Medienspiegel 26. Januar 2020

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++ZÜRICH
Solothurner Filmtage – Luzerner Filmerin ist mit der Kamera ganz nah dran
Eine Flüchtlingsfamilie wird privat bei einem Schweizer Ehepaar untergebracht – Maria Müller filmte ihr Zusammenleben.
https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/solothurner-filmtage-luzerner-filmerin-ist-mit-der-kamera-ganz-nah-dran


+++SCHWEIZ
Entwicklungshilfe im Zwielicht: Fördert Bern die Sklaverei?
Ein EU-Fonds steht im Verdacht, Zwangsarbeit in Eritrea zu finanzieren. Auch die Schweiz ist daran beteiligt.
https://www.blick.ch/news/politik/entwicklungshilfe-im-zwielicht-foerdert-bern-die-sklaverei-id15720160.html


Zwangsarbeit in Eritrea: Gefördert mit EU-Geldern?
Die EU subventioniert in Eritrea ein Straßenbauprojekt, in dem vor allem Nationaldienstleistende arbeiten – und zwar zwangsweise. Laut EU soll das Projekt helfen, Frieden und Handel zwischen Eritrea und Äthiopien zu fördern. Für Menschenrechtler dagegen stützt die EU damit Zwangsarbeit und Unterdrückung.
https://www.deutschlandfunk.de/zwangsarbeit-in-eritrea-gefoerdert-mit-eu-geldern.799.de.html?dram:article_id=468748


+++EUROPA
Flucht übers Mittelmeer: Athen will bei Lagerplan bleiben
Die griechische Regierung plant weiterhin, geschlossene Lager für Flüchtlinge zu bauen. Frontex testet derweil neues Überwachungs-Spielzeug.
https://taz.de/Flucht-uebers-Mittelmeer/!5656554/


+++FREIRÄUME
bernerzeitung.ch 26.01.2020

Mit Ketten gegen Sprayer und Vandalen

Ein Hausbesitzer in der Lorraine will mit Absperrungen Vandalen fernhalten. Das sorgt bei der Firma im Parterre für Ärger. Dessen Geschäftsführerin kämpft gegen ein falsches Bild in der Öffentlichkeit.

Michael Bucher

Die Scheiben sind repariert, die Schmierereien entfernt. Es sieht wieder einigermassen normal aus im Erdgeschoss der Lorrainestrasse 25. Hier betreibt die fünfköpfige Firma Bestswiss seit rund drei Jahren einen Showroom für Schweizer Produkte. In dieser Zeit verübten Gentrifizierungsgegner immer wieder Farbanschläge auf den dreistöckigen Neubau. Letztmals vergangenen Juli. Da traf es das KMU im Parterre besonders heftig. Acht Scheiben gingen zu Bruch. Immerhin: Den Schaden von 50’000 Franken zahlte die Gebäudeversicherung.

Absage von Partnern

Die Vandalen sind das eine Ärgernis. Viel Frust hat sich bei Bestswiss-Geschäftsführerin Anita Di Domenico aber auch wegen etwas anderem angestaut. Rund um ihren Showroom stehen mächtige Sandsteinsockel – verbunden sind sie mit Eisenketten. Auch mehrere Überwachungskameras sind an der Fassade angebracht. Veranlasst hat dies der Hausbesitzer Stefan Berger – zur Abschreckung von weiteren Vandalenakten.

«Für uns ist diese Absperrung ziemlich ärgerlich», sagt Di Domenico, eine solche Abschottung passe nicht zu einem Showroom, der einladend wirken sollte. «Wir sind ein Laden, hier sollen Leute reinkommen können.» Aufgrund der abschreckend wirkenden Absperrung hätten ihr schon mehrere potenzielle Partner abgesagt, welche in ihrem Showroom Produkte ausstellen wollten.

Im April letzten Jahres sei ihr zudem versprochen worden, dass die Sandsteinsockel durch Blumentöpfe ersetzt würden, doch das ist bis heute nicht passiert. Kommt hinzu, dass die Massnahmen kaum Wirkung zeigen. Allein letztes Jahr kam es trotz Kameras und Absperrung zu vier Attacken.

