Medienspiegel 4. Mai 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Die Zuweisung in ein besonderes Zentrum stellt gemäss Bundesverwaltungsgericht keinen Freiheitsentzug dar
Das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) hat sich zu einem Fall der Zuweisung in ein besonderes Zentrum geäussert. Es anerkennt, dass die Zuweisung eine erhebliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit darstellt. Betroffene sollten sich innert einer Frist von 30 Tagen ab Anordnung rechtlich dagegen wehren können.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/news/archiv/2020/die-zuweisung-in-ein-besonderes-zentrum-stellt-gemaess-bundesverwaltungsgericht-keinen-freiheitsentzug-dar.html


+++GRIECHENLAND
Über die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern
Zehntausende Migrantinnen und Migranten leben in Griechenland dicht gedrängt und unter unwürdigen Bedingungen in Lagern. Nun stellen Infektionen mit dem Coronavirus eine neue Bedrohung dar. Wir schalten im Tagesgespräch ins Lager auf die Insel Samos und zur Kommentatorin in Athen.
https://www.srf.ch/sendungen/tagesgespraech/ueber-die-zustaende-in-den-griechischen-fluechtlingslagern


Flüchtlingslager in Quarantäne – “Wir sind hier gefangen und werden ignoriert”
Das griechische Flüchtlingslager Ritsona steht seit einem Monat unter Quarantäne. 32 Corona-Fälle gibt es dort. Viele fühlen sich allein gelassen. Eine Bewohnerin berichtet.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-fluechtlingslager-griechenland-quarantaene-100.html#xtor=CS5-62


+++MITTELMEER
Seenotrettung im Mittelmeer: „Ich lasse euch im Wasser sterben“
Während Italien endlich Geflüchtete an Land lässt, zeigt Maltas Küstenwache sich zutiefst unmenschlich. Und erhält noch Rückendeckung der Regierung.
https://taz.de/Seenotrettung-im-Mittelmeer/!5682810/


Palermo: Migranten verlassen nach Quarantäne Fähre
Während Schiffe mit geretteten Flüchtlingen weiter einen Mittelmeer-Hafen suchen, werden in Deutschland Minderjährige aus dem Lager Moria auf die Bundesländer verteilt.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-05/alan-kurdi-gefluechtete-minderjaehrige-deutschland


Alarm Phone says it called Maltese authorities 42 times, rarely heard back
NGO publishes transcripts of calls with migrants allegedly sabotaged by AFM
https://timesofmalta.com/articles/view/alarm-phone-says-it-called-maltese-authorities-42-times-rarely-heard.789860


Sabotage, Delays and Non-Assistance: Another day in Malta’s SAR zone
Alarm Phone reconstruction of the distress case where a boat with 66 people on board was allegedly sabotaged by the Armed Forces of Malta (8-10 April 2020)
https://alarmphone.org/en/2020/05/03/sabotage-delays-and-non-assistance


183 Migranten dürfen Fähre im Hafen von Palermo verlassen
Für 183 aus Seenot gerettete Migranten endet die zweiwöchige Quarantäne an Bord der italienischen Fähre «Rubattino».
https://www.nau.ch/politik/international/183-migranten-durfen-fahre-im-hafen-von-palermo-verlassen-65702162


+++GASSE
derbund.ch 04.05.2020

Wegen Einsprachen: Die Schützenmatte wird zum Sportplatz

Für einen ruhigen Groove: Die Stadt Bern setzt jetzt alles auf die Karte «sportliche Freizeitaktivitäten». Gegen die Idee wird jedoch bereits Kritik laut.

Theepan Ratneswaran

Nach dem abrupten Ende der Zwischennutzung auf der Schützenmatte liegen nun neue Ideen für den Platz vor. Wie Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) in der «Berner Zeitung» sagt, soll er kurz- bis mittelfristig «sportlich» genutzt werden. Das heisst: Basketball, Tischtennis und Tischfussball statt Essgelegenheiten und Bars. Zudem soll der Platz durch Grünflächen und Sitzgelegenheiten aufgewertet werden. «Damit soll ein neuer Groove entstehen», sagt von Graffenried.

Der Vorteil dieser Konzeptänderung: Laut von Graffenried benötigt sie keine Baubewilligung. Ein wichtiger Punkt. Denn schliesslich waren es Einsprachen aus dem Altenbergquartier gegen geplante Bauprojekte, welche die Betreiber aufgeben liessen. Das soll nicht noch mal vorkommen. «Solange keine Baubewilligung erforderlich ist, kann es auch keine Einsprachen geben», sagt von Graffenried auf Anfrage.

