Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel
+++BERN
Zvieri-Treff in Biel – Wo Sans-Papiers Hilfe erhalten
Sie sind illegal in der Schweiz, leben in ständiger Angst, abgeschoben zu werden. In Biel finden sie eine Ruheoase.
https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/zvieri-treff-in-biel-wo-sans-papiers-hilfe-erhalten
+++GENF
«Das war ein Hilferuf, die UNO muss jetzt handeln»
Der Konflikt in Nordsyrien bringt Schweizer Kurden zum Verzweifeln. Dass
sich ein Mann sogar anzünde, zeige die grosse Hilflosigkeit, sagt ein
Kulturverein.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Das-war-ein-Hilferuf–die-UNO-muss-jetzt-handeln–13822006
-> https://www.derbund.ch/panorama/vermischtes/mann-zuendet-sich-vor-un-gebaeude-in-genf-selbst-an/story/16944244
-> https://www.20min.ch/schweiz/romandie/story/Kurde-zuendet-sich-vor-UNO-Fluechtlingssitz-an-25521104
+++SCHWEIZ
Mangelhafter Schutz von Opfern von Menschenhandel – RaBe-Info 23.10.2019 (ab 11.39)
Der Menschenhandel ist eine Blackbox: Laut offiziellen Zahlen werden in
der Schweiz jährlich rund 250 Opfer von Menschenhandel identifiziert.
Tatsächlich sind es wohl viel mehr Menschen, die zur Prostitution
gezwungen, als Arbeitskräfte ausgebeutet oder für den Organhandel
missbraucht werden.
In der Schweiz sind Opfer von Menschenhandel schlecht geschützt.
Anlässlich des europäischen Tages gegen Menschenhandel vom 18. Oktober
wandten sich Schweizer Opferschutzorganisationen nun erneut mit
zahlreichen Forderungen ans Staatssekretariat für Migration SEM, um den
Schutz von Opfern von Menschenhandel zu verbessern.
https://rabe.ch/2019/10/23/die-lange-nacht-der-bildung/
+++DEUTSCHLAND
Flüchtlinge: Fast 17.000 Abschiebungen seit Beginn des Jahres
Die Zahl der Abschiebungen aus Deutschland nähert sich dem Wert von
2018. Die meisten Asylbewerber wurden nach Italien gebracht – weil sie
dort EU-Boden betraten.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-10/fluechtlinge-abschiebungen-asyl-eu-migration
„Danke, dass ihr uns helft“
In dem neuen animierten Kurzfilm „Endlich sicher“ wenden sich queere
Geflüchtete mit einem Appell an Mitarbeiter*innen von Behörden und
Unterkünften, an ihre Mitbewohner*innen und die Öffentlichkeit.
https://www.queer.de/video-des-tages.php?vid=241
Wajid will nicht zur Botschaft: Wie Syrer in Deutschland Assads Krieg mitfinanzieren müssen
Bis zu hundert Millionen Euro fließen aus Deutschland nach Syrien.
Während die Bundesregierung das zulässt, kämpft Wajid dagegen an. Wir
haben ihn begleitet.
