Medienspiegel 8. März 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++GENF
Bilan post-occupation du Grütli
Le collectif lutte des MNA dresse un bilan alarmant de la situation des Mineurs Non Accompagnés (MNA) à Genève. Les promesses faites par la Ville et le canton suite aux 10 jours d’occupation du Grütli n’ont pas été honorées et le SPMI ne prend toujours pas ses responsabilités.
https://renverse.co/Bilan-post-occupation-du-Grutli-2465


+++LUZERN
SP-Kantonsrätin verlangt von der Luzerner Regierung Soforthilfe für Flüchtlinge
In einer dringlichen Motion fordert Sara Muff, dass der Regierungsrat beim Bund eine entsprechende Standesinitiatve einreicht.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/sp-kantonsraetin-verlangt-von-der-luzerner-regierung-soforthilfe-fuer-fluechtlinge-ld.1201840


+++GRIECHENLAND
Von Lesbos nach Berlin – Charterflug für Kinder und Mütter
MISSION LIFELINE startet heute eine Evakuierungsmission für Kinder und Mütter aus Griechenland. Dafür soll ein Flugzeug gechartert werden. Spender können sich an der Mission beteiligen. Die Passagiere sollen per Direktflug von Lesbos nach Berlin gebracht und anschließend nach dem Königsteiner Schlüssel oder an aufnahmebereite Kommunen verteilt werden.
Ein Erkundungsteam von MISSION LIFELINE war aufgrund von zunehmenden Spannungen zwischen Einwohnern und Flüchtlingen am Freitag nach Lesbos gereist, um konkrete Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge vor Ort zu planen.
https://mission-lifeline.de/von-lesbos-nach-berlin-charterflug-fur-kinder-und-mutter1/


Lesbos: Gebäude von Schweizer Hilfsorganisation abgebrannt
Auf der Insel Lesbos ist ein Schulgebäude einer Schweizer NGO abgebrannt. Es kommt dort wiederholt zu Gewalttaten von Rechten. Mittlerweile sind auch Aktivisten aus Deutschland angereist – und ein AfD-Politiker.
https://www.spiegel.de/panorama/griechenland-gebaeude-von-schweizer-hilfsorganisation-auf-lesbos-brennt-a-60b3b385-ac0c-4979-b2cf-e6f5d3991df0
-> https://taz.de/Auseinandersetzungen-auf-Lesbos/!5670004/
-> https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/rechtsextremismus-lesbos-one-happy-family-ngo
-> https://www.sueddeutsche.de/politik/migration-lesbos-rechter-blogger-geraet-bei-demo-mit-linken-aneinander-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200308-99-235564
-> https://www.srf.ch/news/international/brandursache-noch-unklar-schweizer-fluechtlingszentrum-auf-lesbos-abgebrannt
-> https://www.haaretz.com/world-news/europe/.premium-arson-suspected-in-fire-that-destroyed-israeli-run-school-for-refugees-in-lesbos-1.8639561
-> https://jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2020/03/zum-8-maerz-frauenschule-lesbos-flammen
-> https://www.spiegel.de/panorama/fluechtlingszentrum-auf-lesbos-abgebrannt-es-fuehlt-sich-nicht-mehr-sicher-an-a-226dbf74-f65f-4ab4-8f94-1c61dfe130c3?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/trauriger-hoehepunkt-berner-hilfswerk-brennt-auf-lesbos-136735266


Lesbos-Bewohner voller Wut: «Die Regierung muss uns helfen!»
Die Menschen auf der griechischen Insel fühlen sich im Stich gelassen. Sorgen bereitet ihnen vor allem rechte Gewalt.
https://www.blick.ch/news/ausland/lesbos-bewohner-voller-wut-die-regierung-muss-uns-helfen-id15786327.html


+++GRIECHENLAND-TÜRKEI-EU
Geflüchtete an der EU-Außengrenze: Eskalation am Grenzzaun
Griechenlands Vize-Migrationsminister verteidigt die harte Abwehr Geflüchteter. Und türkische Polizisten feuern angeblich Rauchbomben ab.
https://taz.de/Gefluechtete-an-der-EU-Aussengrenze/!5667063/


Zwischen den Fronten
Türkei verstärkt Einsatz gegen Grenzanlage. Athen kündigt geschlossene Lager auf Festland an. Deutsche Neonazis auf Lesbos
https://www.jungewelt.de/artikel/374060.abschottung-eu-au%C3%9Fengrenze-zwischen-den-fronten.html


Rechte Solidarität mit Griechenland: Früher faul, jetzt Helden
Während der Eurokrise war unter Rechtsradikalen das Griechenbashing beliebt. Jetzt sind sie voll des Lobes – für Polizei und Militär.
https://taz.de/Rechte-Solidaritaet-mit-Griechenland/!5667008/
-> https://taz.de/Auseinandersetzungen-auf-Lesbos/!5670004/


Griechenland und Türkei: Die Scharmützel nehmen zu
An der türkisch-griechischen Grenze ist die Lage brenzlich, Tränengas fliegt von beiden Seiten über den Zaun. In Athen spricht man von einer systematischen Provokation.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/griechenland-tuerkei-eu-grenze-konflikt/komplettansicht


