Medienspiegel 6. März 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++ST. GALLEN
«Wir müssen etwas tun»
Ein offener Brief an den Bundesrat, Geld von den SNB-Ausschüttungen und eine Menschenkette: Die SP der Stadt St.Gallen will dem Leid der Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenzen nicht länger tatenlos zusehen und macht Druck von der Strasse.
https://www.saiten.ch/wir-muessen-etwas-tun/


+++DEUTSCHLAND
Flüchtlingspolitik: Vor jeder schnellen Hilfe steht Horst Seehofer
Bundesländer und Kommunen bieten an, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen. Die Regierung will eine Lösung in der EU. Aber das kann dauern.
https://www.zeit.de/politik/2020-03/fluechtlingspolitik-bundeslaender-kommunen-aufnahme-fluechtlinge-bundesregierung/komplettansicht


Der Schießbefehl an den Grenzen ist europäische Realität geworden
Noch vor vier Jahren war die Empörung groß, als Frauke Petry und Beatrix von Storch forderten, »notfalls« Waffengewalt gegen Geflüchtete an den Grenzen einzusetzen. Heute nicht mehr. Im Jahr 2020 gibt es für eine solche Grenzabschottung mit allen Mitteln sogar Beifall von der EU-Kommissionspräsidentin.
https://www.proasyl.de/news/der-schiessbefehl-an-den-grenzen-ist-europaeische-realitaet-geworden/


Kinder, Schwangere und Traumatisierte: Bundestag lehnt Aufnahme von 5000 Flüchtlingen aus Griechenland ab
Deutschland solle besonders schutzbedürftige Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufnehmen, fordern die Grünen. SPD und CDU stimmen dagegen – obwohl zahlreiche Abgeordnete für die Aufnahme sind.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestag-lehnt-aufnahme-von-5000-fluechtlingen-aus-griechenland-ab-a-75d31458-676a-4b5e-9159-e408d21adb32


Schreiben an Bundesregierung: Bürgermeister fordern Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge aus Griechenland
Die Lage auf den griechischen Inseln hat sich nach Ansicht eines Bündnisses von Kommunalpolitikern dramatisch zugespitzt. Deswegen wollen sie minderjährige Flüchtlinge aufnehmen – sie fordern die Regierung zum Handeln auf.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-buergermeister-aufnahme-minderjaehriger-fluechtlinge-aus-griechenland-a-61a7acbb-6e69-4266-9dae-b1de2ceced27


+++GRIECHENLAND
Griechenland – vom Aus- zum Einwanderungsland
Griechenland ist überfordert. Die vielen Flüchtlinge bringen das Land an seine Grenzen und in letzter Zeit nimmt ihre Zahl wieder merkbar zu. In den Lagern auf den Inseln herrschen Missstände. Doch für die Flüchtlinge, die aufs Festland verlegt wurden, hat sich einiges verbessert.
https://www.srf.ch/sendungen/international/griechenland-vom-aus-zum-einwanderungsland


Griechenlands Effort in der Flüchtlingsbetreuung – Echo der Zeit
Griechenland hat in den letzten Jahren seine Asylstrukturen ausgebaut. Vor allem auf dem griechischen Festland werden Asylsuchende heute besser betreut. Das zeigt das Beispiel der Familie Faqiri, die aus Afghanistan nach Griechenland geflüchtet ist.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/griechenlands-effort-in-der-fluechtlingsbetreuung?id=a9bd9368-c53a-4ca6-b8ac-4bdf562c11a3


+++GRIECHENLAND-TÜRKEI-EU
Geflüchtet und gejagt
Griechenland ist Hotspot rassistischer Gewalt geworden
Push-Backs, Übergriffe, ein mutmaßlicher Mord: Die rechtskonservative griechische Regierung ruft zur Grenzsicherung auf, Faschisten machen Jagd auf Geflüchtete und die EU schaut zu. Aber auch in griechischen Städten gab es Demonstrationen für die Öffnung der Grenze.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1133914.rassismus-in-griechenland-gefluechtet-und-gejagt.html


