Medienspiegel 12. Dezember 2019

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+++BERN
derbund.ch 12.12.2019

Frauen werden in Asylunterkünften bedrängt und belästigt

Für viele geflüchtete Frauen gehören sexuelle Belästigungen in den Asylunterkünften zum Alltag. Für den Kanton hat dieses Problem aber offenbar keine Priorität.

Andres Marti

«In den Unterkünften habe ich mich nie sicher gefühlt», sagt Zeynep Yilmaz. Im Gespräch mit dem «Bund» berichtet die junge Kurdin, die eigentlich anders heisst und ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, von alltäglichen Belästigungen und Übergriffen in bernischen Durchgangszentren. Darüber zu sprechen, fällt Yilmaz nicht leicht.

Auch für Fatma Leblebici war die Zeit in den Zentren schwierig. Leblebici flüchtete wie Yilmaz als politisch aktive Kurdin aus der Türkei in die Schweiz. Dort ging der Stress zunächst weiter: «Als alleinstehende Frau ist man permanent im Verteidigungsmodus.» Laut Leblebici verbarrikadierten manche Frauen aus Angst vor betrunkenen Männern in der Nacht die Tür mit einem Stuhl.

Weil die Männer die öffentlichen Räume dominierten, schloss sich Leblebici die meiste Zeit im Zimmer ein. Bei der Leitung der Unterkunft kam das wiederum nicht gut an und wurde als mangelnder Integrationswille gedeutet.

Übergriffe und Gewalt

Heute arbeitet Leblebici für Terre des Femmes. Die Frauenorganisation hat es sich zum Ziel gesetzt, die Situation von geflüchteten Frauen in der Schweiz zu verbessern, und für den «Bund» das Gespräch mit den beiden Kurdinnen eingefädelt. Was die zwei Frauen in den Unterkünften erlebt haben, ist kein Einzelfall: Eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte kam vor kurzem zu folgendem Befund: «Viele Frauen fühlen sich in den Unterkünften subjektiv nicht sicher, und es kommt immer wieder zu Übergriffen und Gewalttaten.» Dass auf kantonaler Ebene keine entsprechenden Sicherheitskonzepte existierten, stehe im Widerspruch zu der von der Schweiz unterzeichneten Istanbul-Konvention, schreiben die Fachleute.

Opfer werden übersehen

Viele Frauen und Mädchen sind vor ihrer Einreise in die Schweiz Opfer von sexueller Gewalt geworden. Für die traumatisierten Frauen sind nicht abschliessbare Duschen, geschlechtergemischte Aufenthaltsräume und Küchen sowie die fehlende Privatsphäre besonders schwierig. Das bestätigt auch Carola Smolenski, Leiterin des Ambulatoriums für Folter- und Kriegsopfer des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Bern. Dass viele Gewaltopfer nicht als solche identifiziert werden, hat Folgen: «Werden Traumafolgestörungen nicht diagnostiziert und behandelt, verschlimmern sich die Krankheiten und ihre Symptome», so Smolenski.

Bund fordert Massnahmen

Unterdessen hat der Bund die Kantone aufgefordert, die Situation für die geflüchteten Frauen und Mädchen zu verbessern. Den für die Unterbringung und Betreuung zuständigen Organisationen sollen die Kantone Vorgaben machen bezüglich einer «gendersensiblen Unterbringung und sie auf Gewalt gegen Frauen und sexualisierte Gewalt in den Unterkünften sensibilisieren». Nach der grossen Asylreform (siehe Text unten) wird im Kanton Bern künftig die Gesundheits- und Fürsorgedirektion für die Flüchtlinge mit einem positiven Asylentscheid zuständig sein. Gegenüber dem «Bund» bestätigt die GEF, dass sie plant, entsprechende Vorgaben und Empfehlungen an ihre Partner abzugeben. Anders sieht man es bei der Polizei- und Militärdirektion (POM). Die POM wird nach der Asylreform nur noch für die Personen zuständig sein, die aufgrund eines negativen Asylentscheids die Schweiz verlassen müssen.

