Medienspiegel 28. Dezember 2019

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Alle, die da sind
Sanctuary und Solidarity Cities, Urban Citizenship, Recht auf Stadt: Was es mit diesen Bewegungen und Konzepten auf sich hat, wie sie sich unterscheiden und was es in der Umsetzung bräuchte.
https://www.saiten.ch/alle-die-da-sind/


Unsere Leseempfehlung heute
Tausende von abgewiesenen Asylsuchenden können weder abgeschoben werden, noch in ihre Heimat zurückkehren. Viele leben weiter in der Schweiz und erhalten Nothilfe, sind aber ohne irgendeine Zukunftsperspektive. Junge Eritreer erzählen uns ihre Geschichte.
http://www.swissinfo.ch/ger/unsere-leseempfehlung-heute/45450314


Trotz Illegalität: «Sie kochen, reinigen, verrichten Haushaltsarbeit, versorgen Kinder und pflegen betagte Personen»
Für gut integrierte Personen ohne Aufenthaltsrecht brauche es neue Lösungsansätze, sagt Alexander Ott. Dem Leiter der Einwohnerdienste und Fremdenpolizei der Stadt Bern schwebt eine Erhöhung der Kontingente für Arbeitskräfte aus Drittstaaten vor.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/trotz-illegalitaet-sie-kochen-reinigen-verrichten-haushaltsarbeit-versorgen-kinder-und-pflegen-betagte-personen-136158314


+++GRIECHENLAND
Gesichtsmasken für Flüchtlinge: Eine Berner Coiffeuse auf einer speziellen Mission
Vom Coiffeursalon in den Flüchtlingsdschungel von Samos. Die Bernerin Lou Liechti reiste auf die griechische Insel, um in einem Frauenzentrum Beauty-Workshops anzubieten.
https://www.watson.ch/!425051515


+++MITTELMEER
Sea-Eye: Rettungsschiff „Alan Kurdi“ darf in italienischen Hafen einlaufen
Am Donnerstag hatte das Schiff 32 Menschen vor der Küste Libyens aus einem Schlauchboot gerettet. Sie wären am nächsten Tag in einen Sturm geraten.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-12/sea-eye-alan-kurdi-rettungsschiff-mittelmeer-sizilien
-> https://www.spiegel.de/politik/ausland/italien-erlaubt-rettungsschiff-alan-kurdi-das-einlaufen-a-1303026.html


+++KENIA
Flüchtlingslager Dadaab: Wie ein Gefängnis
Im einst weltgrößten Flüchtlingslager Dadaab in Kenia leben noch immer 200.000 Menschen. Viele sind dort geboren und aufgewachsen – wie Mohamed aus Somalia. Er hofft auf ein Leben jenseits des Camps.
https://www.tagesschau.de/ausland/kenia-lager-dadaab-101.html


+++JENISCHE/SINTI/ROMA
derbund.ch 28.12.2019

Bauern stellen sich gegen die Berner SVP

Die SVP bekämpft den Transitplatz für ausländische Fahrende in Wileroltigen. Wichtige Bauernvertreter sind hingegen dafür. Sie erhoffen sich eine Abnahme illegaler Landbesetzungen.

Mathias Streit

«Der geplante Transitplatz in Wileroltigen ist zu teuer, gegen den Willen der Gemeinde und löst weder bestehende noch zukünftige Probleme mit Fahrenden.» Mit diesen Worten präsentierte Nils Fiechter, der Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern, gestern das Sujet für den Abstimmungskampf.

Seine Partei hatte gegen das Vorhaben des Kantons das Referendum ergriffen. Für die Abstimmung am 9. Februar kann Fiechter auf die Unterstützung der Mutterpartei zählen. Im September beschlossen die SVP-Delegierten mit 196 zu 12 Stimmen ebenfalls die Nein-Parole.

In der ländlich geprägten SVP gibt es aber Widerspruch von überraschender Seite: Der höchste Berner Bauer stellt sich quer und kämpft für den Bau des Transitplatzes. «Ein fixer Transitplatz für ausländische Fahrende in Wileroltigen wäre ein wichtiger Schritt hin zur Entspannung der momentanen Ausgangslage», sagt Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauern-Verbandes (BEBV) und SVP-Grossrat.

