4
–
Schon kurz nach 14 Uhr ziehen die Polizisten Schutzmasken an und
kontrollieren die Anwesenden. Mehrere Dutzend Personen seien weggewiesen
worden, sagt Polizeisprecherin Ramona Mock. Drei Personen wurden wegen
Verstosses gegen die Corona-Verordnung vorübergehend in Gewahrsam
genommen. Sie erhielten eine Fernhalteverfügung.
«Will meinen Mann zurück»
Gemäss Polizei sind «Kundgebungen in kleinen Gruppen zwar erlaubt, aber
wenn mehr als fünf Personen im selben Gebiet demonstrieren, ist dies
nach wie vor verboten.» Beim Bundesplatz würde also höchstens eine
Gruppe von maximal fünf Personen toleriert.
Als ein Mann weggeführt wird, weil er sich nicht ausweisen kann oder
will, kommt es zu einem kurzen Drama. Seine Frau ruft: «Ich will meinen
Mann zurück.» Die Kinder weinen. Polizisten schirmen die Gruppe gegen
andere Personen ab. Sie werden lautstark als Feiglinge beschimpft. Nach
wenigen Minuten wird der Mann zurück zu seiner Familie gebracht. Die
Familie umarmt sich erleichtert, die Polizei zieht sich zurück.
https://cdn.unitycms.io/image/ocroped/1600,1600,1000,1000,0,0/rb9YyAXV9pI/AMqLPFrAavxBMw05GtTute.jpg
Bereits nach einer Stunde haben sich die Demonstrierenden weitgehend
zerstreut. Laut der Polizei wurde den Anweisungen mehrheitlich Folge
geleistet, der Einsatz sei ruhig verlaufen. An den ersten beiden
Mai-Samstagen hatten jeweils Hunderte Menschen in Bern gegen die
Corona-Massnahmen des Bundes demonstriert. Am vergangenen Samstag
erstickte die Polizei erstmals jeglichen Demo-Versuch im Keim.
(https://www.derbund.ch/viel-polizei-kaum-demonstranten-367684338162)
—
bernerzeitung.ch 23.05.2020
Lockdown-Gegner in BernDie Polizei lässt einer illegalen Demonstration keine Chance
Zum wiederholten Male wurde in Bern zu einer Demo gegen die
Corona-Massnahmen aufgerufen. Die Polizei hat diese mit einem
Grossaufgebot verhindert.
Polizei zeigt fünf Personen an
Die Kantonspolizei Bern hat im Zusammenhang mit der Demonstration gegen die Corona-Massnahmen fünf Personen angezeigt.
Zwei Personen erhielten eine Anzeige wegen der Widerhandlung gegen eine
amtliche Verfügung. «Sie haben sich nicht an eine Wegweisung gehalten»,
sagt Polizeisprecherin Ramona Mock.
Drei weitere Personen wurden wegen des Verstosses gegen die
Covid-19-Verordnung angezeigt und erhielten eine Fernhalteverfügung.
«Sie dürfen während vier Wochen in der Stadt Bern nicht an verbotenen
Veranstaltungen oder Menschenansammlungen teilnehmen.» Falls sie dort
festgestellt würden, könnten sie direkt verzeigt werden und müssten
nicht zuerst weggewiesen werden, so Mock.
Die Demonstranten hielten sich ab 14 Uhr rund um den abgesperrten
Bundesplatz auf. Die Polizei kontrollierte Personen und sprach mehrere
Dutzend Wegweisungen aus. Nach 16 Uhr löste sich die Demonstration
endgültig auf. Auf der Allmend fanden sich, anders als vor einer Woche,
keine Demonstranten ein. (rei)
15:26 Uhr
Laut Polizei ist die Demo praktisch vorbei
15:14 Uhr
Kinder an der Demo
Nicht zum ersten Mal führen Kundgebungsteilnehmer auch ihre Kinder mit.
Im Falle dieser Frau, deren Mann offenbar von der Polizei abgeführt
worden ist, kein schönes Erlebnis für die Kleinen.
–
Eine Demonstrantin nutzt ihre Kinder quasi als Schutzschild.