Telefonat mit Merkel: Erdogan will Flüchtlingsdeal überarbeiten
Eine Woche nach Öffnung der türkischen Grenze läuft die Diplomatie auf Hochtouren. Kanzlerin Merkel telefonierte mit Präsident Erdogan. Der wies seine Küstenwache an, Überquerungen der Ägäis zu verhindern.
https://www.tagesschau.de/ausland/griechisch-tuerkische-grenze-103.html
-> https://www.nzz.ch/international/migrationskrise-die-neusten-entwicklungen-ld.1535949


Europäische Asylrichtlinien – Völkerrechtler: Griechenland muss Asylanträge annehmen
Wenn Griechenland für länger als eine Woche alle Grenzübergangsstellen sperre, dann verstoße das explizit gegen die europäischen Asylrichtlinien, sagte der Europa- und Völkerrechtler Daniel Thym im Dlf. Die EU habe es nicht geschafft, zuverlässige Asylverfahren aufzubauen.
https://www.deutschlandfunk.de/europaeische-asylrichtlinien-voelkerrechtler-griechenland.694.de.html?dram:article_id=471910


Treffen der EU-Außenminister: Ein Signal fehlt
Darüber, wie die EU die Migrationsfrage angehen will, fehlt trotz der kritischen Entwicklungen in Syrien und Griechenland weiter jeder Kompromiss, meint Bettina Klein. Konkrete Hilfszusagen gibt es nicht. Ein Wort der Kritik am Verhalten gegenüber Migranten an der EU-Außengrenze? Fehlanzeige.
https://www.deutschlandfunk.de/treffen-der-eu-aussenminister-ein-signal-fehlt.720.de.html?dram:article_id=471962
10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/krisengipfels-der-eu-aussenminister-zur-fluechtlingskrise?id=33d095ef-5bd6-464e-87e1-e02bffd76ee3


Migranten in der Türkei “Die Grenze ist nicht offen”
Knapp eine Woche nach der Öffnung der türkischen Grenze warnt der EU-Außenbeauftragte Migranten davor, sich dorthin auf den Weg zu machen. Am Übergang nach Griechenland kam es zu erneuten Ausschreitungen.
https://www.tagesschau.de/ausland/griechisch-tuerkische-grenze-101.html
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/borrell-geht-nicht-zur-grenze?id=a945cbf7-491a-4091-9036-8a684e608685


Flüchtlingspolitik der EU: Der Kollaps des Flüchtlingsregimes
Wenn wichtige Akteure wie die EU das Völkerrecht mit Füßen treten, hat das Signalwirkung – nach innen und nach außen. Das ist fatal.
https://taz.de/Fluechtlingspolitik-der-EU/!5665984/


Griechenland – Die Angst der kleinen Leute
Von der angeblichen „Erholung“ können nur die Reichen sprechen. Für alle anderen sieht es nach wie vor düster aus. Die rechte Regierung benutzt Migranten als Sündenbock
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/die-angst-der-kleinen-leute


Der schweizerische #Neofaschist #IgnazBearth wurde offenbar in Griechenland festgenommen. #MartinSellner #IB kündigt für morgen 12 Uhr #w0703 eine Demo vor der griechischen Botschaft in #Wien an
Thread: https://twitter.com/__investigate__/status/1236036198868627467


