Medienspiegel 11. Februar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++ZÜRICH
Abgewiesene Asylsuchende leben unsichtbar im Kanton Zürich
Sie dürfen nicht mehr in der Schweiz bleiben, aber zurück in die Heimat können sie auch nicht. Für rund 700 abgewiesene Asylsuchende ist das Leben in Zürich alles andere als einfach.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/abgewiesene-asylsuchende-leben-unsichtbar-im-kanton-zuerich-00128756/


+++BALKANROUTE
Flüchtlinge in Bosnien: Warten in leeren Fabriken
Eine ehemalige Stahlfabrik in Bosnien und Herzegowina nahe der kroatischen Grenze: Mehrere Hundert Flüchtlinge sind hier untergekommen. Viele von ihnen lebten zuvor im nahegelegenen Flüchtlingslager Vucjak, das Ende 2019 wegen der katastrophalen humanitären Zustände geschlossen wurde. Die Menschen hier versuchen nach Kroatien und damit in die EU zu kommen. Darunter ist auch der junge Afghane Ahmed. Er machte in Kabul noch seinen Schulabschluss, dann floh er vor dem Krieg, 5000 Kilometer bis hierher.
https://de.euronews.com/2020/02/11/fluchtlinge-in-bosnien-warten-in-leeren-fabriken


+++SPANIEN
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Spanien
Jung, zugewandert, stigmatisiert
»Mena« werden unbegleitete minderjährige Migranten in Spanien genannt. Rechtsextreme haben die Jugendlichen als Feindbild entdeckt und unterstellen ihnen, kriminell und gewalttätig zu sein. Flüchtlings- und Migrantenorganisationen kämpfen gegen die Stigmatisierung an.
https://jungle.world/artikel/2020/06/jung-zugewandert-stigmatisiert


+++GRIECHENLAND
Griechenland: Die vergessenen Kinder aus Olive Grove
Sie haben ihre Familien verloren, sind gebrochen und hoffnungslos: die Minderjährigen im griechischen Flüchtlingslager Moria. Sie wollen ihre Geschichten erzählen.
https://www.zeit.de/kultur/2020-02/griechenland-fluechtlinge-fluechtlingslager-moria-kinder-lesbos/komplettansicht


Griechenland baut abgeriegelte Flüchtlingslager auf fünf Ägäis-Inseln
Bereits im Sommer sollen die neuen Registrier- und Abschiebezentren fertig sein. Dort sollen Asylbewerber maximal 90 Tage bleiben.
https://www.tagesspiegel.de/politik/baubeginn-im-maerz-griechenland-baut-abgeriegelte-fluechtlingslager-auf-fuenf-aegaeis-inseln/25531530.html


Migration: Schweiz will Griechenland im Asylbereich stärker unterstützen
Über 100’000 Flüchtlinge und Migranten halten sich in Griechenland auf. Sie leben teils unter prekären Bedingungen. Die Schweiz will Griechenland nun stärker unterstützen.
https://www.nzz.ch/schweiz/migration-schweiz-will-minderjaehrige-fluechtlinge-aus-griechenland-aufnehmen-ld.1539769


+++MITTELMEER
Menschenrechtspreis für Rettungsschiff „Iuventa“
Rom/Berlin. Die Crewmitglieder des Rettungsschiffs „Iuventa“ der Organisation Jugend Rettet erhalten 2020 den Menschenrechtspreis der deutschen Sektion von Amnesty International. „Die Iuventa-Crew steht für all die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die sich auf dem Wasser und auf dem Land für das Überleben von Schutzsuchenden einsetzen“, sgte Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty Deutschland nach einer Mitteilung vom Dienstag in Berlin. Rund 200 Menschen hätten zwischen Juli 2016 und August 2017 auf der „Iuventa“ ehrenamtlich gearbeitet. In dieser Zeit seien mehr als 14 000 Migranten aus Seenot gerettet worden.
https://www.morgenpost.de/berlin/article228396553/Menschenrechtspreis-fuer-Rettungsschiff-Iuventa.html
-> https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/deutschland-amnesty-menschenrechtspreis-2020-geht-seenotrettungscrew


Sizilianische HafenstadtPalermo macht Seenotretter von „Sea-Watch“ zu Ehrenbürgern
Die süditalienische Hafenstadt Palermo hat am Montag Seenot-Retter von drei Schiffen für ihren Einsatz für Migranten im Mittelmeer geehrt – darunter die Helfer der deutschen Organisation Sea-Watch.
https://www.focus.de/politik/ausland/sizilianische-hafenstadt-palermo-macht-seenotretter-von-sea-watch-zu-ehrenbuergern_id_11651114.html
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132745.mittelmeer-palermo-ehrt-seenotretter-von-sea-watch.html


EU-Außenbeauftragter Borrell kontra Kurz: Kein Pull-Effekt durch Mission Sophia
Die Zahlen sprechen gegen Österreichs Argumentation, dass Rettungsmissionen Migranten anlocken, sagt Josep Borrell
https://www.derstandard.at/story/2000114417864/eu-aussenbeauftragter-borrell-kontra-kurz-kein-pull-effekt-durch-mission?ref=rss


119 Migranten in Südspanien gerettet – Suche nach weiterem Boot
Vor der Küste in Málaga wurden zwei Boote mit 119 Migranten entdeckt. Nach einem dritten Boot werde noch gesucht.
https://www.nau.ch/news/europa/119-migranten-in-sudspanien-gerettet-suche-nach-weiterem-boot-65660699


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Das Berner Ja zum Transitplatz für Fahrende hat Signalwirkung für die Schweiz
Die Abstimmungssieger vom Wochenende hoffen, das Ja des bevölkerungsreichen Kantons Bern gebe den Forderungen der Fahrenden nach mehr Plätzen Auftrieb. Vor allem im Grossraum Zürich fehlt ein Transitplatz. Dort setzt man auf die Hilfe des Bundes.
https://www.nzz.ch/schweiz/berner-ja-zum-transitplatz-fuer-fahrende-hat-signalwirkung-fuer-die-schweiz-ld.1539656


Kerzers FR will bei Transitplatz für Fahrende Antworten
Kerzers FR hatte zum Transitplatz für ausländische Fahrende in Wileroltigen BE nichts zu sagen. Als Nachbarsgemeinde geht sie nun auf den Kanton Bern zu.
https://www.nau.ch/politik/regional/kerzers-fr-will-bei-transitplatz-fur-fahrende-antworten-65659759


