Medienspiegel 18. Februar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++MITTELMEER
UNHCR-Sonderberichterstatter: “Europa sollte sich an Rettungen im Mittelmeer beteiligen”
Vincent Cochetel übt Kritik an der Kooperation mit der libyschen Küstenwache und an den Zuständen in den libyschen Lagern
https://www.derstandard.at/story/2000114671199/unhcr-sonderberichterstatter-europa-sollte-sich-an-rettungen-im-mittelmeer-beteiligen?ref=rss


EU-Mission im Mittelmeer kann sich Seenotrettung nicht entziehen
Die Pflicht zur Rettung steht auch über dem Mandat eines neuen Einsatzes. Die Union behält sich vor, Schiffe abzuziehen, wenn mehr Flüchtlinge kommen
https://www.derstandard.at/story/2000114717074/eu-mission-im-mittelmeer-kann-sich-seenotrettung-nicht-entziehen?ref=rss


EU-Marine-Mission vor Libyen: “Mindestens 100 Kilometer von der Küste entfernt”
Für den deutschen Außenminister steht die Überwachung des Waffenembargos im Vordergrund, für den österreichischen Amtskollegen geht es um die “Sogwirkung” der EU-Schiffe auf Schlepper
https://www.heise.de/tp/features/EU-Marine-Mission-vor-Libyen-Mindestens-100-Kilometer-von-der-Kueste-entfernt-4662828.html


Mission ohne humanitäre Komponente
EU-Außenminister einig über Marineeinsatz zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen
Die EU-Außenminister haben eine neue Mission zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen beschlossen. Die Details sind noch offen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1133032.mission-ohne-humanitaere-komponente.html


+++EUROPA
Einsperren, abschieben, reglementieren
Die EU ist von einer humanitären Flüchtlingspolitik weiter entfernt denn je. Die Bundesregierung will die bevorstehende Ratspräsidentschaft nutzen, um Internierungslager an den Außengrenzen durchzusetzen
https://www.jungewelt.de/artikel/372926.eu-fl%C3%BCchtlingspolitik-einsperren-abschieben-reglementieren.html


“Enttäuschend, wie wenig sich die Richter mit der tatsächlichen Situation vor Ort auseinandergesetzt haben”Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte entschied: Kollektivausweisung nach Marokko war rechtens
https://rdl.de/beitrag/europ-ischer-gerichtshof-f-r-menschenrechte-entschied-kollektivausweisung-nach-marokko-war


+++GASSE
Drogentests als Schweizer Exportschlager: Der geprüfte Rausch
Die offizielle Schweiz propagiert im Ausland das straffreie Testen von Drogen. Gesundheit vor Legalität, lautet die Devise.
https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/drogentests-als-schweizer-exportschlager-der-gepruefte-rausch-ld.1196128



bielertagblatt.ch 17.02.2020

«Das Elend war auch in Biel gross»

Kaum einer kennt die Bieler Drogenszene der 80er-Jahre so gut wie Eric Moser: Er war einer der ersten, der als Streetworker den Kontakt zu den Süchtigen suchte. Moser sagt, dass das damals berüchtigte Bermuda-Dreieck eine offene Drogenszene verhindert hatte.

Hannah Frei

Eric Moser hat keine Lust, sich den Film «Platzspitzbaby» im Kino anzuschauen. «Ich muss das nicht unbedingt noch einmal sehen», sagt der bald 65-Jährige. Seit 1982 ist er in der Suchtarbeit in Biel tätig. Angefangen im Verein Drop-In, der im Mai 2005 in die Gesamtstiftung für Suchthilfe Contact integriert wurde. Er kennt die Bieler Heroinszene, ihre Geschichte und vor allem die Konsumenten. Ab 1985 ging er als Streetworker durch die Bieler Gassen, um mit den Heroinkonsumenten, die rasant immer zahlreicher wurden, in Kontakt zu treten. «Auf der Strasse erreichten wir auch diejenigen, die sich nie bei einer Beratungsstelle gemeldet hätten», sagt Moser. Dabei sei nicht in erster Linie das Ziel gewesen, sie zu einem Entzug zu bewegen, sondern ihnen zur Seite zu stehen. «Wir wollten herausfinden, was die Konsumenten benötigen und wie wir ihnen helfen können.»

