Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++LUZERN
Flüchtlingshilfe Griechenland
https://www.tele1.ch/sendungen/1/Nachrichten#540816_7
+++SCHWEIZ
Asylstatistik April 2020
Aufgrund der Coronakrise kamen weniger Asylsuchende in die Schweiz. Im
April 2020 wurden in der Schweiz 332 Asylgesuche eingereicht. Dies
entspricht einer Abnahme von 65,5 Prozent (–631 Gesuche) gegenüber dem
Vormonat und von 70,3 Prozent (–786 Gesuche) gegenüber April 2019.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-79078.html
-> https://www.blick.ch/news/politik/wegen-strengem-grenzregime-zahl-der-asylgesuche-bricht-ein-id15886874.html
-> https://www.nzz.ch/schweiz/die-zahl-der-asylgesuche-bricht-in-der-corona-krise-ein-ld.1556146
+++GRIECHENLAND
Flüchtlingslager in Griechenland: Offener Brief an Europa
38.500 Geflüchtete leben derzeit auf griechischen Inseln. BewohnerInnen
und Hilfsorganisationen fordern, die überfüllten Lager zu schließen.
https://taz.de/Fluechtlingslager-in-Griechenland/!5681845/
Aktivist über Zustände im Camp Moria: „Bewohner haben sich Masken genäht“
Die Zustände in Moria sind katastrophal, unsere größte Sorge ist derzeit
Corona, sagt Mohammad Alizadah, der selbst in diesem Lager lebt.
https://taz.de/Aktivist-ueber-Zustaende-im-Camp-Moria/!5681846/
Fall Muhammad Gulzar: Europaparlamentarier fordern EU-Untersuchung der Schüsse auf Migranten
Recherchen des SPIEGEL legen nahe, dass griechische Soldaten im März an
der türkischen Grenze einen Migranten erschossen haben. Nun fordern
Politikerinnen und Menschenrechtler Konsequenzen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/schuesse-an-griechischer-grenze-europaparlamentarier-fordern-eu-untersuchung-a-c9f01a22-ede4-415e-9dd1-4b9be309095d
+++LIBYEN
Hafen Tripolis, italienisches Kriegsschiff für Push-Back: Erste Verhaftungen involvierter Militärs
Ab 04.08.2017 hat Italien ein Kriegsschiff im Hafen von Tripolis
stationiert, das das Abfangen der Boat-people und die Push-Backs aus
internationalen Gewässern mithilfe der sogenannten libyschen Küstenwache
koordiniert. Nun wurden erste italienische Marines des Schiffs
„Caprera“ sowie ein libyscher Offizier der sogenannten libyschen
Küstenwache verhaftet – wegen Schmuggel.
https://ffm-online.org/hafen-tripolis-italienisches-kriegsschiff-fuer-push-back-erste-verhaftungen-involvierter-militaers/
+++BIG BROTHER
Volksgesundheit und Staatsräson
Seit Jahrhunderten nutzen Staaten Epidemien, um ihre Macht auszuweiten.
In Zeiten von Corona wittern nun auch Techkonzerne einen riesigen
Datenschatz.
https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5683256/
+++REPRESSION DE
G20 in Hamburg: Darum wurden die Akkreditierungen von Journalisten:innen entzogen
Die Bundesregierung entzog beim G20-Gipfel 32 Journalist:innen die
Akkreditierung – mindestens teilweise rechtswidrig. Interne Dokumente
des Presseamts zeigen, welche Fehler der Verwaltung zum Angriff auf die
Pressefreiheit führten.
https://fragdenstaat.de/blog/2020/05/12/g20-journalisten-presseausweis-akkreditierung/
+++RECHTSPOPULISMUS
Föten auf Fehldiagnosen untersuchen: SVP-Nationalräte nehmen Abtreibungen ins Visier
Rund 10’000 Schwangerschaftsabbrüche gibt es jedes Jahr in der Schweiz.
Zu viele, finden die SVP-Nationalräte Yvette Estermann und Erich von
Siebenthal. Sie fordern Gegenmassnahmen vom Bundesrat.
https://www.blick.ch/news/politik/foeten-auf-fehldiagnosen-untersuchen-svp-nationalraete-nehmen-abtreibungen-ins-visier-id15887553.html
+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
derbund.ch 12.05.2020
«Um Gottes willen, diese Macht!»
