Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Interview zur Sabotage eines Ausschaffungslager
In das momentan leerstehende Bundesasyllager in Kappelen bei Lyss wurde
Anfang Februar 2020 eingebrochen und ein Wasserschaden verursacht um das
Gebäude unbenutzbar zu machen. Wir konnten mit dem Kollektiv
Wassertropf, welches verantwortlich dafür ist, ein Interview führen.
https://barrikade.info/article/3185
+++GRIECHENLAND
Aus Le Monde diplomatique: Griechische Wutbürger
Bei Protesten auf den ägäischen Inseln gegen die Flüchtlingslager
dominieren rechte Parolen. Die neue Regierung setzt auf Abschottung.
https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5665268/
Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern ist dramatisch. Die
Regierung sucht nach Antworten, doch die Probleme dürften noch lange
bestehen bleiben.
Die griechische Regierung hat das Problem unterschätzt. Ob die nun
getroffenen Massnahmen eine wirkliche Entlastung bringen, ist
umstritten.
https://www.nzz.ch/international/besuch-auf-samos-griechenland-scheitert-in-der-migrationsfrage-ld.1541484
+++MITTELMEER
Bundestagsgutachten: Eine zivile EU-Seenotrettungsmission ist möglich
„Die Europäische Union verfügt über mehrere Mechanismen, Instrumente und
Fördermittel für eine zivile Seenotrettungsmission im Mittelmeer, die
nur aktiviert werden müssen. Das belegt ein Gutachten des
Wissenschaftlichen Dienstes, das wir beauftragt haben. Jetzt liegt der
Ball bei der Bundesregierung“, schreiben vier Abgeordnete der
Bundestagsfraktion DIE LINKE. in einer gemeinsamen Erklärung.
https://andrej-hunko.de/presse/pressemitteilungen/4879-bundestagsgutachten-eine-zivile-eu-seenotrettungsmission-ist-moeglich
+++EUROPA
Fabrice Leggeri : „Letztes Mittel“
Frontex-Direktor Fabrice Leggeri über den Einsatz von Waffen an den EU-Außengrenzen und die neuen Aufgaben seiner Truppe.
https://www.zeit.de/2020/09/fabrice-leggeri-frontex-waffen-grenzwache-eu/komplettansicht
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
«Wir müssen den rechten Terror zurückdrängen»
Am Samstag waren rund 500 Menschen in Basel in Gedenken an die Opfer von
Hanau auf der Strasse. Sie demonstrierten gegen den Rechtsextremismus.
https://telebasel.ch/2020/02/22/wir-muessen-den-rechten-terror-zurueckdraengen
-> Demoaufruf: https://barrikade.info/article/3183
-> https://www.facebook.com/events/239601660397884/
«Wäm sis Rüebli?» – «Euses Rüebli!»
Bauern und die Klimastreikbewegung demonstrieren am Samstagnachmittag
gemeinsam in Bern. Sie fordern eine ökologischere Landwirtschaft.
https://www.derbund.ch/bern/waem-sis-rueebli-euses-rueebli/story/28231051
-> https://www.bernerzeitung.ch/kundgebung-essen-ist-politisch-zieht-heute-durch-bern-429500761103
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/bauern-und-klimastreikbewegung-demonstrieren-gemeinsam-in-bern-65666616
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/essen-ist-politisch-2000-demonstranten-ziehen-vors-bundeshaus-136407033
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/bauern-und-klimaschuetzer-demonstrieren-fuer-landwirtschaft-mit-zukunft-136407187
-> https://www.toponline.ch/news/schweiz/detail/news/bauern-und-klimaaktivisten-demonstrieren-gemeinsam-in-bern-00129387/
-> https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/essen-ist-politisch-tausende-demonstrieren-in-bern-fuer-eine-oekologische-landwirtschaft-136406812
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/freiamt/er-demonstriert-fuer-eine-oekologische-landwirtschaft-und-faehrt-dafuer-mit-dem-elektromaehtraktor-nach-bern-136402791
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/bauern-und-klimaaktivisten-demonstrieren-zusammen?id=08d1e2a8-faca-45bd-8174-08de6edfd790
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/bauern-und-klimastreikbewegung-demonstrieren-gemeinsam/story/26440377
-> https://www.landwirtschaftmitzukunft.ch
-> https://www.facebook.com/events/421701022041215/
+++RECHTSPOPULISMUS
«Shell Papers»: Dutzende Multis finanzierten Klima-Skeptiker
Ein Professor für Chemie bezeichnete den Treibhauseffekt als Mythos und
CO2 als ungefährlich und «gut für Pflanzen». Für diese Aussagen erhielt
er von Dutzenden von Firmen Geld.
