Medienspiegel 2. Februar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BALKANROUTE
Kroatien: Verleugnete Flüchtlingspush-backs
Gerne spricht Kroatien nicht über die Vorwürfe, es gehe mit Gewalt gegen Flüchtlinge vor. Schon gar nicht während seiner EU-Ratspräsidentschaft. Das EM hat Flüchtlinge getroffen, die unter katastrophalen Bedingungen im Wald leben. | mehr
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/europamagazin/videos/Kroatien_Fluechtlinge_Abschiebungen-video-100.html


+++MITTELMEER
Flucht über das Mittelmeer: „Open Arms“ darf anlegen
Italiens Regierung verfolgt nun eine liberalere Flüchtlingspolitik. Sie erlaubt dem Rettungsschiff „Open Arms“, in einen sizilianischen Hafen einzulaufen.
https://taz.de/Flucht-ueber-das-Mittelmeer/!5661629/
-> https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132299.seenotrettung-auf-dem-mittelmeer-open-arms-darf-fluechtlinge-nach-sizilien-bringen.html
-> https://www.srf.ch/news/international/bergungsaktionen-im-mittelmeer-rettungsschiff-darf-italien-ansteuern
-> https://www.zdf.de/nachrichten/heute/363-migranten-rettungsschiff-legt-in-italien-an-100.html


+++EUROPA
Frontex: Missachtung von Menschenrechten?
Angesichts der Flüchtlingskrise mehren sich die Anschuldigungen gegenüber Frontex, der EU-Agentur zur Bewachung der Außengrenzen. Es heißt, sie verletze die Grundrechte der Migranten. Ist Frontex eine kriminelle Agentur?
https://www.arte.tv/de/videos/091151-004-A/vox-pop/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Demonstration nach Vergewaltigung
Am Samstagmorgen wurde in Basel eine Frau vergewaltigt. Die Staatsanwaltschaft informierte am Sonntag über den Vorfall. Noch am gleichen Abend kam es zu einer Spontandemonstration, an der rund 100 Personen teilnahmen.
https://www.bajour.ch/a/lJ85q6EsET/demonstration-nach-vergewaltigung


+++WEF
«Au wänn uns s WEF nid will ha, simmer da!»
Die Winterwanderung von Landquart nach Davos, die vom Strike-WEF-Kollektiv organisiert und von vielen NGOs unterstützt wurde, war ein grosser Erfolg – sowohl medial als auch für die Wiederbelebung der WEF-Proteste in Graubünden. Wolfgang A. Gokart war fürs megafon dabei.
https://www.megafon.ch/die-buergerliche-utopie/?artikel=%C2%ABAu+w%C3%A4nn+uns+s+WEF+nid+will+ha%2C+simmer+da%21%C2%BB


+++REPRESSION DE
»Entsichern« statt Überwachung und Repression
Aktivisten traten dem Europäischen Polizeikongress mit eigenem Programm gegenüber
Nach einem tödlichen Polizeieinsatz kam es bei einer Demonstration in Berlin zu Feindseligkeiten. Mit einem Kongress verbanden Aktivisten im Anschluss Theorie und Praxis.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132329.europaeischer-polizeikongress-entsichern-statt-ueberwachung-und-repression.html


»In solchen Fällen scheut der Staatsapparat keine Mühen«
Vor neuen Mammutprozessen zu Hamburger G-20-Gipfel: Aktivisten planen Proteste am »Tag X«. Ein Gespräch mit Gesine Schwarz
https://www.jungewelt.de/artikel/371823.folgen-des-hamburger-g-20-gipfels-in-solchen-f%C3%A4llen-scheut-der-staatsapparat-keine-m%C3%BChen.html


+++BIG BROTHER
Credit Suisse spionierte Greenpeace aus
Bankmitarbeiter sollen die Umweltorganisation Greenpeace unterwandert haben. So konnten sie offenbar Störaktionen der Umweltaktivisten verhindern. Dafür wird nun von links bis rechts Kritik laut.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/credit-suisse-spionierte-greenpeace-aus-136317358
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/credit-suisse-spionierte-auch-greenpeace-aus-65655652
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/machtkampf-zwischen-thiam-und-rohner-spitzt-sich-zu-credit-suisse-spionierte-auch-greenpeace-aus-id15730171.html
-> https://www.20min.ch/finance/news/story/CS-soll-auch-Greenpeace-ausspioniert-haben-20518110
-> https://www.greenpeace.ch/de/story/41384/wurde-greenpeace-von-credit-suisse-ueberwacht/