+++FREIRÄUME
derbund.ch 11.02.2020

Keine Kontrollen in den Beizen der Reitschule

Seit fünf Jahren kann die Gewerbepolizei keine regulären Kontrollen der Lokale in der Reitschule mehr durchführen. Gemeinderat Reto Nause (CVP) sieht dafür den Statthalter in der Verantwortung.

von Bernhard Ott

Nein, ihm gehe es nicht um Wahlkampf, sagt Gemeinderat Reto Nause (CVP). Sonst wäre er vor der Verabschiedung der neuen Leistungsverträge mit der Reitschule durch den Stadtrat an die Öffentlichkeit getreten. Er sei vielmehr «erschüttert», dass der Stadtrat die Verträge vor zwei Wochen abgesegnet habe, obwohl er gewusst habe, dass die Gewerbepolizei die Betriebe der Reitschule seit Jahren nicht mehr kontrollieren könne. «Die letzte reguläre Kontrolle durch Mitarbeitende der Orts- und Gewerbepolizei erfolgte im Jahr 2015», sagt Nause. Im Vortrag ans Stadtparlament räumt der Gemeinderat dies zumindest indirekt ein. So gibt er etwa seiner Erwartung Ausdruck, «dass die Einhaltung des Sicherheitskonzeptes künftig wieder kontrolliert werden kann».

Von Vermummten bedroht

Gemeinsam mit Polizeiinspektor Marc Heeb hat der städtische Sicherheitsdirektor am Dienstag auf seit langem pendente Fragen zu den Kontrollen in der Reitschule Auskunft gegeben. Laut Heeb wurden die regulären Kontrollen der Reitschul-Beizen am 30. Mai 2015 eingestellt, nachdem drei Mitarbeitende der Gewerbepolizei in zivil von zwei Vermummten bedroht worden waren. Bei den Mitarbeitenden handle es sich nie um ausgebildete Polizisten, sondern um Sachbearbeiter, die sich im Alltag mit gastgewerblichen Gesuchen befassten, sagt Heeb.

Drei Versuche, ein Treffer

In der Folge sei mit den Reitschul-Betreibern vereinbart worden, dass Kontrollen eine halbe Stunde vor dem Termin telefonisch anzumelden seien. Seit 2015 hätten er und Statthalter Christoph Lerch persönlich insgesamt drei Versuche unternommen, eine gastgewerbliche Kontrolle durchzuführen. Sie hätten jeweils am vereinbarten Ort auf der Schützenmatte gewartet, um von Mitarbeitenden des Sicherheitsdienstes der Reitschule abgeholt zu werden. «Beim ersten Mal haben wir eine Stunde vergeblich gewartet und zogen wieder ab», sagt Heeb. Beim zweiten Mal seien sie ebenfalls nicht abgeholt worden und seien schliesslich auf eigene Faust ins Kulturzentrum gegangen. «Dabei haben wir aber nicht alles kontrollieren können.» Erst beim dritten Mal im März letzten Jahres habe es funktioniert. Seither habe es keine Versuche zur Kontrolle der gastgewerblichen Bestimmungen mehr gegeben.

«Wir müssten die gastgewerblichen Betriebe der Reitschule zweimal pro Jahr kontrollieren», sagt Heeb. Dabei gehe es um die Einhaltung der üblichen gesetzlichen Bestimmungen betreffend Jugendschutz, Brandschutz oder Hygiene. Der Sicherheitsdienst des Kulturzentrums müsste dabei für die Sicherheit der Mitarbeitenden sorgen.

Vorwurf der Untätigkeit

Für Nause und Heeb fängt das Problem bereits bei der mangelnden Erkennbarkeit des Reitschul-Sicherheitsdienstes an. In der Debatte über die Leistungsverträge hatte der Stadtrat einen Antrag abgelehnt, die visuelle Erkennbarkeit des Security-Personals zu verbessern. Laut Nause könnte der Statthalter in dieser Sache aber auch verfügen. «Wir müssen mit der Security reden können», sagt der Sicherheitsdirektor.

Auch brauche es verlässliche Ansprechpersonen für die Behörden. «Der Statthalter muss dafür sorgen, dass die Gewerbepolizei die Betriebe der Reitschule wieder kontrollieren kann», sagt Nause. Dafür gebe es eine Palette von Zwangsmassnahmen – von der Verwarnung bis zur Schliessung eines Betriebes. «Bei jedem anderen Betrieb hätte Lerch längst gehandelt», sagt der Sicherheitsdirektor. Laut Polizeiinspektor Heeb müsste der Statthalter bei Verstössen gegen das Gastgewerbegesetz schon «von Amtes wegen» handeln. Polizeiinspektor Heeb betont, dass Statthalter Lerch über die Situation im Bild sei. So sei er schon mehrfach gemeinsam mit ihm an Wochenenden im Perimeter unterwegs gewesen.

Illegale Bar beobachtet

Dabei hätten sie einmal auch beobachtet, wie eine illegale Bar unter dem Eisenbahnviadukt installiert werde. Auch diese Bars müssten eigentlich kontrolliert werden. Doch das sei bisher aus Sicherheitsgründen unmöglich gewesen. «Lerch hat diesbezüglich genug gesehen», sagt Heeb. Die illegalen Bars sind ein Problem, weil sie zu Beschwerden wegen Lärms geführt haben. Die Stadt lässt zurzeit abklären, mit welchen Massnahmen angrenzende Quartiere vor Lärm geschützt werden könnten. Statthalter Lerch war gestern für den «Bund» nicht erreichbar.
(https://www.derbund.ch/bern/keine-kontrollen-in-den-beizen-der-reitschule/story/24376724)



bernerzeitung.ch 11.02.2020


Stadt klagt: Reitschule verunmöglicht Kontrollen

Sicherheitsdirektor Reto Nause und Marc Heeb von der Orts- und Gewerbepolizei setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die Kontrollen des Gastrogewerbegesetzes wieder aufgenommen werden.

Claudia Salzmann

Am Dienstag luden Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) und Marc Heeb, Co-Leiter der Orts- und Gewerbepolizei Bern, zum Gespräch. Dies, nachdem zahlreiche Medien sich bei ihnen erkundigt hatten, ob es stimmt, dass die vom Gastgewerbegesetz vorgesehenen Kontrollen im Kulturzentrum Reitschule nicht durchgeführt werden.