https://www.derbund.ch/wirtschaft/shell-papers-dutzende-multis-finanzierten-klimaskeptiker/story/21591385
+++RECHTSEXTREMISMUS
Gesucht Influencer*in, jung, rechts
Mit großem Aufwand bauen Neue Rechte ein Netzwerk von Medien und
Influencern auf, in dem oft Desinformation verbreitet wird. Junge
Youtuber wie Niklas Lotz mit seinem Kanal „Neverforgetniki“ oder Naomi
Seibt profitieren davon. Wir zeigen, wer ihnen beim Aufstieg half.
https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/02/21/gesucht-influencerin-jung-rechts
#HANAU
-> https://twitter.com/hashtag/Hanau?src=hashtag_click&f=live
-> https://anfdeutsch.com/aktuelles/hamburger-aufruf-gegen-den-rechten-terror-17442
-> https://www.spiegel.de/politik/hanau-gruene-fordern-strengere-waffengesetze-a-949683bc-9aaa-453c-8961-5e52e8f71674
-> https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/hanau-und-halle-anschlaege-wir-duerfen-uns-nicht-einschuechtern-lassen-a-3246b9c6-a536-4b70-adf0-8d451090fb2f
-> https://krautreporter.de/3247-hanau-thuringen-halle-und-die-verantwortung-der-cdu
-> https://www.spiegel.de/politik/hanau-afd-funktionaere-haben-im-oeffentlichen-dienst-nichts-zu-suchen-a-fbaf0068-eac8-459d-96b0-405379c93436
-> https://franziskaschutzbach.wordpress.com/2020/02/21/zum-kommentar-von-eric-gujer-in-der-nzz/
-> https://www.fr.de/rhein-main/main-kinzig-kreis/hanau-ort66348/hanau-terror-anschlag-welchen-anfaengen-wehren-gastbeitrag-13553887.html
-> https://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-muetter-von-hanau-gastbeitrag-von-sinem-taskin-a-0140e0c8-c629-4d86-9e7e-ff1e7e3baf44?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/ticker-ermittler-informieren-elf-tote-nach-schuessen-in-deutschland/story/21318174
-> https://www.derstandard.at/story/2000114868836/auch-in-oesterreich-geht-von-rechts-gefahr-aus?ref=rss
-> https://www.hessenschau.de/opfer-des-anschlags-neun-junge-hanauer-mitten-aus-dem-leben-gerissen,opfer-hanau-anschlag-100.html
-> https://www.spiegel.de/kultur/azzi-memo-ueber-hanau-hanau-ist-so-eine-friedliche-stadt-a-43445a0a-059e-41f8-8dd3-e5ee6d9ccfdf
-> https://www.nau.ch/politik/international/hanau-terror-fordert-die-afd-rechtsradikale-gewalt-65665922
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/nach-hanau-attentat-demonstration-gegen-rassismus-in-zurich-65666339
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/schweizer-politiker-kritisieren-afd-bezuglich-hanau-attentat-65666216
-> https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/nadire-y-biskin-die-angst-begleitet-mich-taeglich-li.76519
-> https://www.blick.ch/news/ausland/weiss-nicht-zu-was-er-in-der-lage-ist-hat-der-vater-tobias-r-zum-zehnfach-mord-inspiriert-id15762194.html
-> https://www.tagesspiegel.de/politik/nach-den-morden-von-hanau-was-jeder-gegen-die-verrohung-tun-kann/25571734.html
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-02/demonstration-hanau-anschlaege-rechtsextremismus-rassismus
-> https://www.hessenschau.de/panorama/tausende-demonstrieren-gegen-den-moerderischen-hass,hanau-demonstrationen-100.html
-> https://www.tagesschau.de/inland/hanau-reaktionen-109.html
-> https://www.tagesschau.de/inland/hanau-reaktion-gewalttaten-103.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1133241.hanau-blauer-hass-gegen-shisha-bars.html
-> https://taz.de/Nach-rassistischem-Anschlag-in-Hanau/!5665542/
-> https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/hanau-6000-menschen-bei-demo-gegen-rassismus-a-6f96f6dc-567d-49cf-8111-bfce82fc149a?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-02/hanau-freiheitsplatz-demonstration-angehoerige-antirassismus
-> https://www.hessenschau.de/tv-sendung/demos-gegen-hetze-nach-hanau-anschlag,video-115398.html