Warum Ruth Dürrenmatt, Tochter von Friedrich Dürrenmatt, am Wochenende
in Bern gegen die Corona-Massnahmen demonstrierte – und auch am nächsten
Samstag wieder auf die Strasse will.
Christoph Lenz
«Mir gä nang d Hang», sagt Ruth Dürrenmatt zur Begrüssung, und da ist es
auch schon passiert. Ein weicher Händedruck. Ein verstohlenes Lächeln.
Willkommen im Corona-Widerstand.
Ruth Dürrenmatt, 68, Künstlerin und Tochter von Friedrich Dürrenmatt,
führt ein ruhiges Leben im Berner Länggassquartier. Politik interessiert
sie mässig. Sie nimmt an Abstimmungen teil. Sie wählt – eher links.
Aber Kundgebungen meidet sie, seit sie vor 50 Jahren erlebte, wie
Polizisten eine Demo niedergeknüppelt haben.
Mit Rollator an die Demo
Doch am Samstag hielt sie nichts mehr in ihrer Alterswohnung. Ruth
Dürrenmatt fuhr mit dem Taxi in die Stadt und schloss sich, auf ihren
Rollator gestützt, den Demonstranten an, die trotz Versammlungsverbot
gegen das Corona-Regime des Bundesrats auf die Strasse gingen.
Die Polizisten seien sehr nett gewesen, erzählt sie. Sie hätten zusammen
gelacht. Einer habe ihr sogar ein Mineralwasser gebracht. Dennoch
glaubt Ruth Dürrenmatt, dass die Schweiz auf dem Weg in eine Diktatur
ist.
Fotos vom Samstag zeigen Ruth Dürrenmatt inmitten der Demonstranten. Sie
trägt ein selbst gestaltetes Plakat um den Hals. Es zeigt eine Waage,
die aus der Balance geraten ist. Aus der einen Waagschale windet sich
eine Schlange, «die Angstpolitik des Bundesrates», erklärt Dürrenmatt.
Aus der anderen Waagschale tropft Blut. Wir alle bezahlten für die
Einschränkungen des Bundesrates, sagt sie. «Indirekt ist das unser
Blut.»
Ruth Dürrenmatt erinnert sich noch gut an den Moment, als ihr Unbehagen
wuchs. Es war am 13. März, als Simonetta Sommaruga die Schliessung aller
Schulen ankündigte. «Um Gottes willen, diese Macht!, schoss es mir
durch den Kopf», sagt Ruth Dürrenmatt. Seither ist sie misstrauisch. Und
seither beschleicht sie immer so ein Gefühl, wenn sie Fernsehen schaut.
«Irgendetwas stimmt da nicht», sagt sie. «Das Ganze passt nicht
zusammen.»
Zur Frage, was genau nicht passt, fallen Ruth Dürrenmatt sofort Hunderte
Sachen ein. Lückenhafte Statistiken. Unkritische Medien.
Widersprüchliche Empfehlungen und Massnahmen. Die Angstmacherei. Die
rohe Macht der Magistraten. Auch Daniel Koch misstraut sie. Ihm werde
gehuldigt, als kenne nur er die Wahrheit, sagt Ruth Dürrenmatt.
Sie erwähnt aber auch Videos, die ihr von Freunden geschickt wurden.
Videos, die davon handeln, dass Bill Gates die WHO finanziere und
verschiedene Firmen aufgekauft habe, um wirtschaftlich vom Coronavirus
zu profitieren. Und davon, dass nun eine Zwangsimpfung komme, und wer
sich ihr entziehe, der werde sozial an den Rand gedrängt. Es sind
Verschwörungstheorien und Zerrbilder der Realität.
Ab an die nächste Demo
Ruth Dürrenmatt behauptet nicht, dass diese Geschichten stimmen. Aber
sie zweifelt, dass sie frei erfunden sind. Und wenn man mit ihr über
diese Geschichten spricht, kommen ihr immer weitere Videos in den Sinn.
Videos von Ärzten, von Forschern und von Viren, die ganz ungefährlich
werden, wenn man sie nur frei zirkulieren lässt.
Ruth Dürrenmatt hat viele solche Videos gesehen. Sie selbst sagt: «Ich
finde es vor allem erstaunlich, dass diese Sachen nie in den normalen
Medien kommen.»
Ihr Protestplakat hat sie aufgehoben. Am Samstag will sie es wieder
durch die Berner Gassen tragen. Auch wenn die Polizei diesmal weniger
nett sein könnte.
