Medienspiegel 7. März 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++DEUTSCHLAND
Demos in Hamburg und Berlin: Tausende fordern Aufnahme von Flüchtlingen
In Hamburg und Berlin sind Tausende Menschen gegen die EU-Flüchtlingspolitik auf die Straße gegangen. Sie forderten die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem türkisch-griechischen Grenzgebiet und aus griechischen Lagern.
https://www.tagesschau.de/inland/demos-fluechtlinge-103.html


„Ich finde diese Wertediskussion teilweise heuchlerisch“
Aarash D. Spanta war sechs, als seine Eltern und er nach Deutschland flohen. Heute hilft der Anwalt anderen, Asyl zu bekommen. Ein Gespräch über ein bedrohtes Grundrecht
https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2020-03/asylrecht-aarash-d-spanta-anwalt-wertediskussion


+++GRIECHENLAND
Auf Lesbos steht jetzt das Gemeinschaftszentrum „One Happy Family“ in Flammen. Dort wurde zum Beispiel eine Klinik und eine Schule für Kinder betrieben. Es ist so traurig, unwürdig, beschämend.
Ein komplettes Versagen des Rechtsstaats, eine Kapitulation Europas vor den Faschisten. Mit Unterstützung der Regierungen wird das möglich.
Wie kann man das zulassen, Ursula von der Leyen? Ich war noch nie so enttäuscht von der politischen Führung, Manfred Weber.
https://www.facebook.com/ErikMarquardtde/videos/216739016174788/
https://twitter.com/ErikMarquardt/status/1236354322847404039
-> https://ohf-lesvos.org/de/projekte/#
-> https://www.blick.ch/news/ausland/auf-fluechtlingsinsel-lesbos-schweizer-hilfsorganisation-niedergebrannt-id15786135.html
-> https://www.20min.ch/ausland/news/story/Feuer-in-Schweizer-Gemeinschaftszentrum-28378703
-> https://www.spiegel.de/panorama/griechenland-gebaeude-von-schweizer-hilfsorganisation-auf-lesbos-brennt-a-60b3b385-ac0c-4979-b2cf-e6f5d3991df0
-> https://www.watson.ch/international/griechenland/938280457-schweizer-gemeinschaftszentrum-fuer-fluechtlinge-auf-lesbos-niedergebrannt
-> https://www.nau.ch/news/europa/feuer-in-schweizer-gemeinschaftszentrum-fur-fluchtlinge-auf-lesbos-65674628
-> https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/feuer-in-schweizer-gemeinschaftszentrum-fuer-fluechtlinge-auf-lesbos/story/25188286
-> https://www.nzz.ch/international/migrationskrise-die-neusten-entwicklungen-ld.1535949


Griechischer Migrationsminister will Geld für Flüchtlinge streichen
In Griechenland soll ab Mitte März die finanzielle Unterstützung für Flüchtlinge gekappt werden.
https://www.nau.ch/news/europa/griechischer-migrationsminister-will-geld-fur-fluchtlinge-streichen-65674535


+++GRIECHENLAND-TÜRKEI-EU
Flüchtlingsdrama an der griechisch-türkischen Grenze „Wir können nicht zurück“
Tausende Flüchtlinge harren im Grenzgebiet aus, der Ton zwischen Griechenland und der Türkei wird schärfer. Parlamentarier in Athen diskutieren einen Plan, der an dunkle Jahre in der Landes-Geschichte erinnert.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/drama-an-eu-aussengrenze-zwischen-tuerkei-und-griechenland-wir-koennen-nicht-zurueck-a-e5ce8064-2d39-46e4-a249-d5ee65f57019


Frauen auf der Flucht: Nicht mehr als ein Funken Hoffnung
Für geflüchtete Frauen ist die Situation an der türkisch-griechischen Grenze besonders schwierig – vor allem, wenn sie Kinder bei sich haben.
https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-frauen-flucht-101.html


