Medienspiegel 24. März 2020

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+++ZÜRICH
tagesanzeiger.ch 24.03.2020

Corona trifft Sans-Papiers ganz besonders

Geschätzte 19’000 Personen im Kanton Zürich leben ohne Aufenthaltsbewilligung, viele arbeiten schwarz. Jetzt fallen sie durch alle Maschen.

Ev Manz

Es sind reine Schätzungen. Doch die Zahl von Leuten, die ohne Aufenthaltsbewilligung mehr als einen Monat im Kanton Zürich lebt, ist hoch. Die meisten von ihnen arbeiten im Kleingewerbe, zum Beispiel als Putzfrau oder Betagtenbetreuer. Diese Bereiche sind von der Corona-Krise besonders gebeutelt – und mit ihnen die Sans-Papiers. Die Existenzgrundlage kommt diesen abhanden. Und da sie illegal arbeiten, haben sie kein Anrecht auf Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Zudem hausen viele Sans-Papiers in engen Wohnverhältnissen. Eine Quarantäne wäre für sie besonders schwierig.

Deshalb sammelt die Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich zusammen mit dem Verein Züri City Card jetzt Spenden für Lebensmittelgutscheine und Krankenkassenbeiträge. Zudem können digital Briefe an die Sans-Papiers versandt oder Kinderhüteangebote gemacht werden, wie die beiden Organisationen mitteilen.

Grossteil aus Lateinamerika

Rund 19’000 Sans-Papiers leben im Kanton Zürich. Das zeigt eine wissenschaftliche Studie von Ecoplan und KEK Beratung, die kürzlich veröffentlicht wurde. Die meisten von ihnen reiste ohne Visum oder illegal ein. Der Grossteil dieser Sans-Papiers stammt aus Lateinamerika. Die zweitgrösste Gruppe umfasst Personen aus europäischen Ländern ausserhalb von EU und Efta, danach folgen jene Gruppen aus Asien und Afrika.

Das Migrationsamt und das Amt für Wirtschaft und Arbeit hatten die Studie in Auftrag gegeben. Öffentliche Statistiken, Daten aus dem Kanton, bestehende Untersuchungen und Experteninterviews flossen in die Studie ein.

Zudem leben im Kanton Zürich rund 2500 Sans-Papiers, die einst eine ausländerrechtliche Bewilligung hatten, diese aber verloren haben und nicht mehr ausgereist sind. Bei ihnen ist der Anteil jener aus den europäischen Nicht-EU- und Efta-Ländern am höchsten. Rund 1500 weitere Personen ohne Aufenthaltsbewilligung stammen aus dem Asylbereich, die meisten aus Afrika. Die grosse Mehrheit der Sans-Papiers ist alleinstehend und zwischen 18 und 45 Jahre alt, schätzt die Studie.

Arbeit in Privathaushalten

Viele sind wegen des einst funktionierenden Arbeitsmarkts in den Kanton Zürich eingereist. Mit der temporären Arbeit wollen sie ein besseres finanzielles Auskommen finden und gleichzeitig ihre Angehörigen im Heimatland unterstützen. Obwohl die meisten Sans-Papiers eigentlich nur vorübergehend hier arbeiten wollen, bleiben sie oft länger. Privathaushalte sind mit 34 Prozent die häufigsten Arbeitgeber von Sans-Papiers, die Reinigungs-, Betreuungs – und Pflegeaufgaben erfüllen. Rund ein Fünftel ist in Coiffeur- oder Beautysalons oder Transport- und Umzugsunternehmen tätig. Daneben sind Landwirtschaft, Bau und Sexgewerbe weitere Arbeitszweige.

Im Kanton Zürich haben Sans-Papiers dank niederschwelliger Angebote wie Meditrina des Schweizerischen Roten Kreuzes zwar einen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Aber ein Gang zum Arzt ist für sie noch immer mit der Angst verbunden, entdeckt zu werden. Meist haben sie auch keine Krankenversicherung und suchen deshalb erst dann einen Arzt auf, wenn sie schon schwer krank sind. Viele Sans-Papiers warten auch zu, wenn sie sich möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert haben.