«Himmutruurige» Situation

Rüegsegger geht davon aus, dass mit einem neuen Platz die illegalen Besetzungen von Landwirtschaftsland durch Fahrende abnehmen würden. Die jetzige Situation sei nämlich «himmutruurig» und belaste viele Bauern stark, sagt er. Zusätzliche Handhabe gegen die illegalen Besetzungen erhofft sich Rüegsegger vom Wegweisungsartikel des neuen Polizeigesetzes. Für Rüegsegger ist aber klar: «Ganz verhindern lassen sich Besetzungen auch in Zukunft nicht, aber man könnte besser reagieren.»

Rüegsegger setzte sich in der Vergangenheit wiederholt für den Platz in Wileroltigen ein: Entgegen der Parole seiner Partei stimmte er für den Transitplatz-Kredit, als Mitglied der grossrätlichen Baukommission war er aktiv in die Standortsuche eingebunden, und als Privatperson versuchte er bereits auf eigene Faust eine Lösung zu finden. Er bot Fahrenden ein Stück von seinem eigenen Land im Gantrischgebiet als Transitplatz an.

Bei allem Verständnis für die Bedürfnisse der Fahrenden betont Rüegsegger die Haltung des BEBV: «Land zur Verfügung stellen ist das eine, die Fahrenden müssen sich aber auch an hiesige Vorschriften halten – und das war in der Vergangenheit immer wieder nicht der Fall.» In seinem Abweichen von der Parteilinie sieht Rüegsegger kein Problem. Auch wenn man nicht immer einer Meinung sei, respektiere man die Ansicht der anderen.

Zaun schützt Bauernland

Rüegsegger erhält überparteilich Unterstützung aus dem bäuerlichen Lager. Christine Badertscher, Neo-Nationalrätin der Grünen, Agronomin und Vorstandsmitglied im BEBV, betont die Standortvorteile von Wileroltigen: «Der Platz ist direkt an der Autobahn gelegen und dadurch sehr gut erschlossen.» Er liege weit genug vom Dorf entfernt, als dass dieses direkt betroffen sein könnte. Zudem wäre das umliegende Kulturland durch einen Zaun gut vor unbefugtem Betreten geschützt. Wileroltigen sei für beide Seiten eine ideale Lösung, «und das darf auch etwas kosten», sagt Badertscher. Die Fahrenden würden mit ihren Benutzungsgebühren ja auch ihren Teil dazu beitragen.

Bei der SVP gibt man sich trotz parteiinternen Widerstands gelassen. «Die meisten Delegierten der SVP glaubten nicht daran, dass ein Transitplatz in Wileroltigen zur Entspannung der Lage beitragen würden», sagt Aliki Panayides, Geschäftsführerin der SVP Kanton Bern.

Skepsis bestehe nicht zuletzt, weil noch unklar sei, wie es mit dem Wegweisungsartikel aus dem neuen Polizeigesetz weitergehe. Wie viele andere aus ihrer Partei gehe sie deshalb davon aus, dass sich auch im Fall eines «unnötig teuren» Transitplatzes in Wileroltigen nicht viel an der Lage der Bauern ändern werde.



Plakat «dieses Mal auf die Sache fokussiert»

Das Abstimmungsplakat der Jungen SVP zum Wileroltigen-Transitplatz zeigt einen Bären, der von anrollenden Wohnwagen flüchtet. Das Sujet dürfte juristisch weniger angreifbar sein als das Motiv, das die beiden JSVP-Co-Präsidenten Nils Fiechter und Adrian Spahr 2018 auf Facebook veröffentlichten. Das als «Zigeunerplakat» bekannt gewordene Bild zeigte Fahrende in einem Unrathaufen. Fiechter und Spahr wurden dafür der Verletzung der Antirassismusstrafnorm verurteilt. Beide ziehen den Entscheid vor Bundesgericht weiter. «Nach diesem Vorfall wollten wir den Kritikern nicht noch mehr Angriffsfläche bieten und haben unser Anliegen deshalb sachlich auf den Punkt gebracht», sagt Spahr. (mas)
(https://www.derbund.ch/bern/bauern-stellen-sich-gegen-die-berner-svp/story/22273003)


+++FREIRÄUME
bernerzeitung.ch 28.12.2019

«Es ist viel ruhiger, wenn die Polizei nicht da ist»

Seit zehn Jahren sorgt das Wellness-Team rund um die Reitschule für Sicherheit – ohne den Anspruch, alle Situationen klären zu können. Zitate aus einem Gespräch mit vier früheren und aktuellen Angestellten.