Video: Jürg Spori
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv423849h.mp4
–
14:35 Uhr
Kapo-Update
14:17 Uhr
Erste Ansammlungen
Dem Tweet der Kapo zufolge kommt es nun aber zu ersten grösseren
Ansammlungen. Sie betont noch einmal, dass Gruppen ab sechs Personen
verboten sind:
14:00 Uhr
Noch alles friedlich
Die ersten Demonstranten haben ihre Schilder gezückt und Transparente
ausgerollt. Noch halten sie sich an die Corona-Verhaltensregeln.
13:25 Uhr
Bundesplatz abgesperrt
Der Markt ist vorbei, nun kommen die Absperrgitter zum Einsatz, die
schon seit den Morgenstunden bereitgestanden hatten. Das Polizeiaufgebot
erscheint noch grösser als vergangene Woche, Demonstranten sind
hingegen noch kaum auszumachen.
Neu hat die Polizei beim Bundeshaus ein weisses Zelt aufgestellt – wohl,
um gegebenenfalls ungestört die Personalien angehaltener Demonstranten
aufzunehmen. Den Aufrufen zufolge soll die Kundgebung um 14 Uhr
beginnen. (jsp/mb)
Ausgangslage
Die Berner Kantonspolizei will allfälligen unerlaubten Kundgebungen am
Samstag erneut mit einem grösseren Aufgebot begegnen. Wie schon an den
letzten Samstagen wird ein Aufmarsch von Gegnern der bundesrätlichen
Corona-Massnahmen erwartet. Einzelne bekannte Lockdown-Gegner dürften
jedoch nicht dabei sein: In sieben Fällen hat die Polizei am letzten
Samstag ein Rayonverbot ausgesprochen.
Entsprechende Aufrufe kursierten in sozialen Medien. Die Polizei
schliesst daher nicht aus, dass sich zahlreiche Personen bewusst zu
einer – in dieser Grösse nach wie vor vom Bund verbotenen –
Demonstration zusammenfinden können. Die Polizei will den Ansammlungen
wiederum mit einem entsprechenden Aufgebot begegnen, wie sie am Freitag
mitteilte. (SDA/bit)
(https://www.bernerzeitung.ch/wie-geht-die-polizei-dieses-mal-gegen-lockdown-gegner-vor-332863907343)
—
SG:
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/stgaller-stadt-ticker-schutzmaske-aus-stgaller-spitze-treten-corona-rebellen-wieder-an-das-froschmaedchen-kommt-per-internet-statt-live-im-kreuzgang-ld.1084940
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/nasser-protest-137933322
ZH:
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/corona-demonstrationen-deutlich-weniger-lockdown-gegner-auf-der-strasse-137933577
-> https://www.telem1.ch/aktuell/grosses-polizeiaufgebot-und-nur-wenig-teilnehmende-an-corona-demonstrationen-137933589
-> https://twitter.com/IRebellen
+++HISTORY
«Schwarzenbach huldigte einem kulturalistischen Rassismus»
Vor 50 Jahren wurde die Initiative von James Schwarzenbach abgelehnt.
Der Abstimmungskampf war erbittert, wie Historiker Patrick Kury erklärt.
https://www.derbund.ch/schwarzenbach-huldigte-einem-kulturalistischen-rassismus-429684877182
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derbund.ch 23.05.2020
50 Jahre Überfremdungsinitiative: Sie schufteten und hatten Angst
Arbeiten und schweigen: Für Tausende von Gastarbeitern war dies die
Losung in der Hochkonjunktur. Dann kam die Initiative von Schwarzenbach –
und verunsicherte auch Berns Italiener.
Simon Wälti, Céline Rüttimann
Neue Häuser, Strassen, Tunnel, Staumauern, Brücken – ein dichtes Netz
moderner Infrastruktur entstand in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in der Schweiz. Gastarbeiter aus Italien und anderen
Ländern strömten in die Schweiz, mauerten, hämmerten, betonierten. In
den Fabriken sassen ihre Frauen an den Fliessbändern und Maschinen,
sortierten Schokoladen, nähten Kleider, fertigten Schuhe für die
Wohlstandsgesellschaft. Zählte die Schweiz 1950 noch 285’000
Ausländerinnen und Ausländer, stieg diese Zahl bis 1960 auf 585’000 und
bis 1970 auf über eine Million. Der Ausländeranteil betrug nun gut 17
Prozent.