Krise an türkisch-griechischer Grenze: Erdogan fordert Griechenland auf, die Grenze zu öffnen
Die Situation an der türkisch-griechischen Grenze droht zu eskalieren, noch immer harren dort viele Migranten aus. Erdogan verlangt von Athen, die Tore zu öffnen – und hofft auf weitere Gelder der EU.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/recep-tayyip-erdogan-fordert-griechenland-auf-die-grenze-zu-oeffnen-a-0a05613d-5b1c-4f3d-b59f-626755126bde


Feuer auf Lesbos, Tränengas an der Grenze
Auf beiden Seiten der Landgrenze wurde erneut Tränengas eingesetzt. Zugleich wies Präsident Erdogan die türkische Küstenwache an, Flüchtlinge an der Überfahrt auf die Ägäisinseln zu hindern, da diese zu gefährlich sei.
https://www.nzz.ch/international/die-situation-an-der-griechisch-tuerkischen-grenze-bleibt-angespannt-ld.1545164


Schutzlose Frauen – Gefangen im Nirgendwo?
An der griechisch-türkischen Grenze sitzen viele Menschen fest. In der Hoffnung, über Griechenland in die EU zu gelangen, landen sie von der Polizei zurückgetrieben oft in Sperrgebieten oder irgendwo in der Türkei.
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/frauen-flucht-griechenland-100.html


Flucht nach Griechenland: Türkei greift Migranten in der Ägäis auf
Beim Versuch, die Ägäis nach Griechenland zu überqueren, hat die türkische Küstenwache 121 Migranten aufgegriffen und auf das Festland zurückgebracht. Die Tränengaseinsätze an der griechisch-türkischen Grenze gehen weiter.
https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-tuerkei-143.html


Asylrecht ausgesetzt, Gewalt an der Grenze und ein Damm im Meer: Griechenlands Premier macht den Trump
Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis (52) plant eine Mauer. Sein drei Kilometer langer «schwimmender Damm» soll Flüchtlinge fernhalten.
https://www.blick.ch/news/ausland/asylrecht-ausgesetzt-gewalt-an-der-grenze-und-ein-damm-im-meer-griechenlands-premier-macht-den-trump-id15786321.html


Erdogan: Griechenland soll Migranten in andere EU-Länder lassen
Der türkische Präsident Erdogan ermuntert Athen dazu, die Tore zur EU für Flüchtlinge zu öffnen. Er kritisiert die Griechen für ihren Umgang mit den Migranten.
https://www.nau.ch/news/europa/erdogan-griechenland-soll-migranten-in-andere-eu-lander-lassen-65674899


Grenze mit der Türkei: Griechenland verteidigt Härte gegen Migranten
Der Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland an der EU-Außengrenze spitzt sich zu. Vize-Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos verteidigt sein Vorgehen und attackiert die türkische Regierung.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-verteidigt-haerte-gegen-migranten-a-14a3bd78-459d-46fe-8cfa-ba00b1bacf46


Türkisch-griechischer Konflikt: “Krieg? Daran darf man gar nicht denken!”
Noch sind es Scharmützel, die sich griechische und türkische Soldaten an der gemeinsamen Grenze liefern. Aber manche Menschen in der Region befürchten, dass daraus ein Krieg der beiden verfeindeten Nato-Partner werden könnte. Ein Besuch am Rande Europas inmitten einer Region im Ausnahmezustand.
https://www.rnd.de/politik/turkisch-griechischer-konflikt-krieg-daran-darf-man-gar-nicht-denken-DH3K4LJTS5C37HZLCCS5PK6Z6E.html


Griechenland: Grenzen verteidigen um jeden Preis?
Tausende Menschen warten an der türkisch-griechischen Grenze auf die Einreise nach Europa. Doch die EU-Flüchtlingspolitik zeigt sich hier von ihrer hässlichen Seite. Kann die EU ihre Außengrenzen sichern, ohne die eigenen Werte zu verraten?
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/sendung/eu-festung-europa-100.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-tuerkei-141.html



tagesanzeiger.ch 08.03.2020

Menschen, die niemand haben will

Es hiess, die Grenzen nach Europa seien offen. Doch an der Grenze zu Griechenland mussten die Flüchtlinge erkennen, dass sie von Präsident Erdogan nur benutzt wurden.

Christiane Schlötzer, Edirne

Nach Mitternacht würden sie abfahren, sagt Nesip Temuri. Der 17-jährige Afghane hat die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf gezogen. Es ist zugig in der Wartehalle am Busbahnhof von Istanbul. Nesips Familie hat eine Wolldecke auf dem Boden ausgebreitet, Vater, Mutter, kleine Geschwister. Die Mutter ist schwanger.

Neben ihren Decken liegen noch mehr, sie sind eine Notgemeinschaft hier, die Familie von Nesip und die von Sinan Jamsidi. Sinan ist zwölf, auch aus Afghanistan, er trägt ein Adidas-Shirt. Die Jungs sprechen Türkisch. Kinder lernen neue Sprachen schnell, deshalb reden sie für ihre Eltern. Und sie erzählen alle dieselben Geschichten: Sie haben gehört, dass die Grenzen der Türkei offen sind, deshalb haben sie alles stehen und liegen lassen, wo sie zuletzt gelebt haben, in Kayseri und Tokat, in Çorum und Sakarya, in den fernen Ecken der Türkei.

