Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++ZÜRICH
Sans-Papiers-Kolumne: Frau, Migrantin und ohne Papiere
Geschätzt leben 10’000 Menschen ohne Papiere in Zürich, sogenannte
Sans-Papiers. Sie leben hier, sie arbeiten hier, aber sie haben (fast)
keine Rechte und keine Stimme. Licett Valverde, die als Sans-Papier in
die Schweiz kam, schreibt einmal im Monat auf Tsüri.ch über ihre
Erlebnisse.
https://tsri.ch/zh/sans-papiers-kolumne-frau-migrantin-und-ohne-papiere/
+++SCHWEIZ
Neues Asylgesetz wird ein Jahr alt: Amnesty International kritisiert Betrieb in den neuen Zentren
Vor einem Jahr ist das neue Asylgesetz in Kraft getreten. Seither häuft
sich Kritik, für vertiefte Abklärungen seien die Verfahren zu kurz. Laut
Amnesty International sind auch Abläufe in den neuen Bundesasylzentren
problematisch.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/neues-asylgesetz-wird-ein-jahr-alt-amnesty-international-kritisiert-betrieb-in-den-neuen-zentren-136440568
-> https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/dok/2020/ein-jahr-beschleunigtes-asylverfahren
+++TÜRKEI/GRIECHENLAND/EU
Nach Grenzöffnung: EU-Außenminister beraten am Donnerstag über die Türkei
Griechenland versucht an der Grenze Migranten zu stoppen und wirft dem
türkischen Präsidenten Erdogan vor, die Menschen zu instrumentalisieren.
Nun sollen die Außenminister der EU nach einer Lösung suchen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-an-der-grenze-zu-griechenland-eu-aussenminister-will-ueber-die-tuerkei-beraten-a-66cffc3d-9933-4a07-a5e8-adf520bfbde1
Die Tragödie von Idlib: Ein grausames Spiel mit den Flüchtlingen
Der türkische Präsident Erdogan hat die Grenzen zur EU geöffnet,
versucht, seinem Land noch mehr Flüchtlinge vom Leib zu halten. Die
Länder Europas müssen der Türkei Flüchtlinge abnehmen, fordert Karin
Senz – und damit Erdogan den Joker aus der Hand nehmen.
https://www.deutschlandfunk.de/die-tragoedie-von-idlib-ein-grausames-spiel-mit-den.720.de.html?dram:article_id=471404
Laut Türkei sollen 35.000 Menschen die türkische Grenze Richtung EU passiert haben
Kanzler Sebastian Kurz erklärt als Ziel, die EU-Außengrenzen zu schützen. Sonst würde „Österreich seine Grenzen schützen“
https://www.derstandard.at/story/2000115188841/laut-tuerkei-sollen-35-000-menschen-die-eu-grenze-passiert?ref=rss
Erdogans Öffnung: Österreich will bei steigenden Migrantenzahlen Grenzen schützen
Hunderte sollen die EU-Grenze bereits überquert haben. Der
österreichische Kanzler Kurz kündigt an: „Eine Situation wie 2015 darf
sich keinesfalls wiederholen.“
https://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-will-bei-steigenden-migrantenzahlen-nach-grenzoeffnung-der-tuerkei-grenzen-abriegeln-a-22b6a013-fa05-4f6c-a9d1-648402896a85
Nach Grenzöffnung durch Türke: Griechenland versucht, Migranten mit Gewalt zu stoppen
Die Türkei hat im Westen seine Grenze zur EU geöffnet, Tausende sollen
sie bereits überquert haben. Griechenland geht mit Gewalt gegen die
Menschen vor, setzt Tränengas und Blendgranaten ein.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-polizei-geht-nach-grenzoeffnung-der-tuerkei-gegen-tausende-migranten-vor-a-61bbe91a-af8b-4915-90fa-c1492b1b94c5
-> https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-geht-an-der-Grenze-mit-Traenengas-gegen-Fluechtlinge-vor-4671761.html
-> https://www.cash.ch/news/politik/grenzoeffnung-griechenland-wehrt-organisierte-migrationswelle-aus-der-tuerkei-ab-1489203
-> https://www.spiegel.de/politik/ausland/stacheldraht-gedraenge-traenengas-a-073265aa-c3d6-4aed-a029-d1184eee5a3b
-> https://www.tagesschau.de/ausland/griechenland-fluechtlinge-tuerkei-101.html