«Ja, das stimmt. Und der Gemeinderat und der Stadtrat haben davon Kenntnis, daraus machen wir kein Geheimnis», sagt Nause. Der Auftritt von Reto Nause hat eine gewisse Brisanz, weil eigentlich Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) beim Dossier Reitschule federführend ist. Vom anberaumten Termin vom Dienstagnachmittag hatte der Stapi laut seinem Informationschef keine Kenntnis.

Bei den fehlenden Kontrollen geht es darum, dass Angestellte der Orts- und Gewerbepolizei in Zivilbekleidung unangemeldet in den 600 Gastrobetrieben der Stadt Bern vorbeikommen. Das passiert ungefähr zwei Mal im Jahr pro Betrieb, wie dies Heeb bestätigt.

Kontrolliert wird unter anderem, ob Notausgänge versperrt sind, Alkohol an Minderjährige verkauft wird, Türen nach Mitternacht wegen Lärmemissionen geschlossen werden und ob genügend Sicherheitspersonal da ist.

Auch in der Reitschule wurden diese regulär durchgeführt, bis es im März 2015 zu einem Zwischenfall kam: Damals wurden zwei Gewerbepolizisten auf dem Vorplatz mit Kantonspolizisten in Zivil verwechselt und anschliessend von zwei Vermummten massiv bedroht. Das Kulturzentrum Reitschule äussert sich nicht weiter, da es sich nicht um aktuelle Ereignisse handle, sagt ein Reitschüler aus der Mediengruppe, der anonym bleiben will.

«Alles erfüllt»

«Wir haben die Pflicht, unsere Stadtangestellten zu schützen», sagt Nause. Deshalb habe man sich entschlossen, die Kontrollen 30 Minuten vorher telefonisch anzumelden und sich abholen zu lassen. Die Kontrollen wurden zur Chefsache, Marc Heeb mutete dies nicht mehr seinen Angestellten zu, die primär im Büro arbeiteten und keine polizeiliche Ausbildung hätten. Nach drei Versuchen habe man im März 2019 dieses Vorhaben abgebrochen.

«In einem Fall warteten wir eine Stunde lang, in einem anderen kam uns niemand abholen», sagt Marc Heeb, der diese Einsätze gemeinsam mit Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) vor Ort machte. Anders tönt es vonseiten der Reitschule: Bei der letzten vermerkten Kontrolle habe man Herrn Lerch abgeholt und ihn durch das Zentrum geführt. Das sei ungefähr um 20 Uhr geschehen, als im Restaurant Vollbetrieb geherrscht habe und im Dachstock schon ein Konzert gelaufen sei. «Uns wurde gesagt, wir hätten alle Sicherheitsvorkehrungen erfüllt», so der Reitschüler.

Die viel geäusserte Kritik seitens der Kantonspolizei, dass sie nicht wisse, an wen sie sich bei Problemen wenden solle, weil das Sicherheitspersonal nicht genügend gekennzeichnet sei, repetierte Reto Nause am Dienstag.

Es würde keinen amtlichen Ausweis auf sich tragen. Schwerwiegend findet er die Tatsache, dass man über die Ausbildungen wie beispielsweise einem Nothelferkurs oder Erste-Hilfe-Kurse vollkommen im Dunklen sei.

Der Einzige, der Einblick in diese Informationen habe, sei Regierungsstatthalter Christoph Lerch. Das Regierungsstatthalteramt ist unter anderem für Bewilligungen im Gastgewerbe zuständig. Ob er von allen Mitgliedern des sogenannten Wellness-Teams, wie das Reitschule-Sicherheitsteam intern genannt wird, die entsprechenden Ausbildungen kenne, stellt Nause infrage.

In Notsituationen müssen die Sicherheitsbeamten richtig reagieren und entsprechende Hilfe leisten können. Eine entsprechende Anfrage beim Regierungsstatthalter blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Reitschule hingegen komme ihren Verpflichtungen nach, so der Reitschüler, und man melde diese Ausbildungen an die sicherheitsbeauftragte Person weiter.

Glascontainer nun gesichert?

Kritik am Regierungsstatthalter äussert auch Orts- und Gewerbepolizei-Leiter Marc Heeb. «Wir möchten lediglich unsere Kontrollaufgabe wahrnehmen. Und Christoph Lerch ist in der Verantwortung, dies durchzusetzen», sagt Heeb. Nause und Heeb forderten am Dienstag mehr Kompetenzen für die Stadt. Doch der Grosse Rat lehnte dies kürzlich ab. «Regierungsstatthalter Lerch pochte so sehr darauf, über das Gastgewerbegesetz entscheiden zu können. Jetzt soll er das auch tun», fordert Nause.

Es sei ein schräges Konstrukt, dass der Kanton über die Gastronomie der Stadt entscheide. Zwar wollte man diese Kompetenzen nicht primär wegen des schwierigen Falls – der Reitschule. «Jede andere Gemeinde wäre ja froh, wenn der Kanton über die Reitschule entscheidet. Aber das zeigt doch auch, wie wichtig es uns ist», sagt Marc Heeb.

In den vergangenen Monaten waren auch die Glascontainerbehälter ein Thema. Diese waren nicht verschlossen. Wenn bei Krawallen Flaschen flogen, hiess es, diese kämen aus ebendiesen Containern. An Wochenenden sind schätzungsweise bis zu 2000 Personen vor der Reitschule, die ihre Getränke selber mitbringen.

Wer eine Flasche werfen wolle, der finde bestimmt eine, stellte die Reitschule in einer früheren Mitteilung fest. Regierungsstatthalter Christoph Lerch verfügte, dass die Container mit Kette und Schloss gesichert werden müssen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, bezweifeln Heeb und Nause.

Am Schluss des Gesprächs kommen sie zurück auf ihr wichtigstes Anliegen, dass «diese simplen Kontrollen des Gastgewerbegesetzes» unter den derzeit herrschenden Bedingungen nicht möglich seien. Ihr gemeinsames Ziel sei es, die Kontrollen mit den gleichen Leuten, die in den anderen Betrieben der Stadt Zutritt erhalten, wieder durchführen zu können. «Das soll nicht die Aufgabe des Gewerbepolizeileiters und des Regierungsstatthalters persönlich sein.»



Zahlt die Reitschule eigentlich Mehrwertsteuern?