Einer erzählt: «Bei der türkischen Ausländerbehörde haben sie uns gesagt: ‹Ihr müsst nichts unterschreiben, ihr könnt einfach zur Grenze gehen.›» Der Junge heisst Abdul Halil, er ist ebenfalls 17 Jahre alt und mit seinem Vater gekommen. Der steht hinter ihm, eine blaue Wollmütze auf dem Kopf, stumm. Sohn Abdul sagt, bei der Behörde habe man ihnen auch klargemacht, sie hätten noch sechs Monate Zeit, dann würde man sie aus der Türkei werfen. «Wir haben es satt, wir wollen nicht wieder illegal sein.»

Dann zeigen sie alle ihre türkischen Identitätskarten, wie zum Beweis dafür, dass sie keinen Fehler machen wollen. Um 1.30 Uhr werde der Bus abfahren, so genau waren die Angaben. Da glaubten die Menschen noch, was man ihnen sagt. Da ahnten sie nicht, was sie in den nächsten Tagen erwartet: Nächte im Regen, Streit im Bus, endloses Warten. Was sonst mit ihnen passieren würde.

Es ist Dienstagabend, bis Mitternacht sind es noch vier Stunden, und während die Familien auf den Bus warten, lassen sie im 240 Kilometer entfernten Edirne, an der Grenze zu Griechenland, schon keine Busse mit Flüchtlingen mehr in die Stadt. Nesip, Sinan, Abdul und ihre Familien wissen zu diesem Zeitpunkt, dass nur das türkische Grenztor geöffnet ist und dass Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, es werde offen bleiben. Erdogan sagte auch, Millionen Flüchtlinge würden nach Europa kommen. Wie das gehen soll, wenn die Griechen ihre Grenze mit Tränengas, Plastikgeschossen und scharfen Waffen verteidigen, sagte er nicht. Dass die Flüchtlinge damit in eine Sackgasse laufen, sagte er auch nicht.

Sie warten an der Grenze, am Stacheldraht. Dann ein Geräusch, klack klack – so klingen Schüsse. Die Temuris und die Jamsidis und die anderen Familien haben vor ihrem Aufbruch herausgefunden, dass es zwischen der Türkei und Griechenland einen Streifen Niemandsland gibt und einen breiten Fluss. Und dass Menschen, die es über diesen Fluss geschafft haben, von griechischen Sicherheitskräften rüde behandelt wurden. Man hat sie sofort zurückgeschickt, in die Türkei, hat ihnen Handys, Geld und die Kleider abgenommen, damit sie es auf keinen Fall noch mal versuchen. Jemandem die Kleider zu nehmen, wirkt erniedrigend. Abdul hat gesagt: «Ich werde an der Grenze warten, bis die Griechen das Tor öffnen.»

Sie fürchten die Sicherheitskräfte

Das Tor steht ein paar Kilometer entfernt von Edirne, die Türken nennen den Übergang Pazarkule, die Griechen Kastanies. Hier ist das Land flach, auf den Feldern wachsen Zwiebeln. Man sieht kilometerweit. Auch die Flüchtlinge, die in kleinen Gruppen über die Äcker laufen, auf den Stacheldraht zu. Plötzlich rennen zwei wilde Hunde in die Gegenrichtung, weg von der Grenze. Es ist nun Mittwochmorgen, von der griechischen Seite ist ein dumpfes Klack-Klack zu hören, mehrmals kurz hintereinander, wie Gewehrschüsse. Die Regierung in Athen hat ein «Manöver» mit scharfer Munition angekündigt.

Auf einmal Schreie, ein türkischer Polizist in Zivil läuft herbei, mit Waffe im Hosenbund, er will einen Mann beruhigen, der Blutflecken auf dem T-Shirt hat. Auch auf seinen Turnschuhen ist Blut. Der Mann lässt sich nicht beruhigen, er war im Niemandsland, wo sich zwischen den Grenztoren Tausende gesammelt haben: «Es gibt Verletzte, ich habe sie auf meinem Rücken getragen.» Der Mann ist aufgeregt, will eine Zigarette, jemand legt ihm eine Jacke über das blutverschmierte Hemd. An diesem Tag wird der Gouverneur von Edirne verkünden, es habe einen Toten an der Grenze gegeben, und fünf Verletzte.

Sinan, Nesip und Abdul sind weder in Edirne noch in Pazarkule angekommen. Wo sind sie geblieben?

Nesip schickt eine Whatsapp. Der Bus sei erst am Morgen abgefahren. Jetzt stehe er einige Kilometer vor Edirne, es gehe nicht weiter. Er klingt besorgt. Es habe eine Revolte der Flüchtlinge im Bus gegeben, sagt er am Telefon, weil der Fahrer sich weigerte, nach Edirne zu fahren. Sie haben aber alle Tickets nach Edirne gekauft. Auf den Tickets ist das Logo der grossen türkischen Touristikfirma Metro gedruckt, es steht auch auf dem Bus. Wir werden diesen Bus noch öfter sehen.