(https://www.derbund.ch/um-gottes-willen-diese-macht-746994303922)
—
„Gender raus! Oder ich werd zum Nazi!“
Sarah Waterfeld vom Kollektiv „Staub zu Glitzer“ über die Situation vor
der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Hygienedemos, linke
Gegenproteste – und mediales Versagen
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gender-raus-oder-ich-werd-zum-nazi
Legenden und Mythen: Keine Verschwörung ohne „Geheimplan“
Ob die angebliche „Umvolkung“ oder vermeintliche Pläne für die
Corona-Pandemie: Bei Verschwörungslegenden spielen Geheimpapiere eine
zentrale Rolle. Die meisten Dokumente sind allerdings gar nicht geheim.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/verschwoerungen-geheimplaene-101.html
Stars auf Verschwörungskurs: Nun auch noch Sido
Nun nascht auch Rapper Sido von der Verschwörungssuppe. Das ist komisch
und tragisch. Die Linke darf es sich nicht bequem machen.
https://taz.de/Stars-auf-Verschwoerungskurs/!5681878/
-> https://www.spiegel.de/kultur/sido-kinderblut-alte-clans-und-medienverschwoerung-a-fb40be32-605f-402c-b680-e45db05cb392?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1136603.verschwoerungstheoretien-aluhut-statt-maske.html
Infosperber und die Grenzen eines Ergänzungsmediums (oder wie gut schützt sich «die letzte Pforte vor dem Abgrund»?)
Die Plattform Infosperber findet viel Zuspruch in sogenannten
Alternativmedien und unter Verschwörungstheoretikern. Initiator Urs P.
Gasche grenzt sich zwar davon ab, sieht aber keinen Grund, etwas zu
ändern.
https://medienwoche.ch/2020/05/12/infosperber-und-die-grenzen-eines-ergaenzungsmediums-oder-wie-gut-schuetzt-sich-die-letzte-pforte-vor-dem-abgrund/
Messengerdienst Telegram: Gegenöffentlichkeit für Corona-Zweifler
Mehr als 400 Millionen Menschen weltweit nutzen inzwischen Telegram,
Tendenz steigend. In der Coronakrise suchen viele in dem Messengerdienst
die Informationen, die sie woanders nicht zu finden glauben. Davon
profitieren auch Prominente, die Verschwörungsmythen verbreiten.
https://www.deutschlandfunk.de/messengerdienst-telegram-gegenoeffentlichkeit-fuer-corona.2907.de.html?dram:article_id=476534
Coronakrise Ein Virus, das Lunge und Ego angreift
Muss man „der Wissenschaft“ alles glauben? Natürlich nicht. „Die
Wissenschaft“ gibt es nämlich gar nicht. Das ist aber noch lange kein
Grund, wirre Verschwörungsmythen zu bejubeln.
https://www.spiegel.de/kultur/corona-ein-virus-das-lunge-und-ego-angreift-kolumne-a-fcac8579-7466-427d-9b5c-a30aafb3f565
Ken Jebsen und Co: Wie Verschwörungstheoretiker versuchen, die öffentliche Debatte in Deutschland zu kapern
Die Stimmung schlägt um. Immer mehr Bürger melden berechtigte Zweifel an
den deutschen Pandemie-Massnahmen an. Agitatoren nutzen diesen Weg
unterdessen, um Aufruhr und Umsturzphantasien in die Gesellschaft zu
tragen.
https://www.nzz.ch/international/jebsen-und-co-wie-verschwoerungstheoretiker-den-diskurs-kapern-ld.1556108
Proteste gegen den Corona-Lockdown: Das war erst der Anfang
In der Schweiz und anderen Ländern fanden am Wochenende Kundgebungen
gegen den Corona-Lockdown statt. Teilgenommen haben vor allem Libertäre
und Querulanten, aber das könnte sich mit der Zeit ändern.
https://www.watson.ch/!414458426
Die Corona-Verschwörungstheoretiker haben einen neuen Superstar
Eine diskreditierte Forscherin wirft führendem US-Experten
Verschleierung vor und behauptet, Impfungen würden Anfälligkeit für
Covid-19 erhöhen
https://www.derstandard.at/story/2000117431280/die-corona-verschwoerungstheoretiker-haben-einen-neuen-superstar
Warum Corona-Verschwörungsgläubige keine Rücksicht verdienen
Verschwörungstheorien werden plötzlich auch von Menschen verbreitet, von denen man es nie gedacht hätte. Da hilft nur eines.
