Medienspiegel 23. Mai 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++ZÜRICH
Kolumne: «Vielen Dank im Namen der Sans-Papiers an alle grosszügigen Menschen»
Geschätzt leben 10’000 Menschen ohne Papiere in Zürich, sogenannte Sans-Papiers. Sie leben hier, sie arbeiten hier, aber sie haben (fast) keine Rechte und keine Stimme. Licett Valverde, die als Sans-Papier in die Schweiz kam, schreibt einmal im Monat auf Tsüri.ch über ihre Erlebnisse.
https://tsri.ch/zh/kolumne-vielen-dank-im-namen-der-sans-papiers-an-alle-grosszugigen-menschen/


+++TÜRKEI
Corona-Krise: Die vergessenen Migranten der Türkei – Tagesschau
Kurz vor der Corona-Krise schickte die Türkei Hunderte von Migranten an die griechische Grenze mit dem Versprechen: Die Grenzen seien offen, die Menschen könnten weiter nach Europa. Wie geht es diesen Migranten jetzt – eine Reportage.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/corona-krise-die-vergessenen-migranten-der-tuerkei?id=63c7df6e-f7c3-4689-9325-1812d04e8c76


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Das Patriarchat tötet!
In Gedenken an die in diesem Jahr 11 ermordeten Frauen* haben wir heute den Justitiabrunnen in der Winterthurer Marktgasse rot eingefärbt.
https://barrikade.info/article/3542
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/justitiabrunnen-in-winterthur-pink-gefaerbt-00134827/


JUCH-RÄUMUNG:
«Etwas ist faul an dem Vertrag» – Nach Räumung des besetzten Juch-Areals fordern linke Politiker Aufklärung
Um Mitternacht lief das Ultimatum der Stadt Zürich ab, die Besetzer des Juch-Areals riefen deshalb zum Widerstand auf. Am Samstag fand die Polizei das Gelände in Altstetten indes verlassen vor.
https://www.nzz.ch/zuerich/polizei-raeumt-in-zuerich-das-besetzte-juch-areal-ld.1557815


Erklärung der Migrantifa zur Juch-Räumung
Die Geschichte des Juch ist eine Geschichte, welche eng mit der Geschichte des Rassismus in der Schweiz geknüpft ist.
https://barrikade.info/article/3543

https://twitter.com/JUCH_BLEIBT



Erneut illegale Corona-Demos in Stadt Zürich aufgelöst
Auf dem Sechseläutenplatz hat die Stadtpolizei Zürich erneut illegale Kundgebungen aufgelöst. Mehrere Personen sind kontrolliert und verzeigt worden.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/erneut-illegale-corona-demos-in-stadt-zuerich-aufgeloest-00134841/


Polizei räumt besetztes Juch-Areal
Um Mitternacht war die Stadtpolizei unverrichteter Dinge abgezogen. Jetzt ist sie mit einem Grossaufgebot auf das Areal in Altstetten zurückgekehrt. Die Besetzer hatten es bereits verlassen.
https://www.tagesanzeiger.ch/polizei-beginnt-mit-raeumung-des-juch-areals-620645939851
-> https://www.nzz.ch/zuerich/polizei-raeumt-in-zuerich-das-besetzte-juch-areal-ld.1557815
-> https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/ohne-widerstand-zuercher-stadtpolizei-raeumt-besetztes-juch-areal
-> https://www.20min.ch/story/polizei-raeumt-juch-areal-217358458072
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/polizisten-gegen-hausbesetzer-das-juch-areal-ist-geraeumt-137931475
-> https://www.zsz.ch/zuercher-stadtpolizei-umstellt-besetztes-juch-areal-832532493953
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/polizei-raeumt-besetztes-juch-areal-in-zuerich-00134820/
-> https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/838311441-mit-einem-grossaufgebot-gegen-die-besetzer-polizei-raeumt-das-juch-areal
-> https://www.nau.ch/ort/zurich/zurcher-stadtpolizei-raumt-besetztes-juch-areal-65712278
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/beamte-in-vollmontur-zuercher-stadtpolizei-raeumt-besetztes-juch-areal-id15903398.html
-> https://twitter.com/JUCH_BLEIBT
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/polizei-raeumt-juch-areal-besetzer-waren-bereits-weg-137933517
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/raeumung-des-juch-areals-ueberfaellig-oder-unverhaeltnismaessig-137933533


+++POLICE BE
«Er hat sich sehr abgeschottet»
Bei einem Polizeieinsatz in Adelboden wurde am Donnerstagabend ein Mann getötet. Den Vorfall haben im Quartier noch nicht alle verdaut. Der Verstorbene hatte sich offenbar stark von seiner Umwelt abgekapselt.
https://www.20min.ch/story/er-hat-sich-sehr-abgeschottet-814523598240
-> https://www.20min.ch/story/nach-einer-akuten-bedrohung-mann-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-toedlich-verletzt-454591953964
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/er-war-bewaffnet-mann-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-erschossen-id15903044.html
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/tragoedie-in-adelboden-mann-bei-polizeieinsatz-erschossen-137933596
-> https://www.derbund.ch/mann-stirbt-bei-polizeieinsatz-in-adelboden-578813133530


bernerzeitung.ch 23.05.2020

Polizeieinsatz in Adelboden: Nachbarin: «Der Mann war krank»

Der Mann, der am Donnerstag durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe starb, hatte offenbar keinen Kontakt zu Mitmenschen und war kein Einheimischer.

