Medienspiegel 26. April 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++GRIECHENLAND
Feuer in Flüchtlingslager auf griechischer Insel Samos
Im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos sind mehrere Brände ausgebrochen. Die Ursache ist zunächst unklar.
https://www.nau.ch/news/europa/feuer-in-fluchtlingslager-auf-griechischer-insel-samos-65698776


+++MITTELMEER
Seenotrettung im Mittelmeer: Keine Hilfe mehr
Im Mittelmeer ist kein einziges privates Rettungsschiff mehr im Einsatz. Vor allem die Quarantänebestimmungen legen Schiffe und Besatzungen lahm.
https://taz.de/Seenotrettung-im-Mittelmeer/!5678594/


+++KNAST
Kanton Luzern spricht sich bei Sterbehilfe in Gefängnissen für nationale Lösung aus
Die kantonalen Polizeidirektoren wollen einheitliche Regeln für die Freitodbegleitung in Gefängnissen. Das begrüsst auch der Kanton Luzern.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/kanton-luzern-spricht-sich-bei-sterbehilfe-in-gefaengnissen-fuer-nationale-loesung-aus-ld.1215285
-> https://www.zentralplus.ch/kanton-luzern-will-sterbehilfe-in-gefaengnissen-national-loesen-1782037/


+++BIG BROTHER
Datenschutz: Geplante Corona-App soll Daten doch dezentral speichern
Überraschender Kurswechsel bei der Bundesregierung: Die Warn-App speichert Kontaktdaten nun doch nur auf dem Handy – wie von Datenschützern gefordert.
https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2020-04/datenschutz-corona-tracing-app-dezentrale-speicherung
-> https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-app-107.html
-> https://www.cash.ch/news/top-news/digitale-helfer-das-ringen-um-die-corona-app-apple-wenig-kooperationsbereit-1530402
-> https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-app-bundesregierung-doch-fuer-dezentrale-datenspeicherung,RxEl42Q
-> https://apps.derstandard.at/privacywall/story/2000117121369/deutsche-regierung-will-bei-corona-app-nun-dezentralen-ansatz?ref=rss
-> https://netzpolitik.org/2020/bewegt-euch-endlich/
-> https://taz.de/Debatte-um-die-Corona-App/!5681031/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1135939.corona-apps-bundesregierung-lenkt-bei-diskussion-um-ueberwachung-ein.html
-> https://www.tagesschau.de/inland/spahn-app-101.html



NZZ am Sonntag 26.04.2020

Ist die Tracing-App die Rettung aus der Pandemie? – Die neue Ausgabe des Corona-Talks mit Epidemiologe Christian Althaus

Ein Gespräch mit dem Berner Wissenschafter Christian Althaus über die neuste Entwicklung der Pandemie

Rafaela Roth und Boas Ruh

Christian Althaus ist Epidemiologe an der Universität Bern. Er befasst sich mit der Modellierung von Epidemien von neu auftretenden Infektionskrankheiten. Jede Woche analysiert er für uns die neuesten Geschehnisse rund um die Corona-Pandemie.

Folge5 vom 25. April 2020: Ist die Tracing-App die Rettung aus der Pandemie?
https://cdn.podigee.com/media/podcast_23170_nzzas_corona_talk_episode_209653_mussen_wir_nun_alle_eine_uberwachungs_app_installieren.mp3

Bald kommt eine Schweizer Contact-Tracing-App: ETH Zürich und EPFL Lausanne wollen eine entsprechende Applikation bis zum 11. Mai fertigstellen. Diese soll helfen, die Epidemie weiter einzudämmen. Im Corona-Talk sagt der Berner Epidemiologe Christian Althaus, warum er einer solchen App vertraut. Und: Was sagt Althaus zur Kritik, dass die Epidemiologen derzeit zu viel Macht innehaben?

Ausserdem im wöchentlichen Quarantäne-Tipp: Mit welcher Lektüre wir richtig gut in eine andere Welt abtauchen können.
(https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-app-107.html)


+++POLICE BE
derbund.ch 26.04.2020

Darf man Demonstranten zur Kasse bitten?

In Lausanne wird am Mittwoch über strittige Punkte im neuen Polizeigesetz des Kantons Bern entschieden.

