Medienspiegel 30. Januar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++LUZERN
Kanton Luzern beendet Leistungsauftrag mit SAH im Flüchtlingswesen – 22 Personen verlieren Stelle
Der Kanton Luzern beendet nach 18 Jahren die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk (SAH) Zentralschweiz, das von ihm bislang Dienstleistungen im Asylwesen übernommen hatte. 22 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/kanton-luzern-beendet-leistungsauftrag-mit-sah-im-fluechtlingswesen-22-personen-verlieren-stelle-ld.1190139
-> https://www.zentralplus.ch/gehen-im-luzerner-asylwesen-22-stellen-verloren-1706911/
-> https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/integration-von-fluechtlingen-luzern-beendet-die-zusammenarbeit-mit-arbeiterhilfswerk
-> https://newsletter.lu.ch/inxmail/html_mail.jsp?id=0&email=newsletter.lu.ch&mailref=000fney0000ti000000000000csnqzgd


+++SCHWEIZ
Fragwürdige Kooperation Schweiz-Eritrea
Mit Erstaunen nimmt die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) davon Kenntnis, dass die Schweiz ihre Entwicklungszusammenarbeit in Eritrea für weitere drei Jahre fortsetzen will. Es gibt keinerlei Hinweise auf einen Rückgang der weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen des eritreischen Regimes. Die Verknüpfung von entwicklungspolitischen mit migrationspolitischen Zielen ist aus Sicht der SFH problematisch.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/news/archiv/2020/fragwuerdige-kooperation-schweiz-eritrea.html


Petition für die Übernahme von unbegleiteten Kinderflüchtlingen – RaBe-Info 30.01.2020
Sie werden missbraucht, verschleppt und  behandelt wie das letzte Stück Dreck. Kinder und Jugendliche, die sich auf der Flucht befinden, erleben in den Flüchtlingslagern vor Griechenland meist die Hölle. Das betrifft vor allem diejenigen, die ohne Begleitung ihrer leiblichen Eltern unterwegs sind.  Die Zustände in den Flüchtlingslagern auf den ägäischen Inseln sind dermassen desolat, dass nun sogar der Bundesrat handeln will.
Am vergangenen Freitag kündigte Bundesrätin Karin Keller-Sutter an, rund 200 dieser unbegleiteten Kinder und Jugendlichen in der Schweiz aufnehmen zu wollen. Allerdings müssen diese Kinder und Jugendlichen eine direkte familiäre Beziehung in die Schweiz haben, damit sie für eine allfällige Übernahme überhaupt zugelassen werden können. Das sorgt für Kritik. In einer entsprechenden Petition fordern Privatpersonen und PolitikerInnen den Bundesrat nun dazu auf auch andere Flüchtlingskinder aufzunehmen. Weshalb das dringend notwenig sei, erklärte mir Katarina Socha, Expertin für Asyl- und Ausländerrecht, im Gespräch
https://rabe.ch/2020/01/30/mehr-schutz-fuer-fluechtende-kinder/
-> Petition: https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.ch/politik/schweiz/petition-fuer-die-uebernahme-von-unbegleiteten-kinderfluechtlingen-3920.html


Ausländerstatistik 2019
Im Jahr 2019 blieb die Zuwanderung in die Schweiz im Vergleich zu 2018 stabil (+0,3 %). Der Wanderungssaldo lag mit rund 55 000 Personen ebenfalls auf dem Vorjahresniveau (+0,5 %). Die Zuwanderung von EU/EFTA-Staatsangehörigen nahm um 1,3 Prozent zu, bei Drittstaatsangehörigen ging sie um 1,8 Prozent zurück. Ende Dezember 2019 lebten 2 111 412 Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz.
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/aktuell/news/2020/2020-01-30.html


«Jetzt ist Nächstenliebe gefragt – wir haben zu helfen» – Echo der Zeit
Soll sich die Kirche an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer beteiligen? Ja, sagen die Reformierte Kirche sowie die Katholische Bischofskonferenz und unterstützen finanziell ein Rettungsschiff der deutschen Evangelischen Kirche. Wird da Migrationspolitik gemacht? Gespräch mit Gottfried Locher, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz.
https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/jetzt-ist-naechstenliebe-gefragt-wir-haben-zu-helfen?id=b1e8e18e-415b-43d7-ac24-6d6c061d284a
-> https://www.luzernerzeitung.ch/newsticker/schweiz/evangelisch-reformierte-kirche-unterstutzt-seenotrettung-ld.1190071
-> https://www.nzz.ch/schweiz/die-schweizer-reformierten-machen-mit-bei-der-rettung-von-fluechtlingen-im-mittelmeer-ld.1537208