Christoph Hämmann

«Wir sind rund 30 Leute, die sich die Schichten des Wellness-Teams teilen. Wir sind zwischen 18 und 50 Jahre alt, wir studieren oder ­machen eine Lehre, sind Handwerkerin, Sozialarbeiter, Bürogummi und vieles mehr. Wenn an einem Dienstag Sophie Hunger spielt, dann reichen fünf Security-Leute, bei einem Grossanlass im ganzen Haus sind etwa 25 im Einsatz. Wir haben uns selber ein Maximum von sechs Schichten pro Monat auferlegt, weil mehr einem nicht guttut.

Am Ende ­jeder Schicht machen wir eine Reflexionsrunde, in der wir uns (selbst-)kritisch austauschen. Viele Sicherheitsdienste wenden Schlag-, Tritt- und Grifftechniken an, die ziemlich brutal sind. Wir versuchen, deeskalierend zu wirken, kommunizieren viel, und wenn wir jemanden rausschmeissen müssen, dann versuchen wir das so zu machen, dass wir der Person möglichst wenig Schmerzen zufügen und von ihr möglichst viel Kooperationsbereitschaft erhalten.

Wellness-Team: Unser Name kommt nicht von ungefähr. Unser Ziel ist, dass es sowohl unseren Gästen als auch denen, die hier arbeiten, gut geht. Zu unserer Arbeit gehört viel mehr als klassische Sicherheitsarbeit. Es kann vorkommen, dass sich jemand eine Stunde lang um eine Person kümmert, der es schlecht geht.

Zu viel Alkohol, gestürzt, eine Schnittwunde: Jeden Abend kümmern wir uns um solche Fälle, und manchmal zahlen wir einfach jemandem das Taxi, damit er nach Hause kommt. Anders als die meisten Sicherheitsdienste nehmen wir ­sexualisierte Gewalt oder allgemein Diskriminierung sehr ernst, und wir sind sicher, dass unsere Gäste das merken. Auch deshalb herrscht bei uns ein Klima, in dem junge Frauen sich trauen, sich gegen Sexismus und Übergriffe zu wehren.

Vor 20 Jahren kannten sich in der Reitschule alle, man gab etwas in die Kollekte. Mit den Jahren wurden die Produktionen immer grösser, das Publikum heterogener. Positiv daran ist, dass die Reitschule ein offeneres Haus wurde und einer breiten Bevölkerung Zugang zu unseren Werten verschaffte.

Aber klar: mehr Leute, mehr ‹Tuble›. Trotzdem wurden noch vor 15 Jahren ohne grosses Sicherheitsdispositiv am Eingang Tickets verkauft. Allerdings häuften sich die Vorfälle, im Dachstock liessen Leute solche ohne Ticket durch den Notausgang hinein. Ungefähr 2007 hatten Publikum und Übergriffe ein Ausmass erreicht, dass es nicht mehr ohne Security ging. Die Reitschule engagierte einen externen Sicherheitsdienst. Das waren dann vier grosse, schwarz gekleidete Männer, die wie Fremdkörper dastanden. Sie passten nie in die Reitschule, und es fehlte beidseits am Vertrauen.

Auch ein grosser Teil unseres ­Publikums reagierte negativ auf grimmige Zwei-Meter-Hünen. 2009 war uns klar, dass das so nicht funktioniert, und im ­Dezember wurde wieder nach vielen Vollversammlungen das Wellness-Team gegründet. Für uns stand fest, dass wir den Gästen auf Augenhöhe begegnen wollen. Und dass wir lieber mehr und unterschiedliche Leute einsetzen, dafür aber die Möglichkeit haben, bei Konflikten zu schlichten und bei Problemen das Gespräch zu suchen.