Martin Erdmann

Seit Anfang Jahr gilt im Kanton Bern das revidierte Polizeigesetz. Doch einige Artikel sind noch nicht in Kraft, denn gegen sie hat im vergangenen Jahr ein Zusammenschluss aus Linksparteien, Menschenrechtsorganisationen und Fahrendenverbänden Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht. Am Mittwoch wird in Lausanne entschieden, ob oder in welcher Form die umstrittenen Regelungen im Gesetz bleiben dürfen.

Besonders eine Bestimmung hat in der Demonstrations-Stadt Bern für Kontroversen gesorgt: die Kostenüberwälzung. Laut Gesetz sollen Gemeinden die Möglichkeit haben, die Kosten von Polizeieinsätzen auf die Veranstalter abzuwälzen, wenn diese vorsätzlich oder grobfahrlässig gegen Bewilligungsauflagen verstossen haben – oder über gar keine Bewilligung verfügen. Zudem können auch Einzelpersonen zur Kasse gebeten werden, wenn sie Gewalt an Personen oder Sachen verübt haben.

Verursacherprinzip

Die Beschwerdenführer empfinden diese Regelung als Einschränkung der Demonstrationsfreiheit. «Die Kostenüberwälzung greift in gravierender Weise in das Grundrecht ein, sich zur freien Meinungsäusserung im öffentlichen Raum zu versammeln», sagt Florian Weber, Vorstandsmitglied der Demokratischen Jurist*innen. Er befürchtet, dass Menschen künftig aus Angst vor den Kosten zögern, eine Demonstration durchzuführen. «Es besteht eine reale Gefahr, dass Menschen auf die Meinungsäusserung im öffentlichen Raum verzichten.» Aus demokratischer Sicht wäre es deshalb «sehr zu bedauern», wenn das Bundesgericht die Beschwerde abweisen würde, sagt Weber.

Ganz anders sieht das der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP). Für ihn wäre es «unverständlich», wenn die betreffenden Gesetzesartikel gestrichen würden. «Die Personen, die randalieren und Gewalt anwenden, sollen im Sinne des Verursacherprinzips für von ihnen verursachte Kosten aufkommen – und nicht die Allgemeinheit.» Er verweist darauf, dass in anderen Kantonen bereits eine solche Regelung gilt, die vom Bundesgericht im Grundsatz für verfassungskonform erklärt wurde.

«Lex Fahrende»

Ein weiterer Streitpunkt ist die «Lex Fahrende». Der Artikel sieht vor, dass Personen, die ein Grundstück ohne Erlaubnis des Eigentümers als Standplatz nutzen, weggewiesen werden dürfen. Das Areal darf innert 24 Stunden geräumt werden. Die Wegweisung darf nur vollzogen werden, wenn im Kanton ein Transitplatz zur Verfügung steht, den die Weggewiesenen aufsuchen können. Im Februar hat das Stimmvolk einem solchen zugestimmt. «Diese Bestimmung wird durch die Eröffnung des Transitplatzes in Wileroltigen erst anwendbar», sagt der Sicherheitsdirektor dazu.

Die Bestimmung wurde gegen den Willen des Regierungsrats in die Revision aufgenommen. Auch im Kantonsparlament war sie äusserst umstritten, wurde schlussendlich aber doch angenommen. Und dies, obwohl Ratsmitglieder schon damals warnten, dass der Artikel ein Fall für das Bundesgericht werden könnte.

«Das Problem dieses Artikels ist es, dass ein Sondergesetz für Minderheiten geschaffen wird», sagt Angela Mattli von der Gesellschaft für bedrohte Völker, welche die Beschwerde mitträgt. Das sei eine Ungleichbehandlung, die juristisch nicht haltbar sei. «Das Gesetz sorgt für noch mehr Stigmatisierung, rechtliche Unsicherheiten und Misstrauen auf allen Seiten», so Mattli.
(https://www.derbund.ch/darf-man-demonstranten-zur-kasse-bitten-575227296927)


+++POLIZEI DE
Logbuch:Freiheit 003: Polizeigewalt und Racial Profiling
https://youtu.be/SReRLdmyvpw