Eine gendersensible Unterbringung von Flüchtlingen, die das Land verlassen müssen, scheint bei der POM keine hohe Priorität zu geniessen: Dem Migrationsamt seien «aktuell keine Fälle von Übergriffen oder Gewaltausübung von oder an Personen des Asylbereichs bekannt», so die offizielle Begründung. Entsprechende Massnahmen sind nicht geplant. Dass Flüchtlingsfrauen keine Anzeigen einreichen, ist hingegen kaum überraschend. Scham, Sprachbarrieren oder die Angst, mit einer Meldung oder Anzeige das eigene Asylverfahren negativ zu beeinflussen, lässt viele Frauen lieber schweigen. Auch mangelndes Vertrauen in Behörden kann eine Hürde sein, Übergriffe zu melden oder Anzeige zu erstatten: «Viele trauen sich aufgrund ihrer negativen Erfahrungen mit den Behörden in den Heimatländern nicht, mit diesen in der Schweiz über ihre Erlebnisse zu sprechen», gibt Smolenski vom Roten Kreuz zu bedenken.

SP macht Druck

Tanja Bauer, SP-Vizepräsidentin und Grossrätin, findet deshalb, die POM mache zu wenig. «Der Kanton hat gegenüber geflüchteten Menschen eine Verantwortung und kann nicht alles an die Asylorganisationen delegieren.» Mehr Prävention sei in diesem Bereich dringend nötig, findet Bauer. Um den Druck auf die POM und den zuständigen Regierungsrat Philippe Müller (FDP) zu erhöhen, hat sie vor kurzem einen entsprechenden Vorstoss eingereicht.

Bauer geht davon aus, dass die Situation für abgewiesene Frauen prekärer ist: «Die Gefährdungslage für Frauen in der Nothilfe ist noch höher, der erhaltene Schutz und die Unterstützung sind deutlich geringer», schreibt sie im Vorstoss. Dass der Regierungsrat kürzlich der gewinnorientierten Zürcher Firma ORS den Zuschlag für die Betreuung der abgewiesenen Asylsuchenden erteilte, lässt bei ihr die Alarmglocken läuten. Im Kanton Bern leben derzeit rund 600 Personen von der Nothilfe. Geht es nach den Plänen des Kantons, sollen sie künftig alle von der ORS betreut werden. Laut dem Kanton hat die ORS bei der Ausschreibung hinsichtlich Preis und Qualität das beste Angebot gemacht. Linke und Flüchtlingsorganisationen werfen dem Unternehmen hingegen immer wieder vor, auf dem Buckel von Flüchtlingen Profit zu machen.

Man sei sich der besonderen Schutzbedürftigkeit von Frauen und jungen Mädchen bewusst, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. «Unsere Mitarbeitenden werden intensiv zu Themen rund um das Verhalten mit den zu betreuenden Bewohnern geschult.» Bauliche Massnahmen, beispielsweise von innen zu verriegelnde Zimmer- oder Stockwerktüren, werden «in Absprache mit dem jeweiligen Auftraggeber geprüft und umgesetzt».



Bernisches Asylwesen im Umbruch

Künftig wird die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) für alle Belange der Asyl- und Flüchtlingssozialhilfe zuständig sein. Bereits im März hat die GEF dazu die Aufträge für die Betreuung von Flüchtlingen an fünf regionale Partner neu vergeben. Grosse Gewinnerin war dabei das Rote Kreuz Kanton Bern, grosse Verliererin die Caritas.