Erdogan: Türkei lässt Grenzen zur EU für Flüchtlinge offen
„Wir haben die Tore geöffnet“, verkündete der türkische Präsident am
Samstag. An die türkische Grenze sollen seit Freitag bereits 18.000
Flüchtlinge gekommen sein
https://www.derstandard.at/story/2000115175723/erdogan-tuerkei-laesst-grenzen-zur-eu-fuer-fluechtlinge-offen
-> https://taz.de/Tuerkei-geht-ueber-alle-Grenzen/!5667983/
-> https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-02/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-eu-grenzen
-> https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/erdogan-tore-fuer-fluechtlinge-geoeffnet,Rrsj7bv
-> https://www.stern.de/politik/ausland/erdogan-ueber-fluechtlingskrise—wir-haben-die-tore-geoeffnet–9164430.html
-> https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/erdogan-zu-fluechtlingspakt-wir-haben-die-tore-geoeffnet-16657399.html
-> https://ffm-online.org/61868-2/
-> https://gazete.taz.de/article/?article=!5667987
-> https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/erdogan-will-natohilfe-und-droht-eu-mit-grenzoeffnung/story/24585805
-> https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/bis-zu-30-000-fluechtlinge-koennten-heute-tuerkei-verlassen/story/23887893
-> https://www.srf.ch/news/international/fluechtlingskrise-in-idlib-es-braucht-dringend-eine-unhcr-krisenkonferenz
-> https://de.euronews.com/2020/02/29/griechisch-turkische-grenze-die-stimmung-ist-aufgeheizt
-> https://de.euronews.com/2020/02/29/offene-grenzen-griechische-polizei-setzt-tranengas-gegen-fluchtlinge-ein
-> https://www.deutschlandfunk.de/fdp-aussenpolitiker-tuerkei-hat-sich-in-syrien-komplett.694.de.html?dram:article_id=471383
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/tuerkei-fluechtlinge-grenze-eu-100.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-griechenland-119.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-griechenland-117.html
-> https://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-idlib-erdogan-101.html
-> https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-02/fluechtlingspakt-griechenland-recep-tayyip-erdogan
-> https://www.bernerzeitung.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/bis-zu-30-000-fluechtlinge-koennten-heute-tuerkei-verlassen/story/23887893
-> https://www.nau.ch/politik/international/turkei-lasst-grenzen-zur-eu-fur-fluchtlinge-offen-65670476
-> https://www.nzz.ch/international/erdogan-erhoeht-den-druck-auf-europa-ld.1543534
-> https://www.deutschlandfunk.de/migrationsforscher-zur-lage-an-griechisch-tuerkischer.694.de.html?dram:article_id=471394
-> https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/erdogan-oeffnet-tore-zur-eu?id=0814d65f-bebc-4a35-a716-4569beff6d30
+++FREIRÄUME
Eventverbot wegen Corona – Der Kanton Bern greift besonders hart durch
Anlässe mit weniger als 1000 Personen sind nur noch dann erlaubt, wenn die Veranstalter zwei Bedingungen erfüllen.
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/eventverbot-wegen-corona-der-kanton-bern-greift-besonders-hart-durch
-> https://www.zentralplus.ch/halten-sich-veranstalter-nicht-an-diese-auflagen-kommt-die-polizei-1739831/
—
Liquid Session im Dachstock der Reitschule abgesagt
Mit einiger Verzögerung hat auch die Reitschule auf die scharfen
Auflagen des Kantons reagiert und die geplante Veranstaltung im
Dachstock abgesagt. Die Liquid Session vom Samstagabend werde nicht
stattfinden, teilten die Betreiber mit.
«Wir sind in der Lage, die Auflagen zu erfüllen, können aber nicht die
Verantwortung übernehmen, dass die Angaben der Besuchenden zu 100
Prozent korrekt sind», heisst es in einer Erklärung auf Facebook.