Während sich in Zürich zwischen 1985 und 1992 der Platzspitz zu einer der grössten offenen Drogenszenen Europas entwickelte, wurde in Biel das damals bekannte Bermuda-Dreieck zum Hotspot für Heroinkonsumenten. Gemeint sind drei Lokale an der Bieler Zentralstrasse: Das Nelson Pub, wo später die Lounge «Next» eingerichtet wurde, die Zentralhalle, wo sich heute die Bieler Kesb befindet, und das Tiffanys, in dem auch heute noch bis in die frühen Morgenstunden Bier ausgeschenkt wird. Laut Moser haben damals die meisten der Konsumenten dort Zugang gefunden. Zudem gab es für sie auch die Möglichkeit, sich im Bahnhofbuffet zweiter Klasse, das 1993 schloss, aufzuhalten. Auch dort wurden sie geduldet. Dies habe dazu geführt, dass in Biel keine offene Drogenszene entstanden sei, sagt Moser. «In Biel gab es immer eine gewisse Akzeptanz für die Drogenkonsumenten.»

In den besagten Bars hätten sie einen Zufluchtsort gefunden. Dies habe jedoch zu vielen Diskussionen geführt, besonders unter den Anwohnern des Bermuda-Dreiecks. Moser erinnert sich gut an die Beschwerden, beispielsweise des damaligen Betreibers eines benachbarten Brillenladens. Das kann Moser auch gut nachvollziehen. «Trotz der Toleranz war die Situation der Drogenkonsumenten dramatisch. Das Elend war auch in Biel gross», sagt er. Auch wegen der Immunkrankheit HIV, die sich in den 80er-Jahren ausbreitete. Nicht nur, aber auch aufgrund des Drogenkonsums. Moser hat zahlreiche junge Menschen kennengelernt, die an der Krankheit innert weniger Monate verstorben sind. «Ich habe miterlebt, wie junge, dynamische Frauen und Männer innert kurzer Zeit magerer und fahler wurden – und plötzlich starben.»

Platzspitz als Discounter

Für die damaligen Bieler Heroinkonsumentinnen und -konsumenten sei der Zürcher Platzspitz oder auch der Berner Kocherpark ein Discounter gewesen, so Eric Moser. Wegen der Verfügbarkeit sei das Heroin dort um ein Vielfaches günstiger gewesen als in Biel. Viele seien dort einkaufen gegangen, und manchmal gleich mehrere Tage geblieben.

In Biel wurde damals selten offen auf der Strasse konsumiert, anders als in Zürich und Bern. Wenn, dann sei dies hinter grösseren Büschen in Parks geschehen. Häufiger jedoch seien dafür die Toiletten der Bars oder private Wohnungen genutzt worden. Laut Moser waren die Hygienebedingungen in solchen Privaträumen oftmals am schlechtesten, die Gefahr, sich mit HIV oder Hepatitis anzustecken am grössten. Grundsätzlich hätten in den 80er-Jahren viele Konsumenten kaum Ahnung davon gehabt, welchen Risiken sie sich aufgrund ungenügender Hygiene aussetzten. Auch nicht, wie sie mit einer Überdosis umgehen sollten. Als Streetworker hat Moser in beiden Bereichen aufgeklärt.

Aber die Strassen-Sozialarbeiter waren nicht die einzigen, die damals gegen die Drogenepidemie vorgingen: Auch eine Spezialgruppe der Bieler Stadtpolizei sei damals in den Strassen unterwegs gewesen, im Bermuda-Dreieck meist in zivil. Sie haben sich gegen den Konsum und den Handel eingesetzt. Für Moser ist die Zusammenarbeit mit der Polizei unentbehrlich gewesen: «Ohne Polizei wären wir noch in eine viel grössere Krise gerutscht.» Jedoch sei es nicht immer einfach gewesen, die verschiedenen Ansätze zusammenzubringen und Verständnis für das Handeln des jeweils anderen zu entwickeln. Die Streetworker hatten einen sozialen und gesundheitlichen Auftrag und waren an ihre Schweigepflicht gebunden. Die Polizisten hingegen kämpften gegen Widerhandlungen, wollten aufklären.