-> https://taz.de/Nach-rassistischem-Anschlag-in-Hanau/!5665545/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1133265.hanau-drei-tage-danach.html
-> https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/Staatsschutz-ermittelt-Schuesse-auf-Stuttgarter-Shisha-Bar,stuttgarter-shisha-bar-schuesse-100.html
-> https://www.tagesschau.de/inland/afd-debatte-hanau-101.html
-> https://www.nzz.ch/international/mehrere-tote-durch-schuesse-in-hanau-ld.1541646
+++CRYPTO-LEAKS
Geheimdienstaffäre Cryptoleaks – «Die Schweiz war ein Hotspot für ausländische Geheimdienste»
Dass gerade die Schweiz Schauplatz der umfassenden Abhöraktion geworden
ist, die mit #cryptoleaks aufgedeckt wurde, sei kein Zufall, sagt der
emeritierte Geschichtsprofessor Jakob Tanner. Dies lasse sich mit der
geschichtlichen Entwicklung erklären.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-die-schweiz-war-ein-hotspot-fuer-auslaendische-geheimdienste
Die Chancen für eine Crypto-PUK sinken
Soll das Parlament eine Untersuchungskommission einsetzen im Fall Crypto? Die bürgerlichen Parteien zögern die Antwort hinaus.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/die-chancen-fuer-eine-cryptopuk-sinken/story/25706110
Crypto: Die Sicherheitsbranche sucht den Ausweg aus der Krise
Schweizer Datensicherheitsfirmen meiden nach dem Fall der Crypto AG die
Öffentlichkeit. Experten sprechen von einer Krise für die Branche.
https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/crypto-die-sicherheitsbranche-sucht-den-ausweg-aus-der-krise
—
tagesanzeiger.ch 22.02.2020
Cryptoleaks: Jetzt kommt Kritik aus dem Ausland
Die Spionageaffäre ist international Thema. Mehrere Länder haben bei der Schweiz interveniert. China geisselt die USA.
Christian Brönnimann, Thomas Knellwolf, Oliver Zihlmann
Seit zehn Tagen weiss die Welt genau, wie die USA und Deutschland mit
manipulierten Chiffriergeräten der Zuger Crypto AG andere Staaten
ausspioniert haben. Über hundert Länder sind von der
Geheimdienst-Operation betroffen. Es ist eine der grössten, die je
bekannt wurde. Inzwischen haben sich immer mehr Regierungsvertreter und
Diplomaten zur Affäre geäussert – auch direkt gegenüber der Schweiz.
Vor einer Woche sagte Bundesratssprecher André Simonazzi noch, dass man
keine Reaktionen auf die Enthüllungen erhalten habe. Das hat sich
inzwischen geändert. Es habe «wenige Reaktionen von Drittstaaten
gegenüber der Schweiz» gegeben, erklärt Renato Kalbermatten, Sprecher im
Verteidigungsdepartement, auf Anfrage. Von welchen Ländern die
Interventionen kamen und wie sie konkret ausfielen, hält er unter
Verschluss.
«Stoppt den Dieb»
Öffentlich hat sich bislang China am dezidiertesten zu Wort gemeldet.
Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums sagte, die
Cryptoleaks-Enthüllungen hätten einmal mehr gezeigt, dass die USA der
grösste staatliche Akteur beim Spionieren im Cyberspace seien. Weiter
forderte er die Amerikaner auf, sich der internationalen
Staatengemeinschaft zu erklären. Zudem warf er den USA Scheinheiligkeit
vor. Sie agierten «wie Diebe, die «Stoppt den Dieb» schreien».
Diese Äusserungen stehen wohl im Zusammenhang mit den laufenden
Bemühungen der USA, andere Länder davon abzubringen, für den Aufbau des
5G-Mobilfunknetzes die Technik des chinesischen Konzerns Huawei
einzusetzen. Die Trump-Regierung warnt davor, dass das chinesische
Regime Daten aus solchen Netzen absaugen könnte – ganz ähnlich wie das
die Amerikaner jahrzehntelang dank den Crypto-Geräten selber gemacht
haben. In diese Richtung zielen auch Aussagen des chinesischen
Top-Diplomaten in Brüssel. Die Crypto-Enthüllungen machten klar, weshalb
die USA so vehement gegen Huawei agierten, sagte Botschafter Zhang Ming
am Dienstag vor Journalisten.
