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+++BERN
bernerzeitung.ch 18.04.2020
In Boltigen eröffnet der Bund sein Asylzentrum wieder
Aktivisten haben das Zentrum in Kappelen geflutet. Deshalb und weil das
Coronavirus mehr Platz verlangt, weicht das Staatssekretariat für
Migration ins Simmental aus.
Chantal Desbiolles
Sie schnitten auf der Rückseite des leerstehenden Gebäudes den Zaun auf,
schlugen ein Kellerfenster ein, rollten die Feuerwehrschläuche aus und
fluteten das ganze Haus: Das Bundesasylzentrum Kappelen wurde im Februar
von linksautonomen Aktivisten angegriffen. Von offizieller Seite war
dieser Vandalenakt nicht kommuniziert worden. Im Internet brüstet sich
ein Kollektiv damit, an diesem «Ort der Diskriminierung» ganze Arbeit
geleistet zu haben. «Wir hoffen, dass das Wasser möglichst viele Teile
des Gebäudes unbenutzbar macht.»
Das ist ganz offensichtlich gelungen: Im Zentrum, geschlossen im
September letzten Jahres nachdem die Asylgesuche zurückgegangen waren,
kann wegen des Wasserschadens niemand mehr einquartiert werden. Als
Reserveunterkunft taugt die Einrichtung also derzeit nicht, da sie
wieder benötigt würde. Die engen Platzverhältnisse in den
Asylunterkünften hat das Coronavirus untragbar werden lassen. In der
Asylregion Bern betreibt der Bund einzig das Zentrum auf dem Areal des
ehemaligen Zieglerspitals, wo die Distanzregeln nicht eingehalten
werden.
Behörden halten sich bedeckt
Daher hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) vor, ins Simmental
auszuweichen. Genauer: in die Kaserne in Boltigen, wo ab Dezember 2018
bereits Asylsuchende untergebracht worden waren. Doch auch dieses
Bundesasylzentrum, das bis zu 120 Personen Platz bot, wurde nach weniger
als einem Jahr wieder geschlossen, weil es nicht mehr gebraucht wurde.
Die auf drei Jahre befristete Nutzung lief Ende letzten Jahres aus.
Wie stehen die Boltiger Behörden diesen Plänen gegenüber?
Gemeinderatspräsident Fred Stocker (SVP) und Gemeindepräsident Albert
Wampfler (parteilos) halten sich zurück, wollen dazu nichts sagen.
«Wir haben von den Asylsuchenden nicht viel gemerkt und keine Probleme
mit ihnen gehabt», sagte Stocker im Herbst 2017, als das SEM den
Entscheid fällte, das Zentrum wieder dichtzumachen.
Beliebter Ort zur Unterbringung
Die Boltiger haben einige Erfahrungen mit der Unterbringung von
Asylsuchenden. Das umstrittene kantonale Minimalzentrum auf dem Jaunpass
– ein Pilotprojekt der damaligen Polizeidirektorin Dora Andres – zog
viel Unmut auf sich. So viel, dass sogar Sabotageakte angekündigt wurden
und sich Andres nicht mehr öffentlich dazu äussern wollte. Das
Minimalzentrum wurde 2004 nach sechsmonatigem Betrieb geschlossen. 2011
wurde auf dem Jaunpass ein Erstaufnahmezentrum des Bundes für
Asylbewerber eröffnet. Gegen den «einschneidenden Eingriff in die
Gemeindeautonomie» wehrte sich der Gemeinderat.
Zuletzt nahm der Bund das damals neue Asylgesetz zuhilfe. Es erlaubt
eigene Bauten während höchstens drei Jahren zur Unterbringung von
Asylsuchenden zu nutzen – ohne dass die Gemeinde damit einverstanden
sein muss. So kam es, dass die Boltiger Truppen- zur Asylunterkunft
wurde.
