Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Weniger Sozialhilfe für Asylbeantragende
https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2020-02-19#chapter-13f367cc-6f9b-4c29-9060-965720ff45cd
Anfänger*innenfehler, der
Auf Berndeutsch ist «lehren» und «lernen» das selbe Wort. Deutschunterricht in der Autonomen Schule mit Sarah Wyss.
http://www.ksb.ist/doc/deutschfueranfaengerinnen
+++LUZERN
Kanton kündigte dem Arbeiterhilfswerk – Integrationsexpertin: «Der Kanton Luzern nimmt unser Know-how nicht zur Kenntnis»
Der Kanton Luzern hat dem Arbeiterhilfswerk Zentralschweiz (SAH) den
Leistungsauftrag für die berufliche Integration von Flüchtlingen auf
Anfang 2021 gekündigt. Die Betroffenen sind vor den Kopf gestossen.
https://www.zentralplus.ch/integrationsexpertin-der-kanton-luzern-nimmt-unser-know-how-nicht-zur-kenntnis-1731541/
+++ZÜRICH
Kritik am Bundesasylzentrum in Zürich – Juso setzen SP-Stadtrat Golta unter Druck: «Mit Gesprächen allein ist nichts getan»
Die Juso bezeichnen die Zustände im Bundesasylzentrum auf dem
Duttweiler-Areal als «nicht tolerierbar». Auch Raphael Golta hatte die
Situation bereits scharf kritisiert. In einem offenen Brief fordern die
Juso nun, dass er seinen Worten Taten folgen lässt.
https://www.nzz.ch/zuerich/bundesasylzentrum-zuerich-juso-macht-druck-auf-sp-stadtrat-golta-ld.1541438
-> Offener Brief: https://jusozueri.ch/2020/02/19/offener-brief-an-den-stadtrat-von-zuerich/
+++SCHWEIZ
Dublin-Überstellungen nach Bulgarien stoppen
Das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen in Bulgarien würden zwar
«besorgniserregende Mängel» aufweisen, konstatiert das
Bundesverwaltungsgericht. In einem neuen Referenzurteil listet es die
gravierenden Probleme in Bulgarien detailliert auf. Trotzdem will das
Gericht Dublin-Überstellungen dorthin aber nicht vollständig aussetzen –
selbst besonders verletzliche Personen soll die Schweiz weiterhin nach
Bulgarien zurückschaffen können. Aus Sicht der SFH ist das nicht
nachvollziehbar: Angesichts der eingestandenen grundsätzlichen Mängel
des Asylsystems ist der generelle Verzicht auf Dublin-Rücküberstellungen
nach Bulgarien angezeigt, zu dem die SFH seit Langem rät.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/medien/medienmitteilungen/2020/dublin-uberstellungen-nach-bulgarien-stoppen.html
Nach Italien nun auch Bulgarien: Rückführungen von Asylsuchenden müssen detailliert geprüft werden
In Bulgarien weisen sowohl das Asylverfahren als auch die Unterbringung
von Asylsuchenden «besorgniserregende» Mängel auf. Für das
Bundesverwaltungsgericht ist dies jedoch kein Grund, auf Rückführungen
generell zu verzichten.
https://www.nzz.ch/schweiz/nach-italien-nun-auch-bulgarien-rueckfuehrungen-von-asylsuchenden-muessen-detailliert-geprueft-werden-ld.1541416
-> Medienmitteilung Bundesverwaltungsgericht: https://www.bvger.ch/bvger/de/home/medien/medienmitteilungen-2019/dublin-ueberstellungennach_bulgarien.html
Ab April gelten restriktivere Reiseregeln für Flüchtlinge
Anerkannten Flüchtlingen ist es verboten, in ihr Heimat- oder
Herkunftsland zu reisen. Neu können ihnen auch Reisen in andere Länder
verboten werden. Die Ausnahmen sind sehr restriktiv geregelt.
