Medienspiegel 16. Oktober 2019

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++BASEL
Bei Ausschaffungen – Jugendliche sollen nicht mehr in Einzelhaft kommen
Die jetzige Praxis des Kantons Basel-Stadt verstosse gegen die UNO-Kinderrechtskonvention, monieren linke Politiker.
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/bei-ausschaffungen-jugendliche-sollen-nicht-mehr-in-einzelhaft-kommen
-> Justizvollzugsgesetz BS: http://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100390/000000390351.pdf?t=157122980220191016144322
-> https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/nur-hauchduenn-angenommen-basler-justizvollzugs-gesetz-muss-in-zweite-lesung-135813515


+++SCHWEIZ
tagesanzeiger.ch 16.10.2019

Bericht deckt sexuelle Übergriffe in Asylzentren auf

Viele Flüchtlingsfrauen fühlen sich in den Unterkünften nicht sicher. Teilweise sind sie sexueller oder psychischer Gewalt ausgesetzt.

Luca De Carli, Simone Rau

Eine junge Flüchtlingsfrau hat Angst vor dem Sozialarbeiter, der in ihrem Asylzentrum arbeitet. Er sucht ständig aufdringlich Körperkontakt. Sie weiss nicht, wie sie sich wehren soll. Eine andere weigert sich zum Hausarzt zu gehen, der ihre Unterkuanft betreut. Er verlange von ihr, dass sie sich ausziehe, bevor sie ihm überhaupt ihre Symptome geschildert habe. Diese Fälle werden in einem am Mittwoch vom Bundesrat veröffentlichten Bericht beschrieben. Eine Psychiaterin hatte ihn den Autoren in einer Befragung geschildert.

Verfasst wurde der Bericht vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für Menschenrechte im Auftrag des Bundesrates. Die Autoren kommen zum Schluss, dass sexuelle Belästigung in vielen Asylzentren zum Alltag gehören. Bei den Untersuchungen seien auch Fälle von Übergriffen und Gewalttaten bekannt geworden – durch Mitbewohner, aber auch durch Betreuungspersonen, medizinisches Personal und externe Personen. Dies habe zur Folge, dass viele Flüchtlingsfrauen ihre Unterkünfte «nicht als sichere Räume wahrnehmen». Einige Frauen, insbesondere solche, die in ihrer Heimat oder auf der Flucht Gewalt erlebt hatten, fühlten sich hier sogar bedroht.

Hinweise auf Gewalt führten zu Vorstoss im Parlament

Mit dem Bericht hat der Bundesrat einen Auftrag des Nationalrats erfüllt. Er hatte 2017 einen Vorstoss von Yvonne Feri (SP) angenommen, der eine umfassende Analyse der Situation von Flüchtlingsfrauen in der Schweiz verlangte. Sie sei von verschiedenen Frauenorganisationen wiederholt auf Gewalt in Asylunterkünften hingewiesen worden, erklärte Feri gestern ihren Vorstoss.

Der Bundesrat erteilte dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte nur den Auftrag, die kantonalen Asylunterkünfte zu untersuchen. Die Untersuchung zu den Bundeszentren führte das zuständige Staatssekretariat für Migration (SEM) gleich selber durch.

In diesem zweiten Bericht des SEM finden sich keine Angaben zu vergleichbaren Missständen. Die Zentren des Bundes seien grundsätzlich auf gutem Weg, heisst es im Bericht vielmehr. Als Massnahmen für mehr Sicherheit empfiehlt das SEM die obligatorische Installation von «Schliess-Drehknöpfen», damit auch alle Schlafräume in den Asylunterkünften von innen abgesperrt werden können. Oder dass die Beleuchtung des Zugangs zu sanitären Anlagen verbessert werde. Dies könne «im Rahmen der bestehenden finanziellen Mittel umgesetzt werden», teilte der Bundesrat am Mittwoch mit.

Simone Eggler von der Organisation Terre des Femmes Schweiz widerspricht der Darstellung des SEM: «Auch in Unterkünften des Bundes fühlen sich Frauen nicht sicher. Wir erhalten die gleichen Rückmeldungen von Flüchtlingsfrauen – unabhängig davon, ob sie in Unterkünften der Kantone oder des Bundes wohnen.»  Das Installieren von Türknöpfen sei sicher wichtig, sagt Eggler. Aber das alleine reiche nicht. Das Sicherheitsproblem für Frauen in Asylunterkünften sei viel grösser.