+++BALKANROUTE
Weiterhin Push-Backs durch die kroatische Polizei – RaBe-Info 30.01.2020
An der Grenze zwischen Bosnien und Kroatien sitzen Hunderte oder sogar Tausende Geflüchtete bei eisigen Temperaturen fest. Viele von ihnen berichten von sogenannten Push-Backs durch die kroatische Polizei, immer wieder würde diese die Flüchtenden gewaltsam zurück nach Bosnien bringen. Die Narben und kaputten Handys der Migrant*innen bestätigen dabei stumm das Erzählte.
Klaus Petrus, freier Fotograf und Redaktor für das Surprise Magazin, war sowohl im Oktober als auch jetzt, Mitte Januar in Bosnien. Im Interview mit RaBe berichtet er von der Schliessung des umstrittenen Camps in Vučjak und inwiefern diese das Leben der Migrant*innen noch schwieriger macht, davon, dass sich die Lage bei steigenden Temperaturen noch verschärfen wird und wie die kroatische Politik die illegalen Push-Backs der Polizei für gerechtfertig hält.
https://rabe.ch/2020/01/30/mehr-schutz-fuer-fluechtende-kinder/


+++MITTELMEER
Flucht aus Libyen: 700 Menschen in Seenot
Vor der Küste Libyens sind seit Freitag mehr Flüchtlingsboote unterwegs als im Winter üblich. Rettungsschiffe sind im Dauereinsatz.
https://taz.de/Flucht-aus-Libyen/!5660967/


2700 Meter lang: Griechenland will schwimmende Barriere gegen Migranten errichten
Die Flüchtlingslager auf den griechischen Ägäis-Inseln sind überfüllt, die Bedingungen menschenunwürdig. Eine Hürde im Mittelmeer soll nun neue Flüchtlinge am Ankommen hindern.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-will-schwimmende-barriere-gegen-migranten-errichten-a-85a7a11b-a027-41ea-9924-869a8f7d020c?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
-> https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Athen-plant-schwimmende-Barrieren-gegen-Fluechtlinge/story/20995997?utm_source=twitter&utm_campaign=Ed_Social_Post&utm_medium=Ed_Post_TA
-> https://www.tagesspiegel.de/politik/flucht-ueber-das-mittelmeer-griechenland-plant-schwimmende-barrieren-gegen-migranten/25489986.html
-> https://www.nzz.ch/international/griechische-regierung-will-migrantenlager-auf-inseln-schliessen-ld.1535949
-> https://www.srf.ch/news/international/abschottung-gegen-fluechtlinge-griechenland-plant-schwimmende-barrieren
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/athen-plant-schwimmende-barrieren-gegen-migranten?id=07e30441-b093-4d17-842c-3c9d22497452
-> https://www.srf.ch/news/international/schwimmende-barrieren-ob-die-fluechtlingsproblematik-so-geloest-wird-ist-fragwuerdig
-> https://www.tagesschau.de/ausland/griechenland-fluechtlinge-schwimmbarrieren-101.html
-> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/griechenland-schwimmende-barrieren-gegen-fluechtlinge-100.html
-> https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-hat-zur-Abwehr-von-Fluechtlingen-eine-schwimmende-Barriere-ausgeschrieben-4649962.html
-> https://www.jungewelt.de/artikel/371660.griechenland-und-die-eu-barrieren-gegen-fl%C3%BCchtlinge.html


Kirchliche Seenotrettung – Ein Schiff für die Gemeinde?
Die evangelische Kirche will in die Seenotrettung einsteigen – ein heikles Thema, das die Gemeinden spaltet. Eine Gemeinde in Ostholstein will jetzt Fakten schaffen.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/kirche-seenotrettung-von-fluechtlingen-forschungsschiff-poseidon-100.html
-> https://www.deutschlandfunk.de/ehemaliges-forschungsschiff-wird-die-poseidon-bald-zum.1769.de.html?dram:article_id=469066


