Medienspiegel 14. Februar 2020

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+++BERN
bielertagblatt.ch 14.02.2020

«Das Leben im Rückkehrzentrum wäre Gift für die Kinder»

Im Hinblick auf die drohende Ausschaffung soll die Bieler Familie Safaryan/Mikayelyan aus ihrer Wohnung in einen Container übersiedeln. Unterstützer wollen das mit einer privaten Unterbringung verhindern.

Daniela Deck

Jetzt droht der Verlust der Wohnung und das Leben im Container. Die Familie Safaryan/Mikayelyan soll nach dem Ende des Schuljahres aus ihrer Wohnung in Biel in ein Rückkehrzentrum übersiedeln.

Zum ersten Mal hörte die Familie Mitte Januar von der behördlichen Anordnung, als sie Post vom Migrationsdienst des Kantons erhielt. Dabei handelt es sich um ein Schreiben, das nach Aussage von Laura Rossi, Anwältin der Familie, an alle abgewiesenen Asylbewerber gegangen ist, die ausserhalb der Rückkehrzentren untergebracht sind.

Gestern Nachmittag hat beim kantonalen Migrationsdienst in der Stadt Bern das sogenannte Umsiedlungsgespräch stattgefunden. Die Bieler Stadträtin Ruth Tennenbaum (Passerelle) hat Arpine Safaryan und Ashot Mikayelyan begleitet. Sie sagt: Im Zentrum des Gesprächs habe die Information zur finanziellen Rückkehrhilfe gestanden. Der Anspruch darauf müsste bis zum 15. März angemeldet werden. Doch das sei für die Familie keine Option. «Sie sehen keine Zukunft ausserhalb der Schweiz», sagt Tennenbaum.

Noch unklar ist ihr zufolge, ob die Familie nach Bözingen oder nach Aarwangen transferiert werden soll. Im ersten Fall könnten die Kinder in ihren Klassen im «Sahligut» bleiben, im zweiten Fall müssten sie die Schule im Zentrum selbst besuchen.

Überraschendes Angebot

Plötzlich habe das Gespräch eine überraschende Wendung genommen. Das Ergebnis: Vielleicht bleibt der Flüchtlingsfamilie wenigstens das Leben im Container erspart. «Es besteht die Möglichkeit einer privaten Unterbringung», sagt Tennenbaum. In diesem Fall müssten alle Kosten ausser der Krankenkasse von privater Seite übernommen werden. Und: Der Wohnsitz der Familie müsste den Behörden weiterhin bekannt sein. «Ich bin froh über diese Botschaft und darüber, dass ich das Thema zur Sprache gebracht habe», sagt die Politikerin.

Die Medienabteilung des Amts für Bevölkerungsdienste bestätigt, dass eine private Unterbringung abgewiesener Asylbewerber grundsätzlich möglich sei. Die Voraussetzung dafür sei eine schriftliche Vereinbarung, die durch alle Parteien unterzeichnet wird und in der die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind. Derzeit gebe es im Kanton rund 25 solche Vereinbarungen.

Ein erster Termin für das Umsiedlungsgespräch vom 6. Februar war verschoben worden. «An diesem Tag hatten die Eltern ihre Spracheinstufungstests», erklärt Anwältin Rossi den Aufschub. Das fehlende Sprachzertifikat war einer der Kritikpunkte vonseiten der Stadt Biel.

Wohl der Kinder im Fokus

Auch Stadträtin Anna Tanner (SP) gehört zum Kreis derjenigen, die sich für die Familie einsetzen. Am 5. Februar habe sie ein Gespräch mit Beat Feurer, Direktor für Soziales und Sicherheit, über das Schicksal der Familie geführt.

«Die Zeit drängt», sagt Tanner. Bedingt durch die Neuorganisation im Berner Asylwesen werden die Wohnungen abgewiesener Asylbewerber in den nächsten Monaten aufgelöst. Die Wohnung von Ashot Mikayelyan und Arpine Safaryan sei per Ende Juni gekündigt worden. «Wir klären derzeit ab, wie wir die Wohnsituation der Familie sichern können und welche Möglichkeiten für die Finanzierung in Frage kommen.»

Im Fokus steht dabei das Wohlergehen und die Schulsituation der Kinder. Sie leiden unter der Ungewissheit. Darauf haben ihre Lehrerinnen schon letztes Jahr in zwei Briefen an hochrangige Behördevertreter, darunter Bundesrätin Karin Keller-Sutter, hingewiesen.

Rudolf Albonico, Mitinitiant der Bieler Organisation «Alle Menschen», ist überzeugt: «Das Leben in einem Rückkehrzentrum wäre Gift für die Kinder. Für eine gesunde Entwicklung brauchen sie unbedingt den Kontakt nach aussen.» Diese Organisation unterstützt die Familie im Bemühen in Biel bleiben zu dürfen. Auf der Website alle-menschen.ch ist unter anderem der offene Brief aufgeschaltet, der sich für das Bleiberecht der Familie einsetzt. Gestern Nachmittag hatten gegen 1700 Personen das Begehren unterzeichnet.

Zwischen den Direktionen

Neue Ergebnisse auf städtischer Ebene zugunsten der Familie gibt es nicht. Der offene Brief für ein Aufenthaltsrecht der Familie, den 30 Stadträtinnen und Stadträte Mitte Januar zuhanden des Gesamtgemeinderats unterzeichnet hatten, ist bisher noch nicht beantwortet worden.

Wann der Gemeinderat sich mit dem offenen Brief befasst, ist bei der Direktion Soziales und Sicherheit nicht zu erfahren. Mit Hinweis auf die hängigen Verfahren will sich Generalsekretär René Merz nicht zum Thema äussern. Er teilt lediglich mit, dass sich das Geschäft «derzeit im interdirektionalen Mitberichtsverfahren» befinde. «Wann das Geschäft entscheidungsreif sein wird, hängt vom Resultat des Mitberichtsverfahren ab und kann deshalb noch nicht vorausgesagt werden.»

Beschwerde hängig

Nach wie vor ist beim Kanton die Beschwerde hängig gegen die Weigerung der Stadt Biel, das Härtefallgesuch der Familie ans Staatssekretariat für Migration (SEM) weiterzuleiten. Nachdem alle juristischen Mittel ausgeschöpft sind, liegt darin die letzte Hoffnung den Aufenthalt in der Schweiz zu legalisieren. Mehr noch: Damit könnte das Bleiberecht erwirkt werden, um das die Familie und das Netzwerk, das sie unterstützt, seit acht Jahren kämpft.