Aber durch diese Zusammenarbeit und die Hilfe der Privatwirtschaft, unter anderem von den Betreibern der drei Bars des Bermuda-Dreiecks, Vereinen und der Stadt Biel sei es gelungen, auf «Bieler Art» eine offene Drogenszene zu verhindern.

Die Konsumenten haben laut Moser immer zwischen Polizei und Streetworkern unterscheiden können. «Wir waren bekannt, genauso wie die Polizisten», sagt er. Man habe sich nicht verstellen oder tarnen können, auch wenn man es versucht habe. Zu Beginn hat Moser die Polizisten auf Platz extra nicht gegrüsst, so getan, als würde er sie nicht kennen. Dies, um zu zeigen, dass die Streetworker nicht explizit mit der Polizei zusammengearbeitet hatten. Für die Konsumenten hingegen sei aber immer klar gewesen, dass sich die beiden Gruppen kennen. «Oft fragten sie mich dann, weshalb ich die Polizisten nicht grüssen würde, es sei ja klar, dass ich sie kenne», sagt Moser und schmunzelt.

Biel hinkte Bern hinterher

Mit dem Spritzenaustausch habe man in Biel Ende der 80er-Jahre begonnen. Laut Eric Moser hat sich dies jedoch nur langsam etabliert. In Biel habe es grundsätzlich länger gedauert als in Bern oder Zürich, bis ein Ort eingerichtet werden konnte, an dem Menschen mit einer Sucht illegale Drogen konsumieren durften. In Bern entstand bereits 1986 eine solche Anlaufstelle, ein sogenanntes «Fixerstübli» – das erste weltweit. In Biel hat Contact erst 2001 eine solche Anlaufstelle eröffnet. Dies hängt laut Moser mit den damaligen politischen Verhältnissen zusammen. In Biel sei alles etwas langsamer vorangegangen. Dies, obwohl die Strassenarbeit der Suchthilfe in Biel 1981 als Pilotprojekt aufgegleist wurde.

Heute befindet sich die Anlaufstelle der Stadt an der Murtenstrasse hinter dem Bahnhof. Moser betont jedoch, dass bei den Anlaufstellen von Contact weder Heroin noch Substitutionsmittel wie Methadon abgegeben werden. Dafür ist das Zentrum Suprax zuständig, das sich an der Kontrollstrasse befindet.

Konsumiert wird Heroin also auch noch heute. Aber: «Die klassischen Drogenkonsumenten der 80er- und 90er-Jahre, die total abgestürzt sind, gibt es heute nur noch selten», sagt Moser. Heroin sei nicht mehr im Trend. Doch gebe es heute auch in Biel noch Heroinkonsumenten. «Wir sind zwar von der Epidemie weggekommen, jedoch nicht vom Heroin», sagt Moser. Heute werde die Droge öfters auch in der Partyszene konsumiert. Beispielsweise, um nach einem langen Wochenende und exzessivem Kokain- und Amphetaminkonsum wieder runterzukommen.

Die Konsumentinnen und Konsumenten in den Anlaufstellen seien jedoch grundsätzlich älter geworden. In den beiden von Contact geführten Anlaufstellen in Bern und Biel liegt das Durchschnittsalter der Heroinkonsumenten bei 43 Jahren. In den 80er-Jahren war die Hauptzielgruppe hingegen zwischen 20 und 30 Jahre alt. Zudem wechseln die Konsumenten laut Moser heute oft zwischen Heroin und Kokain, je nach Verfügbarkeit. Auch werde das Heroin heute viel seltener gespritzt, sondern meist geraucht oder durch die Nase gezogen. Allgemein liege der Trend zurzeit mehr bei den Stimulanzien: Amphetamin und Kokain, also aufputschende Mittel. Heroin hingegen hat eine beruhigende und betäubende Wirkung.