Gesuch um Anerkennung birgt Risiko

Rund 2000 bis 3700 Sans-Papiers erfüllen die zeitlichen Voraussetzungen für eine sogenannte Härtefallregelung. Das heisst, sie halten sich zehn Jahre und länger in der Schweiz auf. Sie können ein Gesuch um Anerkennung stellen, womit sie eine Aufenthaltsbewilligung erhalten würden, wenn sie folgende Voraussetzungen mitbringen: Sie und auch ihre Familienmitglieder müssen gut integriert und dürfen nicht straffällig geworden sein, die finanziellen Verhältnisse müssen stimmen, und eine Rückkehr ins Heimatland muss unzumutbar sein.

Dafür müssen die Sans-Papiers aber ihre Identität offenlegen, was risikoreich ist: Wird das Gesuch abgelehnt, droht die Zwangsausschaffung. Die Härtefallkommission nimmt jeweils zur Beurteilung des Migrationsamts Stellung, die abschliessende Bewilligung erteilt der Bund.

Die überparteiliche Diskussionsplattform Secondas begrüsst die sogenannte Regularisierung von gut integrierten Sans-Papiers, also den Willen der Behörden, Härtefälle vermehrt anzuerkennen. Ein Leben ohne Aufenthaltsbewilligung sei nicht nur für die Betroffenen unzumutbar, «sondern auch für die Gesellschaft und die staatlichen Organe unerträglich», schreibt Secondas in einer Mitteilung. Im Kantonsrat bereiten Grüne und SP zudem ein Postulat mit der Forderung zur Regularisierung vor.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/corona-trifft-sanspapiers-ganz-besonders/story/28160309)


+++SCHWEIZ
Generelle Aufhebung des Asylverfahrens steht derzeit nicht zur Debatte
Die Covid-19-Pandemie hat bisher wenig Auswirkungen auf die Asylverfahren in der Schweiz gehabt. Die Prüfung der Anträge wird fortgesetzt und auch Abschiebungen werden angeordnet. Organisationen, die sich für den Schutz von Migranten einsetzen, fordern eine Suspension des gesamten Prozesses während der Coronavirus-Krise
https://www.swissinfo.ch/ger/politik/politique-migrat_generelle-aufhebung-des-asylverfahrens-steht-derzeit-nicht-zur-debatte/45638962


«Courant normal» im Asylbereich – RaBe-Info 24.03.2020
Wie überall wirbelt die Corona-Krise auch im Asylbereich so einiges durcheinander.
Das Staatssekretariat für Migration SEM gibt sich allerdings gelassen und meint, bis jetzt bleibe fast alles wie gehabt. Trotz der Gefahren und Einschränkungen für alle Beteiligten, welche die Corona-Krise mit sich bringt, werden nach wie vor Asyl-Entscheide gefällt und die Asylsuchenden unter den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen in die kantonalen Zentren verteilt. Die Asylsuchenden mit Dublin-Entscheid bleiben so lange in der Obhut der Schweiz, als dass die Dublin-Rückführungen aufgrund der geschlossenen Grenzen auf Eis gelegt werden.
Einzig die Befragungen der Asylsuchenden sind derzeit für rund eine Woche ausgesetzt, bis das SEM die Zimmer mit Plexiglasscheiben ausgerüstet hat, um die Ansteckungsgefahr bei den bei Befragungen üblicherweise anwesenden 5 Personen zu minimieren. Auch die Rekurs-Fristen gegen Negativentscheide hat das SEM bisher nicht verlängert, obwohl aufgrund der Corona-Krise sehr viel weniger Rechtsvertreter*innen und Übersetzer*innen zur Verfügung stehen.
https://rabe.ch/2020/03/24/corona-was-tun-obdachlose-gewaltbetroffene/


+++DEUTSCHLAND
Corona-Quarantäne in Geflüchtetenunterkunft
Die Flüchtlingslager in Deutschland sind zum Teil überbelegt. Auch dort haben die Bewohner einen neuen Feind: das Coronavirus.
In der Corona-Krise ist es besonders wichtig, dass Geflüchtete so schnell wie möglich in dezentralen Strukturen untergebracht werden. Dieses Video zeigt warum.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1134696.fluechtlinge-corona-quarantaene-in-gefluechtetenunterkunft.html


