Medienspiegel 19. Februar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BERN
Weniger Sozialhilfe für Asylbeantragende
https://www.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2020-02-19#chapter-13f367cc-6f9b-4c29-9060-965720ff45cd


Anfänger*innenfehler, der
Auf Berndeutsch ist «lehren» und «lernen» das selbe Wort. Deutschunterricht in der Autonomen Schule mit Sarah Wyss.
http://www.ksb.ist/doc/deutschfueranfaengerinnen


+++LUZERN
Kanton kündigte dem Arbeiterhilfswerk –  Integrationsexpertin: «Der Kanton Luzern nimmt unser Know-how nicht zur Kenntnis»
Der Kanton Luzern hat dem Arbeiterhilfswerk Zentralschweiz (SAH) den Leistungsauftrag für die berufliche Integration von Flüchtlingen auf Anfang 2021 gekündigt. Die Betroffenen sind vor den Kopf gestossen.
https://www.zentralplus.ch/integrationsexpertin-der-kanton-luzern-nimmt-unser-know-how-nicht-zur-kenntnis-1731541/


+++ZÜRICH
Kritik am Bundesasylzentrum in Zürich – Juso setzen SP-Stadtrat Golta unter Druck: «Mit Gesprächen allein ist nichts getan»
Die Juso bezeichnen die Zustände im Bundesasylzentrum auf dem Duttweiler-Areal als «nicht tolerierbar». Auch Raphael Golta hatte die Situation bereits scharf kritisiert. In einem offenen Brief fordern die Juso nun, dass er seinen Worten Taten folgen lässt.
https://www.nzz.ch/zuerich/bundesasylzentrum-zuerich-juso-macht-druck-auf-sp-stadtrat-golta-ld.1541438
-> Offener Brief: https://jusozueri.ch/2020/02/19/offener-brief-an-den-stadtrat-von-zuerich/


+++SCHWEIZ
Dublin-Überstellungen nach Bulgarien stoppen
Das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen in Bulgarien würden zwar «besorgniserregende Mängel» aufweisen, konstatiert das Bundesverwaltungsgericht. In einem neuen Referenzurteil listet es die gravierenden Probleme in Bulgarien detailliert auf. Trotzdem will das Gericht Dublin-Überstellungen dorthin aber nicht vollständig aussetzen – selbst besonders verletzliche Personen soll die Schweiz weiterhin nach Bulgarien zurückschaffen können. Aus Sicht der SFH ist das nicht nachvollziehbar: Angesichts der eingestandenen grundsätzlichen Mängel des Asylsystems ist der generelle Verzicht auf Dublin-Rücküberstellungen nach Bulgarien angezeigt, zu dem die SFH seit Langem rät.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/medien/medienmitteilungen/2020/dublin-uberstellungen-nach-bulgarien-stoppen.html


Nach Italien nun auch Bulgarien: Rückführungen von Asylsuchenden müssen detailliert geprüft werden
In Bulgarien weisen sowohl das Asylverfahren als auch die Unterbringung von Asylsuchenden «besorgniserregende» Mängel auf. Für das Bundesverwaltungsgericht ist dies jedoch kein Grund, auf Rückführungen generell zu verzichten.
https://www.nzz.ch/schweiz/nach-italien-nun-auch-bulgarien-rueckfuehrungen-von-asylsuchenden-muessen-detailliert-geprueft-werden-ld.1541416
-> Medienmitteilung Bundesverwaltungsgericht: https://www.bvger.ch/bvger/de/home/medien/medienmitteilungen-2019/dublin-ueberstellungennach_bulgarien.html


Ab April gelten restriktivere Reiseregeln für Flüchtlinge
Anerkannten Flüchtlingen ist es verboten, in ihr Heimat- oder Herkunftsland zu reisen. Neu können ihnen auch Reisen in andere Länder verboten werden. Die Ausnahmen sind sehr restriktiv geregelt.
https://www.nzz.ch/schweiz/ab-april-gelten-restriktivere-reiseregeln-fuer-fluechtlinge-ld.1541553