Eine Zeit der Enttäuschung

Dass sich das Heroin überhaupt so stark ausbreiten konnte, hängt für Eric Moser nicht nur mit individuellen Schicksalen zusammen, sondern ebenso mit der Gesellschaft. Die 70er- und 80er-Jahre seien eine Zeit der Enttäuschung gewesen. Eine Enttäuschung der früheren Hippies und der Jugendbewegungen, die auf eine bessere und freiere Welt hofften, was jedoch für sie nicht befriedigend umgesetzt wurde. Dieser gesellschaftliche Aspekt ist auch einer der Gründe, weshalb Moser fast seine ganze berufliche Laufbahn der Suchtarbeit gewidmet hat. «Mich hat interessiert, was einen Menschen dazu bringt, Drogen zu konsumieren», sagt er. Aber auch, wie man diese Menschen in der Gesellschaft integrieren kann.

Zurzeit ist Eric Moser Leiter der Contact-Anlaufstelle und Suchtbehandlung Berner Jura in Tavannes. Diesen Sommer wird er pensioniert. Als er vor rund 40 Jahren in der Suchtarbeit anfing, hat er gehofft, dass die Probleme in der Drogenszene irgendwann gelöst würden. Heute weiss er jedoch: «Sie werden wohl nie verschwinden, sondern einfach immer wieder ein neues Gesicht erhalten.» Doch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene habe man bisher viel erreicht. Heute würden alle mehr über Drogen, den Konsum und dessen Folgen wissen – sowohl die Konsumenten selbst als auch die anderen. Das Leid der heutigen Drogenkonsumenten sei zwar immer noch gross, sagt Moser. Dennoch ist er überzeugt, dass es ihnen dank den vielfältigen Unterstützungsangeboten heute besser gehe als denjenigen in den 80er- und 90er-Jahren.
(https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/das-elend-war-auch-biel-gross)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Bauern und Klimaaktivisten demonstrieren gemeinsam
Fast schon historisch: Vertreter aus Landwirtschaft und Umweltorganisationen planen kommenden Samstag eine Grossdemonstration unter dem Motto “Essen ist politisch“. Damit fordern sie bis 2030 ein soziales und agrarökologisches Landwirtschaftssystem in der Schweiz.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/bauern-und-klimaaktivisten-demonstrieren-gemeinsam-136387354
-> https://www.facebook.com/events/421701022041215/
-> https://www.landwirtschaftmitzukunft.ch
-> https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/klimastreik-und-linke-bauern-planen-gemeinsame-grossdemonstration-136382519


There is no Planet B (9)
Zur Einstimmung auf die Demo «Essen ist politisch» am 22.2. eine kurze Rückschau auf den letzten Klimastreik in Bern mit Menschenkette, Die-In im Bahnhof und kurzem Bankenbesuch.
https://youtu.be/X3V2bTh8AIE


There is no Planet B (10)
Einheimische Stadtindianer*innen in Warenhäusern und brasilianische Indigene auf dem Waisenhausplatz: ein Hinweis zur bevorstehenden Demo «Essen ist politisch».
https://youtu.be/u4soiil4qJE


AlternaSuisse, un film documentaire
AlternaSuisse est un documentaire sur les espaces de créations autogérés en Suisse romande. Tourné entre 2013 et 2016 de manière complètement autonome par le collectif Lampad-r de Neuchâtel, il sort cette semaine aux cinémas Minimum(Neuchâtel), Zinema (Lausanne) et C.D.D. (Genève).
https://renverse.co/AlternaSuisse-un-film-documentaire-2437


Verteidigerin fordert Freispruch für Genfer Klimaaktivisten
Der zweite Prozess gegen einen Klimaaktivisten in der Schweiz ist am Dienstag vor dem Genfer Polizeigericht eröffnet worden. Das Mitglied des Kollektivs «Breakfree Schweiz» musste wegen Sachbeschädigung an einem Gebäude der Credit Suisse (CS) vor Gericht antraben.
https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/schweiz/verteidigerin-fordert-freispruch-fur-genfer-klimaaktivisten-ld.1196100


+++JUSTIZ
Effizientere Verbrechensbekämpfung: Staatsanwälte wollen Einfluss auf Gesetzgebung stärken
Sollen DNA-Profile auch bei harmlosen Delikten erstellt und gespeichert werden dürfen? Um solche Fragen geht es bei der Revision der Strafprozessordnung. Die Staatsanwälte bringen sich in Stellung.
https://www.nzz.ch/schweiz/effiziente-kriminalitaetsbekaempfung-staatsanwaelte-wollen-einfluss-auf-gesetzgebung-staerken-ld.1540550