Ein asiatischer Abnehmer von Geräten der Crypto AG war Malaysia.
Innenminister Muhyiddin Yassin versuchte den Schaden zu begrenzen.
Malaysia habe die Crypto-Maschinen nicht genutzt, um «wichtige
Geheimnisse» zu übermitteln, sagte er vor Medienvertretern. Malaysia
verfüge über eigene kryptologische Verfahren, ergänzte ein
Polizei-General.
Iran hält sich bislang zurück
In Belgien untersucht der Miltärnachrichtendienst SGRS den potenziellen
Umfang der Abhöraktion. Das Land ist als Sitz der Nato und der EU
besonders interessant für Spione. Laut Verteidigungsminister Philippe
Goffin hat die belgische Armee bis Mitte 70er-Jahre Crypto-Maschinen
gekauft.
In Norwegen zeigte sich der stellvertretende Direktor der Nationalen
Sicherheitsbehörde, Hans Robert Bjørnaas, von den Enthüllungen nicht
überrascht. Das Nato-Land selber vermied gemäss der Osloer Zeitung DN
wegen Spionageverdachts den Einsatz von Crypto-Geräten. Doch die
norwegische Kongsberg Gruppe, lange Zeit in Staatsbesitz, hat
Rüstungstechnik mit Komponenten aus dem Kanton Zug in den Nahen Osten
und nach Osteuropa verkauft.
In Österreich schliesslich gab Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
bekannt, dass die Generalsekretäre des Innen-, des Verteidigungs- und
des Aussenministeriums mit einer hohen Vertreterin der USA getroffen
hätten, um Aufklärung in dieser Sache zu betreiben.
Zurückhaltend geblieben ist der Iran, obschon das Ayatollah-Regime bis
in die 90er-Jahre ein Crypto-Grosskunde gewesen war und es kaum eine
Gelegenheit auslässt, die USA zu geisseln. Ein Vertreter der iranischen
Botschaft in Bern richtete aus, man habe im Moment nichts zur
Crypto-Angelegenheit zu sagen. Eine Erklärung für die Passivität
lieferte der iranische Aussenminister an der Münchner
Sicherheitskonferenz. Zu ZDF und „Washington Post“ sagte Mohammad Jawad
Zarif mit ironischem Unterton: «Dank der US-Sanktionen hat uns die
Crypto in den letzten 25 bis 30 Jahren nichts mehr verkauft. Sanktionen
haben auch ihre guten Seiten, das ist eine davon.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/laender-weltweit-reagieren-auf-die-cryptoleaks/story/15038241)
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/mehrere-staaten-gelangen-in-crypto-skandal-offenbar-an-die-schweiz-65666479
-> https://www.cash.ch/news/politik/mehrere-staaten-gelangen-crypto-skandal-offenbar-die-schweiz-1484557
—
handelszeitung.ch 22.02.2020
So wollten CIA und BND die Iran-Geisel Hans Bühler kaltstellen
Über neun Monate hat Crypto-AG-Mann Bühler im Iran im Gefängnis
verbracht. Es folgte eine lebenslange Odysee auf der Suche nach
Antworten.
Von Stefan Barmettler
Mehr Heuchelei geht nicht. Am 5. Januar 1993 durfte der Schweizer
Exportmanager Hans Bühler das Militärgefängnis in Teheran verlassen, in
dem er fast 10 Monate verhört und gefoltert worden war.
Neun Tage nach der Rückkehr lud Crypto-Chef Michael Grupe den
langjährigen Mitarbeiter zum «grossen Wiedersehen» ins
Personalrestaurant in Steinhausen ein, wie unveröffentlichte Dokumente
aus Bühlers Nachlass zeigen. Ab 16 Uhr klirrten die Gläser, hallten
Grupes salbungsvolle Worte und bunte Ballon mit «Welcome-Back-Grüssen»
klebten an der Kantinendecke.
Unter Applaus der Belegschaft kündigte Heimkehrer Bühler an, er freue
sich, schon bald als Innendienstmitarbeiter anpacken zu dürfen. Doch
vorerst gönne er sich zwei Wochen Ferien, die ihm Crypto-Chef Grupe nach
der erlebten Folterzeit geschenkt habe.
Die Skiferien in Arosa brachten der Familie allerdings nicht die
erhoffte Ruhe, sondern einen Schock: Am vorletzten Ferientag erhielt er
die Kündigung. Eine Weiterbeschäftigung sei wegen Vertrauensmangel nicht
mehr möglich.