Panik schüren wolle man nicht. Doch wäre es verantwortungslos, einen
Raum zu öffnen, ohne die Sicherheit der Gäste und des Personals zu
garantieren.
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus geht der Kanton Bern
weiter als die Vorgaben des Bundes. Bei Anlässen mit weniger als 1000
Personen müssen die Organisatoren nachweisen, dass keine Personen
anwesend sind, die in den vergangenen zwei Wochen aus
Covid-19-betroffenen Regionen angereist sind. Und sie müssen die
Identität aller Personen kennen.
Die Behörden wollen so sicherstellen, dass möglicherweise infizierte
Personen auch im Nachhinein gefunden werden können. Wer sich nicht an
die Auflagen hält, macht sich laut dem Stadtberner Sicherheitsdirektor
Reto Nause grundsätzlich strafbar. (sda)
(https://www.bernerzeitung.ch/coronavirus-im-kanton-bern-429171943512)
-> www.reitschule.ch
-> www.dachstock.ch
-> www.grossehalle.ch
+++GASSE
Schweizer Drogenpolitik als Modell für die USA – Tagesschau
Die USA leiden an der grössten Opioidkrise, die das Land je gesehen hat.
Die Suche nach Lösungen und einer anderen Drogenpolitik führte eine New
Yorker Delegation diese Woche nach Zürich.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/schweizer-drogenpolitik-als-modell-fuer-die-usa?id=c0e4cfe4-240e-40c9-b952-da83a9b18dbe
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Aktion gegen Karin Rykart
In der Nacht vom 28. auf den 29. Februar haben wir an das Parteibüro der
Grünen eine Karikatur von Karin Rykart hinterlassen. Karin Rykart
(Grüne) Vorsteherin der Stadtpolizei Zürich ist verantwortlich für die
politischen Entscheide die die Stadtpolizei Zürich fällt. Sie war es
auch, die letztes Jahr die alljährliche Frauen*demo durch massives
Bullenaufgebot versucht hat einzuschränken.
https://barrikade.info/article/3218
Sexualisierte Gewalt an der Uni Basel
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag haben wir die Wände diverser Unigebäude mit diversen Aufforderungen verziert.
Verfahrensfehler an der Universität Basel aufdecken!
Mit Farbe und Kleister gegen den sexistischen Normalzustand!
Wir fordern: Solidarität mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt!
https://barrikade.info/article/3216
+++RECHTSEXTREMISMUS
Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke (†65): Neonazi schoss mit Waffe aus der Schweiz
Die Spur der Tatwaffe im Mordfall Walter Lübcke (†65) führt in die
Schweiz. Die deutschen Ermittler haben hierzulande einen Rentner
befragt, der den Revolver in den Achzigerjahren gekauft hatte.
https://www.blick.ch/news/schweiz/mord-an-cdu-politiker-walter-luebcke-65-neonazi-schoss-mit-waffe-aus-der-schweiz-id15774718.html
+++CRYPTO-LEAKS
An die lieben Crypto-Zweifler
Die Schweizer Debatte über die Cryptoleaks nimmt aus der Aussensicht teilweise skurrile Züge an.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/an-die-lieben-cryptozweifler/story/20385791
Das Buch «Verschlüsselt» wird neu aufgelegt: Journalist Res Strehle referiert in Zug zu Crypto und Cryptoleaks
Der Journalist Res Strehle publizierte bereits 1994 ein Buch über den
«Fall Hans Bühler» und die Manipulation von Chiffriergeräten durch die
Zuger Cyrpto AG geschrieben. Nun wird dieses neu aufgelegt – und er
diskutiert darüber in Zug.
https://www.zentralplus.ch/journalist-res-strehle-referiert-in-zug-zu-crypto-und-cryptoleaks-1739543/
+++HISTORY
tagesanzeiger.ch 29.02.2020
«40 Jahre Pubertät zu spielen, wäre albern»
Die Rote Fabrik feiert einen runden Geburtstag. Kann ein alternatives Kulturzentrum so lang frisch bleiben?
Beat Metzler
Dieses Wochenende finden in der Roten Fabrik alle Veranstaltungen statt –
trotz Virus-Warnung. Die 1000er-Limite an Publikum wird nicht erreicht.