Man wolle sie nach Uzunköprü bringen, sagt Nesip. Uzunköprü liegt gut 60 Kilometer entfernt von Edirne, es ist auch ein Grenzort. Der Unterschied: Dort gibt es nur einen Weg nach Griechenland, über den Fluss, mit Booten, illegal. Warum sollen sie dahin?

In Uzunköprü verlangen Schlepper von jedem Flüchtling Geld, die Preise variieren, je nachdem, was einer bezahlen kann. Die Schmuggler haben das im Internet geschrieben, ganz offen. Das wissen alle.

In dem Bus, in dem auch Sinan, Abdul und ihre Familie sitzen, sind etwa 40 Menschen. Der Bus wird weiterfahren, dann wieder stoppen, weil die Flüchtlinge wieder rebellieren. Sinan hat per Whatsapp einen Standort geschickt. Als wir die Stelle finden, am Rand der Autobahn, treibt ein Mann, der sich als «Staatsbürger» vorstellt, die Passagiere zurück in den Bus. Nicht alle wollen mit, die Gruppe teilt sich.

Während Abdul und sein Vater mitfahren, wollen Sinan, Nesip und ihre Familien nicht wieder einsteigen, sie wollen nicht nach Uzunköprü, nicht über den Fluss, sie fürchten sich vor den griechischen Sicherheitskräften. «Brutal», seien die, sagt Nesip. Deshalb gehen sie zu Fuss weiter, über die Felder, mit Nesips schwangerer Mutter. Die Landschaft hier ist hügelig, nicht so flach wie an der Grenze. Die Flüchtlinge haben Rucksäcke und Koffer dabei, über ihnen steht die Sonne, es sind etwa 15 Grad, aber in der Nacht soll es viel kälter werden. Ein beschwerlicher Weg.

Bei einem späteren Treffen wird der Fahrer des Busses sagen, er schäme sich «als Türke dafür, was hier mit den Menschen geschieht».

Mit dem Traktor im Schlamm abgeladen

Mittlerweile ist es Mittwochnachmittag, und die Wege der Flüchtlinge teilen sich nicht nur, sie überkreuzen sich auch. Die einen wollen unbedingt noch zur Grenze, suchen nach Lücken im Zaun – die anderen kehren schon wieder um. Enttäuschte, die sich getäuscht fühlen.

Abdul Rezak wurde mit einem Traktor im Schlamm abgeladen: «Es ist ein politisches Spiel.» Einer von ihnen ist Abdul Rezak, er hat seit vier Tagen im Niemandsland bei Pazarkule ausgeharrt, mit Vater, Mutter und zwei Brüdern, mit Tausenden anderen Ausreisewilligen. Er ist aus Syrien, aus Aleppo, 25 Jahre alt. Er sagt, sein jüngster Bruder sei sechs Jahre alt und krank geworden, «vom Tränengas». Abdul Rezak sagt auch: «Ich dachte, wir können ganz legal ausreisen.»

So hat er das verstanden, was Erdogan verkündete. Seit sechs Jahren leben er und seine Familie im türkischen Bursa, er arbeitet dort als Automechaniker. «Sie haben uns hier mit einem Traktor im Schlamm abgeladen.» Und dann: «Es ist ein politisches Spiel. Wir sind nicht gekommen, um zu rebellieren.» Er sagt das, weil einige Flüchtlinge Steine auf griechische Grenzschützer geworfen haben. «Ich fühle mich wie ein Ball, herumgeschubst.» Der Syrer Abdul Rezak will jetzt wieder zurück ins 400 Kilometer entfernte Bursa, will einen offiziellen Weg aus der Türkei heraus suchen. Dann läuft er los, den kleinen Bruder an der Hand, über die Staubstrasse an der Grenze entlang, wo ein paar Bäuerinnen Äpfel und Brot verkaufen.

Die frisch geackerten Felder riechen hier schon nach Frühling. In einem steht ein älteres türkisches Paar, die Frau trägt ein beiges Kopftuch, der Mann eine Wollmütze. Sie blickt starr Richtung Grenze, wischt über ihr Handy, «ich mache mir solche Sorgen». Mit ihrem Auto hätten sie eine junge Syrerin hergebracht, die das unbedingt wollte. Eine Frau aus Idlib mit fünf Kindern, das jüngste gerade ein Jahr alt. «Wir wollten sie aufhalten, aber wir konnten nicht, dann haben wir sie gefahren», sagt die Türkin. Die Frau versuche es schon zum zweiten Mal, ihr Mann sei bei Kämpfen gefallen, ihre Brüder seien in Berlin. «Wir hatten Erbarmen.»