Terre des Femmes hat 2014 selbst einen Bericht zur Situation von Frauen in Asylunterkünften veröffentlicht. Während das Kompetenzzentrum für Menschenrechte wegen fehlender Ressourcen für seinen am Mittwoch veröffentlichten Bericht nur mit Betreuern, medizinischem Personal und Fachpersonen sprechen konnte, hatte Terre des Femmes damals auch Flüchtlingsfrauen interviewt. So erzählte eine Bewohnerin im Bericht von 2014: «Ich habe mir kürzlich ein Gefäss gekauft, um in der Nacht zu urinieren. Ich getraue mich nicht, um fünf oder sechs Uhr morgens rauszugehen und auf die Toiletten zu gehen.»

Dominanz von männlichem Personal

Ein Problem im Zusammenhang mit Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen in Schweizer Asylunterkünften ist die Dominanz von männlichem Personal. In keiner der jetzt untersuchten Unterkünfte besteht ein systematischer Zugang zu weiblichen Ansprechpartnerinnen – weder beim Betreuungspersonal noch bei den Gesundheitsverantwortlichen, dem Sicherheitspersonal oder dem medizinischen Erstversorgungspersonal. Der Anteil der Männer ist in allen Bereichen höher, beim Nacht- und Sicherheitspersonal gar viel höher. In der Schweiz stammt rund ein Drittel aller Asylgesuche von Frauen.

Was der fehlende Zugang zu Ansprechpartnerinnen für Folgen haben kann, zeigt ein Fall, den Simone Eggler von Terre des Femmes schildert: In einer kantonalen Asylunterkunft sei vor einigen Jahren eine Flüchtlingsfrau vergewaltigt worden, erzählt sie. Danach sei es der Frau körperlich und psychisch schlecht gegangen. Sie wurde deshalb von einem männlichen Arzt im Beisein eines männlichen Dolmetschers untersucht. Zu diesem Zeitpunkt verschwieg die Frau die Vergewaltigung, weil sie gegenüber den Männern nicht sprechen konnte. Erst nach der zwölften Schwangerschaftswoche wurde festgestellt, dass die Frau schwanger war. Darauf kam die Vergewaltigung ans Licht.

Auch im Bericht des Kompetenzzentrums für Menschenrechte wird darauf hingewiesen, dass es in Schweizer Asylunterkünften viel zu wenige Dolmetscherinnen gibt. Eine Folge ist, dass die Frauen nicht genügend informiert werden. Weder über medizinische Angebote – zum Beispiel während der Schwangerschaft – noch über die eigentlichen Behandlungen. Deshalb komme es immer wieder zu Behandlungen ohne Einwilligungserklärungen, in einigen Fällen auch bei Sterilisationen oder Abtreibungen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/fluechtlingsunterkuenfte-sind-fuer-frauen-nicht-sicher/story/11923206)

-> https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2019/2019-10-16.html
-> https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2019/2019-10-16.html
-> https://www.terre-des-femmes.ch/images/docs/2014_Bericht_Unterbringung_web.pdf



Bericht zur Situation von Frauen und Mädchen im Asylbereich
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Oktober 2019 in Erfüllung des Postulats Feri (16.3407) den Bericht “Analyse der Situation von Flüchtlingsfrauen” verabschiedet. Darin wird der Handlungsbedarf bei der Unterbringung und Betreuung von asylsuchenden Frauen und Mädchen in der Schweiz geklärt.
https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2019/2019-10-16.html
-> Studie: https://www.skmr.ch/de/themenbereiche/geschlechterpolitik/publikationen/analyse_situation_fluechtlingsfrauen.html?zur=2
-> https://www.fluechtlingshilfe.ch/medien/medienmitteilungen/2019/unterbringung-von-fluechtlingsfrauen-ist-zu-verbessern.html
-> https://www.unhcr.org/dach/ch-de/35292-berichte-zum-postulat-feri-ein-schritt-zu-einem-besseren-schutz-von-fluechtlingsfrauen-in-der-schweiz.html
-> https://www.watson.ch/schweiz/migration/204142747-asyl-bericht-zeigt-maengel-im-umgang-mit-fluechtlingsfrauen
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/bericht-zeigt-mangel-im-umgang-mit-fluchtlingsfrauen-65599420