Doch in den 1960er-Jahren stieg die Ablehnung, die sich bei manchen bis
zum Fremdenhass steigerte: Italiener wurden für alle Missstände
verantwortlich gemacht. Sie wurden beschimpft. Die Gastarbeiter taten
so, als hörten sie nichts, krampften weiter, schwitzten, schickten Geld
in die Heimat, reisten an Feiertagen – und um zu wählen – in Extrazügen
durch Gotthard und Simplon in den Süden. Der rechtspopulistische
Nationalrat James Schwarzenbach lancierte seine Initiative gegen
Überfremdung. Bei einer Annahme am 7. Juni 1970 hätten Hunderttausende
die Schweiz verlassen müssen.
«Eine Zeit der Angst»
Das hätte auch Mario Renna treffen können. «Es war eine Zeit der Angst»,
erinnert er sich. Renna arbeitete zu dieser Zeit bei einer Berner Firma
auf dem Bau. «Man war nicht geschützt, indem man besser schuftete als
der andere, es konnte jeden treffen», sagt er. Wegweisungen wurden
manchmal für Lappalien ausgesprochen, die Fremdenpolizei war schnell mit
dem Stempel «R» für «refusé» bei der Hand. Doch immerhin: Anfeindungen
habe er keine erlebt, sagt Renna. «Bis heute nicht. Mit mir sind die
Leute alle anständig.»
Renna kam 1961 als junger Mann mit einem Kollegen nach Bern. «Wir hatten
gehört, dass wir in der Schweiz viel mehr verdienen als in Italien»,
sagt er. Für ihn war vieles neu. «Ich hatte in meinem Leben noch nie ein
Tram gesehen.» Zuerst war Renna Saisonnier, später bekam er eine
Niederlassungsbewilligung. Deutsch lernte er, indem er den «Blick»
studierte und Fernsehsendungen schaute. Einbürgern lassen wollte er sich
dagegen nie. «Aber meine Tochter besitzt mittlerweile den Schweizer
Pass.»
Oder Donato Cancellara. Er folgte 1965 seinem Bruder, der eine
Anstellung als Chauffeur gefunden hatte, aus Süditalien nach Bern. Er
arbeitete als Mitfahrer und Aushelfer, dann in der Maschinenfabrik Wifag
in Bern, anschliessend als Klimaanlagenmonteur. Man müsse sich
integrieren, sagt er. «Die Schweiz hat uns alles gegeben, wir haben es
schön gehabt in der Schweiz», sagt der Vater des 2016 zurückgetretenen
Radrennfahrers Fabio Cancellara. Man habe «dürezoge».
Keine offenen Arme
Es sei der «erbittertste Abstimmungskampf nach dem Zweiten Weltkrieg»
gewesen, sagt Historiker Patrick Kury. «Es gab damals wenige so
emotionale Themen in der Schweizer Politik.» Das habe an der Radikalität
der Vorlage gelegen. Schwarzenbach selber strickte am Mythos «Einer
gegen alle». Am 1. August 1970 inszenierte er sich vor dem
Winkelried-Denkmal bei Sempach.
Über die Schwarzenbach-Initiative sei damals viel gesprochen worden,
erinnert sich Cancellara. Man munterte sich gegenseitig auf: Wer keinen
Dreck am Stecken habe und sich benehme, habe nichts zu befürchten.