#mehr2015: Warum sich 2015 wiederholen muss
Es war absehbar: Die Situation von Millionen Vertriebenen der Kriege im Nahen Osten und der Horror auf den griechischen Inseln lassen sich nicht ignorieren. Europas Versuche, sie sich mit politischen Deals vom Hals zu halten, sind gescheitert. Die Abschreckungspolitik gegen Geflüchtete, die an die Stelle einer konsistenten politischen Idee getreten ist, implodiert.  Und trotzdem scheint erneut politischer Konsens zu sein: „2015 darf sich nicht wiederholen.“ Warum eigentlich nicht? Wovor haben Politiker*innen aller Lager eigentlich Angst?
https://www.medico.de/kampagnen/teilen-oder-schiessen/


Flüchtlingspolitik: EU stellt Türkei Bedingungen für weitere Finanzhilfen
Recep Tayyip Erdoğan müsse aufhören, Europa mit seiner Flüchtlingspolitik zu erpressen, sagt die EU. Am Montag wird der türkische Präsident in Brüssel erwartet.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/fluechtlingspolitik-eu-erdogan-finanzhilfe-bruessel


Griechischer Ministerpräsident erklärt Flüchtlingspakt für tot – Tagesschau
An der türkisch-griechischen Grenze es auch heute zu heftigen Zusammenstössen gekommen.Nachdem der türkische Präsident Erdogan bekannt gab, die Migranten nicht mehr aufzuhalten, glaubt Griechenland nicht mehr an den geltenden Flüchtlingspakt.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/griechischer-ministerpraesident-erklaert-fluechtlingspakt-fuer-tot?id=369f3baf-7eb7-40ab-af5c-e5e396ad1111


Migrationskrise: «Der absolute Stresstest für die EU» – Echo der Zeit
Die Bilder der letzten Tagen haben viele Menschen schockiert: Flüchtlinge und Migranten, die an der türkisch-griechischen Grenze mit Tränengas beschossen und zurückgedrängt werden. Wie geht die EU mit der Krise um? Was bedeutet es für ihr Selbstverständnis? Gespräch mit der Buchautorin Aleida Assmann.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/migrationskrise-der-absolute-stresstest-fuer-die-eu?id=c330897b-47a7-4d33-9fc8-870042876053


Geflüchtete an der EU-Außengrenze: Keine Fahrt mehr über die Ägäis
Die Türkei will Flüchtende von zu gefährlichen Überquerungen des Meeres abhalten. An der aktuellen Grenzpolitik ändere das nichts, sagt die Küstenwache.
https://taz.de/Gefluechtete-an-der-EU-Aussengrenze/!5669986/


Schweden ist voll, Schweden zuerst
Ein Mann in einer weißen Jacke und einer dunklen Hornbrille verteilt Flugblätter an der griechisch-türkischen Grenze: „Schweden ist voll. Kommt nicht zu uns“ steht darauf auf Englisch
https://www.heise.de/tp/features/Schweden-ist-voll-Schweden-zuerst-4678246.html


EU-Außengrenze: Rauchbomben und Tränengas an griechisch-türkischer Grenze
Sicherheitskräfte haben im Grenzgebiet auf beiden Seiten Tränengas gegen Migranten eingesetzt. Der türkische Präsident Erdoğan will am Montag nach Brüssel reisen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/eu-aussengrenze-traenengas-griechenland-tuerkei-migranten


Wegen Neonazis müssen Helfer wie Schweizerin Tirza Weiss (35) Lesbos verlassen: «Ich bin in Gedanken immer beim Flüchtlingscamp»
Wegen rechter Gewalt ziehen Hilfsorganisationen auf Lesbos ihre Freiwilligen ab. Die Schweizerin Tirza Weiss ist eine von ihnen.
https://www.blick.ch/news/ausland/wegen-neonazis-muessen-helfer-wie-schweizerin-tirza-weiss-35-lesbos-verlassen-ich-bin-in-gedanken-immer-beim-fluechtlingscamp-id15785055.html