Im bernischen Asylwesen gilt zudem künftig ein neues Integrationsmodell. Der Grosse Rat hat das entsprechende Gesetz vor kurzem beschlossen. Im Zentrum des neuen Modells steht der Grundsatz «Fördern und fordern». So wird zum Beispiel der Umzug von einer Kollektivunterkunft in eine Wohnung ans Sprachniveau und an eine Erwerbstätigkeit gebunden. Das neue Integrationsmodell ist Bestandteil der grossen Berner Asylreform. Diese hat zwei Hauptziele: Wer bleiben darf, soll besser integriert werden. Wer gehen muss, soll zügig ausgeschafft werden.
(https://www.derbund.ch/bern/mehr-schutz-nur-mit-bleiberecht/story/28635165)
-> Interpellation Bauer: https://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-1e7abb228ee14baa8f4a0e714dbd02da.html



Stadtrat setzt Zeichen für Mittelmeer-Flüchtlinge
Die Stadt Bern soll mehr tun für Flüchtlinge, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind. Dieser Meinung ist die Mehrheit des Stadtrats. Mit 49 zu 14 Stimmen überwies das Parlament am Donnerstag eine Motion von SP/JUSO- und Freier Fraktion.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/stadtrat-setzt-zeichen-fuer-mittelmeerfluechtlinge/story/25658858
-> Dringliche Interfraktionelle Motion SP/JUSO, AL/GaP/PdA (Nora Krummen, SP/Tabea Rai, AL): Aufnahme von im Mittelmeer in Seenot geratenen Geflüchteten: https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=6d5d829c4ba44b94a2d7f19a7c9c8278



Demo vor dem SEM zur Situation von Geflüchteten aus dem Iran
Unsere Stellungnahme
Sehr geehrte Damen und Herren des SEM
Wir die unterzeichnenden Personen sind aus dem Iran in die Schweiz geflüchtet. Aufgrund des Regimes ist für uns im Iran kein sicheres und würdiges Leben möglich. Das Regime respektiert die eigene Bevölkerung nicht und geht mit brutalster Härte gegen Kritik vor. Die Natur des Regimes zeigt sich aktuell sehr gut. Wegen gerechtfertigten Protesten mussten bereits über 1000 Menschen sterben und über 7000 wurden verhaftet.
Hier in der Schweiz brauchen wir ebenfalls Respekt, Würde und Sicherheit. Wir bedauern, dass uns dies nicht immer gewährt wird, denn auch unsere Würde ist unantastbar. Wir bitten Sie zu folgenden Kritikpunkten Stellung zu nehmen:
Glaubhaftigkeit: Das SEM hält viele von uns nicht für glaubhaft. Das ist verletzend und hat fatale Folgen für uns. Unsere Fluchtgründe werden dann gar nicht erst geprüft und unsere Asylgesuche abgelehnt. Wir sind von einer Diktatur und ihren Behörden geflohen. Es ist normal, dass wir beim Ankommen in der Schweiz den Behörden nicht direkt vertrauen und offen erzählen können. Viele von uns leiden zudem an Traumas. Es ist normal, dass wir teilweise widersprüchlich über Erfahrungen von Verfolgung, Folter und Gewalt sprechen. Das heisst aber nicht, dass wir lügen oder nicht glaubhaft sind.
• Was sagen Sie zu dieser Kritik?
• Wie gedenken Sie ggf. dieses Problem zu lösen?
Länderanalyse: Aufgrund der negativen Entscheide auf unsere Asylgesuche fällt uns auf, dass das SEM teilweise eine ungenaue – verharmlosende – Vorstellung des Irans und der Gefahren und der Verfolgung im Iran hat. Wir erachten die Länderanalyse des SEM als problematisch.
• Auf welche Quellen stützt sich das SEM?
• Wir kann das SEM die Qualität der Länderanalyse zum Iran verbessern, damit die Behörden unsere Fluchtgründe genauer verstehen, um fair und korrekt zu entscheiden?
Ausschaffungen: Das SEM hat begonnen Iraner*innen mit Gewalt abzuschieben. Allein dieses Jahr haben Sie bereits zwei Personen in den Iran abschieben lassen. Im Iran drohen diesen Menschen im schlimmsten Fall Folter und Verfolgung. Wir verurteilen es, dass Sie dies in Kauf nehmen. Auch haben Sie 40 Iraner*innen in Drittstaaten ausschaffen lassen.
• In welche Drittstaaten hat das SEM diese Personen ausgeschaffen lassen?
• Aufgrund welcher Argumente sind Ausschaffungen in den Iran für das SEM zumutbar?
• Inwiefern verantworten Sie sich für die Unversehrtheit der abgeschobenen Personen?
Härtefälle: Viele von uns leben seit Jahren oder Jahrzehnten mit einem Negativentscheid in der Schweiz. In den Iran zurückzukehren ist für uns aufgrund der politischen Lage und der Gefahr vor Verfolgung im Iran unmöglich. Trotzdem erhalten wir als abgewiesene Geflüchtete in der Schweiz keine Perspektive. Sogar Menschen die bereits mehr als 5 Jahre in der Schweiz leben, bleiben in der Nothilfe blockiert. Um ein chancenreiches Härtefallgesuch einzureichen, fordern die Kantone oft 10 Jahre Aufenthalt in einem Asylcamp und einen iranischen Pass. Beides sind für uns unzumutbare Forderungen. Wer flüchten muss, kann keinen Reisepass organisieren und hat es nicht verdient 10 Jahre Nothilfe beziehen zu müssen.
• Weshalb fordert das SEM von den Kantonen nicht ein, dass diese nach 5 Jahre auf Härtefallgesuche eintreten.
• Warum anerkennen das SEM und die Kantone die Identität einer Person beim Härtefallgesuch nicht nach denselben Kriterien wie beim Asylgesuch?
(https://www.facebook.com/migrantsolidaritynetwort/posts/455874125126256?__tn__=K-R)