Unsichtbar
Ein Doku-Comic zeigt anhand von Kidanes Geschichte die prekäre Situation von abgewiesenen asylsuchenden Personen auf.
https://beobachtungsstelle.ch/news/unsichtbar/


Neues Asylgesetz – Mangelhafte Entscheide wegen zu kurzen Fristen?
Das Bundesverwaltungsgericht weist immer mehr Fälle ans SEM zurück. Sind die Fristen also zu kurz bemessen?
https://www.srf.ch/news/schweiz/neues-asylgesetz-mangelhafte-entscheide-wegen-zu-kurzen-fristen
-> https://beobachtungsstelle.ch/news/sem-muss-zahlreiche-asylentscheide-neu-beurteilen/


+++DEUTSCHLAND
Abschiebung in die Türkei: Terrorist, sagt Erdoğan
Ein in Deutschland aufgewachsener Kurde wird in die Türkei abgeschoben und flüchtet zurück nach Deutschland. Nun lebt er in einem Ankerzentrum.
https://taz.de/Abschiebung-in-die-Tuerkei/!5632814/


„Fern von Aleppo“ – Geschichte eines syrischen Flüchtlings
Nachdem Faisal Hamdo 2014 Syrien verlassen musste, hat er in Hamburg eine neue Heimat gefunden. Dort hat er sein Buch „Fern von Aleppo“ geschrieben. Hamdo hat sein Buch bewusst auf Deutsch geschrieben, um das Leben in Deutschland aus seiner Sicht zu beschreiben. Burhan Akid hat ihn zufällig in Berlin getroffen und mit ihm ein spontanes Interview geführt.
https://www1.wdr.de/nachrichten/wdrforyou/deutsch/wdrforyou-syrischer-schriftsteller-fern-von-aleppo-de-100.html


+++SPANIEN
«No Fotos!»
Während ich problemlos passieren kann, ist es für andere unmöglich. Der Grenzübergang zwischen Melilla und Nador.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Gesellschaft/No-Fotos


+++GRIECHENLAND
Geflüchtete über Camp in Samos: „Wir wurden von Ratten gebissen“
Eine schwangere Geflüchtete aus Ghana wirft den Behörden komplette Ignoranz vor. Sie hat jetzt erfolgreich in Straßburg geklagt.
https://taz.de/Gefluechtete-ueber-Camp-in-Samos/!5634252/


Ausnahmezustand in Flüchtlingscamp auf Samos – RaBe-Info16.10.2019
Am Montagabend kam es auf der griechischen Insel Samos in einem völlig überfüllten Flüchtlingscamp zu einer Auseinandersetzung zwischen Migranten aus Syrien und Afghanistan. Bei der Auseinandersetzung wurden mindestens zwei Menschen schwer verletzt. Ausserdem brach Feuer aus, worauf die Polizei das Camp evakuierte.
Im Camp mit einer Aufnahmekapazität für 650 Menschen waren mehr als 5700 Migrant*innen untergebracht. Viele von ihnen haben alles verloren, was sie besitzen. Laut der freiwilligen Helferin Sofia Farago aus Bern versuchen Hilfsorganisationen die Geflüchteten nun mit dem Notwendigsten zu versorgen. Die internationale Hilfe lies bis jetzt auf sich warten.
https://rabe.ch/2019/10/16/strike-for-future/


Migranten nach den Ausschreitungen auf Samos verhaftet
Drei Personen wird versuchter Totschlag vorgeworfen, neun weiteren Beteiligung am Krawallen
https://www.derstandard.at/story/2000109956289/migranten-nach-den-ausschreitungen-auf-samos-verhaftet?ref=rss


+++MITTELMEER
Suche nach Leichen vor Lampedusa geht weiter
Nachdem ein Unterwasserroboter ein Wrack mit zwölf Leichen lokalisierte, wird nach weiteren Todesopfern auf dem Meeresgrund gesucht
https://www.derstandard.at/story/2000109946620/suche-nach-leichen-vor-lampedusa-geht-weiter