Bei der Ausschaffung droht die Familie getrennt zu werden. Denn der Vater, obschon gebürtiger Armenier, ist kasachischer Staatsbürger, die Mutter Armenierin. Beide Staaten wollen den ausländischen Ehepartner nicht bei sich aufnehmen. Die drei Kinder, sechs-, fünf- und zweijährig, sind in der Schweiz geboren (das BT berichtete).

Arpine Safaryan und Ashot Mikayelyan leben mit den Kindern quasi im Auge des Sturms. Bei den fieberhaften Aktivitäten im Kampf um ihr Bleiberecht können sie kaum helfen. «Das ist hart für sie», sagt Albonico. «Am schlimmsten ist für die Eltern die Tatsache, dass sie uns nichts zurückgeben können. Dabei sind sie so dankbar.» Trotz der belastenden Umstände seien sie zuversichtlich, dass sie hierbleiben dürfen.
(https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/das-leben-im-rueckkehrzentrum-waere-gift-fuer-die-kinder)


+++BASEL
Appellgericht entschiedet – Kein Freispruch aber dennoch Sieg für Basler Sans-Papiers
Das Basler Appellationsgericht hat am Freitag einen Schuldspruch bestätigt, aber von einer Strafe abgesehen.
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/appellgericht-entschiedet-kein-freispruch-aber-dennoch-sieg-fuer-basler-sans-papiers
-> https://telebasel.ch/2020/02/14/appellationsgericht-verfuegt-straferlass-in-sans-papiers-fall



Basler Zeitung 14.02.2020

Appellationsgericht sagt Nein zu Strafen für Sans-Papiers

Es ist ein wegweisendes Urteil für Migranten ohne geregelten Aufenthaltsstatus in Basel. Der Rekurs der Staatsanwaltschaft wurde abgewiesen.

Franziska Laur

Es ist ein wichtiges Urteil für die Schweiz: Wenn ein Sans-Papiers ein Härtefallgesuch stellt und die Betroffenen danach legal in der Schweiz sind, sollen sie nicht noch bestraft werden. Das hat das Appellationsgericht am Freitag entschieden.

Die Sache war Folgende: Eine Frau in den Fünfzigern, eine sogenannte Sans-Papiers, hatte im Jahr 2016 beim Kanton Basel-Stadt ein Härtefallgesuch gestellt. Sie wollte nach vierzehn Jahren in der Schweiz ihren ­Aufenthalt legalisieren, und diesem Anliegen wurde auch entsprochen.

Jetzt gibt es in Basel jedoch eine Eigenheit: Reicht eine Person ein Härtefallgesuch ein, so übergibt das Migrationsamt die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft. Diese leitet ein strafrechtliches Verfahren ein – dies im Gegensatz zu anderen Kantonen der Schweiz. Ein erstes Urteil fiel denn auch vor einem Jahr. Das Strafgericht Basel entschied allerdings zugunsten der Sans-Papiers. Es musste zwar aus formalen Gründen einen Schuldspruch fällen, sah jedoch von jeglichen Strafen ab. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein.

Jetzt zeigt sich: Auch das Appellationsgericht rückt nicht von diesem Grundsatz ab. Allerdings bleibt ein Dilemma. Gerichts­präsidentin Liselotte Henz (FDP) argumentierte in ihrer Urteils­begründung, dass es ein Offizialdelikt sei und damit eine An­zeigepflicht bestehe.

Allerdings bleibt ein Ermessensspielraum: Artikel 52 des Strafgesetzbuches hält fest, dass die zuständige Behörde von einer Strafverfolgung, einer Überweisung an das Gericht oder einer Bestrafung absehen kann, wenn Schuld und Tatfolgen gering­fügig sind. Andere Kantone inder Schweiz handhaben es denn auch so und sehen von einer Strafverfolgung ab.

Geringfügige Schuld

Angesichts des Wohlverhaltens der Frau sei das Appellations­gericht denn auch zum Schluss gekommen, dass Artikel 52 auch hier anzuwenden sei. Die beschuldigte Frau sei eine Person, die im Arbeitsmarkt integriert sei, notabene in einem Markt, wo ein grosser Bedarf an Personal bestehe. So sei die Straffreiheit quasi zwingend.

Die Frau, die ruhig und still den Ausführungen des Gerichts folgte, arbeitete als Haushaltshilfe und Betreuerin betagter Menschen bei verschiedenen Arbeitgebern in der Region Basel, um dadurch ihren Lebensunterhalt und denjenigen ihrer Familie in Bolivien zu finan­zieren. Sie habe im Laufe ihrer Jahre in der Schweiz zwar stets einen tadellosen Lebenswandel gehabt. Doch eine Einstellung des Verfahrens auf dieser Stufe des Gerichts sei nicht mehr möglich, sagte die Gerichtspräsidentin.

Dies hätte auf Stufe Staats­anwaltschaft geschehen müssen. «Doch auch wenn wir jetzt einen Schuldspruch sprechen müssen: Er wird nicht ins Strafregister eingetragen», sagte Henz zu der Frau, der Verteidiger Markus Husmann nahegelegt hatte,vor Gericht keine Aussagen zu machen.

«Wir sind zufrieden, dass das Gericht unseren Ausführungen gefolgt ist», sagte Husmann im Anschluss der Verhandlung zur BaZ. Für ihn ist klar: Straflosigkeit muss nach diesem Urteil auch für alle anderen gleich gelagerten Verfahren gelten. Zehn davon sind in Basel noch hängig. Husmann ist der Ansicht, dass die Staatsanwalt diese jetzt allesamt einstellen muss. Die logische Folge wäre ebenfalls, dass auch keine mehr neu eröffnet werden.

Die Staatsanwaltschaft sagt auf Anfrage der BaZ lediglich, man habe die mündliche Urteilseröffnung des Appellationsgerichts zur Kenntnis genommen und warte nun auf das ausführliche schriftliche Urteil. «Wir werden dieses danach einlässlich und sorgfältig prüfen und allenfalls die nötigen Massnahmen in die Wege leiten. «Ob die Staatsanwaltschaft ein Rechtsmittel ergreifen wird, kann auch erst nach Vorliegen des begründeten Entscheids gesagt werden», sagt René Gsell, Sprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.