Seit Beginn wehren wir uns dagegen, uns zu uniformieren, und wir werden das immer verteidigen. Eine Uniform, ein Gurt, an dem Waffen hängen, wirken martialisch. So ist eine Begegnung auf Augenhöhe nicht möglich, das führt eher zu Eskalation als zu De­eskalation. Es ist auch nicht nötig, wir haben noch nie einen Gast erlebt, der keine Security gefunden hat.

Wir stehen am Eingang und bei den Notausgängen, machen zu zweit Rundgänge, das Funkgerät, der Knopf im Ohr: Es ist so klar, wer und wo die Security ist. Auch die Aussage der Polizei, dass es ihre Arbeit erleichtern würde, wenn sie uns von weitem erkennen könnte, verstehen wir nicht.

Der einzige Moment, in dem die Polizei nachts in die Reitschule kommt, ist dann, wenn das Wellness-Team sie ruft – was vielleicht einmal im Jahr vorkommt. Dann macht man irgendwo ab, trifft sich dort und schaut gemeinsam weiter. Oder es ist Strassenschlacht, dann ist das Wellness-Team im Innern beschäftigt, stellt als Erstes die Lüftung ab, damit kein Tränengas reinkommt, verarztet Platzwunden und leistet Erste Hilfe.

Schade, dass wir ständig unter einem falschen Fokus thematisiert werden. Es gab nach langem wieder einmal Ausschreitungen rund um unser Haus – was hat das Wellness-Team gemacht? Es sind Vertragsverhandlungen – ist das Wellness-Team jetzt uniformiert? Das ist nicht das, was uns ausmacht. Wir leisten seit zehn Jahren Wochenende für Wochenende einen wichtigen Job. Das Wellness-Team ist eine spannende Institution, die mit ihrer Philosophie durchaus progressiv in die Gesellschaft wirken könnte: weniger Abschreckung, mehr Willkommenskultur.

Das meiste, was an einem ­Wochenende rund um die Reitschule passiert, gibt es auch an den anderen Ausgangsorten – Betrunkene, Leute auf Drogen, Gewalt. Hier kommt dazu, dass es der Freiraum-Perimeter der Grossregion ist, wo sich an einem Abend bis zu 3000 Personen aufhalten. Dass auf der Schützenmatt Drogendealen stattfindet, wofür die Reitschule nichts kann. Wir könnten alle, die nicht gesellschaftskonform sind, wegschicken. Doch die Reitschule will offen sein für Leute, die sonst nirgendwo sein dürfen.

Die Probleme um unser Haus werden durch mehr Polizeipräsenz nicht entschärft, sondern eher verschärft, davon sind wir überzeugt. Es braucht andere Massnahmen: eine zweite Drogenanlaufstelle, irgendwo einen Dealer-Corner, damit nicht nur auf der Schützenmatt gedealt wird, andere Orte für Jugendliche, mehr Freiräume.

In der ­Regel ist es viel ruhiger, wenn die Polizei nicht da ist. Das heisst nicht, dass die Reitschule ein rechtsfreier Raum ist, hier gilt das Gesetz genau so wie überall sonst. Als linksalternatives Zentrum dürfen wir aber die Perspektive haben: Wir fahren ganz gut ohne euch. Wenn ihr kommt, gibt es in der Tendenz eher Puff.

Manchmal hat die Zusammenarbeit mit der Polizei gut funktioniert, insbesondere bei schweren Tatbeständen, die wir nicht selber regeln konnten. Dann besprachen wir etwa bei einem mutmasslichen Vergewaltiger ein gemeinsames Vorgehen, und Zivilpolizisten nahmen ihn auf dem Vorplatz fest. Viel häufiger erleben wir aber, dass Zivilpolizisten Leute auf brutalste Art und Weise festnehmen, Schläge austeilen, auf Personen raufknien.

Wenn wir dann dazwischengehen – nicht wissend, dass es sich um einen Polizeieinsatz handelt –, werden wir als Arschloch oder linke Zecke bezeichnet. Wenn Dutzende junge Menschen auf dem Vorplatz nichts lieber machen, als eine Flasche nach einem Polizisten zu werfen, hat das übrigens auch nichts mit der Reitschule zu tun. Das ist eine verrückte Entwicklung, und vielleicht müsste man mal vertieft nach der Ursache dafür forschen.