EU-Abgeordneter will per Online-Petition Schutz vor Neonazis auf Lesbos
Nach Berichten sind europäische Neonazis auf die griechische Insel Lesbos gereist, es soll bereits erste Auseinandersetzungen gegeben haben. Ein deutscher EU-Abgeordneter der Grünen fordert nun per Online-Petition Schutz vor Hetzjagden auf Flüchtlinge. Rechtsextremisten sollen den Politiker ebenfalls mit Gewalt bedroht haben.
https://www.rnd.de/politik/neonazis-auf-lesbos-grunen-politiker-startet-online-petition-fur-schutz-von-fluchtlingen-JVKPHV377NBCDBZW5FMMCWIOVQ.html


Gewalt gegen Geflüchtete und Helfer auf Lesbos: Alleingelassen
In dieser Woche eskalierte die Lage auf der griechischen Insel Lesbos: Rechtsextremisten wurden gewalttätig, Helfer mussten ihre Arbeit abbrechen. Bewohner, Unternehmer und Geflüchtete sind hilflos und wütend – denn Hilfe bleibt aus.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/lesbos-wie-fluechtlinge-bewohner-und-helfer-allein-gelassen-werden-a-f3fa6502-b2e0-4d8b-89f4-1326f3262463


Flüchtlingsabkommen: EU-Kommissar knüpft Finanzhilfen für Türkei an Bedingungen
Seit die Türkei die Grenzen zu Westeuropa für Flüchtlinge geöffnet hat, herrscht in Griechenland der Ausnahmezustand. Die EU will die Türkei zum Handeln bewegen – auch mit Geld.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-kommissar-knuepft-finanzhilfen-fuer-tuerkei-an-bedingungen-a-c8516cdd-bf88-4fd5-a861-27007833674c


Geflüchtete: EU will Hilfszahlungen an Türkei senken
Die EU erwartet von der Türkei, ihre „erpresserische Politik“ einzustellen. Dann sollen Gelder gezahlt werden. Für die Grünen-Chefin ist der Flüchtlingsdeal gescheitert.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/eu-tuerkei-fluechtlinge-grenze-griechenland-fluechtlingsabkommen
-> https://www.srf.ch/news/international/fluechtlinge-an-der-eu-grenze-eu-haushaltskommissar-stellt-der-tuerkei-weniger-geld-in-aussicht


Europas Erpressbarkeit
Erdoğan kündigt den Flüchtlingspakt auf, Griechenland macht seine Grenzen dicht. Wie konnte es so weit kommen?
https://www.republik.ch/2020/03/07/europas-erpressbarkeit


Flüchtlinge: Spannungen in Ägäis zwischen Griechenland und Türkei
Tränengaseinsatz an der türkisch-griechischen Grenze – Hahn: EU-Hilfszahlungen an die Türkei werden sinken
https://www.derstandard.at/story/2000115469031/fluechtlinge-spannungen-in-aegaeis-zwischen-griechenland-und-tuerkei


Migrantenkrise in Griechenland – Landwirte unterstützen Grenzschützer
Griechische Landwirte aus dem Norden haben gut 250 Kilometer zurückgelegt, um die Grenze zur Türkei zu erreichen. Sie sind nach Evros gekommen, um den örtlichen Bauern zur Seite zu stehen. Seit einigen Tagen helfen die Einheimischen den Sicherheitskräften auf jede erdenkliche Weise, die Grenzen zu schützen.
https://de.euronews.com/2020/03/07/migrantenkrise-in-griechenland-landwirte-unterstutzen-grenzschutzer


Türkei/Griechenland  – Einfach nur laufen
Wieder stehen Tausende Flüchtlinge auf der Schwelle nach Europa
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/einfach-nur-laufen


Flüchtlingskrise: Gestrandet in der Türkei
Noch immer harren an der griechisch-türkischen Grenze tausende Migranten aus, die nach Europa gelangen wollen. Doch einige haben die Hoffnung inzwischen aufgegeben und kehren desillusioniert und ohne Perspektive zurück ins türkische Landesinnere.
https://www.arte.tv/de/videos/096134-000-A/fluechtlingskrise-gestrandet-in-der-tuerkei/