Kritik aus der Politik

Doch auch gegen dieses neue Projekt bildet sich bereits Widerstand. «Das ist eine eher schlechte Idee», sagt Tobias Frehner, Präsident der Stadtberner Jungfreisinnigen. Er stört sich daran, dass «kurzfristig und ohne Konzept» Geld in Freizeitaktivitäten investiert werden soll, während sich die Stadt in einer schwierigen Finanzlage befindet. Zudem: «Ohne Konzept könnten Tischfussballkästen, Basketballkörbe oder Pingpongtische sehr schnell dem Vandalismus zum Opfer fallen.»

Beim Verein Platzkultur, der die Schützenmatte bis kurz vor Ostern betrieben hat, stösst das neue Konzept auf offene Ohren. «Die sportliche Nutzung ist eineinteressante Möglichkeit, den Platz zu beleben», sagt Vereinsmitglied Christoph Ris. Deshalb bleibt der Verein weiterhin mit der Stadt im Gespräch. Darüber ist von Graffenried froh. Ris und sein Team hätten sehr viel konzeptionelle Vorarbeit geleistet. «Die neuen Ideen möchten wir deshalb weiterhin mit den Leuten von Platzkultur umsetzen.»

Bauten als Lärmschutz?

Grosse Veränderungen sind auf der Schützenmatte aber erst in fünf bis zehn Jahre zu erwarten. Denn laut von Graffenried müssen zuerst die Bauarbeiten rund um den Bahnhof abgeschlossen werden. In welche Richtung es gehen soll, wurde jedoch bereits 2016 im Nutzungs- und Entwicklungskonzept festgehalten. «Die Schützenmatte soll als öffentlicher Platz bestehen.» Die Idee einer grossen Überbauung, zum Beispiel eines Hochhauses, wurde damals verworfen.

Der Stadtpräsident hat aber schon jetzt vage Ideen, was auf der Schützenmatte entstehen könnte. Er denkt an eine Zeile Atelier- und Gastrobauten am westlichen Ende des Platzes. Dabei sollen die Bauten ein- oder zweistöckig sein und als Lärmschutz dienen.

Diese Aussichten kommen bei den Nachbarn gut an. «Jede Aktivität, die die Lärmbelastung reduziert, ist willkommen», sagt Hans-Jürg Klopfstein, Präsident des Altenberg-Rabbental-Leists.
(https://www.derbund.ch/die-schuetzenmatte-wird-zum-sportplatz-298042403956)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
derbund.ch 04.05.20200

Sicherheitsdirektor Philippe Müller lobt Kantonspolizei

Der bernische Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) wendet sich am Montag in einem Brief an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berner Kantonspolizei. Darin dankt er ihnen «für Ihren konsequenten, verhältnismässigen und zielgerichteten Einsatz zu Gunsten der Gesundheit der gesamten Bevölkerung».

In Bezug auf die vergangenen Einsätze am Freitag (1. Mai) und an der Demo auf dem Bundesplatz am Samstag lobt Müller die Kapo: «Sie haben das sehr gut gemacht.»

Kein Verständnis für Kritik an Polizeieinsatz

Die Durchsetzung der Beschlüsse des Bundesrates verlange von den Polizistinnen und Polizisten derzeit viel Fingerspitzengefühl, schreibt Müller in seinem Brief, der dem «Bund» vorliegt. Nicht alle würden indes die Notwendigkeit und Fortsetzung der Einschränkungen immer einsehen. «Die Demonstration vom Samstag auf dem Bundesplatz hat gezeigt, dass dies auch völlig unvernünftige formen annehmen kann.»

Nach dem Polizeieinsatz an der Demonstration am Samstag wurde aus linken Kreisen die Kritik laut, die Polizei sei am Vortag viel strenger gegen Kleinstgruppen vorgegangen, die am 1. Mai mit einem Transparent durch die Stadt liefen. Die deutlich grössere Ansammlung auf dem Bundesplatz habe man im Vergleich zu lange gewähren lassen.