https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/halt-mal-den-rand-onkel-warum-corona-verschwoerungsglaeubige-keine-ruecksicht-verdienen/25816652.html
Corona-Verschwörungstheorien
https://www.spiegel.de/panorama/spiegel-tv-corona-verschwoerungstheorien-a-f014b0c7-d425-45a8-9a1c-cf3b9d4c88a6?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
Pandemiebekämpfung: Warum ein Beamter in der Corona-Krise den Aufstand wagt
Ein Regierungsrat im Innenministerium hält Corona für einen Fehlalarm
und die Pandemiebekämpfung für fatal. Seine Thesen verschickt er
deutschlandweit. Das hat Folgen.
„Er fügt aber auch fragwürdige Quellen an, etwa eine Materialsammlung
des dubiosen Internetportals „Swiss Propaganda Research“, das von
anonymen Machern betrieben wird und selber im Verdacht steht, Propaganda
zu betreiben.“
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/corona-pandemie-bekaempfung-massnahmen-innenministerium-verschwoerungstheorien-regierungsrat/komplettansicht
Anonyme Warner mit scharfem S
Die Website Swiss Propaganda Research unterstellt den Schweizer Medien
das, was sie selber tut: Die Leser mit fragwürdigen Informationen zu
füttern.
https://www.beobachter.ch/digital/verschworungstheorien-anonyme-warner-mit-scharfem-s
—
NZZ am Sonntag 21.01.2018
Wir müssen keine Bühne für deutsche Streitereien bieten
Die Website «Swiss Propaganda Research» schiesst mit unhaltbaren
Behauptungen gegen die hiesigen Medien und weigert sich, offenzulegen,
wer dahintersteckt.
Felix E. Müller
Die Schweizer Medienrealität sei «alarmierend». Nein, nicht die
Befürworter der No-Billag-Initiative fällen dieses vernichtende Urteil,
sondern Forscher, die eine aufwendig gemachte, um den Eindruck von
Seriosität bemühte Website, Swiss Propaganda Research (SPR),
verantworten. Dabei stehen nicht etwa die Privatradios oder
Lokalzeitungen im Fokus der Untersuchung, sondern zwei Schwergewichte
der Schweizer Medienlandschaft: die NZZ und das Schweizer Fernsehen.
Diese würden total einseitig über das Weltgeschehen berichten, der
Nachrichtenfluss werde systematisch zensuriert. Die NZZ etwa verbreite
in ihren Berichten «überwiegend Propaganda der Konfliktparteien
USA/Nato», Gastkommentare und Meinungsbeiträge gäben «nahezu durchgehend
die Sicht dieser Konfliktpartei wieder». Insgesamt müsse von einer
«einseitigen, selektiv-unkritischen und wenig objektiven
Berichterstattung gesprochen werden».
Wer sind nun die Personen, die auf angeblich wissenschaftliche Weise zu
so extremen Befunden gekommen sind? Hier gibt sich die Website leider
wortkarg: Weil die Forscher nicht Opfer «persönlicher Diffamierungen und
beruflicher Sanktionen» werden möchten, hätten sie beschlossen, «nicht
namentlich aufzutreten». Das allerdings scheint dem Interesse an deren
Behauptungen nicht zu schaden. Seit Juli 2017 verzeichnete die Website
fast eine halbe Million Besucher, vor allem aus Deutschland.
Daniele Ganser
Nach Angaben von Silvia Stöber von der deutschen ARD, die sich mit dem
Phänomen alternativer Medien beschäftigt, habe SPR im September einen
Aufmerksamkeitsschub erlebt, der wohl mit der Publikation des Buchs
«Lügen die Medien?» zusammenhänge. In dieser Propagandaschrift sind die
SPR-Forscher ebenfalls mit einem Text vertreten, wiederum anonym. Geht
man die Autorenliste des gut verkauften Werks aber durch, stösst man auf
einen in der Schweiz bekannten Namen: Daniele Ganser.
Die ARD-Journalistin Stöber meint denn auch, dass Ganser hinter der
Website Swiss Propaganda Research stehen könnte. Dieser Friedensforscher
und Verschwörungstheoretiker – Ganser bezweifelt etwa, dass 9/11
wirklich ein Werk von Usama bin Ladin war – ist seit seinem umstrittenen
Auftritt in der «Arena» vom 24. Februar 2017 schweizweit bekannt. In
dieser Sendung ging es unter dem Titel «Trumps Krieg» um Themen wie
Mainstream-Medien, Fake-News und Lügenpresse. Es sind dies Vorwürfe
gegenüber den etablierten Medien, die in den USA Donald Trump und in
Deutschland vor allem die AfD erheben.