Zum Thema Ausschreitungen ­­sagen wir auch bei den Gesprächen mit den Stadtbehörden immer, dass es absurd sei, von uns zu verlangen, eine Situation in den Griff zu bekommen, die auch 100 Polizisten in Uniformen überfordert. Wie gesagt, wir sind dann im Innern und schauen zum Beispiel, dass in einem vollen Dachstock mit 700 Leuten keine Panik ausbricht.

Und wenn draussen Leute Richtung Reitschule vor Tränengas und Gummischrot davonrennen, dann ist es uns scheissegal, wer reinkommt. Dann gilt es, Leute zu schützen, gerade Unbeteiligte, die sich einfach draussen aufgehalten ­haben. Aber eigentlich haben wir auf dieses Thema kaum einen Einfluss, und es ist für uns auch kein Hauptfokus. Kleinere Dinge aus unserem Arbeitsalltag sind viel wichtiger.

Bei unserer Arbeit schaust du ständig in Abgründe, siehst Einzelschicksale, die du nicht mehr vergisst. Eine 15-Jährige, die im Ausgang zusammenbricht, nur noch zittert: Jetzt ist es passiert, jetzt ist der Druck von Lehre, ­Beziehungen und allem anderen zu gross geworden. Oder diese Szene vor ein paar Jahren, als ein junger Typ in einer Schlägerei den Kopf eines anderen umklammerte und eine Bewegung machte, als wolle er ihm das Genick brechen: dieser Affekt! Wollte der jetzt jemanden umbringen, wie in einem Film?

Alle erleben einen anderen Abend als besonders intensiv. Für die einen ist es dann speziell heftig, wenn viel passiert, gleichzeitig und auf unterschiedlichsten Ebenen: medizinisch, Polizei-Einsatz, einer dreht durch, eine Schlägerei. In der einen ­Situation muss man nett sein und helfen, in der anderen streng und jemanden wegweisen.

Du rennst von Brandherd zu Brandherd, und nach acht Stunden bist du nur noch kaputt, willst deine Ruhe und keine Menschen mehr sehen. Andere finden es am anstrengendsten, wenn es einen Abend lang nicht richtig mühsam ist, aber dennoch mühsam: Viele kleine Dinge passieren, und nirgendwo kannst du richtig intervenieren.

Wichtig ist der ständige Austausch und darauf zu achten, dass man nicht abstumpft. Dafür muss man sich das Bewusstsein dafür erhalten, dass viele ­Situationen, die wir erleben, nicht normal sind. Es ist krass, und man darf es krass finden.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/es-ist-viel-ruhiger-wenn-die-polizei-nicht-da-ist/story/26863783)


+++GASSE
Verschiedenste Schicksale im Tageshaus für Obdachlose
Beim Tageshaus für Obdachlose klopfen vermehrt Menschen mit Psychiatrie-Hintergrund und Asylsuchende an. Sie alle suchen tagsüber eine Bleibe.
https://telebasel.ch/2019/12/28/verschiedenste-schicksale-im-tageshaus-fuer-obdachlose


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Hast auch du Nichts zu verbergen?
Dann gib uns dein E-Mail-Passwort! Hänge eine Kamera in dein Schlafzimmer! Zeig uns deinen Internetverlauf!
Alle am 31.12.19. heraus zur Silvesterdemo, 22:00 Uhr Bahnhofsplatz
https://barrikade.info/article/3027


Sicherheitsdirektor Nause hat «null Verständnis» für Silvester-Demo
Die Berner Linksextremisten wollen das Jahr mit einem Rundumschlag auf der Strasse beenden. Sicherheitsdirektor Reto Nause hat dafür «null Verständnis».
https://www.nau.ch/news/schweiz/sicherheitsdirektor-nause-hat-null-verstandnis-fur-silvester-demo-65634963
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/DEMO-12665523
-> Demoaufruf: https://barrikade.info/article/3011