Es wird schon dunkel am Mittwoch, dem sechsten Tag der türkischen Grenzöffnung, als sich immer mehr rückkehrwillige Flüchtlinge in Edirne versammeln, am Flussufer. Es sind die Gestrandeten, die Wütenden, die Verzweifelten. Ein Mann ruft laut: «Wo ist Allah?» Die Griechen hätten ihm alles weggenommen, sagt er immer wieder, er habe nichts mehr. Zwei junge türkische Polizisten beobachten das Geschehen von einer Böschung aus, eher entschlusslos, als wüssten sie auch nicht, was sie mit der ganzen Situation anfangen sollen. Einer der Beamten zieht einen 50-Lira-Schein aus der Hosentasche. «Ich hatte heute Morgen noch 250 Lira, 200 habe ich an Flüchtlinge verschenkt», sagt er, und dass das Leben in der Türkei wegen der Wirtschaftskrise sehr teuer geworden sei.

Über das teure Leben hatten auch Sinan und Nesip geklagt. Sie haben erzählt, die Afghanen bekämen in der Türkei gewöhnlich nur schlecht bezahlte, meist illegale Jobs, ohne Versicherung. Sinans Eltern hatten zuvor bereits zwölf Jahre als Flüchtlinge in Iran gelebt, sie konnten auch dort nicht bleiben. Den Syrern in der Türkei gehe es besser, sagten sie, die dürften zumindest in die Krankenhäuser gehen. Die Krise macht auch die Ärmsten zu Konkurrenten.

Aber wo sind Sinan, Nesip und die anderen jetzt? Sie werden die Nacht im Freien verbringen, nach einem langen Marsch.

Am nächsten Morgen, es ist mittlerweile Donnerstag, stehen in Edirne tiefe Pfützen auf der Strasse, es hat geregnet. Sinan meldet sich, sie haben auf einem Feld geschlafen und sind nass geworden. Jetzt seien sie in einem Dorf angekommen, er schickt die Koordinaten per Whatsapp. Das Dorf heisst Azatli, es liegt etwa 30 Kilometer südlich von Edirne, eine Ansammlung von ein paar Bauernhäusern. Die Jandarma, die ausserhalb der Städte in der Türkei Polizeigewalt ausübt, hat sie am Morgen entdeckt. Jetzt bewachen zwei Beamte in blauer Uniform Sinan, Nesip und ihre Familien. Die Gruppe ist nach dem Streit im Bus auf 25 Personen geschrumpft. Die Männer lehnen an einer Mauer, die Frauen haben sich erschöpft auf einen Grasstreifen am Wegrand gesetzt, zwischen ihnen schlafen Kleinkinder. Die Frauen durften in der Dorfmoschee auf die Toilette gehen. Sinan hat erzählt, seine Mutter habe Probleme mit den Nieren.

Die Jandarmen sagen, sie hätten die Ausländerbehörde verständigt, die würde gleich einen Bus schicken. Wenig später kommt dann auch ein weisser Kleinbus, mit einem Kennzeichen der Nachbarprovinz Kirklareli. Der Fahrer treibt zur Eile. Er trägt eine rote Steppjacke, und auf die Frage, wohin es geht, sagt er, seine Anweisungen bekomme er unterwegs. Die Familien sagen, dass sie nicht nach Uzunköprü wollen, nicht an den Fluss, auf keinen Fall. Sie wollen nach Edirne, und von dort zum Übergang von Pazarkule, weil sie hoffen, dass dort irgendwann das griechische Tor doch noch aufgehen wird. So haben sie Erdogan schliesslich verstanden. Ausreise, ganz legal, nach Europa.

Da, wo sie nie hinwollten

Das Gepäck wird hinter die Heckklappen des Transporters gestopft, der Fahrer streift einen weissen Mundschutz über, dann steigt er ein, der Bus fährt los. Fünf Minuten später melden sich abwechselnd Sinan und Nesip, sie sind in Panik.

«Sie bringen uns nach Uzunköprü!» Noch am selben Tag hat sich der türkische Innenminister Süleyman Soylu zum Grenzbesuch angekündigt. Journalisten lassen sie jetzt nicht mehr in Grenznähe, schon Kilometer vor Pazarkule müssen sie umkehren. Soylu sagt dann, dass er Spezialeinheiten an die Grenze bringen werde, um zu verhindern, dass die Griechen die Flüchtlinge gleich wieder zurückschicken. Wie das gehen soll, sagt er nicht.

Sollen sie die Menschen hin- und herjagen? Und wenn ja, warum? Was soll hier bewiesen werden – dass Europa sich bis aufs Blut verteidigt, nachdem die Türkei praktisch Beihilfe zur illegalen Ausreise leistet? Der türkische Innenminister sagt auch: «Europa hat uns bislang kein konkretes Angebot gemacht», wie man mit der Situation umgehen wolle, mit den Tausenden Menschen, die in die EU möchten.

Eigentlich ging es doch mal um den Krieg in Syrien, und darum, dass die Türkei schon 3,6 Millionen Menschen aufgenommen hat. Europa lobte sie dafür reichlich. Dass die Türkei nicht noch mehr Flüchtlinge aus der umkämpften syrischen Provinz Idlib beherbergen will, haben die Europäer inzwischen auch verstanden. Von den Afghanen und all den anderen, den Pakistanern, den Irakern, den Iranern, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen in die Türkei geflüchtet haben, spricht Erdogan eigentlich nie. Sie haben auch kaum Rechte in der Türkei.

