Medienspiegel 25.11.2019

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+++BERN
derbund.ch 25.11.2019

Vielfältige Zweifel an Plan B für Asylheime

Nach der Ablehnung des Rückkehrzentrums in Prêles, will der bernische Regierungsrat abgewiesene Asylsuchende in drei kleineren Unterkünften unterbringen. Doch auch dies stösst in allen politischen Lagern auf Bedenken.

Calum MacKenzie

Im März 2019 musste der Kanton Bern zurück ans Zeichenbrett, nachdem der Grosse Rat die Pläne für das Rückkehrzentrum in Prêles bachab geschickt hatte. Nun präsentiert die Polizei- und Militärdirektion den Alternativvorschlag: Abgewiesene Asylsuchende sollen bis zur Ausreise in einem von drei umfunktionierten Durchgangszentren in Gampelen, Aarwangen und im Bieler Bözingenfeld wohnen.

Der Regierungsrat hatte beabsichtigt, Asylsuchende mit negativem Entscheid von den Angenommenen zu trennen und möglichst abgelegen unterzubringen. Damit wollte er verhindern, dass diese untertauchen. Gegen das dafür vorgesehene Zentrum in der bernjurassischen Kleingemeinde Prêles erhob sich im Parlament eine Allianz der linken Fraktionen und abtrünniger Bürgerlicher. Die unterschiedlichen Bedenken der Prêles-Gegner sind auch mit der neuen Variante noch nicht vollständig zerstreut.

«Gar nicht begeistert»

Annelies Djellal-Müller von der Aktionsgruppe Nothilfe gehörte zu den schärfsten Kritikerinnen der Pläne für Prêles. Dort wären die ohnehin schon verwundbaren abgewiesenen Asylsuchenden von der Zivilgesellschaft abgeschnitten gewesen, sagt sie. An den vorläufigen neuen Standorten in Aarwangen und Biel sei dieses Problem weniger akut. «Von Gampelen bin ich aber gar nicht begeistert.» Sie kenne die Unterkunft, die ebenfalls abgelegen sei. «Die Betreuung von Abgewiesenen ist emotional extrem anspruchsvoll», sagt sie. «Wir müssen dafür sorgen, dass diese Leute nicht einfach in diesen Zentren verschwinden.» Das Problem der Asylsuchenden mit Negativentscheid, die nicht in ihre Heimat zurückkehren könnten, sei mit der neuen Variante nicht gelöst. «Ein geflüchteter Tibeter kann immer noch nicht zurück nach China.»

Grossrat Hasim Sancar (Grüne) sieht es ähnlich. «Die drei vorgeschlagenen Standorte sind nicht so schlimm wie Prêles.» Es brauche aber beim Kanton ein grundsätzlicheres Umdenken. «Langfristig ist es nicht gut, wenn diese Leute mit ungewissem Schicksal zusammen festsitzen.» Er werde prüfen, ob der neue Plan «annehmbar» sei.

Gescheitert ist das Vorhaben für Prêles letztlich, weil auch aus bürgerlichen Reihen Skepsis geäussert wurde. So gab es in der BDP-Fraktion eine Grundsatzdebatte zur Umsetzung des Asylrechts im Kanton Bern. «Es ging nicht direkt um Prêles», sagt BDP-Grossrat Francesco Rappa. «Einige störten sich daran, dass teils gut integrierte Leute, etwa Lehrlinge, in ein abgelegenes Zentrum abgeschoben werden.» Die neuen Standorte seien weniger kritisch, so Rappa. Der Plan werde in der BDP jedoch trotzdem Diskussionen auslösen.

Die Frage, ob Flüchtlinge eine begonnene Lehrstelle nach einem negativen Asylentscheid abschliessen dürfen, wird in der Herbstsession im Grossen Rat besprochen. Die SVP wolle mit den Unterkünften für abgewiesene Asylsuchende vorwärtsmachen, sagt Fraktionschefin Madeleine Amstutz. «Wir unterstützen diese zweitbeste Lösung.»