Ein Präjudizentscheid

Auch die Anlaufstelle für Sans-Papiers zeigte sich zufrieden. Das Appellationsgericht habe mit diesem Urteil bekräftigt, dass Sans-Papiers keine Straftäter, sondern Arbeiterinnen und Arbeiter ohne geregelten Auf­enthalt seien. Damit stütze das Gericht die Verteidigung, die argumentiert hatte, es gebe kein öffentliches Interesse, Sans-Papiers, die sich bemühten, ihren Aufenthalt in der Schweiz zu regulieren, nach Erhalt der Be­willigung noch zu bestrafen. «Somit wurde dieser Praxis definiv ein Riegel geschoben und ein Präjudizentscheid in dieser Frage gefällt», argumentierte Olivia Jost von der Anlaufstelle.

Das Gericht hatte ausserdem darauf hingewiesen, dass eine Gesetzesänderung auf Bundesebene vorzunehmen wäre. Die Gerichtspräsidentin zweifelte allerdings daran, ob eine Änderung des Gesetzes, dank der bei allen regularisierten Sans-Papiers von einer Strafverfolgung abgesehen wird, in der Schweiz konsens­fähig wäre.

Gut möglich jedoch, dass die Basler Regierung nach diesem Urteil eine dementsprechende Änderung des Gesetzes in Bundesbern initiert. Dies erwartet und hofft auf jeden Fall Olivia Jost.
(https://www.bazonline.ch/basel/stadt/appellationsgericht-sagt-nein-zu-strafen-fuer-sanspapiers/story/15048874)


+++SOLOTHURN
Bundesasylzentrum sucht noch einen Caterer – dann ist man komplett
Das Bundesasylzentrum in Flumenthal sucht für die Verpflegung der Asylsuchenden noch einen Caterer. Sobald der gefunden ist, sind soweit alle Posten besetzt. So wurde mittlerweile auch ein Hausarzt, der zu Beginn noch gefehlt hatte, gefunden. Der Betrieb habe sich soweit ganz gut eingependelt, mein ein Sprecher der Betreuungsfirma ORS.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/kanton-solothurn/bundesasylzentrum-sucht-noch-einen-caterer-dann-ist-man-komplett-136366554


+++ZÜRICH
Leiden der Vergessenen
Rund 700 Menschen leben im Kanton Zürich von Nothilfe, fristen als abgewiesene Asylsuchende ein Dasein in Unsichtbarkeit. An einem öffentlichen Hearing im Kulturhaus Helferei konnten einige von ihnen ihre Stimme erheben.
https://www.pszeitung.ch/leiden-der-vergessenen/#top


+++SCHWEIZ
Auf euch hat hier niemand gewartet – Die Jahre danach
«Auf euch hat hier niemand gewartet», so unzimperlich begrüsste Heinz Gerig die Flüchtlinge zum Start seines Integrationskurses. Das war vor vier Jahren. Konnten die Absolventen in den Arbeitsmarkt finden, weg von der Sozialhilfe? Und wie betreibt Heinz Gerig heute sein Integrationshandwerk?
https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/auf-euch-hat-hier-niemand-gewartet—die-jahre-danach?id=0a63bce7-108a-4f93-a659-37f4c77604b2
-> Teil 1: https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/auf-euch-hat-hier-niemand-gewartet-teil-1?id=aa7331c7-e88b-4792-8060-14947e483e21
-> Teil 2: https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/auf-euch-hat-hier-niemand-gewartet-teil-2?id=f3220b0d-4883-437f-8e20-88195127a0d3


+++MITTELMEER
Interview: WatchTheMed Alarm Phone: A Response for Rescue and a Call for Change
Interview with representatives from the activist network Alarm Phone: Dr Maurice Stierl is a political scientist at the University of Warwick in the UK; Dr Deanna Dadusc is a Senior Lecturer in Criminology at the University of Brighton in the UK; Dr Britta Rabe is an archaeologist and works for the NGO ‘Komitee für Grundrechte und Demokratie’ in Germany.
https://www.ecre.org/interview-watchthemed-alarm-phone-a-response-for-rescue-and-a-call-for-change


+++EUROPA
Paukenschlag aus Straßburg: EGMR macht Rückzieher beim Schutz von Menschenrechten an der Grenze
Der Menschenrechtsgerichtshof hat ein früheres Urteil zu »Push-Backs« von Spanien nach Marokko revidiert. Diese seien keine verbotenen kollektiven Abschiebungen gewesen, die Schutzsuchenden hätten legale Einreisewege nutzen müssen. Der Gerichtshof ignoriert die tatsächliche Lage an den Grenzen und schafft einen gefährlichen Präzedenzfall.
https://www.proasyl.de/news/paukenschlag-aus-strassburg-egmr-macht-rueckzieher-beim-schutz-von-menschenrechten-an-der-grenze/


+++FLUCHT
UN-Experte über Klima als Fluchtgrund: „Recht auf Leben bedroht“
Abschiebungen in Klimawandelländer sind wie Abschiebungen in Bürgerkriegsländer. Das sagt Andreas Zimmermann vom UN-Menschenrechtsausschuss.
https://taz.de/UN-Experte-ueber-Klima-als-Fluchtgrund/!5661107/


+++GASSE
25 Jahre Lettenschliessung – Drogen sind immer noch ein Thema – Tagesschau
Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die in den letzten 20 Jahren mindestens einmal Kokain oder Ecstasy konsumiert haben, ist stetig angestiegen. Der Konsum von Heroin hingegen ist in den letzten Jahren auf tiefem Niveau rückläufig.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/25-jahre-lettenschliessung—drogen-sind-immer-noch-ein-thema?id=2aa195bc-c577-4d3e-ac9a-3365ef08b3c4


Langstrasse Zürich: Vom Treffpunkt der Süchtigen zur Partymeile – Schweiz Aktuell
In den 90er Jahren wurde der Platzspitz und das Lettenareal geräumt. Sie zählten zu den grössten Drogenumschlagsplätzen Europas. Seither hat sich viel verändert – «Schweiz aktuell» mit einer Reportage von der einstigen Zürcher Drogenmeile.
https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/langstrasse-zuericfh-vom-treffpunkt-der-suechtigen-zur-partymeile?id=d442bc28-e8f7-4a2d-a8ae-1201a9e07112


25 Jahre Letten-Schliessung – Echo der Zeit
Ein Vierteljahrhundert nach der Lettenschliessung verblassen die Erinnerungen an das Drogenelend mitten in Zürich allmählich. Die offene Drogenszene gibt es zwar nicht mehr. Die Drogen sind aber immer noch da – und mit ihnen die Menschen, die nach ihnen süchtig sind.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/25-jahre-letten-schliessung?id=42b01103-a445-4d56-926d-da4da426d56e