Dokumentartheater in Berlin: Ihre Tochter verlor sie im Meer
Die „Mittelmeer-Monologe“ bringen Geschichten von geretteten Geflüchteten auf die Bühne. Das Stück richtet sich nicht nur an die Politik.
https://taz.de/Dokumentartheater-in-Berlin/!5632850/


+++GASSE
«Druffnige» sind mehr als ihre Sucht
In den 90er-Jahren waren Drogensüchtige in der Stadt Bern kaum zu übersehen: Im Kocherpark gab es eine offene Drogenszene und Menschen, die sich in aller Öffentlichkeit einen Schuss setzten, waren allgegenwärtig. Heute sind Junkys praktisch aus dem Stadtbild verschwunden. Aber es gibt sie noch. Mit ihrem Buch «Druffä» rücken Schriftsteller Roland Reichen und Fotograf Jonathan Liechti das Leben und persönliche Schicksal eines Rauschsüchtigen ins Zentrum. Dabei handelt es sich um Roland Reichens älterer Bruder Peter genannt Pit, der seit 25 Jahren auf harten Drogen ist. In Bild und Wort illustriert «Druffä» den Alltag eines Menschen, dessen Leben von Rausch, «Aff», «mischeln», Beschaffungsstress, Sozialamt und Besuch beim KODA geprägt ist.
https://rabe.ch/2019/10/16/druffnige-sind-mehr-als-ihre-sucht/


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Zuger Polizei stoppt Kundgebung: Mahnwache für Syrien abgesagt – aus Sicherheitsgründen
Die Lage in Nordsyrien spitzt sich dramatisch zu. Die SP des Kantons Zug wollte als Solidaritätsbekundung am Freitag auf dem Landsgemeindeplatz eine Mahnwache abhalten. Daraus wird aber nichts.
https://www.zentralplus.ch/mahnwache-fuer-syrien-abgesagt-aus-sicherheitsgruenden-1634531/


Kurden demonstrieren in Bern gegen Militäreinsatz
Am Mittwoch zogen zwischen 200 und 300 Personen von der Berner Schützenmatte zum Bundesplatz, um gegen den türkischen Militäreinsatz in Syrien zu demonstrieren. Eine Splittergruppe nahm den Bahnhof in Beschlag.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/kurden-demonstrieren-gegen-militaereinsatz-in-syrien/story/28018637
-> https://www.derbund.ch/bern/fast-taeglich-demonstrieren-die-kurden-in-bern/story/19427262


Auch Bundesrat verurteilt Türkei-Offensive gegen Kurden
Seit einer Woche demonstrieren in der Stadt Bern fast täglich Kurden gegen die militärische Attacke der Türkei in Nordsyrien. Dabei erhalten sie Rückendeckung vom Bundesrat. Er verurteilt die Offensive als völkerrechtswidrig.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/auch-bundesrat-verurteilt-tuerkei-offensive-gegen-kurden-135816132
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/mittwoch-16-oktober-2019-ganze-sendung-135816144


Demonstranten stören Militärparade
In Winterthur findet das grösste Defilee der Schweizer Armee seit 11 Jahren statt. Demonstrantinnen und Demonstranten störten die Parade und stellten sich den Panzern in den Weg.
https://www.landbote.ch/winterthur/standard/demonstranten-stoeren-militaerparade/story/11365519
-> https://www.zsz.ch/ueberregional/demonstranten-stoeren-militaerparade/story/11365519
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/mit-blumen-und-transparenten-aktivisten-stoppen-panzerparade-in-winterthur-id15569300.html
-> https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/die-armee-marschiert-auf-die-klimaaktivisten-dagegen-00121650/


“Rise up for Rojava”: Credit-Suisse-Filialen komplett versprayt
Politische Sprayereien verunstalteten Bankfilialen in Solothurn und Muri bei Bern. Weil die Bank in Waffenfirmen investiert, sei sie mitverantwortlich für den Krieg der Türkei gegen die Kurden in Nordsyrien.
https://www.telem1.ch/aktuell/rise-up-for-rojava-credit-suisse-filialen-komplett-versprayt-135815951
-> https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/stadt-solothurn/eingangstuer-waende-und-geldautomaten-der-credit-suisse-stark-versprayt-135812196
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/rise-up-for-rojava-credit-suisse-filialen-komplett-versprayt-135816126
-> https://barrikade.info/article/2743