Doch auch aus ihrer Partei gab es gegen das Zentrum in Prêles im März einen gewissen Widerstand. «Einige regionale Politiker hatten Befürchtungen und wollten die Asylunterkunft nicht in ihrer Gegend», so Amstutz. Sie schliesst nicht aus, dass erneut lokaler Unmut entstehen könnte. «Gab es vorher nur an einem Ort Bedenken, könnte es nun an drei Orten Bedenken geben.»

Biel stark belastet

In Biel seien Proteste aus der Bevölkerung unwahrscheinlich, so der städtische Sozialdirektor Beat Feurer (SVP). Mit der bestehenden Unterkunft habe es bisher keine Probleme gegeben. Vielmehr werde es für Gesprächsstoff sorgen, dass man die geplanten Zentren alle am Jurasüdfuss ansiedeln wolle. «Die Region ist bereits stark sozialbelastet», sagt Feurer. «Der Kanton hat es sich einfach gemacht. Wir haben schon mehrfach darum gebeten, dass man Asylsuchende ausgeglichener verteilt.» In Aarwangen wurde die Errichtung des Rückkehrzentrums an Forderungen gebunden. So müsse der Kanton etwa Mittel bereitstellen, um die Untergebrachten bei der Rückkehr zu unterstützen, sagt Gemeindepräsident Kurt Bläuenstein (FDP).

Die drei Durchgangszentren sollen laut Kanton spätestens ab Sommer 2020 als reine Rückkehrzentren in Betrieb genommen werden. Ob dieser Plan im Grossen Rat bekämpft wird, hängt wohl davon ab, ob die erneut vielfältigen Kritikpunkte beseitigt werden können.



«Ja, aber» im Grossen Rat

Der bernische Grosse Rat hat sich mit grosser Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die Kantonsregierung prüft, wie der Kanton regionale Medien unterstützen könnte. Es sei von demokratie- und staatspolitischer Relevanz, dass man auch auf Kantonsebene Medien fördere, sagte etwa Natalie Imboden (Grüne). Keinen Grund für eine Medienförderung durch den Kanton sieht jedoch die SVP. Der Kanton habe zu wenig Mittel, um dem Medienwandel entgegenzuwirken. Dies müsse Sache des Bundes sein, sagte Markus Aebi. Auch die GLP ist kritisch eingestellt. Jede Form staatlicher Unterstützung gefährde die Unabhängigkeit der Medien, sagte deren Fraktionssprecherin Barbara Stucki. Die Skepsis gegenüber zu grosser Staatsnähe und zu hohen Beträgen schlug sich auch in einzelnen Abstimmungen nieder. So wurde etwa die Absicht abgelehnt, eine unabhängige Stiftung zu schaffen, die Gelder an Medien vergibt. Auch keine Mehrheit fand der Vorschlag des Journalistenverbandes Impressum, die Ausbildung von Medienschaffenden am Ausbildungszentrum MAZ zu subventionieren. (nfe)
(https://www.derbund.ch/bern/vielfaeltige-zweifel-an-plan-b-fuer-asylheime/story/19712596)



Rückkehrzentrum in Biel
http://www.telebielingue.ch/de/sendungen/2019-11-25#chapter-3971bfda-4a5e-4187-b906-6c5e9045962d


Regierung krempelt Asylstrategie um
Abgewiesene Asylsuchende sollen künftig in Biel, Aarwangen und Gampelen untergebracht werden.
https://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/biel/regierung-krempelt-asylstrategie-um


+++LUZERN
So geht es der ausgeschafften Tschetschenin und ihrer Tochter in Brüssel
Ein Jahr lang erhielten eine Mutter und ihre Tochter Dana Kirchenasyl in Luzern. Dann wurden sie zwangsweise nach Belgien rückgeführt. Dort hat sie nun eine Vertreterin der katholischen Kirche Luzern besucht. Sie kritisiert die Schweizer Behörden hart.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/tschetschenin-und-tochter-haben-drei-jahre-einreiseverbot-in-die-schweiz-ld.1171837