Susan Peter arbeitete von 1994 bis 2004 im Konzeptbüro der Roten Fabrik
und engagiert sich jetzt im Vorstand. Kyros Kikos ist seit 2006
mitverantwortlich fürs Konzeptbüro.
Was haben Sie im Gründungsjahr der Roten Fabrik gemacht?
Susan Peter: 1980 besuchte ich in der Stadt das Kindergartenseminar und
lief mitten in den Opernhauskrawall hinein. Das hat mich politisiert.
Von Anfang an ging ich als Besucherin in die Rote Fabrik.
Kyros Kikos: Davon bekam ich nichts mit. Da war ich ein 15-jähriger Schüler in Deutschland.
War Zürich wirklich so tot damals, wie es immer heisst?
Peter: Ein kulturelles Brachland. Es gab praktisch nichts für Jüngere.
Und plötzlich öffneten sich diese Hallen am See, in denen man Ideen
umsetzen und Neues ausprobieren konnte. Dieser Geist macht die Rote
Fabrik für mich bis heute aus.
Momentan läuft in Zürich viel. Wo steht da die Rote Fabrik?
Kikos: Unsere Aufgabe ist schwieriger geworden. Und interessanter. Wir sind nicht mehr automatisch der Place to Be.
Peter: Von der Roten aus sind immer viele kulturelle Impulse gekommen.
Wir waren oft vorne dabei, griffen neue und kontroverse Themen auf.
Heute machen viele Kulturorte etwas Ähnliches.
Man könnte sagen: Die Rote Fabrik hat ihren Auftrag erfüllt. Es braucht sie nicht mehr.
Kikos: Das glaube ich nicht. Als alternatives, subventioniertes Haus
unterscheiden wir uns in zwei wesentlichen Punkten vom restlichen
Angebot. Wir sind gemeinschaftlich organisiert. Und wir sind offen gegen
aussen.
Offen gegen aussen?
Kikos: Wer Ideen hat, aber keine Räume und technischen Möglichkeiten,
kann jederzeit bei uns anklopfen. Je nach Art der Veranstaltung schlagen
wir dann eine Koproduktion vor oder vermieten unsere Räume.
Da können alle mitmachen?
Kikos: Es gibt Grenzen. Hier findet nichts Rassistisches oder
Sexistisches statt. Ausserdem sollten die Anlässe öffentlich sein,
irgendwie interessant und nicht primär kommerziell. Nur eine Party zu
schmeissen, reicht nicht.
Peter: Tendenziell haben es Ideen von aussen nicht einfach, sich gegen
das bestehende Programm durchzusetzen. Aber es gibt keinen anderen
Kulturort in Zürich, wo sich Aussenstehende so einbringen können.
Hatte die Rote Fabrik nie eine Chefin oder einen Chef?
Peter: Nie. Sie war stets basisdemokratisch organisiert. Sicher haben
sich immer wieder informelle Hierarchien gebildet. Und mit den Jahren
wurden Prozesse vereinfacht und gebündelt. Aber die Entscheidungen
laufen bis heute so transparent und demokratisch ab, wie das in einer so
grossen Gruppe möglich ist.
Das Theaterbüro nennt das Jubiläum «40 Jahre Grundsatzdiskussionen». Das klingt anstrengend.
Peter: Das Aushandeln von Haltungen und Zielen kostet immer wieder viel
Kraft. Dabei müssen alle aufpassen, dass die Kultur nicht zu kurz kommt.
Kikos: Das Endziel eines Kollektivs kann nie darin liegen, perfekte
Abläufe zu kreieren. Es gibt kein System, in dem sich alles in
Zufriedenheit auflöst.
Das heisst, Streit gehört dazu?
Peter: Ja. Und das kann leider verletzend werden. Das gemeinsame
Aushandeln setzt hohe soziale Kompetenzen voraus. Man muss sich
einbringen können, Widerspruch ertragen, mit anderen Meinungen
klarkommen.
Kikos: In einem Kollektiv werden Konflikte rasch persönlich. Aber die Anstrengung lohnt sich.
Selbstorganisation: Was bringt diese den Besuchern?