Inkrafttreten von Gesetzes- und Verordnungsänderungen im Migrationsbereich
Am 1. April 2020 treten verschiedene Gesetzes- und Verordnungsänderungen im Migrationsbereich in Kraft. Dieses Datum hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 19. Februar 2020 festgelegt. Zu den vom Parlament im Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) vorgenommenen Änderungen gehört unter anderem, dass das Staatssekretariat für Migration (SEM) anerkannten Flüchtlingen die Reise in einen Drittstaat verbieten kann, insbesondere in Nachbarländer ihres Herkunftsstaates, um das Heimatreiseverbot durchzusetzen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78144.html


+++MITTELMEER
UNHCR-Sonderberichterstatter: „Europa sollte sich an Rettungen im Mittelmeer beteiligen“
Vincent Cochetel übt Kritik an der Kooperation mit der libyschen Küstenwache und an den Zuständen in den libyschen Lagern
https://www.derstandard.at/story/2000114671199/unhcr-sonderberichterstatter-europa-sollte-sich-an-rettungen-im-mittelmeer-beteiligen


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Vandalen verunstalten in Uzwil SVP-Plakate mit Hakenkreuz und anderen Nazi-Symbolen
In Uzwil haben Unbekannte nicht zum ersten Mal mehrere Plakate verunstaltet. Für die SVP eine «hirnlose Aktion».
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/vandalen-verunstalten-in-uzwil-svp-plakate-mit-hakenkreuz-und-anderen-nazi-symbolen-ld.1196367
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/vandalen-besprayen-in-uzwil-plakate-der-svp-mit-hakenkreuzen-00129207/


+++ARMEE
Bundesrat genehmigt Programm für internationale Übungen der Armee
An seiner Sitzung vom 19. Februar 2020 hat der Bundesrat das Übungsprogramm für die internationale militärische Ausbildungszusammenarbeit 2020 genehmigt. Das Programm enthält Übungen, die nicht bereits durch bilaterale Rahmenausbildungsabkommen gedeckt sind.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78150.html


+++POLIZEI BS
Polizei erhält 800’000-Franken-Panzerbus
Die Basler Polizei bekommt ein kugelsicheres Sonderschutzfahrzeug für Einsätze bei Terroranschlägen und Amokläufen. Der Grosse Rat hat den Kauf bewilligt.
https://telebasel.ch/2020/02/19/polizei-erhaelt-800000-franken-panzerbus
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/die-basler-polizei-erhaelt-ein-neues-kugelsicheres-transportfahrzeug-136390843
-> https://www.bazonline.ch/basel/stadt/der-panzer-ist-jetzt-ein-lieferwagen/story/16129459


+++ANTIRA
«Negerchinger» Fasnacht bleibt bei ihrem Namen
Die Egerkinger Fasnacht sorgte letztes Jahr für rote Köpfe. Das Dorf heisst während des närrischen Treibens «Negerchinge». So auch dieses Jahr.
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/-Der-Name-wird-nicht-geaendert–17971640


+++RECHTSEXTREMISMUS
Gesetz gegen Extremismus auch in Luzern?
Der Kanton St. Gallen führt als erster Kanton neues Gesetz ein
Als erster Kanton der Schweiz hat der Kanton St. Gallen zusätzlich zum Bundesgesetz, ein Gesetz gegen extremistische Veranstaltungen erlassen. Damit reagiert der Kanton vor allem auf ein Neonazi-Konzert in Unterwasser vor drei Jahren. Auch in Luzern hat es bereits ähnliche Veranstaltungen gegeben. Daher stellt sich die Frage, braucht es auch in Luzern ein neues Gesetz?
https://www.tele1.ch/artikel/159339/gesetz-gegen-extremismus-auch-in-luzern


Hinweise auf Extremismus Verfassungsschutz erklärt Uniter zum Prüffall
Der Verein für Soldaten und Polizisten macht seit Monaten immer wieder von sich reden: Ist Uniter rechtsextremistisch? Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärt den Verein jetzt zum Prüffall.
https://www.tagesschau.de/investigativ/uniter-107.html


Online-Shops für Nazis: Wir suchen die Anbieter | STRG_F
„Mein Kampf“ von Adolf Hitler, antisemitische Kinderbücher, NS-Propaganda: Mit wenigen Klicks per Post nach Hause. Der Versandhandel „Der Schelm“ verkauft Volksverhetzung im Internet. Die Behörden ermitteln seit vier Jahren ohne Erfolg. Warum können sie den Verkauf nicht stoppen? Und wer steckt hinter dem Versandhandel? STRG_F-Reporter Timo und Sebastian machen sich auf die Suche nach einem Verdächtigen – und sie finden einen anderen.
https://youtu.be/zMftjthI-EM


