Medienspiegel 29. Dezember 2019

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++GENF
La situation des mineurs non accompagnés interpelle à Genève
La détresse des mineurs non accompagnés en quête de refuge en Suisse interpelle un collectif d’avocats à Genève. Il a lancé un appel au Conseil d’Etat afin qu’il réagisse d’urgence à l’absence de prise en charge de ces enfants par les services de l’Etat.
https://www.rts.ch/info/regions/geneve/10968112-un-collectif-davocats-genevois-alerte-sur-la-situation-des-requerants-mineurs.html
-> https://www.tdg.ch/geneve/actu-genevoise/avocats-genevois-denoncent-absence-prise-charge-requerants-mineurs/story/10635216


+++SOLOTHURN
Das Herz der Oensinger Flüchtlingsmama gehört der tibetanischen Kultur
Christina Ackermann begleitet seit 1999 Asylbewerber, die nach Oensingen kommen. Seither gehört ihr Herz der tibetanischen Kultur.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/thal-gaeu/das-herz-der-oensinger-fluechtlingsmama-gehoert-der-tibetanischen-kultur-136158198


+++ZÜRICH
Winterthurer Partyvolk spendet über 10’000 Franken für einen guten Zweck
Zum dritten Mal ist im Salzhaus Winterthur zugunsten von Projekten für Geflüchtete in Griechenland ein Fest der Musik gefeiert worden.
https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/winterthurer-partyvolk-spendet-ueber-10000-franken-fuer-einen-guten-zweck-00126361/


+++SCHWEIZ
«Dass die Schweiz hier schweigt, ist nicht in ihrem besten Interesse»
Der Uno-Folterexperte kritisiert den Bundesrat im Fall Assange. Die Regierung sei offenbar aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf den Asylantrag der Stadt Genf eingegangen.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/dass-die-schweiz-hier-schweigt-ist-nicht-in-ihrem-besten-interesse/story/24182048


+++GRIECHENLAND
NZZ am Sonntag 29.12.2019

Die Kinder von Moria: Im völlig überfüllten Flüchtlingslager von Lesbos

Bedroht von Gewalt und Krankheit, mit überforderten Eltern und ohne Betreuung verbringen Tausende Kinder ihre Tage im Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos.

Adelheid Wölfl, Mytilene

Als das Fieber weiter stieg und die Augen seiner dreijährigen Tochter immer glasiger wurden, hat der junge Vater Panik bekommen. Was ist, wenn der Husten noch schlimmer wird, wenn die Lunge sich entzündet? Nun steht er mit seiner Tochter im Arm im Schlamm des Lagers Moria und bittet die, die vorbeigehen, inständig um Medikamente. Vielleicht hat jemand einen Hustensaft, ein Mittel gegen das Fieber? Beim Doktor hier, so erzählt er, würde man zwei Stunden warten und nur eine Tablette bekommen.

Angst und Ohnmacht stehen Bignazar ins Gesicht geschrieben. Er kommt aus Afghanistan, aus Dahana i Ghuri, einer Stadt im Norden, die ständig ihre Herren wechselt, einmal sind es die Taliban, das andere Mal ist es die Armee der Zentralregierung. Und jetzt ist Bignazar in Griechenland, wo ein Leben offenbar auch nichts wert ist.

Weiter unten im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos wartet eine Menschenschlange vor jenem Container, auf dem ein grünes Schild auf einen Arzt hinweist. Erwachsene bekommen hier oft nur den Rat, Wasser zu trinken, weil es an Medikamenten fehlt. Ein paar Jugendliche streiten gerade – einer hebt eine Axt und droht. Die Kinder im Umkreis laufen rasch weg. Sie haben hier im Lager gelernt, die Gefahren zu erkennen.

Mehr als 21 000 Migranten und Flüchtlinge sind derzeit auf Lesbos, mehr als jemals zuvor seit der grossen Krise von 2015, als hier Hunderttausende auf dem Weg nach Europa durchzogen. Denn heute geht es nicht mehr weiter.

Lesbos ist Endstation, seit die EU 2016 ein Flüchtlingsabkommen mit der Türkei geschlossen hat. Das Lager Moria, acht Kilometer ausserhalb der Inselhauptstadt Mytilene, ist für exakt 2840 Menschen ausgelegt. Siebenmal so viele versuchen in diesen Tagen, hier zu überleben.