https://www.vice.com/de/article/mbm4ep/gefluechtete-syrer-in-deutschland-finanzieren-krieg-in-syrien?utm_campaign=sharebutton
+++GROSSBRITANNIEN
Großbritannien: Neun Migranten lebend in einem Lastwagen entdeckt
Die britische Polizei hat auf einer Autobahn im Südosten Englands einen
Lastwagen mit neun Migranten im Frachtraum gestoppt. Sie wurden
vorsorglich ärztlich untersucht, die Hintergründe sind unklar.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/grossbritannien-neun-migranten-lebend-in-einem-lastwagen-entdeckt-a-1293042.html
Thurrock: 39 Tote in Container in Großbritannien entdeckt
Östlich von London haben britische Behörden 39 Tote im Container eines
Lkw gefunden, darunter wohl einen Teenager. Der Laster komme offenbar
aus Bulgarien.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/thurrock-39-tote-in-container-in-grossbritannien-entdeckt
-> https://www.spiegel.de/panorama/justiz/essex-in-grossbritannien-polizei-entdeckt-39-leichen-in-lastwagen-a-1292884.html
-> https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/39-Leichen-in-Lastwagen-gefunden/story/18737243
-> https://www.zdf.de/nachrichten/heute/fast-40-tote-in-container-in-grossbritannien-entdeckt-100.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/leichenfund-essex-101.html
-> https://www.20min.ch/ausland/news/story/LKW-Fahrer-nannte-sein-Gefaehrt–Polar-Express–26640049
-> https://taz.de/Tote-in-Grossbritannien-entdeckt/!5633216/
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=2a6c2f9e-c620-4851-a68c-51f214cba409&startTime=56.507
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/essex-england-lkw-container-leichenfund/komplettansicht
-> https://www.blick.ch/news/ausland/tragoedie-in-grossbritannien-25-jaehriger-verhaftet-39-leichen-in-lastwagen-gefunden-id15579858.html
-> https://www.nzz.ch/international/schlepperbande-fuer-tod-von-39-migranten-bei-essex-verantwortlich-ld.1517285
10vor10: https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=9ee7c5dd-bf7b-4325-9766-968502024e4c&startTime=64.239
+++ITALIEN
Mit Geldern für Flüchtlinge Luxusleben geführt
Mit Staatsgeldern sollen sich Manager von Aufnahmezentren für
Flüchtlinge in Süditalien ein Luxusleben inklusive teurer Autos und
Partys finanziert haben. Auch die Renovierung einer Villa sei auf diese
Weise bezahlt worden, teilte die Finanzpolizei Guardia di Finanza am
Mittwoch mit.
https://www.1815.ch/news/ausland/news-ausland/mit-geldern-fuer-fluechtlinge-luxusleben-gefuehrt-razzia-in-italien/
Italien will Hotspot auf Lampedusa ausbauen
Angesichts zunehmender Migrantenankünfte auf Lampedusa will die
italienische Regierung die Zahl der Plätze im Hotspot der Insel bis im
Frühling 2020 auf 439 Plätze ausbauen.
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/italien-will-hotspot-auf-lampedusa-ausbauen-135857625
+++GRIECHENLAND
Griechenland: Zwei Tote nach Zusammenstoß zwischen Flüchtlingsboot und Küstenwache
Ein Flüchtlingsboot ist vor der Insel Kos mit einem Schiff der
griechischen Küstenwache zusammengestoßen. Zwei Menschen kamen dabei ums
Leben, weitere wurden verletzt.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-10/griechenland-fluechtlingsboot-zusammenstoss-todesopfer-verletzte-kos
+++MITTELMEER
Flüchtlinge im Mittelmeer: Rückführung nach Libyen – schwere Vorwürfe gegen Malta
Malta soll die libysche Küstenwache angewiesen haben, 50 Migranten nach
Libyen zu bringen, obwohl diese sich bereits in einer europäischen
Rettungszone befanden. Juristen sprechen von einem Rechtsbruch.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-im-mittelmeer-schwere-vorwuerfe-gegen-malta-a-1292966.html
„Ich bin der Anwalt dieser Menschen“
Claus-Peter Reisch war nie Aktivist und hat doch die Mission Lifeline groß gemacht. Horst Seehofer gibt er heute die Hand
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ich-bin-der-anwalt-dieser-menschen
+++DEMO/AKTION/REPRESSION
#riseup4rojava Besuch bei der EconomieSuisse in Bern
Heute, am 23. Oktober 2019, haben wir die Economiesuisse in Bern besucht und eine Rede gehalten.
https://youtu.be/BjN26MM6vx8
+++SPORTREPRESSION
derbund.ch 23.10.2019
Rotterdam-Fans halten bereits Berner Polizei auf Trab
Wie die Belgrad-Anhänger will auch der YB-Gegner Feyenoord Rotterdam am
Donnerstag zum Stadion marschieren. Die ersten Fans sorgen derweil
bereits in Bern für Aufregung.
Silvia Staub
Von 54 Polizeiwachen im Kanton Bern sind am Donnerstag lediglich 5
besetzt. Die Kantonspolizei ruft alle verfügbaren Kräfte nach Bern.