Jammern oder sich beklagen, das will Donato Cancellara nicht. Doch er
und seine Landsleute wurden nicht mit offenen Armen empfangen. Klar,
habe es manchmal geheissen: «He, Tschinggu.» Auch Donato hörte die
Vorwürfe: «Dir Soucheibe, näht üs d’Froue wäg.» Und auf der Arbeit sagte
der eine oder andere: Mach vorwärts, sonst kannst du zurück über den
Gotthard. Die Schimpfworte trafen ihn, er denkt heute, es sei nicht
gerecht, wenn man alles gebe und dann noch der «Löli» sein solle –
schliesslich habe die Schweiz ja auch Arbeitskräfte benötigt. Doch
damals sagte er sich wie viele andere: «Schaffe u schwige.» In den
1980er-Jahren wurde Cancellara, der mit einer Schweizerin verheiratet
ist, eingebürgert. «Klar, bin ich Schweizer», sagt er heute. «ich bin
aber auch ein Italo geblieben.»
«… und es kamen Menschen»
Die Gegner der Initiative wählten das Wortspiel «Schwarzen-bach-ab» als
Parole und verliehen damit ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das Stimmvolk
die Initiative bachab schicken möge – was dann am 7. Juni auch
tatsächlich eintrat. In einer aufgeheizten Atmosphäre wurden Plakate der
Befürworter mit Hakenkreuzen verschmiert, der Nationalrat der
Nationalen Aktion, James Schwarzenbach, der Urheber der Initiative, als
Faschist und Rassist bezeichnet. Viel zitiert wurde im Abstimmungskampf
die bekannte Äusserung von Max Frisch: «Wir riefen Arbeitskräfte, und es
kamen Menschen.»
Aus Apulien ins Emmental
Bauunternehmer Bruno Marazzi ist in Langnau i.E. aufgewachsen. Sein
Grossvater kam 1902 aus der Lombardei ins Emmental und siedelte sich in
Signau an. Bruno Marazzi übernahm das Geschäft 1972 in dritter
Generation und baute die Firma zur Generalunternehmung aus. Marazzi
erinnert sich, dass es als Bauunternehmer in den 1970er-Jahren mühsam
war, genügend Aufenthaltsbewilligungen für die ausländischen Bauarbeiter
zu erhalten. Er rekrutierte damals vor allem Fremdarbeiter aus
Süditalien. «Das waren alles sehr gute und seriöse Leute sowie
allerbeste Handwerker. Sie hatten das Bauen im Blut.» 2006 wurde die
Marazzi-Gruppe an den französischen Bouygues-Konzern, zu deren Töchter
auch die Losinger SA gehört, verkauft. Fünf Jahre später wurden die
beiden Firmen zu Losinger Marazzi zusammengeschlossen.
Die Behörden waren damals von der Flut der Anträge und Gesuche
überlastet. In der Schalterhalle sei nicht selten das Chaos
ausgebrochen, erinnert sich ein damaliger Angestellter der
Fremdenpolizei des stark industrialisierten Halbkantons Baselland. Der
junge Kanzlist wurde jeweils an die «Front» geschickt, wenn Andrang und
Aufregung am grössten waren, weil er in der Schule Italienisch gelernt
hatte. Es war eine Herausforderung, die lautstarken Wortsalven richtig
zu interpretieren und aus den nicht immer zentral und ordentlich
abgelegten Ausweispapieren die richtigen herauszufischen. Etliche
Saisonniers waren zu jener Zeit in den 1960er-Jahren Analphabeten.
Mussten sie etwas unterschreiben, sagten sie nicht selten «Mache de
Kruz» und zeichneten Kreuze aufs Blatt. Während die Fremdenpolizei
bremste und die Einwanderung zurückfahren wollte, nahmen andere
Verwaltungszweige die Haltung der Wirtschaft ein: Die Arbeitskräfte
werden gebraucht, stellt die Ausweispapiere aus – und zwar speditiv.
Integration durch Sport
Die Integration war damals kein Ziel der Politik. Man war froh, wenn
sich die Gastarbeiter nicht dauerhaft niederliessen. Vielleicht auch
deshalb wurde der Sport zu einem wichtigen Mittel im Kampf um einen
Platz in der Gesellschaft. Bei Cancellara war es in erster Linie das
Velo, er war einer der Gründer des Veloclubs Casa d’Italia in Bern. Bei
Franco Russo, Jahrgang 1964, aufgewachsen in der Länggasse und in
Bümpliz, war es der Fussball. Als Junior spielte er für die AS Italiana,
damals noch auf dem Loryplatz. Heute ist er Präsident des 1927
gegründeten Fussballclubs SCI Esperia, der eine grosse Juniorenabteilung
führt.