Kirchenasyl: «Es war eindeutig, dass man helfen muss» – Echo der Zeit
Die katholische Pfarrei St. Leodegar in Luzern hat einer geflüchteten Frau und ihrer Tochter Kirchenasyl gewährt. Die Polizei hat Mutter und Tochter mittlerweile abgeholt und ausgeschafft. Der Fall befeuert in Luzern die Debatte rund um das Kirchenasyl: Ist es Schutz oder Rechtsbruch?
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=ac0b602d-043b-40ee-b802-60f8e8bfb520


+++SCHWEIZ
Stellungnahme von Amnesty Schweiz zu Änderungen im Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) Einschränkungen für Reisen ins Ausland und Anpassungen des Status der vorläufigen Aufnahme
Die Schweizer Sektion von Amnesty International (AICH) erachtet ein grundsätzliches Verbot bzw. zu-sätzliche Restriktionen von Auslandreisen für Asylsuchende und «vorläufig» Aufgenommene als zu starken und unverhältnismässigen Eingriff in die persönliche Freiheit und das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens. Die Menschenrechtsorganisation lehnt die vorgesehenen Änderungen deshalb entschieden ab.
https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/schweiz/stellungnahmen/dok/2019/einschraenkungen-fuer-reisen-ins-ausland-und-anpassungen-des-status-der-vorlaeufigen-aufnahme


+++DEUTSCHLAND
Gewalt gegen Frauen trifft besonders Flüchtlinge
Ab 2020 soll zentrale Beschwerdestelle für Menschen in Berliner Gemeinschaftsunterkünften eingerichtet werden
Geflüchteten Frauen mit Gewalterfahrungen fehlt es an vielem: Psychosozialer Hilfe, Wohnraum, medizinischer und behördlicher Unterstützung. Sie zu stärken, ist erklärtes Ziel vieler Beratungen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1129142.beschwerdestelle-gewalt-gegen-frauen-trifft-besonders-fluechtlinge.html


Auswärtiges Amt: Regierung stoppt Zusammenarbeit mit Vertrauensanwälten in der Türkei
Vertrauensanwälte überprüfen Angaben von Asylbewerbern in deren Herkunftsland – aber nicht mehr in der Türkei. Denn einer der Anwälte sitzt dort in Einzelhaft.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-11/auswaertiges-amt-tuerkei-deutsche-botschaft-anwalt-einzelhaft


Bamf-Chef: Sommer fordert mehr Sammelabschiebungen
Hans-Eckhard Sommer, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, möchte mehr ausreisepflichtige Ausländer außer Landes bringen. Da zu viele Versuche scheiterten, schlägt er verstärkte Sammelabschiebungen vor.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bamf-chef-hans-eckhard-sommer-fordert-mehr-sammelabschiebungen-a-1298034.html#ref=rss


+++BALKANROUTE
Flüchtlingskrise in Bosnien: Humanitäre Katastrophe vor den Toren der EU
In Bosnien-Herzegowina sitzen Tausende Migranten unter katastrophalen Bedingungen fest. Verantwortlich dafür ist die rigide Rückschiebepraxis der Kroaten. Angeblich wird an der Grenze sogar geschossen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/bosnien-humanitaere-katastrophe-vor-den-toren-der-eu-a-1297625.html


Gewalt gegen Geflüchtete in Kroatien
»Musterschüler der EU«
Kroatische Grenzbeamte schiessen auf Geflüchtete, brechen ihnen Knochen und schlagen Zähne aus. Die Gewalt ist kein Exzess von Einzeltätern, sondern von den Behörden angeordnet. Die EU ist dafür dankbar.
https://jungle.world/artikel/2019/47/musterschueler-der-eu