+++TUNESIEN
Geflüchtete in Tunesien: Der Traum von Europa versandet
Tunesien plant ein Flüchtlingslager nahe der Grenze zu Libyen. Das ist im Sinne der EU, die ihre Grenzauslagerung nach Afrika weiter vorantreibt.
https://taz.de/Gefluechtete-in-Tunesien/!5668205/


+++FREIRÄUME
«Coronavirus-Kontrollen» in Zürcher Clubs
Das Coronavirus hat auch Auswirkungen auf das Party- und Nachtleben. In Zürcher Clubs muss man sich beim Einlass nun registrieren. Was halten die Besucherinnen und Besucher von der Massnahme?
https://www.telem1.ch/aktuell/coronavirus-kontrollen-in-zuercher-clubs-136693788
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/das-sagen-partygaenger-zur-coronavirus-kontrolle-vor-zuercher-clubs-136694630


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Trotz Coronavirus: Frauendemo zog mit bunten Masken durch Zürich
Hunderte marschieren am unbewilligten Umzug anlässlich des Frauentags. «Am Patriarchat sterben mehr Frauen als am Virus», lautet ihr Credo.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/trotz-coronavirus-aktivistinnen-demonstrieren-in-zuerich/story/11733654
-> https://www.nzz.ch/zuerich/trotz-coronavirus-demonstrantinnen-versammeln-sich-in-zuerich-zu-unbewilligter-frauendemo-ld.1545053
-> https://www.lora.ch/sendungen/aktuelle-sendungen?mode=2&list=RADIA+Sonderprogramm+zum+8.M%C3%83%C2%A4rz
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/trotz-veranstaltungsverbot-frauen-demo-in-zuerich-toleriert-id15785759.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/frauendemo-in-zurich-trotz-veranstaltungsverbot-toleriert-65674559
-> https://www.watson.ch/schweiz/gender/607488347-frauendemo-in-zuerich-trotz-veranstaltungsverbot-toleriert
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Polizei-kontert-Kritik-bei-unbewilligter-Demo-30602938
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/demo-trotz-coronavirus-frauendemo-in-zuerich-verlief-groesstenteils-friedlich
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/frauendemo-trotz-veranstaltungsverbot-136694808
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/frauendemo-in-zuerich-trotz-veranstaltungsverbot-toleriert-00130180/
-> Communiqué Frauen*demo: https://www.frauenbuendnis-zueri.ch/?p=1183
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/unbewilligte-frauendemo-in-zuerich-von-polizei-toleriert-136690684
-> https://www.zsz.ch/ueberregional/unbewilligte-demonstration-im-kreis-1/story/17426871
-> https://www.landbote.ch/ueberregional/unbewilligte-demonstration-im-kreis-1/story/17426871
-> https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/stadtpolizei_zuerich/medien/medienmitteilungen/2020/maerz/unbewilligte_demonstrationimkreis1.html
-> https://www.nzz.ch/zuerich/trotz-coronavirus-demonstrantinnen-versammeln-sich-in-zuerich-zu-unbewilligter-frauendemo-ld.1545053
-> Fotos: https://twitter.com/ajour_mag
-> Infos + Demoaufruf: https://www.frauenbuendnis-zueri.ch/
-> https://twitter.com/sozialismus_ch


FEMINISTISCHES AKTIONSWOCHENENDE BE.
-> https://www.facebook.com/events/1094291257579439/
-> https://frauen-streiken.ch/programm-feministisches-aktionswochenende/?fbclid=IwAR2awy57uca1_OvzGTamGtV62DXpz8Vm6EiSOTT2cx4ECumbObnIahztM8k


Basler Polizei setzt Reizstoff gegen Demonstranten ein
Als einige Teilnehmer einer unbewilligten Demonstration vom Samstag in Basel zu sprayen begannen, griff die Polizei ein.
https://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/basel-stadt/basler-polizei-setzt-reizstoff-gegen-demonstranten-ein-136698841
-> https://www.nzz.ch/panorama/polizei-loest-fluechtlings-demo-in-basel-mit-traenengas-auf-ld.1545127
-> https://www.polizei.bs.ch/nm/2020-mitteleinsatz-bei-unbewilligter-kundgebung-nach-sachbeschaedigungen-jsd.html
-> Demoaufruf: https://barrikade.info/article/3237