Anita Di Domenico kämpft auch gegen ein falsches Bild, das in der Öffentlichkeit über ihr Geschäft entstehen könnte – nämlich, dass sie hinter den Überwachungs- und Abschottungsmassnahmen stecken könnte. Auch ärgert es sie, dass offenbar Liegenschaftsbesitzer Stefan Berger der Meinung ist, ihre Firma sei das primäre Ziel der Vandalen. Dies, weil ein Geschäft, das für «beste Schweizer Produkte» werbe, nicht optimal ins Multikulti-Quartier passe. Berger wollte auf Anfrage keinen Kommentar dazu abgeben, auch nicht zum Frust seiner Mieterin bezüglich der Absperrung.

In der Tat spricht einiges dagegen, dass nur die Firma im Parterre Zielobjekt der Vandalen ist. So werden doch auch die Wohnungen im Obergeschoss immer wieder mit Farbbeuteln beworfen. Ausserdem lassen auch die anonymen Bekennerschreiben auf einschlägigen Online-Portalen darauf schliessen, dass der 10-Millionen-Franken-Neubau als Ganzes als Feindbild dient. Militante Linksaktivisten werten darin den «eintönigen Betonklotz» als «Paradebeispiel für die Gentrifizierung». Sie wehren sich «gegen Aufwertung und Verdrängung von ärmeren Menschen durch zugezogene Yuppies».

Belastende Leerstände

Nach dem heftigen Anschlag im letzten Sommer hatte Anita Di Domenico genug. Obwohl ihr Mietvertrag noch bis 2022 läuft, machte sie sich mit Unterstützung der Liegenschaftsverwaltung von Graffenried auf die Suche nach einem Nachmieter. Laut ihr steht seit August ein Interessent bereit, doch spruchreif ist auch heute noch nichts. Das bringt sie in die Bredouille. «Ich habe Leerstände, die ich berappen muss», so Di Domenico. Für ihr Geschäft im Erdgeschoss inklusive Lagerraum im Keller zahlt sie 3400 Franken Miete pro Monat. Ein «absolut fairer Preis» sei das zwar, aber eben: Die Tatsache, dass sie einen Nachmieter sucht, sei fürs Anwerben potentieller Partner nicht gerade förderlich.

Sie überlegt sich nun, die mündliche Vertragskündigung vom Sommer wieder zurückzuziehen, da sich die Verhandlungen mit dem möglichen Nachmieter in die Länge ziehen. Sie sieht zwei Möglichkeiten: Die Absperrungen müssen weg, damit das Ladenlokal mit passenden Partnern betrieben werden kann. Oder – was ihr aus finanzieller Sicht und den entsprechenden Umständen noch lieber wäre – die sofortige Auflösung des Mietvertrags.

Kommt ein Secondhandladen?

Tatsächlich könnte es bis zu einem Mieterwechsel noch etwas dauern. Interessiert an dem Standort ist die Hiob International, eine christliche Entwicklungshilfeorganisation mit 170 Mitarbeitenden, die schweizweit 25 Brockenstuben betreibt. Laut Geschäftsführer Hervé Dobler ist ein Secondhand-Textilgeschäft geplant. Man sei immer noch in der Abklärungsphase mit dem städtischen Bauinspektorat. Da zum Teil eine Umnutzung vorgesehen ist, werde ein Baubewilligungsverfahren nötig. «Das dauert eine Weile», so Hervé. Die Vorgeschichte des Hauses kennt er. «Das schreckt uns nicht ab», meint er dazu.