https://www.nzz.ch/schweiz/ab-april-gelten-restriktivere-reiseregeln-fuer-fluechtlinge-ld.1541553
Inkrafttreten von Gesetzes- und Verordnungsänderungen im Migrationsbereich
Am 1. April 2020 treten verschiedene Gesetzes- und Verordnungsänderungen
im Migrationsbereich in Kraft. Dieses Datum hat der Bundesrat an seiner
Sitzung vom 19. Februar 2020 festgelegt. Zu den vom Parlament im
Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) vorgenommenen Änderungen gehört
unter anderem, dass das Staatssekretariat für Migration (SEM)
anerkannten Flüchtlingen die Reise in einen Drittstaat verbieten kann,
insbesondere in Nachbarländer ihres Herkunftsstaates, um das
Heimatreiseverbot durchzusetzen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78144.html
+++MITTELMEER
UNHCR-Sonderberichterstatter: „Europa sollte sich an Rettungen im Mittelmeer beteiligen“
Vincent Cochetel übt Kritik an der Kooperation mit der libyschen Küstenwache und an den Zuständen in den libyschen Lagern
https://www.derstandard.at/story/2000114671199/unhcr-sonderberichterstatter-europa-sollte-sich-an-rettungen-im-mittelmeer-beteiligen
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Vandalen verunstalten in Uzwil SVP-Plakate mit Hakenkreuz und anderen Nazi-Symbolen
In Uzwil haben Unbekannte nicht zum ersten Mal mehrere Plakate verunstaltet. Für die SVP eine «hirnlose Aktion».
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/vandalen-verunstalten-in-uzwil-svp-plakate-mit-hakenkreuz-und-anderen-nazi-symbolen-ld.1196367
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/vandalen-besprayen-in-uzwil-plakate-der-svp-mit-hakenkreuzen-00129207/
+++ARMEE
Bundesrat genehmigt Programm für internationale Übungen der Armee
An seiner Sitzung vom 19. Februar 2020 hat der Bundesrat das
Übungsprogramm für die internationale militärische
Ausbildungszusammenarbeit 2020 genehmigt. Das Programm enthält Übungen,
die nicht bereits durch bilaterale Rahmenausbildungsabkommen gedeckt
sind.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78150.html
+++POLIZEI BS
Polizei erhält 800’000-Franken-Panzerbus
Die Basler Polizei bekommt ein kugelsicheres Sonderschutzfahrzeug für
Einsätze bei Terroranschlägen und Amokläufen. Der Grosse Rat hat den
Kauf bewilligt.
https://telebasel.ch/2020/02/19/polizei-erhaelt-800000-franken-panzerbus
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/die-basler-polizei-erhaelt-ein-neues-kugelsicheres-transportfahrzeug-136390843
-> https://www.bazonline.ch/basel/stadt/der-panzer-ist-jetzt-ein-lieferwagen/story/16129459
+++ANTIRA
«Negerchinger» Fasnacht bleibt bei ihrem Namen
Die Egerkinger Fasnacht sorgte letztes Jahr für rote Köpfe. Das Dorf
heisst während des närrischen Treibens «Negerchinge». So auch dieses
Jahr.
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/-Der-Name-wird-nicht-geaendert–17971640
+++RECHTSEXTREMISMUS
Gesetz gegen Extremismus auch in Luzern?
Der Kanton St. Gallen führt als erster Kanton neues Gesetz ein
Als erster Kanton der Schweiz hat der Kanton St. Gallen zusätzlich zum
Bundesgesetz, ein Gesetz gegen extremistische Veranstaltungen erlassen.
Damit reagiert der Kanton vor allem auf ein Neonazi-Konzert in
Unterwasser vor drei Jahren. Auch in Luzern hat es bereits ähnliche
Veranstaltungen gegeben. Daher stellt sich die Frage, braucht es auch in
Luzern ein neues Gesetz?
https://www.tele1.ch/artikel/159339/gesetz-gegen-extremismus-auch-in-luzern
Hinweise auf Extremismus Verfassungsschutz erklärt Uniter zum Prüffall
Der Verein für Soldaten und Polizisten macht seit Monaten immer wieder
von sich reden: Ist Uniter rechtsextremistisch? Das Bundesamt für
Verfassungsschutz erklärt den Verein jetzt zum Prüffall.
https://www.tagesschau.de/investigativ/uniter-107.html
Online-Shops für Nazis: Wir suchen die Anbieter | STRG_F
„Mein Kampf“ von Adolf Hitler, antisemitische Kinderbücher,
NS-Propaganda: Mit wenigen Klicks per Post nach Hause. Der Versandhandel
„Der Schelm“ verkauft Volksverhetzung im Internet. Die Behörden
ermitteln seit vier Jahren ohne Erfolg. Warum können sie den Verkauf
nicht stoppen? Und wer steckt hinter dem Versandhandel? STRG_F-Reporter
Timo und Sebastian machen sich auf die Suche nach einem Verdächtigen –
und sie finden einen anderen.