Grund für den Grosseinsatz: das Europa League-Spiel von YB gegen
Feyenoord Rotterdam im Stade de Suisse. Die Anhänger des holländischen
Fussballteams sind berüchtigt. Am meisten im Gedächtnis blieb ein
Europa-League-Auswärtsspiel in Rom im Februar 2015. 6000 Fans waren aus
Holland angereist. Sie hinterliessen 18 Verletzte und Schäden in
Millionenhöhe. 28 Hooligans wurden festgenommen.
Mehrere Tausend Fans
Zwar wurden für den Match am Donnerstagabend gegen YB lediglich 1800
Tickets an die holländischen Gäste verkauft. Die Polizei geht jedoch
davon aus, dass wahrscheinlich mehr Fans anreisen werden. Ein Blick in
holländische Fanforen und in die Facebook-Veranstaltung des Matchs
zeigt, dass Bern zumindest an einem Fanmarsch wohl nicht vorbeikommen
wird.
Während sich manche holländischen Fans darüber unterhalten, wo sie eine
Autobahnvignette kaufen sollen, machen sich andere über den
angekündigten Polizeieinsatz in Bern lustig und rufen indirekt zu
Krawallen auf. So werden etwa Fanschals verkauft mit dem Hinweis, diese
seien perfekt geeignet, um sich «in bestimmten Situationen» das Gesicht
verdecken zu können.
Start in Aarbergergasse
Man gehe davon aus, dass sich die Feyenoord-Anhänger vor dem Spiel in
der Aarbergergasse versammeln und in einem Fanmarsch ins Stade de Suisse
marschieren werden, sagt eine Sprecherin der Sicherheitsdirektion der
Stadt. Ein solcher Marsch sorgte im August für wüste Szenen in Bern. Die
Fans von Roter Stern Belgrad plünderten einen Kiosk in der Lorraine,
bewarfen Gäste des Cafés Kairo mit Bierdosen und verprügelten vor der
Drogenabgabestelle an der Hodlerstrasse einen Mann. Für ihren Einsatz
wurde die Kantonspolizei damals kritisiert.
Anscheinend will sie es diesmal besser machen, indem sie die Partie als
Hochrisikospiel einstuft und ihre Kräfte bündelt. Die Situation werde
laufend beobachtet, Einsatzkräfte seien sichtbar und unsichtbar präsent,
teilt die Kantonspolizei mit. Zudem seien Dialogteams im Einsatz.
Weiter will sich die Polizei nicht in die Karten schauen lassen.
Kairo weist Vorwurf zurück
«Ich hoffe, dass die Polizei die Situation dieses Mal besser im Griff
hat und den Marsch begleitet», sagt Trine Pauli vom Café Kairo. Nach den
Ereignissen im August liess die Polizei verlauten, die Gäste des Cafés
hätten die Fans provoziert. Diesen Vorwurf weist Pauli strikt zurück:
«Wer schon einmal einen Fanmarsch gesehen hat, weiss, dass man so einen
furchteinflössenden Mob nicht noch zusätzlich provoziert.»
Vermummte Fans mit Steinen
Bereits am Mittwochabend sorgten die holländischen Fans in der Stadt
Bern für Aufregung. Wie die «Berner Zeitung» berichtet, stürmte kurz
nach 20 Uhr ein Mob aus etwa 200 schwarz gekeideten Feyenoord-Fans vom
Viktoriarain in die Lorrainestrasse, die dabei Steine warfen.
In einem Tweet meldete sich dazu auch Stadträtin Brigitte Hilty (GFL) zu
Wort. Vermummte Fans seien vor ihrem Haus in der Länggasse mit
Eisenstangen und Flaschen unterwegs.
Auf Anfrage bestätigt die Kantonspolizei Bern, dass bereits erste
kleinere und grössere Fangruppen in der Stadt unterwegs seien. Diese
würden teils auch «von der Polizei begleitet». Nach aktuellem
Kenntnisstand (halb 10 Uhr Abends) seien aber noch keine Meldungen
bezüglich Sachbeschädigungen oder Ausschreitungen eingegangen.
