Medienspiegel 18. April 2020

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+++BERN
bernerzeitung.ch 18.04.2020

In Boltigen eröffnet der Bund sein Asylzentrum wieder

Aktivisten haben das Zentrum in Kappelen geflutet. Deshalb und weil das Coronavirus mehr Platz verlangt, weicht das Staatssekretariat für Migration ins Simmental aus.

Chantal Desbiolles

Sie schnitten auf der Rückseite des leerstehenden Gebäudes den Zaun auf, schlugen ein Kellerfenster ein, rollten die Feuerwehrschläuche aus und fluteten das ganze Haus: Das Bundesasylzentrum Kappelen wurde im Februar von linksautonomen Aktivisten angegriffen. Von offizieller Seite war dieser Vandalenakt nicht kommuniziert worden. Im Internet brüstet sich ein Kollektiv damit, an diesem «Ort der Diskriminierung» ganze Arbeit geleistet zu haben. «Wir hoffen, dass das Wasser möglichst viele Teile des Gebäudes unbenutzbar macht.»

Das ist ganz offensichtlich gelungen: Im Zentrum, geschlossen im September letzten Jahres nachdem die Asylgesuche zurückgegangen waren, kann wegen des Wasserschadens niemand mehr einquartiert werden. Als Reserveunterkunft taugt die Einrichtung also derzeit nicht, da sie wieder benötigt würde. Die engen Platzverhältnisse in den Asylunterkünften hat das Coronavirus untragbar werden lassen. In der Asylregion Bern betreibt der Bund einzig das Zentrum auf dem Areal des ehemaligen Zieglerspitals, wo die Distanzregeln nicht eingehalten werden.

Behörden halten sich bedeckt

Daher hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) vor, ins Simmental auszuweichen. Genauer: in die Kaserne in Boltigen, wo ab Dezember 2018 bereits Asylsuchende untergebracht worden waren. Doch auch dieses Bundesasylzentrum, das bis zu 120 Personen Platz bot, wurde nach weniger als einem Jahr wieder geschlossen, weil es nicht mehr gebraucht wurde. Die auf drei Jahre befristete Nutzung lief Ende letzten Jahres aus.

Wie stehen die Boltiger Behörden diesen Plänen gegenüber? Gemeinderatspräsident Fred Stocker (SVP) und Gemeindepräsident Albert Wampfler (parteilos) halten sich zurück, wollen dazu nichts sagen.

«Wir haben von den Asylsuchenden nicht viel gemerkt und keine Probleme mit ihnen gehabt», sagte Stocker im Herbst 2017, als das SEM den Entscheid fällte, das Zentrum wieder dichtzumachen.

Beliebter Ort zur Unterbringung

Die Boltiger haben einige Erfahrungen mit der Unterbringung von Asylsuchenden. Das umstrittene kantonale Minimalzentrum auf dem Jaunpass – ein Pilotprojekt der damaligen Polizeidirektorin Dora Andres – zog viel Unmut auf sich. So viel, dass sogar Sabotageakte angekündigt wurden und sich Andres nicht mehr öffentlich dazu äussern wollte. Das Minimalzentrum wurde 2004 nach sechsmonatigem Betrieb geschlossen. 2011 wurde auf dem Jaunpass ein Erstaufnahmezentrum des Bundes für Asylbewerber eröffnet. Gegen den «einschneidenden Eingriff in die Gemeindeautonomie» wehrte sich der Gemeinderat.

Zuletzt nahm der Bund das damals neue Asylgesetz zuhilfe. Es erlaubt eigene Bauten während höchstens drei Jahren zur Unterbringung von Asylsuchenden zu nutzen – ohne dass die Gemeinde damit einverstanden sein muss. So kam es, dass die Boltiger Truppen- zur Asylunterkunft wurde.
(https://www.bernerzeitung.ch/in-boltigen-eroeffnet-der-bund-sein-asylzentrum-wieder-288322300601)


+++AARGAU
Aargauer Regierung will Asylunterkünfte mit WLAN ausstatten
Wegen der Corona-Krise hat der Aargauer Regierungsrat beschlossen, sämtliche Asylunterkünfte mit WLAN auszustatten. Asylbewerber können sich so stets über die Neuigkeiten zur Pandemie informieren. Der SVP-Nationalrat Andreas Glarner kritisiert den Plan.
https://www.telem1.ch/aktuell/aargauer-regierung-will-asylunterkuenfte-mit-wlan-ausstatten-137682194
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/wlan-fuer-aargauer-asylunterkuenfte-andreas-glarner-findet-das-ist-eine-elende-sauerei-137682446


