IsolationWatch: Lage in Bosnien

Bild: (Geflüchtete) Migrant*innen in Bihać.
Die Rubrik IsolationWatch will aktuelle Informationen zu Asylcamps und (Administrativ-)Gefängnissen einem möglichst breiten Kreis der Bevölkerung zugänglich machen. Veröffentlicht werden empirisch gesättigte (Erfahrungs-)Berichte, kritische Analysen oder widerständiges Wissen von geflüchteten und nicht-geflüchteten Antirassist*innen. Schickt uns Texte, Fotos, Illustrationen, Videos, Audios an antira@immerda.ch.

Folgender Bericht erreichte uns per Mail:
„In bosnien-herzegovina wurde mit Corona der nationale Notstand ausgerufen. Es herrschen Sperrstunden, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die camps wurden geschlossen, die Menschen die darin untergebracht sind dürfen weder raus noch Besuch empfangen. Innerhalb des camps gibt es keinen Platz für Social Distancing, die Menschen müssen immer noch lange Schlange stehen um ihre (verkleinerte, kalte) Essensportion zu erhalten, genügend Sanitäranlagen und Seife sind nicht verfügbar, es gibt zu wenig medizinisches Personal.

Die sowieso schon prekäre Situation für Menschen, die in leeren Häusern und Zelte ausserhalb der camps überleben ist nun noch prekärer. Auch für Unterstützende ist die Arbeit durch die eingeschränkte Freiheit der Bewegung erschwert und läuft in Gefahr, kriminalisiert zu werden.

Die polizei und regierung nutzt die zusätzlichen Kompetenzen um noch gewaltvoller gegen diese Menschen vorzugehen und um sie besser zu isolieren/verwalten/einsperren. bürgermeister Šuhret Fazlić rechtfertigt einige dieser Massnahmen mit der Erklärung «Freie Migranten können eine Gefahr darstellen, als potenzielle Träger des Virus». Auch der minister für sicherheit Radončić erklärt: «Sein Job als minister sei «Illegalle Migranten» zu eliminieren und sie dorthin zu schicken, wo sie herkommen.» Später sagte er auch noch «Illegalle Migranten seien der grösste Drehpunkt der Ausbreitung des Coronavirus» und fordert die behörden auf, noch vigoröser gegen sie vorzugehen. (Beide Zitate ua im Artikel https://www.bilten.org/?p=32026 gefunden und übersetzt)

IGITT! Dass u.a. diese rassistischen Äusserungen zu einer Intensivierung rassistischer, nationalistischer und xenophoben Sentimente in bosniens bevölkerung führt lässt sich am Beispiel bihać schnell erkennen, wo einige Lebensmittelläden die Menschen die geflüchtet sind/flüchten und migriert sind/migrieren den Zutritt verweigern. Wobei die Ressourcen sowieso schon knapp sind und schwierig zu besorgen.  Dazu noch ein Video eines Übergriffes, am helllichten Tag an einer Bushaltestelle.

https://www.facebook.com/102671291349861/videos/121485709468419/?_rdc=2&_rdr

In der gemeinde lipa hat das rote kreuz bosnien angefangen ein temporäres zelt-camp (von der eu mitfinanziert) mitten in der Pandemie zu erbauen, welches vermutlich auch von der iom verwaltet werden wird. In dieses camp sollen die Menschen kommen, die zurzeit dezentralisiert in leerstehenden Häusern und Zelten überleben und einige von den Menschen, die in bira gefangen sind. Dieses camp wird als geschlossenes camp gebaut und wird vermutlich auch nach der Pandemie so bleiben – also noch ein weiteres gefängnis. Es wird weitgehend befürchtet, dass dieses temporäre camp keinesfalls temporär bleibt und dass die Strom- und Wasseranschlüsse, Sanitäranlagen, sowie Zugang zu medizinischen Dienstleistungen unzureichend vorhanden sein werden.“

Weiterführende Informationen
https://www.theguardian.com/global-development/2020/mar/27/bosnia-crams-thousands-of-migrants-into-tent-camp-to-halt-covid-19-spread
https://balkaninsight.com/2020/03/23/migrants-in-bosnia-more-vulnerable-to-infection-despite-lockdown/
https://www.bilten.org/?p=32026
http://www.h-alter.org/vijesti/ograde-i-logori-snijeg-i-san-o-sapunu
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=2884225525003728&id=1245970425495921
(Statement von einem Menschen, welche in bira camp lebt und kurz die Situation ihres Alltags beschreibt 31.03)
https://www.facebook.com/groups/144469886266984/ (Pomoć Izbjeglicama u bih)

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