+++SCHWEIZ
Bulletin «Fokus» Dez. 2019
Themen: Verantwortung der Schweiz, Relocation und die Menschenrechtslage in Tschetschenien.
In ihrem Bulletin «Fokus» widmet sich die SBAA der Verantwortung der Schweiz. Anhand eines dokumentierten Falls (Fall Nr. 346) einer Familie aus dem Nordirak zeigt sich, dass die Aufnahme ins europäische Umverteilungsprogramm Relocation keine Garantie für ein Bleiberecht in der Schweiz ist. Nachdem die betroffene Familie von Griechenland legal in die Schweiz einreisen konnte, wurde sie anschliessend wieder in den Irak weggewiesen. Dies ist äusserst paradox, und die Familie verlor dadurch jeglichen Schutz vor Verfolgung.
https://beobachtungsstelle.ch/news/bulletin-fokus-dez-2019/


Asylstatistik November 2019
Im November 2019 wurden in der Schweiz 1166 Asylgesuche eingereicht. Dies entspricht einem Rückgang von 8,4 Prozent (–107 Gesuche) gegenüber dem Vormonat und von 10,2 Prozent (–133 Gesuche) gegenüber November 2018. In den ersten elf Monaten des Jahres hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) 13 158 Asylgesuche registriert.
https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/aktuell/news/2019/2019-12-12.html


+++ÖSTERREICH
Einmal Flüchtling spielen
Im Wien können Besucher einer neuen Freizeit¬beschäftigung nachgehen. In einem Kunstparcours dürfen sie sich einfühlen, wie es ist, zu fliehen und vor allem: in Europa anzukommen. Inklusive Escape-Room. Ist das hilfreich oder blosser Zynismus?
https://www.republik.ch/2019/12/12/einmal-fluechtling-spielen


+++FRANKREICH
Tee und warme Kleider sind keine Verbrechen
Am 21. November 2019 sprach das Berufungsgericht von Grenoble den französischen Bergführer Pierre Mumber vom Vorwurf der «Beihilfe zur illegalen Einreise» frei. Er war am 10. Januar 2019 zu drei Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden, nachdem er vier westafrikanischen Asylsuchenden in den Alpen heissen Tee und warme Kleidung angeboten hatte.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/frankreich/dok/2019/tee-und-warme-kleider-sind-keine-verbrechen