+++GRIECHENLAND
Ein Gespräch mit Erik Marquardt (Abgeordneter des Europäischen Parlaments, Die Grünen) über die Asylpolitik der EU, das Lager Moria auf Lesbos und das Problem mit den Babykatzen
»Man muss jetzt die Menschen da rausholen«
Die griechische Regierung hat das Asylrecht ausgesetzt. Auf der griechischen Insel Lesbos attackieren rechten Schlägertrupps Migranten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Journalisten. Erik Marquardt beobachtet die Situation in Lesbos seit einigen Wochen.
https://jungle.world/artikel/2020/12/man-muss-jetzt-die-menschen-da-rausholen


Sea-Watch fordert EU-Kommission auf: Stillgelegte Kreuzfahrtschiffe schicken, um Lager in Griechenland zu evakuieren
Während die Corona-Krise Europa in Bann hält, geraten das Leid von Schutzsuchenden und die humanitäre Katastrophe an Europas Grenzen in den Hintergrund. Allein im für maximal 3.000 Menschen ausgelegten Camp Moria auf Lesbos leben derzeit über 20.000 Menschen ohne ausreichenden Zugang zu Wasser, Seife und medizinischer Versorgung. Um der Ausbreitung von COVID-19 und seinen katastrophalen Auswirkungen rechtzeitig entgegenzutreten, müssen alle Menschen auf den griechischen Inseln umgehend medizinische Unterstützung erfahren und überfüllte Flüchtlingslager sofort evakuiert werden. Die in europäischen Häfen ohnehin festliegenden Kreuzfahrtschiffe bieten dafür beste Voraussetzungen.
https://sea-watch.org/kreuzfahrtschiffe-zur-evakuierung-schicken/


+++GRIECHENLAND-TÜRKEI-EU
Gegen Tränengas, Hoffnungslosigkeit und Corona
Noch immer harren tausende Menschen an der griechisch-türkischen Grenze aus. Wie es mit ihnen weiter geht, ist ungewiss. Auch wegen Corona.
1600 minderjährige Flüchtlinge sollen aus griechischen Lagern aufgenommen werden. soll auch in der Corona-Krise eingehalten werden. Tausenden Flüchtlingen Flüchtlingen auf der türkischen Seite der Grenze nützt das nichts.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1134679.tuerkisch-griechische-grenze-gegen-traenengas-hoffnungslosigkeit-und-corona.html


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Fahrende Lebensweise ist in der Schweiz akzeptiert
Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung steht der fahrenden Lebensweise sowie den Jenischen, Sinti und Roma positiv gegenüber. Dies zeigt eine von der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) und dem Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführte repräsentative Umfrage. Die Umfrage macht auch deutlich, dass wenig Wissen über die Minderheiten und ihre Lebensweisen vorhanden ist.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78554.html
-> https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/abnehmende-intoleranz-gegen-fahrende?id=16251c14-39b0-4695-874e-7a606201c84e


+++GASSE
Coronavirus-Krise: “Bleiben Sie zu Hause.” Und wer kein Zuhause hat?
Zur Eindämmung der Covid-19-Epidemie wird empfohlen, zu Hause zu bleiben. Was passiert mit jenen, die keines mehr haben? Im Kanton Tessin, der am stärksten von der Krise betroffen ist, gibt es ein Aufnahmezentrum mit Betten. In den grossen Städten ist die Situation anders: Genf nimmt Obdachlose in einer ehemaligen Kaserne auf.
http://www.swissinfo.ch/ger/coronavirus-krise_-bleiben-sie-zu-hause—und-wer-kein-zuhause-hat-/45640040


Die Corona-Krise ist ein Existenzkampf für sozial Schwache: «Ich weiss nicht, was ich tun soll, wenn ich krank werde»
Sans-Papiers, Asylsuchende, Obdachlose: Die Corona-Krise trifft die Schwächsten im Kanton Zürich besonders hart. Die Zahl jener, die um Sozialhilfe ersuchen, steigt derweil sprunghaft an.
https://www.nzz.ch/zuerich/coronavirus-in-zuerich-ein-existenzkampf-fuer-schwaechsten-ld.1547977