+++EUROPA
Studie zur EU-Entwicklungspolitik: Geld geht in die Migrationsabwehr
Die Hilfsorganisation Oxfam wirft der EU vor, weniger für den Kampf gegen Armut zu tun. Stattdessen werde dafür gezahlt, Grenzen zu schließen.
https://taz.de/Studie-zur-EU-Entwicklungspolitik/!5657296/


+++AFGHANISTAN
Jahresbericht Afghanistan 2019
In Afghanistan herrscht weiterhin ein Krieg, in welchem Zivilpersonen getötet und Völkerrechtsverbrechen begangen werden. Auch sonst steht es um die Menschenrechte nicht gut in dem Land, insbesondere Frauen und Mädchen erfahren Gewalt und Diskriminierung. Menschenrechtsverteidiger sind in Gefahr. Derweil schaffen westliche Länder Flüchtlinge nach Afghanistan zurück.
https://www.amnesty.ch/de/laender/asien-pazifik/afghanistan/dok/2020/jahresbericht-afghanistan-2019/


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Stopp Antiziganismus
Video gegen die Diskriminierung von Romas, Sintis, Jenischen und anderen Personen, die die Dominanzgesellschaft als ‚Zigeuner*innen’ stigmatisiert.
https://barrikade.info/article/3134


+++FREIRÄUME
Berner Reitschule bekommt weiterhin Geld von der Stadt
Der Berner Stadtrat segnet den Leistungsvertrag von 2020 bis 2023 mit Reitschule ab. Damit erhält die Reitschule einen jährlichen Zustupf von 380’000 Franken.
https://www.derbund.ch/bern/berner-reitschule-bekommt-weiterhin-geld-von-der-stadt/story/18192731
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/berner-stadtrat-segnet-leistungsvertrag-mit-reitschule-ab/story/24089399
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/neuer-versuch-nach-technischen-problemen-im-rathaus-136305312

Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) für die Periode 2020-2023; Verpflichtungskredit
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=58f120ea154f46ca83d8f5c776287ec5


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Demobewilligung: Linke Politiker kritisieren die linke Regierung
Für die SP sind die Regierungsvorschläge zum neuen Demoregime «absolut unverständlich».
https://www.derbund.ch/bern/demos-muessen-weiterhin-bewilligt-werden/story/24781225



bernerzeitung.ch 30.01.2020

Stadtrat diskutiert über neue Regeln bei Demonstrationen

In der Bundesstadt Bern, wo fast täglich Demonstrationen stattfinden, ist deren rechtlicher Rahmen ein Dauerbrenner. Aktuell nimmt der Gemeinderat wieder einmal einen Anlauf, das Kundgebungsreglement zu revidieren.

Christoph Hämman

Der Gemeinderat will Kundgebungen auf dem Bundesplatz nur dann bewilligen, wenn ihnen nationale Bedeutung zukommt und nicht gleichzeitig ein Markt stattfindet. Während der Sessionen des nationalen Parlaments sollen dafür auch werktags wieder Kundgebungen möglich sein – allerdings nur mit höchstens 15 Teilnehmenden.

Dies war einer der Streitpunkte, die im Stadtrat bei der ersten Lesung zum Vortrag des Gemeinderats zu reden gaben. Die vorberatende Komission findet, es sollten Demos mit bis zu 30 Teilnehmenden bewilligt werden können. Die Linke verlangt entweder, dass Kundgebungen während Sessionen zu bewilligen sind, wenn Letztere nicht gestört werden, oder lehnt gleich jegliche Einschränkungen ab. Es sei nicht haltbar, begründete die GB/JA diesen Antrag, wegen des Parlamentsbetriebs im Bundeshaus die Versammlungsfreiheit einzuschränken. Sollte ihr Antrag angenommen werden, ist allerdings ein erneuter Zwist zwischen Bund und Stadt absehbar.

Umstritten ist auch die Frage, ob die Kosten von Polizeieinsätzen auf die Veranstalter überwälzt werden sollen, wenn es bei Demos zu Ausschreitungen kommt. Das neue kantonale Polizeigesetz sieht dies vor – allerdings wird der Passus juristisch noch angefochten, und sollte er genehmigt werden, ist es den Gemeinden überlassen, ob sie ihn übernehmen. SP/Juso will im städtischen Kundgebungsreglement festschreiben, dass diese Kosten nicht weiterverrechnet werden, wenn die Veranstalter im Vorfeld alle Auflagen erfüllt haben und für die Ausschreitungen nicht verantwortlich gemacht werden können. Generell auf Kostenüberwälzungen verzichten möchte die GB/JA-Fraktion. Beide Anträge von links werden von den Bürgerlichen abgelehnt.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/stadtrat-diskutiert-ueber-neue-regeln-bei-demonstrationen/story/15107444)



derbund.ch 30.01.2020

Selbst Linke befürchten bei mehr Demofreiheit Chaos

Sollen Demonstrationen in Bern künftig nicht mehr bewilligt werden müssen? Der Vorschlag ist auch vielen rot-grünen Politikerinnen und Politikern zu radikal.