Russos Eltern wanderten in den 1960er-Jahren aus Italien ein. Als die
Initiative zur Abstimmung gelangte, war Franco Russo noch ein Kind, aber
eines hat sich ihm trotzdem eingeprägt. «Das machte Angst und
verunsicherte die Generation meiner Eltern», sagt er. Viele Gastarbeiter
seien nach einigen Jahren zurück in die Heimat gereist, auch weil in
der Schweiz in den 1970er-Jahren wegen der Ölkrise eine Rezession
einsetzte. Doch in Italien sei die Arbeitslosigkeit hoch und die
Perspektiven schlecht gewesen.
Damals gab es auch auf linker Seite Sympathien für das Anliegen.
«Büezer» wetterten, die südländischen Saisonniers nähmen ihnen die
Arbeitsplätze, die Wohnungen und die Frauen weg. Das Argument, dass
Schweizer zuerst kommen sollten, kam bei ihnen gut an, obwohl
Schwarzenbach mit seinem geschniegelten Auftreten und
elitär-intellektuellen Habitus weit von der Arbeitswelt der Baustellen
und Fabriken entfernt war.
Die Ablehnung musste auch Marina Frigerio schmerzlich erfahren:
Frigerios Familie stammte aus der Lombardei, wohnte aber in der Nähe von
Lugano. «Meine Eltern sprachen Tessiner Dialekt, und wir wurden oft als
Einheimische angesehen.» Dennoch erinnert sie sich an das Gemurmel und
Gejammer gegen Migranten im Postauto, im Postbüro, im Coop. «Morgen seid
ihr draussen», hörte sie in den 1970er-Jahren von Mitschülern. Oder:
«Ihr Scheissitaliener!» Sie war damals 11 Jahre alt und ging in einem
Tessiner Dorf in die Schule. «Andere Schüler waren aber sehr herzig und
wohlgesinnt», sagt Frigerio. Und andere italienische Kinder, die geweint
haben, wurden von ihr getröstet. Ihr Vater sei damals drauf und dran
gewesen, die Koffer zu packen, um die Schweiz zu verlassen. Denn auch er
musste sich Beleidigungen anhören. «Wahrscheinlich wären andere vor uns
ausgewiesen worden, aber wir wären wohl auch gegangen – aus Stolz.»
Weissbrot mit Tomatenpüree
Die Generation, die damals nach dem Krieg in die Schweiz kam, blieb
mehrheitlich unter sich. Die Arbeiter waren sparsam, schickten Geld in
den Süden und unterhielten dort «eine kleine Sippe», wie sich
Bauunternehmer Marazzi erinnert. Zur Arbeit erschienen sie zu Fuss oder
mit dem Velo. Ihre Verpflegung am Mittag auf der Baustelle bestand aus
einem Weissbrot, das sie mit Tomatenpüree bestrichen. Am Abend assen sie
zu Hause Spaghetti. «Sie wollten sich noch nicht so richtig
assimilieren. Auch hatten sie Mühe mit der berndeutschen Sprache», sagt
Marazzi. Im Dezember reisten sie als Saisonniers nach Italien zurück und
kamen erst im Frühling wieder in die Schweiz zurück. Viele Gastarbeiter
gingen auch mit 50 oder 55 Jahren definitiv nach Italien zurück,
nachdem sie sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet hatten.
Man habe sich stark um die Gastarbeiter gekümmert, sagt Marazzi. «Wir
haben ihnen Wohnungen und den Hausrat zur Verfügung gestellt und uns
ihrer familiären und sozialen Probleme angenommen.» Etliche seien in der
Schweiz geblieben und sesshaft geworden. «Es freut mich, wie gut sich
diese in der Schweiz integriert und etabliert haben», sagt Marazzi.
«Viele waren fast wie eigene Kinder.»