Verein plant Isolationszimmer: Luzerner Notschlafstelle muss potenzielle Corona-Kranke abweisen
Die Notschlafstelle der Stadt Luzern hat wegen der Corona-Krise ihre Vorschriften verschärft. Personen bei denen eine erhöhte Temperatur gemessen wird, müssen abgewiesen werden. Nun sucht man nach einer Lösung für die Betroffenen.
https://www.zentralplus.ch/luzerner-notschlafstelle-muss-potenzielle-corona-kranke-abweisen-1757497/
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/luzerner-notschlafstelle-plant-isolierzimmer-doch-das-noetige-personal-fehlt-ld.1206615
-> https://www.srf.ch/sendungen/regionaljournal-zentralschweiz/isolationszimmer-fuer-obdachlose-geplant


Corona-Krise: Obdachlose, Gewaltopfer – RaBe-Info 24.03.2020
Die BAG-Weisung «zuhause bleiben» bedeutet für manche Menschen eine besonders grosse Herausforderung: Sowohl für diejenigen, die kein Zuhause haben, als auch für Opfer von häuslicher Gewalt. Und wie schafft es das Staatsekretariat für Migration SEM, trotz Corona-Krise im Asylbereich fast «courant normal» zu erhalten?
https://rabe.ch/2020/03/24/corona-was-tun-obdachlose-gewaltbetroffene/


Obdachlos in Bern – Was machen Randständige, wenn Parks geschlossen sind?
Treffpunkte sind geschlossen, Hilfsangebote abgesagt und niemand mehr ist unterwegs, der Kleingeld gibt.
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/obdachlos-in-bern-was-machen-randstaendige-wenn-parks-geschlossen-sind



bernerzeitung.ch 24.032020

Ansturm aufs Berner SozialamtCorona treibt Selbstständige in die Sozialhilfe

In der Stadt Bern ist die Zahl der Sozialhilfegesuche in der letzten Woche sprunghaft angestiegen. Vor allem selbstständige Kleingewerbler wie Coiffeure und Taxifahrer sind in Not.

Benjamin Bitoun

(…)
Ebenfalls hart trifft die Corona-Krise sozial Randständige. Einerseits, weil sich in den leeren Berner Gassen mit Betteln oder Darbietungen zurzeit nichts dazuverdienen lässt. Andererseits, weil nach den Geboten des Bundesrats auch sie sich möglichst nicht draussen aufhalten sollten – eine Regel, an die sich die allermeisten halten, wie Silvio Flückiger, Leiter der Gassenarbeit Pinto, weiss. «Die Anzahl randständiger Personen im öffentlichen Raum hat nach unseren Beobachtungen abgenommen.»

Die meisten Personen, die sich auf der Gasse aufhalten, hätten ein Zuhause, sagt Flückiger. «Viele bleiben jetzt die meiste Zeit dort.» Zudem hätten die Notschlafstellen weiter geöffnet. Für Übernachtungen dort würden unkompliziert Kostengutsprachen ausgestellt.

Neue Unterkünfte für Obdachlose

In London werden aktuell Hunderte Obdachlose in Hotels untergebracht, um sie vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Das gab der Londoner Bürgermeister am vergangenen Samstag bekannt. Solche Hotelunterbringungen seien in Bern derzeit nicht geplant, sagt Pinto-Leiter Flückiger.

Dennoch schaffe die Stadt aktuell zusätzliche Kapazitäten für die Unterbringung von obdachlosen und wohnungslosen Personen – wo, will Flückiger mit Verweis auf die Privatsphäre der Betroffenen nicht sagen. Es handle sich um zwei Standorte mit insgesamt 28 Plätzen. «Diese werden in den nächsten Tagen bezugsbereit sein», so der Leiter der Gassenarbeit.
(https://www.bernerzeitung.ch/corona-treibt-selbststaendige-in-die-sozialhilfe-978906062421)