8.März ZH: Glasbruch bei AXA
Als kleiner Beitrag zum internationalen Frauenkampftag haben wir heute Nacht die Scheiben der AXA-Filiale im Zürcher Kreis 5 eingeschlagen. Mit diesem Angriff gegen einen Kriegskollaborateur des türkischen Regimes senden wir unsere feministischen Grüsse insbesondere an die kämpfende Frauenbewegung in der Türkei und Nordsyrien.
https://barrikade.info/article/3240


Von Wut zu Gegenmacht
Die Gratisarbeit von Frauen und die schlechten Arbeitsbedingungen im Care-Sektor haben eine gemeinsame Ursache: die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Um diese aufzubrechen, müssen Frauen in den Betrieben und im Haushalt kollektive Kampferfahrungen sammeln und Solidarität aufbauen. Gemeinsam bringen wir patriarchale Strukturen und den Kapitalismus ins Wanken!
https://barrikade.info/article/3242


Festung Europa einreissen
Der Virus heisst Kapitalismus und die Krankheit Faschismus! Gemeinsam Solidarität zeigen.
Auf zur DEMONSTRATION! Montag, 9.3, 19 Uhr, Steinberggasse, Winterthur.
SAY IT LOUD, SAY IT CLEAR – REFUGEES ARE WELCOME HERE!
weiterleiten & bringt Transparente, Plakate, Flyer!
https://barrikade.info/article/3243



tagesanzeiger.ch 07.03.2020

 Critical Mass: Hunderte Velos ergeben einen Koloss

«Wir sind der Verkehr!», proklamieren die Teilnehmer der Velodemo einmal im Monat. Ein Bericht aus dem Innern eines Umzugs, der keine Bewilligung braucht.

David Sarasin

Lukas Bühler beugt sich über die Ladefläche des Anhängervelos und richtet die Kabel. Den ganzen Nachmittag hat der 31-jährige Geschäftsmann und Künstler mit seinen Freundinnen und Freunden an der DJ-Kabine samt Kamin gebastelt. In wenigen Stunden wird sie ein Teil sein der Critical Mass, des einmal im Monat stattfindenden Veloumzugs durch die Innenstadt.

Zusammen mit einem weiteren Transportvelo voller Dosenbier nimmt der Konvoi am letzten Februar-Freitag kurz nach 18 Uhr Fahrt auf. Der leuchtende Schriftzug «Konsumkamine» am Heck des DJ-Velos deutet darauf hin: Sie ist das Kernstück der neunköpfigen fahrenden Gruppe mit gleichem Namen. Und die ganze Gruppe ist so etwas wie das Kernstück der Critical Mass – wobei das alle Beteiligten abstreiten würden.

Eine halbe Stunde später auf dem Bürkliplatz. Hunderte Menschen mit Velos versammeln sich rund um den Pavillon. Die Boxen der Konsumkamine beschallen jetzt mit Discomusik die Szenerie. Das Kamin bläst Nebel in die kalte Abendluft.

Kampfgeist trotzt Virus

Worum geht es bei dieser Ansammlung? Jeden vierten Freitag im Monat treffen sich seit ein paar Jahren Hunderte Velofahrerinnen und Velofahrer, «um die Strasse für sich in Anspruch zu nehmen.» Egal, wen man fragt – alle sagen, dass es sich bei dieser Ansammlung nicht um eine Demo handle. Sondern um eine «zufällig entstandene Gruppe aus kritischen Einzelteilen». «Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr!», heisst es allenthalben. Diesem Kampfgeist mag auch das Coronavirus nichts anhaben.

Für Bühler und seine Konsumkamine ist diese Ausgabe eine besondere. Vor einem Monat wurden ihre Gefährte von der Polizei während des Umzugs gestoppt. Das Mobil wurde fälschlicherweise als Anhänger interpretiert. Zum ersten Mal seit dem einjährigen Bestehen der Konsumkamine musste es neben dem Umzug hergestossen werden. «Das verlangsamte den Umzug und riss ihn auseinander», sagt Bühler. Das widerspreche dem Sinn und Zweck. Auf der Facebook-Seite von Critical Mass machte rasch der Vorwurf Schikane die Runde.