Andres Marti

Wer in Bern demonstrieren will, braucht dazu das Einverständnis der Behörden und muss zahlreiche Auflagen erfüllen. Über Sinn und Zweck dieser Praxis wird in der Bundesstadt, wo jährlich rund 230 Kundgebungen stattfinden, immer wieder gestritten.

Nun gibt eine radikale Forderung zu reden, welche die Bewilligungspflicht ganz abschaffen möchte. In Zukunft sollen politische Kundgebungen nur noch angemeldet werden müssen. Damit bleibe eine Koordination mit Bernmobil und der Verkehrspolizei weithin möglich, heisst es. Diese Praxis kommt heute schon bei Spontankundgebungen zur Anwendung.

Der Vorstoss ist erstaunlich breit abgestützt. Parlamentarier von links aussen bis hin zur SP unterstützen diesen. Das Demonstrationsrecht, das Recht auf freie Meinungsäusserung und die Versammlungsfreiheit seien Grundrechte, die keiner Bewilligung durch den Staat bedürfen, so die Begründung. Die Befürworter stützen sich dabei auch auf einen Bericht des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte. Es forderte den Wechsel vom Bewilligungs- zum Meldeverfahren für alle Arten von Kundgebungen. Bewilligungen sollen nur in Ausnahmesituationen nötig sein.

Kritik an Behörden

Am Donnerstagabend wird das Stadtparlament darüber befinden. Stadträtin Lea Bill (GB) wird sich im Rat für den Regimewechsel einsetzen. Dabei argumentiert sie mit negativen Erfahrungen, die Demoveranstalter in der Vergangenheit mit den Behörden gemacht haben. «Die Stadt gewichtet Bewilligungsgesuche sehr unterschiedlich», sagt Bill. Sie mache Auflagen oder vertröste die Gesuchsteller auf andere Termine. «Manchmal bestreitet die Gewerbepolizei auch, dass die Anliegen wichtig genug sind, um einen Platz nutzen zu dürfen», so Bill. Es könne doch nicht sein, dass eine Behörde über die Ausübung von Grundrechten entscheide.

Gemeinderat ist dagegen

Mit der Forderung nach mehr Laisser-faire bei Kundgebungen finden die Parlamentarier aber bei der Stadtregierung wenig Gehör. Eine solche sei mit dem kantonalen Strassengesetz nicht vereinbar und verstosse damit gegen übergeordnetes Recht, schreibt der Gemeinderat in der Vorstoss-Antwort. Weiter hält er die Abschaffung der Bewilligungsplicht aber unabhängig von der Rechtslage für «nicht vertretbar». Der Gemeinderat bringt vor allem folgende Gründe vor:

Es ist fraglich, ob die Behörden bei einer reinen Meldepflicht noch Vorgaben machen können, um Passantinnen und Passanten, Gewerbetreibende und Verkehrsteilnehmer vor allzu starken Einschränkungen zu schützen. Für die Durchführung einer konfliktfreien Kundgebung ist zudem ein Dialog unabdingbar. Dies ist nur möglich, wenn es klare Rahmenbedingungen und ebenso klare Verantwortlichkeiten gibt. Für beides sorgt das Bewilligungsverfahren.

Es finden heute schon schätzungsweise 230 bewilligte und unbewilligte Demonstrationen pro Jahr statt. Bei einer Abschaffung der Meldepflicht könnte sich die Zahl noch massiv steigern. Angesichts der engen Platzverhältnisse würde es vermehrt zu Konflikten zwischen den Nutzern des öffentlichen Raums führen.

Gerade bei heiklen Kundgebungen ist eine lange Vorbereitungszeit wichtig, damit die Sicherheit gewährt werden kann. Da bei einer reinen Meldepflicht auch gleichzeitig stattfindende Gegenkundgebungen kaum mehr unterbunden werden können, geht es auch um die Sicherheit der Demonstrierenden selber.