(https://www.derbund.ch/11975185)
—
Brigitte Hilty@Twitter:
Teil 1: Kurz nach 20h, 2 Frauen mitten in den Pulk von ca. 50 teils
Vermummten, mit Eisenstangen und Flaschen bewaffneten Feinoord Rotterdam
Fans geraten. 117 gewählt, Antwort: ja, wir sind dran. Danke, wir
fühlten uns save.
https://twitter.com/brigitte_hilty/status/1187082598918639617
Teil 2: anderer Pulk von Vermummten in der Länggasse vor dem Haus.
Notruf 117: da steht ein Pulk von ca. 40 Männern vor meinem Haus.
Antwort: sie können einfach durchgehen. Danke
@PoliceBern
, alles easy, hallo?
https://twitter.com/brigitte_hilty/status/1187083818613825536
—
bernerzeitung.ch 23.10.2019
Erste Feyenoord-Fans in Bern
Bereits am Tag vor dem Spiel sind Fans des YB-Gegners Feyenoord
Rotterdam in der Innenstadt unterwegs. In der Lorraine warfen sie mit
Steinen um sich.
Es war ein ziemlicher Schreck für die wenigen Gäste, die am
Mittwochabend auf der Terrasse des Restaurants Du Nord in der Berner
Lorraine sassen: Kurz nach 20 Uhr stürmte ein wilder Mob aus etwa 200
schwarz gekeideten Feyenoord-Fans vom Viktoriarain in die
Lorrainestrasse.
«Hooligans Rotterdam» skandierend, Steine werfend und in aggressiver
Manier taten sie die Verbundenheit mit ihrem Club kund. Anschliessend
zogen die Fans weiter über die Lorrainebrücke; unterwegs nahmen sie
Baustellenabschrankungen mit. Die Anhänger des Rotterdamer Vereins sind
in ganz Europa gefürchtet.
Der Polizei seien keine Ausschreitungen oder Sachbeschädigungen bekannt,
erklärt Polizeisprecher Dino Dal Farra auf Anfrage. Allerdings seien
gleich mehrere Feyenoord-Fangruppierungen, die schon heute angereist
sind, in der Stadt unterwegs.
Die Polizei begleite diese und markiere in der ganzen Innenstadt
Präsenz. Bisher hätten die Ordnungskräfte aber nicht intervenieren
müssen (Stand 21.30 Uhr). Das Spiel zwischen YB und Feyenoord Rotterdam
wird am Donnerstag um 18.55 angepfiffen.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/erste-feyenoord-fans-bereits-in-bern/story/28180598)
+++KNAST
Fall «Carlos» – «Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe»
Nächste Woche beginnt der Prozess gegen «Carlos». Aus der Sicherheitszelle spricht der 24-Jährige über Wut und Hass.
https://www.srf.ch/news/schweiz/fall-carlos-eine-verwahrung-waere-schlimmer-als-die-todesstrafe
—
derbund.ch 23.10.2019
«Suizidhilfe im Vollzug ist eine Gratwanderung»
Auch Verwahrte hätten Anspruch auf Sterbehilfe, findet die Juristin
Barbara Rohner. Für die Gefängnisse bedeute dies eine schwierige
Abwägung zwischen Selbstbestimmung und Fürsorge.
Andres Marti
Frau Rohner, Sie haben ein Grundlagenpapier zur Sterbehilfe in
Gefängnissen verfasst. Soll nun also der verwahrte Sexualstraftäter
Peter Vogt (Text Box) mit Exit aus dem Leben scheiden dürfen?
Ich kenne diesen Fall nicht im Detail und möchte mich deshalb nicht dazu äussern.
Was sind denn die wichtigsten Voraussetzungen, die sterbewillige Insassen erfüllen müssen?
Bei unseren Empfehlungen stützen wir uns auf die Richtlinien der
Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) sowie
auf ein bei der Universität Zürich in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten.
Demnach kann eine Person eine Suizidhilfeorganisation dann in Anspruch
nehmen, wenn sie urteilsfähig ist, ihre Krankheit Ursache eines
unerträglichen Leidens darstellt und alle Alternativen – beispielsweise
Palliativmedizin – geprüft worden sind. Suizidhilfe muss immer die
Ultima Ratio sein.