+++GRIECHENLAND
Flüchtlinge auf griechischer Insel: “Wo ist die Menschlichkeit, über die in Europa gesprochen wird?”
Das Flüchtlingscamp auf Leros galt lange als vorbildlich. Doch seit wieder mehr Migranten kommen, ist es damit vorbei: Hunderte leben in Zelten, ohne Strom und Wasser. Ein Fotografenteam zeigt die dramatischen Zustände.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-in-griechenland-zustaende-auf-leros-immer-schlimmer-a-1296614.html


Über 39.000 Flüchtlinge auf Inseln im Osten der Ägäis
Im April lebten dort nur 14.000 Asylsuchende. Fast 2.800 Personen sind in der vergangenen Woche angekommen
https://www.derstandard.at/story/2000111501355/ueber-39-000-fluechtlinge-auf-inseln-im-osten-der-aegaeis?ref=rss


+++MITTELMEER
Gerettete, Verletzte, Tote: Ereignisse im Mittelmeer überschlagen sich
Knapp 300 aus Seenot gerettete Flüchtlinge auf mehreren Rettungsschiffen warten auf einen sicheren Hafen. Mehrere Geflüchtete kamen ums Leben. Die Ereignisse im Mittelmeer überschlagen sich.
http://www.migazin.de/2019/11/25/gerettete-verletzte-tote-ereignisse-mittelmeer/


Italien weist spanischen Rettungsschiffen Häfen zu – die neuesten Entwicklungen zur Migrationskrise im Mittelmeer
Während Migranten im Mittelmeer ertrinken, herrscht nach wie vor Uneinigkeit darüber, wie man mit der Problematik umgehen soll. Der Streit zwischen privaten Seenotrettern und EU-Staaten dauert an.
https://www.nzz.ch/international/italien-weist-spanischen-rettungsschiffen-haefen-zu-die-neuesten-entwicklungen-zur-migrationskrise-im-mittelmeer-ld.1494713


+++EUROPA
Aktionsplan für EU-Asylreform: Neustart gefordert
21 Organisationen aus EU-Ländern wollen, dass die neue EU-Kommission die Blockade in der Asylpolitik löst. Dafür haben sie jetzt Ideen veröffentlicht.
https://taz.de/Aktionsplan-fuer-EU-Asylreform/!5643600/


Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
Unterbringung in Lager an Grenze kein Freiheitsentzug
Wenn Asylbewerber in einem Lager an einer Grenze untergebracht sind, die sie nur in Richtung eines Landes verlassen können, ist das kein Freiheitsentzug. Das hat der EU-Menschenrechtsgerichtshof in einem Fall entschieden, der sich an der ungarisch-serbischen Grenze abgespielt hat.
http://www.migazin.de/2019/11/22/justiz-unterbringung-lager-grenze-freiheitsentzug


+++FLUCHT
Studie über Kriegstraumata – Die Spuren des Krieges
Jede fünfte Person, die in einem Konfliktgebiet lebt, leidet an einer psychischen Krankheit. Viele bekommen kaum Hilfe.
https://www.srf.ch/news/international/studie-ueber-kriegstraumata-die-spuren-des-krieges


+++GASSE
derbund.ch 25.11.2019

Verhärtete Fronten auf Berner Schützenmatte

Das Belebungskonzept auf der Schützenmatte behindere die Polizeiarbeit, kritisiert Polizeidirektor Philippe Müller (FDP) die Stadt Bern. Der Stadtpräsident bezieht dazu keine Stellung.

Simone Klemenz

Das Dossier Reitschule sorgt einmal mehr für Unstimmigkeiten zwischen Polizeidirektor Philippe Müller (FDP) und Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL). Wie die «Berner Zeitung» am Wochenende berichtete, brachte die gesamte Kantonsregierung ihre Kritik jüngst in einem Brief an die Stadtregierung zum Ausdruck: «Der Regierungsrat ist verwundert über die in seiner Wahrnehmung passive Haltung des Gemeinderats in diesem wichtigen Dossier», zitiert die BZ aus dem von Regierungspräsident Christoph Ammann (SP) signierten Brief.