Badespass statt Drogenelend: Letten-Räumung jährt sich zum 25. Mal
In den 90ern haben sich am Letten Süchtige und Dealer herumgetrieben. Mittlerweile tummeln sich dort an schönen Tagen Badelustige und Beachvolleyballer. Heute vor genau 25 Jahren liess die Stadt Zürich den stillgelegten Bahnhof räumen.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/badespass-statt-drogenelend-letten-raeumung-jaehrt-sich-zum-25-mal-136372438
-> https://www.tele1.ch/sendungen/1/Nachrichten#530289_5


25 Jahre keine offene Drogenszene mehr
Die Stadt Zürich setzte am 14. Februar 1995 der offenen Drogenszene ein Ende. Die Dorgenszene am Letten war damals die gösste Europas.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/25-jahre-keine-offene-drogenszene-mehr-00128948/


25 Jahre Letten-Schliessung – Zum Rausch in die Stube statt auf die Gasse
Rund 1200 Drogenkranke konsumieren in Zürich täglich in speziell dafür eingerichteten Räumen. Ihre Zahl nimmt ab.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/25-jahre-letten-schliessung-zum-rausch-in-die-stube-statt-auf-die-gasse


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Nur Wochen nach dem aufsehenerregenden Freispruch: Klimaaktivisten und die CS sehen sich schon wieder vor Gericht
Sind Beschmutzungen einer Bankfiliale Sachbeschädigung oder ein legitimes Mittel, um auf den «Klimanotstand» aufmerksam zu machen? Dieses Mal ist es ein Genfer Gericht, das sich mit dieser Frage auseinandersetzen muss.
https://www.nzz.ch/schweiz/klimaaktivisten-vs-credit-suisse-der-naechste-prozess-steht-an-ld.1540280


Feuerwerk gegen RUAG Firmengeläde in Bern
Wir haben am 9. Februar mehrere Feuerwerksboxen gegen das RUAG Firmengelände gerichtet und gezündet. Gründe um eine Waffenfirma anzugreifen gibt es unzählige, drei wollen wir hier nennen
https://barrikade.info/article/3161


+++REPRESSION TÜRKEI
SP-Nationalrat im Visier der Türkei
Gegen den Basler Politiker Mustafa Atici soll wegen mutmasslicher Unterstützung von Terrorismus ermittelt werden. Er ist überrascht.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/spnationalrat-im-visier-der-tuerkei/story/12853822


+++AUSLÄNDER*INNEN-RECHT
Bundesgericht zu IV-Renten – Im Ausland lebende Kinder von Flüchtling haben Anspruch auf Rente
Ein Flüchtling aus Tschad erhält Renten für seine Töchter. Dies, obwohl diese in Frankreich leben. Das lässt aufhorchen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/bundesgericht-zu-iv-renten-im-ausland-lebende-kinder-von-fluechtling-haben-anspruch-auf-rente
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/kinder-im-ausland-haben-anspruch-auf-schweizer-iv-geld?id=e17fbce9-fa68-41c2-929d-05452d313c1e
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/region-bern/anspruch-auf-ivkinderrenten-fuer-fluechtlinge-geklaert/story/10501971
-> https://www.derbund.ch/bern/kinderrente-auch-wenn-die-kinder-im-ausland-leben/story/10123537
-> https://www.nzz.ch/schweiz/im-ausland-lebende-kinder-anerkannter-fluechtlinge-haben-anspruch-auf-iv-kinderrente-ld.1540539
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Fluechtling-kriegt-IV-Rente-fuer-Kinder-im-Ausland-26797937
-> Medienmitteilung Bundesgericht: https://www.bger.ch/files/live/sites/bger/files/pdf/de/9C_460_2018_2020_02_14_T_d_09_29_40.pdf
-> Urteil Bundesgericht: https://www.bger.ch/ext/eurospider/live/de/php/aza/http/index.php?highlight_docid=aza%3A%2F%2Faza://21-01-2020-9C_460-2018&lang=de&zoom=&type=show_document


+++BIG BROTHER
Geheimdienst rüstet auf – Zürich, Genf und Bern sind Spitzenreiter: Kantone kriegen mehr Spione
Der Geheimdienst wächst weiter. Nicht nur beim Bund, sondern auch in den Kantonen. Der Bund zahlt dieses Jahr 18 Millionen Franken an die Kantone – doppelt so viel wie noch 2014. Auch der Informationsaustausch mit ausländischen Partnerdiensten steht auf Rekordniveau.
https://www.blick.ch/news/politik/geheimdienst-ruestet-auf-zuerich-genf-und-bern-sind-spitzenreiter-kantone-kriegen-mehr-spione-id15744173.html


+++ARMEE
Bundesrätin Amherd besucht die Münchner Sicherheitskonferenz 2020
Bundesrätin Viola Amherd wird vom 14. bis 16. Februar 2020 an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen. Bei diesem Arbeitsbesuch wird sich die Chefin VBS mit zahlreichen Verteidigungsministerinnen und Verteidigungsministern über sicherheitspolitische Themen austauschen.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-78101.html


+++POLIZEI DE
Wer ist hier das Opfer?
„Gewalt gegen Polizei“ wird von Polizei & Innenministerium selbst massiv aufgebauscht!
https://www.volksverpetzer.de/analyse/gewalt-gegen-polizei/


+++POLIZEI FR
Frankreich – Niemand kann mehr wegschauen
Das Internet quillt über vor Videos von Polizeigewalt. Nun musste selbst die französische Regierung einräumen, dass es ein Problem mit den Methoden der Polizei gibt
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/niemand-kann-mehr-wegschauen


+++ANTIRA
Hat die Post in unserer Region ein Rassismus-Problem?
Mehrere Fälle von ausländerfeindlichen Äusserungen von Paketzustellern der Schweizer Post sind Telebasel zugetragen worden. Welche Erfahrungen machen Sie?
https://telebasel.ch/2020/02/14/hat-die-post-in-unserer-region-ein-rassismus-problem


+++RECHTSPOPULISMUS
Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Thomas Glauser/Niklaus Mürner, SVP): Kontrollen in der Reithalle durch die Gewerbepolizei: Wird die Gewerbepolizei behindert? Gibt es 2019/2020 Wirte, die über die nötigen Bewilligungen für den Betrieb der Gaststätten verfügen?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=63290aad96894b669c784e666a32eb8a


Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Thomas Glauser/Niklaus Mürner SVP): Kontrollen in der Reithalle durch die Gewerbepolizei: Kann die Gewerbepolizei ihren gesetzlichen Auftrag überhaupt noch durchführen? Wird sie dabei vom Gemeinderat und Statthalter vom unterstützt?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=ad5d8c357bd141d98a9bfbd2112d77e5


Kleine Anfrage Fraktion SVP (Alexander Feuz/Thomas Glauser/Niklaus Mürner SVP): Kontrollen in der Reithalle durch die Gewerbepolizei: Wird die Gewerbepolizei behindert? Gibt es 2019/2020 Wirte, die über die nötigen Bewilligungen für den Betrieb der Gaststätten verfügen?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=a4ebf1c8d4ae47959d5fe48f310e23e6


Interpellation Thomas Glauser (SVP): Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern sowie von LGBTIQ-Menschen auch im Marzilibad – Werden Männer im Freibad Marzili diskriminiert?
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=3eaff619e3b6476e95ba0c7996c426cc


Baselbieter SVP wehrt sich gegen «Verunglimpfung» in Schule
Ein Arbeitsblatt zum Thema Rechtspopulismus am Gym Muttenz sorgt für Wirbel. Darauf wird die SVP als «rassistisch» dargestellt.
https://primenews.ch/news/2020/02/baselbieter-svp-wehrt-sich-gegen-verunglimpfung-schule


+++RECHTSEXTREMISMUS
Incels: Frauenhasser im Netz werden toxischer – und immer radikaler
Untersuchung mehrerer Informatiker beobachtete die wichtigsten Gruppierungen der Online-“Mannosphäre”
https://www.derstandard.at/story/2000114568813/incels-frauenhasser-im-netz-werden-toxischer-und-immer-radikaler


+++FUNDIS
Weltwoche-PR für Schoggi-Läderach: Die Fakten
Die Weltwoche nimmt den Schokoladen-Produzenten Läderach in Schutz und schiesst scharf gegen Infosperber. Ein Rohrkrepierer.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Gesellschaft/Weltwoche-PR-fur-Schoggi-Laderach-Die-Fakten


Zwischen unklarer Faktenlage und Verschwörungstheorien: IG bekämpft neue 5G-Antenne in Wil
Die Swisscom will in Wil eine neue Mobilfunkanlage bauen. Das ruft die IG «Wil stoppt 5G» auf den Plan.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/wil/zwischen-unklarer-faktenlage-und-verschwoerungstheorien-ig-bekaempft-neue-5g-antenne-in-wil-ld.1194576


+++HISTORY
Schweizer Holocaust-Gelder: «Kein Überlebender hat angemessene Entschädigung erhalten»
20 Jahre dauerte das Verfahren – nun sind die Schweizer Bankengelder für Nazi-Opfer und ihre Nachfahren offiziell fertig verteilt. Ein grosser Teil ging an Juristen.
https://www.beobachter.ch/gesellschaft/schweizer-holocaust-gelder-kein-uberlebender-hat-angemessene-entschadigung-erhalten


Happenings und dadaistische Aktionen: Die Jugendunruhen der Achtziger waren mehr als Strassenkämpfe
Vor vierzig Jahren haben die achtziger Unruhen Zürich durchgeschüttelt. Olivia Heussler war mittendrin, hat die Kämpfe auf der Strasse, aber auch die lustvollen, dadaistisch anmutenden Aktionen fotografisch festgehalten.
https://www.nzz.ch/zuerich/happening-und-kampf-olivia-heussler-zeigt-die-achtziger-bewegung-ld.1540542


+++CRYPTO-LEAKS
Crypto-Arena
Die Schweiz steckt in einem Spionagesumpf: Der amerikanische Geheimdienst CIA und der deutsche BND sollen Chiffriergeräte mithilfe einer Zuger Firma manipuliert und so andere Staaten ausspioniert haben. Welche Rolle spielt der Schweizer Geheimdienst? Und: Ist es eine Staatsaffäre?
https://www.srf.ch/play/tv/arena/video/arena?id=a95fcd13-d113-4ee4-8cc9-376cc66f20bc


Cryptoleaks: Strafrechtsprofessor fordert sofortige Untersuchung
Die Firma Crypto AG lieferte ihre mainpulierten Kryptogeräte in die ganze Welt – mit Schweizer Ausfuhrbewilligungen. Strafrechtsprofessor Mark Pieth fordert nun, die Bundesanwaltschaft müsse unverzüglich eine Untersuchung starten.
https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/cryptoleaks-strafrechtsprofessor-fordert-sofortige-untersuchung?id=8ddc7937-0db4-436c-abdc-8754e7322255
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-strafrechtsprofessor-man-muss-sofort-handeln


Der Bundesnachrichtendienst steht im Zentrum der «Crypto-Leaks»: Noch ist die Affäre in Deutschland kein grosses Thema, doch brisante Fragen müssen geklärt werden
Die «Crypto-Leaks» werfen ein neues Licht auf den BND. Der Geheimdienst agierte in den siebziger und achtziger Jahren ungewöhnlich dreist und hörte zusammen mit der CIA rund hundert Länder ab.
https://www.nzz.ch/international/crypto-leaks-affaere-ist-in-deutschland-noch-kein-grosses-thema-ld.1540702


#CryptoLeaks
Die Lehre aus der Operation Rubikon
Unter dem Codenamen Operation Rubikon half die Crypto AG CIA und BND bei der Spionage, indem sie die von ihr produzierte Verschlüsselungstechnologie manipulierte. So sinnvoll dies im Kalten Krieg gewesen sein mag, so gefährlich ist es in Zeiten der Digitalisierung, meint unser Gastautor Matthias Schulze.
https://netzpolitik.org/2020/die-lehre-aus-der-operation-rubikon/


#Cryptoleaks
Viel wurde bereits in der Vergangenheit über Geheimdienstverstrickungen der Zuger Crypto AG vermutet. Die interne Geschichtsschreibung von CIA und deutschem Bundesnachrichtendienst scheint nun diese Vermutungen zu bestätigen. Und mehr.
https://www.pszeitung.ch/cryptoleaks/#top


Auch ALG will Antworten von der Regierung: Crypto-Skandal: Zuger SP fordert externe Untersuchung
Nachdem eine umfangreiche Recherche die Beteiligung der Zuger Crypto AG an einer internationalen Geheimdienst-Affäre aufdeckte, fordert die Zuger SP Massnahmen. Sie will eine Aufarbeitung, «um Fehler in der Zukunft zu vermeiden». Auch gehe es um Glaubwürdigkeit. Auch die Alternative – die Grünen Zug fordert Antworten von der Regierung.
https://www.zentralplus.ch/zuger-sp-fordert-eine-externe-untersuchung-1730333/