Für Mörder und Kinderschänder sollen die gleichen Regeln gelten wie für Personen ausserhalb des Gefängnisses?
Auch wenn der Wunsch nach Sühne gerade bei solchen gravierenden Delikten
verständlich ist, so haben doch auch Mörder und Kinderschänder nach dem
modernen Strafrechtsverständnis Anspruch auf Achtung ihrer
verfassungsmässigen Grundrechte. Und hier umfasst das in der
Bundesverfassung garantierte Selbstbestimmungsrecht das Recht, in
urteilsfähigem Zustand über Art und Zeitpunkt der Beendigung des Lebens
selber zu entscheiden. Es wird einem also das Recht zugestanden, bei
einem unerträglichen Leiden eine Suizidhilfeorganisation beiziehen zu
können.
Was ist mit psychisch kranken Häftlingen?
Diese Frage ist natürlich sehr heikel und wird entsprechend kontrovers
diskutiert. Grundsätzlich sehen wir aber keinen Grund, hier von den
SAMW-Richtlinien abzuweichen. Diese machen keinen wesentlichen
Unterschied zwischen psychischen und physischen Krankheiten, solange die
Krankheit Grund für ein unerträgliches Leiden und die Person in Bezug
auf den Sterbewunsch urteilsfähig ist. Speziell für den Gefängniskontext
gilt es jedoch zu bedenken, dass der Staat gegenüber Strafgefangenen
eine Fürsorgepflicht hat. Affektsuizide muss er deshalb mit allen
Mitteln verhindern und bei Anzeichen entsprechende Massnahmen ergreifen,
beispielsweise eine psychiatrische Betreuung sicherstellen.
Was heisst das für die Praxis?
Es muss sehr genau abgeklärt werden, ob die psychische Erkrankung des
Sterbewilligen unabhängig von der Inhaftierung besteht. Die psychische
Krankheit muss schwerwiegend und dauerhaft sein und müsste theoretisch
auch bei einer Freilassung weiterbestehen.
Wie soll dies bei Häftlingen herausgefunden werden, die seit Jahrzehnten im Gefängnis einsitzen?
Das muss sorgfältig abgeklärt werden, und es braucht entsprechende
Gutachten von unabhängigen medizinischen Experten. Das Grundlagenpapier
sieht hier vor, dass zwei voneinander unabhängige fachärztliche
Expertisen einzuholen sind, die sich zum Zustand der sterbewilligen
Person äussern. Die ganz grosse Mehrheit der Insassen wird die
geforderten strengen Voraussetzungen nie erfüllen.
Das tönt nach viel Bürokratie.
Es steht auch viel auf dem Spiel. Suizidhilfe im Vollzug ist eine
Gratwanderung. Man muss die Balance finden zwischen Fürsorgepflicht und
Selbstbestimmungsrecht.
Können also Gefangene künftig mit der Bitte um Suizidhilfe Druck machen, um ihre Haftbedingungen zu verbessern?
Deshalb ist es umso wichtiger, die Suizidbeihilfe nur unter ganz engen
und klaren Voraussetzungen zu ermöglichen. Jeder Fall ist einzeln zu
prüfen und zu würdigen.
Welche Instanz soll entscheiden, ob ein Insasse Suizidhilfe in Anspruch nehmen darf?
In der Verantwortung sehen wir hier die Vollzugsbehörden, da diese in
den meisten Kantonen für die Steuerung des ganzen Vollzugs zuständig
sind. Nach unserem Dafürhalten müsste die Behörde nach Prüfung des
Gesuchs eine anfechtbare Verfügung erlassen.
Welche Rolle spielt das Gefängnispersonal beim Suizid?
Für die Justizfachfrauen und -männer kann die Situation sehr belastend
sein. Sie sollten nicht verpflichtet werden, während des assistierten
Suizids anwesend zu sein. Sofern die Voraussetzungen für die Suizidhilfe
gegeben sind, sollten der Anstaltsarzt, die Pflegenden, die
Mitarbeitenden oder die psychologischen Betreuungspersonen so wenig wie
nötig in den Ablauf des Suizids einbezogen sein. Das ist dann eine Sache
zwischen dem Sterbewilligen und der Sterbehilfeorganisation.