+++MENSCHENRECHTE
Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention
in der Schweiz
Neue Website mit Praxisbeispielen aus sechs Kantonen
Die UNO-Behindertenrechtskonvention garantiert Menschen mit Behinderungen die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen. Dies müssen die Behörden durch Gesetzgebung und praktische Massnahmen ermöglichen. Das SKMR zeigt in einer neuen Website Umsetzungsbeispiele aus sechs Kantonen im Bereich Selbstbestimmtes Leben.
https://www.skmr.ch/de/themenbereiche/institutionelle-fragen/publikationen/umsetzung_behindertenrechte_schweiz.html?zur=2


Studie “Zugang zur Justiz in Diskriminierungsfällen”
Grundlagen zum Diskriminierungsschutz in der Schweiz
https://www.skmr.ch/de/themenbereiche/geschlechterpolitik/publikationen/diskriminierungsstudie.html?zur=2


+++KNAST
Coronavirus hinter Gittern: Erste Infektion in Frauengefängnis
Das Coronavirus macht auch vor den Schweizer Gefängnissen nicht Halt. In der Justizvollzugsanstalt Hindelbank ist eine Insassin positiv getestet worden und befindet sich in Isolation. Für alle anderen Häftlinge ist der Ausgang gestrichen und sie dürfen keinen Besuch empfangen.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/coronavirus-hinter-gittern-erste-infektion-in-frauengefaengnis-137350002


Zürcher Gefängnis wird zur Coronastation umfunktioniert
Das Coronavirus schafft es auch hinter Gefängnismauern. Deshalb nimmt der Kanton Zürich das seit Dezember stillgelegte Gefängnis Horgen wieder in Betrieb, als Corona-Station für Zürcher Häftlinge.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/zuercher-gefaengnis-wird-zur-coronastation-umfunktioniert-00131154/


Erster Coronafall in Zürcher Gefängnis
Nun ist das Virus hinter Gittern – hinter Zürcher Gittern. Eine Angestellte des Bezirksgefängnisses Zürich hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Sie hatte mit Häftlingen und Aufsehern Kontakt.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/erster-coronafall-in-zuercher-gefaengnis-00131121/


+++RECHTSEXTREMISMUS
bernerzeitung.ch 24.03.2020

Verdoppelung der Fälle: Berner Rechtsextreme sind im Aufbruch

Meldungen zu rechtsextremen Vorfällen nehmen zu. Wie das zu erklären ist und wie die Zivilgesellschaft damit umgeht.

Stephanie Jungo

Ein Mann steht am Bahnhof herum. Tätowierungen bedecken seine Haut. In Frakturschrift. Hakenkreuze sind sichtbar, ebenso die schwarze Sonne – ein Symbol, das in der rechtsextremen Szene verwendet wird. Der Mann unterhält sich mit einer Gruppe von Menschen, scheint seine Freizeit am Bahnhof in der Region Bern zu verbringen.

So schildern es Sereina Gisin und Giorgio Andreoli. Sie arbeiten bei «GGG-Fon – Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus». Die Fachstelle informiert und berät Gemeinden, Schulen und Privatpersonen, nimmt Meldungen von rassistischen, diskriminierenden Vorfällen auf. Seit rund 20 Jahren besteht die Stelle, die von über 40 Gemeinden aus der Region Bern und Burgdorf getragen wird.

Szenen wie jene mit dem Mann am Bahnhof zogen die Aufmerksamkeit der betroffenen Gemeinde auf sich. Sie wandte sich an GGG-Fon, gemeinsam wurden Handlungsmöglichkeiten gesucht. Für die Fachstelle handelt es sich hierbei um einen Vorfall mit rechtsextremer Komponente – solche Meldungen nähmen tendenziell zu, sagt Giorgio Andreoli. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Waren es 2017 noch 17 Meldungen, verzeichnete die Stelle für 2018 32 und für 2019 57 Fälle, die explizit rechtsextreme Komponenten aufwiesen.

Ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Das wollten die Stadt Bern und umliegende Gemeinden anlässlich der Aktionswoche gegen Rassismus. Vom 21. März – dem internationalen Tag gegen Rassismus – bis zum 27. März waren Ausstellungen, Theater, Vorträge zum Thema Diskriminierung und Rassismus geplant. Aufgrund des Coronavirus musste die zehnte Ausgabe der Aktionswoche abgesagt werden. Die Veranstaltungen fallen aus, die Kampagne bleibt, wie die Stadt Bern schreibt. Mit Fahnen und Plakaten will sie auf das Thema aufmerksam machen. Zusätzlich informiert die Stadt online, wie man sich in diesen Tagen gegen Rassismus engagieren kann, weitere Informationen werden auf Facebook aufgeschaltet.

Meldungen verdoppeln sich

Um die Jahrtausendwende. Auf dem Rütli stören Rechtsextreme die 1.-August-Rede von Bundesrat Kaspar Villiger. Meldungen über Rechtsextreme, die Menschen mit Migrationshintergrund oder Linke angreifen, kursieren, ebenso geraten der Oberaargau und Burgdorf mit Konzerten und Versammlungen von Nazis in die Schlagzeilen. In Münchenbuchsee macht eine Gruppe von Rechtsextremen Radau am Buchsi-Märit.

Der Nazi mit Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke ist heute weniger präsent. Für das Jahr 2018 registrierte der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) keine rechtsextreme Gewalttat, wie er im letztjährigen Sicherheitsbericht schreibt. Hingegen verdoppelten sich Meldungen von«rechtsextremen Ereignissen» – Versammlungen, Demonstrationen. «Die rechtsextreme Szene ist im Aufbruch», heisst es weiter.

Die Szene verhalte sich konspirativ. Man überlege sich genau, wie Aktionen auf die Öffentlichkeit wirkten – auf Bezüge zum Nationalsozialismus werde verzichtet. Szeneangehörige versuchten zudem Fuss in der Politik zu fassen, wie die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus schreibt. Und trotzdem: Die Szene verfüge über Waffen, übe den Umgang damit und trainiere Kampfsportarten, schreibt der NDB.

Ideologie und Provokation

GGG-Fon unterteilt Meldungen mit rechtsextremer Komponente in unterschiedliche Kategorien. In manchen Fällen liege eine klare, gefestigte Haltung vor – etwa beim Mann am Bahnhof mit den Tätowierungen. In anderen Fällen wollten Jugendliche provozieren.

So wie im Beispiel eines muslimischen Jungen. Seine Mitschüler beleidigten ihn rassistisch, zerstörten seine Brille, brachen seinen Arm. Eine Anzeige folgte, Gespräche mit der Schulleitung und Schulsozialarbeit. Die Beleidigungen gingen weiter. Im Sportunterricht bewarfen ihn die Mitschüler mit Bällen. Man sprach sich erneut aus, diesmal gemeinsam mit GGG-Fon, wobei sich zeigte: Die Mitschüler nutzten die rassistischen Wörter nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil sie den Jungen nicht mochten. Eine Erkenntnis, die die Situation entspannte.

Man wolle aus solchen Vorfällen kein Riesending machen, sagt Giorgio Andreoli. «Trotzdem müssen wir die Dinge benennen, klarmachen, was in unserer Gesellschaft keinen Platz hat.» In den Gesprächen gehe es auch darum, herauszufinden, woher solche Ansichten kommen, zu sehen, ob mehr dahintersteckt.

Giorgio Andreoli und Sereina Gisin erzählen von Fünftklässlern, die sich auf dem Handy Sprüche und Bilder hin und her schickten – mit expliziten Inhalten. Ein Junge fühlte sich dabei nicht wohl, wandte sich an die Mutter, die den Vorfall GGG-Fon meldete.

Das erfordere Mut. Auch weil sich die Eltern mehr Sorgen um allfällige strafrechtliche Konsequenzen machten als um die Inhalte. Schliesslich stellte sich heraus, dass die Bilder von älteren Jugendlichen kamen. Solche Verbindungen müsse man im Auge behalten.

Verbreitete Vorurteile

Meldungen zu rechtsextremen Vorfällen nehmen zu – das heisse nicht, dass die Gesellschaft rechter werde, schreibt Dirk Baier, Leiter Institut Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Zwar sei das Niveau fremdenfeindlicher Vorurteile zweifellos immer noch zu hoch. Das habe sowohl eine Jugendbefragung wie auch eine Erhebung bei Erwachsenen gezeigt.