+++ANTIRA
Auswertungsbericht 2019: Rassismusvorfälle aus der Beratungspraxis
Medienmitteilung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR und humanrights.ch
Ein bedeutender Teil der gemeldeten Fälle rassistischer Diskriminierung fanden im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz statt. Die am häufigsten gemeldeten Formen rassistischer Diskriminierung waren Benachteiligungen und Beschimpfungen. Das häufigste Motiv war die Ausländerfeindlichkeit/Fremdenfeindlichkeit, gefolgt vom Rassismus gegen Schwarze und von Muslimfeindlichkeit. Erkennbar ist ausserdem eine Zunahme von Fällen mit rechtsextremem Hintergrund.
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/rassismus/studien/auswertungsbericht-2019-rassismusvorfaelle-beratungspraxis
-> https://www.nzz.ch/schweiz/die-meldungen-ueber-rassistische-vorfaelle-haeufen-sich-ld.1553659
-> https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/rassismus-in-der-schweiz-hat-zugenommen?id=40b26e13-1ce8-4f54-abb7-7e2dcd93214a
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/rassismus-falle-in-der-schweiz-nehmen-zu-65698568


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Liebling der Rechten und Verschwörungstheoretiker: Der verstörende Absturz des Xavier Naidoo
Geht’s noch tiefer? Ja klar. Jetzt lobt Xavier Naidoo einen mehrfach verurteilten Reichsbürger als „wahren Helden“.
https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/liebling-der-rechten-und-verschwoerungstheoretiker-der-verstoerende-absturz-des-xavier-naidoo/25775006.html


Pizza, Promis, Patridioten
Wie ein Propagandafilm, der sich als »Dokumentation« tarnt, Verschwörungsideologien dient
Wenn »Patrioten« vorgeben, »die Wahrheit in die Welt« zu bringen, ist Vorsicht angesagt. So auch bei einem Propagandafilm, der gerade auf Youtube sein Unwesen treibt und sich als »Dokumentarfilm« tarnt.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1135945.out-of-shadows-pizza-promis-patridioten.html


+++WORLD OF CORONA
NZZ am Sonntag 26.04.2020

Jetzt kommt die Zwangsquarantäne

Die ersten Kantone beginnen wieder mit dem Contact-Tracing. Wer mit einer kranken Person engen Kontakt hatte, muss in kontrollierte Quarantäne.

Andrea Kučera

Genf ist zurück auf Feld eins im Kampf gegen das Coronavirus: Wie zu Beginn der epidemischen Welle setzt der Westschweizer Kanton ab Montag, 27. April, wieder auf das umfassende Contact-Tracing, wie Kantonsarzt Jacques-André Romand erläutert: Jede Person, die positiv getestet wird, erhält künftig von den Behörden einen Anruf und muss im Detail schildern, was sie in den letzten drei Tagen gemacht hat.

Mit wem haben Sie gegessen? Wo waren Sie spazieren? «Das ist sehr aufdringlich, aber notwendig, um die Infektionskette zurückverfolgen zu können», sagt Romand.

Auf der Basis des Gesprächs erstellt das Kantonsarztteam eine Liste der Personen, die mit dem Kranken in den letzten 48 Stunden während mehr als 15 Minuten in Kontakt waren und dabei weniger als zwei Meter Abstand zu ihm hatten. Alle diese Personen werden ebenfalls kontaktiert und behördlich angewiesen, während zehn Tagen in Quarantäne zu gehen. Sie dürfen in dieser Zeit das Haus nicht mehr verlassen – auch nicht für Einkäufe.

Berset setzt auf Kontrollen

Zuwiderhandlungen werden gemäss Epidemiengesetz mit Bussen in der Höhe von bis zu 5000 Franken geahndet. Noch offen ist, wie die Einhaltung der Quarantäne kontrolliert wird. Laut Romand erwägt der Kanton, dass die Person entweder beim täglichen Anruf ein Handyvideo übermitteln muss, auf dem man sieht, wo sie sich befindet. Denkbar seien auch unangekündigte Besuche, sagt Romand. Entschieden werde nächste Woche.