Hans Urfer

«Ich denke, der Mann war krank», sagt die Frau an diesem Samstagmittag am Rand des Hörnliwegs in Adelboden, ohne auf die Art der Krankheit eingehen zu wollen. Sie wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft des Mehrfamilienhauses, in welchem es am Auffahrtstag zu einem Polizeieinsatz gekommen war.

Ein Bewohner hatte gedroht, sich etwas anzutun, und schloss sich in einem Zimmer ein, wie die kantonale Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben und die Kantonspolizei Bern am Freitagabend mitteilten. Es sei zu einer «akuten Bedrohungssituation» gekommen. Eine Dienstwaffe kam zum Einsatz, der Mann wurde getroffen und erlag noch vor Ort seiner Verletzung.
«Schlecht geschlafen»

«Ich habe in der folgenden Nacht ganz schlecht geschlafen», sagt die Nachbarin und weiss nur, dass der Mann kein Einheimischer ist. Eine Frau, die mit dem Hund Gassi geht und ein paar Strassen weiter unten wohnt, erfuhr aus den Medien davon. «Ich war natürlich geschockt. Hier in Adelboden passiert ja sonst nie etwas, höchstens mal ein Unfall mit dem Trottinett», sagt sie gegenüber dem Onlineportal 20 Minuten.

Auch ein Mann, der eben von seiner Ferienwohnung zu einem Ausflug aufbricht, wundert sich, «dass so etwas im sicheren und ruhigen Adelboden passiert». Den Mann, der erschossen wurde, habe er nicht gekannt. Er sei allein gewesen und habe erst seit ein paar Wochen hier gelebt. Das bestätigt auch eine ältere Frau, die in der Nähe des Tatorts wohnt: «Er war jemand, der sich sehr abschottete und keinen Kontakt zu den Leuten suchte.»
Keine weiteren Angaben

Keine Angaben zur Identität des getöteten Mannes macht die Kantonspolizei Bern. «Die Ermittlungen werden durch die Kantonale Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben geführt», sagt Kapo-Sprecherin Letizia Paladino am Samstagmittag und will auch nicht ausführen, welche «polizeilichen Abklärungen» durch ein ausserkantonales Polizeikorps in Auftrag gegeben wurden.
(https://www.bernerzeitung.ch/nachbarin-der-mann-war-krank-619608524657)


+++POLIZEI DE
Tod im Polizeigewahrsam:Lagebedingtes Systemversagen
Aristeidis L. erstickt an Händen und Füßen gefesselt, während ihn vier Einsatzkräfte auf dem Bauch fixieren. Kein Einzelfall
https://taz.de/Tod-im-Polizeigewahrsam/!5684340/


+++ANTIRA
Seuchen und Stigmatisierung – «Die Schuld wird stets Randgruppen oder Fremden gegeben»
In der Coronakrise kommt es zu rassistischen Übergriffen. Das sei nicht neu, sagt der Medizinhistoriker Heiner Fangerau.
https://www.srf.ch/news/panorama/seuchen-und-stigmatisierung-die-schuld-wird-stets-randgruppen-oder-fremden-gegeben


Kampf gegen anti-asiatischen Rassismus: „Wir alle haben es satt, dass Leute über uns reden und nicht mit uns“
bento stellt drei Menschen vor, die sich in Projekten und Vereinen gegen Alltagsrassismus engagieren.
https://www.bento.de/politik/corona-rassismus-und-was-projekte-wie-ich-bin-kein-virus-dagegen-tun-a-4470fad9-daeb-4786-8dcb-2ec8b3687691


+++RECHTSEXTREMISMUS
Der Präsident der Basler Pnos-Sektion forderte die Sterilisation von Juden – nun ist er angezeigt worden
Tobias Steiger verbreitete im Netz antisemitische Propaganda. Zudem forderte er gegenüber einem Journalisten die Sterilisation von Juden. Diese Aussage widerspreche der Antirassismusstrafnorm, findet eine Basler NGO und hat Steiger angezeigt.
https://www.nzz.ch/schweiz/pnos-verbreitet-antisemitische-verschwoerungstheorie-ld.1557710
-> https://bajour.ch/a/BTgstHzZJuqJ56J4/so-sprengen-linksautonome-rechtsradikale-netzwerke