Sonntagszeitung 02.02.2020

Credit Suisse spionierte Greenpeace aus

Wie die Grossbank Zugriff auf interne Mails der Umweltorganisation bekam. Und warum sich der Machtkampf zwischen Thiam und Präsident Rohner zuspitzt.

Arthur Rutishauser

Bei der Credit Suisse ist ein offener Machtkampf zwischen Konzernchef Tidjane Thiam und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner ausgebrochen. Thiam steht seit Wochen unter Dauerfeuer wegen der im Herbst aufgeflogenen Beschattungsaffäre. Sein Stabschef Pierre-Olivier Bouée liess ­Iqbal Khan, den ehemaligen Chef der CS-Vermögensverwaltung, überwachen, nachdem dieser im Sommer zur UBS gewechselt hatte.

Nach anfänglichem Leugnen von Bouée kam kurz vor Weihnachten aus, dass auch der ehemalige Personalchef Peter Goerke von Detektiven überwacht wurde. Daraufhin wurde Bouée fristlos entlassen. Thiam behauptete stets, er habe von Bouées Aktionen nichts gewusst. Das wirkte nicht sehr glaubwürdig, wurde bisher aber nicht widerlegt.

Damit glaubten die Verantwortlichen, die Affäre sei vorbei. Thiam gewann überdies den internen Machtkampf, denn es wurde klar, dass Rohner an der Generalversammlung im ­April 2021 zurücktritt und erst sein Nachfolger über den Verbleib Thiams an der Konzernspitze zu befinden habe.

Wegweisende Verwaltungsratssitzung

Inzwischen ist bekannt geworden, dass sich Bouée wehren will, wodurch Thiam weiter unter Druck kommt. Bouée verliert wegen der fristlosen Kündigung nicht nur seinen Job, sondern auch gesperrte Aktien im Wert von mehr als vier Millionen Franken sowie mindestens einen halben Jahreslohn.

Das Einzige, was Bouée sagen kann, wenn er vor Gericht geht, ist, dass er auf Anweisung Thiams gehandelt habe. Was sich da ankündigt, sind ein endloser Rechtsstreit und weitere negative Schlagzeilen in allen Medien. Das wird für die Credit Suisse zu einem akuten Problem, denn wie eine aktuelle Umfrage zeigt, haben Rohner und Thiam schon jetzt das schlechteste Image unter den Schweizer Spitzenmanagern.

Nächste Woche kommt es zu einer Sitzung des Verwaltungsrats. Die ist zwar schon lange geplant, doch in der jetzigen aufgeheizten Atmosphäre dürfte sie wegweisend sein. Am Freitag verschreckte die Nachrichtenagentur Bloomberg die Börsen mit der Meldung, Rohner habe bereits eine Shortlist von Kandidaten, die Thiam ersetzen könnten. Die Credit-Suisse-Aktie tauchte sofort. Grossaktionärin Harris Associates liess aber bereits präventiv und zum wiederholten Male ausrichten, sie unterstütze Thiam. Zudem solle sich Rohner wie geplant 2021 aus dem Verwaltungsrat verabschieden.

Bisher wirkte Harris immer auch als eine Art inoffizieller Botschafter für die übrigen beiden Grossaktionäre aus Katar und Saudiarabien. Rohner dementiert inzwischen offiziell den Bericht von Bloomberg. Der SonntagsZeitung ist aber bekannt, dass nächste Woche an der Verwaltungsratssitzung die Auswirkungen der Überwachungsaffäre ein Thema sind. Ob es danach sofort zu personellen Entscheiden kommt, ist unklar, aber dass die Führungsspitze mit Rohner und Thiam noch mehr als ein Jahr weiterbesteht, ist schwer vorstellbar. Einer von beiden wird wohl bald gehen müssen.