Weil es schon lange keine freien Container mehr gibt, bauen sich viele ihre eigene Behausung. Überall ist das Klopfen der Hämmer zu hören. Holzpaletten dienen als Boden, mit Holzstangen werden Gerüste gebaut, über die Plastikplanen gespannt werden. Man kann sich das Ganze gleichsam als Bausatz kaufen für 120 Euro oder mehr. Wer kein Geld hat, bleibt ohne Schutz.

Etwa 14 000 Menschen hausen mittlerweile so ausserhalb des eigentlichen Lagers in den Olivenhainen. Um die Zelte und Hütten legen die Leute Gräben an, damit der Winterregen nicht in die Behausungen läuft. Helfer von Nichtregierungsorganisationen oder gar vom griechischen Staat sieht man kaum.

Steigende Ankunftszahlen

Moria, Europas grösstes Flüchtlingslager, ist längst ausser Kontrolle. «Immer mehr Leute kommen, gleichzeitig werden aber nicht ebenso viele Leute aufs Festland gelassen», erklärt Theodoros Alexellis vom Uno-Flüchtlingshilfswerk das Chaos. So wurden zum Beispiel in der zweiten Dezemberwoche 310 Flüchtlinge von der Insel aufs griechische Festland gebracht, gleichzeitig kamen aber 1191 Menschen mit Schlauchbooten von der nur wenige Kilometer entfernten türkischen Küste herüber. Im Vorjahr waren es in der gleichen Woche nur 206 gewesen. Etwa 1000 Euro verlangen die Schlepper zurzeit für einen Platz im Schlauchboot.

In Moria mangelt es an allem: an Unterkünften, Medikamenten, an Essen und Sicherheit. In der Nacht trauen sich die Frauen nicht, zu den Toilettenboxen zu gehen, weil draussen Diebe mit Messern unterwegs sind. Viele berichten, dass sie von jungen, unter Drogen stehenden Männern bedroht werden, dass ihnen Geld weggenommen wurde.

Die griechische Polizei lässt sich selten blicken. Und Alexellis weist auf eine längst bekannte Gefahr in den griechischen Flüchtlingslagern hin: Kinder und Jugendliche, vor allem die unbegleiteten ohne Familie, seien Gewalt und sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Andere sind schon mit Wunden an Körper und Seele aus dem Krieg auf Lesbos angekommen.

Aya und seine kleine Schwester Beylisan gehören zu ihnen. Aya hat seinen Vater bei einem Artilleriebeschuss in der syrischen Stadt Rakka verloren, der Bub selbst hat von den Angriff noch Narben an der Hand. Barfuss laufen Aya und Beylisan durch den Matsch zu den Zeltnachbarn, ebenfalls Syrer. Denn hier gibt es heissen süssen Tee, den der Vierjährige schnell aus dem Plastikbecher in sein Mündchen schüttet.

Aya hat kalte Füsse, seine Schuhe müssen erst wieder trocknen. In der Nacht hat es geregnet, und weil seine Mutter nur ein Wurfzelt bekommen hat, ein dünnes, türkisfarbenes Stoffzelt, allenfalls gut für eine laue Sommernacht, sind Regen und Schlamm ins Schlaflager eingedrungen.

Ayas Mutter hat kein Geld, um sich eine Holzpalette zu kaufen, und so steht das kleine Zelt der Familie direkt auf dem morastigen Boden. Der Bub probiert gern Purzelbäume, und wenn er dann kopfüber auf seiner Decke landet, leuchten seine Augen vor Freude. Aya ist anhänglich. «Nimm ihn mit», sagt die Mutter und meint damit: Hol ihn hier raus.

Es ist die pure Verzweiflung, die aus ihr spricht. Die gerade einmal 20-jährige Frau ist völlig überfordert mit dem Elend des Lagerlebens in Moria. Den meisten Eltern scheint es so zu gehen. Keiner der Erwachsenen findet Zeit, mit den Kindern zu spielen. Apathisch sitzen sie vor ihren Zelten oder stehen irgendwo Schlange.

20 000 Flüchtlinge und Migranten sollen zur Entlastung der Lager von den Ägäisinseln aufs Festland verlegt werden, so hat es die nicht mehr ganz so neue, seit Sommer amtierende konservative Regierung schon vor Wochen versprochen. Eingelöst hat sie ihr Versprechen noch nicht.