Problemlose Gegendemos

Lea Bill weist die gemeinderätlichen Argumente weitgehend zurück. Auch bei der Meldepflicht müssten gewisse Auflagen erfüllt werden, sagt sie. Allerdings ist sie ohnehin der Meinung, dass auch «Gegendemonstrationen» zugelassen werden sollen. Auch was die Abwägung anderer Interessen angeht, ist sie klarer Meinung: «Es ist nicht das Grundrecht eines Ladenbesitzers, niemals von einer Kundgebung gestört zu werden.» Schliesslich glaubt Bill nicht, dass es bei einer Abschaffung der Bewilligungspflicht zu massiv mehr Kundgebungen kommen würde.

Mehrheit unwahrscheinlich

Allerdings, dass der Vorschlag im Rat tatsächlich eine Mehrheit finden wird, ist unwahrscheinlich. So dürfte der Vorstoss auch vielen Sozialdemokraten zu weit gehen. Die GFL, welche im Stadtrat als Mehrheitsbeschafferin fungiert, empfiehlt ihren Mitgliedern, den Vorschlag abzulehnen. Dem Vernehmen nach liefen noch am Mittwoch Diskussionen, den Vorstoss gar zurückzuziehen. Gegenüber dem «Bund» betont Bill aber, am Vorstoss festzuhalten. Sie sei nach wie vor zuversichtlich, im Stadtrat die erforderlichen Mehrheiten zu bekommen.



Linke will Kundgebungsreglement abschwächen

Der Stadtrat debattiert heute in einer ersten Lesung über Änderungen des Kundgebungsreglements. Zur Debatte stehen dabei unter anderem die Bestimmungen zur Kostenüberwälzung bei Veranstaltungen, an denen es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt.

Stadträte von links aussen bezeichneten die Übertragung von Kosten bei politischen Kundgebungen als «untragbar». Die Grundrechte der Versammlungs- und Meinungsfreiheit würden damit verletzt. Vom Gemeinderat wird gefordert, bei politischen Veranstaltungen auch zukünftig auf eine Weiterverrechnung von Polizeikosten zu verzichten.

«Hohe Hürden»

Die Stadtregierung möchte sich diese Option aber offenlassen. Die juristischen Hürden für die Kostenüberwälzungen bei gewalttätigen Veranstaltungen erachtet der Gemeinderat in einer entsprechenden Motionsantwort als «äusserst hoch». Für ihn ist eine Überwälzung der Kosten nur dann denkbar, wenn die Täter sich aktiv, beispielsweise mit Stein- oder Flaschenwürfen, beteiligen oder andere Demonstranten zu Gewalt ermutigen. Die Kostenpflicht gelte zudem nur für Personen, welche für das entsprechende Delikt rechtskräftig verurteilt worden sind. Die Bestimmungen des neuen Polizeigesetzes würden so nur «äusserst selten» zur Anwendung kommen.

Das neue Polizeigesetz ist im Kanton Bern seit Anfang 2020 in Kraft. Die Regelungen zur Überwälzung von Kosten auf Organisatoren von Kundgebungen sind jedoch noch nicht in Kraft, da Gegner Beschwerden eingereicht hatten.
(https://www.derbund.ch/bern/radikaler-ruf-nach-mehr-demofreiheit/story/21637684)
-> https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/person/meinungsaeusserung/demonstrationsfreiheit-friedliche-kundgebungen



Kundgebungen auf dem Bundesplatz: Reglement vom 20. Oktober 2005 über Kundgebungen auf öffentlichem Grund (Kundgebungsreglement; KgR; SSSB 143.1); Teilrevision
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=1e62147adbb84f8e87e8fd2099be32b8

Interfraktionelle Motion SVP, FDP/JF (Stefan Hofer, SVP/Thomas Berger, JF): Sicherheitsrelevante Rahmenbedingungen bei unbewilligten Demonstrationen schaffen
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=8d90c4be90a9406cbeb0d4a26b6e6a45

Interfraktionelle Motion AL/PdA/GaP, SP/JUSO, GB/JA! (Christa Ammann, AL/Mohamed Abdirahim, JUSO/Seraina Patzen JA!/Leena Schmitter, GB): Meldepflicht statt Bewilligungspflicht für politische Kundgebungen
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=eab9ee432323424ead02cd023454ca68