Eine Kultur des Misstrauens und Kadavergehorsams

Inzwischen wird immer klarer, wie sich unter Thiams ehemaligem Stabschef Bouée in der Bank eine Kultur des Misstrauens und der Überwachung etablierte. Es ist nicht nur die Überwachung Khans, die die Angestellten der Credit Suisse umtreibt. Es gab auch andere Ereignisse, die die Mitarbeiter beunruhigen. So etwa das Verhältnis zur Umweltorganisation Greenpeace. Deren Aktivisten sorgten vor knapp drei Jahren für Aufregung, als sie sich während der Rede Thiams vom Dach des Zürcher Hallenstadions abseilten und ein riesiges Banner mit der Aufschrift «Stop Dirty Pipeline Deals» entrollten. Thiam, der gerade seine Rede hielt, sagte dazu: «Ich unterstütze die freie Meinungsäusserung», und sprach ungerührt weiter. Er wurde aber von Aktionären unterbrochen, die das Sicherheitsrisiko beklagten.

An dem Tag wurde die Credit Suisse von den Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten regelrecht in die Mangel genommen. Zuerst gerieten vor der Veranstaltung Aktivisten mit den Dutzenden Polizisten aneinander, die zum Schutz der Veranstaltung aufgeboten worden waren. Dann rollten sie eine zehn Meter lange und 900 Kilogramm schwere Pipeline aus Stahl ins Foyer, bis sie wieder hinausgeworfen wurden. Vor dem Stadion demonstrierte Greenpeace weiter mit Flugblättern und farbigen Federn.

Die CS betont, die Pipeline nicht mitfinanziert zu haben

Der Protest richtete sich gegen eine Ölpipeline im US-Bundesstaat North Dakota, die durch ein Gebiet verläuft, in dem sich heilige Stätten eines Stamm der Sioux befinden. Die Ureinwohner sind nicht nur über die Entweihung des Landes empört, sondern befürchten auch, dass ihr Trinkwasser durch Leitungslecks verseucht werden könnte. Die Eröffnung der Pipeline fand am 1. Juni 2017 trotz des Protests statt. Die Credit Suisse betont bis heute, sie habe sich nicht an der Finanzierung des umstrittenen Bauwerks beteiligt. Kredite, die sie an beteiligte Firmen vergeben hat, seien für andere Projekte bestimmt gewesen.

Intern hatte die Aktion ein Nachspiel, denn der Sicherheitsdienst der Bank war für die Organisation der Generalversammlung verantwortlich. Rohner kündete darum eine interne Untersuchung an. «Wir werden abklären, wie es dazu kam», sagte ein Sprecher. Bouée war aufgebracht und Sicherheitschef Remo Boccali, der Bouée unterstellt war, wurde beinahe entlassen.

Fake-Baustellen als Pufferzonen

Dann wurden Gegenmassnahmen beschlossen. Nochmals wollte sich Bouée, der in den Neunzigerjahren in der französischen Marine ein Kampfschiff kommandierte, nicht vorführen lassen. Darum wurde die Umweltorganisation infiltriert. Es gelang den Credit-­Suisse-Sicherheitsleuten, auf den Verteiler für geplante Aktionen der Umweltaktivisten zu kommen. So wussten sie jeweils im Voraus, wann die Aktivisten zuschlagen wollten, und konnten sich entsprechend vorbereiten.

Gemäss Angaben von Insidern ging das jeweils so: Die Bank installierte vor den betroffenen Filialen Baustellen mit Absperrungen, um die Aktivisten auf Distanz zu halten. Dazu postierten sie Sicherheitsleute bei den falschen Baustellen. So gelang es, die Aktivisten davon abzuhalten, in die Gebäude zu kommen. Und es wurde sehr schnell die Polizei informiert, welche die Proteste beendete und die Aktivisten abführte.

Bouées Bürochef musste vor seiner Sekretärin knien

Was genau die Taktik war, dazu will sich die Credit Suisse nicht äussern. «Die Bank macht grundsätzlich keine Angaben zu Sicherheitsfragen», sagt Sprecher Dominique Gerster.