Es würde auch der Logik des Abkommens mit der Türkei widersprechen und mehr Migranten anziehen, so argumentieren manche. Denn Flüchtlinge, die illegal von der Türkei auf die Inseln kommen, können dort Antrag auf Asyl stellen. Wird der Antrag abgelehnt – was nach den Erfindern des Abkommens auch die Regel sein soll -, werden sie an die türkische Küste zurückgebracht. Dies aber geschieht nur in sehr geringem Umfang.

Die Ankunftszahlen steigen dafür schon seit Monaten. 70 Prozent der Migranten auf Lesbos sind nun Afghanen, 13 Prozent Syrer, 4 Prozent Kongolesen und 4 Prozent Somalier. Fast die Hälfte, 42 Prozent, sind minderjährig – sieben von zehn der Kinder sind laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk sogar unter zwölf Jahre alt.

Geht man in Moria durch die Zeltreihen, kann man immer wieder Kinder sehen, die mit ihren Händen tun, als hätten sie Pistolen in der Hand, und die aufeinander zielen. Ärzte ohne Grenzen berichten, dass immer mehr Kinder unter Panikattacken und Selbstmordgedanken leiden. Manche versuchen auch, sich das Leben zu nehmen. Andere beginnen zu halluzinieren, sind krankhaft beunruhigt und verlieren die Orientierung.

Prinzip Abschreckung

Als der griechische Staat im September 2017 das gesamte Management des Flüchtlingsproblems im Land übernahm, zogen die meisten Hilfsorganisationen ab. Sie erhielten keine Aufträge mehr. Doch bereits damals erhoben sie einen Vorwurf an die Adresse der Regierungen in der EU: Die Lager auf den griechischen Inseln würden bewusst in so desolatem Zustand gehalten, damit Migranten auf der türkischen Seite von einer Fahrt nach Griechenland abgeschreckt würden. Lesbos jedenfalls, das mit Abstand grösste dieser Lager, ist zu einem Synonym für einen Abstellort der Elenden geworden.

Das monatelange Warten auf einen Asylentscheid, der wahrscheinlich ohnehin abschlägig ausfällt, wollen viele gar nicht erst hinnehmen. Sie versuchen, von Lesbos zu fliehen. Auch der Syrer Alaa Al Awid probiert es. «Es ist Weihnachten, da schaut die griechische Polizei nicht so genau», sagt der 32-Jährige. Bereits vor zwei Tagen hat er sich ein Ticket für die Fähre nach Athen gekauft, seine Kapuze über den Kopf gezogen und gehofft, dass ihn die Kontrolleure am Hafen von Mytilene für einen Griechen halten. Sie haben ihn erwischt. Doch Al Awid möchte unbedingt auf die Balkanroute, um dann nach Deutschland zu kommen. Moria hat seinen Willen noch nicht brechen können.



Aufnahme von minderjährigen Flüchtlingen: Die Schweiz will Gesuche aus Griechenland prüfen

Von Andrea Kučera

Der Appell der EU-Kommission, die europäischen Länder sollten Kinder aus den griechischen Flüchtlingslagern bei sich aufnehmen, stösst in der Schweiz auf offene Ohren – allerdings unter Einschränkungen: «Die Schweiz ist bereit, die Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden im Rahmen des Dublin-Systems zu prüfen, sofern familiäre Verbindungen in die Schweiz vorliegen», schreibt der Sprecher des Staatssekretariats für Migration, Lukas Rieder.

Staatssekretär Mario Gattiker habe dies seinem griechischen Amtskollegen an einem Treffen Anfang Dezember mitgeteilt. «Wenn Griechenland solche Gesuche vorlegt, werden die Schweizer Behörden diese prüfen.» Wie Rieder weiter ausführt, hat die Schweiz Griechenland zudem weitere Unterstützung bei der Bewältigung der Asylkrise angeboten. Anfang Januar sei eine Reise vor Ort geplant, um die Bedürfnisse abzuklären.