(https://www.bernerzeitung.ch/in-boltigen-eroeffnet-der-bund-sein-asylzentrum-wieder-288322300601)
+++AARGAU
Aargauer Regierung will Asylunterkünfte mit WLAN ausstatten
Wegen der Corona-Krise hat der Aargauer Regierungsrat beschlossen,
sämtliche Asylunterkünfte mit WLAN auszustatten. Asylbewerber können
sich so stets über die Neuigkeiten zur Pandemie informieren. Der
SVP-Nationalrat Andreas Glarner kritisiert den Plan.
https://www.telem1.ch/aktuell/aargauer-regierung-will-asylunterkuenfte-mit-wlan-ausstatten-137682194
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/wlan-fuer-aargauer-asylunterkuenfte-andreas-glarner-findet-das-ist-eine-elende-sauerei-137682446
++++WAADT
Ils ont tué Umüt. Nous n’oublierons pas
Il y a 10 ans Umüt Kiran, 18 ans mourrait sous le balles de la police
vaudoise. Le 17 mars de la même année Joseph Ndukaku Chiakwa, un
requérant d’asile débouté est décédé sur le Tarmac à Zurich lors de son
expulsion de force. Encore quelques jours plus tôt les maton·ne·s
laissaient Skander Vogt mourrir dans sa cellule à la prison de Bochuz.
La responsabilité de l’état ne fait aucun doute dans ces trois
assassinats représentatifs du système répressif Suisse. D’un côté le
système carcéral, d’un autre côté le système de „l’Asile“ et pour finir
la police et la violence qui va avec. Pour être complets, nous devrions
aussi parler du système judiciaire. Dix ans après, les procédures
judiciaires suivant ces trois affaires sont toutes closes, et elles ont
le mérite d’avoir démontré que le travail de la justice, dans ce genre
de cas, consiste principalement à blanchir l’état et ses sbires.
https://renverse.co/Ils-ont-tue-Umut-Nous-n-oublierons-pas-2548
+++ZÜRICH
Ein Flüchtling hilft in der Not
Auch die Gassenküchen sind aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen.
Dennoch versorgt der abgewiesene Flüchtling Amine Conde mit seinen
Helfern täglich Hunderte von armen Familien, Sans-Papiers und anderen
Flüchtlingen mit Essen und dem Nötigsten.
https://www.migrosmagazin.ch/ein-fluechtling-hilft-in-der-not
+++DEUTSCHLAND
Dutzende junge Flüchtlinge nach Deutschland ausgeflogen
Am Samstag werden rund 50 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den
überfüllten Camps in Griechenland nach Deutschland gebracht. Neben den
miserablen Zuständen in und um die Lager besteht auch die Gefahr eines
Coronavirus-Ausbruchs.
https://www.derbund.ch/dutzende-junge-fluechtlinge-nach-deutschland-ausgeflogen-658617258327
-> https://www.derstandard.at/story/2000116962168/47-minderjaehrige-fluechtlinge-aus-griechenland-in-deutschland-eingetroffen?ref=rss
-> https://www.deutschlandfunk.de/fluechtlingskinder-kommen-nach-deutschland-ausgeflogen-aus.1939.de.html?drn:news_id=1121907
-> https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-griechenland-207.html
-> https://www.tagesschau.de/kommentar/fluechtlingskinder-kommentar-101.html
-> https://taz.de/Kinder-aus-den-Lagern-in-Griechenland/!5679567/
-> https://www.nzz.ch/international/osnabrueck-47-junge-fluechtlinge-in-deutschland-gelandet-ld.1552420
+++BALKANROUTE
IsolationWatch: Lage in Bosnien
Folgender Bericht erreichte uns per Mail:
„In bosnien-herzegovina wurde mit Corona der nationale Notstand
ausgerufen. Es herrschen Sperrstunden, eingeschränkte Bewegungsfreiheit,
die camps wurden geschlossen, die Menschen die darin untergebracht sind
dürfen weder raus noch Besuch empfangen. Innerhalb des camps gibt es
keinen Platz für Social Distancing, die Menschen müssen immer noch lange
Schlange stehen um ihre (verkleinerte, kalte) Essensportion zu
erhalten, genügend Sanitäranlagen und Seife sind nicht verfügbar, es
gibt zu wenig medizinisches Personal.