In die gleiche Kerbe haut Swiss Propaganda Research, indem es die
Schweizer Medien als Lakaien im Dienst der USA und der Nato hinstellt.
Diese Auffassung vertritt auch Daniele Ganser. Zwar erklärt Ganser:
«Nein, ich bin nicht Swiss Propaganda Research. Ich weiss nicht, wer es
ist.» Doch fügt er an: «Ich finde deren Arbeit aber spannend.» Diese
Einschätzung überrascht nicht, wer Gansers publizistisches Wirken
verfolgt. Es geht fast immer darum, den Westen der Lüge zu bezichtigen
und moralisch auf die gleiche Ebene wie Russland zu stellen, was im
Ergebnis den politischen Absichten Putins hilft.
Russlandfreunde
In der Szene der alternativen Medien in Deutschland ist Ganser eine
bekannte Figur. Eine ganze Boutique-Publizistik à la Breitbart hat sich
dort in den letzten Jahren entwickelt, mit Websites, die KenFM heissen
oder Rubikon, wo er im Beirat sitzt. Mächtig Auftrieb erhielt diese
Bewegung durch die Flüchtlingskrise des Jahres 2015, bei der in den
deutschen Medien anfangs Kritisches tatsächlich ziemlich rar war. Es
waren die Sympathisanten der AfD, welche auf diese Berichterstattung mit
dem historisch belasteten Schlagwort «Lügenpresse» reagierten.
Doch auch von ganz anderer Seite, etwa aus dem Lager der Russlandfreunde
oder EU-Gegner, sind ähnliche Töne zu vernehmen. Das Raffinement dieser
Begrifflichkeit liegt darin, dass sich die Kritiker der
Mainstream-Medien so als Aufklärer, als Vertreter des
Meinungspluralismus zu inszenieren vermögen – oder als Opfer, die wegen
ihrer abweichenden Meinungen totgeschwiegen oder gar diffamiert würden.
Für deutsche Anhänger dieses Weltbilds liegt die Schlussfolgerung nahe,
die Situation in der Schweiz könne wohl nicht viel anders sein. Dass nun
aus diesen Kreisen eine raffiniert gemachte, aufwendig gestaltete
Website unter dem Titel «Swiss Propaganda Research» lanciert wird,
heisst, dass eine heftig tobende deutsche Debatte endlich in die Schweiz
exportiert werden soll.
Der Fall Schutzbach
Ähnliche Mechanismen lassen sich im Fall Franziska Schutzbach
beobachten. Die aus Deutschland stammende Genderforscherin der
Universität Basel schlug in einem Artikel vor, rechte Politiker –
insbesondere solche der SVP – systematisch auszugrenzen: Taxifirmen
sollten diese nicht mehr befördern, Airlines ihnen keine Sitze mehr
verkaufen, Hotels keine Versammlungsräume mehr zur Verfügung stellen.
Mit andern Worten: Jeder Versuch sei zu unterbinden, mit SVP-Vertretern
in eine Diskussion zu treten. Vielmehr müssten diese konsequent
ausgegrenzt werden.
Als die «Basler Zeitung» diesen Text einer breiteren Öffentlichkeit zur
Kenntnis brachte, sah sich Schutzbach darauf vor allem aus SVP-Kreisen
hart attackiert. Sie rechtfertigte sich damit, es habe sich um eine
«gedankliche Spielerei» gehandelt, «ohne den Anspruch, richtig zu
liegen». Nicht bedacht hat sie offenbar, dass sich künftig natürlich
auch jeder rechtsradikale Pamphletist auf diese intellektuell etwas
bescheidene Verteidigungslinie zurückziehen könnte.
Schutzbach gehört zu den Herausgeberinnen der Online-Plattform
«Geschichte der Gegenwart». Sie gründete diese mit den an der
Universität Zürich lehrenden Professoren Svenja Goltermann und Philipp
Sarasin, die beide in einen Rechtsstreit mit der «Weltwoche» verwickelt
waren, der mit der Verurteilung von «Weltwoche»-Redaktor Philipp Gut
wegen Persönlichkeitsverletzung endete. Seither stehen beide Lager in
einer Dauerfehde.