Am Donnerstagabend wird dann auch noch ein Waffenstillstand für Idlib verkündet, vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und von Erdogan, einen halben Tag haben die beiden im fernen Moskau verhandelt. Die türkischen Medien schicken Eilmeldungen.

Sinan meldet sich an diesem Donnerstagabend auch noch einmal, schickt einen neuen Standort, es ist eine Stelle am Ortseingang von Uzunköprü. Sie sind da, wo sie nie hinwollten. Eine Tankstelle ist hier schon seit Tagen zu einem Abladeplatz der Elenden geworden. Hunderte Menschen kauern zwischen den Zapfsäulen, liegen auf dem blanken Betonboden, entkräftet. Viele wurden von den griechischen Sicherheitskräften über den Fluss zurückgeschickt. Einer, der noch aufrecht steht, trägt ein geborgtes Jackett, das ihm Nummern zu gross ist. Die Griechen hätten ihn ausgezogen, sagt er. Es gibt jetzt auch Videos von grossen Gruppen fast nackter Männer, türkische Medien verbreiten sie.

Wer all die Flüchtlinge zu dieser Tankstelle gekarrt hat, bleibt unklar. Am Rand der Benzinstation parken mehrere weisse Kleinbusse, in einem davon sassen auch Sinan, Nesip und ihre Familien.

Tage und Nächte waren sie jetzt unterwegs, um an einem Ort anzukommen, an den sie nie wollten. Hier dürfen auch keine fremden Beobachter mehr sein. Ein Mann mit dunkler Windjacke und durchsichtigen Plastikhandschuhen schreit auf Türkisch: «Weg hier, weg!»

Während die Menschen auf dem Boden kauern, auf Plastikplanen, redet der türkische Innenminister. Sinan hat geschrieben, der Busfahrer, der sie in Azatl abgeholt hat, angeblich im Auftrag der Ausländerbehörde, habe sie an dieser Station ausgesetzt. Sie hätten 80 Lira pro Person zahlen sollen, etwa zwölf Euro, um bis zur Grenze am Fluss gebracht zu werden. Sinan schickt auch noch zwei kurze Videos. Auf einem hat er das Innere der Tankstelle gefilmt, einen weiss gekachelten Raum, in dem sonst Autos repariert werden. Man sieht die Grube für die Unterbodenarbeiten, und drum herum Menschen auf Decken und Plastikplanen. Vor der Werkstatt stehen ein paar weisse Gartenstühle, alle sind besetzt. Es gibt auch einen kleinen Spielplatz, die Schaukel quietscht, man hört es in den Videos.

Am Samstag spricht wieder Innenminister Soylu, er sagt: «Das ist erst der Anfang, was bislang geschehen ist, ist nichts.» Die Zahl der Flüchtlinge an der Grenze werde bald noch stark ansteigen. Kurz darauf wird bekannt, dass Erdogan am Montag nach Brüssel reisen und mit der EU-Kommission reden will.

Sinan schickt seine letzte Botschaft, seine Mutter sei ohnmächtig geworden. «Betet für uns.» Dann ein Foto von einer Krankentrage. Darauf liegt die Mutter, und Sinans Rucksack. Nesips Whatsapp-Profilbild zeigt einen Strand mit einem Herz aus Licht. Davor stehen zwei Menschen. Sie halten sich an den Händen.



Erdogan hofft auf Unterstützung

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan reist heute zu einem Gespräch mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratschef Charles Michel nach Brüssel. Das bestätigte sein Sprecher. Bei den Gesprächen werde es unter anderem um den Flüchtlingspakt und die Situation im Bürgerkriegsland Syrien gehen, sagte Erdogan. Er hoffe, dass sein Land mehr internationale Unterstützung erhalte. Die von Russland und der Türkei ausgehandelte Waffenruhe im syrischen Idlib steht zwar, allerdings gibt es immer wieder Verstösse. Die humanitäre Lage ist dramatisch. (sda)
(https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/menschen-die-niemand-haben-will/story/10653432)


+++IRAN
Reportage von der türkisch-iranischen Grenze
Während tausende Geflüchtete im Grenzgebiet am Evros noch immer von türkischem Militär in Richtung Grenze getrieben und von griechischen Soldaten und Grenzschützern gewaltsam zurückgedrängt werden, spielt sich im Osten der Türkei, an der Grenze zum Iran, ein weiteres Drama ab, das nur wenig Beachtung findet. Aus dem Iran schicken Schmuggler mit Unterstützung korrupter türkischer Grenzsoldaten Flüchtende aus dem Iran, Pakistan, Bangladesch und vor allem Afghanistan über die verschneiten Bergpässe. Viele überleben die Strapazen nicht, die die Route ihnen abverlangt, noch mehr landen mit schweren Erfrierungen im Krankenhaus, um dann doch wieder deportiert zu werden. Denn das – so das Resümee der Reportage, die heute in der belgischen Zeitung DeMorgen veröffentlicht wurde – ist der grausame Widerspruch, in den viele der Flüchtlinge in der türkisch-iranischen Grenzregion geraten: während den Schmugglern reichlich Gelegenheit gegeben wird, Flüchtlinge ins Land zu bringen, hat die türkische AKP-Regierung kürzlich Maßnahmen zu deren Abschiebung ergriffen. Regierungsangaben zufolge wurden 2019 allein 65.000 Afghanen abgeschoben und die Abschiebezentren entlang der Grenze sind voll belegt.
https://ffm-online.org/reportage-von-der-tuerkisch-iranischen-grenze/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Internationaler Frauentag – Hunderte demonstrieren in mehreren Städten
Die Frauen forderten mehr Gleichstellung und weniger Diskriminierung – in kleineren Aktionen statt Grossdemonstrationen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/internationaler-frauentag-hunderte-demonstrieren-in-mehreren-staedten