Peter: Die Rote Fabrik lebt seit Beginn von einer Neugier, einem
wühlmausartigen Vortasten. Mit einer normalen Intendanz wäre hier
niemals so viel Innovatives entstanden.
Kikos: Heute ist Partizipation politisch gerade sehr angesagt. Wir
machen das schon seit 40 Jahren. Diese Erfahrungen sind sehr wertvoll.
Was hätten die bewegten Jungen 1980 von der heutigen Roten Fabrik gehalten?
Peter: Ich hätte sie toll gefunden.
Heute strahlt die Rote Fabrik Geschichte aus. Schreckt das die Jungen nicht ab?
Peter: Ich glaube, viele Junge schätzen gerade diese historische Tiefe.
Ich habe eine Nichte Anfang 20. Sie betrachtet die Rote sehr kritisch.
Sie findet, dass der Durchlauf fehle, dass immer die gleichen Leute das
Sagen hätten. Aber grundsätzlich gefällt es ihr hier, die Vielfalt, das
Andere, das Ungepützelte.
Und: Hat Ihre Nichte recht? Bräuchte es mehr Durchlauf oder eine Quote für Junge?
Peter: Sie spricht einen Schwachpunkt an. Und ich trage mit meinem Alter auch nicht zur Verjüngung bei.
Kikos: Es besteht immer die Gefahr, sich zu wiederholen, stets die
gleichen Leute anzusprechen und das Gespür für aktuelle Dynamiken zu
verlieren. Daher haben wir vor einem Jahr unser Clubkonzept umgestellt
und stark verjüngt. Daher haben wir uns auch schon früh mit
Veranstaltungen direkt an Kinder und Jugendliche gerichtet.
Manche sagen, die Rote sei zu einem Museum geworden.
Kikos: Aber ein geiles Museum. Im Ernst. Die Kritik an uns verläuft oft
entlang bestimmter Vorlieben. Ein Heavy-Metal-Fan vermisst, dass wir
kaum Heavy-Metal-Konzerte machen. Aber die Ansprüche sind sehr
unterschiedlich. Das Theaterpublikum ist ein anderes als jenes, das
unsere Konzerte besucht. Es gibt kein einheitliches Bild.
Ist es möglich, 40 Jahre lang jung zu bleiben?
Kikos: Wir sind kein Squat, sondern eine gesetzte Institution, die von
der Stadt jedes Jahr 2,4Millionen bekommt. 40 Jahre Pubertät zu spielen,
wäre albern. Es gilt, subkulturelle Strömungen im Auge zu behalten und
ihnen bei Bedarf Raum zu bieten.
Die Rote Fabrik liegt am Rand der Stadt. Was meinen Sie – ist die Abgeschiedenheit ein Vor- oder ein Nachteil?
Kikos: Sie nimmt Druck weg. Im Zentrum wären die Ansprüche grösser. Hier draussen konnten wir uns hipsterfrei entwickeln.
An schönen Tagen wirkt die Rote Fabrik wie ein Paradies für mittelständische Familien.
Kikos: Das ist doch toll. Alle sind willkommen. Hier vermischen sich die Menschen auf eine Art, die du sonst nirgends hast.
Die Reithalle in Bern sorgt oft für Kontroversen. Um die Rote Fabrik ist es in den letzten Jahren ruhig geblieben.
Kikos: Die zwei Städte kann man nun mal nur begrenzt vergleichen. Zürich
hatte immer grosse Squats, in denen sich die autonome Szene sammelte.
Die Rote Fabrik scheut keinerlei Konflikte. Aber Provokation an sich ist
noch kein Wert.
Peter: Die SVP wollte uns immer wieder das Geld streichen. Es gab
Zeiten, da fürchteten wir um unsere Zukunft. Momentan ist diese Gefahr
zum Glück klein.
Dann wird die Rote Fabrik 2060 das 80-Jahre-Jubiläum feiern?
Peter: Wir alle träumen von einem Altersheim hier. Nein. Ich hoffe, dass
die Rote Fabrik noch lange fortbesteht. Voraussetzung dafür ist, dass
sie wach bleibt.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/40-jahre-pubertaet-zu-spielen-waere-albern/story/13504614)