Am Montag legte Müller gegenüber dem «Bund» nach: «Die von der Stadt initiierten Belebungsmassnahmen auf dem Areal erschweren nachweislich die Polizeiarbeit», so der Polizeidirektor. Zu diesem Vorwurf wollte der Stadtpräsident auf Anfrage keine Stellung beziehen.

Warten auf Antwort

Da sich die beiden Regierungen im November 2018 getroffen hatten, war es laut Müller logisch, dass das Schreiben wiederum vom Regierungsrat ausging. Der Brief wäre laut Müller nicht nötig gewesen, wenn sich der Gemeinderat in den letzten zwölf Monaten zum regierungsrätlichen Anliegen geäussert hätte, wonach der Reitschule-Sicherheitsdienst gekennzeichnet sein sollte. Anfang August hat sich Regierungsrat Müller in einem Brief an die Stadtregierung gewandt. «Ich wollte nachfragen, wie es um die Forderung nach einer Kennzeichnung des Sicherheitsdienstes steht.» Der Gemeinderat habe aber nie darauf reagiert.

Stadtpräsident Alec von Graffenried begründet dies so: «Die Stadt Bern steht in Zusammenhang mit der Reitschule in regelmässigem Kontakt mit der Kantonspolizei. Daher sind wir davon ausgegangen, dass die Kapo den Regierungsrat laufend über die Inhalte der Gespräche mit der Stadt orientiert. Darum hat die Stadt bisher formell nicht auf den Brief reagiert.»

Eine Antwort auf den jüngsten Brief dürfte der Regierungsrat wohl bald erhalten: «Die Stadt wird den Brief selbstverständlich demnächst beantworten», sagt von Graffenried. Dessen Absender Christoph Ammann gab sich am Montag auf Anfrage bedeckt: «Der Regierungsrat führt den Dialog zu diesem Thema direkt mit der Stadt Bern und nicht über die Medien», lässt er ausrichten.

Ewiger Krach

Die Kommunikation zwischen Polizeidirektor und Stadtpräsident gestaltet sich schon länger harzig. Bereits ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt sagte Müller gegenüber dem «Bund»: «Der Gemeinderat sollte endlich wirksame Massnahmen ergreifen.» Nach den heftigen Krawallen vom vergangenen Frühling übte Müller ebenfalls scharfe Kritik: Der Gemeinderat tue nichts, um Forderungen des Kantons umzusetzen. Der Stapi sagte darauf gegenüber dem «Bund»: «Das werde ich mit Herrn Müller nicht via Medien besprechen. Er hat meine Nummer, wenn er sich bei mir melden will.»

Müller hofft nun auf diesen Dialog: «Ich wäre froh, wenn die Diskussionen unter den Behörden und nicht in den Medien wirklich ins Rollen kommen und unsere Anliegen Gehör finden.»
(https://www.derbund.ch/bern/verhaertete-fronten-auf-berner-schuetzenmatte/story/12529200)



Gemeinderatsantwort auf Motion Freie Fraktion AL/GaP/PdA “Notschlafstelle für Frauen*” (PDF, 78.8 KB)
https://www.bern.ch/politik-und-verwaltung/gemeinderat/aktuelle-antworten-auf-vorstosse/publizierte-antworten-am-25-november-2019/motion-freie-fraktion-notschlafstelle-fur-frauen.pdf/download



tagesanzeiger.ch 25.11.2019

 Stadt will Ruhe im «Club unter freiem Himmel»

Nach der Zunahme von Gewaltdelikten am Utoquai kündigt die Stadt ein neues Präventionsprojekt an. Es soll «die Konfliktkompetenz» der Jungen stärken.

Martin Huber

Mehrere Gewaltvorfälle am Utoquai haben im vergangenen Sommer die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Die SP-Gemeinderäte Pascal Lamprecht und Sarah Breitenstein verlangten daraufhin mit einer Interpellation vom Stadtrat Auskunft über Ursachen und Gegenmassnahmen.