+++ANTITERRORSTAAT
Terrorismusbekämpfung: Kommission bekräftigt ihre Entscheide
Die Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates (SiK-S) hält nach Prüfung eines Mitberichts der Kommission für Rechtsfragen (RK-S) bis auf eine Ausnahme an ihren ursprünglichen Anträgen zu den Vorlagen zur Terrorismusbekämpfung (18.071 und 19.032) fest. In der Gesamtabstimmung unterstützt die SiK-S die Vorlagen erneut einstimmig.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-sik-s-2020-02-18.aspx


+++BIG BROTHER
Videoüberwachung im Alltag: Die Macht über die Realität
Im öffentlichen und halböffentlichen Raum filmen immer mehr Geräte mit. Der Staat erlangt so zunehmend die Deutungshoheit darüber, was wahr ist.
https://taz.de/Videoueberwachung-im-Alltag/!5661434/


+++ANTIRA
antira-Wochenschau: Menschenrechtskonforme Pushbacks, millionenschwere AfD, farbige Angriffe
https://antira.org/2020/02/18/antira-wochenschau-menschenrechtskonforme-pushbacks-millionenschwere-afd-farbige-angriffe/


+++RECHTSPOPULISMUS
Junge SVP trinkt nun wieder Coca-Cola
Die Junge SVP Schweiz hat einen neuen Präsidenten – und offenbar den Homo-Groll auf Coca-Cola schon wieder vergessen.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/junge-svp-trinkt-nun-wieder-coca-cola-65663612


Gautschi teilte Inhalte rechtskonservativer Blogs: «Ich stehe dazu»
Die ehemalige Regierungsratskandidatin teilte Beiträge umstrittener Autoren und Blogs. Das sagt sie zur Kritik.
https://www.bzbasel.ch/basel/gautschi-teilte-inhalte-rechtskonservativer-blogs-ich-stehe-dazu-136382782


+++RECHTSEXTREMISMUS
Nach Nazi-Konzert – Rechtsextreme Anlässe können nun verboten werden
Die St.Galler Politik hat aus dem grossen Neonazi-Konzert von 2016 im Toggenburg gelernt: Nun können solche Anlässe verboten werden.
https://www.srf.ch/news/schweiz/nach-nazi-konzert-rechtsextreme-anlaesse-koennen-nun-verboten-werden
-> https://www.blick.ch/news/politik/als-erster-kanton-st-gallen-verbietet-neonazi-veranstaltungen-id15754636.html
-> http://www.tvo-online.ch/mediasicht/78370


+++CRYPTO-LEAKS
Crypto-Affäre: Was wusste EDA-Generalsekretär Markus Seiler? – Echo der Zeit
Nach den Enthüllungen zur jahrzehntelangen Tätigkeit der Firma Crypto AG als Tarnfirma für ausländische Geheimdienste stellt sich die Frage, wer von der offiziellen Schweiz im Bilde war. Von den bisher genannten potenziellen Mitwissern sind alle pensioniert – bis auf einen: Markus Seiler, Generalsekretär des eidgenössischen Aussendepartementes.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/crypto-affaere-was-wusste-eda-generalsekretaer-markus-seiler?id=9adff24c-65b7-4b67-839e-bf96e3414bcd
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/ex-ndb-chef-die-cryptoleaks-dann-muss-man-sich-ueber-die-faehigkeit-seilers-fragen-stellen


“InfoGuard AG war eine unabhängige Schwestergesellschaft der Crypto AG”
Wie getrennt haben die früheren Schwesterfirmen Crypto AG und InfoGuard AG konkret gearbeitet? Wir haben nachgefragt.
https://www.inside-it.ch/de/post/infoguard-ag-war-eine-unabhaengige-schwestergesellschaft-der-crypto-ag-20200218


Egal ob «Panama» oder «Paradise Papers», «Luanda» oder «Crypto-Leaks»: Die Spur führt immer nach Zug
Regelmässig bringen Fälle von Steuerhinterziehung und dubiose Rohstoffdeals den Kanton Zug in die Schlagzeilen. Jetzt zeigt sich, wie auch Nachrichtendienste von der Verschwiegenheit des Finanzzentrums profitieren.
https://www.nzz.ch/schweiz/warum-immer-zug-die-skandaltraechtigsten-239-quadratkilometer-der-schweiz-ld.1540263