++++WAADT
Ils ont tué Umüt. Nous n’oublierons pas
Il y a 10 ans Umüt Kiran, 18 ans mourrait sous le balles de la police vaudoise. Le 17 mars de la même année Joseph Ndukaku Chiakwa, un requérant d’asile débouté est décédé sur le Tarmac à Zurich lors de son expulsion de force. Encore quelques jours plus tôt les maton·ne·s laissaient Skander Vogt mourrir dans sa cellule à la prison de Bochuz. La responsabilité de l’état ne fait aucun doute dans ces trois assassinats représentatifs du système répressif Suisse. D’un côté le système carcéral, d’un autre côté le système de „l’Asile“ et pour finir la police et la violence qui va avec. Pour être complets, nous devrions aussi parler du système judiciaire. Dix ans après, les procédures judiciaires suivant ces trois affaires sont toutes closes, et elles ont le mérite d’avoir démontré que le travail de la justice, dans ce genre de cas, consiste principalement à blanchir l’état et ses sbires.
https://renverse.co/Ils-ont-tue-Umut-Nous-n-oublierons-pas-2548


+++ZÜRICH
Ein Flüchtling hilft in der Not
Auch die Gassenküchen sind aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Dennoch versorgt der abgewiesene Flüchtling Amine Conde mit seinen Helfern täglich Hunderte von armen Familien, Sans-Papiers und anderen Flüchtlingen mit Essen und dem Nötigsten.
https://www.migrosmagazin.ch/ein-fluechtling-hilft-in-der-not


+++DEUTSCHLAND
Dutzende junge Flüchtlinge nach Deutschland ausgeflogen
Am Samstag werden rund 50 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den überfüllten Camps in Griechenland nach Deutschland gebracht. Neben den miserablen Zuständen in und um die Lager besteht auch die Gefahr eines Coronavirus-Ausbruchs.
https://www.derbund.ch/dutzende-junge-fluechtlinge-nach-deutschland-ausgeflogen-658617258327
-> https://www.derstandard.at/story/2000116962168/47-minderjaehrige-fluechtlinge-aus-griechenland-in-deutschland-eingetroffen?ref=rss
-> https://www.deutschlandfunk.de/fluechtlingskinder-kommen-nach-deutschland-ausgeflogen-aus.1939.de.html?drn:news_id=1121907
-> https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-griechenland-207.html
-> https://www.tagesschau.de/kommentar/fluechtlingskinder-kommentar-101.html
-> https://taz.de/Kinder-aus-den-Lagern-in-Griechenland/!5679567/
-> https://www.nzz.ch/international/osnabrueck-47-junge-fluechtlinge-in-deutschland-gelandet-ld.1552420


+++BALKANROUTE
IsolationWatch: Lage in Bosnien
Folgender Bericht erreichte uns per Mail:
„In bosnien-herzegovina wurde mit Corona der nationale Notstand ausgerufen. Es herrschen Sperrstunden, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die camps wurden geschlossen, die Menschen die darin untergebracht sind dürfen weder raus noch Besuch empfangen. Innerhalb des camps gibt es keinen Platz für Social Distancing, die Menschen müssen immer noch lange Schlange stehen um ihre (verkleinerte, kalte) Essensportion zu erhalten, genügend Sanitäranlagen und Seife sind nicht verfügbar, es gibt zu wenig medizinisches Personal.
https://antira.org/2020/04/17/isolationwatch-lage-in-bosnien/


+++GRIECHENLAND
Flüchtlingscamp auf Lesbos: „Hier besteht jede Art von Gefahr“
Luxemburg hat zwölf Kinder aufgenommen, etwa fünfzig sollen am Samstag in Deutschland landen. Im griechischen Flüchtlingscamp Moria warten immer noch Hunderte Kinder und Jugendliche darauf rauszukommen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-auf-lesbos-hier-besteht-jede-art-von-gefahr-a-a198a7c7-b71f-43b6-b023-9caa36702944