Wie wird die Polizei die auffälligen, womöglich strassenuntauglichen Gefährte diesmal beurteilen? Bühler ist nervös, aber auch zuversichtlich. Denn die Stadtpolizei hat vorab auf die Vorwürfe reagiert. In einem Facebook-Kommentar bedauerte sie die Kontrollen bei der letzten Ausgabe, sie seien teilweise unangemessen gewesen, man respektiere diese Jugendkultur, hiess es. Im gleichen Post bot die Stapo an, die Gefährte vor Ort auf ihre Strassentauglichkeit zu testen.

Wie dieser angekündigte respektvolle Umgang aussieht, lässt sich auf dem Bürkliplatz beobachten. Vier Polizisten eines Dialogteams mischen sich unter die Velofahrenden. Es gibt ein Briefing. Eine vierköpfige Töffgruppe der Polizei zieht nach einem Gespräch mit der Teilnehmerin und Aktivistin Sonia Bischoff wieder ab. «Ich habe erklärt, dass es der Idee der Veranstaltung widerspricht, wenn Töffs mitfahren», sagt Bischoff.

«Autofahrer sind entspannt»

Es ist jetzt kurz nach 19 Uhr, der rund 600 Velos starke Umzug kommt in Bewegung. Die Velos biegen auf die Quaibrücke ein, wo der Abendverkehr rollt. Um zu verhindern, dass sich Autos mit dem fahrenden Umzug mischen, blockieren einige an der Spitze die Zugänge. Corken heisst diese Tätigkeit, Corker sind jene, die sie ausführen. Sie stehen quer vor eine Einfahrt und erklären dem Autofahrer wenn nötig, worum es geht. «Die meisten Autofahrer reagieren entspannt», sagt Bühler.

Bühlers Konsumkamine führt die Masse an Velos an, die bald die eine Seite des Mythenquais einnimmt. Etwas wird bei der Fahrt bald deutlich: Auf Strassen, auf denen gewöhnlich rund um die Uhr die Autos fahren, eröffnet der Umzug eine neue Perspektive auf die Stadt. Den Satz «Wir sind kein Hindernis für den Verkehr, wir sind der Verkehr» versteht man erst bei der Fahrt über ansonsten velofreie Hauptachsen richtig.

Das Credo gilt für die Critical-Mass-Umzüge weltweit, die monatlich in 300 Städten stattfinden. Mal sind die Umzüge politisch aufgeladen und konfrontativ wie in London, São Paulo oder New York, wo es auch zu Zusammenstössen mit der Polizei kommt. Doch meistens rücken ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Gemeinschaftsgedanken ins Zentrum, wie das etwa in Kopenhagen, Prag oder eben in Zürich der Fall ist.

Mittendrin – ebenfalls auf Velos – die Polizei

Das Gemeinschaftliche hat schon ein Mitbegründer der Critical Mass, Chris Carlsson, 1994 formuliert. Der aktivistische Velofahrer aus San Francisco schreibt: «Und so fahren wir zusammen (…), beschwingt von dieser einzigartigen Euphorie, die entsteht, wenn wir den dreckigen Strom von Autos verdrängen und von interessanten und schönen Menschen umgeben sind.» Aus dieser neu entstandenen Gemeinschaft liessen sich «Ideen über die Möglichkeiten des Lebens entwickeln».

Typisch für die Critical Mass ist auch, dass sie dezentral organisiert ist, niemand trägt die Hauptverantwortung. Und dass vieles spontan passiert. Immer jemand aus der vorderen Reihe schlägt die Routenänderungen vor. Und so schlängelte sich diese Masse an Velos letzte Woche am Freitagabend irgendwann vom See aus über Quartierstrassen zum Hegibachplatz. Und von dort führte sie traversierend durchs schicke Wohnquartier bis zur Uni. Um schliesslich in einem Zwischenstopp auf der Polyterrasse in einer riesigen Open-Air-Party mit bester Aussicht zu münden.