Deutsche und französische Rechtsradikale in Lesbos angekommen
Auf der griechischen Insel Lesbos sind offenbar Rechtsradikale aus Deutschland und Frankreich eingetroffen. Reporter des lokalen Nachrichtenportals „sto nisi“, berichteten, sie hätten die Rechtsradikalen gesehen. Diese wollten, wie sie sagen, an der Seite der Griechen zur Sicherung der EU-Grenzen gegen illegal einreisende Migranten wirken.
„Sto nisi“ veröffentlichte auch Fotos, die die Neonazis zeigen sollen. Ein unbekannter und mutmaßlich linker Mann habe in der Einkaufsmeile der Inselhauptstadt einen der Deutschen angegriffen und am Kopf verletzt, berichtete das Portal und veröffentlichte auch von dem Verletzten ein Foto. Andere griechische Medien berichteten, auch französische Rechtsradikale seien in Griechenland eingetroffen. Die Polizei von Lesbos wollte zunächst nichts dazu sagen. (mit dpa)
https://www.tagesspiegel.de/politik/fluechtlingskrise-in-griechenland-deutsche-und-franzoesische-rechtsradikale-in-lesbos-angekommen/25599690.html
-> https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_87470938/von-identittaerer-bewegung-und-npd-deutsche-neonazis-auf-lesbos-verpruegelt-.html
-> https://www.belltower.news/rechtsextremer-grenzschutz-auf-lesbos-ib-aktivist-mario-mueller-und-npd-mann-wollen-europa-verteidigen-96741/
-> http://www.ekathimerini.com/250310/article/ekathimerini/news/greek-security-services-expel-members-of-german-extreme-right-group


Josep Borrell: “Geht nicht zur Grenze, die Grenze ist nicht offen”
Der EU-Außenbeauftragte hat an Migranten in der Türkei appelliert, nicht in Richtung Griechenland zu reisen. Dort könne man in Gefahr geraten.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/josep-borrell-eu-aussengrenze-griechenland-tuerkei-flucht


Migrationsexpertin Lauth Bacas: Griechenland ist überfordert
Die deutsche Migrationsexpertin Jutta Lauth Bacas weist darauf hin, dass Griechenland auch wegen Sparmaßnahmen zu wenig Asylbeamte hat. Ein einheitliches EU-Asylrecht hält sie für unrealistisch
https://www.derstandard.at/story/2000115451225/migrationsexpertin-lauth-bacas-griechenland-ist-ueberfordert


Weltspiegel extra: Neue Flüchtlingskrise an Europas Grenze
Seit Meldungen über Erschießungen und Grenzschließungen kursieren, weichen viele Flüchtlinge zurück in das Landesinnere der Türkei. Griechenland zeigt sich Europa als Festung. Ein “Weltspiegel extra” von beiden Seiten der Grenze.
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/neue-fluechtlingskrise-grenze-europa-100.html


Auch Türkei setzt Tränengas an griechischer Grenze ein
Bundeskanzler Kurz wiederholt seinen Appell, die Grenzen geschlossen zu halten. Serbien befehligte Streitkräfte, im Fall die Grenze abzuriegeln
https://www.derstandard.at/story/2000115417212/auch-tuerkei-setzt-traenengas-an-griechischer-grenze-ein


BLICK auf Lesbos, wo das europäische Flüchtlingselend am schlimmsten ist – die Afghanin Fatemeh (26) sagt: «Ich möchte nicht, dass mein Baby an so einem Ort zur Welt kommt»
Wie kein anderer Ort verkörpert die griechische Insel Lesbos die Flüchtlingskrise. Seit Erdogan die Grenzen geöffnet hat, liegen auf der Mittelmeerinsel die Nerven blank.
https://www.blick.ch/news/ausland/blick-auf-lesbos-wo-das-europaeische-fluechtlingselend-am-schlimmsten-ist-die-afghanin-fatemeh-26-sagt-ich-moechte-nicht-dass-mein-baby-an-so-einem-ort-zur-welt-kommt-id15783126.html


+++MITTELMEER
Flucht: Mehr als 20.000 Tote auf Mittelmeer-Fluchtroute seit 2014
Die UN-Organisation für Migration spricht von einem “grauenvollen Meilenstein”. Allein im vergangenen Jahr zählte sie 1.885 Todesfälle im Mittelmeer.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-03/flucht-mittelmeer-fluechtlinge-migration-vereinte-nationen