+++MITTELMEER
Malta: Premier-Anhänger fordern „Show of Force“ gegen Boat-people und Menschenrechtler*innen
Am vergangenen Wochenende sind wahrscheinlich mehr als 200 Boat-people im zentralen Mittelmeer ertrunken. Alarm Phone ist es gelungen, Original-Töne der Schiffsbrüchigen kontextgenau zu registrieren. Sie gaben sowohl die genauen Daten eines Frachters an, der sich in der Nähe aufhielt, wie auch von Aufklärungsflügen von Frontex und vermutlich von Malta wie von Italien, und: Genaue Daten von mörderischen Sabotage-Aktionen maltesischer Marines. Diese eilten herbei, aber anstatt zu retten, durchschnitten sie Leitungen der Bootsmotorlenkung. Malta und/oder EU-Instanzen organisierten zudem am Wochenende den Push-Back eines Flüchtlingsboots nach Libyen aus der maltesischen maritimen SaR-Zione mithilfe eines Fischerboots.
https://ffm-online.org/malta-premier-anhaenger-fordern-show-of-force-gegen-boat-people-und-menschenrechtlerinnen/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Kämpferische Demo „Safety for all refugees“ trotz massiver Repression
Unter dem Titel „Safety for all Refugees“ wurde heute zu einer Autodemonstration in Zürich aufgerufen. Die Polizei reagierte mit einem riesigen Aufgebot, viele Autos wurden eingekesselt, Autos konfisziert, Menschen verhaftet. Trotz der massiven Repression liess sich der antirassistische Widerstand nicht aufhalten! Im Kreis 4 und 5 gab es eine grosse Auto- und Velodemo. Die Corona-Schutzmassnahmen wurden von den Teilnehmenden, im Gegensatz zur Polizei, eingehalten!
https://barrikade.info/article/3399



tagesanzeiger.ch 18.04.2020

Kundgebung in Zürich: Autodemo im Keim erstickt

Die als Autokorso geplante Demonstration «Sicherheit für alle Flüchtlinge» blieb in der Heinrichstrasse im Kreis 5 stecken. Später gab es im Langstrassenquartier mehrere Verhaftungen.

Thomas Hasler

Unter dem Titel «Sicherheit für Flüchtlinge» und «Aufstehen gegen Grenzen» haben linksautonome Kreise zu einer Kundgebung an der Heinrichstrasse im Kreis 5 aufgerufen. Um der Covid-19-Pandemie Rechnung zu tragen, sollten die Demonstrierenden mit einem mit Transparenten, Fahnen und Plakaten dekorierten Auto erscheinen.

In Anwesenheit zahlreicher Medien, aber sonst praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit trafen am Samstagnachmittag gemäss Polizeiangaben rund 30 Fahrzeuge ein – vom VW-Bus bis zum Mercedes 190 E. Noch zahlreicher vertreten waren Kundgebungsteilnehmende mit dem Velo. Es dürften insgesamt 100 bis 150 Personen gewesen sein.

Zum angekündigten Autokorso kam es nicht. Die Stadtpolizei hatte die Heinrichstrasse und sämtliche Seitenstrassen abgesperrt. Vorübergehend wurde selbst unbeteiligten Fussgängern ein Verlassen des Orts nicht ermöglicht.

Auf Plakaten und Bettlaken riefen die Teilnehmenden zur «Solidarität mit Menschen auf der Flucht» auf. «Rise against borders», die Überwindung von Grenzen, ist die Forderung, die seit Wochen an verschiedenen Anlässen in der Schweiz erhoben wird. «Die Grenze liegt nicht zwischen innen und aussen, sondern zwischen unten und oben», hiess es. «Corona tötet. Grenzen auch» lautete eine andere Botschaft.
«Die Grenze liegt nicht zwischen innen und aussen, sondern zwischen unten und oben»: Teilnehmer an der Autodemo im

In Reden wurde nicht nur an die katastrophalen Zuständen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln erinnert. Auch in den Schweizer Asylunterkünften hätten die Menschen keine Möglichkeit, sich gegen das Coronavirus zu schützen. Die Menschen müssten in Sicherheit gebracht werden. Man müsse jetzt handeln, darum müsse die Demonstration auch jetzt stattfinden, meinte ein Teilnehmer.