Interfraktionelle Interpellation GB/JA!, SP/JUSO, AL/GaP/PdA (Seraina Patzen JA!/Leena Schmitter, GB/Yasemin Cevik, SP/Christa Ammann, AL): Übertragung von Polizeikosten auf OrganisatorInnen von Veranstaltungen
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=b6fe5c7ec5b546789dbcb6242e9b4f7a

Interfraktionelle Motion GB/JA!, SP/JUSO, AL/GaP/PdA (Leena Schmitter, GB/Seraina Patzen, JA!/Yasemin Cevik, SP/Christa Ammann, AL): Keine Kostenüberwälzungen auf OrganisatorInnen von nicht-kommerziellen, ideellen oder politischen Veranstaltungen
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=5fc9ddc9a9a14fa59ba603f267adacc3



Stadtzürcher SVP will härter gegen Demonstranten vorgehen
Die SVP-Fraktion des Gemeinderats der Stadt Zürich will einen härteren Kurs bei Demonstrationen fahren. Sie reicht gleich mehrere Vorstösse ein.
https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/stadtzuercher-svp-will-haerter-gegen-demonstranten-vorgehen-00128122/



Sechs Personen beschlagnahmen Swiss-Life-Gebäude
In Zürich-Altstetten, gleich gegenüber vom Einkaufszentrum Letzi-Park, haben Hausbesetzer vor einem Jahr ein ausgedientes Swiss-Life-Gebäude in Beschlag genommen. Das Zürcher Obergericht hat nun sechs Besetzer wegen Hausfriedensbruchs verurteilt.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/sechs-personen-beschlagnahmen-swiss-life-gebaeude-136304051
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/zuercher-obergericht-verurteilt-swiss-life-hausbesetzer-00128108/


Wie gehen wir mit Unterschieden und Propaganda um?
Stellungnahme einer Bezugsgruppe zu einem Vorfall an der Anti-WEF-Demo vom 18.01.2020
“Viva Marx, Viva Lenin, Viva Mao Tse-tung!” Wir waren etwas perplex, als wir den Spruch am Samstag 17. Januar in Bern zum ersten mal hörten. Vielleicht kam das ganze etwas unerwartet an einer Anti-Wef-Demonstration. Wir verzogen uns wieder nach vorne in die Demo und liessen den Schlachtruf einiger Kommunist*innen unkommentiert. Als eine halbe Stunde später wieder die drei Namen hochgelebt wurden, diesmal lauter und bestimmter als noch zuvor, wollten wir nicht mehr ruhig sein.
https://barrikade.info/article/3131


+++REPRESSION DE
Gefährlicher als bengalische Feuer
Das Bundesverwaltungsgericht hat am Mittwochabend mehrere Klagen gegen das Vereinsverbot von »linksunten.indymedia« abgewiesen.
linksunten.indymedia bleibt verboten. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht das Verbot inhaltlich gar nicht geprüft hat. Damit könnte ein Präzedenzfall geschaffen worden sein, der dem Bundesinnenministerium Tür und Tor für weitere Verbote öffnet.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132210.linksunten-indymedia-gefaehrlicher-als-bengalische-feuer.html
-> https://www.heise.de/newsticker/meldung/Gericht-Linksradikales-Internetportal-Linksunten-Indymedia-bleibt-verboten-4649198.html
-> https://www.welt.de/politik/deutschland/article205456717/Verbot-von-Linksunten-Indymedia-Die-Finessen-des-Vereinsrechts.html
-> https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/linksunten-indymedia-was-ist-das-eigentlicht-a-5e3b8426-47d1-4405-9f85-051535d60ac9
-> https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/verpasste-gelegenheit-fuer-die-pressefreiheit/
-> https://www.derstandard.at/story/2000113952131/klage-abgewiesen-linksradikale-plattform-linksuntenindymedia-bleibt-verboten?ref=rss
-> https://taz.de/Urteil-zu-linksuntenindymedia/!5660935/
-> https://www.jungewelt.de/artikel/371654.leipzig-presse-ohne-freiheit.html
https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/die-richtigen-fragen/story/19159885
Kein Bedarf
Das Projekt »Aufgeklärt statt Autonom!« möchte den »grassierenden Linksextremismus« bekämpfen.
https://konkret-magazin.de/konkret-magazin.de/leseproben/438
-> https://www.lehrer-online.de/fokusthemen/dossier/do/aufgeklaert-statt-autonom-linksextremismus-praevention-fuer-die-schule/
-> https://aufgeklärt-statt-autonom.de/