+++SYRIEN
Aus der Hölle von Idlib: „Alle sind tot“
Seit Mitternacht gilt eine Waffenruhe in Idlib. Bringt sie Rettung für die Eingeschlossenen? Bewohner, Ärzte und Helfer berichten aus dem Chaos.
https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/aus-der-hoelle-von-idlib-alle-sind-tot/25615208.html


+++ELFENBEINKÜSTE
Elfenbeinküste: Filme gegen Auswanderung
„Es ist in Wahrheit ein einziger Kreuzweg.“ So beschreibt ein ehemaliger Migrant seine Reise von der Elfenbeinküste nach Europa. In den sozialen Medien Westafrikas werden die Gefahren der Durchquerung der Saharawüste kleingeredet. Das Wanderkino „Cinemarena“, finanziert durch die UNO und die EU, soll die Einwohner vom Auswandern abhalten. Das Problem bleibt allerdings der niedrige Lohn im eigenen Land.
https://www.arte.tv/de/videos/096101-000-A/elfenbeinkueste-filme-gegen-auswanderung/


+++FREIRÄUME
derbund.ch 06.03.2020

Vom «Luxusprojekt» zur Notlösung

Nach einem Jahrzehnt Gezänk zeigt die Stadt eine neue Lösung für die Überbauung am Berner Centralweg auf. Obwohl der Plan auf wenig Enthusiasmus stösst, könnte er realisiert werden.

Calum MacKenzie

Beinahe zehn Jahre ist es her, seit der Berner Gemeinderat das Projekt «Baumzimmer» erstmals zur Schau stellte, das auf der Brache am Centralweg im Lorrainequartier gebaut werden sollte. Acht Jahre sind vergangen, seit auf dem als Quartierpark zwischengenutzten Gelände «das wohl letzte Brachlandfest» stattfand. Doch noch heute wird dort gegrillt, gespielt und gegärtnert, weil bis jetzt kein mehrheitsfähiger Plan für die Überbauung gefunden werden konnte.

Die Baumzimmer, die mit ihren aussergewöhnlichen Balkons von einer Expertin als «ganz markant» gelobt wurden, stiessen nämlich im Quartier auf heftige Kritik. Die «Luxuswohnungen» würden die Gentrifizierung der Lorraine vorantreiben, monierten auch Stimmen aus der Politik. Nun hat der Gemeinderat einen Lösungsansatz präsentiert, der den Forderungen nach günstigerem Wohnen gerecht werden soll.

Erschwert wurde die Aufgabe von Michael Aebersolds (SP) Finanzdirektion dadurch, dass der Stadtrat 2013 überraschend eine GLP-Motion überwiesen hatte, wonach die Wohnungen am Centralweg zu Marktpreisen vermietet werden und ohne Subvention auskommen sollten. Im neuen Plan sind die Mietkosten nun signifikant gesenkt worden.

Dafür ist vom spektakulären ursprünglichen Entwurf wenig übrig geblieben. Um das Projekt subventionslos zu vergünstigen, sollen verschiedene bauliche Massnahmen getroffen werden: Nasszellen werden etwa zusammengelegt und auf das Minergie-Label wird zugunsten eines Baus gemäss kantonaler Energieverordnung verzichtet. Schon 2014 hatte man die Baumzimmer in der Blaupause mit konventionellen Balkons ersetzt. Alle diese Massnahmen führen dazu, dass die ursprünglich vom Stadtrat genehmigten Baukosten von 8,8 Millionen um rund 1 Million Franken verringert werden.

Gemischte Gefühle

Maurice Lindgren von der GLP erachtet eine von seiner Partei gestellte zentrale Bedingung an das Bauprojekt als erfüllt. «Wenn die tieferen Mieten tatsächlich durch günstiges Bauen und nicht durch Zuschüsse erreicht werden, ist das sehr positiv.» Seine sofortige Unterstützung will er dem neuen Projekt aber noch nicht geben – die GLP werde die Arbeit der Stadt noch einmal genau prüfen. «Die lange Geschichte dieses Projekts zeigt, dass man das Bauen besser den Privaten überlassen sollte. Da wird der Wohnraum schneller geschaffen.»