Feindbild der Gentrifizierungsgegner

Der 10-Millionen-Franken-Neubau an der Lorrainestrasse 25 muss immer wieder als Sündenbock für steigende Mieten im Quartier herhalten. Hausbesitzer Stefan Berger, der in der Lorraine mehrere Immobilien besitzt, wurde von linken Kreisen auch schon als «Immobilien-Hai» angefeindet. Berger weist die Vorwürfe zurück, er vermiete dort Luxuswohnungen. Gegenüber dem «Bund» sagte der 53-Jährige letzten Sommer: «Ginge es mir nur ums Geld, hätte ich kleinere Wohnungen oder Eigentumswohnungen gebaut. Auch hätte ich die Miete locker um 25 Prozent höher ansetzen können. Die Nachfrage wäre da.» 3300 Franken kostet eine 4,5-Zimmer-Wohnung in dem Wohn- und Geschäftshaus. Ein stolzer Preis – doch gibt es den zu relativieren. Hört man sich im Quartier um, so wird darauf verwiesen, dass auch etliche andere Häuser in der Lorraine totalsaniert wurden und sich die Mietpreise dort in ähnlichen Sphären bewegen würden. Nur sieht man das von aussen eben nicht. (mib)
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/mit-ketten-gegen-sprayer-und-vandalen/story/31111918)



Von Spinnerei zu Kulturzentrum
Die Rote Fabrik wird 40 Jahre alt. Die Geschichte des Gebäudes ist allerdings schon wesentlich älter. Diese darf man nun jeden letzten Sonntag im Monat in einer Führung erleben.
https://www.toponline.ch/tele-top/detail/news/von-spinnerei-zu-kulturzentrum-00127856/


+++WEF
Entschädigung für Polizeieinsätze: zentralplus rechnet nach – Trump und Thunberg am WEF – was das Zug und Luzern kostet
Auf Initiative des Zuger Sicherheitsdirektors Beat Villiger sollen die Entschädigungen bei interkantonalen Polizeieinsätzen überprüft werden. Denn die sind nicht kostendeckend. Doch nicht alle wollen mehr Geld – Luzern zum Beispiel legt lieber drauf.
https://www.zentralplus.ch/trump-und-thunberg-am-wef-was-das-zug-und-luzern-kostet-1702829/


+++REPRESSION DE
Mit Pyrotechnik gegen das Indymedia-Verbot
1600 Menschen demonstrierten am Samstagabend in Leipzig / Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden
Am Mittwoch wird über das Verbot der Online-Plattform indymedia.org entschieden. An der Soli-Demonstration haben am Samstagabend in Leipzig nach Polizeiangaben rund 1.600 Menschen teilgenommen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1131989.linksunten-indymedia-mit-pyrotechnik-gegen-das-indymedia-verbot.html
-> https://taz.de/Linksextreme-Gewalt-in-Leipzig/!5659322/
-> https://taz.de/Angriffe-auf-JournalistInnen-in-Leipzig/!5656625/
-> https://www.nzz.ch/international/erneut-gewalt-in-leipzig-demonstranten-werfen-steine-und-zuenden-boeller-ld.1536528


+++POLIZEI ZH
Wochengast Thomas Würgler – «Die zunehmende Gewalt ist nicht nur ein Polizeiproblem»
Elf Jahre lang war Thomas Würgler Kommandant der Kantonspolizei Zürich. Ende April gibt er den Posten weiter.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/wochengast-thomas-wuergler-die-zunehmende-gewalt-ist-nicht-nur-ein-polizeiproblem


+++POLIZEI DE
Immer mehr Polizeianwärter fallen in Bayern durch die Prüfung
Immer häufiger schaffen Polizeianwärter in Bayern ihre Abschlussprüfung nicht: Die Durchfallquote ist in einem Jahr von 2,6 auf 3,4 Prozent gestiegen. Das Innenministerium sieht darin kein Problem und spricht von einer “üblichen Schwankungsbreite”.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/immer-mehr-polizeianwaerter-fallen-in-bayern-durch-die-pruefung,Rof8nbx


+++ANTIRA
Wann die Anti-Rassismus-Strafnorm greift (und wann nicht) – diese Urteile gaben zu reden
«Kosovaren schlitzen Schweizer auf»: Für dieses Inserat wurden zwei SVP-Kader wegen Verletzung der Anti-Rassismus-Strafnorm verurteilt. Auch andere Urteile sorgten in den letzten 25 Jahren für Kontroversen.
https://www.watson.ch/schweiz/diskriminierungsgesetz/591410782-diese-urteile-wegen-der-anti-rassismus-strafnorm-gaben-zu-reden



Sonntagszeitung 26.01.2020

 Im «Negerdörfli» von Arbon

Zürich will das Café Mohrenkopf umbenennen, Bern streitet über eine dunkelhäutige ­Statue. Andernorts geht man mit dem Thema lockerer um.