Die Kritik eines zu zögerlichen Einschreitens der Polizei bei der besagten Demo am Samstag, versteht Regierungsrat Müller nicht. In seinem Brief schreibt er dazu: «Dass nun ausgerechnet offenbar jene nach einem raschen ‘Durchgreifen’ rufen, die für sich selbst ansonsten ‘Laisser faire’ reklamieren, ist eine interessante Episode.» (nfe)
(https://www.derbund.ch/ticker-corona-kanton-bern-594319178143)



Bei Demo-Auflösung am 1. Mai – Polizei zwang Demonstranten zum Brechen der Hygieneregeln
Weil sie von der Polizei eingekesselt wurden, konnten Protestierende den Mindestabstand nicht mehr einhalten. Das sorgt für Kritik – und ein politisches Nachspiel.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/bei-demo-aufloesung-am-1-mai-polizei-zwang-demonstranten-zum-brechen-der-hygieneregeln
-> Schweiz Aktuell: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/umstrittene-einsaetze-der-polizei-am-1–mai?id=2c5d3592-914d-4700-87b5-be9e69253375


Demo-Verbot lockern? Zürcher Justizministerin fordert Klarheit
Während die Polizei bei der 1.-Mai-Demo in Zürich eingriff, liess die Polizei die Aktivisten in Basel gewähren. Justizministerin Jacqueline Fehr möchte nun eine einheitliche Regelung vom Bund.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/demo-verbot-lockern-zuercher-justizministerin-fordert-klarheit-137796944
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/zuercher-politiker-gespalten-ueber-demo-forderung-von-justizdirektorin-00133626/


Nach dem 1. Mai – BastA! im Gegenwind
BastA!-Grossrätin Tonja Zürcher demonstrierte am 1. Mai trotz Veranstaltungsverbot mit. Kann diese Partei Regierungsverantwortung übernehmen?
https://telebasel.ch/2020/05/04/nach-dem-1-mai-basta-im-gegenwind


Die Polizei dreht frei am 1. Mai – Betroffene der Willkür berichten
Die Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit sei auch am 1. Mai gewährleistet, hiess es noch am 30. April aus Bundesbern. So verkündete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Tagesanzeiger: «Denkbar sind alle Formen von politischen Äusserungen, bei denen es zu keinen Menschenansammlungen kommt (beispielsweise Aufstellen von Plakaten im öffentlichen Raum).» Die Behörden hätten einen Handlungsspielraum, «insbesondere wenn sich nur einzelne Personen an einer Aktion beteiligen». Ganz anderer Meinung waren aber die Sicherheitsorgane verschiedener Schweizer Kantone und Städte. Sie genossen am 1. Mai ihren neuen Spielraum und schritten rigoros gegen jede Regung von Protest ein. Besonders aus den Städten Bern und Zürich erreichten uns Berichte von masslosen Repressionen und Willkürakten rund um den 1. Mai. Aktivist*innen wurden verhaftet, weil sie ein Transparent aufgehängt oder irgendwo ein Plakat mit Klebstreifen angebracht hatten. Fahnen und andere sichtbare politische Statements wurden konfisziert. Und im Knast wurden Verhaftete gedemütigt.
https://www.ajourmag.ch/polizei-dreht-frei-am-1-mai/


We’re the witches you weren’t able to burn!
In der Walpurgisnacht am 30.4. wurde das Wasser des Brunnens an der St. Johanns Vorstadt schwarz eingefärbt. Der Sage nach versammelten sich die Hexen in dieser Nacht um Wissen auszutauschen und das Hexenfest zu feiern.
https://barrikade.info/article/3479


Glasbruch und Farbe bei Berner Kantonalbank und Einkaufskomplex
In der Nacht vom 1. Mai haben wir in Bümpliz die Schaufenster der Berner Kantonalbank BEKB eingeschlagen und mit Farbe besprüht. Mit dieser Aktion wollen wir auf die Ausbeutung und Zerstörung durch das kapitalistische System aufmerksam machen. Der erste Mai ist ein Tag des Kampfes, mit der Aktion konnten wir zeigen, dass die Polizei uns auch während der Coronazeit nicht am Widerstand hindern kann.
https://barrikade.info/article/3480


+++BIG BROTHER
Ständerat verlangt gesetzliche Grundlage für Tracing- und Warn-App
Die Nutzung einer Corona-Warn- und Tracing-App soll freiwillig sein und auf gesetzlichen Grundlagen beruhen. Der Ständerat hat dazu eine Motion gutgeheissen. Im Nationalrat ist ein gleich lautender Vorstoss hängig.
https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/schweiz/standerat-verlangt-gesetzliche-grundlage-fur-tracing-und-warn-app-ld.1217761
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2020/20200504212226706194158159041_bsd200.aspx


Interview zu Corona-Überwachung: «Die Nutzung einer Tracing-App muss freiwillig sein»
Warum der Staat jetzt seinen Datenhunger nicht stillen darf: Judith Bellaiche, Geschäftsführerin des IT-Verbandes Swico und GLP-Nationalrätin, gibt Antworten.
https://www.tagesanzeiger.ch/die-nutzung-einer-tracing-app-muss-freiwillig-sein-925899380017