Bei der FDP hinterfragt man die lange Entstehungsgeschichte, die nun im aktuellen Plan mündet. «Wir haben immer verlangt, dass städtische Wohnungen günstig, aber ohne Subventionen gebaut werden», sagt Fraktionschef Bernhard Eicher. «Offensichtlich geht das ja. Warum hat man es denn nicht von Anfang an so gemacht?»

Derweil fällt unter Gegnern des «Luxusprojekts» die Beurteilung des neuen Plans unterschiedlich aus. Stadtrat Luzius Theiler (GaP) stellt die Frage, ob man das Bauprojekt nicht verwerfen sollte. Zwar begrüsst er die Mietkostensenkung. Die Brache könne man aber auch sein lassen. «Jedes Quartier hat ein Anrecht auf unbebaute Flächen.» Er plant jedenfalls eine weitere Anpassung des Projekts. «Ich werde im Stadtrat verlangen, dass man beim Bau mindestens fünf subventionierte Wohnungen einplant.»

Catherine Weber vom Verein «Läbigi Lorraine» sieht ihre Gruppe siegreich: «Der Widerstand hat sich ausgezahlt», sagt sie. Die geplanten Mieten seien nun sehr nahe am gewünschten tiefen Niveau. «So wird der Bau auch ins Quartier passen.» Weber hofft jedoch noch auf einen totalen Erfolg: Sie hofft, dass der Stadtrat seinen «spontanen Fehlentscheid», den GLP-Antrag 2013 anzunehmen, rückgängig mache. «Mit einer Subvention könnte man die Mieten wohl nochmal um 200 Franken senken.»

SP-Stadtrat Johannes Wartenweiler hatte sich ebenfalls gegen überhöhte Mieten eingesetzt. Doch die Neuversion des Bauprojekts sei «nicht wahnsinnig euphorisierend», sagt er. Auch Wartenweiler findet, die Stadt habe grundsätzlich Wohnungen mit noch tieferen Mieten zu betreiben, als sie jetzt am Centralweg vorgesehen sind. Er geht aber davon aus, dass das Projekt so umgesetzt wird. «Jede andere Variante ist eine Sackgasse.» Es gelte nun, sich auf grössere Baustellen wie diejenige auf dem Viererfeld zu konzentrieren. Möglicherweise wird also bald wieder ein «letztes Brachlandfest» stattfinden.
(https://www.derbund.ch/bern/vom-luxusprojekt-zur-notloesung/story/27637709)



Stadt Bern schafft schrittweise günstigen Wohnraum
Der Gemeinderat will mit verschiedenen Einzelprojekten vielfältiges Wohnen für alle ermöglichen. So hat er vor kurzem für 38,5 Millionen Franken 75 Wohnungen erworben mit dem Ziel, damit das Angebot im Segment «Günstiger Wohnraum mit Vermietungskriterien (GüWR)» auszuweiten. Weiter konnte er die Kosten und damit die Mieten für das städtische Wohnbauprojekt am Centralweg 15 senken. Und schliesslich hat er die Einkommenslimiten für GüWR-Mieten reduziert und damit die Chancen für Wohnungssuchende mit tiefem Einkommen verbessert.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/stadt-bern-schafft-schrittweise-guenstigen-wohnraum
-> Stadtratsvortrag Centralweg (PDF, 178.4 KB): https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/stadt-bern-schafft-schrittweise-guenstigen-wohnraum/dokumente/stadtratsvortrag-centralweg.pdf/download


+++SEXWORK
bernerzeitung.ch 06.03.2020

Neue günstige Wohnungen in Bern: 40 Sexarbeiterinnen verlieren den Arbeitsplatz

Nach dem Verkauf an die Stadt Bern müssen die Sexarbeiterinnen das Haus an der Sandrainstrasse 16 räumen.