https://youtu.be/zMftjthI-EM
+++FUNDIS
Schweizer Sekte sammelt Daten von deutschen Politikern
Die «Organische Christus-Generation» mit Sitz in der Schweiz erfasste bayerische Politiker in Freundes- und Feindeslisten.
https://www.infosperber.ch/Artikel/FreiheitRecht/Schweizer-Sekte-sammelt-Daten-von-deutschen-Politikern
+++HISTORY
Der lange Schatten der Schweizer Kinderheime
Laut diversen Psychologiebüchern ist die Kindheit von grosser
Bedeutung. Aber längst nicht alle Kinder haben so eine behütete
Kindheit, wie sie sich das wünschen. Ende letzten Jahres hat Subkutan
die Geschichte von Madeleine in den Fokus gerückt.
https://rabe.ch/2020/02/19/der-lange-schatten-von-schweizer-kinderheimen/
+++CRYPTO-LEAKS
Geheimdienstaffäre Cryptoleaks – Ex-Mitarbeiter kritisieren Untersuchung der Bundespolizei
Die manipulierten Geräte hätten die Bundespolizei nicht interessiert, sagen ehemalige Mitarbeiter der Crypto AG.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-ex-mitarbeiter-kritisieren-untersuchung-der-bundespolizei
-> Rundschau: https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/geheimdienst-skandal-suchte-die-bundespolizei-die-wahrheit?id=449b9190-36e5-438e-bc78-24360348a265
Geheimdienst-Affäre – Spitzendiplomat sieht sich von Crypto AG ausgenützt
Als Schweizer Botschafter in Indonesien war Georges Martin von der
Crypto AG zu einem Treffen eingeladen worden. Er fühlt sich verraten.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-spitzendiplomat-sieht-sich-von-crypto-ag-ausgenuetzt
Omnisec: Die zweite Firma
Agierten auch bei der Zürcher Verschlüsselungsfirma Omnisec
Geheimdienste im Hintergrund? 2013 deckte die WOZ Ungereimtheiten bei
der grössten Konkurrentin der Crypto AG auf. Inzwischen hat Omnisec
ihren Betrieb eingestellt. Doch die Zahl der offenen Fragen hat weiter
zugenommen.
https://www.woz.ch/2008/omnisec/die-zweite-firma
Nachrichtendienste: «Manche können lügen, ohne rot zu werden»
Der grüne Altnationalrat Ueli Leuenberger sass von 2013 bis 2015 in der
Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) und erlebte dort haarsträubende
Fälle und Lügen. Heute plädiert er im Fall Crypto AG klar für eine PUK.
https://www.woz.ch/2008/nachrichtendienste/manche-koennen-luegen-ohne-rot-zu-werden
Nebelpetarden sollen Wahrheitssuche verhindern
Nur die schonungslose Offenlegung in der Affäre Crypto AG kann das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wiederherstellen.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Nebelpetarden-gegen-Wahrheitssuche
Der Bund sei zuständig und sie hätten keinen Auftrag – Spionagefall Crypto: Wieso Zuger Staatsanwälte nicht ermitteln
Betrug, Datenklau, Arbeit für fremde Nachrichtendienste: Für die Zuger
Strafermittler ist der Fall Crypto AG trotz der im Raum stehenden
Vorwürfe kein Thema. Zwei Kantonsräte wollen wissen warum.
https://www.zentralplus.ch/spionagefall-crypto-wieso-zuger-staatsanwaelte-nicht-ermitteln-1732329/
Spionage-Affäre: Crypto AG zahlte 250’000 Franken Schweigegeld an Ex-Mitarbeiter
Eine der zentralen Figuren der Spionage-Affäre um die Crypto AG sollte
mit Geld zum Schweigen gebracht werden: Wie die Handelszeitung schreibt,
zahlte die Crypto AG ihrem ehemaligen, im Iran inhaftierten
Exportmitarbeiter Hans Bühler 250 000 Franken.