Basel-Stadt lanciert erste App für Coronapatienten: Der Kanton ist jetzt ein Vorreiter
Die sogenannte «COVID Care App» wurde vom Basler Gesundheitsdepartement entwickelt. Nun stösst die Anwendung bereits schweizweit und auch im Ausland auf Interesse.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/basel-stadt-lanciert-erste-app-fuer-coronapatienten-der-kanton-ist-jetzt-ein-vorreiter-137793808


Bruce Schneier: “Contact-Tracing-Apps sind sinnlos”
Sicherheitsexperte warnt: Solche Systeme seien zu fehleranfällig, um brauchbare Daten zu liefern
https://www.derstandard.at/story/2000117260428/bruce-schneier-contact-tracing-apps-sind-sinnlos


Kurz-Beraterin pocht auf verpflichtende Corona-App für Einreisende
Antonella Mei-Pochtler: Verpflichtung für Personen angedacht, die nach Österreich einreisen wollen – Regierung betont Freiwilligkeit
https://www.derstandard.at/story/2000117266318/kurz-beraterin-pocht-auf-corona-app-fuer-alle?ref=article
-> https://kurier.at/politik/inland/kurz-beraterin-zu-contact-tracing-app-wird-teil-der-neuen-normalitaet/400831661


Fragwürdige Kooperation: EU öffnet größte Fahndungsdatenbank für Geheimdienste aus Drittstaaten
Im Schengener Informationssystem können Polizeien und Geheimdienste Personen zur heimlichen Beobachtung ausschreiben. Über einen Umweg lassen jetzt Behörden aus Nicht-EU-Staaten geheimdienstliche Fahndungen vornehmen. Über die genaue Rolle des Verfassungsschutzes schweigt die Bundesregierung.
https://netzpolitik.org/2020/eu-oeffnet-groesste-fahndungsdatenbank-fuer-geheimdienste-aus-drittstaaten/


+++POLICE BE
Regierungsratsantwort auf Interpellation AL/Grüne: Rechtsextremist*innen und rechtsextreme Netzwerke in der Kantonspolizei Bern?
https://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-ac849cc182894dbaafd2443931b518dc.html



derbund.ch 04.05.2020 – Version ca. 21.00 Uhr

Fragwürdige Aktivitäten im Internet: Rassistische Äusserungen bei der Berner Polizei

Zwei Polizisten haben sich rechtsextreme Kommentare zuschulden kommen lassen. Sicherheitsdirektor Philippe Müller spricht von Einzelfällen.

Simon Wälti

In den Reihen der Berner Kantonspolizei gab es einzelne Fälle von Mitarbeitenden, die sich grenzwertig rechtsextremistisch oder rassistisch in sozialen Medien geäussert oder Sympathien dafür bekundet haben. Das bestätigt der Regierungsrat in einer Antwort auf eine Interpellation aus den Reihen der Alternativen Linken und der Grünen. Man habe in diesen Fällen sofort personalrechtliche Massnahmen ergriffen. «Solche Sachen tolerieren wir nicht», sagt Regierungsrat Philippe Müller (FDP) auf Anfrage. «Wir wollen keine extremen Tendenzen im Korps.» Man gehe jedem Fall nach, dürfe diese Einzelfälle aber auch nicht überbewerten.

Die Berner Kantonspolizei dulde keine diskriminierenden oder extremistischen Äusserungen von Mitarbeitenden, heisst es in der Antwort auf die Interpellation weiter.

Nicht strafrechtlich relevant

Es handelt sich gemäss Angaben der kantonalen Sicherheitsdirektion «um zwei Polizeimitarbeitende ohne Kaderfunktion». Die Aussagen in den sozialen Medien, die sie gemacht oder «gelikt» hatten, waren demnach «nicht strafrechtlich relevant, aber zumindest fragwürdig». Nachdem eine Drittperson die Äusserungen gemeldet hatte, seien umgehend Abklärungen vorgenommen worden.

Gleichzeitig betont der Regierungsrat, dass keinerlei rechtsextreme Strukturen innerhalb der Kantonspolizei feststellbar seien. Auch Hinweise, dass aus Polizeikreisen interne Daten an Rechtsextreme weitergeleitet wurden, gibt es gemäss Regierungsrat keine. Die beiden Interpellanten verlangten von der Regierung Auskunft zum Thema, weil in Nachbarländern wie Deutschland, Österreich und Frankreich innerhalb von Militär, Geheimdiensten und Polizei einige rechtsextreme Netzwerke enttarnt worden waren. Dies sei Grund genug, auch im Kanton Bern genauer hinzuschauen.