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Unispital distanziert sich von umstrittenen Aussagen: Zürcher Oberarzt verharmlost Corona-Epidemie
In einer Videobotschaft kritisiert ein Oberarzt des Zürcher Unispitals die Corona-Schutzmassnahmen der Behörden. Während die Aufnahme fleissig im Internet herumgereicht wird, distanziert sich das Spital von den umstrittenen Aussagen des Mitarbeiters.
https://www.blick.ch/news/schweiz/unispital-distanziert-sich-von-umstrittenen-aussagen-corona-kritiker-feiern-videobotschaft-von-zuercher-oberarzt-id15903859.html
-> https://www.20min.ch/story/oberarzt-postet-corona-video-zuercher-unispital-distanziert-sich-von-aussagen-283796885783
-> https://www.derbund.ch/oberarzt-postet-corona-video-zuercher-unispital-distanziert-sich-524935823440


Treiber und Getriebene: Ein Blick in die Szenen der Corona-Skeptiker
Sie kämpfen für die Versammlungsfreiheit, die sie noch nie nutzten: Die Corona-Rebellen sind eine spezielle Randerscheinung der Krise. Doch so klein, wie ihr öffentlicher Auftritt vermuten lässt, ist die Szene mit rechtsextremen Bezügen nicht. Der erste Teil einer Recherche der «Schweiz am Wochenende».
https://www.bzbasel.ch/basel/baselbiet/treiber-und-getriebene-ein-blick-in-die-szenen-der-corona-skeptiker-137929298


Wegen «sehr tiefer Nachfrage»: Coop verbannt Energydrink von Corona-Verschwörer Attila Hildmann
Vegan-Koch Attila Hildmann vertritt wilde Theorien über das Coronavirus. Jetzt nimmt Coop seinen Energydrink «Daisho» aus dem Sortiment.
https://www.blick.ch/news/schweiz/wegen-sehr-tiefer-nachfrage-coop-verbannt-energydrink-von-corona-verschwoerer-attila-hildmann-id15903954.html


„Widerwärtiger Tabubruch“: NS-Vergleiche während Corona
Ein Judenstern mit der Aufschrift „ungeimpft“, Vergleiche zwischen Christian Drosten und SS-Mörder Josef Mengele – im Netz und auf den Hygiene-Kundgebungen sind NS-Vergleiche allgegenwärtig. Politik und Wissenschaft warnen.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/widerwaertiger-tabubruch-ns-vergleiche-waehrend-corona,Rzj6QCv



DEMOS:

BE:
Ticker/Artikel:
-> https://www.derbund.ch/ticker-corona-kanton-bern-594319178143
-> https://www.bernerzeitung.ch/wie-geht-die-polizei-dieses-mal-gegen-lockdown-gegner-vor-332863907343
-> https://www.20min.ch/story/corona-rebellen-rufen-erneut-zu-protest-auf-796638382576
-> https://www.watson.ch/schweiz/liveticker/458355783-coronavirus-schweiz-parmelin-will-moeglichst-rasch-aus-notrecht-aussteigen
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-live-afrika-verzeichnet-uber-100000-corona-falle-65712194
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/aktuelle-news-zum-coronavirus-ticker-zum-sars-aehnlichen-virus-aus-china-id15715896.html
-> https://telebasel.ch/2020/05/23/polizei-verhindert-erneut-corona-demo-in-bern/?channel=105105
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/vierte-anti-lockdown-demo-fast-mehr-polizisten-als-demonstranten-137933624
-> https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/schweiz/weniger-demonstrierende-gegen-covid-19-massnahmen-des-bundesrates
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/corona-demos-in-bern-und-zuerich-ich-will-mich-frei-bewegen-koennen-id15903938.html


Twitter:
-> https://twitter.com/edi_schwarz/status/1264169454210109442
-> https://twitter.com/IRebellen/status/1264168604435709952
-> https://twitter.com/IRebellen


Tweets Kapo Bern:
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264184211696738304
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264172886945865730
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264167420215910401
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264153285856055296
-> https://twitter.com/PoliceBern/status/1264145001916891138



derbund.ch 23.05.2020

Mahnwache gegen Corona-MassnahmenViel Polizei, kaum Demonstranten

Zum wiederholten Male wurde in Bern zu einer illegalen Kundgebung aufgerufen. Die Polizei löste die Demonstration aber schon nach kurzer Zeit auf.

Simon Wälti
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Auch wenn zahlreiche Einschränkungen bereits gelockert sind, demonstriert wird noch immer gegen den Lockdown und die angebliche Corona-Diktatur. Am Samstagnachmittag in Bern blieb es aber beim Versuch der Kundgebung. Die Polizei ist mit einem grossen Aufgebot präsent, der Bundesplatz ist abgesperrt.