Bericht zur 6. Critical Mass
Am Freitag 27.12 fuhren wir in Bern zum sechsten Mal auf unseren Fahrrädern durch die Stadt. Damit machen wir auf die Verantwortung der Schweiz bei dem Krieg in Nord-&Ostsyrien, sowie sonst bei der Ausbeutung dieser Welt, aufmerksam.
https://barrikade.info/article/3023


+++BIG BROTHER
Chaos Communication Congress – Deutsche Spionagesoftware im Dienste Erdogans?
In der Türkei sind Oppositionelle Opfer eines Staatstrojaners geworden. Der Chaos Computer Club hat den Trojaner nun untersucht. Brisant: Die Spur führt nach Deutschland.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/chaos-communication-congress-hacker-spueren-deutschem-staatstrojaner-in-der-tuerkei-nach-100.html


+++POLIZEI BL
680’000 Franken für mobiles Polizei-Büro
Die Kantonspolizei Baselland zählt ein neues Fahrzeug in seiner Flotte. 680’000 Franken kostete das neue mobile Büro in Lastwagenform.
https://telebasel.ch/2019/12/28/680000-franken-fuer-mobiles-polizei-buero



Basler Zeitung 28.12.2019

Am Baselbieter Polizeihimmel ist ein Stern aufgegangen

Ein neuer Mercedes-Benz für 680’000 Franken dient den Ordungshütern als mobiles Führungsbüro.

Jan Amsler

Die Garage der Baselbieter Polizei ist um ein Bijou reicher. Die Blaulichtorganisation verfügt nämlich neu über ein Einsatzleitfahrzeug. Es handelt sich um einen Mercedes-Benz Atego.

Der umfunktionierte Last­wagen soll künftig überall dort seinen Dienst tun, «wo es über eine gewisse Zeit eine Führungsinfrastruktur an einem Ereignisort braucht», wie Polizeisprecher Adrian Gaugler auf Anfrage schreibt. Als Beispiele nennt er Schadenplatz- und Grossereignisse sowie Kapitalverbrechen.

Die Beschaffungskosten für den Mercedes Atego belaufen sich auf 680000 Franken. Das Fahrzeug bietet im Innern bis zu vier Büroarbeitsplätze sowie mehrere freie Flächen für «aktuelle Lagebeurteilungen, Aufträge und so weiter». Aussen hat ­es einen Lichtmast, der es bei ­Bedarf rund um das Fahrzeug hell werden lässt. Und ein Wetterschutz sorgt dafür, dass die Einsatzkräfte nicht im Regen ­stehen müssen. Gepanzert ist der Mercedes allerdings nicht.

In den vergangenen zehn Jahren habe die Baselbieter Polizei kein solches Fahrzeug gehabt, ­so Gaugler. Doch die meisten mittleren und grösseren Korps würden über ein entsprechendes Gefährt verfügen. Eine funktionierende Führungsstruktur vor Ort gelte «als einer der Erfolgsfaktoren für die Bewältigung von Lagen und Einsätzen».

Seiner Zeit voraus

In der Facebook-Community kommt das neue Einsatzleitfahrzeug gut an. Eine Userin etwa bietet sich mit einem Augenzwinkern gleich als Chauffeuse an. Die Kritik im Internet beschränkt sich auf die Antriebsart Diesel und das wenig diskret ­wirkende Erscheinungsbild.

Ein User fragt, warum bei der Aufschrift nicht das moderne Polizeilogo verwendet wurde. Doch er irrt, denn der Lastwagen ist seiner Zeit voraus und trägt bereits das neue Emblem. Der Rest des Polizeiauftritts wird erst Ende des kommenden Jahres dem kantonalen Corporate Design angepasst.
(https://www.bazonline.ch/basel/land/am-baselbieter-polizeihimmel-ist-ein-stern-aufgegangen/story/15231152)


+++RECHTSPOPULISMUS
Basler Zeitung 27.12.2019

«So etwas geht gar nicht! »

Grenzüberschreitend, absolut inakzeptabel: Das ist die einhellige Meinung zur abrupt unterbrochenen Weihnachtspredigt der evangelischen Pfarrerin Christine Dietrich in der Dorfkirche von Kleinhüningen.