+++GRIECHENLAND
Push-Backs an EU-Grenze: Videos zeigen mutmaßlich illegale Abschiebung von Migranten
Schaffen maskierte Einsatzkräfte im Auftrag Griechenlands heimlich Migranten zurück in die Türkei? Dem SPIEGEL wurden Videos zugespielt, die das nahelegen. Premier Mitsotakis gerät in Erklärungsnot, die Spannungen zwischen den Nato-Partnern nehmen zu.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-videos-zeigen-mutmasslich-illegale-abschiebung-von-migranten-a-1300891.html


+++MITTELMEER
Marokko / Algerien – Spanien 2019: mehr als 655 Boat-people ertrunken
Im laufenden Jahr 2019 sind laut der NGO „El Colectivo Caminando Fronteras“ 655 Boat-people auf der Flucht über das westliche Mittelmeer nach Spanien ertrunken, soweit dieses Sterben dokumentierbar war. Die tatsächliche Zahl liegt nach Angaben der NGO weit höher. Demnach „verschwanden“ nachweislich 518 Personen im Meer und 137 Leichname wurden geborgen. Die Verschwundenen waren größtenteils Passagiere auf 12 untergegangenen Booten. Soweit bekannt, kamen die Ertrunkenen aus 19 Ländern. Staatliche Stellen registrieren diese Toten auch in den entsprechenden Statistiken nicht.
https://ffm-online.org/marokko-algerien-spanien-2019-mehr-als-655-boat-people-ertrunken/


Schlepperring zwischen Griechenland und Italien: 13 Festnahmen
Die Bande soll hunderte Migranten um 6.000 Euro pro Person nach Italien geschmuggelt haben
https://www.derstandard.at/story/2000112187912/schlepperring-zwischen-griechenland-und-italien-13-festnahmen


+++GASSE
«Armut ist real, sie darf nicht verborgen bleiben»
Markus Christen weiss, was Armut bedeutet. Heute ist er Basels bekanntester «Surprise»-Stadtführer. Auf die Beine half ihm auch «Surprise»-Frau Sybille Roter.
https://telebasel.ch/2019/12/12/armut-ist-real-sie-darf-nicht-verborgen-bleiben


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Antikapitalistische Demo bewilligt
Die Basler Polizei erlaubt Linksextremen einen Marsch durch Basel. Allerdings nicht so, wie es die Demonstranten gewünscht hatten.
https://www.bazonline.ch/basel/stadt/antikapitalistische-demo-bewilligt/story/28044318
-> https://primenews.ch/news/2019/12/linksextreme-demo-wird-bewilligt-aber-anderem-ort


Politische Schlammschlacht auf Facebook
Regierungsrat Christoph Neuhaus und JUSO-Politiker Vinzenz Binggeli lieferten sich auf Facebook einen öffentlichen, verbalen Schlagabtausch. Auslöser war ein Kommentar von Neuhaus zur Verurteilung des JUSO-Politikers wegen übler Nachrede.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/politische-schlammschlacht-auf-facebook-136101174
-> Spendenkonto: https://www.facebook.com/faiss.buck/posts/10207447449340746


5. Critical Mass für Rojava
Heute nahmen wir uns zum 5ten mal die Strassen Berns auf unseren Velos, um auf die aktuelle Lage in Rojava hinzuweisen.
https://barrikade.info/article/2968


50 Jahre Staatsmassaker auf der Piazza Fontana
Basel – Das italienische Konsulat in Basel ist heute glücklicherweise zum x-ten Mal mit staatsfeindlichen Parolen bedeckt.
https://barrikade.info/article/2970



tagesanzeiger.ch 12.12.2019

 Vier Jahre Knast für einen Zürcher Anarchisten?

Brennende Militärfahrzeuge in Hinwil, ein abgefackelter Funkturm der Stadtpolizei: Dieser Gerichtsfall birgt Zündstoff.