Eine Motion im Berner Stadtrat aus den Reihen der SVP und der CVP verlangt die eingehende Prüfung der Finanzströme innerhalb der Reitschule. Die Motion war vor drei Wochen im Rat traktandiert – im Anschluss an die Debatte um den Leistungsvertrag mit dem autonomen Kulturzentrum. Doch weil die Diskussion ins Endlose ausuferte, musste die Behandlung der zusätzlichen Vorstösse verschoben werden. Schon jetzt ist klar, dass der Gemeinderat die Motion von SVP und CVP ablehnt. Seine schriftliche Antwort dazu gelte bereits als Prüfungsbericht, hält die Regierung fest.

Im Vorstoss wollten die beiden bürgerlichen Parteien wissen, warum die Reitschule als Ganzes und deren Betriebe nicht im Handelsregister eingetragen sind. Die Antwort des Gemeinderates: Der Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) als Dachorganisation der verschiedenen Betriebe ist kein nach kaufmännischer Art geführtes Gewerbe und ist deshalb nicht zum Eintrag im Handelsregister verpflichtet. Auch die Frage der Mehrwertsteuerpflicht treibt die Motionäre um. Darauf gibt die Stadt wie folgt Auskunft: Aufgrund des von ihr erfüllten öffentlichen Zwecks ist die Ikur von der allgemeinen Steuerpflicht befreit. Das hat zur Folge, dass bei der Reitschule die Umsatzgrenze, ab der eine Mehrwertsteuer fällig wird, erhöht wird – von regulär 100’000 auf 150’000 Franken. Laut Gemeinderat erreicht die Ikur diesen Grenzwert nicht. Anders sieht es zum Teil bei den Betrieben innerhalb der Reitschule aus. So liegen etwa die Umsätze des Barbetriebs im Dachstock oder des Restaurants Sous le Pont über der Grenze. Wie viel an Mehrwertsteuern die beiden Betriebe abrechnen, darüber dürfe die Steuerverwaltung jedoch keine Auskunft geben, schreibt der Gemeinderat. (mib)



Neue Betriebsbewilligung und neuer Wirt

Bei der epischen Stadtratdebatte um den neuen Leistungsvertrag zwischen der Reitschule und der Stadt vor drei Wochen ging es hauptsächlich um Sicherheitsfragen. Eine Aussage von BDP-Stadtrat Philipp Kohli ging dabei etwas unter. Ob den Anwesenden bewusst sei, dass die Reitschule derzeit über keine gültige Betriebsbewilligung gemäss Gastgewerbegesetz verfüge, fragte er das Plenum. Damit fehle eine wichtige Grundlage zur Absegnung des neuen Vertrages.

Wird in der Reitschule derzeit tatsächlich illegal gewirtet? Nicht wirklich, lautet die Antwort. Das geht aus einer Antwort von Regierungsstatthalter Christoph Lerch hervor. Das Problem ist folgendes: Obwohl in der Reitschule mehrere Gastrobetriebe existieren, ist das für die Betriebsbewilligung notwendige Wirtepatent nur auf eine Person ausgestellt. Diese habe sich Ende letzten Jahres aus dem Reitschule-Betrieb zurückgezogen, so Lerch. Doch das Problem scheint inzwischen gelöst: «Per Ende Januar hat die Reitschule der Stadt und dem Regierungsstatthalteramt den Namen der neuen verantwortlichen Person mitgeteilt», hält Lerch fest. Der Wirtewechsel führt offenbar dazu, dass die Betreibsbewilligung angepasst wird. Dieser Prozess sei nach wie vor im Gang, so Lerch. (mib)
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/stadt-klagt-reitschule-verunmoeglicht-kontrollen/story/23578434)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Wir haben den Wert des Essens aus den Augen verloren
Tiefstlöhne, prekäre Arbeitsbedingungen und eine fortschreitende Industrialisierung sind in der Landwirtschaft Realität – auch in der Schweiz. Die Versammlung «Widerstand am Tellerrand» diskutierte am Wochenende über diese Themen und mögliche Wege für eine sozial-ökologische Wende.
http://www.journal-b.ch/de/082013/politik/3483/Wir-haben-den-Wert-des-Essens-aus-den-Augen-verloren.htm


Farbe für Migrationsamt St. Gallen
Wir haben ende Januar das St. Galller Migrationsamt mit roter Farbe angegriffen
https://barrikade.info/article/3154


Megafon an Kundgebung in Vevey VD zu Unrecht verboten
Die Stadt Vevey hat einer Gruppe Anti-Speziesisten den Gebrauch eines Megafons für eine Demonstration verboten. Das Bundesgericht nahm sich der Beschwerde an.
https://www.nau.ch/news/schweiz/megafon-an-kundgebung-in-vevey-vd-zu-unrecht-verboten-65660610


+++SPORTREPRESSION
Die Deutschen machen es vor – Pyros bald für Schweizer Fussballfans legal?
Fans des Hamburger SV haben am Wochenende Pyros mit offizieller Genehmigung abgefackelt. Gehört das illegale Feuerwerk auch in der Schweiz bald der Vergangenheit an? Die 5 wichtigsten Punkte.
https://www.watson.ch/international/schweiz/795130676-pyro-premiere-in-der-bundesliga-zuenden-bald-schweizer-fans-legal-boeller