Rico Bandle

Das «Negerdörfli» ist hier einfach das «Negerdörfli». Die Arboner nennen die paar Häuser im Bergli-Quartier seit je so. Selbst die Lokalzeitung schreibt vom «Negerdörfli» – ohne Anführungszeichen –, wenn die Post einen Briefkasten abschafft oder es sonst etwas Berichtenswertes aus der Gegend zu vermelden gibt.

Bei besagter Siedlung handelt es sich um eine Ansammlung von acht Chalet-artigen Einfamilienhäuser, die allein wegen der schwarzen Holzfassade ihren etwas skurrilen Übernamen erhalten hat.

In heutiger Zeit lässt eine solche Bezeichnung aufhorchen. Darf man dieses Wort überhaupt noch sagen? Der Zeitgeist spricht dagegen. Die Zürcher Behörden haben kürzlich angekündigt, das stadteigene Café Mohrenkopf umzubenennen. An der Fasnacht wird Jahr für Jahr noch etwas heftiger darüber debattiert, welche Sujets noch möglich sind. Aus Kindergeschichten sind Figuren wie das «schnusige Negermeitli Susu» (Chasperli-Theater) und das «Negerlein» (Globi) längst eliminiert worden.

In Arbon aber bleibt man standhaft. Ortshistoriker Hans Geisser berichtet, dass die Häuschen 1921 vom Industriellen Arnold Bosshard als Unterkunft für die Angestellten erbaut worden seien. Ob die Siedlung von Anfang an ­«Negerdörfli» genannt wurde, kann er nicht sagen.

Jedenfalls haben in den Chalets mit Garten auch einige bekannte Persönlichkeiten gewohnt. Zum Beispiel der Kabarettist Walter Roderer («Buchhalter Nötzli»), der dort einen Teil seiner Kindheit verbrachte. In seiner Biografie schwärmt er von der unbeschwerten Zeit im «Negerdörfli».

Auch der frühere Thurgauer Regierungsrat Claudius Graf-Schelling lebte bis zu seinem überraschenden Tod im letzten Jahr in der Siedlung. Der angesehene SP-Politiker, der sich stets für Minderheiten eingesetzt hatte, sprach bis zuletzt ganz selbstverständlich vom «Negerdörfli» – so wie alle Bewohner dieser Häuser.

Rassistische Bezeichnung ist verschwunden

Arbon ist nicht der einzige Ort, wo eine Überbauung noch heute so genannt wird. In der ganzen Schweiz gibt es «Negerdörfli». Zu den bekanntesten gehört jenes von Zofingen AG. Die genossenschaftliche Siedlung heisst offiziell Mühlewiese und umfasst rund 130 Wohneinheiten. Dass die Einheimischen sie seit der Eröffnung 1942 umgangssprachlich mit Afrika in Verbindung bringen, hat wohl mit dem hüttenartigen Erscheinen der Gebäude zu tun.

Andernorts ist die kolonialistisch anmutende Bezeichnung hingegen verschwunden. So etwa bei einer Überbauung in Zürich-Schwamendingen. Im Gegensatz zu den Siedlungen in Arbon und Zofingen wurde diese nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen der Bewohner so genannt. Afrikaner lebten dort zwar keine, aber Gastarbeiter aus Süditalien. Hier kann also durchaus von einer rassistischen Bezeichnung die Rede sein, vielleicht ist sie deshalb nicht mehr geläufig.

Überhaupt reagiert man in Städten sensibler auf historische Namen und Traditionen, die jemand als verletzend empfinden könnte. Die Umbenennung des Cafés Mohrenkopf ist nur eines von vielen Beispielen. In Bern sorgt seit Jahren eine Statue der Zunft zum Mohren (Zunft der Schneider und Tuchscherer) aus dem 17. Jahrhundert für Gesprächsstoff. Nach Rassismusvorwürfen und der Forderung zur Entfernung hat die Zunft eine Tafel montiert, auf der die dunkelhäutige Figur erklärt wird: Es handle sich bei der Statue nicht etwa um das Abbild eines Sklaven, sondern des Heiligen Mauritius (3. Jh. n. Chr.), Anführer der thebäischen Legion aus Nordafrika und Schirmherr der Schneider. Mit der Tafel konnte die Zunft die Entfernung ihrer Wappenfigur verhindern.