https://antira.org/2020/04/17/isolationwatch-lage-in-bosnien/
+++GRIECHENLAND
Flüchtlingscamp auf Lesbos: „Hier besteht jede Art von Gefahr“
Luxemburg hat zwölf Kinder aufgenommen, etwa fünfzig sollen am Samstag
in Deutschland landen. Im griechischen Flüchtlingscamp Moria warten
immer noch Hunderte Kinder und Jugendliche darauf rauszukommen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-auf-lesbos-hier-besteht-jede-art-von-gefahr-a-a198a7c7-b71f-43b6-b023-9caa36702944
+++MITTELMEER
Malta: Premier-Anhänger fordern „Show of Force“ gegen Boat-people und Menschenrechtler*innen
Am vergangenen Wochenende sind wahrscheinlich mehr als 200 Boat-people
im zentralen Mittelmeer ertrunken. Alarm Phone ist es gelungen,
Original-Töne der Schiffsbrüchigen kontextgenau zu registrieren. Sie
gaben sowohl die genauen Daten eines Frachters an, der sich in der Nähe
aufhielt, wie auch von Aufklärungsflügen von Frontex und vermutlich von
Malta wie von Italien, und: Genaue Daten von mörderischen
Sabotage-Aktionen maltesischer Marines. Diese eilten herbei, aber
anstatt zu retten, durchschnitten sie Leitungen der Bootsmotorlenkung.
Malta und/oder EU-Instanzen organisierten zudem am Wochenende den
Push-Back eines Flüchtlingsboots nach Libyen aus der maltesischen
maritimen SaR-Zione mithilfe eines Fischerboots.
https://ffm-online.org/malta-premier-anhaenger-fordern-show-of-force-gegen-boat-people-und-menschenrechtlerinnen/
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Kämpferische Demo „Safety for all refugees“ trotz massiver Repression
Unter dem Titel „Safety for all Refugees“ wurde heute zu einer
Autodemonstration in Zürich aufgerufen. Die Polizei reagierte mit einem
riesigen Aufgebot, viele Autos wurden eingekesselt, Autos konfisziert,
Menschen verhaftet. Trotz der massiven Repression liess sich der
antirassistische Widerstand nicht aufhalten! Im Kreis 4 und 5 gab es
eine grosse Auto- und Velodemo. Die Corona-Schutzmassnahmen wurden von
den Teilnehmenden, im Gegensatz zur Polizei, eingehalten!
https://barrikade.info/article/3399
—
tagesanzeiger.ch 18.04.2020
Kundgebung in Zürich: Autodemo im Keim erstickt
Die als Autokorso geplante Demonstration «Sicherheit für alle
Flüchtlinge» blieb in der Heinrichstrasse im Kreis 5 stecken. Später gab
es im Langstrassenquartier mehrere Verhaftungen.
Thomas Hasler
Unter dem Titel «Sicherheit für Flüchtlinge» und «Aufstehen gegen
Grenzen» haben linksautonome Kreise zu einer Kundgebung an der
Heinrichstrasse im Kreis 5 aufgerufen. Um der Covid-19-Pandemie Rechnung
zu tragen, sollten die Demonstrierenden mit einem mit Transparenten,
Fahnen und Plakaten dekorierten Auto erscheinen.
In Anwesenheit zahlreicher Medien, aber sonst praktisch unter Ausschluss
der Öffentlichkeit trafen am Samstagnachmittag gemäss Polizeiangaben
rund 30 Fahrzeuge ein – vom VW-Bus bis zum Mercedes 190 E. Noch
zahlreicher vertreten waren Kundgebungsteilnehmende mit dem Velo. Es
dürften insgesamt 100 bis 150 Personen gewesen sein.
Zum angekündigten Autokorso kam es nicht. Die Stadtpolizei hatte die
Heinrichstrasse und sämtliche Seitenstrassen abgesperrt. Vorübergehend
wurde selbst unbeteiligten Fussgängern ein Verlassen des Orts nicht
ermöglicht.
Auf Plakaten und Bettlaken riefen die Teilnehmenden zur «Solidarität mit
Menschen auf der Flucht» auf. «Rise against borders», die Überwindung
von Grenzen, ist die Forderung, die seit Wochen an verschiedenen
Anlässen in der Schweiz erhoben wird. «Die Grenze liegt nicht zwischen
innen und aussen, sondern zwischen unten und oben», hiess es. «Corona
tötet. Grenzen auch» lautete eine andere Botschaft.
«Die Grenze liegt nicht zwischen innen und aussen, sondern zwischen unten und oben»: Teilnehmer an der Autodemo im
In Reden wurde nicht nur an die katastrophalen Zuständen in den
Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln erinnert. Auch in den
Schweizer Asylunterkünften hätten die Menschen keine Möglichkeit, sich
gegen das Coronavirus zu schützen. Die Menschen müssten in Sicherheit
gebracht werden. Man müsse jetzt handeln, darum müsse die Demonstration
auch jetzt stattfinden, meinte ein Teilnehmer.