Bundesarchiv: Akte zur Crypto AG wieder aufgetaucht – 10vor10
Nach einer monatelangen Suchaktion im Bundesarchiv ist die vermeintlich verschollene Akte zur Crypto AG wieder aufgetaucht. Fehlende Dossiers: Fahrlässigkeit – oder Absicht?
https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/bundesarchiv-akte-zur-crypto-ag-wieder-aufgetaucht?id=015642f8-1f89-46ce-a4af-5854355b6686


Bundesarchiv findet verschollenes Crypto-Dossier wieder
Vermisste Untersuchungsakten zur Crypto-Affäre sind überraschend wieder aufgetaucht. Doch das Bundesarchiv sucht noch immer nach gut 80 anderen Dossiers.
https://www.derbund.ch/schweiz/bundesarchiv-findet-verschollenes-cryptodossier-wieder/story/25337952
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-das-verschwundene-crypto-ag-dossier-ist-gefunden
-> https://www.derbund.ch/schweiz/bundesarchiv-findet-verschollenes-cryptodossier-wieder/story/25337952
-> https://www.nzz.ch/schweiz/cryptoleaks-antworten-zu-spionageaffaere-um-zuger-firma-ld.1540009
-> https://www.blick.ch/news/politik/nach-intensiver-suchaktion-crypto-dokumente-wieder-aufgetaucht-id15755295.html


«Crypto-Leaks»: Das SRF hält den entscheidenden Bericht unter Verschluss und weicht kritischen Fragen aus
Und plötzlich sind die Journalisten die Geheimniskrämer. Die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens will den zentralen Bericht zur Geheimdienstaffäre nicht offenlegen. Statt Antworten gibt es PR-Gesäusel.
https://www.nzz.ch/schweiz/crypto-leaks-das-srf-haelt-den-entscheidenden-bericht-unter-verschluss-und-weicht-kritischen-fragen-aus-ld.1541165


BND und CIA spähten Staaten aus – #Cryptoleaks: Betroffene Länder ermitteln fieberhaft
Den Enthüllungen eines Rechercheteams aus ZDF, “Washington Post” und SRF folgen nun Ermittlungen in etlichen Ländern. Es geht um eine Spionageoperation von BND und CIA.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/cryptoleaks-internationale-ermittlungen-100.html


Die “Crypto-Leaks”- Affäre
Durch manipulierte Chiffriermaschinen der Schweizer “Crypto AG” haben der BND und die CIA seit 1970 rund 100 Staaten abgehört. Die große Frage: Wer wusste wann was?
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/cryptoleaks-100.html



derbund.ch 18.02.2020

Die geheimen Akten aus dem Armeebunker

Crypto-Affäre: Manchmal verstecken Sicherheitsorgange heikle Dokumente lieber, als sie im Bundesarchiv in Bern abzulegen.

Christoph Lenz

Rätselhaft ist schon die Fundstelle. Eine K-Anlage. Also eine Führungsanlage der Armee.

Dort, berichtete Viola Amherd im November dem Gesamtbundesrat, habe der Nachrichtendienst brisante Dokumente gefunden (zum Bericht). Sie deuteten darauf hin, dass Alt-Bundesrat Kaspar Villiger schon vor über 25 Jahren gewusst habe, dass der CIA über die Zuger Crypto AG manipulierte Chiffriergeräte an die halbe Welt verkaufte.

Die «NZZ am Sonntag» wusste es noch ein bisschen genauer: In einem Bunker sollen die Dokumente geschlummert haben, als sie vom Geheimdienst aufgespürt wurden.

Wo genau? Wie kamen sie dorthin? Wie werden sie aufbewahrt? Und überhaupt: Warum sind sie dort und nicht im Bundesarchiv? Will das Verteidigungsdepartement (VBS) alles nicht sagen. Streng geheim.