+++BIG BROTHER
Geheimdienst-Affäre – Weltweite Spionage-Operation mit Schweizer Firma aufgedeckt
CIA und BND hörten mit Zuger Crypto-Geräten mehr als 100 Staaten ab. Der Bundesrat eröffnet eine Untersuchung.
https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-weltweite-spionage-operation-mit-schweizer-firma-aufgedeckt
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/riesige-spionageoperation-der-cia-lief-ueber-die-schweiz/story/20957930
-> https://www.nzz.ch/schweiz/weltweite-spionage-operation-mit-schweizer-firma-aufgedeckt-ld.1539838
-> https://www.watson.ch/!188512257
-> https://www.blick.ch/news/politik/manipulierte-chiffriergeraete-cia-und-bnd-spionierten-dank-schweizer-hilfe-id15743826.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Geheimdienste-hoerten-mit-Zuger-Firma-Staaten-ab-11614044
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132748.geheimdienste-operation-rubikon-aufgeflogen.html
-> https://www.infosperber.ch/FreiheitRecht/NSA-BND
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/cryptoleaks-bnd-cia-operation-rubikon-100.html
-> https://www.watson.ch/!882092156
-> https://www.derbund.ch/schweiz/die-neutralitaet-ist-eine-schweizer-lebensluege/story/25493623
-> https://www.spiegel.de/politik/ausland/operation-rubikon-bnd-und-cia-sollen-jahrzehntelang-mehr-als-100-laender-abgehoert-haben-a-28b37eb3-4287-484d-9ddf-d7efc4bb5902?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.zentralplus.ch/bisher-waren-von-allen-spektakulaeren-leaks-auch-zuger-firmen-betroffen-1727821/
-> https://www.tagblatt.ch/schweiz/glaettli-zur-cia-affaere-fuer-die-schweiz-ist-das-ein-erdbeben-ld.1193940
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-das-koennte-fatal-fuer-den-ruf-der-schweiz-sein
-> https://www.blick.ch/news/politik/politik-fordert-lueckenlose-aufklaerung-der-crypto-leaks-was-wusste-der-bundesrat-id15744526.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Enthuellung-schaedigt-Ruf-der-neutralen-Schweiz–20911074
-> https://www.tagesschau.de/ausland/cia-bnd-101.html
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/cryptoleaks-bnd-cia-gruene-reaktionen-100.html#xtor=CS5-62
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/geheimdienst-affaere-parteien-fordern-lueckenlose-aufklaerung-der-vorgaenge
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/spionage-operation—bundesrat-gibt-untersuchung-in-auftrag?id=35572b2b-2f3a-412e-9952-c206f311f6e2
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/weltweite-spionage-operation-mit-schweizer-firma-aufgedeckt?id=2fd3c798-48f6-472f-85ea-bef6005c1c88
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/weltweite-spionage-operation-mit-schweizer-firma-aufgedeckt?id=46d4a484-0056-4dd6-9bb3-d194cfa33fa2
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Parteien-fordern-lueckenlose-Aufklaerung-30049582
-> https://www.bzbasel.ch/schweiz/geheimdienst-affaere-bundesrat-seit-monaten-alarmiert-zwei-alt-justizminister-erinnern-sich-an-nichts-136358508?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/cryptoleaks-das-ist-die-situation-in-der-schweiz-65660848
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/riesige-spionageoperation-der-cia-lief-ueber-die-schweiz/story/20957930
-> https://www.tagblatt.ch/schweiz/geheimdienste-affaere-die-spaete-rehabilitierung-des-hans-buehlers-ld.1193969
-> https://www.zentralplus.ch/zuger-firma-soll-der-cia-tuer-und-tor-geoeffnet-haben-1727711/



tagesanzeiger.ch 11.02.2020

Kein betrogener Staat wird der Schweiz noch vertrauen

Dank Geräten einer Schweizer Firma hörten CIA und BND Dutzende Länder ab. Das Parlament muss die Affäre aufklären.

Thomas Knellwolf

Es ist eine der grössten Spionageoperationen der Geschichte. Ihr Einfluss auf den Gang der Welt war enorm und reicht bis in die Gegenwart. US- und deutsche Geheimdienste haben ein halbes Jahrhundert lang die halbe Welt hintergangen – effizient, clever, unverfroren.

Ihr perfektes Geschäftsmodell: Über die Schweizer Sicherheitstechnikfirma Crypto AG drehten sie vielen Staaten für teures Geld manipulierte Chiffriermaschinen an. Fortan erfuhren sie in Echtzeit, was die nichts ahnenden Käufer an höchstsensiblen Informationen austauschten. Die abgefangene Kommunikation nutzten sie vielseitig: von der Aufklärung von Attentaten bis zur Tötung gegnerischer Soldaten. Vieles machte die Welt zu einem besseren Ort, anderes zu einem schlechteren.

Die geschichtsträchtige Operation war nur möglich, weil die USA und Deutschland die Neutralität und den guten Ruf der Schweiz ausnutzen konnten. In Bern erfuhren Vertreter von Politik, Justiz, Polizei, Militär und Nachrichtendienst davon. Sie hätten strafrechtlich und diplomatisch alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um die schwere Verletzung der Souveränität unseres Bundesstaats zu unterbinden. Doch nichts geschah. Ob aus Unvermögen, weil man die ausländischen Geheimdienstler decken wollte oder gar von deren Erkenntnissen profitierte, das muss jetzt aufgeklärt werden. Ohne Rücksicht auf grosse Namen und Mächte. Das ist der einzige Weg aus dem Schlamassel.

Das kollektive Wegschauen beschädigt die Glaubwürdigkeit unseres Landes auf Jahre hinaus. Einerseits politisch: Kein betrogener Staat wird der Schweiz noch vertrauen. Andererseits wirtschaftlich: Wer kauft sensitive Technik dort, wo eine Regierung solche Machenschaften duldet?

Aufgrund der Tragweite reicht es nicht, dass der Bundesrat den kompetenten Alt-Bundesrichter Niklaus Oberholzer für Abklärungen einsetzt. Es braucht eine möglichst unabhängige Untersuchung durch das Parlament. Die Strafverfolgung muss zudem endlich entschlossen dem Verdacht auf Betrug und verbotenen Nachrichtendienst nachgehen. Es braucht, was viel zu lange fehlte: Souveränität und Mut.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/kein-betrogener-staat-wird-der-schweiz-noch-vertrauen/story/31174772)



tagesanzeiger.ch 11.02.2020

Cryptoleaks: Wo die Geheimdienste überall mithörten

Golfkrieg, Todesflüge, Disco-Anschlag: CIA und BND hörten Gegner systematisch ab – mit Schweizer Hilfe. Das wirft ein neues Licht auf historische Ereignisse.

Oliver Zihlmann,  Res Strehle

130 Staaten kauften Verschlüsselungsgeräte der Schweizer Crypto AG. Zu den wichtigen Kunden gehörten der Iran, der Irak, Libyen, Ägypten, Saudiarabien, Jordanien, Chile, Argentinien und Indonesien. Jetzt wird bekannt, dass die Geräte dieser Staaten von den westlichen Geheimdiensten einfach knackbar waren. «Diplomatische und militärische Verkehre vieler wichtiger Länder der Dritten Welt, aber auch europäischer Staaten (…) konnten (…) flächendeckend mitgelesen werden», schreibt der deutsche Bundesnachrichtendienst. Das steht in den bisher unbekannten Dokumenten, die dem ZDF, der «Rundschau» von SRF und der «Washington Post» vorliegen. Diese massive Spionage wirft ein neues Licht auf zahlreiche historische Ereignisse.

1973: Putsch in Chile

Der gewählte Präsident von Chile, Salvador Allende, wird von einer Militärjunta weggeputscht. Bekannt ist, dass die USA den Militärs unter Augusto Pinochet dabei halfen. Jetzt wird klar, dass sie dazu die geheimen Nachrichten der Allende-Regierung mitlesen konnten. Die Chilenen nutzten Verschlüsselungsgeräte der Zuger Crypto AG.