Um 14 Uhr, dem Beginn der Mahnwache, sind nur wenige Dutzend Demonstrierende in kleinen Gruppen zu sehen. Eine Frau hat ein Tuch mit Parolen auf den Boden gelegt und ruft: «Kommt mir nicht zu nahe, ich will nicht abgeführt werden.» Sie nimmt damit Bezug auf vergangenen Samstag, als zahlreiche Personen weggeführt und angezeigt wurden. Das Einschreiten der Polizei scheint den Elan zum Demonstrieren gebremst zu haben. Das regnerische Wetter ist ein weiterer Grund für den Mini-Aufmarsch.

Zur Kundgebung am Samstag kamen weniger Leute als bisher.
sda
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv423855h.mp4

Schon kurz nach 14 Uhr ziehen die Polizisten Schutzmasken an und kontrollieren die Anwesenden. Mehrere Dutzend Personen seien weggewiesen worden, sagt Polizeisprecherin Ramona Mock. Drei Personen wurden wegen Verstosses gegen die Corona-Verordnung vorübergehend in Gewahrsam genommen. Sie erhielten eine Fernhalteverfügung.

«Will meinen Mann zurück»

Gemäss Polizei sind «Kundgebungen in kleinen Gruppen zwar erlaubt, aber wenn mehr als fünf Personen im selben Gebiet demonstrieren, ist dies nach wie vor verboten.» Beim Bundesplatz würde also höchstens eine Gruppe von maximal fünf Personen toleriert.

Als ein Mann weggeführt wird, weil er sich nicht ausweisen kann oder will, kommt es zu einem kurzen Drama. Seine Frau ruft: «Ich will meinen Mann zurück.» Die Kinder weinen. Polizisten schirmen die Gruppe gegen andere Personen ab. Sie werden lautstark als Feiglinge beschimpft. Nach wenigen Minuten wird der Mann zurück zu seiner Familie gebracht. Die Familie umarmt sich erleichtert, die Polizei zieht sich zurück.
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Bereits nach einer Stunde haben sich die Demonstrierenden weitgehend zerstreut. Laut der Polizei wurde den Anweisungen mehrheitlich Folge geleistet, der Einsatz sei ruhig verlaufen. An den ersten beiden Mai-Samstagen hatten jeweils Hunderte Menschen in Bern gegen die Corona-Massnahmen des Bundes demonstriert. Am vergangenen Samstag erstickte die Polizei erstmals jeglichen Demo-Versuch im Keim.
(https://www.derbund.ch/viel-polizei-kaum-demonstranten-367684338162)



bernerzeitung.ch 23.05.2020

Lockdown-Gegner in BernDie Polizei lässt einer illegalen Demonstration keine Chance

Zum wiederholten Male wurde in Bern zu einer Demo gegen die Corona-Massnahmen aufgerufen. Die Polizei hat diese mit einem Grossaufgebot verhindert.

Polizei zeigt fünf Personen an

Die Kantonspolizei Bern hat im Zusammenhang mit der Demonstration gegen die Corona-Massnahmen fünf Personen angezeigt.

Zwei Personen erhielten eine Anzeige wegen der Widerhandlung gegen eine amtliche Verfügung. «Sie haben sich nicht an eine Wegweisung gehalten», sagt Polizeisprecherin Ramona Mock.

Drei weitere Personen wurden wegen des Verstosses gegen die Covid-19-Verordnung angezeigt und erhielten eine Fernhalteverfügung. «Sie dürfen während vier Wochen in der Stadt Bern nicht an verbotenen Veranstaltungen oder Menschenansammlungen teilnehmen.» Falls sie dort festgestellt würden, könnten sie direkt verzeigt werden und müssten nicht zuerst weggewiesen werden, so Mock.

Die Demonstranten hielten sich ab 14 Uhr rund um den abgesperrten Bundesplatz auf. Die Polizei kontrollierte Personen und sprach mehrere Dutzend Wegweisungen aus. Nach 16 Uhr löste sich die Demonstration endgültig auf. Auf der Allmend fanden sich, anders als vor einer Woche, keine Demonstranten ein. (rei)

15:26 Uhr
Laut Polizei ist die Demo praktisch vorbei

15:14 Uhr
Kinder an der Demo

Nicht zum ersten Mal führen Kundgebungsteilnehmer auch ihre Kinder mit. Im Falle dieser Frau, deren Mann offenbar von der Polizei abgeführt worden ist, kein schönes Erlebnis für die Kleinen.

Eine Demonstrantin nutzt ihre Kinder quasi als Schutzschild.
Video: Jürg Spori
https://unityvideo.appuser.ch/video/uv423849h.mp4

14:35 Uhr
Kapo-Update

14:17 Uhr
Erste Ansammlungen
Dem Tweet der Kapo zufolge kommt es nun aber zu ersten grösseren Ansammlungen. Sie betont noch einmal, dass Gruppen ab sechs Personen verboten sind:
14:00 Uhr
Noch alles friedlich
Die ersten Demonstranten haben ihre Schilder gezückt und Transparente ausgerollt. Noch halten sie sich an die Corona-Verhaltensregeln.