Franziska Laur, Mischa Hauswirth

Es muss für die Gottesdienst­besucher und für die Pfarrerin ein Schock gewesen sein. «Ab­solut inakzeptabel», sagt auch Tobit Schäfer, ehemaliger SP-Grossrat. Die Sache war die: ­Der Weihnachtsgottesdienst der evangelischen Pfarrerin Christine Dietrich war an Heiligabend von Vermummten unterbrochen worden.

Kritiker und Befürworter der Pfarrerin sind sich einig: «So ­etwas geht nicht!» Die Staats­anwaltschaft hat dann auch ein Ver­fahren wegen Verdachts der ­Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, Artikel 261 des Schweizerischen Strafgesetzbuches, eingeleitet.

Kein Rechtsextremismus

Kurze Rückblende: Pfarrerin Christine Dietrich hatte vor Jahren auf der Blogseite «Politically Incorrect» einen Text veröffentlicht, in dem sie Religionen kritisierte, welche die Frauenrechte nicht einhalten. Doch ­dieser Blog wandelte sich im Laufe der Zeit zu einer Plattform für Populisten. Ihre damaligen Anstellungsbehörden im Kanton Bern hatten die Gesinnung von Christine Dietrich gründlich geprüft – sie gingen so weit, dass ­sie ihre private Korrespondenz untersuchten.

Dietrich wurde also vom Vorwurf des Rechtsextremismus freigesprochen. Die Pfarrerin distanzierte sich in der Folge mehrmals deutlich vom Blog. Sie ist auch beliebt in der Gemeinde. «Ich mag die Frau», sagt Peter Meier, lange aktiv in der CVP. Er bewundert, dass sie zu ihrem Fehler gestanden ist, den Text an diesem Ort zu veröffentlichen, und er kann auch voll hinter dem Inhalt stehen, in dem sie vor dem Verlust der Frauenrechte warnt.

Kirche hält an Pfarrerin fest

Nach ihrer Wahl in den Kirchenrat am 4. September jedoch ­wurde die Pfarrerin von verschiedenen Seiten angegriffen. 22 Synodenmitglieder kritisierten die Wahl.

Und jetzt der Vorfall an Heiligabend: «Es handelt sich um einen Missbrauch der antifaschistischen Tradition. Ich sage das als Kind von Schoah-Überlebenden», sagt Samuel Althof, ­Extremismus-Experte aus Basel. Der Begriff Antifaschismus sei ­­im Zweiten Weltkrieg als Widerstand gegen die Nazis entstanden. «Was hier abläuft, hat nichts mit Widerstand gegen Nazis zu ­tun, sondern ist eine linksex­treme Vorgehensweise, die sich bereits internationalisiert hat», sagt Althof.

Auch Kirchenratspräsident Lukas Kundert nimmt deutliche Worte in den Mund: «Die Kirche hat keinen Grund, nicht an Frau Dietrich festzuhalten. Sie ist gewählt, und es ist nichts vorgefallen, das gegen sie vorgebracht werden könnte.» Er habe darauf in der Medienmitteilung nach der Wahl von Christine Dietrich in den Kirchenrat hingewiesen, ebenso in den vergangenen Herbstferien in den Medien. Er verdeutlicht: «Die Sache ist erledigt.» Die Polizei habe Kenntnis von dem Vorfall und sei auch für die Sicherheit von Dietrich zuständig. «Ich teile die Einschätzung, dass es sich hier um eine hetzerische Vorgehensweise von einer Gruppe handelt. Was an Heiligabend getan wurde, ist alles andere als versöhnlich und friedensfördernd.»

Plattform war damals nicht rechtsextrem

Wie eingangs erwähnt, scheint der Vorfall gar den Kritikern von Christine Dietrich zu weit zu gehen. «Ich weiss nicht, was die Beweggründe dieser Personen waren. Doch so etwas ist durch nichts zu rechtfertigen», sagt Tobit Schäfer. Er hat ein Memorandum mitunterzeichnet, in dem 22 der 76 Synodalen ihrem Unbehagen Ausdruck verleihen, dass Christine Dietrich in den Kirchenrat berufen worden ist. Hinter diesem Memorandum steht Schäfer zwar immer noch. Doch er unterstützt, dass der Vorfall von Heiligabend jetzt untersucht wird.