Auch die Basler Guggenmusik ­Negro-Rhygass war vor einigen Jahren mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. Die Formation reagierte mit einem Kompromiss: Sie hielt am Namen fest, der seit der Gründung 1927 besteht, verabschiedete sich aber von ihrem Logo, ein Pauke spielendes schwarzes Männchen mit Knochen im Haar.

Auf dem Land ist die Political Correctness weniger ein Thema. Noch 2014 luden die Bewohner der Siedlung Mühle­wiese in Zofingen offiziell zum Fest «71 Jahre Negerdörfli». Die Lokalzeitung titelte danach: «Bewohner vom Negerdörfli feierten Quartierfest.»

Ebenfalls überlebt haben bislang die Wappen jener sechs Schweizer Gemeinden, die den Kopf eines Dunkelhäutigen enthalten: Avenches VD, Cornol JU, Flumenthal SO, Mandach AG, Möriken-Wildegg AG und Oberweningen ZH. Zwar stehen diese Wappen immer mal wieder zu Diskussion, der Anstoss dazu kommt aber fast immer von aussen.

Aus dem Mohren im bernischen Huttwil wurde der Kleine Prinz

Eine eigenwillige Lösung für einen unter Rassismusverdacht stehenden Namen fand 2010 der Wirt des Gasthauses Mohren in Huttwil BE. Angeblich wegen irritierter amerikanischer Gäste benannte er das Hotel zu Kleiner Prinz um. Um die Einheimischen zu beruhigen, die an dem seit Jahrhunderten bestehenden Namen festhalten wollten, hiess das dazugehörende Restaurant fortan zum Mohrenkönig. Auch den Mohrensaal, in dem viele Gemeindeanlässe stattfinden, gibt es weiterhin.

In Arbon steht der Begriff «Negerdörfli» ausser Diskussion. Stadtpräsident Dominik Diezi sagt, er habe in letzter Zeit nie Beanstandungen diesbezüglich gehört, nicht einmal von Zuzügern. «Das dürfte auch damit zu tun haben, dass diese Bezeichnung nirgends verschriftlicht ist.»

Da es sich bloss um einen informellen Namen handelt, würde eine Intervention der Politik auch kaum etwas bewirken. Wie bei der berühmten Süssspeise mit Schaumfüllung lässt es sich auch bei einer Wohnsiedlung nur schwer beeinflussen, wie die Leute sie im Alltag nennen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/im-negerdoerfli-von-arbon/story/27470706)


+++ RECHTSEXTREMISMUS
„Alt-Right” und neue Medien: Zur Normalisierung rechtspopulistischer Propaganda
Die „alternative” Rechte in den USA entstand aus der Distanzierung von den „traditionellen“ Neo-Konservativen. Ihren Aufstieg und ihre Normalisierung verdankt die „Alt-Right“ einem aggressiven Antifeminismus, wuchernden Verschwörungstheorien und unverhülltem Rassismus – und, neben Fox News, der strukturellen Logik der neuen Medien.
https://geschichtedergegenwart.ch/alt-right-und-neue-medien-zur-normalisierung-rechtspopulistischer-propaganda/


+++HOMOHASS
-> https://barrikade.info/article/3113?fbclid=IwAR1_Ub7TZP8r3IMcF0-tEWWma1bszJHAnecO6niMQgkBl2A8DT70rGbhBt0


+++RECHTSEXTREMISMUS
Extreme Rechte zeigen immer öfter ein neues White-Power-Zeichen
Immer öfter zeigen extreme Rechte, Neonazis und Identitäre in Österreich ein neues „White Power“-Symbol – unter anderem am FPÖ-Akademikerball und bei der Vorlesung des rechten Professors Höbelt an der Uni Wien.
http://www.bonvalot.net/extreme-rechte-zeigen-immer-oefter-ein-neues-white-power-zeichen-292/