Strapazierter Rechtsstaat
Stelldichein von Sicherheitsfirmen, Rüstungsindustrie, Geheimdiensten und Militärs beim »Europäischen Polizeikongress« in Berlin
https://www.jungewelt.de/artikel/371665.lobbyismus-strapazierter-rechtsstaat.html

Spiegel-Investigativteam belästigt linke Szene-Orte und klingelt bei Einzelpersonen
In mindestens Hamburg und Berlin versuchen gerade zwei Spiegel-Redakteure an Informationen über die linke Szene zu kommen. Sie recherchieren zu Militanz nach den Ausschreitungen in Connewitz an Silvester. Ihren Kontaktaufnahmen nach zu urteilen, haben sie Akteneinsicht oder Informationen der Bullen über Gefährt*innen bekommen.
https://barrikade.info/article/3130


+++BIG BROTHER
Schweizer Geheimdienst sammelt weiterhin unrechtmässig Daten
Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: Der Nachrichtendienst sammelt mehr Informationen als erlaubt, so die parlamentarische Oberaufsicht.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweizer-geheimdienst-sammelt-weiterhin-unrechtmaessig-daten/story/12977372
-> https://www.nzz.ch/schweiz/nachrichtendienst-verstoesst-beim-datensammeln-gegen-das-gesetz-ld.1537466
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/mehr-als-gesetz-erlaubt-nachrichtendienst-geht-beim-datensammeln-zu-weit
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/rendez-vous/audio/schweizer-nachrichtendienst-hat-gesetz-gebrochen?id=28a22b16-e5b4-4286-9df6-1460b112369a
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/7-7-millionen-dokumente-der-nachrichtendienst-soll-aufhoeren-presseschauen-zu-erfassen
-> https://www.watson.ch/schweiz/digital/147191396-schweizer-nachrichtendienst-sammelt-weiterhin-illegal-daten
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/NDB-sammelt-mehr-Daten-als-erlaubt-16454421
-> https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-gpk-n-s-2020-01-30.aspx
-> Echo der Zeit: https://www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit/audio/nachrichtendienst-sammelt-weiterhin-unrechtmaessig-daten?id=b8aed052-6c53-4265-8f20-47c868328b81
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/schweizer-nachrichtendienst-verstoesst-gegen-das-gesetz?id=ba40ff21-f212-4c19-8423-f5af9a44d06b
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/nachrichtendienst-geruegt?id=b93bf989-4947-443d-bdd2-dcfcc284a3a0
-> Jahresbericht 2019 der GPK und der GPDEL: https://www.parlament.ch/centers/documents/_layouts/15/DocIdRedir.aspx?ID=DOCID-1-9817


Überwachung per Gesichtserkennung: Ende der Privatsphäre?
Eine US-Firma hat die größte Gesichtsdatenbank aller Zeiten entwickelt – mit Hilfe von Milliarden Bildern aus sozialen Netzwerken. Jeder ist so mit einem Klick identifizierbar. Viele US-Behörden nutzen das Programm schon. In Deutschland bislang noch nicht. Aber auch hier setzen Sicherheitsbehörden immer mehr Gesichtserkennungssoftware ein. Sind wir bald alle lückenlos überwachbar?
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/gesichtserkennung-114.html


+++POLIZEI ZH
Polizeimeldungen: Städtische Grüne und Juso preschen vor
Das angekündigte Referendum gegen die Nationalitätennennung sorgt im Kantonsrat für Wirbel.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/polizeimeldungen-staedtische-gruene-und-juso-preschen-vor/story/22054316


+++POLICE CH
Polizeiliche Dienstbefehle rechtfertigen keine unnötigen Grundrechtsverletzungen
Wer festgenommen wird muss vor der Verbringung in eine Zelle einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen werden. Solche Vorschriften in polizeilichen Dienstbefehlen sind praktisch und verhindern, dass sich die handelnden Polizisten Gedanken zur Verhältnismässigkeit machen müssen.
Das Bundesgericht beurteilt dies glücklicherweise anders und fordert Anhaltspunkte, die auf Selbst- oder Fremdgefährung schliessen lassen (BGE 1B_115/2019 vom 18.12.2019, Publikation in der AS vorgesehen).
https://www.strafprozess.ch/polizeiliche-dienstbefehle-rechtfertigen-keine-unnoetigen-grundrechtsverletzungen/
-> https://www.republik.ch/2020/01/29/unnoetige-demuetigung-auf-dem-polizeiposten