Mittlerweile ist die Geschichte auch international ein Thema. So titelte domradio.de vor zwei Tagen: «Pfarrerin ‹aufs Übelste› beschimpft». Im Text dazu steht ausserdem ein interessanter ­Aspekt: 2011 hatte die Bundesregierung erklärt, sie halte «Politically Incorrect» nicht für rechtsextrem, sondern lediglich für ­islamkritisch. Das ist das Jahr, ­in dem der Text von Dietrich erschien.

Gerade was die Frauenrechte im Islam betrifft, ist Kritik durchaus gerechtfertigt, schreibt die Autorin Franziska Laur in ihrem Kurzkommentar zum Thema.
(https://www.bazonline.ch/basel/stadt/verfahren-wegen-gottesdienststoerung/story/23525233)



Basler Zeitung 27.12.2019

Stoppt endlich diese enthemmte Aggressivität!

Die Hexenjagd auf Christine Dietrich ist beispiellos. Sie hat sich entschuldigt und vom Blog, wie er heute daherkommt, distanziert. Doch es nützt alles nichts.

Franziska Laur,

Eine Gruppe von Personen aus dem kirchlichen Umfeld reagiert gereizt bis aggressiv auf jene, die sich trauen, Migranten nur ansatzweise zu kritisieren. Sie übersehen damit jedoch eines: Im Namen des vorgeblich edlen Ziels, die Kultur der Eingewanderten zu achten, treten sie Frauenrechte mit Füssen. Denn auch unter Migranten gibt es Männer und Frauen, die eine Reihe unserer demokratischen Werte missachten, auf denen unser Land steht. Solange man sich mit diesem vererbten und eingewanderten Patriarchat und seinen Auswüchsen nicht auseinandersetzt, wird es keine wirkliche Integration geben.

Höchste Zeit also für alle aufgeklärten Menschen, ob Gläubige oder Atheisten, sich durch Diffamierungen, Drohungen oder Klagen nicht länger einschüchtern zu lassen. Mit Pfarrerin Christine Dietrich steht nicht nur eine Frau vor dem Tribunal von selbst ernannten «Anti-Rassisten», sondern auch die Meinungsfreiheit – allem voran das Recht, die Frauenfrage in muslimischen Kreisen beim Namen zu nennen.

Blog war lediglich islamkritisch – nicht rechtsextrem

In vielen muslimisch geprägten Ländern riskieren Frauen ihr Leben für ein Quäntchen Freiheit und Menschenwürde. Und was tut unsere Gesellschaft – sie schaut weg, wenn diese Rechte vor unseren Augen mit Füssen getreten werden. Ob im Iran, in Saudiarabien oder in Afghanistan: Frauen beginnen unter Einsatz ihres Lebens die Kopftüchter runterzureissen und ihre Rechte zu verteidigen – bei uns schweigen wir.

Die Hexenjagd auf Christine Dietrich ist beispiellos. Sie hat sich entschuldigt, sie hat ihren Text erklärt, auf die Frauenrechte hingewiesen und sich vom Blog, wie er heute daherkommt, distanziert. Es nützt alles nichts. Eine Gruppe von Personen geht mit enthemmter Aggressivität auf sie los und mobbt sie seit Monaten.

Die Bundesregierung stufte im Jahr 2011, zum Zeitpunkt, an dem Dietrich für diesen deutschen Blog geschrieben hat, diesen als nicht rechtsextrem, sondern lediglich islamkritisch ein. Einer Gruppe von Personen reicht das nicht, um von einer Hetzkampagne abzusehen.
(https://www.bazonline.ch/basel/stadt/stoppt-endlich-diese-enthemmte-aggressivitaet/story/28439651)



«Das ist ein massiver Übergriff auf die christliche Gemeinschaft»
Vermummte Aktivisten haben an Heiligabend den Gottesdienst von Pfarrerin Christine Dietrich gestört. Die Besinnlichkeit der Feier habe dadurch Schaden genommen, erzählt sie der BaZ.
https://www.bazonline.ch/basel/stadt/das-ist-ein-massiver-uebergriff-auf-die-christliche-gemeinschaft/story/24638220
-> https://barrikade.info/article/3018