Greenpeace hat offenbar nicht gemerkt, dass die Organisation ausgetrickst wurde. Sprecherin Natalie Favre sagt: «Wir gehen dem Hinweis nach und können zum momentanen Zeitpunkt noch keine näheren Angaben machen.» Fest stehe allerdings, dass die Credit Suisse an ihrem althergebrachten Geschäftsmodell festhalte und weiterhin fossile Industrien im grossen Stil finanziere, statt Massnahmen zu treffen, die dem Klimanotstand angemessen wären, so Favre weiter.

Nach Bouées Abgang kommt es zu weiteren Veränderungen. So musste auch sein Bürochef Fabian Wendel gehen. Über ihn kursiert eine Anekdote, die viel über Bouée aussagt. Offenbar hat sich Wendel gegenüber einer Sekretärin schlecht benommen. Daraufhin verlangte Bouée, dass Wendel vor ihr auf die Knie ging und um Verzeihung bat. Dazu kam es dann auch. Das Foto dieser Szene kursierte am Paradeplatz und sorgte für allerlei Heiterkeit.
(https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/high-noon-bei-dercredit-suisse/story/19119591)


+++HOMOHASS
Eigenes Gutachten entlarvt Gegner von Homo-Gesetz: Schuss ins eigene Knie
Die Meinungsfreiheit sei in Gefahr, wenn die Rassismus-Strafnorm auf die sexuelle Orientierung ausgeweitet werde. So sehen es die Gegner. Obwohl ihr eigenes Gutachten ihnen widerspricht.
https://www.blick.ch/news/politik/gutachten-zur-anti-rassismusstrafnorm-beweist-alles-billige-angstmacherei-id15729501.html


+++RECHTSEXTREMISMUS
bernerzeitung.ch 02.02.2020

Auftrag verloren wegen Neonazi-Kontakte

Wangen an der Aare – Der Matrazenhersteller Roviva verliert die Zusammenarbeit mit der Asylorganisation Zürich. Grund ist die Einstellung des Firmenchefs.

Geht es ums Geschäft, kennen viele keine Grenzen: So auch der Roviva-Geschäftsleiter Peter Patrik Roth. Aufnahmen in sozialen Medien, auf denen er mit Nazisymbolen und Sportbekleidung russischer Rechtsextremisten posiert, sprechen eine deutliche Sprache über seine politische Einstellung. Gleichzeitig verkaufte sein Unternehmen jedoch speziell angefertigte Matrazen an die Asylorganisation Zürich (AOZ). Diese kamen während Jahren in den Wohnräumen für Asylsuchende der Stadt Zürich zum Einsatz.

Wie nun der Blick publik gemacht hat, hat die AOZ die Zusammenarbeit mit Roviva aufgrund der Verbindungen des Geschäftsführers zu «Kreisen der internationalen Neonazi-Szene» per sofort eingestellt. Rechtsextremes Gedankengut sei nicht mit dem Leitbild der Organisation vereinbar, wie der AOZ-Sprecher Thomas Schmutz sagt.

Das Auftreten von Peter Patrik Roth in den sozialen Medien sowie finanzielle Verstrickungen bei einem einschlägigen Mode-Label (lesen Sie hier die Recherche darüber) haben letzten September für viel Wirbel gesorgt. Daraufhin verliess Peter Patrik Roth den Vorstand des Wirtschaftsverbands Oberaargau. (gm)
(https://www.bernerzeitung.ch/region/oberaargau/auftrag-verloren-wegen-neonazikontakte/story/11954655)
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Asylorganisation-stoppt-Deal-mit-Matratzenfirma-18008453
-> https://www.derbund.ch/bern/matrazenhersteller-verliert-auftrag-wegen-neonazikontakten/story/15692103
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/weil-der-chef-mit-neonazis-geschaeftete-roviva-verliert-auftrag-von-asylorganisation-id15729846.html


Dokumentarfilm über die Angehörigen der NSU-Opfer
Im Sommer 2018 ging der NSU-Prozess zu Ende. Doch viele Fragen sind noch immer offen. Die Filmemacherin Aysun Bademsoy hat die Angehörigen der Opfer besucht und ihre Verletzungen im Film “Spuren” dokumentiert, der am 13. 2. ins Kino kommt.
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/ttt-02022020-filmdokumentation-spuren-100.html