https://www.watson.ch/!689294949
-> https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/crypto-ag-zahlte-schweigegeld-ex-mitarbeiter
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/250000-franken-schweigegeld-crypto-ag-wollte-ex-mitarbeiter-buehler-ruhig-stellen-id15757323.html
-> https://www.bzbasel.ch/schweiz/spionage-affaere-crypto-ag-zahlte-250000-franken-schweigegeld-an-ex-mitarbeiter-136391918?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
Crypto-Affäre fordert personelle Konsequenzen in der Zuger Wirtschaft
Die Enthüllungen rund um die Steinhauser Crypto AG beschäftigen die Zuger Wirtschaft – und haben erste personelle Konsequenzen.
https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/crypto-affaere-fordert-personelle-konsequenzen-in-der-zuger-wirtschaft-ld.1195771
-> https://www.inside-it.ch/de/post/crypto-ag-leaks-fordert-ein-opfer-20200219
«Made in Switzerland» wird zum löchrigen Käse
Der Cryptoleaks-Skandal kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt:
Ausgerechnet jetzt, wo sich die Schweiz als «sauberer Digitalplatz» mit
einer internationalen Ethik-Initiative positionieren will.
https://www.republik.ch/2020/02/19/made-in-switzerland-wird-zum-loechrigen-kaese
—
tagesanzeiger.ch 19.02.2020
Jetzt spricht der damalige Chefkryptologe der Armee
In die Untersuchungen zur Krypto-Affäre hätte Oberst Peter Nyffeler wohl
involviert werden müssen. Seine Aussagen verstärken nun aber die
Zweifel am Willen der Polizei zur Aufklärung.
Christian Brönnimann
Weshalb hat die Bundespolizei in den 90er-Jahren nicht gemerkt, dass die
Geräte der Zuger Crypto AG manipuliert waren und so von den USA und
Deutschland zur Spionage genutzt wurden? Das ist eine der zentralen
Fragen seit Auffliegen der Geheimdienstaffäre vor einer Woche. Denn die
Polizei erhielt schon damals konkrete Hinweise auf die gross angelegte
Manipulation – und trotzdem verliefen die Ermittlungen im Sand.
Die Untersuchung der Bundespolizei von 1994 wurde von Jürg Bühler
geleitet, dem heutigen Vizedirektor des Nachrichtendiensts des Bundes.
Er machte gegenüber der SRF-Sendung «Rundschau» deutlich, man habe
damals alles unternommen, um den Fall aufzuklären. «Ich weiss nicht, wie
wir da noch besser hätten hinschauen können», sagte Bühler vor
laufender Kamera. Man könne halt ein Strafverfahren «nicht einfach aus
einem schlechten Gefühl heraus eröffnen».
Aus dem Bericht des amerikanischen Geheimdiensts CIA zur Crypto AG, der
uns auszugsweise vorliegt, geht hervor, dass der CIA davon ausging, dass
die Untersuchung der Bundespolizei nur pro forma war – und die wahren
Hintergründe über die Zuger Firma gar nicht ans Licht bringen sollte.
Dies, weil die Schweiz, bis hin zum Bundesrat, die Operation gedeckt
habe.
Nun äussert sich erstmals der damals oberste Kryptologe der Schweizer
Armee zur Angelegenheit. Seine Aussagen verstärken die Zweifel am Willen
zur Aufklärung der Polizei. Peter Nyffeler, Mathematiker, leitete von
Anfang der 1980er- bis Anfang der 2000er-Jahre die Sektion Kryptologie
und Chiffrierwesen der Schweizer Armee. Die Sektion war in dieser Zeit
im Bundesamt für Übermittlungstruppen angesiedelt und wurde später in
die Führungsunterstützungsbasis überführt.
Der heute 76-jährige Oberst Nyffeler sagt: «Ich kann mich nicht
erinnern, dass meine Sektion bei der Untersuchung der Bundespolizei 1994
beigezogen worden wäre, um speziell eine mögliche Manipulation von
Crypto-Geräten zu untersuchen. Für eine solche Analyse hätten wir ein
möglicherweise manipuliertes Gerät zur Verfügung haben müssen. Das
hatten wir aber nicht.» Nyffeler sagt auch: «Fachtechnisch waren wir
beim Bund die einzige Stelle, die für eine solche Analyse überhaupt
infrage gekommen wäre.»