Iran wollte Bühler loswerden
Soviel ist heute klar: Die Steinhausener Chiffrierfirma Crypto, die ab
1970 durch CIA und Bundesnachrichtendienst (BND) unterwanderte war,
wollte Bühler möglichst schnell los werden. Der Rausschmiss war bloss
der Anfang einer jahrelangen Kampagne, welche die Firma im Würgegriff
westlicher Geheimdiensten gegen den ehemaligen Mitarbeiter inszenierte,
wie Dokumente zeigen.
Die Zermürbungs-Operation lief bei den Schlapphüten unter dem Codenamen
«Hydra», also jenem schlangenähnlichen Monster, dem man die Köpfe
abschlägt – und neue wachsen nach.
Ziel war es, Bühler zum Schweigen zu bringen, um die Manipulationen an
den Chiffriergeräten im Dunkeln zu halten. Doch Bühler, der nicht
wusste, weshalb ihm die Iraner mit dem Tod drohten, suchte nach der
Wahrheit.
Angefangen hatte das Agieren von CIA und BND bereits während Bühlers
Haft in Teheran. Man zeigte wenig Interessen, ihn aus dem gefürchteten
Gefängnis zu befreien. Nach drei Monaten mit 400 Stunden Verhör war
selbst den Iranern klar, dass Bühler nicht der Superagent der Amerikaner
war, sondern ein Exportmanager aus der Schweiz – erfolgreich, aber
harmlos.
Über zehn Jahre hatte er den Iranern Crypto-Chiffriergeräte im Wert von
100 Millionen Franken verkauft. Dass darunter viele
Verschlüsselungsapparate waren, deren Botschaften CIA und BND
entschlüsselten, wusste er nicht. Gemäss US-Quellen fingen die
Geheimdienste so 19’000 Geheimdepechen der Iraner ab.
Weil selbst die Drohung der Iraner, Bühler beim Verheimlichen von Wissen
die Augen auszubrennen, nichts fruchteten, drängten sie im August 1993
auf einen speditiven Abschluss. Via Schweizer Botschaft in Teheran
verlangten sie eine Million Dollar für die Freilassung.
Doch die Crypto-Chefs spielten weiter auf Zeit. Mal war Funkstille, dann
feilschte man ums Geld oder man behauptete, Bühler sei ohne Wissen der
Firma in den Iran gereist.
Deshalb sollte er sich gar verpflichten, die geforderte Million Lösegeld
an die Firma zurück zu zahlen. Ein Ablenkungsmanöver, denn in den
Unterlagen liegt ein von zwei Kaderleuten visierter Reiseplan.
Nach Widerspruch seines Anwaltes verzichteten die Firma auf die
Geldforderung, doch sie stellten eine nächte Bedingungen an den immer
noch inhaftierten Bühler. Vor seiner Rückkehr in die Schweiz musste er
sich verpflichten, Crypto-CEO Michael Grupe für ein vertrauliches
Gespräch zur Verfügung zu stehen, und zwar in Istanbul.
Am Bosborus würde ihm vom Chef persönlich mitgeteilt, «wie er sich nach
seiner Rückkehr in die Schweiz zu verhalten hat», steht im Geheimdeal.
Erst dann durfte er nach Hause zur Familie reisen.
Besuch von der Bundespolizei
Am 3. Januar, Monate nach der Verhandlungsbereitschaft der Iraner, war
die Frontfirma von CIA und BND in Zug endlich bereit, die Kaution zu
überweisen. Seit den Enthüllungen der Crypto Leaks weiss man vom
Gerangel hinter den Kulissen: Die CIA weigerte sich, auch nur einen Cent
zu übernehmen, weil US-Geheimdiensten das Freikaufen von Geiseln
untersagt ist. Schliesslich kam der BND für Bühlers Rückführung und die
Lösegeldzahlung auf.
Für die deutschen Schnüffler war es der Schlusspunkt. Weil ihnen die
Spionage-Operation zu heiss wurde, verkauften sie ihren Firmenanteil für
27 Millionen Dollar an die CIA, die nun alleinige Besitzerin der Crypto
war.
Während Crypto Bühler rasch fallen liess, tauchten zehn Tage nach seiner
Rückkehr – gemäss Bühlers Privatnotizen – drei Beamte der Bundespolizei
bei ihm in Zürich-Oerlikon auf.