Was wusste der damalige Zuger Regierungsrat über die Crypto-Affäre?
Die SP-Fraktion im Zuger Kantonsrat will wissen, wie der Regierungsrat mit den Enthüllungen umzugehen gedenkt.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/was-wusste-der-damalige-zuger-regierungsrat-ueber-die-crypto-affaere-ld.1195002


Vor diesem Mann zitterten CIA und BND
Vor 25 Jahren hätte Journalist Frank Garbely die Spionage von CIA und BND beinahe entlarvt. Doch das letzte Puzzleteil fehlte.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Vor-diesem-Mann-zitterten-CIA-und-BND-19944818


Braucht es eine PUK im Crypto-Skandal – Politbern gespalten – Tagesschau
Immer mehr Politiker wollen die Aufklärung des Crypto-Skandals nicht dem Bundesrat alleine überlassen und fordern eine PUK. Eine PUK, eine parlamentarische Untersuchungskomission, wäre das schärfste Aufklärungsinstrument, das erst vier Mal eingesetzt worden ist.
https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/braucht-es-eine-puk-im-crypto-skandal—politbern-gespalten?id=86fab57a-1c94-4da8-9a17-66bc4a86e954


Büro des Nationalrats will GPDel und Bundesrat anhören – Echo der Zeit
Das Büro des Nationalrats hat noch nicht entschieden, ob eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die Geheimdienst-Affäre um die Zuger Firma Crypto untersuchen soll. Es will zuerst den Präsidenten der GPDel sowie den Bundesrat anhören.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/buero-des-nationalrats-will-gpdel-und-bundesrat-anhoeren?id=8b0944ea-f0a9-4d3a-b1fd-83468ba84c0b
-> https://telebasel.ch/2020/02/14/nationalrats-buero-will-bundesrat-in-geheimdienstaffaere-anhoeren/?channel=105105
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/krise-im-bundeshaus-wegen-crypto-affaere-136372243
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/crypto-affaere-nationalrat-bespricht-bildung-einer-untersuchungskommission-136372450


Geheimdienst-Affäre – Büro des Nationalrats will Bundesrat zu PUK anhören
Das Büro des Nationalrats hat noch nicht entschieden, ob eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die Geheimdienst-Affäre um die Zuger Firma Crypto untersuchen soll. Es will zuerst den Bundesrat sowie den Präsidenten der Geschäftsprüfungsdelegation anhören.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/sda-buero-n-2020-02-14.aspx


«Neutralität: eine Überlebenstrategie im schwierigen Umfeld» – Echo der Zeit
Waren der Schweizer Nachrichtendienst und der Bundesrat über die Tätigkeiten der Crypto AG informiert? Und wenn ja, was heisst das für die Neutralität der Schweiz? Gespräch mit Politikwissenschafter Laurent Goetschel.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/neutralitaet-eine-ueberlebenstrategie-im-schwierigen-umfeld?id=e0162694-9028-4416-8cda-f77790b88844


Die Crypto-Affäre zeigt gefährliche Sicherheitsmängel in den Lieferketten auf
Die Affäre um die manipulierten Chiffriergeräte der Crypto AG zeigt: Technologierisiken werden oft ignoriert und Lieferketten zu wenig überprüft. Für die Schweiz gehen Branchenkenner davon aus, dass der politische Schaden grösser ist als der wirtschaftliche.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/wenig-schadenspotenzial-fuer-den-it-standort-schweiz-ld.1540375


Wie der Vizedirektor des Nachrichtendienstes von der Vergangenheit eingeholt wird
Jürg Bühler, Vizedirektor des Nachrichtendienstes, wird in der Affäre um die Zuger Firma Crypto AG von der Vergangenheit eingeholt.
https://www.watson.ch/schweiz/gesellschaft%20&%20politik/330006702-cryptoaffaere-vizedirektor-des-nachrichtendienstes-haette-eingreifen-koennen


Geheimdienstaffäre Cryptoleaks – «Auch östliche Nachrichtendienste hatten hier Tarnfirmen»
Die Schweiz als Spionage-Drehscheibe: Die Affäre um die Crypto AG sei kein Einzelfall, sagt Historiker Adrian Hänni.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-auch-oestliche-nachrichtendienste-hatten-hier-tarnfirmen


Geheimdienstaffäre Cryptoleaks – Kryptotechnik – ein Schweizer Exportschlager
Zahlen des Bundes zeigen: Auch nach der Jahrtausendwende wurden mit Kryptotechnik hunderte Millionen Franken umgesetzt.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienstaffaere-cryptoleaks-kryptotechnik-ein-schweizer-exportschlager


Verkommen #Cryptoleaks Untersuchungen zum Jekami?
Der Cryptoleaks-Skandal soll von diversen Gremien untersucht werden. Ist das zweigleisige Vorgehen von Bundesrat und Parlament nicht kontraproduktiv?
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/verkommen-cryptoleaks-untersuchungen-zum-jekami-65662468


Wie lässt sich der Entschlüsselungsskandal entschlüsseln?
Die Operation Rubikon wühlt die Schweiz auf. Um Licht in die grossangelegte Spionage-Affäre rund um die Schweizer Firma Crypto AG zu bringen, könnte die Schweiz die fünfte Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) ihrer Geschichte einsetzen. Dieses Instrument kommt nur im äussersten Krisenfall zur Anwendung.
http://www.swissinfo.ch/ger/internationaler-spionage-skandal_wie-laesst-sich-der-entschluesselungsskandal-entschluesseln-/45558708



tagesanzeiger.ch 14.02.2020

Spionageaffäre: Viola Amherd belastet Alt-Bundesrat Villiger

Bisher sagen nur ausländische Quellen, dass Bundesräte von der Spionageaffäre wussten. Doch jetzt berichtet Viola Amherd von einem brisanten Aktenfund.

Markus Häfliger, Oliver Zihlmann

Das Dementi von Kaspar Villiger war deutlich, und es war lang. Auf anderthalb A4-Seiten erklärte der Alt-Bundesrat (FDP) letzten Mittwoch, die CIA-Akten zur Crypto-Affäre seien falsch – jedenfalls was seine eigene Rolle betrifft. Damals, als Verteidigungsminister in den 1990er-Jahren, habe er von der riesigen Spionageoperation der CIA und des deutschen Geheimdienstes nichts gewusst. «Ich war in diese nachrichtendienstliche Operation nicht eingeweiht», schrieb der Alt-Bundesrat dieser Zeitung.