13:25 Uhr
Bundesplatz abgesperrt

Der Markt ist vorbei, nun kommen die Absperrgitter zum Einsatz, die schon seit den Morgenstunden bereitgestanden hatten. Das Polizeiaufgebot erscheint noch grösser als vergangene Woche, Demonstranten sind hingegen noch kaum auszumachen.

Neu hat die Polizei beim Bundeshaus ein weisses Zelt aufgestellt – wohl, um gegebenenfalls ungestört die Personalien angehaltener Demonstranten aufzunehmen. Den Aufrufen zufolge soll die Kundgebung um 14 Uhr beginnen. (jsp/mb)
Ausgangslage

Die Berner Kantonspolizei will allfälligen unerlaubten Kundgebungen am Samstag erneut mit einem grösseren Aufgebot begegnen. Wie schon an den letzten Samstagen wird ein Aufmarsch von Gegnern der bundesrätlichen Corona-Massnahmen erwartet. Einzelne bekannte Lockdown-Gegner dürften jedoch nicht dabei sein: In sieben Fällen hat die Polizei am letzten Samstag ein Rayonverbot ausgesprochen.

Entsprechende Aufrufe kursierten in sozialen Medien. Die Polizei schliesst daher nicht aus, dass sich zahlreiche Personen bewusst zu einer – in dieser Grösse nach wie vor vom Bund verbotenen – Demonstration zusammenfinden können. Die Polizei will den Ansammlungen wiederum mit einem entsprechenden Aufgebot begegnen, wie sie am Freitag mitteilte. (SDA/bit)
(https://www.bernerzeitung.ch/wie-geht-die-polizei-dieses-mal-gegen-lockdown-gegner-vor-332863907343)



SG:
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/stgaller-stadt-ticker-schutzmaske-aus-stgaller-spitze-treten-corona-rebellen-wieder-an-das-froschmaedchen-kommt-per-internet-statt-live-im-kreuzgang-ld.1084940
-> https://www.tvo-online.ch/aktuell/nasser-protest-137933322


ZH:
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/corona-demonstrationen-deutlich-weniger-lockdown-gegner-auf-der-strasse-137933577
-> https://www.telem1.ch/aktuell/grosses-polizeiaufgebot-und-nur-wenig-teilnehmende-an-corona-demonstrationen-137933589
-> https://twitter.com/IRebellen


+++HISTORY
«Schwarzenbach huldigte einem kulturalistischen Rassismus»
Vor 50 Jahren wurde die Initiative von James Schwarzenbach abgelehnt. Der Abstimmungskampf war erbittert, wie Historiker Patrick Kury erklärt.
https://www.derbund.ch/schwarzenbach-huldigte-einem-kulturalistischen-rassismus-429684877182



derbund.ch 23.05.2020

50 Jahre Überfremdungsinitiative: Sie schufteten und hatten Angst

Arbeiten und schweigen: Für Tausende von Gastarbeitern war dies die Losung in der Hochkonjunktur. Dann kam die Initiative von Schwarzenbach – und verunsicherte auch Berns Italiener.

Simon Wälti, Céline Rüttimann

Neue Häuser, Strassen, Tunnel, Staumauern, Brücken – ein dichtes Netz moderner Infrastruktur entstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz. Gastarbeiter aus Italien und anderen Ländern strömten in die Schweiz, mauerten, hämmerten, betonierten. In den Fabriken sassen ihre Frauen an den Fliessbändern und Maschinen, sortierten Schokoladen, nähten Kleider, fertigten Schuhe für die Wohlstandsgesellschaft. Zählte die Schweiz 1950 noch 285’000 Ausländerinnen und Ausländer, stieg diese Zahl bis 1960 auf 585’000 und bis 1970 auf über eine Million. Der Ausländeranteil betrug nun gut 17 Prozent.

Doch in den 1960er-Jahren stieg die Ablehnung, die sich bei manchen bis zum Fremdenhass steigerte: Italiener wurden für alle Missstände verantwortlich gemacht. Sie wurden beschimpft. Die Gastarbeiter taten so, als hörten sie nichts, krampften weiter, schwitzten, schickten Geld in die Heimat, reisten an Feiertagen – und um zu wählen – in Extrazügen durch Gotthard und Simplon in den Süden. Der rechtspopulistische Nationalrat James Schwarzenbach lancierte seine Initiative gegen Überfremdung. Bei einer Annahme am 7. Juni 1970 hätten Hunderttausende die Schweiz verlassen müssen.