Auf dem Höhepunkt der Schutzbach-Kontroverse publizierte denn auch
«Geschichte der Gegenwart» einen «Aufruf zur Verteidigung der
Wissenschaften», weil in der Schweiz «demokratische unabhängige
Institutionen wie die Universität finanziell und ideell immer mehr unter
Druck gesetzt» würden. Dies zeigten etwa die «gezielten Kampagnen
seitens SVP-naher Medien gegen kritische Wissenschaftlerinnen».
Verwechslung von Zeitungen
Speziell erwähnt werden angebliche Attacken «insbesondere auf die
Geschlechterforschung» in der NZZ und der «NZZ am Sonntag». Was Letztere
betrifft, scheint allerdings eine peinliche Verwechslung vorzuliegen,
werden in der Folge doch nur Beispiele aus der «Sonntagszeitung»
genannt, die bei Tamedia erscheint.
In unserem Zusammenhang ist aber etwas anderes augenfällig: Schutzbach
wie Goltermann und andere deutsche Wissenschafter (etwa Kijan
Espahangizi, Geschäftsführer des Zentrums Geschichte des Wissens von ETH
und Universität Zürich) begehen den Fehler, die Verhältnisse in
Deutschland eins zu eins auf die Schweiz zu übertragen. Doch die Schweiz
ist nicht Deutschland; sie hat nur schon eine radikal andere
Geschichte.
Wer die Schweiz mit Denkmustern aus Deutschland zu verstehen sucht,
landet auf dem Holzweg. Die SVP etwa ist nicht einfach ein Abziehbild
der AfD, sondern eine seit 100 Jahren bestehende Organisation mit zwei
Vertretern in der Landesregierung und Exekutivpolitikern in vielen
Kantonen, was sie deutlich vom schrillen Haufen der AfD-Protestpartei
unterscheidet.
Zudem geniessen die Medien in der Schweiz eine vergleichsweise gute
Akzeptanz; das Jahrbuch «Qualität der Medien» spricht gar von einem
hohen Vertrauen. Die No-Billag-Debatte wird ja auch nicht mit primär
inhaltlichen Argumenten geführt, sondern auf der Achse Freiheit contra
Zwang. Linards Udris von der Forschungsstelle «Öffentlichkeit und
Gesellschaft» an der Universität Zürich begründet dies auch damit, «dass
in den meisten Medientiteln keine Partei systematisch und regelmässig
über die Zeit hinweg auffallend bevorzugt wird».
Dies dürfte ein Grund sein, weshalb in der Schweiz im Unterschied zu
Deutschland kaum ein Biotop von alternativen Medien existiert und solche
Angebote aus Deutschland in der Schweiz auf wenig Resonanz stossen. So
werden zwar gemäss den vorherrschenden kulturellen Einflusskanälen auf
der Schweizer Bühne Debatten ausgetragen, die in Deutschland konzipiert
worden sind. Aber die breite Masse des Publikums erreicht man damit
offensichtlich nicht.
(https://nzzas.nzz.ch/kultur/wir-muessen-keine-buehne-fuer-deutsche-streitereien-bieten-afd-swiss-propaganda-research-ld.1349190)
+++WORLD OF CORONA
Diabetiker, Raucherinnen, Übergewichtige: Die Risikogruppen sind unter uns
Es wächst Unmut gegen den Lockdown. Nicht wenige fordern statt
Vorsichtsmassnahmen für alle, dass man lediglich die Risikogruppen
schütze. Die das fordern, können nicht rechnen.
https://www.higgs.ch/die-risikogruppen-sind-unter-uns/32641/
Corona in Afrika: Warum nicht bedingungsloses Grundeinkommen statt unpraktikabler WHO-Massnahmen?
Zwei Aspekte treten während der Corona-Krise besonders hervor:
Einerseits bringt diese Krankheit trotz ihres universellen Charakters
bestehende Ungleichheiten noch deutlicher zum Vorschein und verstärkt
sie sogar teilweise. Andererseits wird bis anhin Undenkbares plötzlich
möglich. Was bedeutet diese Krise für das alltägliche Leben auf dem
afrikanischen Kontinent? Eine Perspektive aus Goma, Demokratische
Republik Kongo.
https://daslamm.ch/corona-in-afrika-warum-nicht-bedingungesloses-grundeinkommen-statt-unpraktikabler-who-massnahmen/