Doch jetzt wird Villigers Dementi infrage gestellt. Nicht wie bisher durch Dokumente amerikanischer und deutscher Geheimdienste. Ob deren Schilderungen in allen Teilen zuverlässig sind, ist bis heute eine offene Frage. Die neuen Vorwürfe an Villiger stehen nun aber in einem offiziellen Papier des Bundesrats. Es handelt sich um ein ver­trauliches Aussprachepapier, das Bundesrätin Viola Amherd (CVP) unterschrieb und am 17. Dezember 2019 an ihre Regierungskollegen verteilen liess.

Dieses Dokument ist die erste amtliche Quelle in der Schweiz, die besagt, dass es in der Crypto-Affäre womöglich Mitwisser in der Landesregierung gegeben hat. Und es nennt ausdrücklich Kaspar Villigers Namen.

Dann redet Amherd von Villiger

Amherds Aussprachepapier hat eine monatelange Vorgeschichte. Einzelne Amtsstellen innerhalb ihres Verteidigungsdepartements (VBS) waren seit letztem Sommer über die Recherchen der Fernsehsendung «Rundschau» zur Crypto AG im Bild. Spätestens Ende Oktober realisierte die Departementsspitze, wie explosiv die Sache ist. Das VBS leitete darauf eigene Abklärungen ein, um die Faktenlage zu klären. Es suchte intern nach Dokumenten und be­fragte frühere Verantwortungsträger. Anfang November setzte der Bundesrat zudem eine Arbeitsgruppe mit ­Vertretern von acht Diensten und Amtsstellen ein, um auch in anderen Departementen nach Spuren des Crypto-Skandals zu suchen.

Am 17. Dezember berichtete Amherd dem Bundesrat in ihrem Aussprachepapier über den Zwischenstand dieser Abklärungen. Dem Vernehmen nach sagte sie dabei, es gebe noch sehr viele offene Fragen. Doch konnte Amherd ihren Kollegen auch von einem brisanten Fund berichten, von dem sie selber erst 24 Stunden zuvor erfahren hatte.

Jean-Philippe Gaudin, Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes, sei am Vortag zu ihr gekommen. Er habe sie informiert, dass man in einem alten Archiv mehrere Dokumente zur Crypto AG gefunden habe, schreibt Amherd – und fügt dann folgenden Satz an: «Sie (die Dokumente; Anm. der Redaktion) weisen darauf hin, dass der ehemalige EMD-Vorsteher K. Villiger informiert war.» Dieser Satz steht wörtlich in Amherds Papier; das bestätigen mehrere, sehr gut informierte Quellen. Zwar führt die Verteidigungsministerin Art und Inhalt der neu aufgefundenen Akten nicht näher aus. Doch allein der Fakt, dass Bundesrätin Amherd von einer Mit­wisserschaft Villigers spricht, bringt diesen nun unter erheblichen Zugzwang.

Wie ist in diesem Licht Villigers Dementi vom Mittwoch zu verstehen? Ist das vielleicht der Grund für einzelne etwas schwammig klingende Sätze? Für die Formulierung beispielsweise, er habe über die CIA-Operation keine «detaillierten» Informationen gehabt? Ver­fügte Villiger vielleicht nicht über detaillierte, aber immerhin über summarische Informationen zur Spionageoperation?

Villiger widerspricht der CIA

Diese Zeitung hat Villiger mit Amherds belastender Aussage konfrontiert. In seiner schriftlichen Antwort dementiert der heute 79-jährige Alt-Bundesrat jede Mitwisserschaft über die wahren Hintergründe der Crypto AG. Und er tut dies noch vehementer als am vergangenen Mittwoch: «Ich kannte den Einfluss der CIA (auf die Crypto AG) ebenso wenig wie jenen des BND», schreibt Villiger. Auch zum mittlerweile etablierten Fakt, dass die Crypto-Geräte manipuliert waren, schreibt Villiger: «Ich hatte diese Informationen nicht.»

Weder Amherds Aussprachepapier noch der darin erwähnte Aktenfund seien ihm bekannt, sagt Villiger – und ergänzt: «Es würde mich auch interessieren, mehr zu kennen als Vermutungen.» Er werde darum vorbehaltlos mit den Untersuchungsgremien in dieser Sache zusammenarbeiten, kündigt er an.

Was steht in den neuen Akten?

Bereits am Mittwoch hatte Villiger zugegeben, dass er mit seinem Parteikollegen Georg Stucky, einem damaligen Verwaltungsrat der Crypto AG, im Jahr 1994 über die Firma gesprochen hatte – genau wie es in den CIA-Akten erwähnt ist. Wenn er sich richtig erinnere, sei es bei diesem Gespräch um die damals laufende Untersuchung der Bundespolizei wegen der angeblich manipulierten Chiffriergeräte der Crypto AG gegangen – aber «nicht um CIA- oder BND-Machenschaften», betont Villiger. «So was vergisst man nicht, und es hätte mich veranlasst, dies im Bundesrat zur Sprache zu bringen.»

In diesem Punkt widerspricht Vil­liger den CIA-Akten also diametral. Diese besagen, Villiger sei damals von Stucky darüber informiert worden, dass die Crypto AG eine Tarnfirma der ausländischen Geheimdienste war.

Villigers neues, noch heftigeres Dementi wirft nun die Frage auf, was genau in den Akten steht, die Amherds Geheimdienstchef gefunden haben will. Die Kommunikationsstelle des Verteidigungsdepartements nimmt dazu keine Stellung. «Über den Inhalt von Bundesratssitzungen geben wir grundsätzlich keine Informationen», antwortet sie bloss und sagt: «Über einzelne Namen und Dokumente zu spekulieren, ist fehl am Platz.» Die Faktenlage werde nun vom früheren SP-Bundesrichter Niklaus Oberholzer analysiert. Er soll dem Bundesrat bis Ende Juni 2020 einen ersten Bericht abliefern.

Fragen zu Arnold Koller

Doch Villiger ist nicht der einzige Alt-Bundesrat, der in Amherds Aussprachepapier zur Crypto-Affäre einen Auftritt hat. Die Verteidigungsministerin erwähnt noch einen zweiten ehemaligen Magistraten: Arnold Koller, Bundesrat von 1987 bis 1999, zuerst im Militärdepartement, später im Justizdepartement, Mitglied der CVP und damit ein Parteikollege Amherds. Für eine Mitwisserschaft Kollers, betont Amherd in ihrem Papier, gebe es in den neu aufgefundenen Akten keine Hinweise.