+++FUNDIS
Schweizer Sekte sammelt Daten von deutschen Politikern
Die «Organische Christus-Generation» mit Sitz in der Schweiz erfasste bayerische Politiker in Freundes- und Feindeslisten.
https://www.infosperber.ch/Artikel/FreiheitRecht/Schweizer-Sekte-sammelt-Daten-von-deutschen-Politikern


+++HISTORY
Der lange Schatten der Schweizer Kinderheime
Laut diversen Psychologiebüchern ist die  Kindheit von grosser Bedeutung. Aber längst nicht alle Kinder haben  so eine behütete Kindheit, wie sie sich das wünschen. Ende letzten Jahres hat Subkutan die Geschichte von Madeleine in den Fokus gerückt.
https://rabe.ch/2020/02/19/der-lange-schatten-von-schweizer-kinderheimen/


+++CRYPTO-LEAKS
Geheimdienstaffäre Cryptoleaks – Ex-Mitarbeiter kritisieren Untersuchung der Bundespolizei
Die manipulierten Geräte hätten die Bundespolizei nicht interessiert, sagen ehemalige Mitarbeiter der Crypto AG.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-ex-mitarbeiter-kritisieren-untersuchung-der-bundespolizei
-> Rundschau: https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/geheimdienst-skandal-suchte-die-bundespolizei-die-wahrheit?id=449b9190-36e5-438e-bc78-24360348a265


Geheimdienst-Affäre – Spitzendiplomat sieht sich von Crypto AG ausgenützt
Als Schweizer Botschafter in Indonesien war Georges Martin von der Crypto AG zu einem Treffen eingeladen worden. Er fühlt sich verraten.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-spitzendiplomat-sieht-sich-von-crypto-ag-ausgenuetzt


Omnisec: Die zweite Firma
Agierten auch bei der Zürcher Verschlüsselungsfirma Omnisec Geheimdienste im Hintergrund? 2013 deckte die WOZ Ungereimtheiten bei der grössten Konkurrentin der Crypto AG auf. Inzwischen hat Omnisec ihren Betrieb eingestellt. Doch die Zahl der offenen Fragen hat weiter zugenommen.
https://www.woz.ch/2008/omnisec/die-zweite-firma


Nachrichtendienste: «Manche können lügen, ohne rot zu werden»
Der grüne Altnationalrat Ueli Leuenberger sass von 2013 bis 2015 in der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) und erlebte dort haarsträubende Fälle und Lügen. Heute plädiert er im Fall Crypto AG klar für eine PUK.
https://www.woz.ch/2008/nachrichtendienste/manche-koennen-luegen-ohne-rot-zu-werden


Nebelpetarden sollen Wahrheitssuche verhindern
Nur die schonungslose Offenlegung in der Affäre Crypto AG kann das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wiederherstellen.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Nebelpetarden-gegen-Wahrheitssuche


Der Bund sei zuständig und sie hätten keinen Auftrag – Spionagefall Crypto: Wieso Zuger Staatsanwälte nicht ermitteln
Betrug, Datenklau, Arbeit für fremde Nachrichtendienste: Für die Zuger Strafermittler ist der Fall Crypto AG trotz der im Raum stehenden Vorwürfe kein Thema. Zwei Kantonsräte wollen wissen warum.
https://www.zentralplus.ch/spionagefall-crypto-wieso-zuger-staatsanwaelte-nicht-ermitteln-1732329/


Spionage-Affäre: Crypto AG zahlte 250’000 Franken Schweigegeld an Ex-Mitarbeiter
Eine der zentralen Figuren der Spionage-Affäre um die Crypto AG sollte mit Geld zum Schweigen gebracht werden: Wie die Handelszeitung schreibt, zahlte die Crypto AG ihrem ehemaligen, im Iran inhaftierten Exportmitarbeiter Hans Bühler 250 000 Franken.
https://www.watson.ch/!689294949
-> https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/crypto-ag-zahlte-schweigegeld-ex-mitarbeiter
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/250000-franken-schweigegeld-crypto-ag-wollte-ex-mitarbeiter-buehler-ruhig-stellen-id15757323.html
-> https://www.bzbasel.ch/schweiz/spionage-affaere-crypto-ag-zahlte-250000-franken-schweigegeld-an-ex-mitarbeiter-136391918?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter


Crypto-Affäre fordert personelle Konsequenzen in der Zuger Wirtschaft
Die Enthüllungen rund um die Steinhauser Crypto AG beschäftigen die Zuger Wirtschaft – und haben erste personelle Konsequenzen.
https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/crypto-affaere-fordert-personelle-konsequenzen-in-der-zuger-wirtschaft-ld.1195771
-> https://www.inside-it.ch/de/post/crypto-ag-leaks-fordert-ein-opfer-20200219


«Made in Switzerland» wird zum löchrigen Käse
Der Cryptoleaks-Skandal kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Ausgerechnet jetzt, wo sich die Schweiz als «sauberer Digitalplatz» mit einer internationalen Ethik-Initiative positionieren will.
https://www.republik.ch/2020/02/19/made-in-switzerland-wird-zum-loechrigen-kaese



tagesanzeiger.ch 19.02.2020

Jetzt spricht der damalige Chefkryptologe der Armee

In die Untersuchungen zur Krypto-Affäre hätte Oberst Peter Nyffeler wohl involviert werden müssen. Seine Aussagen verstärken nun aber die Zweifel am Willen der Polizei zur Aufklärung.

Christian Brönnimann

Weshalb hat die Bundespolizei in den 90er-Jahren nicht gemerkt, dass die Geräte der Zuger Crypto AG manipuliert waren und so von den USA und Deutschland zur Spionage genutzt wurden? Das ist eine der zentralen Fragen seit Auffliegen der Geheimdienstaffäre vor einer Woche. Denn die Polizei erhielt schon damals konkrete Hinweise auf die gross angelegte Manipulation – und trotzdem verliefen die Ermittlungen im Sand.

Die Untersuchung der Bundespolizei von 1994 wurde von Jürg Bühler geleitet, dem heutigen Vizedirektor des Nachrichtendiensts des Bundes. Er machte gegenüber der SRF-Sendung «Rundschau» deutlich, man habe damals alles unternommen, um den Fall aufzuklären. «Ich weiss nicht, wie wir da noch besser hätten hinschauen können», sagte Bühler vor laufender Kamera. Man könne halt ein Strafverfahren «nicht einfach aus einem schlechten Gefühl heraus eröffnen».

Aus dem Bericht des amerikanischen Geheimdiensts CIA zur Crypto AG, der uns auszugsweise vorliegt, geht hervor, dass der CIA davon ausging, dass die Untersuchung der Bundespolizei nur pro forma war – und die wahren Hintergründe über die Zuger Firma gar nicht ans Licht bringen sollte. Dies, weil die Schweiz, bis hin zum Bundesrat, die Operation gedeckt habe.

Nun äussert sich erstmals der damals oberste Kryptologe der Schweizer Armee zur Angelegenheit. Seine Aussagen verstärken die Zweifel am Willen zur Aufklärung der Polizei. Peter Nyffeler, Mathematiker, leitete von Anfang der 1980er- bis Anfang der 2000er-Jahre die Sektion Kryptologie und Chiffrierwesen der Schweizer Armee. Die Sektion war in dieser Zeit im Bundesamt für Übermittlungstruppen angesiedelt und wurde später in die Führungsunterstützungsbasis überführt.

Der heute 76-jährige Oberst Nyffeler sagt: «Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Sektion bei der Untersuchung der Bundespolizei 1994 beigezogen worden wäre, um speziell eine mögliche Manipulation von Crypto-Geräten zu untersuchen. Für eine solche Analyse hätten wir ein möglicherweise manipuliertes Gerät zur Verfügung haben müssen. Das hatten wir aber nicht.» Nyffeler sagt auch: «Fachtechnisch waren wir beim Bund die einzige Stelle, die für eine solche Analyse überhaupt infrage gekommen wäre.»