Nun liegt die Antwort des Stadtrats vor – und sie belegt eine beunruhigende Tendenz. So habe sich die Zahl der Gewaltdelikte am Utoquai in den letzten zwei Jahren «beinahe verdoppelt». Dabei überwiegen Fälle von Angriffen, Raufhandel sowie Gewalt und Drohungen gegen Beamte. Ergänzend fügt der Stadtrat an, dass es sich «relativ zu anderen gleich gelagerten Gewaltdelikten in der Stadt Zürich gesehen immer noch um eine eher geringe Zahl» handle.

Gewalt als «Option»

Bei der Ursachenforschung wird die Stadtregierung grundsätzlich. Für Jugendliche und junge Erwachsene sei es eine «Herausforderung, sich in einem kompetitiven Umfeld und gegenüber Erwachsenen durchzusetzen». Sie hätten eher wenig Erfahrung und Kompetenzen im Umgang mit Konflikten, entsprechend sei Gewalt aus ihrer Sicht «eine Option, den eigenen Emotionen und Bedürfnissen Raum zu verschaffen».

Gewalt respektive Jugendgewalt trete zudem phasenweise gehäufter auf, schreibt der Stadtrat. So war die Jugendkriminalität in der Schweiz zwischen 2011 und 2015 rückläufig, seither ist jedoch ein leichter Anstieg zu verzeichnen, wobei es Hinweise auf eine Zunahme der Gewalt aus Gruppen heraus gibt.

Bei Jugendlichen sei das Seebecken nicht zuletzt deshalb beliebt, weil es dort «wie in einem Club unter freiem Himmel ist», wie sie gegenüber Jugendarbeitern erklärten. Man treffe immer Bekannte, und die Masse an Leuten wirke attraktiv. Das Seebecken sei auch einer der wenigen Orte in der Stadt, an denen sie nicht wegen Lärmbelästigung vertrieben würden.

«Testosterongeprägte Geltungssucht»

Alkohol und die von den SP-Gemeinderäten ins Spiel gebrachte «testosterongeprägte Geltungssucht» spielen laut dem Stadtrat ebenfalls eine Rolle, seien aber sicher nicht die einzigen Faktoren, die für die Gewalt verantwortlich sind. In den Sommermonaten steige die Zahl der Menschen im öffentlichen Raum generell, womit auch das Konfliktrisiko zunehme.

Einen politischen oder ideologischen Hintergrund kann der Stadtrat bei den Vorfällen am Seebecken nicht erkennen. Bei den Flaschen- und Steinwürfen auf Polizei und Rettungskräfte habe es sich eher um massive Aggressionen von zum Teil berauschten Jugendlichen gehandelt, die sich «in einer aufgeladenen Grundstimmung beim blossen Erscheinen von Sicherheitskräften provoziert fühlen».

Mehr Jugendarbeit vor Ort

Wegen der Häufung von Gewalt am Utoquai sieht der Stadtrat «dringenden Handlungsbedarf». Er verweist auf die im Sommer kurzfristig ergriffenen Massnahmen wie erhöhte Polizeipräsenz, Wegweisungen, Verzeigungen und temporäre Videoüberwachung sowie das Stutzen von Bäumen und eine bessere Beleuchtung.

Mit Blick auf nächstes Jahr will die Stadt die Prävention verstärken. «Surplus» heisst das Projekt, das «die Konfliktkompetenz» der Jugendlichen stärken soll. Beteiligt sind die Suchtprävention, die Stadtpolizei, die SIP Züri, Streetwork, die Offene Jugendarbeit sowie die Zürcher Gemeinschaftszentren. Bereits im vergangenen Sommer haben diese Stellen am Utoquai erste Erfahrungen gesammelt.