Keine Kündigungen

Für die fehlbaren Mitarbeitenden der Polizei blieben die gemachten Äusserungen nicht ohne Folgen. Sie seien im Rahmen eines personalrechtlichen Verfahrens ermahnt worden, teilte die Sicherheitsdirektion mit. Allerdings arbeiten die beiden Polizisten weiter im Korps. Für eine Kündigung waren die Vorfälle offenbar zu wenig gravierend. «Auch für sie gilt das Personalgesetz, und eine Kündigung war infolge der nicht strafrechtlich relevanten Handlungen sowie der gesamten Umstände nicht angezeigt.»

Zudem versichert der Regierungsrat, dass bei Rekrutierung und Ausbildung von Polizisten ein grosses Gewicht auf eine unvoreingenommene Haltung bezüglich Ethnie, Religion und politischer Orientierung gelegt werde. «Es wird darauf geachtet, dass keine Personen ausgewählt werden, die extremistisches Gedankengut unterstützen», heisst es in der Antwort auf den Vorstoss. Es gelte Nulltoleranz, und es würden weder links- noch rechtsextremistische Haltungen und Handlungen akzeptiert oder geduldet.

Mehr Gewalt von Linksextremen

Regierungsrat Müller wehrt sich zudem gegen pauschale Vorwürfe von links aussen wegen angeblicher Polizeigewalt. «Diese treffen schlicht und einfach nicht zu.» So sei etwa nach dem Aufruf von linken Aktivisten vor über einem Jahr, die Polizei zu überwachen und bei Einsätzen zu filmen, kein einziges Video bekannt geworden. «Damit zeigen sie gerade selber, dass ihre Vorwürfe nicht stimmen.» Zudem gebe es in der Schweiz deutlich mehr Gewaltprobleme mit Linksextremen als mit Rechtsextremen.

Gemäss dem Jahresbericht 2019 des Nachrichtendienstes des Bundes wurden im Jahr 2018 schweizweit 53 Ereignisse im Bereich des gewalttätigen Rechts- und 226 Ereignisse im Bereich des gewalttätigen Linksextremismus festgestellt.
(https://www.derbund.ch/rechtsextreme-tendenzen-bei-der-berner-kantonspolizei-887708127191)



derbund.ch 04.03.2020 – Version 12.15 Uhr

Äusserungen in den sozialen Medien: Rechtsextreme Tendenzen bei der Berner Kantonspolizei

Die kantonale Sicherheitsdirektion muss bestätigen: Polizisten sind mit rassistischen und rechtsextremen Kommentaren aufgefallen. Es gebe aber kein Netzwerk.

Simon Wälti

Linke und Grüne haben in den vergangenen Jahren immer wieder den Vorwurf geäussert, es gebe rassistische und rechtsextreme Polizisten im Kanton Bern. Nun räumt die kantonale Sicherheitsdirektion ein, dass diese Vermutungen nicht einfach aus der Luft gegriffen sind. «Der Regierungsrat bestätigt, dass es einzelne Fälle von Mitarbeitenden der Kantonspolizei gab, die sich mit grenzwertigen rassistischen und rechtsextremen Äusserungen zu Wort gemeldet haben und diese in den sozialen Medien getätigt respektive Sympathien dafür gezeigt haben.» Das schreibt der Regierungsrat in der Antwort auf einen Vorstoss der Alternativen Linken und der Grünen zu möglichen rechtsextremen Tendenzen im Polizeikorps.

Zum Vorstoss veranlasst sah sich die AL, weil in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Frankreich «in den letzten Monaten und Jahren innerhalb von Militär, Geheimdiensten und Polizei einige rechtsextreme Netzwerke enttarnt sowie bedenkliche rassistische und rechtsextreme Tendenzen aufgedeckt» worden seien.

Offenbar nur Einzelfälle

Eigentliche Netzwerke bestehen im bernischen Polizeikorps laut Regierungsrat jedoch nicht. Er betont, dass es sich dabei um Einzelfälle handelt und keinerlei rechtsextreme Strukturen innerhalb der Kantonspolizei feststellbar sind. Für die fehlbaren Mitarbeitenden der Polizei blieben die Äusserungen nicht ohne Folgen, es seien rasch die nötigen personalrechtlichen Massnahmen und Konsequenzen eingeleitet worden. «Die Kantonspolizei duldet keine diskriminierenden oder extremistischen Äusserungen von Mitarbeitenden.» Es seien zudem keine polizeiinternen Daten an Rechtsextreme weitergegeben worden.