Wo würde der Suizid stattfinden?
Es sollte kein Gefängnis verpflichtet werden, den Suizid bei sich
durchführen zu lassen. Sofern es die Sicherheitsinteressen zulassen,
könnte die Suizidhilfe auch an Orten ausserhalb des Gefängnisses, etwa
in den Räumlichkeiten der Sterbehilfeorganisation oder in Hospizen
stattfinden. Zu berücksichtigen ist aber, dass Insassen, die bereits
Jahrzehnte einsitzen, vielleicht lieber in einer vertrauten Umgebung
sterben möchten.
Warum gewährt man den Sterbewilligen nicht einfach einen letzten Urlaub?
Die Frage, ob zur Inanspruchnahme von Suizidhilfe ein Urlaub gewährt
werden könnte, hat die Arbeitsgruppe bewusst offengelassen. Die
Gewährung von Urlauben im Vollzug stellt ein Mittel zur schrittweisen
Wiedereingliederung dar – eine Urlaubsgewährung zur Durchführung von
Suizidhilfe widerspricht eigentlich diesem Zweck.
–
Ein Verwahrter will sterben
Er brachte die Debatte über Sterbehilfe im Gefängnis ins Rollen: Der
69-jährige Berner Peter Vogt (im «Bund» zunächst R.G. genannt) ist seit
2004 lebenslänglich verwahrt. Weil er keinen Sinn im Weiterleben sieht,
hat er letzen Sommer einen Antrag bei der Sterbehilfeorganisation Exit
eingereicht. Soll ihm das Gefängnis diesen Wunsch erfüllen? Die
Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD)
beauftragte das Schweizerische Kompetenzzentrum für den Justizvollzug
(SKJV), ein Grundlagenpapier in der Sache zu erstellen.
Das Grundlagenpapier stellt eine Empfehlung an die Kantone dar, wie im
Straf- und Massnahmenvollzug in Zukunft mit diesem sehr kontroversen
Thema umgegangen werden könnte. Das Papier befindet sich derzeit bei den
Konkordaten in der Vernehmlassung. Diese haben noch bis Ende Jahr Zeit,
sich dazu zu äussern.
Falls das bernische Amt für Justizvollzug Peter Vogt danach weiterhin
verbietet, mit der Hilfe von Exit aus dem Leben zu scheiden, will sein
Anwalt dafür notfalls bis vor das Bundesgericht gehen. (ama)
(https://www.derbund.ch/news/standard/suizidhilfe-im-vollzug-ist-eine-gratwanderung/story/31490813)
+++BIG BROTHER
Nummernscanner ist nicht erlaubt – Rendez-vous
In verschiedenen Kantonen werden Kameras zur Verkehrsüberwachung
eingesetzt. Nun wirft ein Urteil des Bundesgerichtes zu einem Fall aus
dem Thurgau aber Fragen zu dieser Fahndungsmethode auf: Im Thurgau fehlt
eine ausreichende gesetzliche Grundlage für Nummernscanner.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e2c7a2ac-a7d6-4fdc-95ea-0d1dc558f691
-> https://www.nzz.ch/schweiz/automatische-verkehrsueberwachung-kanton-thurgau-muss-gesetzliche-grundlage-staerken-ld.1517103
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld/das-bundesgericht-schaltet-die-thurgauer-scanner-ab-ld.1162497
+++POLICE BE
bernerzeitung.ch 23.10.2019 – 13.21
Aufruhr wegen Belgrader Fanmarsch
Bern
Nach dem YB-Spiel gegen Roter Stern Belgrad im August wurden Gemeinderat und Polizei mit Fragen eingedeckt.
Christoph Hämmann
Wenn morgen die Fans des Fussballclubs Feyenoord Rotterdam nach Bern
kommen, steht die Kantonspolizei mit einem Grossaufgebot bereit.
Wahrscheinlich will sie danach nicht mehr so defensiv kommunizieren
müssen wie nach dem Marsch der Fans von Roter Stern Belgrad im August.