Die Lautsprecherdurchsage der Stadtpolizei, welche auf das «äusserst
fahrlässige Verhalten» der Demonstrierenden hinwies und sie aufforderte,
«die Gruppierung zu verlassen und nach Hause zu gehen», übertönten die
Anwesenden mit den üblichen Parolen linksautonomer Kreise. Trotzdem
fruchtete der Appell an die «soziale Verantwortung». Mehrere Velo- und
Autofahrende verliessen den Ort.
Laut Stadtpolizei folgten etwa 30 Personen den Anweisungen nicht und
blieben mit rund 16 Fahrzeugen an der Heinrichgstrasse. Sie wurden
kontrolliert und kassierten eine Wegweisung. Auf eine Verzeigung wegen
des Verstosses gegen das Versammlungsverbot wurde verzichtet.
Bevor die Velofahrer den Ort verliessen, verkündete eine Sprecherin am
Megafon: «Wir nehmen uns die Stadt. Fahrt in die Quartiere. Wir haben
einen Plan B.» Kurze Zeit später blockierte eine Gruppe Velofahrer den
Verkehr in der Militär-/Langstrasse vorübergehend. Mehrere Personen mit
ihren Fahrzeugen versammelten sich zudem an der Josefstrasse.
Die Polizei schritt auch dort ein und wies die Leute weg. In diesem
Zusammenhang seien mehrere Personen verhaftet worden, teilte die
Stadtpolizei mit. Zudem seien zwei Traktoren, mehrere Musikanlagen und
verschiedenes Demomaterial präventiv sichergestellt worden.
(https://www.tagesanzeiger.ch/autodemo-im-keim-erstickt-425275745559)
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Stadtpolizei verhaftet mehrere Personen an Zürcher Autodemo
In Zürich haben am Samstag trotz der Coronakrise Menschen für
Flüchtlinge in Griechenland demonstriert. Die Demonstranten nutzten
dafür Autos und Fahrräder. Die Polizei löste die Demonstration früh auf.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/stadtpolizei-verhaftet-mehrere-personen-an-zuercher-autodemo-00132662/
-> https://www.telezueri.ch/news/zuerich-linksautonome-auto-demo-von-polizei-gestoppt-137681910
-> https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/corona-uebersicht-zh-und-sh-polizei-stoppt-autodemo
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Zuercher-Polizei-loest-unbewilligte-Autodemo-auf-25890104
-> https://www.nzz.ch/zuerich/coronavirus-autodemo-in-zuerich-von-polizei-gestoppt-ld.1552459
-> https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-stadtpolizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-ld.1552459
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/andrea-stauffacher-bei-linksautonomer-auto-demo-verhaftet-137682156
-> https://www.zsz.ch/polizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-237586297309
-> https://www.landbote.ch/polizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-237586297309
-> https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/stadtpolizei_zuerich/medien/medienmitteilungen/2020/april/stadtpolizei_zuerichverhindertauto-demonstrationimkreis4und5.html
+++KNAST
bernerzeitung.ch 17.04.2020
Haft in der Corona-Krise: Statt ausgeschafft plötzlich frei
Sie müssten in Haft auf ihre Ausschaffung warten. Nun sind im Kanton
Bern 14 Gefangene plötzlich frei, weil aufgrund des Lockdown der
Flugbetrieb ruht. Eine Haftverlängerung wäre unverhältnismässig, finden
die Behörden.
Michael Bucher
Administrativhaft ist ein furchtbar sperriger Begriff. In
Administrativhaft landen ausländische Personen, deren Asylgesuch
abgelehnt wurde und die sich unkooperativ zeigen. Oder solche, die eine
Freiheitsstrafe verbüsst haben und auf ihre Ausschaffung warten müssen.
Es ist eine knifflige Form der Haft, da sie keine Bestrafung für ein
Verbrechen ist. Dementsprechend stehen den Häftlingen auch mehr Rechte
zu. Und aus Gründen der Verhältnismässigkeit dürfen sie nicht länger als
18 Monate eingesperrt bleiben.
Der Corona-Lockdown verkompliziert die Sache nun zusätzlich. Weil
derzeit der Flugbetrieb weitgehend eingestellt ist, können auch keine
Personen auf dem Luftweg ausgeschafft werden. Das brachte die Behörden
im Kanton Bern unter Zugzwang. Laut der Sicherheitsdirektion mussten bis
heute 14 Personen aus der Administrativhaft entlassen werden. «Wegen
der Ungewissheit über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme von
Flugverbindungen war eine weitere Inhaftierung unverhältnismässig», sagt
Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) auf Anfrage.