Mittendrin – ebenfalls auf Velos – die Polizei, die zu keinem Zeitpunkt Anstalten macht, zu intervenieren. «Es war eine sehr gute Sache», sagt eine Beamtin mit Leuchtweste. Und Bühler weiss: «Die Stadtpolizei möchte sich diese Velofahrer nicht zum Feind machen.» Fronten zwischen Polizei und Teilnehmern sieht er nicht. «Es gibt viele Velofahrer in der Stadt. Und die verdienen einen Platz», sagt er, während er von seiner Ladefläche aus Dosenbier an Vorbeifahrende verkauft.

«Hallo Velo!»

Trotz der politischen Neutralität, die viele Teilnehmer für sich reklamieren, gehören auch politische Forderungen zu jeder Critical Mass. Zürich soll velofreundlicher werden, Autos gehörten aus der City verbannt, heisst es etwa. «Hallo Velo!», hallt es immer wieder – als ein Zeichen der Zusammengehörigkeit. An den Kreuzungen signalisieren einige Kraft, indem sie ihre Velos mit den Rädern nach oben in die Luft strecken. Auch die Konsumkamine haben einen politischen Ursprung, das Kamin rauchte zum ersten Mal an den Fridays-for-Future-Demonstrationen. Doch in erster Linie, darin sind sich alle einig, gehe es um das Zusammensein.

Der Umzug verläuft ohne Zwischenfälle. Nach dem Stopp auf der Polyterrasse zieht der fahrende Koloss in den Kreis 4. Zur Zürcher Critical Mass gehört nun noch die Fahrt über die Hardbrücke, wo die Bedeutung des Veloumzugs noch einmal besonders deutlich wird: städtischer Raum nutzen zu können, der ansonsten nicht für einen vorgesehen ist.

In einem Protokoll ist einen Tag nach der Critical Mass zu lesen, es sei eine besonders friedliche Veranstaltung gewesen. Das findet auch die Gruppe Konsumkamine. «Wir sehen jetzt wieder positiver in die Zukunft», sagt Bühler. Doch erst mal kommt das Gefährt für ein paar Wochen in den Keller.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/hunderte-velos-ergeben-einen-koloss/story/17581695)


+++RECHTSEXTREMISMUS
Der rechte Terror und das Netz
In der neuen Ausgabe unseres Hintergrund-Podcasts geht es schwerpunktmäßig um Rechtsextremismus und rechten Terror. Nach dem rassistischen Anschlag von Hanau sprechen wir über das Ringen um Deutungshoheit, Verschwörungsmythen und Konsequenzen. Außerdem verrät unsere aktuellen Praktikantin Lucia, wie sie von Fridays for Future zu netzpolitik.org gekommen ist.
https://netzpolitik.org/2020/npp-offtherecord-podcast-der-rechte-terror-und-das-netz-hanau/


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Was verbreitet sich schneller als das Coronavirus? Die Verschwörungstheorien dazu
Bereits als die ersten Meldungen aus China zum Coronavirus um die Welt gingen, war klar: Das Phänomen trägt alle Ingredienzien in sich, um die Verschwörungstheoretiker weltweit auf den Plan zu rufen und in eine fiebrige Erregung zu versetzen.
https://www.watson.ch/blogs/sektenblog/340072010-die-verschwoerungstheorien-zum-coronavirus-verbreiten-sich-rasend-schnell


+++CRYPTO-LEAKS
Die Lobbying-Maschinerie der Crypto: Wie sich die Firma die Gunst von Bund, Armee und Öffentlichkeit sicherte
Die Zuger Crypto AG nahm mehrfach Einfluss auf politische Prozesse. Sie drang bis zu einem Bundesrat vor.
https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/die-lobbying-maschinerie-der-crypto-wie-sich-die-firma-die-gunst-von-bund-armee-und-oeffentlichkeit-sicherte-ld.1201660