«Eine Zeit der Angst»

Das hätte auch Mario Renna treffen können. «Es war eine Zeit der Angst», erinnert er sich. Renna arbeitete zu dieser Zeit bei einer Berner Firma auf dem Bau. «Man war nicht geschützt, indem man besser schuftete als der andere, es konnte jeden treffen», sagt er. Wegweisungen wurden manchmal für Lappalien ausgesprochen, die Fremdenpolizei war schnell mit dem Stempel «R» für «refusé» bei der Hand. Doch immerhin: Anfeindungen habe er keine erlebt, sagt Renna. «Bis heute nicht. Mit mir sind die Leute alle anständig.»

Renna kam 1961 als junger Mann mit einem Kollegen nach Bern. «Wir hatten gehört, dass wir in der Schweiz viel mehr verdienen als in Italien», sagt er. Für ihn war vieles neu. «Ich hatte in meinem Leben noch nie ein Tram gesehen.» Zuerst war Renna Saisonnier, später bekam er eine Niederlassungsbewilligung. Deutsch lernte er, indem er den «Blick» studierte und Fernsehsendungen schaute. Einbürgern lassen wollte er sich dagegen nie. «Aber meine Tochter besitzt mittlerweile den Schweizer Pass.»

Oder Donato Cancellara. Er folgte 1965 seinem Bruder, der eine Anstellung als Chauffeur gefunden hatte, aus Süditalien nach Bern. Er arbeitete als Mitfahrer und Aushelfer, dann in der Maschinenfabrik Wifag in Bern, anschliessend als Klimaanlagenmonteur. Man müsse sich integrieren, sagt er. «Die Schweiz hat uns alles gegeben, wir haben es schön gehabt in der Schweiz», sagt der Vater des 2016 zurückgetretenen Radrennfahrers Fabio Cancellara. Man habe «dürezoge».

Keine offenen Arme

Es sei der «erbittertste Abstimmungskampf nach dem Zweiten Weltkrieg» gewesen, sagt Historiker Patrick Kury. «Es gab damals wenige so emotionale Themen in der Schweizer Politik.» Das habe an der Radikalität der Vorlage gelegen. Schwarzenbach selber strickte am Mythos «Einer gegen alle». Am 1. August 1970 inszenierte er sich vor dem Winkelried-Denkmal bei Sempach.

Über die Schwarzenbach-Initiative sei damals viel gesprochen worden, erinnert sich Cancellara. Man munterte sich gegenseitig auf: Wer keinen Dreck am Stecken habe und sich benehme, habe nichts zu befürchten.

Jammern oder sich beklagen, das will Donato Cancellara nicht. Doch er und seine Landsleute wurden nicht mit offenen Armen empfangen. Klar, habe es manchmal geheissen: «He, Tschinggu.» Auch Donato hörte die Vorwürfe: «Dir Soucheibe, näht üs d’Froue wäg.» Und auf der Arbeit sagte der eine oder andere: Mach vorwärts, sonst kannst du zurück über den Gotthard. Die Schimpfworte trafen ihn, er denkt heute, es sei nicht gerecht, wenn man alles gebe und dann noch der «Löli» sein solle – schliesslich habe die Schweiz ja auch Arbeitskräfte benötigt. Doch damals sagte er sich wie viele andere: «Schaffe u schwige.» In den 1980er-Jahren wurde Cancellara, der mit einer Schweizerin verheiratet ist, eingebürgert. «Klar, bin ich Schweizer», sagt er heute. «ich bin aber auch ein Italo geblieben.»

«… und es kamen Menschen»

Die Gegner der Initiative wählten das Wortspiel «Schwarzen-bach-ab» als Parole und verliehen damit ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das Stimmvolk die Initiative bachab schicken möge – was dann am 7. Juni auch tatsächlich eintrat. In einer aufgeheizten Atmosphäre wurden Plakate der Befürworter mit Hakenkreuzen verschmiert, der Nationalrat der Nationalen Aktion, James Schwarzenbach, der Urheber der Initiative, als Faschist und Rassist bezeichnet. Viel zitiert wurde im Abstimmungskampf die bekannte Äusserung von Max Frisch: «Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.»

Aus Apulien ins Emmental

Bauunternehmer Bruno Marazzi ist in Langnau i.E. aufgewachsen. Sein Grossvater kam 1902 aus der Lombardei ins Emmental und siedelte sich in Signau an. Bruno Marazzi übernahm das Geschäft 1972 in dritter Generation und baute die Firma zur Generalunternehmung aus. Marazzi erinnert sich, dass es als Bauunternehmer in den 1970er-Jahren mühsam war, genügend Aufenthaltsbewilligungen für die ausländischen Bauarbeiter zu erhalten. Er rekrutierte damals vor allem Fremdarbeiter aus Süditalien. «Das waren alles sehr gute und seriöse Leute sowie allerbeste Handwerker. Sie hatten das Bauen im Blut.» 2006 wurde die Marazzi-Gruppe an den französischen Bouygues-Konzern, zu deren Töchter auch die Losinger SA gehört, verkauft. Fünf Jahre später wurden die beiden Firmen zu Losinger Marazzi zusammengeschlossen.