Zehn bleiben in Haft
Eine flächendeckende Haftentlassung findet jedoch nicht statt. Jeder
Fall werde einzeln und differenziert geprüft, hält Müller fest.
«Personen, welche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich
gefährden, sollen nicht wegen vorübergehender Vollzugsschwierigkeiten
auf freien Fuss gesetzt werden.» Das betrifft im Kanton Bern derzeit
zehn Personen. Diese haben längere Freiheitsstrafen unter anderem wegen
schwerer Gewalt- und Sexualdelikte abgesessen und warten auf den
verordneten Landesverweis. Das Zwangsmassnahmengericht hat in diesen
Fällen den Haftverbleib bestätigt.
Kritisch wird es, sollte dereinst die maximale gesetzliche Haftdauer von
18 Monaten erreicht sein. «Dann wäre eine Verlängerung in jedem Fall
unzulässig», so Müller. Solch lange Haftdauern seien aber äusserst
selten und könnten in der Regel vermieden werden. Im Kanton Bern befinde
sich derzeit kein Fall in der Nähe der maximalen Haftdauer.
Was für Leute sind es, die nun unerwartet freigelassen wurden? Laut
Sicherheitsdirektion handelt es sich bei fünf Personen um sogenannte
Dublin-Fälle. Asylsuchende also, welche in jenes europäische Land hätten
zurückgeschafft werden müssen, in dem sie erstmals registriert wurden.
Weitere sechs Fälle betreffen Asylsuchende, deren Gesuch abgewiesen
wurde und die auf ihre Ausschaffung warten mussten.
Überwachung nicht möglich
Schliesslich gibt es noch drei Fälle, bei denen das
Zwangsmassnahmengericht die von der Sicherheitsdirektion angeordnete
Haft aufhob. Laut Müller handelt es sich dabei um drei albanische
Staatsangehörige. Diese betätigten sich im Berner Drogenhandel. Nach
deren Verhaftung sassen sie eine Freiheitsstrafe ab und warteten jüngst
auf ihren Landesverweis. Auch sie befinden sich nun wieder auf freiem
Fuss. «Das Gericht hat die Haftverlängerung auch vom Gesichtspunkt der
öffentlichen Sicherheit her für unverhältnismässig empfunden», so
Müller.
Dass die drei aus der Haft entlassenen Männer nun untertauchen, kann
nicht verhindert werden. «Eine Überwachung ist rechtlich nicht
zulässig», sagt Sicherheitsdirektor Müller. Die einzige Möglichkeit,
dass die drei doch noch ausgeschafft werden, ist, wenn sie von der
Polizei angehalten werden, sobald Flüge nach Albanien wieder möglich
sind.
Verängstigte Schwarzarbeiter
Auch Alexander Ott, Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, erlebt die
Problematik in seinem Berufsalltag. In der Bundesstadt mussten bis anhin
fünf Personen aus der Ausschaffungshaft entlassen werden. Doch das sind
nicht die einzigen Corona-bedingten Besonderheiten. Obwohl die
gesetzlich erlaubte Frist überschritten ist, musste die städtische
Fremdenpolizei bei 130 Personen das Visum verlängern, weil diese nicht
ausreisen können. «Das mussten wir tun», so Ott, «ansonsten drohen
diesen Leuten Probleme, wenn sie dereinst mit abgelaufenem Visum am Zoll
stehen.»
Was laut Ott weiter auffällt: Plötzlich tauchen etliche ausländische
Personen, welche sich illegal in der Schweiz aufhalten, von sich aus bei
der Fremdenpolizei auf. Die meisten von ihnen arbeiteten bisher
schwarz, etwa in Gastrobetrieben. Da die Restaurants geschlossen sind,
haben sie keine Arbeit mehr. Den nächsten Flug nach Hause nehmen können
sie auch nicht. «Sie stehen buchstäblich vor dem Nichts», sagt Ott. Man
habe diese Personen erstmals befragt, registriert und dann an einem
geeigneten Ort untergebracht, etwa bei Hilfswerken. «Arme Seelen» nennt
Ott diese Leute. «Die meisten sind ganz aufgewühlt und verängstigt»,
erzählt er. «Sie glauben, sie müssten direkt ins Gefängnis, wenn sie bei
uns auftauchen.» Von ihren Heimatländern kennen sie es nicht anders.