Die Herren H.R., E.S. und H.H. löcherten ihn mit Fragen über den
Wissensstand der iranischen Verhörbeamten. Offenkundig wollte das Trio
aus Bern herausfinden, wie die Iraner auf die Spur der manipulierten
Chiffriergeräte gekommen waren – über technisches Wissen oder einen
Maulwurf im Westen.
Bühler stand nach seiner Entlassung vor einem Scherbenhaufen. Der Radius
des erfahrenen Exportingenieurs war arg eingeschränkt, denn nach der
Verurteilung im Iran zu drei Jahren Haft drohte ihm bei Grenzübertritten
Verhaftung und Auslieferung. Doch Bühler brauchte dringend Job und
Geld.
Gemäss seinen Notizen stand eine grosse Zahnkorrektur an, die gemäss
Voranschlag 36’000 Franken verschlingen würde. Der Grund für den
Eingriff: Die Mangelernährung in Geiselhaft hatte seinem Gebiss schwer
zugesetzt. Weil er illiquid war, stellte er und später seine Frau Vreni
bei Aussendepartement Anträge auf teilweise Übernahme von Anwaltskosten,
die sich mittlerweile auf 13’500 Franken beliefen. Das Ministerium, das
Bühler Monate zuvor einen Anwalt empfohlen hatte, lehnte ab.
Geheimvertrag mit Crypto
Schliesslich nahm Bühlers Anwalt Verhandlungen mit Crypto AG auf, um
eine Abgangsentschädigung auszuhandeln. Am 10. Dezember 1993, fast ein
Jahr nach seiner Befreiung, unterschrieb er eine Auflösungsvereinbarung.
Vereinbart wurde «absolute Vertraulichkeit», zudem war es Bühler
untersagt, Kontakt zu früheren Arbeitskollegen aufzunehmen.
Im Gegenzug erhielt er eine Einmalzahlung von 250’000 Franken;
allfällige Sozialabzüge müssten von den Parteien «je zur Hälfte getragen
werden», wie es in der zweiseitigen Vereinbarung heisst.
Ein Lichtblick wars, als ihm die Exportförderagentur Osec (heute
Switzerland Global Enterprise) eine Stelle anbot. Die Idee stammte
gemäss Bühlers späteren Informationen aus Bundesbern («damit Ruhe sei»);
die Osec war mehrheitlich durch Bundesgelder finanziert. Doch nach
knapp einem Jahr war Schluss. «Angeblich solle es Druck aus Bern gegeben
haben», schrieb Bühler frustriert in seinen Notizen.
Es war seine letzte Anstellung. Mit 53 Jahren war der einstige
Topverkäufer bis zur Pensionierung ohne Arbeit und Verdienst. Angewiesen
war er fortan auf die finanzielle Unterstützung seiner damaligen
Partnerin und späteren Ehefrau.
Bühler suchte weiter nach den Gründen für seine Haft
Doch die Suche nach den Gründen seiner Haft liess ihn nicht los. Er traf
ehemalige Entwicklungsingenieure und merkte schnell, dass die meisten
Chiffriergeräte so manipuliert waren, dass die verschlüsselte Depechen
durch BND und CIA mitgelesen oder abgehört werden konnten.
Chiffriergeräte des Modells Typ-500 wurden direkt von Motorola aus den
USA angeliefert. Zudem seien aus Übersee ständig Auflagen für
Chiffrierkonzepte eingetroffen, notierte er. Auch seien in der Zuger
Firma Kryptologen aus den USA ein- und ausgegangen. Intern war es längst
kein Geheimnis, dass die CIA in Steinhausen die Fäden zog.
Als Bühler das Gehörte mit Journalisten teilte, reichte eine
Anwaltskanzlei Verleumdungsklage ein. Die Behauptung, wonach Crypto
unterwandert sei, wäre «ein infamer Vorwurf». Deshalb gehöre ihm
umgehend ein «Maulkorb» verpasst. Die geforderte Genugtuung über 10’000
Franken würde Crypto Amnesty International überweisen – «um nicht in den
Verruf zu kommen, sich am Beklagten bereichern zu wollen.»
Anzeige
Nach Prozessende schrieb der Cyrpto-Präsident in einer Imagebroschüre:
Man habe sich mit Bühler aussergerichtlich geeinigt. Es gäbe keinen
Grund mehr zu behaupten, deutsche oder amerikanische Geheimdienste
hätten Crypto-Chiffriergeräte manipuliert. Und versicherte: «Die Firma
hat keine Leichen im Schrank.» Es war eine nächste Lüge. Noch jahrelang
war die CIA Eigentümerin der Firma.