In der «Rundschau» schob Untersuchungsleiter Bühler die Verantwortung
für die gescheiterten Ermittlungen den Kryptologen zu. Er nahm Bezug auf
eine Stelle im CIA-Bericht, in der steht, dass die Geheimdienstler die
Kryptologen hätten beeinflussen können. «Wenn das im Nachhinein gesehen
der Fall gewesen ist, dann ist klar, wieso das Ergebnis von den
technischen Abklärungen so war, wie wir es erhalten haben», sagte
Bühler.
Inzwischen schweigt Bühler
Wie geht das zusammen mit der Aussage des obersten Kryptologen Nyffeler,
dass seine Sektion gar nicht in die Untersuchung der Polizei involviert
war? Wie vertieft waren die «technischen Abklärungen» und wer führte
sie überhaupt aus? Weder Bühler noch das heutige Bundesamt für Polizei
(Fedpol) nehmen Stellung zu solchen Fragen.
Kryptologe Nyffeler sagt, es sei durchaus möglich, dass seine Sektion im
Rahmen der normalen fachlichen Unterstützung der Armee und anderer
Stellen des Bundes auch Geräte der Crypto AG kryptologisch beurteilt
habe, «aber sicher nicht im Rahmen der Untersuchung der Bundespolizei
1994». Eine Beeinflussung seiner Sektion von ausländischen oder
inländischen Geheimdiensten schliesst Nyffeler aus.
Daneben lassen auch die Aussagen von ehemaligen Crypto-Mitarbeitern
zweifeln, ob die Bundespolizei den Fall mit voller Kraft untersucht hat.
Die «Rundschau» hat mit mehreren Ex-Mitarbeitern gesprochen. Etliche
von ihnen hätten in den Befragungen der Polizei ausgepackt – und seien
auf taube Ohren gestossen. Die Ex-Mitarbeiter haben gemäss «Rundschau»
von einer «seltsamen Stimmung bei den Befragungen» berichtet, «als ob es
die Polizisten gar nicht wirklich hätten hören wollen».
Klarheit über die Untersuchung der Bundespolizei würden wohl nur die
Akten dazu im Bundesarchiv schaffen. Doch die Behörden halten diese nach
wie vor unter Verschluss.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/neue-zweifel-an-cryptoermittlungen/story/31906814)
—
tagesanzeiger.ch 19.02.2020
Fiala: «Dann sieht es ja aus, als ob ich ein schlechtes Gewissen hätte»
Mit einem Professor geisselt die FDP-Politikerin die
Cryptoleaks-Enthüllung. Was sie angeblich nicht wusste: Crypto Schweiz
sponserte den Lehrgang ihres Ko-Autors.
Philipp Loser
Am Anfang hat es noch ein Fragezeichen, am Schluss keines mehr. «Ist der
Skandal der eigentliche Skandal?», ist die Überschrift eines Artikels,
den FDP-Nationalrätin Doris Fiala über Linkedin und ihr Facebook-Profil
verbreitet hat (zum ganzen Artikel). Am Schluss schreibt sie: «Der
vorliegende Fall liegt absolut im Bereich der normalen Üblichkeiten
(sic!) gemäss dem damaligen Lageverständnis und überrascht die Fachleute
nicht. Es bleibt dabei: Der Skandal ist der Skandal.»
Fiala hält die Darstellung der Cryptoleaks durch die Medien für
«hochgradig verzerrt». Es würden Ängste geschürt, die nichts mit dem
Fall zu tun hätten.«Deshalb soll die Schweiz sich nicht schlechtmachen.»
Doris Fiala beschäftigt sich schon länger mit digitaler Sicherheit. Vor
zehn Jahren absolvierte sie eine Ausbildung an der National Defence
University in Washington und dem Kings College in London, wie sie selber
erzählt. Vor einer Woche präsidierte sie die «Swiss Cyber Security
Days» in Freiburg, ein Amt, für das sie laut eigenen Angaben von hohen
Militärs empfohlen wurde, die sie in der Ausbildungkennengelernt hat.
Verzerrt, skandalisiert
Am Rande der Tagung kam Professor Bernhard Hämmerli auf Fiala zu, er
leitet den Studiengang Information und Cyber Security an der Hochschule
Luzern – und er hat eine klare Haltung zu den Enthüllungen über die
Cryptoleaks: verzerrt, überzeichnet, skandalisiert.