Nulltoleranz gegen Extremismus

Zudem versichert der Regierungsrat, dass bei Rekrutierung und Ausbildung von Polizistinnen und Polizisten ein grosses Gewicht auf eine unvoreingenommene Haltung bezüglich Ethnie, Religion und politischer Orientierung gelegt werde. «Es wird darauf geachtet, dass keine Personen ausgewählt werden, die extremistisches Gedankengut unterstützen», heisst es in der Antwort auf den Vorstoss.

Nulltoleranz gegenüber extremistischen Haltungen und Handlungen gelte nicht nur für die angehenden Polizistinnen und Polizisten, sondern für alle Mitarbeitenden der Kantonspolizei Bern. Man distanziere sich deutlich von jeglicher Form der Diskriminierung und von jeder Form des politischen oder religiösen Extremismus. Es würden weder links- noch rechtsextremistische Haltungen und Handlungen akzeptiert oder geduldet.
(https://www.derbund.ch/rechtsextreme-tendenzen-bei-der-berner-kantonspolizei-887708127191)
-> https://www.bernerzeitung.ch/kapo-mitarbeitende-aeussern-sich-rassistisch-im-netz-714334234694
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/wegen-aeusserungen-auf-social-media-rechtsextreme-und-rassistische-beamte-bei-kantonspolizei-bern-freigestellt-id15874836.html
-> https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/181692/



bernerzeitung.ch 04.05.2020

Experten widersprechen Nause: Berns Nulltoleranz bei Demos erntet Kritik

In Bern löst die Polizei selbst Kleinstdemos auf, die sich an die Abstandsregeln halten. Sicherheitsdirektor Reto Nause sagt, die Bundesverordnung lasse keinen Spielraum. Rechtsexperten sind anderer Meinung.

Michael Bucher

1. Mai in Basel: Rund 400 Personen nehmen an einer Kundgebung teil, zu der ein revolutionäres 1.-Mai-Bündnis aufgerufen hatte. Die Teilnehmenden werden dazu aufgerufen, den nötigen Abstand zueinander einzuhalten. Der Demonstrationszug verläuft friedlich. Viele Teilnehmende tragen Schutzmasken und halten Abstand zu den Mitmarschierenden. Die Polizei verzichtet «aus Gründen der Verhältnismässigkeit» darauf, die Kundgebung aufzulösen, wie es später aus dem Basler Sicherheitsdepartement heisst.

1. Mai in Bern: Ein paar wenige Personen nehmen an einer Kleinkundgebung teil, zu der Linksautonome aufgerufen hatten. Die Teilnehmenden werden dazu aufgerufen, den nötigen Abstand zueinander einzuhalten und nur alleine oder zu zweit durch die Stadt zu spazieren. Die Kantonspolizei erstickt die Demo im Keim. Selbst bei Zweiergruppen zieht die Polizei Transparente ein.

Die beiden Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die städtischen Sicherheitsbehörden die bundesrätliche Covid-19-Verordnung in der Praxis umsetzen. Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) bekräftigte im Interview mit dieser Zeitung seine Nulltoleranz-Politik gegenüber Kundgebungen. Auch Kleinstdemonstrationen wie am 1. Mai seien gestützt auf die Bundesratsverordnung verboten. Auf die Frage, ob eine Einzelperson mit einem Transparent durch die Stadt laufen dürfe, meint Nause: «Nein. Weil sonst genau das passiert, was wir am Samstag gesehen haben. Plötzlich sind es 15, dann 35, dann 500 Personen. Das Verbot gilt absolut.»

«Behörden haben Spielraum»

Schiesst Berns Sicherheitsdirektor mit solchen Aussagen übers Ziel hinaus? Fragen wirft diese Praxis insbesondere deswegen auf, da es in sieben Tagen wieder gestattet ist, zu viert an einem Restauranttisch zu sitzen – in weniger als zwei Metern Abstand. Markus Schefer, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Basel, übt Kritik am Berner Vorgehen: «Zweiergruppen – welche sich an die Distanzregeln halten – aufzulösen, ist ein unverhältnismässiger Eingriff in die Versammlungsfreiheit.» Dass nicht einmal eine Einzelperson demonstrieren dürfe, sei «definitiv unzulässig».