Diese Aussage ist überraschend. Denn anders als im Fall Villiger sindbis jetzt keine Aktenstellen bekannt geworden, die Koller belasten würden. Auch in den CIA- und BND-Dokumenten, die der «Rundschau» vorliegen, kommt Koller nicht vor.

Überhaupt tauchten in der Crypto-Affäre bislang vor allem FDP-Vertreter auf – neben den Politikern Villiger und Stucky auch die früheren Nachrichtendienstchefs Peter Regli und Markus Seiler. Die politische Konkurrenz schlachtet diese FDP-Connection denn auch genüsslich aus: «Jetzt auch noch Villiger, Stucky und Regli», twitterte Michael Sorg, SP-Co-Generalsekretär. «Was haben all die Protagonisten der #Cryptoleaks-Affäre gemeinsam? Sie sind Mitglied der FDP-Liberalen.» Und SVP-Mann Christoph Mörgeli spottete, ebenfalls auf Twitter, zur Aufklärung der Crypto-Affäre brauche es keine parlamentarische Untersuchungskommission, sondern bloss eine Parteiversammlung der FDP.

Arnold Koller durchbricht nun dieses FDP-Muster. Warum erwähnt und entlastet Amherd ausgerechnet ihn? Warum nur Koller und nicht auch andere Bundesratsmitglieder aus jener Zeit? Otto Stich (SP) zum Beispiel, der im Jahr 1994, als die Bundespolizei die Crypto AG untersuchte, das Bundespräsidium innehatte? Oder Flavio Cotti (CVP), der als Aussenminister über eine Geheimdienstkooperation mit den USA ebenfalls im Bilde gewesen sein könnte? Oder Adolf Ogi (SVP), der damals ebenfalls Mitglied des Bundesrats war und 1996 Villigers direkter Nachfolger im Militärdepartement wurde? Amherds Papier an den Bundesrat beantwortet diese Fragen nicht – und ihre Kommunikationsstelle ebenfalls nicht.

Arnold Koller, heute 86 Jahre alt, hat auf eine Anfrage dieser Zeitung nicht reagiert. Früher in der Woche erklärte er gegenüber den CH-Media-Zeitungen, er habe zwar gewusst, dass es die Crypto gebe. «Aber ich kann mich sonst an nichts erinnern.»



Bundesrat wird befragt

Nun sollen die Bundesräte in der ­Crypto-Affäre reden: Das Büro des Nationalrats hat am Freitag beschlossen, am 2. März eine Anhörung abzuhalten. Erst danach will es entscheiden, ob es die Forderung nach einer parlamen­tarischen Untersuchungskommission (PUK) unterstützt. Eine solche hatte SP-Fraktionschef Roger Nordmann am Mittwochnachmittag in Form einer parlamentarischen Initiative eingereicht.
Nationalratspräsidentin Isabelle Moret begründete den Aufschub mit den gesetzlichen Vorgaben: «Das Parlamentsgesetz sieht vor, dass der Bun­desrat das Recht erhält, angehört zu werden, ob eine PUK eingesetzt wird.» Ebenfalls anhören will das Büro Alfred Heer, den Präsidenten der Geschäftsprüfungsdelegation. Diese hat inzwischen eine eigene Inspektion eingeleitet. Wen die Regierung vor das Büro schicken wird, ist offen. «Der Bundesrat soll entscheiden», sagte Moret. Er könnte die Einladung allerdings auch ausschlagen.
Roger Nordmann wertete die Entscheidung des Büros «verhalten positiv». Das Gremium habe eine PUK nicht abgelehnt, aber definitiv beschlossen sei sie ebenfalls nicht. «Die anderen Parteien werden am 2. März Verant­wortung übernehmen und sich zu einer ­lückenlosen Aufklärung bekennen müssen», sagte Nordmann. Er fordere eine PUK auch als Zeichen dafür, dass das oberste Ermittlungsgremium des Landes eine «gravierende Affäre» aufklären soll. Eingesetzt werden könnte eine PUK in der Frühlingssession. Der Bundesrat hat ebenfalls eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die bis Juni vor­liegen soll. Die Geschäftsprüfungs­delegation hat keinen Fahrplan bekannt gegeben. (ffe)
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/crypto-leaks/spionageaffaere-viola-amherd-belastet-altbundesrat-villiger/story/24410567)



derbund.ch 14.02.2020

«Die Schweiz hat ein grosses Problem»

Bei Peter F. Müller nahmen die Cryptoleaks ihren Anfang. Der Geheimdienstexperte sagt, wie er die Dokumente prüfte und was er von den Vorwürfen gegen Kaspar Villiger hält.

Mit Peter F. Müller sprach Res Strehle

Video: https://podcast.newsnetz.tv/podcast/news/416803h.mp4


Peter F. Müller, bei Ihnen nahmen die Cryptoleaks ihren Anfang. Wie kamen Sie zu diesen Geheimpapieren?

Ich arbeite seit über 20 Jahren zum ­Thema Geheimdienste, habe dazu ­Filme gemacht und ein Buch geschrieben. So ergaben sich langjährige Kontakte. Schliesslich war es so einfach, wie es tönt: Die Papiere wurden mir zugespielt.

Wie haben Sie überprüft, dass sie echt sind?

In den Dokumenten stehen neben Decknamen auch viele Klarnamen von Beteiligten, Mitarbeiter von CIA und BND. Nach ersten Gesprächen mit ihnen, meist off the record, war sofort klar, dass die Papiere echt sind.

Nun gibt es in den Papieren der CIA auch Hinweise, dass die Schweiz in das Projekt eingeweiht war, konkret auch Kaspar Villiger. Der Alt-Bundesrat bestreitet dies. Gibt es Fehler in den Papieren?

Es wird schon einzelne Eitelkeiten oder falsche Erinnerungen geben. Aber wenn ein Name wie Villiger auftaucht, der ausserhalb der Schweiz nur Insidern ­etwas sagt, dann ist die Substanz aktenkundig.

Wie gross sehen Sie nun das Problem der Schweiz von aussen?

Die Schweiz hat ein wirklich grosses Problem mit ihrem Ruf der Neutralität und der hohen technischen Standards. Das kleinste Problem haben die USA.
(https://www.derbund.ch/schweiz/standard/die-schweiz-hat-ein-grosses-problem/story/19643875)