Mitläufer im Visier

Konkret soll durch «aufsuchende Sozialarbeit und Präsenz vor Ort auf konstruktive Weise der Kontakt zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen gesucht» werden, um sie etwa auf übermässigen Alkoholkonsum und den Einfluss ihres Verhaltens auf ihr Umfeld anzusprechen. Wichtig ist laut dem Stadtrat, neben Gewalt suchenden Jugendlichen auch Mitläufer und «Bystander» anzusprechen und so zu verhindern, dass es zu Gruppengewalt kommt.
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/dringender-handlungsbedarf-am-utoquai/story/26899785)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Basler Innenstadt blockiert – Demo gegen Gewalt an Frauen
Am Montagabend war eine Versammlung auf dem Theaterplatz angekündigt. Rund 300 Frauen kamen zusammen.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/basler-innenstadt-blockiert-demo-gegen-gewalt-an-frauen-136023455#
-> https://telebasel.ch/2019/11/25/demo-gegen-gewalt-an-frauen-blockiert-innenstadt
-> https://www.bazonline.ch/basel/stadt/linke-aktivistinnen-bedraengen-mann-bei-demonstration-in-der-innenstadt/story/17489694


Blockade Novartis Campus
Der Eingang vom Novartis Campus Basel wurde am Montagmorgen blockiert als solidarische Aktion mit allen kämpfenden Frauen* in Rojava.
https://barrikade.info/article/2922
-> https://www.bazonline.ch/news/standard/aktivisten-blockieren-eingang-zur-novartis/story/26605424


+++KNAST
Loryheim Münsingen – Wenn das Heim zum Gefängnis wird
Lorenza Bergmann lebte als 16-Jährige für einige Monate im Jugendheim Lory in Münsingen. Heute, vier Jahre später, will sie ihre Erlebnisse öffentlich erzählen. Die ehemalige Bewohnerin sieht im Loryheim nichts anderes als ein Gefängnis. Sie schlägt aber auch selbstkritische Töne an.
https://www.bern-ost.ch/Loryheim-Muensingen—eaebednb-611786


+++POLICE BE
Wintersession ist gestartet — Neuster Polizeiangriff ist kein Thema
In der Nacht auf Sonntag wurden bei einem Polizeieinsatz wegen einer illegalen Party sechs Polizisten verletzt. Das Kantonsparlament verurteilt den Vorfall, auf der politischen Agenda steht das Thema aber nicht.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/wintersession-ist-gestartet-neuster-polizeiangriff-ist-kein-thema-136023007


+++RECHTSEXTREMISMUS
Incels und antifeministischer Terrorismus
Antifeministische Zuspitzungen in der extremen Rechten
https://www.derstandard.at/story/2000111479165/incels-und-antifeministischer-terrorismus


+++ANTIRA
antira-Wochenschau: Mit Kleintransporter über Grenze, mit Medienarbeit zu Vorurteilen, mit Gewalt gegen abgewiesene Geflüchtete
https://antira.org/2019/11/25/antira-wochenschau-mit-kleintransporter-ueber-grenze-mit-medienarbeit-zu-vorurteilen-mit-gewalt-gegen-abgewiesene-gefluechtete/


+++HISTORY
30 Jahre «Schweiz ohne Armee»: Als die Verlierer jubelten und die Sieger geschockt waren
Die Schweiz erlebte am 26. November 1989 eine der denkwürdigsten Volksabstimmungen ihrer Geschichte: Mehr als ein Drittel des Stimmvolks sagte Ja zur Abschaffung der Armee. Die Folgen zeigen sich bis heute.
https://www.watson.ch/schweiz/history/850637267-30-jahre-gsoa-initiative-als-die-schweiz-fast-die-armee-abschaffte


Neuer Online-Zugang zum Bundesarchiv
Recherche, Digitalisierung, Download und Beratung: Der Online-Zugang zum Bundesarchiv vereint diese Dienstleistungen neu auf einem Webportal. Es steht ab heute unter www.recherche.bar.admin.ch allen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. Mittelfristig will das Bundesarchiv alle Unterlagen digital zugänglich machen. Dafür baut es bis 2021 seine Digitalisierungsinfrastruktur weiter aus.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-77187.html