Wieder einmal wundert sich die Schweiz über ihren Sicherheitsapparat und dessen Einstellung zum Archivgesetz. Seit 1998 sind alle Bundesstellen verpflichtet, nicht mehr benötigte Akten dem Bundesarchiv anzubieten. So soll das Wissen des Staates ins Gedächtnis der Eidgenossenschaft übergehen.

Über 60 Kilometer Akten lagern inzwischen im Keller des Bundesarchivs in Bern. Was hier ankommt, geht nie mehr vergessen. Genau deshalb, sagen Experten, tun sich die Sicherheitsorgane damit so schwer. Lieber verstecken sie die Dokumente. Zum Beispiel in einem Bunker.

Was geheim ist, bleibt geheim

Oder sie lassen sie grad ganz verschwinden. Ende der Neunzigerjahre vernichtete der Nachrichtendienst unter Peter Regli systematisch Akten. Niemand sollte die Geheimnisse der Staatsschützer erfahren. Auch nicht in hundert Jahren.

Der Aufschrei war gross. Die Folgen blieben überschaubar. Das Parlament drängte stärker als zuvor darauf, dass sich auch der Staatsschutz, die Geheimdienste und die Armee ans Archivgesetz halten müssen. Doch im Bundesrat lobbyierte der Nachrichtendienst (NDB) erfolgreich für eine Ausnahmeklausel. 2010 erteilte die Landesregierung dem NDB die Erlaubnis, Dokumente von ausländischen Geheimdiensten nach einer internen Aufbewahrungsfrist eigenhändig zu vernichten. Erst drei Jahre später konnte das Parlament diesen Freibrief zum Schreddern rückgängig machen.

Erneut verstärkt hat sich der Druck der Politik 2018 mit der Cornu-Affäre. 69 Einvernahmeprotokolle zur Zusammenarbeit der illegalen Geheimarmee P 26 mit ausländischen Organisationen waren verschollen, wie die Geheimdienstaufsicht des Parlaments publik machte. Zugleich stellte sich heraus, dass das VBS zahlreiche Dokumente an einen Verein übergeben hatte, der der P 26 nahesteht, statt sie dem Bundesarchiv anzubieten. Die Akten befanden sich in Gstaad. Ebenfalls in einem Bunker. Erst auf Druck des Parlaments erhielt das Bundesarchiv elektronische Kopien. «Bei ihrer Überprüfung wurden alle 230 Dokumente als archivwürdig beurteilt», heisst es in einem Bericht der Geschäftsprüfungsdelegation. Inzwischen sollen sich die Originale im Bundesarchiv befinden.

Dass wichtige NDB-Akten in Bunkern gelagert werden, überrascht Barbara Studer nicht wirklich. «Diese Organisationen haben wohl Angst, dass die ­Sicherheit der Akten in den offiziellen Archiven nicht gewährleistet wird», sagt die Präsidentin der Archivdirektorenkonferenz der Schweiz. Aber das Gegenteil sei der Fall: Niemand sei besser sensibilisiert für den Datenschutz als die Archivarinnen und Archivare. «Im Bunker ist die Gefahr viel grösser, dass Akten verschwinden. Weil sie gestohlen, geschreddert oder durch unsachgemässe Behandlung zerstört werden können.»

Eigentlich, sagt Studer, müssten das auch die Sicherheitsorganisationen anerkennen. Falls sie aber nicht kooperativ seien, könnten auch die Archive nichts ausrichten. «Wir haben kein Mittel, um Ämter zu zwingen, uns die ­Akten auszuhändigen.»

«Für eine Übergabe vorbereitet»

Für Sacha Zala, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte, hat das Problem direkt mit der Verordnung zum Archivgesetz zu tun. Es gebe Schlupflöcher, die den Ämtern erlaubten, Akten beliebig lange zurückzuhalten. Zala spricht von «Schattenarchiven». Die Problematik sei besonders ausgeprägt bei Organisationen wie dem Nachrichtendienst, der Bundesanwaltschaft oder dem Bundesamt für Polizei (Fedpol).

«Meiner Erfahrung nach gilt: Je mehr sich eine Behörde zuständig fühlt für die Sicherheit des Landes, desto eher wird sie sich moralisch legitimiert fühlen, die ordentliche Gesetzgebung nicht einzuhalten, also die Archivierungspflicht zu unterlaufen.» Die Beamten brauchten nur zu sagen, die Akten seien in Gebrauch, sagt Zala. «So können brisante und für die historische Forschung wertvolle Dokumente Jahrzehnte gehortet werden.»