PS: Crypto International Group in Steinhausen hat mit der damaligen Crypto AG nichts zu tun.
+++POLICEDOG
tagesanzeiger.ch 22.02.2020
Dieser Polizeihund erkennt Handys an ihrem Geruch
Immer wieder gelingt es Häftlingen, Handys ins Gefängnis zu schmuggeln. Dusty versucht, dies zu verhindern.
Michel Wenzler
Dusty winselt, er liegt wie von seinem Herrchen angewiesen auf dem
Boden, die Muskeln angespannt. Er lässt Hundeführer Jürg Berger, der den
Übungsraum abschreitet, keinen Augenblick aus den Augen. Dann – auf das
Kommando «Komm Dusty, wir gehen Spiele suchen!» – springt der Deutsche
Schäferhund sofort auf. Die Aufforderung dazu braucht es fast nicht
mehr, so gross ist seine Vorfreude.
Berger führt den Hund von einem Gegenstand auf dem Boden zum anderen.
Dusty ist aufgeregt, hält die Schnauze tief, schnüffelt alles ab.
Irgendwo in einem der aufgereihten Vogelhäuschen oder in einer der
Taschen könnte versteckt sein, was es zu finden gilt. Dusty ist so
ungestüm, dass er eines der Vogelhäuschen umstösst. Kurz darauf
irritiert ihn eine der Taschen. Er verharrt davor, aber da ist nichts.
Schliesslich stösst er im zweiten Rundgang auf das Handy, das Bergers
Kollege Reto Moser in einem der Vogelhäuschen versteckt hat.
Dusty ist der erste Spürhund der Schweiz, der auf Handys und Datenträger
wie SIM-Karten, Festplatten und USB-Sticks abgerichtet ist. Er kommt in
der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf zum Einsatz. Wie in
anderen Gefängnissen schaffen es auch dort Insassen immer wieder, Handys
ins Innere zu schmuggeln (wie die Handys in die Strafanstalt Pöschwies
kommen, lesen Sie in diesem Artikel: Handys fliegen über die
Gefängnismauer – nun wird gerodet).
Ein bekanntes Beispiel ist Jeton G., der derzeit am Bezirksgericht
Zürich wegen der Ermordung seines Erzrivalen angeklagt ist. Am Prozess
gegen ihn wurde bekannt, dass er sich in der Pöschwies von einem
Mithäftling mit einem Handy filmen liess, als er gewaltverherrlichende
Lieder sang. Das Video gelangte ins Internet. Wie das Handy den Weg ins
Gefängnis gefunden hat, ist unklar.
Wie ein Drogenspürhund
Dusty vom grauen Indianer, wie der Rüde mit vollem Namen heisst, soll
helfen, solche Fälle zu unterbinden. Jürg Berger hat seinen Hund in
Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt und der Kantonspolizei zum
Mobilfunk- und Datenträgerspürhund ausgebildet. «Handys, die ins
Gefängnis geschleust werden, sind nebst Drogen zunehmend ein Problem»,
sagt Berger.
In der Pöschwies sind schon lange zwei Hunde zum Auffinden von
Betäubungsmitteln im Einsatz und neu auch Dusty für das Aufspüren von
Mobiltelefonen. Ein zweiter Handyspürhund soll bald folgen. Absuchen
dürfen die Hunde nur Räume – beispielsweise Gefängniszellen – oder
offenes Gelände. Nicht eingesetzt werden dürfen sie aber gemäss Gesetz
für die Kontrolle von Personen. Dies ist weiterhin die Aufgabe von
Menschen.
Berger hat seinen bald vierjährigen Rüden über ein Jahr hinweg
trainiert. Alternativ wäre ein fünfwöchiger Intensivkurs in einem
Ausbildungszentrum möglich gewesen. Ob Drogen- oder Mobiltelefonspürhund
– die Ausbildung verläuft nach dem gleichen Muster. Geübt wird mit
sogenannten Sokks. Das sind Rohlinge aus Hartwatte, die mit einer
Substanz versehen sind. Hergestellt werden sie von einer Firma in
Deutschland.
Welche Stoffe sie genau enthalten, hält das Unternehmen unter
Verschluss. Auch Berger und sein Chef Reto Moser, Gruppenleiter der
Diensthundeführer in der Pöschwies, wissen es nicht. Sie gehen aber
davon aus, dass die Sokks Nanopartikel von Lithium oder bestimmten
Legierungen enthalten, die für Handys verwendet werden.