1976–1983: Todesflüge der argentinischen Diktatur
Während der Militärdiktatur in Argentinien wurden inhaftierte Oppositionelle über dem Meer abgeworfen, um sie verschwinden zu lassen. Jahrelang blieb diese Praktik geheim. Angehörige wussten nicht, was mit ihren Verwandten damals geschah. Jetzt stellt sich heraus, dass die USA und Deutschland Bescheid wussten. Dank den schlecht verschlüsselten Nachrichten durch die Geräte der Crypto AG aus der Schweiz konnten sie die Argentinier belauschen. Doch sie haben das bis heute nie öffentlich gemacht.

1978: Friedensabkommen von Camp David zwischen Israel und Ägypten

US-Präsident Jimmy Carter vermittelte im September 1978 auf dem Sommersitz Camp David den Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel. Dank der Crypto-Ausrüstung Ägyptens war Carter während der zwölftägigen Verhandlungen jederzeit über den Inhalt der Kommunikation von Anwar al-Sadat mit Kairo informiert.

1979: Die Revolution im Iran und der Konflikt mit den USA

Bis Ende der 70er-Jahre herrschte im Iran der Schah, ein enger Verbündeter der USA. Nach der Islamischen Revolution 1979 übernahm der Geistliche Khomeini. Amerika wurde zum Feind, die Iraner besetzten die US-Botschaft und nahmen 52 Geiseln. Sowohl der Schah wie auch später das Regime der Mullahs waren gute Kunden der Crypto in Zug. Carter hat laut «Washington Post» dank der Crypto-Geräte bei 85% seiner Nachrichten gewusst, wie Khomeini darauf reagierte.

1980–1988: Der Iran-Irak-Krieg
Nach der Revolution im Iran traten die beiden Golfstaaten einen achtjährigen blutigen Krieg los. Die USA unterstützten damals den Irak – auch mit Geheimdienstinformationen. Beide Staaten setzten Crypto-Geräte aus der Schweiz ein, die Amerikaner waren jederzeit informiert. Im ganzen Krieg konnten die USA und Deutschland 80 bis 90 Prozent aller iranischen Nachrichten entschlüsseln – total 19’000 Botschaften.

1982: Hilfe der USA für die Briten im Falklandkrieg
Im Krieg um die Falklandinseln zwischen Grossbritannien und Argentinien hatten die Briten wertvolle Unterstützung aus den USA. Sie konnten die militärischen Nachrichten der argentinischen Armee entschlüsseln, weil diese auf Crypto-Geräte aus der Schweiz setzten. London sagte später, diese Funkaufklärung habe zum Entscheid beigetragen, den argentinischen Kreuzer General Belgrano zu versenken. Beim Angriff kamen 323 argentinische Marinesoldaten um.

1986: Bombenanschlag auf die Diskothek La Belle in Berlin, Bombardierung Libyens Ermittler stehen vor dem zerstörten Club in Berlin, nachdem ein Anschlag drei Menschen getötet hat. Foto: Keystone

Am 5. April 1986 explodierte eine Bombe in der Diskothek La Belle, die vor allem von US-Soldaten besucht wurde. 2 GI und eine Zivilistin kamen ums Leben, 28 wurden schwer verletzt. Die USA sprachen sofort von direkten, präzisen und unwiderlegbaren Beweisen, dass Libyen den Anschlag organisiert hatte. Ein Gerichtsverfahren bestätigte später, dass die libysche Botschaft in Ost-Berlin involviert war. Washington war informiert, weil Libyen Crypto-Geräte verwendete. Als Vergeltungsaktion bombardierten die USA zehn Tage danach Ziele in Libyen. 15 Zivilisten kamen dabei ums Leben.

1989: US-Invasion in Panama
Sogar der Vatikan benutzte Crypto-Maschinen. So wussten die USA bei ihrer Invasion in Panama im Dezember 1989, dass sich der Herrscher des Landes, Manuel Noriega, in der Vatikan-Botschaft versteckt hielt. Er ergab sich den amerikanischen Streitkräften und wurde in die USA ausgeliefert.

1991: Ermordung des iranischen Ex-Premiers Schapur Bachtiar
Bachtiar war der letzte Regierungschef unter dem Schah. Er floh nach der Islamischen Revolution 1979 nach Paris. Dort wurde er am 6. August 1991 von iranischen Agenten mit Messern ermordet. Einer der Täter wurde in Genf verhaftet und an Frankreich ausgeliefert, auch ein Mitarbeiter der iranischen Botschaft in Bern wurde verhaftet. Die USA übergaben Frankreich Beweismittel für den Prozess gegen den Iraner. Die Kommunikation soll aus einer Wohnung in Istanbul über eine Geheimagentin in Paris koordiniert worden sein, verschlüsselt auf Geräten der Crypto.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/cryptoleaks-wo-die-geheimdienste-ueberall-mithoerten/story/21352888)



tagesanzeiger.ch 11.02.2020

«Eine PUK ist eine ernsthafte Option»

Die Spionageaffäre stelle die Neutralität der Schweiz infrage, sagt FDP-Präsidentin Petra Gössi. Sie will eine rasche Aufklärung und äussert sich zur Rolle der Freisinnigen.

Christoph Lenz, Markus Häfliger

Petra Gössi, Geheimdienste der USA und Deutschlands haben über Chiffriergeräte der Schweizer Crypto AG die halbe Welt ausgehorcht. Ihre Reaktion?

Ich bin schockiert, insbesondere vom Ausmass dieser Affäre. Für mich ist klar, dass es hier eine ­lückenlose Aufklärung braucht. Wenn schon nur der Kern dieser Enthüllungen zutrifft, stellt das unsere Neutralität und die Souveränität unseres Landes infrage. Letztlich geht es auch um das Vertrauen in unsere politischen Institutionen.

Welche Fragen stellen Sie sich?

Wer hat in der Schweiz wann was gewusst? Über welchen Zeitraum lief diese Spionageoperation genau ab? Wie lief sie ab? Wie war das überhaupt möglich? Für alle diese Fragen muss man jetzt Antworten haben – und nicht erst in vielen Monaten.

Anfang November hat VBS-Chefin Viola Amherd den Gesamtbundesrat über die Crypto-Affäre informiert. Wurden Sie auch von offizieller Seite vorgewarnt?