Das Kundgebungsverbot gelte nicht absolut, wie von Nause behauptet. «Die Behörden haben einen Spielraum», sagt Schefer. Entscheidend sei die Frage: Was bezweckt das Versammlungsverbot? «Die Ausbreitung des Virus zu bremsen», beantwortet der Professor gleich selber seine Frage. «Eine Demonstration, die nicht dazu führt, dass sich das Virus weiter ausbreitet, kann demnach nicht gestützt auf die bundesrätliche Verordnung aufgelöst werden», sagt er. Solche Überlegungen müssten sich die Polizeicorps und deren Vorsteher machen. In Basel sei dies am 1. Mai geschehen, in Bern nicht.

«Zwei Personen, die mit einem Transparent durch die Stadt laufen, sind sicher kein Problem», findet auch Markus Müller, Staatsrechtsprofessor an der Universität Bern. «Heikel» findet er jedoch, wenn etwa 20 Zweiergruppen trotz gebührendem Abstand durch die Stadt laufen. «Bei strenger Betrachtung handelt es sich dabei um eine Veranstaltung», so Müller, und diese seien verboten.

Unterschiedliche Formulierungen

Tatsächlich steht in der Covid-19-Verordnung des Bundesrates unter Artikel 6: «Private und öffentliche Veranstaltungen sind grundsätzlich verboten.» Als Veranstaltung gilt «ein zeitlich begrenztes, in einem definiertem Raum stattfindendes und geplantes Ereignis, an dem mehrere Personen teilnehmen». Darauf dürfte sich Reto Nause bei seiner harten Linie beziehen. Doch unter Artikel 7c steht eben auch, dass im öffentlichen Raum nur Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen verboten seien. Eine Zweiergruppe mit Transparent würde nicht darunterfallen.

Auf Anfrage meint das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Im Einzelfall ist von den zuständigen Behörden zu entscheiden, ob eine konkrete politische Aktion unter diese Verbote fällt.» Anders als von Reto Nause ins Feld geführt, hält das BAG fest: «Die Behörden haben dabei einen Handlungsspielraum, insbesondere wenn sich nur einzelne Personen an einer Aktion beteiligen.» Das Bundesamt hält klar fest: «Einzelpersonen oder eine Gruppe von bis zu 5 Personen, die mit einem Transparent im öffentlichen Raum unterwegs sind, werden von der Covid-19-Verordnung nicht erfasst.» Eine Grosskundgebung wie in Basel ist laut BAG wiederum nicht zulässig, selbst wenn Social Distancing und Hygienevorschriften eingehalten werden.
(https://www.bernerzeitung.ch/berns-nulltoleranz-bei-demos-erntet-kritik-655430197456)



Bundesgericht rüffelt den Kanton Bern
Das Bundesgericht heisst die Beschwerden gegen das revidierte Polizeigesetz des Kantons Bern in drei von vier Punkten gut. Erstaunlicherweise ist der Regierungsrat darüber «erfreut».
http://www.journal-b.ch/de/082013/politik/3591/Bundesgericht-r%C3%BCffelt-den-Kanton-Bern.htm


+++ANTIRA
antira-Wochenschau: Rassistische Grenzöffnung für wenige statt für alle, staatliche Pushbacks mit privaten Fischereibooten, auf Streife mit Nazis
https://antira.org/2020/05/04/antira-wochenschau-rassistische-grenzoeffnung-fuer-wenige-statt-fuer-alle-staatliche-pushbacks-mit-privaten-fischerbooten-auf-streife-mit-nazis/


Attacken gegen Asiaten Bundesregierung ignoriert Coronarassismus
Diffamiert, beleidigt, bespuckt: Asiatischstämmige Menschen werden in der Coronakrise zu Opfern von Rassismus. Warum tut die Regierung nicht mehr?
https://www.tagesspiegel.de/politik/attacken-gegen-asiaten-bundesregierung-ignoriert-coronarassismus/25798536.html


+++RECHTSEXTREMISMUS
Bilanz 2019 der Fachstelle Extremismus
Die Fachstelle Extremismus in der Armee befasste sich 2019 mit 55 Beratungsanfragen und Meldungen. Im Vordergrund stand mutmasslicher Rechtsextremismus. Gemeldet wurden hauptsächlich Einzelfälle, sicherheitsrelevante Vorkommnisse blieben aus.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78982.html