Patrice Siegrist

Dass ein besonderer Fall an diesem Donnerstag vor dem Bezirksgericht Hinwil verhandelt wird, ist offensichtlich. Im Gerichtsgebäude wimmelt es von bewaffneten Polizisten, uniformierten und in Zivil. Besucherinnen und Besucher werden kontrolliert, IDs abfotografiert, die Körper abgetastet. Dann, um 9.14 Uhr, wird der Beschuldigte in den Gerichtssaal geführt, ein 31-jähriger Mann, den der Staatsanwalt in seinem Plädoyer als staatsfeindlichen, berechnend und professionell agierenden und gewaltbereiten Anarchisten beschreiben wird.

Für den Staatsanwalt ist klar, dass der 31-Jährige sich im September 2015 Zutritt aufs Armeegelände verschafft und dort mit Benzin ein Feuer gelegt hat. 23 Armeefahrzeuge wurden dabei beschädigt, der Schaden beträgt rund 150’000 Franken. Mit einem ähnlichen Vorgehen soll der Beschuldigte zudem im Juli 2016 einen Brandanschlag auf die Notfunkanlage Waidberg der Stadtpolizei Zürich verübt haben. Der Sachschaden hier: rund 55’000 Franken.

An beiden Tatorten wurde seine DNA sichergestellt, in Hinwil am durchtrennten Zaun, bei der Funkanlage auf diversen zurückgelassenen Gegenständen, wie etwa Handschuhen und einem Seitenschneider. Und schliesslich habe der Beschuldigte in der anarchistischen Bibliothek Fermento in Zürich Plakate aufgehängt oder zumindest geduldet, die zu Gewalt aufriefen. Der Mann war dort als Bibliothekar tätig.

Die Taten seien «schwerwiegend gewesen», dass es keine Explosionen und keine Personenschäden gab, sei ein «Glücksfall» gewesen, sagt der Staatsanwalt. Deshalb fordert er eine vierjährige Freiheitsstrafe wegen Brandstiftung, qualifizierter Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs und öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit.

«Hypothetisch ist alles möglich»

Der Verteidiger plädiert auf Freispruch. Das geforderte Strafmass sei «völlig überhöht», Personen seien weder verletzt worden, noch gebe es Hinweise, dass irgendjemand gefährdet wurde. Er spricht von «Gesinnungsstrafrecht». Zudem versuche die Staatsanwaltschaft, anhand von DNA-Spuren einen Tathergang zu konstruieren, den sie aber nicht beweisen könne. «Hypothetisch ist alles möglich», sagt er. Das unterstreiche die schriftliche Stellungnahme seines Mandanten.

Der Beschuldigte, der vor dem Gericht keine Fragen beantwortet, gab im August eine schriftliche Stellungnahme ab. Darin schilderte er laut Staatsanwalt seine Version, wie die DNA an die beiden Tatorte gelangt sein soll. In Hinwil habe er sich umgeschaut, wo er Plakate anbringen könnte. Dabei habe er einer unbekannten Person eine Stelle gezeigt, wo man vor wachsamen Blicken geschützt sei, und deshalb an den Zaun gefasst.

Im Fall des Funkturms habe er zwei Personen geholfen, das Material dahin zu bringen. Allerdings wurden dort nur zwei DNA-Spuren gefunden: Seine und jene eines vermeintlichen Komplizen, dessen Pass im Rucksack sichergestellt wurde, den die Täter beim Funkturm zurückgelassen hatten, als sie laut dem Staatsanwalt den Tatort fluchtartig verlassen mussten.

Inzwischen hat der Beschuldigte, der seit Januar in Untersuchungshaft sitzt, seine Stellungnahme widerrufen. Sie sei frei erfunden gewesen. Sein Verteidiger bezeichnet dieses Vorgehen als konsequent. Mit dem Schreiben habe sein Mandant zeigen wollen, dass sich das Geschehen auch anders hätte abspielen können, als die Staatsanwaltschaft sagt.