Beim VBS will man nichts wissen von einer Umgehung des Archivgesetzes. Der NDB biete «ohne Ausnahme alle nicht mehr benötigten oder zur Vernichtung bestimmten Daten und Akten dem Bundesarchiv zur Archivierung an», schreibt VBS-Sprecher Renato Kalbermatten. Jene Akten, die noch nicht beim Bundesarchiv seien, würden derzeit für eine Übergabe vorbereitet. «Weder das VBS noch der Nachrichtendienst betreiben ein Schattenarchiv», so Kalbermatten.

Im Parlament sieht man das nuancierter. Der Fall Cornu habe gezeigt, dass der NDB noch zahlreiche Altlasten habe, sagte der damalige GPDel-Präsident Claude Janiak im Juni 2018. Insbesondere von den Vorgängerorganisationen des heutigen NDB befänden sich noch einige Unterlagen in den Archiven des Nachrichtendienstes. Zwar habe eine Sensibilisierung stattgefunden, so Janiak. Es gebe aber immer noch Handlungsbedarf.

Offenbar hat der Nachrichtendienst inzwischen gegenüber dem Bundesarchiv und dem Parlament eingeräumt, dass eine K-Anlage als internes Archiv genutzt werde. Es dürfte sich um jenen Bunker handeln, in dem kürzlich die Akten zur Crypto AG und zu Alt-Bundesrat Kaspar Villiger aufgespürt wurden.

Der ehemalige Chef des Militärdepartements, der jede Mitwisserschaft zur Crypto AG bestreitet, wundert sich übrigens selbst über das Bunkerarchiv. Er kenne die Akten, die vom NDB angeblich gefunden wurden, nicht, schreibt er auf Anfrage. «Und ich weiss auch nicht, warum sie sich – doch eher eigentümlicherweise – in einem Bunker und nicht im Bundesarchiv befunden haben sollen.» Er hoffe natürlich, dass er im Rahmen der Untersuchungen zur Crypto AG Einsicht erhalten werde. «Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen.»



Bundesarchiv vermisst 80 Dossiers

Das Bundesarchiv hat am Dienstag ein verschwundenes Dossier mit Unter­suchungsakten der Bundespolizei über manipulierte Chiffriergeräte der Zuger Firma Crypto AG wiedergefunden. Die Akten waren nach einer Ausleihe 2014 abhandengekommen. Jüngst hat das Bundesarchiv die Suche intensiviert. «Dabei haben wir das Dossier in einer anderen Schachtel gefunden. Wahrscheinlich ist das dünne Bündel beim Zurückstellen versehentlich in andere Unterlagen gerutscht», sagt Sprecher Simon Meyer. Die Unterlagen sind bislang für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, ihr Inhalt bleibt vorerst unbekannt.

Das Verschwinden des Crypto-Dossiers ist kein Einzelfall. Das Bundesarchiv vermisst derzeit knapp 80 Dossiers. Auf Anfrage der «Rundschau» hat es die Liste der fehlenden Akten freigegeben. Sie liegt auch dieser Redaktion vor. Verschollen ist zum Beispiel eine Reihe von Akten der Bundespolizei über Linksextremismus von den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren. Die Liste lässt kein Muster erkennen. Einige Asyldossiers sind im Staatssekretariat für Migration verschwunden, zehn Bündel betreffen verschiedene ältere Flugzeug­immatrikulationen, einige dokumentieren Kulturinstitutionen, Verhandlungen mit Deutschland oder Frankreich, vier Pakete den Gotthard-Strassentunnel.

Hinweise, dass die Behörden das System ausnutzten, um gezielt Akten aus dem Bundesarchiv verschwinden zu lassen, gibt es aber nicht. «Wir haben zurzeit keine Hinweise, dass eine Ver­waltungsstelle ein Dossier absichtlich verschwinden liess», sagt Meyer. (ffe)
(https://www.derbund.ch/schweiz/standard/die-geheimen-akten-aus-dem-armeebunker/story/17206898)