Genf gehört damit zur Handvoll Kantone, die bereits ab kommender Woche umsetzen, was Alain Berset schweizweit einführen will, sobald die Infektionsraten genug gesunken sind: «Wir haben die Hoffnung, bald wieder auf eine strikte Eindämmungsstrategie setzen zu können», sagte der Gesundheitsminister am 22. April vor den Medien. Und er machte klar, dass zu dieser Strategie auch Kontrollen gehören: «Wir müssen neu auch die Leute testen, die nur leichte Symptome haben, danach alle Kontakte finden und dann diese Leute in eine strikte, kontrollierte Quarantäne setzen.»

Recherchen zeigen, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eigentlich schon ab 27. April wieder eine harte «Contact-Tracing-Strategie» in allen Kantonen fahren wollte. Das entsprechende Dokument war bereits aufgeschaltet, wurde aber wieder von der BAG-Website genommen, weil nicht alle Kantone ausreichend vorbereitet waren.

Nun gilt die Devise, dass anfangen darf, wer kann. Bis zum zweiten, umfassenden Lockerungsschritt am 11. Mai müssen dann aber alle Kantone bereit sein für das Comeback des Contact-Tracing. Bis dann soll auch die Handy-App bereit sein, die von Forschern der beiden ETH entwickelt wird.

Fünf Leute pro Fall

Das Nachverfolgen der Infektionsketten ist aufwendig – umso mehr, solange kein digitales Hilfsmittel bereitsteht. Berset führte am Mittwoch aus, man müsse pro positiven Fall zwischen 50 und 100 Personen finden und in Quarantäne setzen. Das erfordere einen Personalaufwand von fünf Leuten pro Fall.

Dass Contact-Tracing ressourcenintensiv ist, bestätigt auch der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, selbst wenn er von weniger als 50 Personen ausgeht, die pro Corona-Fall zusätzlich isoliert werden müssen. «100 Quarantäne-Anordnungen würden bedingen, dass sich künftig niemand mehr an die Distanzregeln hält.»

Zug ist ein Sonderfall, weil man im Zentralschweizer Kanton seit Beginn der Pandemie nie aufgehört hat, die Infektionsketten nachzuverfolgen. So konnte man zum Beispiel feststellen, dass der erste kantonale Corona-Fall vom 3. März auf eine Geburtstagsparty im Kanton Zürich zurückging.

Neue Phase der Seuchenbekämpfung

Insgesamt infizierten sich im Kanton Zug bis heute 181 Personen mit dem Coronavirus – das ist vergleichsweise wenig. Wobei für jeden dieser Fälle laut Angaben von Hauri im Schnitt 4,25 weitere Personen in Quarantäne genommen werden mussten.

Für die Betreuung und Überwachung der Quarantäne arbeitet der Kanton mit der Lungenliga Zentralschweiz zusammen. Deren Mitarbeiter rufen täglich an und fragen den Gesundheitszustand ab. Weitergehende Kontrollen kamen nicht zum Einsatz und sind auch künftig nicht geplant. Kantonsarzt Hauri rechnet damit, dass es mit den gelockerten Testkriterien ab 27. April zu einer Verdoppelung der Fälle und damit des Aufwands für die «Tracer» kommen wird.

Mit dem Ende des Lockdown beginnt eine neue Phase in der Seuchenbekämpfung: Statt dass alle angehalten werden, möglichst daheim zu bleiben, will man künftig nur diejenigen isolieren, die entweder krank sind oder mit einer kranken Person Kontakt hatten – hier aber härter durchgreifen. Wer jetzt zu schnell sein Kontaktnetz ausweitet, wiegt sich in falscher Sicherheit. Er oder sie riskiert einen Anruf der Gesundheitsbehörden. Und dann gilt nicht mehr Selbst-, sondern Zwangsquarantäne.
(https://nzzas.nzz.ch/schweiz/coronavirus-infektionsketten-werden-wieder-verfolgt-ld.1553617)



Corona-Vorsorge in Pariser Vororten: Was, wenn sie in den Vorstädten die Nerven verlieren?
Frankreichs Ausgangssperren treffen die Menschen in den Wohnblocks der Trabantenstädte besonders hart. Denn um zu Hause zu bleiben, braucht man ein adäquates Zuhause.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/corona-vorsorge-pariser-vororte-ausgangsbeschraenkungen-regierung/komplettansicht