Internationaler Tag der Frau: Mehrere hundert demonstrieren für Frauenrechte
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Zeit und Geld für Betreuungsarbeit, Respekt statt Sexismus: In Bern fand am Sonntag eine Kundgebung für Frauenrechte statt.
https://www.bernerzeitung.ch/mehrere-hundert-demonstrieren-fuer-frauenrechte-323796101068
-> https://www.derbund.ch/bern/mehrere-hundert-personen-an-frauenkundgebung-in-bern/story/17773079
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/frauen-demonstrieren-trotz-coronavirus-auf-dem-bundesplatz-136735175


Feminismus trotz Coronavirus
Am Samstag und Sonntag finden in Bern anlässlich des Weltfrauentags Aktionen und Workshops statt.
https://www.derbund.ch/bern/feminismus-trotz-coronavirus/story/18388571


Internationaler Frauentag Das Collectif Biel/Bienne ruft zum Frauenstreik auf – Trotz massivem Versammlungsverbot erteilt der Kanton Bern die Genehmigung.
https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2020-03-08


Frauendemo legt Zürcher Bellevue lahm
Internationaler Frauentag: Mehrere Hundert Frauen haben am Sonntagnachmittag auf dem Sechseläutenplatz für ihre Anliegen demonstriert.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/frauenstreik-legt-zuercher-bellevue-lahm/story/16499202
-> https://www.watson.ch/schweiz/z%C3%BCrich/255209224-frauen-demonstrieren-fuer-gleichstellung-und-weniger-diskriminierung
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/weniger-als-tausend-teilnehmerinnen-an-zuercher-frauendemo-00130210/
https://www.nau.ch/news/schweiz/frauen-demonstrieren-fur-gleichstellung-und-weniger-diskriminierung-65674769
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Frauendemo-28756925
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/unbewilligte-demo-frauen-blockieren-zuercher-quaibruecke-id15786939.html
-> https://twitter.com/FrauenstreikZ
-> https://twitter.com/ajour_mag


Hunderte Frauen demonstrieren in Basel für mehr Rechte
Anlässlich des Weltfrauentags demonstrierten in Basel und der ganzen Schweiz zahlreiche Frauen. Sie setzen sich für mehr Gleichberechtigung ein.
https://telebasel.ch/2020/03/08/hunderte-frauen-demonstrieren-in-basel-fuer-mehr-rechte
-> https://twitter.com/__investigate__


Bitches and Witches – Take Back The Night!
ZH – Heute hat sich eine Gruppe von FTIQ*+ die Strasse genommen, um eine klare Botschaft zu senden: der feministische Widerstand ist real! Wir sind selbstbestimmt hier, ohne um Erlaubnis zu fragen. Wir bilden Banden und machen unsere Wut gegen das herrschende System sichtbar
https://barrikade.info/article/3251
-> https://www.nzz.ch/zuerich/vermummte-marschieren-durch-die-zuercher-langstrasse-mehrere-polizeieinsaetze-in-der-innenstadt-15-personen-festgenommen-ld.1545147
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/intensiver-nachtdienst-fuer-die-stadtpolizei-demonstrationszug-von-vermummten-und-schlaegereien-136721442
-> https://www.zsz.ch/ueberregional/intensiver-nachtdienst-fuer-die-stadtpolizei/story/10690407
-> https://www.landbote.ch/ueberregional/intensiver-nachtdienst-fuer-die-stadtpolizei/story/10690407
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Linksradikale-verbrennen-Boeoegg-in-Langstrasse-15652688


Feministisch – Antirassistisch – Antikapitalistisch
Statement und Analyse des Revolutionären 8. März-Kollektivs Genf zur sexistischen, rassistischen, klassistischen und ableistischen Unterdrückung in der Schweiz.
https://barrikade.info/article/3250


https://twitter.com/FrauenstreikZ/status/1236448539535867905
https://twitter.com/ajour_mag/status/1236440258323103745


Basler Polizei löst unbewilligte Demo mit Hilfe von Tränengas auf
Rund 200 Demonstranten aus der linken Szene wollten am Samstag vom Kleinbasel zum Marktplatz ziehen. Die Polizei zählte «zahlreiche Sprayereien».
https://www.bazonline.ch/basel/stadt/basler-polizei-loest-unbewilligte-demo-mit-hilfe-von-traenengas-demo-auf/story/27872659
-> https://telebasel.ch/2020/03/08/polizei-loest-fluechtlings-demo-mit-traenengas-auf/?channel=105100
-> http://www.onlinereports.ch/News.117+M526d9ae2a88.0.html
-> Communiqué: https://barrikade.info/article/3253