In der «Rundschau» schob Untersuchungsleiter Bühler die Verantwortung für die gescheiterten Ermittlungen den Kryptologen zu. Er nahm Bezug auf eine Stelle im CIA-Bericht, in der steht, dass die Geheimdienstler die Kryptologen hätten beeinflussen können. «Wenn das im Nachhinein gesehen der Fall gewesen ist, dann ist klar, wieso das Ergebnis von den technischen Abklärungen so war, wie wir es erhalten haben», sagte Bühler.

Inzwischen schweigt Bühler

Wie geht das zusammen mit der Aussage des obersten Kryptologen Nyffeler, dass seine Sektion gar nicht in die Untersuchung der Polizei involviert war? Wie vertieft waren die «technischen Abklärungen» und wer führte sie überhaupt aus? Weder Bühler noch das heutige Bundesamt für Polizei (Fedpol) nehmen Stellung zu solchen Fragen.

Kryptologe Nyffeler sagt, es sei durchaus möglich, dass seine Sektion im Rahmen der normalen fachlichen Unterstützung der Armee und anderer Stellen des Bundes auch Geräte der Crypto AG kryptologisch beurteilt habe, «aber sicher nicht im Rahmen der Untersuchung der Bundespolizei 1994». Eine Beeinflussung seiner Sektion von ausländischen oder inländischen Geheimdiensten schliesst Nyffeler aus.

Daneben lassen auch die Aussagen von ehemaligen Crypto-Mitarbeitern zweifeln, ob die Bundespolizei den Fall mit voller Kraft untersucht hat. Die «Rundschau» hat mit mehreren Ex-Mitarbeitern gesprochen. Etliche von ihnen hätten in den Befragungen der Polizei ausgepackt – und seien auf taube Ohren gestossen. Die Ex-Mitarbeiter haben gemäss «Rundschau» von einer «seltsamen Stimmung bei den Befragungen» berichtet, «als ob es die Polizisten gar nicht wirklich hätten hören wollen».

Klarheit über die Untersuchung der Bundespolizei würden wohl nur die Akten dazu im Bundesarchiv schaffen. Doch die Behörden halten diese nach wie vor unter Verschluss.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/neue-zweifel-an-cryptoermittlungen/story/31906814)



tagesanzeiger.ch 19.02.2020

Fiala: «Dann sieht es ja aus, als ob ich ein schlechtes Gewissen hätte»

Mit einem Professor geisselt die FDP-Politikerin die Cryptoleaks-Enthüllung. Was sie angeblich nicht wusste: Crypto Schweiz sponserte den Lehrgang ihres Ko-Autors.

Philipp Loser

Am Anfang hat es noch ein Fragezeichen, am Schluss keines mehr. «Ist der Skandal der eigentliche Skandal?», ist die Überschrift eines Artikels, den FDP-Nationalrätin Doris Fiala über Linkedin und ihr Facebook-Profil verbreitet hat (zum ganzen Artikel). Am Schluss schreibt sie: «Der vorliegende Fall liegt absolut im Bereich der normalen Üblichkeiten (sic!) gemäss dem damaligen Lageverständnis und überrascht die Fachleute nicht. Es bleibt dabei: Der Skandal ist der Skandal.»

Fiala hält die Darstellung der Cryptoleaks durch die Medien für «hochgradig verzerrt». Es würden Ängste geschürt, die nichts mit dem Fall zu tun hätten.«Deshalb soll die Schweiz sich nicht schlechtmachen.»

Doris Fiala beschäftigt sich schon länger mit digitaler Sicherheit. Vor zehn Jahren absolvierte sie eine Ausbildung an der National Defence University in Washington und dem Kings College in London, wie sie selber erzählt. Vor einer Woche präsidierte sie die «Swiss Cyber Security Days» in Freiburg, ein Amt, für das sie laut eigenen Angaben von hohen Militärs empfohlen wurde, die sie in der Ausbildungkennengelernt hat.

Verzerrt, skandalisiert

Am Rande der Tagung kam Professor Bernhard Hämmerli auf Fiala zu, er leitet den Studiengang Information und Cyber Security an der Hochschule Luzern – und er hat eine klare Haltung zu den Enthüllungen über die Cryptoleaks: verzerrt, überzeichnet, skandalisiert.