Die Lautsprecherdurchsage der Stadtpolizei, welche auf das «äusserst fahrlässige Verhalten» der Demonstrierenden hinwies und sie aufforderte, «die Gruppierung zu verlassen und nach Hause zu gehen», übertönten die Anwesenden mit den üblichen Parolen linksautonomer Kreise. Trotzdem fruchtete der Appell an die «soziale Verantwortung». Mehrere Velo- und Autofahrende verliessen den Ort.

Laut Stadtpolizei folgten etwa 30 Personen den Anweisungen nicht und blieben mit rund 16 Fahrzeugen an der Heinrichgstrasse. Sie wurden kontrolliert und kassierten eine Wegweisung. Auf eine Verzeigung wegen des Verstosses gegen das Versammlungsverbot wurde verzichtet.

Bevor die Velofahrer den Ort verliessen, verkündete eine Sprecherin am Megafon: «Wir nehmen uns die Stadt. Fahrt in die Quartiere. Wir haben einen Plan B.» Kurze Zeit später blockierte eine Gruppe Velofahrer den Verkehr in der Militär-/Langstrasse vorübergehend. Mehrere Personen mit ihren Fahrzeugen versammelten sich zudem an der Josefstrasse.

Die Polizei schritt auch dort ein und wies die Leute weg. In diesem Zusammenhang seien mehrere Personen verhaftet worden, teilte die Stadtpolizei mit. Zudem seien zwei Traktoren, mehrere Musikanlagen und verschiedenes Demomaterial präventiv sichergestellt worden.
(https://www.tagesanzeiger.ch/autodemo-im-keim-erstickt-425275745559)



Stadtpolizei verhaftet mehrere Personen an Zürcher Autodemo
In Zürich haben am Samstag trotz der Coronakrise Menschen für Flüchtlinge in Griechenland demonstriert. Die Demonstranten nutzten dafür Autos und Fahrräder. Die Polizei löste die Demonstration früh auf.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/stadtpolizei-verhaftet-mehrere-personen-an-zuercher-autodemo-00132662/
-> https://www.telezueri.ch/news/zuerich-linksautonome-auto-demo-von-polizei-gestoppt-137681910
-> https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/corona-uebersicht-zh-und-sh-polizei-stoppt-autodemo
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Zuercher-Polizei-loest-unbewilligte-Autodemo-auf-25890104
-> https://www.nzz.ch/zuerich/coronavirus-autodemo-in-zuerich-von-polizei-gestoppt-ld.1552459
-> https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-stadtpolizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-ld.1552459
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/andrea-stauffacher-bei-linksautonomer-auto-demo-verhaftet-137682156
 -> https://www.zsz.ch/polizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-237586297309
-> https://www.landbote.ch/polizei-verhindert-autodemo-fuer-fluechtlinge-237586297309
-> https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/stadtpolizei_zuerich/medien/medienmitteilungen/2020/april/stadtpolizei_zuerichverhindertauto-demonstrationimkreis4und5.html


+++KNAST
bernerzeitung.ch 17.04.2020

Haft in der Corona-Krise: Statt ausgeschafft plötzlich frei

Sie müssten in Haft auf ihre Ausschaffung warten. Nun sind im Kanton Bern 14 Gefangene plötzlich frei, weil aufgrund des Lockdown der Flugbetrieb ruht. Eine Haftverlängerung wäre unverhältnismässig, finden die Behörden.

Michael Bucher

Administrativhaft ist ein furchtbar sperriger Begriff. In Administrativhaft landen ausländische Personen, deren Asylgesuch abgelehnt wurde und die sich unkooperativ zeigen. Oder solche, die eine Freiheitsstrafe verbüsst haben und auf ihre Ausschaffung warten müssen. Es ist eine knifflige Form der Haft, da sie keine Bestrafung für ein Verbrechen ist. Dementsprechend stehen den Häftlingen auch mehr Rechte zu. Und aus Gründen der Verhältnismässigkeit dürfen sie nicht länger als 18 Monate eingesperrt bleiben.

Der Corona-Lockdown verkompliziert die Sache nun zusätzlich. Weil derzeit der Flugbetrieb weitgehend eingestellt ist, können auch keine Personen auf dem Luftweg ausgeschafft werden. Das brachte die Behörden im Kanton Bern unter Zugzwang. Laut der Sicherheitsdirektion mussten bis heute 14 Personen aus der Administrativhaft entlassen werden. «Wegen der Ungewissheit über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme von Flugverbindungen war eine weitere Inhaftierung unverhältnismässig», sagt Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) auf Anfrage.