Nein, nicht vonseiten der Regierung. Aber ein FDP-Politiker hat mir Mitte Januar ­mitgeteilt, dass ihn die Rundschau wegen der Crypto AG ­kontaktiert habe.

Wie ist heute Ihr Wissensstand?

Ich weiss auch nicht mehr als das, was in den Medien steht. Ich kenne beispielsweise die Dokumente nicht, die diesen Recherchen zugrunde liegen. Ich habe einfach in den letzten Wochen gehört, dass da etwas kommt.

Der Bundesrat hat im Januar eine Untersuchung zur Crypto AG in Auftrag gegeben. Alt-Bundesrichter Niklaus Oberholzer soll die Faktenlage klären. Was halten Sie davon?

Wichtig ist, dass wir sehr rasch erste Resultate haben über die genauen Umstände der Crypto-Affäre. Dies ist im ureigenen ­Interesse unseres Landes. Wenn Oberholzers Untersuchungen zu lange dauern, müssen wir uns sehr ernsthaft überlegen, ob eine PUK nötig ist.

Der Bundesrat hat Niklaus Oberholzer eine Frist von Ende Juni gesetzt. Können Sie so lange warten?

Ich habe jetzt verschiedentlich gelesen, dass diese Spionageoperation rund um die Crypto AG die Weltpolitik in den letzten 50 Jahren geprägt hat. Wenn es tatsächlich so war, dann geht es nicht an, dass wir erst im Sommer wissen, was Sache ist. Da braucht es schneller Resultate und Antworten. Schliesslich sind die Interessen der Schweiz im Ausland direkt betroffen.

Balthasar Glättli von den Grünen denkt laut über eine PUK nach. Spätestens in der Frühlingssession muss die FDP entscheiden, ob sie diese Forderung unterstützt. Was sagen Sie heute?

Wir prüfen derzeit, ob wir nicht selbst in der Frühlingssession einen Antrag auf eine PUK ­stellen. Das ist für uns eine ernsthafte Option. Das habe ich mit Fraktionschef Beat Walti und ­Vizepräsident Andrea Caroni so abgesprochen.

Was wäre der Vorteil einer PUK gegenüber der Untersuchung von Niklaus Oberholzer?

Ich bin überzeugt, dass Herr Oberholzer fähig ist, diese Untersuchung zu führen. Aber mit einer PUK hat man schon mehr Kraft und Druck, schnell Resultate zu erzielen.

Es gibt Hinweise, dass auch Bundesräte über die Crypto AG im Bild waren. Ist es da nicht sowieso angebracht, dass das Parlament aktiv wird, statt dass der Bundesrat das selbst abklärt?

Die Rolle des Bundesrats ist eine besondere Herausforderung in dieser Situation. Es sind viele Departemente und Personen betroffen. Im Fokus stehen natürlich die Verantwortungsträger im VBS, im EDA im EJPD – und zwar über die letzten Jahrzehnte. ­Gerade deshalb ist es wichtig, ­herauszufinden, was da genau passiert ist. Diese Affäre hat das Potenzial, die Beziehungen der Schweiz zu anderen Staaten zu belasten.

Was sind Ihre Erwartungen an den Bundesrat?

Ich erwarte, dass er alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um dies so schnell wie möglich lückenlos aufzuklären. Ein bisschen Geschichte aufarbeiten reicht hier nicht. Ich weiss, dass das nicht einfach ist. Es geht hier auch um Vorgänger im Amt, um Bundesratskollegen, die möglicherweise Bescheid wussten. Das ist schwierig. Die Neutralität und Souveränität sind aber wichtiger. Sie zählen zu den wichtigsten Pfeilern der Schweiz – und ­diese werden wegen dieser Sache infrage gestellt.

Wo sehen Sie genau das Problem mit der Souveränität und der Neutralität?

Wenn diese Firma tatsächlich unter Mitwissen des Bundesrats Geräte verkauft hat, um die Welt auszuspionieren, tangiert das unsere Souveränität und Neutralität. Den da geht es um Swissness und den Ruf, den wir im Ausland haben. Das ist gravierend.

Auch für die FDP ist die Affäre delikat. Mehrere Freisinnige hatten im Nachrichtendienst oder in den zuständigen Departementen führende Positionen inne.

Man muss hier ehrlich sein: Diese Sache lässt sich nicht auf eine bestimmte Partei reduzieren. Im Fokus stehen drei Departemente: das VBS, das EDA und das EJPD. Die Verantwortung lag stets bei verschiedenen Bundesräten aus unterschiedlichen ­Parteien.

Dennoch: Peter Regli und Markus Seiler waren über längere Zeit Chefs des Nachrichtendiensts. Beide sind in Ihrer Partei. Haben Sie diese Leute kontaktiert?

Nein.

Präzision und Diskretion sind wichtige Werte im Selbstbild der Schweiz. In der Crypto- Affäre wurden beide verraten. Schadet das dem Image?

Es können ja immer problema­tische Dinge passieren. Zum Imagerisiko werden sie aber erst dann, wenn man die Dinge weiterlaufen lässt, statt sie lückenlos aufzuklären und die Lehren daraus zu ziehen. Im Grunde wissen wir heute ja noch kaum Bescheid: Einige Experten sagen, diese Crypto-Connection sei im Jahr 2000 ausgelaufen. Andere sagen, das habe bis 2018 angedauert. Das sind schon grosse Unterschiede. Deshalb ist es wichtig, dass wir rasch herausfinden, wie es wirklich war.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/eine-puk-ist-eine-ernsthafte-option/story/11467605)


+++POLIZEI SG
Augenzeugenvideos werden für die Polizei immer wichtiger – und bringen die Ermittler gleichzeitig an den Anschlag
Die Polizei ist angewiesen auf Bilder und Videos von Augenzeugen. Sie können ein wichtiges Puzzlestück bei den Ermittlungen sein.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/augenzeugenvideos-werden-fuer-die-polizei-immer-wichtiger-und-bringen-die-ermittler-gleichzeitig-an-den-anschlag-ld.1193660


+++POLIZEI DE
Einschränkung von Bürgerrechten durch die Hintertür
Die von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt eingeführte Gebührenordnung der Bundespolizei wird jetzt umgesetzt. Demonstrieren und ziviler Ungehorsam könnten nun teuer werden
https://www.heise.de/tp/features/Einschraenkung-von-Buergerrechten-durch-die-Hintertuer-4656807.html