+++HISTORY
Die unrühmliche Rolle der Schweiz beim Holocaust
Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Auch Schweizer waren unter den Inhaftierten.
https://www.nau.ch/news/schweiz/die-unruhmliche-rolle-der-schweiz-beim-holocaust-65651283


+++BIG BROTHER
NZZ am Sonntag 26.01.2020

Wegen intelligenter Überwachungs-Kameras: Der Datenschützer griff bei der Migros ein

Mehrere Regionalgenossenschaften experimentieren mit intelligenten Kamerasystemen. Die Migros kann Kunden nach Merkmalen wie Haarfarbe oder Körpergrösse herausfiltern.

Moritz Kaufmann

Dass Kunden im Supermarkt gefilmt werden, dürfte ihnen längst klar sein. Wozu die Überwachung aber fähig ist, zeigte jüngst ein Fall aus der Stadt Bern.

Eine 16-jährige Lernende wird beim Stehlen erwischt, sie scannt bei Self-Checkout-Kassen in der Migros regelmässig nicht alle Produkte. Das Aussergewöhnliche: Die junge Frau lässt verteilt über ein halbes Jahr 22-mal in verschiedenen Filialen etwas mitgehen, bis sie von der Polizei einen Anruf erhält. Die «Berner Zeitung» macht den Fall Mitte Januar publik.

In fünf Fällen liegen Videoaufnahmen vor. Wie die junge Diebin am Schluss überführt und – vor allem – identifiziert wird, lässt die Migros zwar offen. Aber sicher ist: Sie testet intelligente Kamerasysteme, die Kunden nach äusseren Merkmalen filtern können: zum Beispiel Haarfarbe, Körpergrösse, Geschlecht.

Das erlaubt den Detektiven eine automatisierte, viel schnellere Identifikation von Verdächtigen. Das Auswerten des Videomaterials, das bis anhin stundenlang gedauert hat, erledigt neu eine Software innert 30 Minuten.

Zürich, Basel, Neuenburg, Genf

Bisher war nur bekannt, dass eine Filiale im Kanton Zürich Kameras mit diesen Eigenschaften versuchsweise installiert hat. Sie stammen von der Firma Avigilon, die zum amerikanischen Tech-Konzern Motorola Solutions gehört. Nun schreibt die Migros-Zentrale: «Unseres Wissens setzen insgesamt vier Genossenschaften in Pilotversuchen solche Systeme ein, schweizweit wohl in zirka fünf bis acht Filialen.»

Die Migros ist in zehn Regionalgenossenschaften unterteilt, die alle ein eigenes Sicherheitskonzept haben. Nicht alle sind gleich auskunftsfreudig. Laut der Migros-Zentrale in Zürich experimentieren aber die Regionalgenossenschaften Zürich, Basel, Neuenburg-Freiburg und Genf mit intelligenten Kameras. Neben Zürich setzt auch Genf auf Kameras und Software der Firma Avigilon.

Die Migros Zürich – deren Pilotversuch im letzten Herbst für Aufsehen sorgte – lässt verlauten, dass die Testphase noch nicht fertig ausgewertet sei. Ein «flächendeckender Roll-out» der intelligenten Kameras sei nicht vorgesehen.

Allerdings: «Das System würde primär bei Filialen in Betracht gezogen, die umgebaut werden.» Nach und nach dürfte sich die neuste Generation von Überwachungskameras also ausbreiten. Die Migros Zürich schreibt, dass das Videomaterial nicht mit anderen Regionalgenossenschaften ausgetauscht wird.

Datenschützer ist zufrieden

Recherchen zeigen weiter: Nachdem im vergangenen Herbst der Pilotversuch der Migros Zürich bekannt geworden war, intervenierte der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte. «Wir haben die Migros vor drei Monaten angeschrieben im Hinblick auf Fragen zur Videoüberwachung», schreibt Hugo Wyler, Sprecher der Datenschutzbehörde.