Zehn bleiben in Haft

Eine flächendeckende Haftentlassung findet jedoch nicht statt. Jeder Fall werde einzeln und differenziert geprüft, hält Müller fest. «Personen, welche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gefährden, sollen nicht wegen vorübergehender Vollzugsschwierigkeiten auf freien Fuss gesetzt werden.» Das betrifft im Kanton Bern derzeit zehn Personen. Diese haben längere Freiheitsstrafen unter anderem wegen schwerer Gewalt- und Sexualdelikte abgesessen und warten auf den verordneten Landesverweis. Das Zwangsmassnahmengericht hat in diesen Fällen den Haftverbleib bestätigt.

Kritisch wird es, sollte dereinst die maximale gesetzliche Haftdauer von 18 Monaten erreicht sein. «Dann wäre eine Verlängerung in jedem Fall unzulässig», so Müller. Solch lange Haftdauern seien aber äusserst selten und könnten in der Regel vermieden werden. Im Kanton Bern befinde sich derzeit kein Fall in der Nähe der maximalen Haftdauer.

Was für Leute sind es, die nun unerwartet freigelassen wurden? Laut Sicherheitsdirektion handelt es sich bei fünf Personen um sogenannte Dublin-Fälle. Asylsuchende also, welche in jenes europäische Land hätten zurückgeschafft werden müssen, in dem sie erstmals registriert wurden. Weitere sechs Fälle betreffen Asylsuchende, deren Gesuch abgewiesen wurde und die auf ihre Ausschaffung warten mussten.

Überwachung nicht möglich

Schliesslich gibt es noch drei Fälle, bei denen das Zwangsmassnahmengericht die von der Sicherheitsdirektion angeordnete Haft aufhob. Laut Müller handelt es sich dabei um drei albanische Staatsangehörige. Diese betätigten sich im Berner Drogenhandel. Nach deren Verhaftung sassen sie eine Freiheitsstrafe ab und warteten jüngst auf ihren Landesverweis. Auch sie befinden sich nun wieder auf freiem Fuss. «Das Gericht hat die Haftverlängerung auch vom Gesichtspunkt der öffentlichen Sicherheit her für unverhältnismässig empfunden», so Müller.

Dass die drei aus der Haft entlassenen Männer nun untertauchen, kann nicht verhindert werden. «Eine Überwachung ist rechtlich nicht zulässig», sagt Sicherheitsdirektor Müller. Die einzige Möglichkeit, dass die drei doch noch ausgeschafft werden, ist, wenn sie von der Polizei angehalten werden, sobald Flüge nach Albanien wieder möglich sind.

Verängstigte Schwarzarbeiter

Auch Alexander Ott, Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, erlebt die Problematik in seinem Berufsalltag. In der Bundesstadt mussten bis anhin fünf Personen aus der Ausschaffungshaft entlassen werden. Doch das sind nicht die einzigen Corona-bedingten Besonderheiten. Obwohl die gesetzlich erlaubte Frist überschritten ist, musste die städtische Fremdenpolizei bei 130 Personen das Visum verlängern, weil diese nicht ausreisen können. «Das mussten wir tun», so Ott, «ansonsten drohen diesen Leuten Probleme, wenn sie dereinst mit abgelaufenem Visum am Zoll stehen.»

Was laut Ott weiter auffällt: Plötzlich tauchen etliche ausländische Personen, welche sich illegal in der Schweiz aufhalten, von sich aus bei der Fremdenpolizei auf. Die meisten von ihnen arbeiteten bisher schwarz, etwa in Gastrobetrieben. Da die Restaurants geschlossen sind, haben sie keine Arbeit mehr. Den nächsten Flug nach Hause nehmen können sie auch nicht. «Sie stehen buchstäblich vor dem Nichts», sagt Ott. Man habe diese Personen erstmals befragt, registriert und dann an einem geeigneten Ort untergebracht, etwa bei Hilfswerken. «Arme Seelen» nennt Ott diese Leute. «Die meisten sind ganz aufgewühlt und verängstigt», erzählt er. «Sie glauben, sie müssten direkt ins Gefängnis, wenn sie bei uns auftauchen.» Von ihren Heimatländern kennen sie es nicht anders. Als Allererstes muss Ott deshalb vor allem eins tun: Die Betroffenen beruhigen.