Man habe nicht gewusst, auf welcher Route diese zum Stadion gelangen
wollten, hiess es danach kleinlaut – gerade so, als hätte die Polizei
keine Mittel, einen Marsch zu lenken.
Jedenfalls konnte die Polizei nicht verhindern, dass in der Lorraine ein
Kiosk geplündert und Gäste einer Geburtstagsfeier vor dem Café Kairo
mit Bierbüchsen und -flaschen beworfen wurden. Selber schuld, beschied
ihnen der Gemeinderat, und kopierte in seiner Antwort auf eine Anfrage
im Stadtparlament die Darstellung der Kantonspolizei: Den Leuten vor dem
Kairo sei nichts Besseres eingefallen, «als mittels Zeigen des
Doppeladlers die Fans aufs Äusserste zu provozieren».
Ein Affront, finden 20 Personen, die den Vorfall als Gäste der
Geburtstagsfeier erlebten. In einem Brief an den Gemeinderat, der dieser
Zeitung vorliegt, verschaffen sie ihrer «grossen Verärgerung» Luft. Sie
verlangen eine Korrektur von dessen Antwort sowie eine «angemessene
Entschuldigung für die falschen Anschuldigungen». Am Fest seien Kinder
anwesend gewesen, und niemand habe Anstalten gemacht, «diese
angsteinflössende Menge zu provozieren».
Den Vorwurf, den Doppeladler gezeigt zu haben, weisen sie zurück.
Während sie beworfen worden seien und ihre Kinder weinten, sei «weit und
breit keine Polizei» zu sehen gewesen – es sei deshalb «grob
fahrlässig, wenn der Gemeinderat diese Behauptung unhinterfragt
übernimmt». Komme hinzu, dass er bei der Beantwortung der Anfrage
gewusst habe, dass die Darstellung der Kapo von Zeugen bestritten wird.
Mit einem ähnlichen Brief kritisiert auch SP-Stadtrat Johannes
Wartenweiler den Gemeinderat. Indem dieser die Darstellung der Polizei
übernehme, lasse er zu, «dass die Polizei bei ihrem wenig überzeugenden
Einsatz Verantwortung auf die Bevölkerung abschiebt». Auch
WOZ-Journalistin Silvia Süess, ebenfalls Gast der Feier, distanzierte
sich in einem Artikel von der offiziellen Darstellung. Laut dem
städtischen Informationsdienst werden die Briefe «intern zugewiesen» und
in nächster Zeit beantwortet.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/aufruhr-wegen-belgrader-fanmarsch/story/22445119)
—
Keine Flaschen gegen Ambulanz
Nach dem Unfall vom Samstag am Berner Bollwerk kam es laut Polizei zu
Flaschenwürfen gegen Einsatzkräfte. Falsch hingegen sind Medienberichte,
dass auch die Ambulanz betroffen gewesen wäre.
https://www.derbund.ch/bern/stadt/doch-keine-flaschenwuerfe-gegen-ambulanz/story/26787381
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/flaschenwuerfe-auf-polizei-augenzeugen-widersprechen/story/20824630
+++RECHTSEXTREM
Berliner Verlag in Bedrängnis – Rechte Ökos gehen gegen das kritische Buch „Völkische Landnahme“ vor
Zwei Experten beschreiben darin, wie rechte Gruppen sich auf dem Land
ansiedeln. Die sehen ihre Privatsphäre verletzt. Und setzen sich
juristisch zur Wehr.
https://www.tagesspiegel.de/kultur/berliner-verlag-in-bedraengnis-rechte-oekos-gehen-gegen-das-kritische-buch-voelkische-landnahme-vor/25100006.html
+++HISTORY
Republik Ossola: Als italienische Partisanen in die Schweiz flüchteten
Italienischen Partisanen gelang es, ein Gebiet in den Ossola-Tälern von
den Nazis zu erobern und während über einem Monat, zwischen September
und Oktober 1944, eine eigenständige Republik zu halten. Nach der
Wiederbesetzung durch die deutschen Truppen flohen Tausende von
Menschen, darunter viele Kinder, in die Schweiz.
http://www.swissinfo.ch/ger/republik-ossola_als-italienische-partisanen-in-die-schweiz-fluechteten/45318642