Die Migros habe versichert, dass keine biometrischen Daten gespeichert werden und dass das Videomaterial regelmässig gelöscht wird. Videobilder aus dem Ladeninnern dürfen nicht länger als 5 Tage aufbewahrt werden, solche aus dem Kassenbereich nicht länger als 30. Zudem würden die Kunden mit Symbolen im Eingangsbereich auf die Überwachung hingewiesen.

Offen bleibt, wie die Migros so in Bern nach sechs Monaten eine verdächtige Person identifizieren konnte. Der Datenschützer kommt deshalb zum Schluss: «Solange die Migros diese Datenschutzgrundsätze einhält, besteht ein berechtigtes Interesse der Migros für den Einsatz dieser Kameras.»

Moderne Überwachungssysteme sind hoch leistungsfähig. Avigilon liefert zum Beispiel auch Kameras für Sportstadien, um Personen mit Stadionverbot herauszufiltern. Sie rufen deshalb grosses Misstrauen hervor.

Die Migros versichert, dass das gefilterte Videomaterial nur «reaktiv» zum Einsatz komme. Also nur, nachdem etwas vorgefallen ist. «Die Überwachung erfolgt zum Schutz von unseren Mitarbeitenden, unserer Kundschaft, unseres Eigentums und zur Prävention», hält Migros-Sprecherin Cristina Maurer fest.

Achillesferse Bezahlstation

Im Gegensatz zur Migros gibt die grosse Konkurrentin Coop gar keine Informationen zu ihrem Sicherheitsdispositiv bekannt. Doch es ist davon auszugehen, dass sich auch Coop mit intelligenten Überwachungssystemen beschäftigt.

Denn die beiden dominierenden Schweizer Detailhändler haben in den letzten Jahren den Ausbau von Self-Checkout-Kassen – also den unbedienten Kassen, an denen der Kunde seine Ware selber einscannt – massiv vorangetrieben (siehe Grafik). Bei Coop sind rund die Hälfte aller Bezahlstationen unbedient, bei der Migros ein Drittel.

Diese Kassen sind die Achillesferse in den Supermärkten, denn sie laden geradezu zum Stehlen ein. Zum Beispiel indem man Artikel einscannt, den Kaufvorgang abbricht, dann aber mit den Waren aus dem Laden läuft. Die hochauflösende Videoüberwachung sei im Bereich der Self-Checkout-Kassen sehr effektiv, sagte Marco Corazzi, der Sicherheitschef der Migros Zürich, vor drei Jahren einem deutschen Branchenmagazin.

So könne man zum Beispiel feststellen, ob Kunden tatsächlich Probleme mit der Technik hatten – oder ob sie den Kaufvorgang bewusst abgebrochen haben. Weitere stark überwachte Bereiche sind laut Corazzi: die Kosmetikabteilung, der Schuh- und Bekleidungsbereich sowie die Fleischtheke. «In diesen Bereichen sind die Verluste durch Diebstahl am grössten», liess sich Corazzi zitieren.

Für nichtsahnende Kunden mag das unheimlich sein. Doch die Detailhändler bewegen sich mit der Überwachung – selbst wenn sie mit intelligenter Software unterlegt ist – im Rahmen des Gesetzes. «Private haben bei der Videoüberwachung in der Schweiz grossen Spielraum, wenn sie sich an die datenschutzrechtlichen Grundsätze halten», sagt der auf Datensicherheit spezialisierte Zürcher Anwalt Martin Steiger.
(https://nzzas.nzz.ch/wirtschaft/kameras-in-der-migros-datenschuetzer-greifen-ein-ld.1536443)
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/spezielle-software-so-ueberwacht-die-migros-ihre-kunden-id15720309.html?utm_source=twitter&utm_medium=social_page&utm_campaign=bli
-> https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/datenschuetzer-schaltet-sich-bei-migros-ein/story/21363548



Überwachung in der Migros: Der orange grosse Bruder
Mehr als 28 Milliarden Franken hat die Migros im vergangenen Jahr in diversen Geschäftsbereichen umgesetzt. Ihre Grösse verschafft ihr nicht nur viel Marktmacht – sondern auch eine unheimliche Fülle an Daten. Ein Überblick.
https://www.woz.ch/2004/ueberwachung-in-der-migros/der-orange-grosse-bruder