Herzhafter Biss ins Kissen
Zu Beginn der Ausbildung stecken die Trainer die präparierten Rohlinge
jeweils in ein Plastikrohr und lassen den Hund damit spielen, damit er
mit dem Geruch vertraut wird. Dann fangen sie an, das Rohr zu
verstecken, und lassen den Hund danach suchen. Schliesslich verstecken
sie Handys und andere Datenträger. Der Hund lernt zudem, das gefundene
Objekt mit einer bestimmten Stellung anzuzeigen. Dusty beispielsweise
verharrt jeweils bewegungslos an Ort und Stelle, wenn er fündig wird. So
auch beim zweiten Experiment, als er unter mehreren Kartonschachteln
jene ausfindig machen muss, in der sich eine SIM-Karte befindet.
Nun ist Jürg Berger an der Reihe. Er zieht ein kleines Plastikteil aus
seiner Hosentasche, ein Klicker, und drückt darauf. Es ertönt ein
schnalzendes Geräusch. Dusty erwacht sofort zum Leben und springt
freudig an seinem Herrchen hoch. Er ist auf diesen Klang konditioniert,
denn er weiss: Nun darf er zur Belohnung spielen. Jürg Berger reicht ihm
ein Beisskissen, in das Dusty mit Genuss seine Zähne vergräbt. Die
beiden kämpfen eine Weile spielerisch darum.
«Ein guter Spürhund ist agil und spielt gerne», sagt Berger. Das sei
deshalb wichtig, weil für den Hund das Auffinden von Gegenständen nichts
anderes als ein Spiel sei. Für Dusty beginnt dieses dann, wenn Berger
ihn in einem Raum platziert, diesen abschreitet und schliesslich den
Schäfer zum Spielen auffordert. Und es erreicht dann seinen Höhepunkt,
wenn der Hund erfolgreich ist, sein Führer das Klickgeräusch macht und
sich die Anspannung mit einer kleinen Rangelei um das Beisskissen
entlädt.
Nicht in die Irre geführt
Hartnäckigkeit ist ein weiteres wichtiges Merkmal eines guten
Spürhundes. Das zeigt sich auch beim dritten Experiment, als Moser ein
Handy in einem Auto versteckt und sich Berger und Dusty auf die Suche
machen. Der Hundeführer schreitet scheinbar zielstrebig am Auto vorbei,
aber der Schäfer lässt sich davon nicht beirren. Er lässt sein Herrchen
alleine ziehen und findet rasch das versteckte Handy.
Auch diesen Test hat der Vierbeiner somit bestanden. Problematisch wäre
es, sagt Berger, wenn sich Dusty von seinem Verhalten zu stark
irritieren lassen würde. Denn auch er selbst könne mitunter eine
Situation falsch einschätzen. «Für solche Fälle ist es wichtig, dass
Dusty eigenständig funktioniert und sich von mir nicht beeinflussen
lässt.» Umgekehrt sei es wichtig, dass er seinen Hund gut lesen könne
und merke, wenn dieser eine Spur aufgenommen habe.
In der Pöschwies hat Dusty mittlerweile schon einige Handys aufgespürt.
Aber eine hundertprozentige Erfolgsgarantie gibt es nicht. «Hunde sind
Lebewesen – sie machen wie wir auch einmal einen Fehler oder übersehen
etwas», sagt Gruppenleiter Moser. Oder sie lassen sich verunsichern, wie
beim ersten Experiment, als Dusty vor einer Tasche verharrte, in der
sich gar kein Telefon befand. «Möglicherweise war da aber vor kurzem ein
Handy drin, und Dusty hat es noch gerochen», sagt Moser.
Und was tut Dusty nach verrichteter Arbeit? Jürg Berger und sein
Spürhund verbringen viel Zeit miteinander, denn die beiden müssen gut
aufeinander eingespielt sein. Deshalb nimmt Berger den Schäfer abends
jeweils zu sich nach Hause. Dann ist Dusty ein normaler Familienhund –
er hat also auch ein Privatleben. Recht unspektakulär sei dieses, sagt
Berger. Dusty sei abends oft müde, da er sich tagsüber viel bewege.
Ansonsten verhalte er sich aber wie jeder andere Familienhund. Er werde
zum Beispiel auch gern gestreichelt.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/dieser-polizeihund-erkennt-handys-an-ihrem-geruch/story/26422790)