Christoph Hämmann

Die Stadt Bern hat Ende 2019 an der Sandrainstrasse 16 das Haus gekauft, das als ältestes Berner Bordell gilt. Gemeinderat und oberster städtischer Immobilienverwalter Michael Aebersold (SP) gab dies am Freitag an einer Medienkonferenz bekannt. «Die Liegenschaft ist uns von einer Erbengemeinschaft exklusiv angeboten worden», erklärte Finanzdirektor Aebersold. Ende November habe die Betriebskommission des Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik entschieden, das Haus für 600’000 Franken zu kaufen.

Für den Bordellbetrieb bedeutet dies das Aus. Die heutige Nutzung sei nicht zonenkonform, so Aebersold, die Stadt habe deshalb die Auflage, bis Ende November den rechtmässigen Zustand wieder herzustellen. «Unser Ziel ist es, in der Liegenschaft günstiges Wohnen zu ermöglichen.» Das dreistöckige Mehrfamilienhaus mit Baujahr 1944 ist laut Mitteilung der Stadt «in einem sehr schlechten Zustand». Es soll nach möglichst geringfügigen Sanierungsarbeiten als Wohnraum zwischengenutzt werden und schliesslich bei der Entwicklung des angrenzenden Gaswerkareals in die Planung miteinbezogen werden.

«Strategisch wichtiger Ort»

«Mit seiner unmittelbaren Nähe zum Gaswerkareal sowie weiteren direkt angrenzenden Parzellen des Fonds liegt das Haus an einem strategisch wichtigen Ort», sagte Aebersold. Einerseits soll die Liegenschaft also Teil der Gaswerk-Planung werden, anderseits soll es nach der Instandstellung bis auf weiteres im Segment «Günstiger Wohnraum mit Vermietungskriterien (GüWR)» vermietet werden.

Gekauft wurde das Objekt mit dem Rahmenkredit von 60 Millionen Franken, den das Stimmvolk im vergangenen Mai genehmigt hat. Allen Bedenken zum Trotz, ob die Stadt überhaupt zu vernünftigen Preisen an geeignete Liegenschaften kommen werde, ist sie laut Aebersold seither «erfolgreich auf dem Immobilienmarkt aufgetreten». Für 38,5 Millionen hat sie in den letzten Monaten acht Wohnhäuser mit insgesamt 75 Wohnungen gekauft. Der Grossteil der Wohnungen solle künftig dem GüWR-Segment zugeordnet werden.

«Stadt in der Verantwortung»

Bei Xenia, der Fachstelle Sexarbeit, nimmt Leiterin Christa Ammann die neuste Entwicklung an der Sandrainstrasse konsterniert zur Kenntnis – auch wenn sie davon nicht überrascht worden ist. «Die Schliessung betrifft rund 40 Personen, die dort in Teilzeit arbeiten und auf diese Weise ihr Einkommen erzielen», sagt Ammann. «Sie alle verlieren jetzt ihren Arbeitsplatz.» Weil wegen der tiefen Leerwohnungsziffer Sex-Etablissements in gemischten Zonen nicht bewilligungsfähig seien, gebe es in der Stadt immer weniger Platz dafür.

Ihre Fachstelle sei mit den Betroffenen im Gespräch. Da das Wiederherstellen des rechtmässigen Zustands verfügt worden sei und die 6-monatige Kündigungsfrist für Gewerberaum eingehalten werde, dürfte es laut Ammann schwierig sein, sich gegen die Kündigung zu wehren. «Falls das jemand tun will, werden wir aber prüfen, ob und wie wir die Person unterstützen können.»