Für den Anstieg der Meldungen sieht Baier andere Gründe. Verschiedene rechtsextreme Gewalttaten – Christchurch, Halle, Hanau – hätten die Aufmerksamkeit erhöht. Die Angebote von Fachstellen sind zudem vielfältig und niederschwellig. So würden auch Vorfälle gemeldet, die nicht gewalttätig sind, aber als Warnzeichen interpretiert werden.

Denkbar sei auch, dass der Rechtsextremismus sichtbarer geworden sei, so Baier weiter. Besonders mit Blick auf die sozialen Medien und deren Möglichkeiten, sich zu vernetzen und Gleichgesinnte zu finden. «Sie unterstützen die Radikalisierung einzelner, rechtsextrem denkender Menschen, die dann auch als rechtsextreme Personen in Erscheinung treten können.»

Zum Beispiel Niederscherli

Auch die klassischen Medien machen rechtsextreme Vorfälle sichtbar. Etwa im vergangenen Jahr, als Zeitungen über Mittelhäusern berichteten, wo Hakenkreuze auftauchten – an einer Scheune, auf Autos. In Niederscherli zeigten sich Eltern besorgt über Rassismus und Nazisymbolik an der Schule. Bereits seit längerer Zeit, war damals in den Medien zu lesen, soll sich der Könizer Ortsteil mit Rassismus rumschlagen.

Schulleiter Sam Meyer kündigte in den Medien an, sich dem Problem aktiv anzunehmen. Etwas mehr als ein Jahr ist seither vergangen – aktiv sei man in vielerlei Hinsicht geworden, sagt Sam Meyer. Er erzählt von der Schulklasse, die ein Flüchtlingsheim besucht hat, von einem Stand am Schulfest als Zeichen gegen Rassismus, wo sich Menschen verschiedenster Kulturen getroffen und ausgetauscht hätten.

Sich kennen lernen und verschiedene Meinungen anhören, darum gehe es, sagt Meyer. «Wenn man sich von Menschen abgrenzt, die man nicht kennt, kann man alles Mögliche in sie hineininterpretieren.» Er merke: Die Schülerinnen und Schüler seien motiviert. «Sie haben die Fühler ausgestreckt und sprechen es an, wenn etwas in eine falsche Richtung läuft.» Das Kollegium bestärke sie darin.

«Haltung zeigen ist wichtig. Diskriminierung, Rassismus, Beleidigungen oder Abwertungen akzeptieren wir nicht», sagt Meyer weiter. Das sei keine Aufgabe, die irgendwann erledigt sei. «Das wird und soll uns länger beschäftigen.» Dazu hätten Lehrer und Schüler eine Begleitgruppe gebildet, die sich regelmässig trifft. Klassenräte sind entstanden, wo Probleme angesprochen werden.

Probleme ansprechen – dafür plädieren auch Giorgio Andreoli und Sereina Gisin von GGG-Fon. Wenn man etwas beobachtet – seien es Schmierereien, diskriminierende Haltungen von Menschen –, sollte man die Informationen weitergeben, an die Schule, die Gemeinde oder die Polizei. «Behörden können nur handeln, wenn sie informiert werden.»



Aktionswoche gegen Rassismus wegen Corona abgesagt

Ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Das wollten die Stadt Bern und umliegende Gemeinden anlässlich der Aktionswoche gegen Rassismus. Vom 21. März – dem internationalen Tag gegen Rassismus – bis zum 27. März waren Ausstellungen, Theater, Vorträge zum Thema Diskriminierung und Rassismus geplant. Aufgrund des Coronavirus musste die zehnte Ausgabe der Aktionswoche abgesagt werden. Die Veranstaltungen fallen aus, die Kampagne bleibt, wie die Stadt Bern schreibt. Mit Fahnen und Plakaten will sie auf das Thema aufmerksam machen. Zusätzlich informiert die Stadt online, wie man sich in diesen Tagen gegen Rassismus engagieren kann, weitere Informationen werden auf Facebook aufgeschaltet.
(https://www.bernerzeitung.ch/berner-rechtsextreme-sind-im-aufbruch-958651178971)