Für den Secondo Franco Russo verlief die Schulzeit «ohne Reibereien»
wegen seiner Herkunft. «Zu meinen besten Freunden gehörten und gehören
auch viele Schweizer.» Trotzdem ist Russo nicht eingebürgert, mit seinem
C-Ausweis habe es aber nie Probleme gegeben, sagt er. Der Papierkrieg
und die Fragerei gingen ihm gegen den Strich. «Die Schweiz könnte schon
ein bisschen offener und freier sein bei Kindern von Secondos», findet
er. Russo hat sich ein Geschäft für Bäder und Sanitäreinrichtungen
aufgebaut, in der Freizeit engagiert er sich seit langem in
Sportvereinen. «Man sollte sich solidarisch zeigen und nicht nur zu
seinem eigenen Gärtchen schauen.»
Am Beispiel der italienischen Saisonniers zeigt sich, wie langwierig und
anspruchsvoll der Prozess der Integration abläuft. Eine
Blitz-Integration gibt es nicht. Oft dauert es mehrere Generationen bis
zur Chancengleichheit und zur Akzeptanz in der Gesellschaft, bis es
heisst: Sie gehören zu uns.
Marina Frigerio arbeitet heute als Psychotherapeutin für Kinder und
Jugendliche in Bern. In diesem Rahmen hat sie mit Kindern von Migranten
zu tun. Auch bei diesen hinterlassen Initiativen, die gegen Ausländer
Stimmung machen, ihre Spuren. «Ich weiss genau, was sie dabei fühlen,
wenn sie auf dem Schulweg überall Plakate sehen, die ihre Eltern als
Schmarotzer und schwarze Schafe darstellen.»
–
Überfremdungsideologe aus gutem Hause
James Schwarzenbach (1911–1994) stammte aus einer begüterten Zürcher
Industriellenfamilie. Während seines Geschichtsstudiums konvertierte er
zum Katholizismus. In seiner Jugend war Schwarzenbach Mitglied der
faschistischen Nationalen Front. Die antifaschistische Schriftstellerin
Annemarie Schwarzenbach war seine Cousine. Nach dem Zweiten Weltkrieg
übernahm er in Zürich einen Verlag, der auch antisemitische Schriften
vertrieb. Schwarzenbach schuf sich in den 1950er-Jahren einen Namen als
glühender Antikommunist. Der konservative Intellektuelle arbeitete für
verschiedene Zeitungen als Redaktor und schrieb auch Heimatromane.
1967 wurde Schwarzenbach als Kandidat der rechtsgerichteten Nationalen
Aktion in den Nationalrat gewählt. Eine erste Initiative gegen die
Überfremdung der Schweiz kam von der eher linksliberalen Demokratischen
Partei. Als diese zurückgezogen wurde, lancierte der redegewandte
Schwarzenbach eine eigene Initiative. Die Ausländerzahl sollte auf 10
Prozent der Bevölkerung beschränkt werden. Eine Ausnahme war für den
Kanton Genf vorgesehen. Das hätte die Ausweisung von rund 300’000 bis
400’000 Menschen bedeutet. Die Stimmbeteiligung am 7. Juni 1970 war mit
knapp 75 Prozent sehr hoch. Mit einem Nein-Anteil von 54 Prozent wurde
die Initiative verworfen. Acht Kantone – darunter auch der Kanton Bern –
nahmen die Initiative an. Zum Nein beigetragen hat wohl auch die
Massnahme des Bundesrats im März 1970, die Zuwanderung mit einer
Kontingentierung zu steuern.
Bei den Wahlen im Herbst 1971 profitierten rechte Kreise von der
Popularität des Anliegens. Schwarzenbach war inzwischen aus der
Nationalen Aktion ausgetreten und hatte die Republikanische Bewegung
gegründet. Die Republikanische Bewegung errang sieben Mandate, die
Nationale Aktion kam auf deren vier. Es waren die ersten nationalen
Wahlen, an denen die Frauen das Stimmrecht besassen. Schwarzenbach sass
bis Ende 1978 im Nationalrat. Schon vorher war er als Obmann der
Republikanischen Bewegung zurückgetreten. (wal)
(https://www.derbund.ch/sie-schufteten-und-hatten-angst-662699083962)