Gemeinsam habe man das Thema diskutiert, sagt Fiala, gemeinsam auch den Text verfasst. Verschiedene Teilnehmer der Tagung hätten den Artikel gegengelesen und ihn für gut befunden. «Mir war es wichtig, dass ich den Text nicht mit jemanden aus der Privatwirtschaft verfasse, sondern mit einem Vertreter der Wissenschaft.»

Den Anschein von Befangenheit

Was Fiala damit bezweckte: jeden Anschein von Befangenheit vermeiden. Was Fiala – laut eigenen Aussagen – beim Verfassen des Textes allerdings nicht wusste: Auch bei Professor Hämmerli gibt es den Anschein von Befangenheit. Sein Arbeitgeber, die Hochschule Luzern – Informatik, wurde verschiedentlich von Firmen unterstützt, die einen direkten Bezug zur 2018 aufgelösten Crypto AG haben. Zum einen die InfoGuard AG, eine Schwesterfirma, zum anderen die Crypto Schweiz AG, die eine der Nachfolgefirmen der ursprünglichen Crypto AG ist.

Beide Firmen traten als Sponsoren der Hochschule Luzern auf. Zum einen finanzierten sie mit je 3750 Franken rund 10 Prozent der Eröffnungsfeier des von Hämmerli geleiteten Studiengangs «BSc Information & Cyber Security» im Oktober 2018, zum anderen treten sie als Sponsoren des Standorts Rotkreuz auf, wo 2016 das Departement Informatik der Hochschule aufgebaut wurde.

«Sponsoring ohne Verpflichtung»

«Mir ist klar, dass man hier einen Bezug herstellen könnte», sagt Hämmerli. «Aber das Sponsoring erfolgte ohne fachliche Verpflichtungen irgendwelcher Art.» Auch Lehrgänge würden die Firmen nicht unterstützen. Der Text widerspiegle seine Meinung, sagt Hämmerli, und nicht die einer Firma.

Die Verknüpfung zwischen Fiala, Hämmerli und der Crypto Schweiz AG kommt zu einem für die FDP heiklen Zeitpunkt: Am Freitag will die Fraktion diskutieren, ob es für die Aufklärung der Cryptoleaks eine PUK braucht. Doris Fiala will ihren Text im Licht der neuen Erkenntnisse noch einmal anschauen – im Grundsatz bleibt sie aber bei ihrer Haltung: «Wenn ich den Text jetzt lösche, sieht es ja aus, als ob ich ein schlechtes Gewissen hätte.»

Im Übrigen fordert auch sie eine «lückenlose Aufklärung» der Ereignisse. Nur so könne man die entstandene Verunsicherung minimieren. Und endgültig herausfinden, ob wirklich der Skandal der Skandal ist. Oder ob er vielleicht doch für sich alleine steht.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/fiala-dann-sieht-es-ja-aus-als-ob-ich-ein-schlechtes-gewissen-haette/story/22057195)



Was lernen wir aus Cryptoleaks? – Club SRF
Recherchen bestätigten letzte Woche, was man lange vermutet hat: Die amerikanische CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst waren über Jahrzehnte die Besitzer der Crypto AG. Die Zuger Firma verkaufte gezinkte Chiffriergeräte in die Welt – ohne Wissen der Kundinnen und Kunden.

Wieso schauten die Schweizer Behörden und der Nachrichtendienst weg? Wie agieren ausländische Nachrichtendienste heute in der Schweiz? Wie versuchen Staaten heute, Einfluss auf kritische Infrastruktur zu nehmen? Schützt sich die Schweiz genug? Und wie wird heute überwacht, zu Zeiten des Smartphones?

Barbara Lüthi diskutiert im «Club» mit folgenden Gästen:

– Adrian Hänni, Historiker und Geheimdienstexperte
– Georg Häsler, Journalist «NZZ» und Militärexperte
– Ueli Maurer, Kryptologe ETH Zürich
– Ruedi Noser, Ständerat FDP/ZH und IT-Unternehmer
– Res Strehle, Journalist und Autor «Tages-Anzeiger»
– Jürg Spörndli, ehemaliger Mitarbeiter Crypto AG und Datensicherheitsspezialist
https://www.srf.ch/play/tv/club/video/was-lernen-wir-aus-cryptoleaks?id=62262d99-5eb9-422b-85af-5b5b718da4ce