Die Behörden waren damals von der Flut der Anträge und Gesuche überlastet. In der Schalterhalle sei nicht selten das Chaos ausgebrochen, erinnert sich ein damaliger Angestellter der Fremdenpolizei des stark industrialisierten Halbkantons Baselland. Der junge Kanzlist wurde jeweils an die «Front» geschickt, wenn Andrang und Aufregung am grössten waren, weil er in der Schule Italienisch gelernt hatte. Es war eine Herausforderung, die lautstarken Wortsalven richtig zu interpretieren und aus den nicht immer zentral und ordentlich abgelegten Ausweispapieren die richtigen herauszufischen. Etliche Saisonniers waren zu jener Zeit in den 1960er-Jahren Analphabeten. Mussten sie etwas unterschreiben, sagten sie nicht selten «Mache de Kruz» und zeichneten Kreuze aufs Blatt. Während die Fremdenpolizei bremste und die Einwanderung zurückfahren wollte, nahmen andere Verwaltungszweige die Haltung der Wirtschaft ein: Die Arbeitskräfte werden gebraucht, stellt die Ausweispapiere aus – und zwar speditiv.

Integration durch Sport

Die Integration war damals kein Ziel der Politik. Man war froh, wenn sich die Gastarbeiter nicht dauerhaft niederliessen. Vielleicht auch deshalb wurde der Sport zu einem wichtigen Mittel im Kampf um einen Platz in der Gesellschaft. Bei Cancellara war es in erster Linie das Velo, er war einer der Gründer des Veloclubs Casa d’Italia in Bern. Bei Franco Russo, Jahrgang 1964, aufgewachsen in der Länggasse und in Bümpliz, war es der Fussball. Als Junior spielte er für die AS Italiana, damals noch auf dem Loryplatz. Heute ist er Präsident des 1927 gegründeten Fussballclubs SCI Esperia, der eine grosse Juniorenabteilung führt.

Russos Eltern wanderten in den 1960er-Jahren aus Italien ein. Als die Initiative zur Abstimmung gelangte, war Franco Russo noch ein Kind, aber eines hat sich ihm trotzdem eingeprägt. «Das machte Angst und verunsicherte die Generation meiner Eltern», sagt er. Viele Gastarbeiter seien nach einigen Jahren zurück in die Heimat gereist, auch weil in der Schweiz in den 1970er-Jahren wegen der Ölkrise eine Rezession einsetzte. Doch in Italien sei die Arbeitslosigkeit hoch und die Perspektiven schlecht gewesen.

Damals gab es auch auf linker Seite Sympathien für das Anliegen. «Büezer» wetterten, die südländischen Saisonniers nähmen ihnen die Arbeitsplätze, die Wohnungen und die Frauen weg. Das Argument, dass Schweizer zuerst kommen sollten, kam bei ihnen gut an, obwohl Schwarzenbach mit seinem geschniegelten Auftreten und elitär-intellektuellen Habitus weit von der Arbeitswelt der Baustellen und Fabriken entfernt war.

Die Ablehnung musste auch Marina Frigerio schmerzlich erfahren: Frigerios Familie stammte aus der Lombardei, wohnte aber in der Nähe von Lugano. «Meine Eltern sprachen Tessiner Dialekt, und wir wurden oft als Einheimische angesehen.» Dennoch erinnert sie sich an das Gemurmel und Gejammer gegen Migranten im Postauto, im Postbüro, im Coop. «Morgen seid ihr draussen», hörte sie in den 1970er-Jahren von Mitschülern. Oder: «Ihr Scheissitaliener!» Sie war damals 11 Jahre alt und ging in einem Tessiner Dorf in die Schule. «Andere Schüler waren aber sehr herzig und wohlgesinnt», sagt Frigerio. Und andere italienische Kinder, die geweint haben, wurden von ihr getröstet. Ihr Vater sei damals drauf und dran gewesen, die Koffer zu packen, um die Schweiz zu verlassen. Denn auch er musste sich Beleidigungen anhören. «Wahrscheinlich wären andere vor uns ausgewiesen worden, aber wir wären wohl auch gegangen – aus Stolz.»

Weissbrot mit Tomatenpüree

Die Generation, die damals nach dem Krieg in die Schweiz kam, blieb mehrheitlich unter sich. Die Arbeiter waren sparsam, schickten Geld in den Süden und unterhielten dort «eine kleine Sippe», wie sich Bauunternehmer Marazzi erinnert. Zur Arbeit erschienen sie zu Fuss oder mit dem Velo. Ihre Verpflegung am Mittag auf der Baustelle bestand aus einem Weissbrot, das sie mit Tomatenpüree bestrichen. Am Abend assen sie zu Hause Spaghetti. «Sie wollten sich noch nicht so richtig assimilieren. Auch hatten sie Mühe mit der berndeutschen Sprache», sagt Marazzi. Im Dezember reisten sie als Saisonniers nach Italien zurück und kamen erst im Frühling wieder in die Schweiz zurück. Viele Gastarbeiter gingen auch mit 50 oder 55 Jahren definitiv nach Italien zurück, nachdem sie sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet hatten.