Gemeinsam habe man das Thema diskutiert, sagt Fiala, gemeinsam auch den
Text verfasst. Verschiedene Teilnehmer der Tagung hätten den Artikel
gegengelesen und ihn für gut befunden. «Mir war es wichtig, dass ich den
Text nicht mit jemanden aus der Privatwirtschaft verfasse, sondern mit
einem Vertreter der Wissenschaft.»
Den Anschein von Befangenheit
Was Fiala damit bezweckte: jeden Anschein von Befangenheit vermeiden.
Was Fiala – laut eigenen Aussagen – beim Verfassen des Textes allerdings
nicht wusste: Auch bei Professor Hämmerli gibt es den Anschein von
Befangenheit. Sein Arbeitgeber, die Hochschule Luzern – Informatik,
wurde verschiedentlich von Firmen unterstützt, die einen direkten Bezug
zur 2018 aufgelösten Crypto AG haben. Zum einen die InfoGuard AG, eine
Schwesterfirma, zum anderen die Crypto Schweiz AG, die eine der
Nachfolgefirmen der ursprünglichen Crypto AG ist.
Beide Firmen traten als Sponsoren der Hochschule Luzern auf. Zum einen
finanzierten sie mit je 3750 Franken rund 10 Prozent der Eröffnungsfeier
des von Hämmerli geleiteten Studiengangs «BSc Information & Cyber
Security» im Oktober 2018, zum anderen treten sie als Sponsoren des
Standorts Rotkreuz auf, wo 2016 das Departement Informatik der
Hochschule aufgebaut wurde.
«Sponsoring ohne Verpflichtung»
«Mir ist klar, dass man hier einen Bezug herstellen könnte», sagt
Hämmerli. «Aber das Sponsoring erfolgte ohne fachliche Verpflichtungen
irgendwelcher Art.» Auch Lehrgänge würden die Firmen nicht unterstützen.
Der Text widerspiegle seine Meinung, sagt Hämmerli, und nicht die einer
Firma.
Die Verknüpfung zwischen Fiala, Hämmerli und der Crypto Schweiz AG kommt
zu einem für die FDP heiklen Zeitpunkt: Am Freitag will die Fraktion
diskutieren, ob es für die Aufklärung der Cryptoleaks eine PUK braucht.
Doris Fiala will ihren Text im Licht der neuen Erkenntnisse noch einmal
anschauen – im Grundsatz bleibt sie aber bei ihrer Haltung: «Wenn ich
den Text jetzt lösche, sieht es ja aus, als ob ich ein schlechtes
Gewissen hätte.»
Im Übrigen fordert auch sie eine «lückenlose Aufklärung» der Ereignisse.
Nur so könne man die entstandene Verunsicherung minimieren. Und
endgültig herausfinden, ob wirklich der Skandal der Skandal ist. Oder ob
er vielleicht doch für sich alleine steht.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/fiala-dann-sieht-es-ja-aus-als-ob-ich-ein-schlechtes-gewissen-haette/story/22057195)
—
Was lernen wir aus Cryptoleaks? – Club SRF
Recherchen bestätigten letzte Woche, was man lange vermutet hat: Die
amerikanische CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst waren über
Jahrzehnte die Besitzer der Crypto AG. Die Zuger Firma verkaufte
gezinkte Chiffriergeräte in die Welt – ohne Wissen der Kundinnen und
Kunden.
Wieso schauten die Schweizer Behörden und der Nachrichtendienst weg? Wie
agieren ausländische Nachrichtendienste heute in der Schweiz? Wie
versuchen Staaten heute, Einfluss auf kritische Infrastruktur zu nehmen?
Schützt sich die Schweiz genug? Und wie wird heute überwacht, zu Zeiten
des Smartphones?
Barbara Lüthi diskutiert im «Club» mit folgenden Gästen:
– Adrian Hänni, Historiker und Geheimdienstexperte
– Georg Häsler, Journalist «NZZ» und Militärexperte
– Ueli Maurer, Kryptologe ETH Zürich
– Ruedi Noser, Ständerat FDP/ZH und IT-Unternehmer
– Res Strehle, Journalist und Autor «Tages-Anzeiger»
– Jürg Spörndli, ehemaliger Mitarbeiter Crypto AG und Datensicherheitsspezialist
https://www.srf.ch/play/tv/club/video/was-lernen-wir-aus-cryptoleaks?id=62262d99-5eb9-422b-85af-5b5b718da4ce