Rücktritt – Umstrittene Pfarrerin in Kleinhüningen tritt zurück
Christine Dietrich war auf rechtsextremen Portalen aktiv. Seit Bekanntwerden ist es nie mehr still um sie geworden.
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/ruecktritt-umstrittene-pfarrerin-in-kleinhueningen-tritt-zurueck
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/grosse-distanz-zur-kirchenbasis-zum-ruecktritt-der-umstrittenen-pfarrerin-christine-dietrich-137349328
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/ueberraschend-die-umstrittene-basler-pfarrerin-christine-dietrich-tritt-ab-137348115
-> https://www.bazonline.ch/basel/stadt/verunglimpfte-pfarrerin-zieht-sich-zurueck/story/12458315
-> http://www.onlinereports.ch/News.117+M5b24fcf3b3a.0.html
-> https://www.erk-bs.ch/bericht/3485


Hass im Netz: Wie AfD und rechte Gruppen Corona zur Hetze gegen Flüchtlinge nutzen
Hass- und Hetzkampagnen im Netz haben mit der Corona-Krise eine neue Dimension erreicht. Es gibt aktuell etliche Gewalt- und Mordaufrufe gegen die Kanzlerin.
https://www.swr.de/report/hass-im-netz-wie-afd-und-rechte-gruppen-corona-zur-hetze-gegen-fluechtlinge-nutzen/-/id=233454/did=25212080/nid=233454/eflgrf/index.html


+++WORLD OF CORONA
Ticker:
-> https://www.derbund.ch/point-de-presse-auf-fachebene-783859025572
-> https://beta.20min.ch/story/coronavirus-in-der-schweiz-269082903107?legacy-true
-> https://beta.20min.ch/story/so-sieht-die-coronavirus-kampagne-des-bundes-aus-255254143692?legacy-true
-> https://www.watson.ch/schweiz/international/278226136-coronavirus-die-lage-in-der-schweiz-alle-news-im-liveticker
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/coronavirus-eda-holt-gestrandete-schweizer-zuruck-ins-land-65683254
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/coronavirus-bund-informiert-uber-aktuelle-lage-65683331
-> https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/corona-uebersicht-kanton-be-der-kanton-bern-verlaengert-die-frist-fuer-die-steuererklaerung


Corona: Bundesbern scheint viele Lebenswelten schlichtweg nicht auf dem Schirm zu haben
Pressekonferenzen und Medienberichte zeigen es immer wieder: Denjenigen, die momentan darüber reden, wie die Coronakrise und die darauffolgende Wirtschaftskrise bewältigt werden sollen, fehlen gewisse Perspektiven. Das ist extrem problematisch.
https://daslamm.ch/corona-bundesbern-scheint-viele-lebenswelten-schlichtweg-nicht-auf-dem-schirm-zu-haben/


«Am Anfang dieser Pandemie steht ein autoritärer Staat, der Kritik unterdrückte»
Staatsrechtler Daniel Moeckli sorgt sich in Zeiten des durchaus nötigen Krisenmodus um den Erhalt der Freiheitsrechte. Doch er sieht genau in diesem Zwiespalt auch eine grosse Chance.
https://www.republik.ch/2020/03/24/am-anfang-dieser-pandemie-steht-ein-autoritaerer-staat-der-kritik-unterdrueckte
-> https://www.watson.ch/schweiz/interview/162093222-interview-mit-verfassungsrechts-professor-zur-einschraenkung-der-freiheit
-> https://www.watson.ch/schweiz/wirtschaft/737269213-coronavirus-warum-es-heikel-ist-nur-alte-und-kranke-zu-isolieren


Kampf gegen Corona: “Dieses Tracking ist eine Schnapsidee”
Können Handydaten helfen, das Coronavirus einzudämmen? Die linke Netzpolitikerin Anke Domscheit-Berg hält die bisher diskutierten Vorschläge für untauglich oder problematisch – und hat eine eigene Idee.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/anke-domscheit-berg-zu-handydaten-dieses-tracking-ist-eine-schnapsidee-a-415ab593-f898-4166-ab4c-1feb0a437b6e