+++HOMOHASS
Betreiber von Queer-Klub nach erneuter Attacke gegen Homosexuelle in Zürcher Altstadt: «Wir können nicht warten, bis die Polizei die Massnahmen anpasst»
Am Wochenende ist es im Zürcher Niederdorf erneut zu einem homophob motivierten Übergriff gekommen. Der Betreiber vom Queer-Klub «Heaven» spricht von einer neuen Eskalationsstufe – und will selber gegen die zunehmende Gewalt vorgehen.
https://www.nzz.ch/zuerich/erneute-attacke-gegen-homosexuelle-in-zuercher-altstadt-ld.1539649


«Religiöse Teenager sind homophober eingestellt»
Schwule Männer sind im Zürcher Niederdorf erneut angegriffen worden. Ein Experte erklärt die Gründe für Homophobie bei Jugendlichen.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/-Religioese-Teenager-sind-homophober-eingestellt–17256779


+++RECHTSPOPULISMUS
tagesanzeiger.ch 11.02,2020

Nach Attacke auf Schwule: Zürcher FDP-Politiker will Sippenhaftung

Gleich die ganze Familie eines 15-jährigen Syrers soll ausgeschafft werden, wenn diese ihre Integrationspflichten verletzt habe, fordert FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann.

Ruedi Baumann

Nach einem Messerangriff auf Homosexuelle im Zürcher Niederdorf vom Wochenende hat die Polizei einen 15-jährigen Syrer als Tatverdächtigen verhaftet. Auf Twitter stellte der schwule Banker und FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann am Dienstag eine umstrittene Forderung: «Null-Toleranz bei Hate-Crime.»

    Dort wo Sippenstraftaten erfolgen, braucht es auch Sippenhaftung. Diese migrierten Familie sind mit uns einen Integrationspakt eingegangen. Ihr Gastrecht muss erlöschen, wenn sie ihre Pflichten nicht einhalten.
    — Hans-Peter Portmann (@HPPortmann) February 11, 2020

Die Politik müsse nun reagieren, und die Aufklärung im Bereich Sexualität und Lebensformen strenger gehabt werden. Und wörtlich: «Familien, wo Mitglieder dagegen verstossen, sind auszuschaffen.»

Eine Forderung, die man eher aus der SVP-Ecke erwartet hätte, löste gleich heftige Reaktionen aus. Will Portmann also, der früher mal bei der CVP war, ganze Familien für das Verbrechen eines einzelnen Minderjährigen bestrafen – also Sippenhaftung einführen? Onkel, Tanten, Eltern und unschuldige minderjährige Schwestern auch gleich ausschaffen? «Dort wo, Sippenstraftaten erfolgen, braucht es auch Sippenhaftung», so Portmann auf Twitter. Er betont allerdings, dass er nicht wisse, ob die Straftat am Wochenende aufgrund fehlender Integration erfolgt sei.

«Meine persönliche Meinung»

Auf Nachfrage präzisiert Portmann: «Wenn Migrations-Familien ihren Integrationspflichten nicht nachkommen und ein Verhalten fördern, welches unserer Verfassung widerspricht und sich daraus Straftaten ergeben, dann sollten sie ihr Gastrecht verlieren.» Das sei keine juristisch durchdachte Forderung, sondern schlicht seine persönliche Meinung.

Studien hätten ergeben, so Portmann, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund oft homophob eingestellt seien. In den Familien wachse der Boden für Angriffe gegen Schwule. Und deshalb seien die Familien mitverantwortlich. Solche Angriffe hätten sich in letzter Zeit in bedenklichem Ausmass gehäuft.

Juristisch gar nicht möglich

Ist die Ausschaffung einer Familie, wie nun von Portmann gefordert, überhaupt möglich? «Nein», sagt Reto Kormann vom Staatssekretariat für Migration in Bern. «Die bei Straftaten vorgesehenen Massnahmen nach dem Asyl- sowie Ausländer- und Integrationsgesetz können nur gegenüber denjenigen Personen angewendet werden, die die Straftat selber begangen haben. Ein automatischer Einbezug der Familienangehörigen oder anderer Personen ist nicht möglich.»

Familien von Migranten müssen in einigen Kantonen eine Integrationsvereinbarung eingehen, in der unter anderem das Erlernen der Landessprache gefördert sowie Kenntnisse über die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Werte und Normen in der Schweiz erworben werden. Der Kanton Zürich jedoch kennt keinen solchen flächendeckenden Vertrag, wie es auf der Zürcher Justizdirektion heisst.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Nach-Attacke-auf-Schwule-Zuercher-FDPPolitiker-will-Sippenhaftung/story/22611457)



Das Leidmedium
Meinungsdiktat, Genderhype – «Greta!» Die einst so nüchterne «Neue Zürcher Zeitung» treibt unterdessen ihrem Publikum konstant den Puls hoch. Und macht die Aufregung zu Geld – vor allem in Deutschland.
https://www.republik.ch/2020/02/11/das-leidmedium


DNA-Test für Prügel-Schüler? SVP-Grossrätin fordert dies wegen auffälligem Geburtsdatum
Die Kantonsparlamentarierin Doris Iten verlangt vom Gemeinderat Möriken-Wildegg Antworten zum Fall des Syrers, der an der Schule in Wildegg seine Lehrerin geschlagen hat.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/lenzburg/dna-test-fuer-pruegel-schueler-svp-grossraetin-fordert-dies-wegen-auffaelligem-geburtsdatum-136353795


Drogenstreit spaltet Reinach
Die Reinacher SVP hat eine Petition gegen den «Drogenumschlag» lanciert. Doch es stellt sich die Frage, ob das Problem überhaupt existiert.
https://telebasel.ch/2020/02/11/drogenstreit-spaltet-reinach


+++RECHTSEXTREMISMUS
FDP und SVP lenken ein: «Neonazi-Paragraf» hat im St.Galler Parlament gute Chancen
Der Streit um das Verbot extremistischer Anlässe im Kanton St.Gallen scheint beendet: SVP und FDP erklären sich mit der überarbeiteten Version einverstanden.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/fdp-und-svp-lenken-ein-neonazi-paragraf-hat-im-stgaller-parlament-gute-chancen-ld.1193923


„Manche Familien sind vor Enttäuschung verstummt“
Im Dokumentarfilm Spuren kommen Familien von Mordopfern des NSU zu Wort. Noch immer sind Angehörige verbittert – und kämpfen trotzdem um ihren Platz in der Gesellschaft, beobachtet Regisseurin Aysun Bademsoy.
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2020/02/11/manche-familien-sind-vor-enttaeuschung-verstummt_29457