Zur Neuauflage von “Unerhört! Adbusting gegen die Gesamtscheiße” vom BBSC
Im Jahr 2019 veröffentlichte das Dokumentations-Kollektiv Berlin Busters Social Club (BBSC) das Buch “Unerhört! Adbusting gegen die Gesamtscheiße” im Selbstverlag. Damals gaben ein paar Mitglieder einer Exklusivinterview mit Reporterlegende und Spiegel-Edelfeder Claas Relotios. Das haben wir hier archiviert, weil es sehr gut das Selbstverständnis des BBSC wiedergibt.
https://barrikade.info/article/3245


+++RECHTSEXTREMISMUS
Zahnlos gegen Rechtsterrorismus
Die Schweiz ist zu wenig gerüstet für die Abwehr von rechtsextremen Gewalttätern.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Zahnlos-gegen-Rechtsterrorismus/story/10504760


Hat er Erdogan beleidigt? Schweizer Rechtsextremist Ignaz Bearth (36) in Türkei verhaftet
Der Schweizer Ignaz Bearth (36) wurde am Freitag in der Türkei verhaftet. Der Grund: Der Rechtspopulist soll Beleidigungen ausgestossen haben.
https://www.blick.ch/news/ausland/hat-er-erdogan-beleidigt-schweizer-rechtsextremist-ignaz-bearth-36-in-tuerkei-verhaftet-id15786671.html
-> Youtube-Meldung von Rechtsextremistin + Lebensgefährtin Lilly Thüringen: https://www.youtube.com/watch?v=50xZFtgPB24
-> Leider schon wieder frei: https://youtu.be/ddPoy6j8wv4



Sonntagszeitung 08.03.2020

Rechtsradikaler Schweizer in der Türkei verhaftet

Ignaz Bearth wird Beleidigung vorgeworfen. Das EDA hat die Verhaftung nicht bestätigen wollen.

Kurt Pelda

Der Ostschweizer Rechtsextremist Ignaz Bearth wurde am Freitag in der Türkei festgenommen. Dies berichtete seine Partnerin unter Tränen in einem Video. Sie ist in der rechten Szene Deutschlands als «Lilly Thüringen» bekannt. Bearth habe sie nach seiner Verhaftung noch kurz anrufen können, sagte sie. Ihm werde Beleidigung vorgeworfen.

Das Aussendepartement EDA wollte die Verhaftung nicht bestätigen, man sei noch dabei, die Sache abzuklären, hiess es in Bern. Dies sei aber an Wochenenden schwierig. Klarheit gebe es womöglich erst am Montag. Der Mittdreissiger Bearth gehört zu einer Gruppe rechtsradikaler Identitärer, die zu beiden Seiten der griechisch-türkischen Grenze in Videoberichten Stimmung gegen die dort versammelten Migranten und Flüchtlinge machen.

Typisch an diesen «Berichten» ist, dass man fast nur die Rechtsextremisten sieht und hört, aber kaum etwas anderes. Zuschauer können sich so kein eigenes Bild von der Lage machen. Bearth, der in Deutschland schon wegen Verbreitung von Fake News verurteilt wurde, sagte kurz vor seiner Verhaftung in den sozialen Medien, dass die meisten Migranten bei der türkischen Grenzstadt Edirne Kämpfer seien, die einen Jihad führen wollten. Sie sähen in Griechenland und den anderen europäischen Ländern ihre Feinde.

Es drohen drakonische Strafen

In der Schweiz hatte Ignaz Bearth bei der Direktdemokratischen Partei mitgemacht, die inzwischen in der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) aufgegangen ist. Ausserdem hatte der Uzwiler erfolglos versucht, einen Schweizer Ableger der deutschen Bewegung der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) aufzubauen.

In letzter Zeit ist der Schweizer häufig als Redner an identitären und rechtsextremen Veranstaltungen in Deutschland aufgetreten. Sollte ihm tatsächlich ein Verfahren wegen Beleidigung des türkischen Präsidenten Erdogan drohen, könnte er noch länger in der Türkei in Untersuchungshaft bleiben oder unter Hausarrest gestellt werden. Die Strafen für dieses «Verbrechen» können drakonisch ausfallen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Rechtsradikaler-Schweizer-in-der-Tuerkei-verhaftet/story/28142535)



Wahlen in St. Gallen und Uri: Nazi-Sympathisant Toeltl wird abgestraft
Am Sonntag werden in St. Gallen und Uri die kantonalen Parlamente und Regierungen neu gewählt. In St. Gallen steht auf einer SVP-Liste auch ein Nazi-Sympathisant zur Wahl. Die SVP hat ihn mittlerweile aus der Partei geworfen.
https://www.blick.ch/news/politik/wahlen-in-st-gallen-und-uri-schafft-es-nazi-sympathisant-ins-parlament-id15786653.html