Ammann sieht die Stadt in der Pflicht, alternative Standorte anzubieten sowie Ausnahmeregelungen für zonenfremde Nutzungen zu prüfen. Das neue Prostitutionsgesetz, das seit rund sieben Jahren in Kraft ist, habe schliesslich einen verbesserten Schutz von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern versprochen. «Stattdessen werden nun immer mehr Betroffene in prekärere Umstände abgedrängt.»
(https://www.bernerzeitung.ch/die-stadt-kauft-das-bordell-im-sandrain-740116799286)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Auf die Strassen…
… am 7. und 8. März und nicht nur dem Virus trotzen!
https://youtu.be/2VqVoHsQiWg


+++KNAST
Sicherheit im Straf- und Massnahmenvollzug: Gezielte Massnahmen zur Verbesserung
Der Bundesrat will Verbesserungen im Straf- und Massnahmenvollzug erreichen. Kontrolle und Betreuung sollen deshalb ausgebaut, die Zuständigkeiten der involvierten Behörden geklärt und die Verfahren vereinfacht werden. Bei besonders gefährlichen Jugendlichen will der Bundesrat direkt im Anschluss an die Sanktion eine Massnahme des Erwachsenenstrafrechts ermöglichen. Er hat an seiner Sitzung vom 6. März 2020 zwei Vorlagen mit diesen gezielten Massnahmen in die Vernehmlassung geschickt, mit denen er die Sicherheit noch weiter verbessern will.
https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2020/2020-03-060.html
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/strengere-regeln-fuer-verwahrte-straftaeter-im-hafturlaub?id=23767d73-ac3d-497f-8f24-26330ea996eb
-> https://www.luzernerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/bundesrat-will-den-schutz-vor-gefaehrlichen-straftaetern-verbessern-ld.1201304


+++BIG BROTHER
Zusätzliche Sicherheit im Schengen-Raum: Botschaften für SIS und ETIAS
Die Kontrollen der Aussengrenzen des Schengen-Raums sollen weiter verbessert und die Zusammenarbeit der nationalen Sicherheits- und Migrationsbehörden in ganz Europa soll gestärkt werden. Der Bundesrat hat dazu an seiner Sitzung vom 6. März 2020 zwei Botschaften ans Parlament überwiesen. Zum einen soll das Schengener Informationssystem (SIS) weiterentwickelt werden. Zum andern wird ein Europäisches Reiseinformations- und -genehmigungssystem (ETIAS) geschaffen.
https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2020/2020-03-061.html
-> https://www.derbund.ch/schweiz/standard/praeventive-einreisekontrollen-fuer-schengenraum/story/21697700


+++POLIZEI BS
«Polizeieinsatz zu filmen ist grundsätzlich zulässig»
Auch bei der Polizei führen Unbeteiligte, die Einsätze filmen, immer wieder zu Diskussionen. Die Basler Kantonspolizei klärt ihre Mitarbeiter nun auf.
https://www.20min.ch/schweiz/basel/story/-Polizeieinsatz-zu-filmen-ist-grundsaetzlich-zulaessig–16393726


+++RECHTSPOPULISMUS
«Ironisch gemeint»: SVP-Nationalrat Addor will nicht als Rassist gelten
Der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor ist am Freitag wegen Rassendiskriminierung vor dem Walliser Kantonsgericht erschienen. Die Staatsanwaltschaft verlangte die Bestätigung der in erster Instanz ausgesprochenen Geldstrafe. Sein Verteidiger plädierte auf Freispruch.
https://www.watson.ch/schweiz/svp/788789645-ironisch-gemeint-svp-nationalrat-addor-will-nicht-als-rassist-gelten
-> https://www.1815.ch/news/wallis/aktuell/addor/


+++HISTORY
Nazi Vermögen auf Konten der Credit Suisse? – Tagesschau
Noch heute sollen Vermögenswerte der Nazis auf Konten der Credit Suisse liegen. Ariel Gelblung vom Simon Wiesenthal Center in Buenos Aires fordert Aufklärung.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/nazi-vermoegen-auf-konten-der-credit-suisse?id=b3056c15-575b-4b1a-a0ca-1648906884f8