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Anti-Coronavirus-Demos: Die neue Querfront-Bewegung radikalisiert sich extrem schnell
Bundesweit gibt es mittlerweile Demonstrationen gegen die Coronavirus-Schutzmaßnahmen. Hier trifft sich eine Melange aus Verschwörungsideolog*innen, Esoteriker*innen und rechten Aktivist*innen. Wir beobachten, dass sich diese neue Querfront extrem schnell radikalisiert und bereit ist, Gewalt anzuwenden.
https://www.belltower.news/anti-coronavirus-demos-die-neue-querfront-bewegung-radikalisiert-sich-extrem-schnell-98981/


Verschwörungstheorien: Die Allianz des Unsinns
Thesen, wie sie Teilnehmer der “Hygiene-Demos” von sich geben, offenbaren, in welcher Krise demokratische Gesellschaften stecken. Und Promis wie Til Schweiger klatschen Beifall.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/hygiene-demos-coronavirus-verschwoerungstheorien-1.4896453


Corona-Proteste: Warnung vor rechter Vereinnahmung
Experten warnen vor rechtsradikalen Aktivisten, die sich an die Spitze der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen setzen wollen. In mehreren Städten hatten zuletzt Rechtsextreme demonstriert.
https://www.tagesschau.de/investigativ/corona-proteste-rechtsextremismus-101.html


Hygienedemos: Größenwahnsinnige Aluhüte
Corona meets Kassandra. „Die Demokratie ist am Ende“, „Wir stehen vor einer Zeitenwende“, „Eine Coronadiktatur droht“ – solche und ähnliche Alarmrufe sind in den „sozialen Medien“ im Internet und auf einschlägigen Blogs und Portals immer öfter zu hören. Die Krise wirkt wie ein Brandbeschleuniger für Fake News, Legenden und Verschwörungstheorien. Die Pandemie potenziert Paranoia. Vor allem im Internet florierte schon vor Corona die Szene der Leute, die hinter allem und jedem finstere Machenschaften wittern. Doch jetzt scheint sie Zulauf zu bekommen. Immer mehr rutschen offenbar in diesen Sumpf ab, auch Linke oder Leute, die man zumindest für Linke gehalten hat, und nicht wenige Journalisten.
https://lowerclassmag.com/2020/05/04/hygienedemos-groessenwahnsinnige-aluhuete/


Rechte Verschwörungsideologen wollen, dass du dir Gift spritzt!
Rechtsextreme Verschwörungsideolog*innen werden derzeit immer gefährlicher – und erhalten trotzdem immer mehr Reichweite. Wie wir berichtet haben (hier), nimmt die Follower-Zahl von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Telegram-Kanälen immer weiter zu. Insbesondere der Verschwörungsmythos “QAnon” findet jetzt auch dort immer mehr Beachtung.
https://www.volksverpetzer.de/social-media/trump-chlorbleiche/


Vom Koch zum Verschwörungstheoretiker:  Attila Hildmann zieht bewaffnet „in den Untergrund“
Koch Attila Hildmann ist der nächste Prominente, der wirre Theorien zum Coronavirus verbreitet. Er droht sogar mit Waffengewalt.
https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/vom-koch-zum-verschwoerungstheoretiker-attila-hildmann-zieht-bewaffnet-in-den-untergrund/25798088.html
-> https://www.volksverpetzer.de/kommentar/attila-hildmann/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1136258.attila-hildmann-schwurbelnder-veganator.html


Die “Querfront” gegen Corona
Auf Demos ist alles zu hören, was das Internet gerade an Corona-Verschwörungstheorien hergibt
https://www.derstandard.at/story/2000117266696/die-querfront-gegen-corona?ref=rss


+++HISTORY
«Dieser galizische Jude missbraucht die Armee»: Im Zweiten Weltkrieg werden die beiden wichtigsten Figuren des Schweizer Kinos von den Behörden schikaniert
Die geistige Landesverteidigung legt den Grundstein für den Schweizer Film. Doch Politik und Bürokratie lassen den Produzenten Lazar Wechsler und den Starregisseur Leopold Lindtberg spüren, dass sie Juden mit Migrationshintergrund sind.
https://www.nzz.ch/schweiz/behoerden-schikanierten-die-zwei-wichtigsten-figuren-des-kinos-ld.1554508


+++WORLD OF CORONA
Nach Corona-Lockerungen: Senioren werden isoliert, öffentlich erniedrigt, bespuckt
Endlich wieder frei! Die Schweiz freut sich auf die Lockerungen der Corona-Massnahmen. Nur ältere Menschen kommen nicht richtig zum Zug – und werden sogar angefeindet in der Öffentlichkeit.
https://www.blick.ch/news/schweiz/nach-corona-lockerungen-senioren-werden-isoliert-oeffentlich-erniedrigt-bespuckt-id15874634.html