Die prekären Bedingungen in den griechischen Flüchtlingslagern haben diese Woche auch den luxemburgischen Aussenminister Jean Asselborn auf den Plan gerufen: Im Interview mit «Spiegel online» forderte Asselborn, die EU müsse die Flüchtlingskinder in einer geeinten Aktion nach Europa holen. Sollten sich einzelne Staaten weigern, müsse dies finanzielle Konsequenzen haben. Bis jetzt hat noch kein Land definitiv zu- oder abgesagt.
(https://nzzas.nzz.ch/international/moria-prekaere-bedingungen-im-fluechtlingslager-von-lesbos-ld.1531119)


+++GASSE
Gewalt-Hotspot Dreirosenanlage
Seit Jahren gilt die Dreirosenanlage als Hotspot für Gewalt. Im 2019 eskalierte die Situation und die Jugendarbeit Basel fordert nun Massnahmen.
https://telebasel.ch/2019/12/29/gewalt-hotspot-dreirosenanlage/?channel=105100


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Links-Extreme rufen zu Silvester-Demo in Bern auf
2019 war ein Jahr der Demonstrationen. Dieser Trend hält auch zu Silvester weiter an. Links-Extreme haben nämlich am 31. Dezember zu einer Demo in Bern aufgerufen. Der Sicherheitsdirektor der Stadt hat dafür kein Verständnis.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/links-extreme-rufen-zu-silvester-demo-in-bern-auf-136163999
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/sicherheitsdirektor-nause-hat-null-verstandnis-fur-silvester-demo-65634963
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/DEMO-12665523
-> Demoaufruf: https://barrikade.info/article/3011


Grünen-Politikerin Meret Schneider: Verschuldet und vorbestraft
Die Neo-Nationalrätin kann dank des Mandats ihre Schulden abzahlen – die stammen von einem Rechtsstreit mit Tierschützer Erwin Kessler.
https://www.blick.ch/news/politik/gruenen-politikerin-meret-schneider-verschuldet-und-vorbestraft-id15683044.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/grune-nationalratin-schneider-vorbestraft-und-verschuldet-65635471



Neue Infos zu den Strafbefehlen: Vorladung der Staatsanwaltschaft nach Einsprache
29.12.2019
Wenn du einen Strafbefehl erhalten hast und – hoffentlich – Einsprache erhoben hast, kann es sein, dass du von der Staatsanwaltschaft eine Vorladung zu einer Einvernahme erhältst bzw. erhalten hast. Bei mehreren Personen ist bereits eine Vorladung eingetroffen.
https://www.climatejustice.ch/



WICHTIG: Weitere Aktivist*innen der Aktion in Basel erhalten Strafbefehle
22.12.2019
In den letzten Tagen sind bei Menschen, die an der UBS Blockade in Basel teilgenommen haben und vor Ort kontrolliert wurden, Strafbefehle angekommen.
Warst du auch dabei und bist kontrolliert worden? Dann empfehlen wir dir, in den nächsten Wochen regelmäßig die Post an deiner Meldeadresse anzuschauen, sofort Einsprache zu erheben, wenn du einen Strafbefehl erhältst, und dich bei uns zu melden. Wie das geht, findest du hier:
https://www.climatejustice.ch/antirep/
Unsere Solidarität gegen ihre Repression!


+++POLIZEI DE
Polizeidatenbanken: Minderheit im Visier
Die polizeiliche Stigmatisierung von Sinti und Roma hat hierzulande eine lange Tradition. Sie begann im Kaiserreich und setzt sich bis heute in Polizeidatenbanken fort. Auf dem 36c3 haben Lea Beckmann und Anja Reuss die Geschichte dieser Diskriminierung präsentiert und die heutige Situation beleuchtet.
https://netzpolitik.org/2019/minderheit-im-visier/


+++HISTORY
Zug spielte bei den Hexenverfolgungen eine grosse Rolle: Als man «Hexen» beim «Schutzengel» lebendig verbrannte und im Cheibenturm zu Tode folterte
Etwa 60’000 Menschen wurden in Europa während der Zeit der Hexenverfolgung hingerichtet. Die Zentralschweiz machte bei dieser Jagd eifrig mit. Mittendrin der Stand Zug, wo im 17. Jahrhundert vergleichsweise viele «Hexen» verbrannt wurden. Es ist eine Geschichte von unendlicher Grausamkeit, haarsträubendem Unrecht und unfassbarer Willkür.
https://www.zentralplus.ch/als-man-hexen-beim-schutzengel-lebendig-verbrannte-und-im-cheibenturm-zu-tode-folterte-1684763/