Thorberg-Insassen fordern Freilassungen

Um die Bürger in Freiheit zu schützen, hätten Bund und Kanton jede Menge Massnahmen getroffen. Doch zu ihrem Schicksal habe sich bisher niemand Gedanken gemacht, monieren Insassen der Strafvollzugsanstalt Thorberg. Sie haben eine Petition mit 92 Unterschriften an die Adresse von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga geschickt. «Angesichts dieser Nachlässigkeit haben wir beschlossen, unsere Stimme zu erheben», steht im Schreiben an die Regierungspräsidentin.

Die Thorberg-Insassen verlangen, dass die Gefängnisse entlastet werden. Konkret schlagen sie vor, dass Gefangene entlassen werden sollen. Und zwar solche, die zwei Drittel ihrer Strafe abgesessen haben und denen eine bedingte Entlassung verweigert wurde, sowie jene, welche die Hälfte verbüsst haben und keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen. Dasselbe soll gelten für Ausländer, die direkt in ihre Heimatländer abgeschoben werden können. Hausarrest oder Ersatzmassnahmen schlagen die Sträflinge vor für solche unter ihnen, die Wohnsitz in der Schweiz haben. Nicht in der JVA bleiben sollen auch gefährdete Gruppen, aus gesundheitlichen Gründen.

Die Berner Regierung hat eine Besuchs-, Urlaubs- und Ausgangssperre bis Ende April beschlossen. Das Amt für Justizvollzug erarbeitet derzeit eine Strategie zur stufenweisen Lockerung der Corona-Massnahmen, dies in Übereinstimmung mit den Vorgaben von Kanton und Bund. Um die Ansteckungsgefahr zu senken, wurde der Strafvollzug von 27 Insassen unterbrochen. (Lesen Sie hier, wie Social Distancing im Berner Justizvollzug funktioniert: https://www.bernerzeitung.ch/wie-funktioniert-social-distancing-im-gefaengnis-107464946851) (cd)
(https://www.bernerzeitung.ch/statt-ausgeschafft-ploetzlich-frei-380337277132)
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Kanton-Bern-laesst-Auszuschaffende-frei-20714139
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/keine-rueckfuehrung-wegen-corona-14-ausschaffungs-haeftlinge-freigelassen-darunter-drei-verurteilte-drogendealer-id15850656.html


+++BIG BROTHER
Liechtenstein als Corona-Labor: Fruchtbarkeits-Armbänder gegen das Virus
In dem kleinen Fürstentum Liechtenstein gab es bislang kaum Infizierte. Damit es dabei bleibt, sollen nun 2000 Bürger Armbänder tragen, die Puls und Körpertemperatur überwachen.
https://www.tagesanzeiger.ch/das-liechtenstein-experiment-867253873911


+++POLIZEI SO
Neue Dienstwaffe bringt mehr Sicherheit für die Stadtpolizei
Die Stadtpolizei Grenchen wird mit einer neuen Pistole ausgerüstet. Wir waren beim Einschiessen auf dem Pistolenstand Bettlach dabei.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/grenchen/neue-dienstwaffe-bringt-mehr-sicherheit-fuer-die-stadtpolizei-137677573


+++VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
Verschwörungsideologen machen die 5G-Mobilfunktechnologie für die Pandemie verantwortlich
Das Virus und 5G
Verschwörungstheorien über die neue Mobilfunktechnologie oder die Behauptung, Schwarze seien immun gegen Covid-19, verbreiten sich im Netz so schnell wie das neuartige Coronavirus in der Welt.
https://jungle.world/artikel/2020/16/das-virus-und-5g


Auf Dämonenjagd mit der Heilsarmee
Der Teufel ist für sie eine reale Kraft: Beat Schulthess und seine Mitstreiter von der Heilsarmee rücken jährlich Hunderte Male aus, um «widergöttliche» Mächte auszutreiben – aus Köpfen und Häusern. Dieses Mal bekommen sie es mit einer reuigen Ex-Esoterikerin zu tun.
https://www.nzz.ch/schweiz/auf-daemonenjagd-mit-der-heilsarmee-ld.1545810