Proteste in Griechenland

Von der schriftlichen Stellungnahme haben offenbar auch Unterstützerinnen und Unterstützer des Anarchisten erfahren. Sie waren mit dessen Inhalt nicht einverstanden. Prompt kündigten sie ihm die Freundschaft: «Wir als bisherige Soligruppe beenden hiermit öffentlich unsere solidarische und unterstützende Tätigkeit für den Gefangenen», schreiben sie auf einer einschlägigen Internetplattform.

Der Fall des Zürcher Anarchisten sorgte von Beginn weg sogar international für Aufsehen. Nach seiner Verhaftung drangen im Februar griechische Anarchisten in die Schweizer Botschaft in Athen ein. In Thessaloniki gab es im März friedliche Proteste vor dem Honorarkonsulat. Sie forderten die Freilassung des Mannes.

Ein Urteil fällte das Gericht nach der knapp dreistündigen Verhandlung noch nicht, man wolle es ausführlich beraten. Das Urteil wird den Parteien schriftlich mitgeteilt; wann das sein wird, ist noch unklar.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/vier-jahre-knast-fuer-einen-zuercher-anarchisten/story/18022138)



Brandanschläge auf Militärfahrzeuge und Polizeifunk: Die DNA eines 31-jährigen Bibliothek-Mitarbeiters wird an den Tatorten gefunden
Vor Bezirksgericht Hinwil steht ein 31-jähriger Schweizer, dem Brandanschläge auf Militär- und Polizeieinrichtungen vorgeworfen werden. Der Staatsanwalt fordert vier Jahre Freiheitsstrafe.
https://www.nzz.ch/zuerich/brandanschlag-auf-armeefahrzeuge-und-polizeifunk-dna-an-tatorten-ld.1528086


+++KNAST
Kritik der Folterkommission – Kanton Solothurn schaut besser zu U-Häftlingen
Die Untersuchungshaft in den Solothurner Untersuchungsgefängnissen sei nicht mehr zeitgemäss. Nun reagiert die Politik.
https://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/kritik-der-folterkommission-kanton-solothurn-schaut-besser-zu-u-haeftlingen


Repression und Wahnsinn – Brian K. und die Geschichte des Schweizer Strafsystems
«Im Gefängnis ist Wahnsinn der einzige geistige Zustand.» – Brian K.
Vor einigen Wochen wurde Brian K. – einer der bekanntesten Gefängnisinsassen der Schweiz – in Zürich der Prozess gemacht. Seinen Fall nehmen wir zum Anlass, uns näher mit der Geschichte des Schweizer Strafsystems und der problematischen Zusammenarbeit zwischen Justiz und Psychiatrie auseinanderzusetzen.
https://www.ajour-mag.ch/repression-und-wahnsinn/


+++BIG BROTHER
Postulat Fraktion SP/JUSO (Bernadette Häfliger/Yasemin Cevik, SP): Kameraüberwachung des öffentlichen Raums durch Private
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=324cbaf4b9fc4ad087dadda8bbed3753


+++POLICE BE
Interfraktionelle Motion GB/JA!, SP, GFL/EVP (Seraina Patzen, JA!/Leena Schmitter, GB/Yasemin Cevik, SP/Janine Wicki, GFL): Kompetenzen für die Stadt gegenüber der Kantonspolizei stärken!
https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=34166aba58c54792a5a809b4be2de782


+++POLIZEI CH
Erste Bestandesaufnahme zu den Sicherheitskräften in der Schweiz
Um einen Überblick über die Sicherheitskräfte in der Schweiz zu erhalten, hat der Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) eine Studie erstellen lassen, welche die neueste Entwicklung bei den Beständen der öffentlichen und privaten Sicherheitskräfte darlegt. Die Studie zeigt, dass rund 70% des Sicherheitspersonals im öffentlichen und 30% im privaten Sektor tätig sind. Insgesamt hat die Zahl der Sicherheitskräfte (ohne Armee) von 2011 – 2016 um 11,5% doppelt so stark zugenommen, während das Wachstum der Wohnbevölkerung halb so hoch war (5,8%).
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-77492.html
-> Studie: https://www.kkjpd.ch/newsreader/medienmitteilung-erste-bestandesaufnahme-zu-den-sicherheitskr%C3%A4ften-in-der-schweiz.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/In-der-Schweiz-gibts-immer-mehr-Polizisten-12660426