Als Allererstes muss Ott deshalb vor allem eins tun: Die Betroffenen
beruhigen.
–
Thorberg-Insassen fordern Freilassungen
Um die Bürger in Freiheit zu schützen, hätten Bund und Kanton jede Menge
Massnahmen getroffen. Doch zu ihrem Schicksal habe sich bisher niemand
Gedanken gemacht, monieren Insassen der Strafvollzugsanstalt Thorberg.
Sie haben eine Petition mit 92 Unterschriften an die Adresse von
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga geschickt. «Angesichts dieser
Nachlässigkeit haben wir beschlossen, unsere Stimme zu erheben», steht
im Schreiben an die Regierungspräsidentin.
Die Thorberg-Insassen verlangen, dass die Gefängnisse entlastet werden.
Konkret schlagen sie vor, dass Gefangene entlassen werden sollen. Und
zwar solche, die zwei Drittel ihrer Strafe abgesessen haben und denen
eine bedingte Entlassung verweigert wurde, sowie jene, welche die Hälfte
verbüsst haben und keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen.
Dasselbe soll gelten für Ausländer, die direkt in ihre Heimatländer
abgeschoben werden können. Hausarrest oder Ersatzmassnahmen schlagen die
Sträflinge vor für solche unter ihnen, die Wohnsitz in der Schweiz
haben. Nicht in der JVA bleiben sollen auch gefährdete Gruppen, aus
gesundheitlichen Gründen.
Die Berner Regierung hat eine Besuchs-, Urlaubs- und Ausgangssperre bis
Ende April beschlossen. Das Amt für Justizvollzug erarbeitet derzeit
eine Strategie zur stufenweisen Lockerung der Corona-Massnahmen, dies in
Übereinstimmung mit den Vorgaben von Kanton und Bund. Um die
Ansteckungsgefahr zu senken, wurde der Strafvollzug von 27 Insassen
unterbrochen. (Lesen Sie hier, wie Social Distancing im Berner
Justizvollzug funktioniert: https://www.bernerzeitung.ch/wie-funktioniert-social-distancing-im-gefaengnis-107464946851) (cd)
(https://www.bernerzeitung.ch/statt-ausgeschafft-ploetzlich-frei-380337277132)
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Kanton-Bern-laesst-Auszuschaffende-frei-20714139
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/keine-rueckfuehrung-wegen-corona-14-ausschaffungs-haeftlinge-freigelassen-darunter-drei-verurteilte-drogendealer-id15850656.html
+++BIG BROTHER
Liechtenstein als Corona-Labor: Fruchtbarkeits-Armbänder gegen das Virus
In dem kleinen Fürstentum Liechtenstein gab es bislang kaum Infizierte.
Damit es dabei bleibt, sollen nun 2000 Bürger Armbänder tragen, die Puls
und Körpertemperatur überwachen.
https://www.tagesanzeiger.ch/das-liechtenstein-experiment-867253873911
+++POLIZEI SO
Neue Dienstwaffe bringt mehr Sicherheit für die Stadtpolizei
Die Stadtpolizei Grenchen wird mit einer neuen Pistole ausgerüstet. Wir
waren beim Einschiessen auf dem Pistolenstand Bettlach dabei.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/grenchen/neue-dienstwaffe-bringt-mehr-sicherheit-fuer-die-stadtpolizei-137677573
+++VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
Verschwörungsideologen machen die 5G-Mobilfunktechnologie für die Pandemie verantwortlich
Das Virus und 5G
Verschwörungstheorien über die neue Mobilfunktechnologie oder die
Behauptung, Schwarze seien immun gegen Covid-19, verbreiten sich im Netz
so schnell wie das neuartige Coronavirus in der Welt.
https://jungle.world/artikel/2020/16/das-virus-und-5g
Auf Dämonenjagd mit der Heilsarmee
Der Teufel ist für sie eine reale Kraft: Beat Schulthess und seine
Mitstreiter von der Heilsarmee rücken jährlich Hunderte Male aus, um
«widergöttliche» Mächte auszutreiben – aus Köpfen und Häusern. Dieses
Mal bekommen sie es mit einer reuigen Ex-Esoterikerin zu tun.
https://www.nzz.ch/schweiz/auf-daemonenjagd-mit-der-heilsarmee-ld.1545810