+++POLICE USA
Falsche Geständnisse – US-Verhörmethode mit drastischen Folgen
Wieso gestehen Menschen Taten, die sie nicht begangen haben? In den USA werden immer wieder Verurteilte, die bereits in Haft waren, durch spätere DNA-Tests entlastet. Ein Drittel hat zuvor ein falsches Geständnis abgelegt – wegen der Reid-Verhörmethode, die vor über 50 Jahren entwickelt wurde.
John E. Reids Fragetechnik, die in den 60er-Jahren entwickelt wurde, zielt darauf ab, Druck auf die Verdächtigen auszuüben, mit bewussten Täuschungsmanövern, Drohungen oder dem Ausnützen von Ermüdungserscheinungen auf Seiten der Verhörten. Ihnen wird eingetrichtert, dass ein Schuldeingeständnis der einfachste Ausweg ist, freizukommen. Doch seit einiger Zeit wenden sich immer mehr US-Plizistinnen und -Polizisten von dieser umstrittenen Verhörmethode ab, weil sie das Risiko von falschen Geständnissen für zu gross halten.
Im Film schildern Fachleute, aber auch Opfer wie Lamarr Monson, der 21 Jahre als unschuldig Verurteilter hinter Gittern sass, ihre Erfahrungen. Monson erinnert sich, wie er, isoliert von der Aussenwelt und von den Vernehmungsbeamten eingeschüchtert, das sagte, was diese hören wollten. Ein Moment, der sein Leben und das seiner Angehörigen für immer verändern sollte.
https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/falsche-gestaendnisse—us-verhoermethode-mit-drastischen-folgen?id=65fc05e3-eaa4-4c14-9a35-30f080f0aa9a


+++ANTIRA
«Sie beleidigten mich als ‹Corona-Boy›»
«Hört auf, so naiv und dumm zu sein»: Brian rechnet mit Leuten ab, die angesichts des Coronavirus mit rassistischen Kommentaren um sich schmeissen.
https://www.20min.ch/people/international/story/CH-Influencer-wehrt-sich-gegen-Corona-Rassismus-14776762


+++RECHTSPOPULISMUS
Parteisoldat gesucht: SVP-Zoff wegen Präsidentenfrage
Die Suche nach einer neuen Präsidentin / einem neuen Präsidenten stellt die grösste Schweizer Partei vor eine Grundsatzfrage. Soll der Schmusekurs zur Mitte gefahren werden – oder die harte Tour mit unbequemer Oppositionspolitik? In der SVP scheinen zurzeit die Hardliner Oberhand zu gewinnen. Unter den Gemässigten macht sich Frust und Resignation breit.
https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/parteisoldat-gesucht-svp-zoff-wegen-praesidentenfrage?id=ff0e1dde-a5a3-4fb9-9ca4-bc4e338fbde4


+++VERSCHWÖRUNGSIDEOLOGIEN
Wie Fake News zur Pandemie-Panik beitragen
Hat Bill Gates den Coronavirus-Ausbruch schon letzten Oktober vorhergesagt? Derzeit kursieren viele Verschwörungstheorien im Internet.
https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/wie-fake-news-zur-pandemiepanik-beitragen/story/10280867


Gerhard Wisnewski: „Verheimlicht, Vertuscht, Vergessen“: Almanach für Verschwörungsgläubige
Jahr für Jahr veröffentlicht Gerhard Wisnewski seine Abrechnung mit der Leistung der klassischen Informationsmedien aus den vergangenen zwölf Monaten. Auch dieser Tage ist die neue Ausgabe von „Verheimlicht, vertuscht, vergessen“ wieder auf der Bestsellerliste. Eine Einschätzung.
https://www.deutschlandfunk.de/gerhard-wisnewski-verheimlicht-vertuscht-vergessen-almanach.2852.de.html?dram:article_id=469127
-> Buchbesprechung: https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/01/29/aus_den_listen_verheimlicht_vertuscht_vergessen_2020_drk_20200129_1008_92954cd6.mp3