+++RECHTSPOPULISMUS
SVP-Stadträte kämpfen vergeblich gegen Hausverbot in der Reitschule
SVP-Politikern wird auch in Zukunft der Zugang zur Berner Reitschule verwehrt. Der Berner Stadtrat lehnte am Donnerstag eine Motion der SVP-Fraktion ab.
https://www.nau.ch/news/schweiz/svp-stadtrate-kampfen-vergeblich-gegen-hausverbot-in-der-reitschule-65627703
-> https://www.derbund.ch/bern/svpstadtraete-kaempfen-vergeblich-gegen-hausverbot-in-der-reitschule/story/14678515
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/svpstadtraete-kaempfen-vergeblich-gegen-reitschulehausverbot/story/12662041
-> Dringliche Motion Fraktion SVP (Alexander Feuz/Thomas Glauser, SVP): Stopp der Diskriminierung in der Reithalle! Sicherstellung, dass dort niemand aus rassistischen, religiösen, politischen oder Gründen ausgegrenzt wird (Diskriminierungsverbot): https://ris.bern.ch/Geschaeft.aspx?obj_guid=81e62d823a1346d089213df9cae41846


Parlament beschliesst indirekten Gegenvorschlag zur Burkainitiative
Das Parlament will eine gesetzliche Pflicht einführen, das Gesicht zu zeigen, wenn eine Person identifiziert werden muss. Nach dem Ständerat hat sich am Donnerstag auch der Nationalrat für einen indirekten Gegenvorschlag zur Burkainitiative ausgesprochen.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20191212090933095194158159041_bsd045.aspx
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20191212043055473194158159041_bsd012.aspx
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/mehr-rechte-fuer-islamische-frauen-statt-burka-verbot-136100717
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/gleichstellungs-initiative-statt-burka-verbot-136101198
-> 10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=61d0f7ac-7bdc-418a-8696-adc4d24f14ae&startTime=828.144


+++RECHTSEXTREMISMUS
Hat die SVP ein Naziproblem?
Dem SVP-Vizepräsident von Wägital droht der Ausschluss aus der Partei nach einem «Hitler-Kommentar» auf Facebook. Innerhalb der Partei sorgen die Aussagen für grossen Wirbel.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=eefd0ef2-534a-49b4-b395-66fe76a8f63c&startTime=606.947
-> https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/onkel-dolf-kommentar-hat-die-svp-schwyz-ein-rechtsextremen-problem


+++FUNDIS
Der Toggenburger Esoterikstar Christina von Dreien schreibt im neuen Buch über die «Menschheit in Vollnarkose»
Heute erscheint das neue Buch des Toggenburger Esoterikstars Christina von Dreien. Seine Botschaften sind heikel. Sektenexperte Georg O. Schmid übt Kritik.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/der-toggenburger-esoterikstar-christina-von-dreien-schreibt-im-neuen-buch-ueber-die-menschheit-in-vollnarkose-ld.1177051


+++HISTORY
Ständerat heisst Gesetzesänderung zu Verdingkindern gut
(sda) Der Solidaritätsbeitrag für Verdingkinder und andere Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen soll nicht zu einer Kürzung der Ergänzungsleistungen führen. Der Ständerat hat am Donnerstag eine Gesetzesänderung dazu oppositionslos angenommen.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20191212120747389194158159041_bsd088.aspx


1969: Staatsmassaker
Eine Bombenserie mit 17 Toten schockt Italien, sofort beginnt eine Hexenjagd auf Linke. Die wahren Täter sind Faschisten – mit Hilfe aus dem Innenministerium
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1969-staatsmassaker
-> https://jungle.world/artikel/2019/50/bomben-streiks-und-blaue-bohnen