Man habe sich stark um die Gastarbeiter gekümmert, sagt Marazzi. «Wir haben ihnen Wohnungen und den Hausrat zur Verfügung gestellt und uns ihrer familiären und sozialen Probleme angenommen.» Etliche seien in der Schweiz geblieben und sesshaft geworden. «Es freut mich, wie gut sich diese in der Schweiz integriert und etabliert haben», sagt Marazzi. «Viele waren fast wie eigene Kinder.»

Für den Secondo Franco Russo verlief die Schulzeit «ohne Reibereien» wegen seiner Herkunft. «Zu meinen besten Freunden gehörten und gehören auch viele Schweizer.» Trotzdem ist Russo nicht eingebürgert, mit seinem C-Ausweis habe es aber nie Probleme gegeben, sagt er. Der Papierkrieg und die Fragerei gingen ihm gegen den Strich. «Die Schweiz könnte schon ein bisschen offener und freier sein bei Kindern von Secondos», findet er. Russo hat sich ein Geschäft für Bäder und Sanitäreinrichtungen aufgebaut, in der Freizeit engagiert er sich seit langem in Sportvereinen. «Man sollte sich solidarisch zeigen und nicht nur zu seinem eigenen Gärtchen schauen.»

Am Beispiel der italienischen Saisonniers zeigt sich, wie langwierig und anspruchsvoll der Prozess der Integration abläuft. Eine Blitz-Integration gibt es nicht. Oft dauert es mehrere Generationen bis zur Chancengleichheit und zur Akzeptanz in der Gesellschaft, bis es heisst: Sie gehören zu uns.

Marina Frigerio arbeitet heute als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche in Bern. In diesem Rahmen hat sie mit Kindern von Migranten zu tun. Auch bei diesen hinterlassen Initiativen, die gegen Ausländer Stimmung machen, ihre Spuren. «Ich weiss genau, was sie dabei fühlen, wenn sie auf dem Schulweg überall Plakate sehen, die ihre Eltern als Schmarotzer und schwarze Schafe darstellen.»



Überfremdungsideologe aus gutem Hause

James Schwarzenbach (1911–1994) stammte aus einer begüterten Zürcher Industriellenfamilie. Während seines Geschichtsstudiums konvertierte er zum Katholizismus. In seiner Jugend war Schwarzenbach Mitglied der faschistischen Nationalen Front. Die antifaschistische Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach war seine Cousine. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er in Zürich einen Verlag, der auch antisemitische Schriften vertrieb. Schwarzenbach schuf sich in den 1950er-Jahren einen Namen als glühender Antikommunist. Der konservative Intellektuelle arbeitete für verschiedene Zeitungen als Redaktor und schrieb auch Heimatromane.

1967 wurde Schwarzenbach als Kandidat der rechtsgerichteten Nationalen Aktion in den Nationalrat gewählt. Eine erste Initiative gegen die Überfremdung der Schweiz kam von der eher linksliberalen Demokratischen Partei. Als diese zurückgezogen wurde, lancierte der redegewandte Schwarzenbach eine eigene Initiative. Die Ausländerzahl sollte auf 10 Prozent der Bevölkerung beschränkt werden. Eine Ausnahme war für den Kanton Genf vorgesehen. Das hätte die Ausweisung von rund 300’000 bis 400’000 Menschen bedeutet. Die Stimmbeteiligung am 7. Juni 1970 war mit knapp 75 Prozent sehr hoch. Mit einem Nein-Anteil von 54 Prozent wurde die Initiative verworfen. Acht Kantone – darunter auch der Kanton Bern – nahmen die Initiative an. Zum Nein beigetragen hat wohl auch die Massnahme des Bundesrats im März 1970, die Zuwanderung mit einer Kontingentierung zu steuern.

Bei den Wahlen im Herbst 1971 profitierten rechte Kreise von der Popularität des Anliegens. Schwarzenbach war inzwischen aus der Nationalen Aktion ausgetreten und hatte die Republikanische Bewegung gegründet. Die Republikanische Bewegung errang sieben Mandate, die Nationale Aktion kam auf deren vier. Es waren die ersten nationalen Wahlen, an denen die Frauen das Stimmrecht besassen. Schwarzenbach sass bis Ende 1978 im Nationalrat. Schon vorher war er als Obmann der Republikanischen Bewegung zurückgetreten. (wal)
(https://www.derbund.ch/sie-schufteten-und-hatten-angst-662699083962)