Linksautonome versprayen CS-Filiale in Muri
Der Protest hierzulande gegen den Einmarsch der Türkei in Syrien wird intensiviert. Letzte Nacht bekam dies die Credit Suisse in Muri zu spüren.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/linksautonome-versprayen-cs-filiale-in-muri/story/13246097
-> https://barrikade.info/article/2739
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/rise-up-for-rojava-credit-suisse-filialen-komplett-versprayt-135816126


+++REPRESSION DE
Razzia in Hamburger Hausprojekt: Spuren von der Parkbank
Die Durchsuchung eines Hausprojekts steht wohl im Zusammenhang mit den „Drei von der Parkbank“ und dem Jahrestag des G20-Gipfels.
https://taz.de/Razzia-in-Hamburger-Hausprojekt/!5630205/


+++POLIZEI ZH
«Verwerflich, den Mann öffentlich anzuprangern»
Ein Winterthurer Polizist hat auf der A1 einen Autofahrer übel beschimpft. In den sozialen Medien wird der Mann nun selbst zur Zielscheibe.
https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/-Verwerflich–Polizisten-oeffentlich-anzuprangern–14823545


+++RECHTSPOPULISMUS
SVP: Das Hässliche verschwindet nicht
Die SVP wird die Wahlen am Sonntag voraussichtlich verlieren. Doch wer schon das Ende des Schweizer Populismus zu erahnen meint, freut sich zu früh. Unterwegs mit einer Partei im Formtief.
https://www.woz.ch/1942/svp/das-haessliche-verschwindet-nicht


+++RECHTSEXTREMISMUS
Fragwürdiger Aktionismus: Die Basler Politik zu Gast bei türkischen Nationalisten
Im Wahlkampf begeben sich Vertreter von SP, FDP, SVP und CVP auf politisch heikles Terrain.
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/fragwuerdiger-aktionismus-die-basler-politik-zu-gast-bei-tuerkischen-nationalisten-135806204
-> https://www.bzbasel.ch/basel/grossrat-entschuldigt-sich-mein-besuch-war-ein-fehler-135813315
-> https://telebasel.ch/2019/10/16/politiker-begeben-sich-auf-heikles-terrain
-> http://www.onlinereports.ch/News.117+M56ba0deb846.0.html
-> https://primenews.ch/news/2019/10/auftritt-mevlana-moschee-basler-sp-politiker-entschuldigt-sich
-> https://barrikade.info/article/2738


+++HISTORY
Afrikanische Geschichte jenseits des Kolonialismus
In den Debatten um das Erbe des Kolonialismus schrillen die Alarmglocken, wenn die Kolonialherrschaft nicht ohne Wenn und Aber verurteilt wird. Doch statt darüber zu diskutieren, ob solche Äusserungen rassistisch oder nur uninformiert sind, lohnt es sich, nach dem dahinterstehenden Geschichtsverständnis zu fragen.
https://geschichtedergegenwart.ch/afrikanische-geschichte-jenseits-des-kolonialismus/


Zu spät für den Solidaritätsbeitrag – Gericht legt Frist für Verdingkinder strikt aus
Das Bundesverwaltungsgericht weist die Beschwerde eines mutmasslichen Verdingkinds ab. Der Mann hatte vergeblich darum gebeten, die Einreichefrist für den Solidaritätsbeitrag zu verlängern.
https://www.nzz.ch/schweiz/verdingkinder-gericht-haelt-an-frist-fuer-solidaritaetsbeitrag-fest-ld.1515551


+++FORMEL E-ADE
bernerzeitung.ch 16.10.2019 – Abendversion

E-Prix-Organisatorin kann Rechnungen nicht bezahlen

Die Organisatorin des Berner Formel-E-Rennens muss Gläubiger vertrösten. Ob sie das wahre Ausmass zugibt, ist fraglich.

Christoph Hämmann

In der Geschichte des Berner Formel-E-Rennens gab es von Anfang an Hinweise darauf, dass die Organisatoren von der Hand in den Mund lebten. Oft konnte mit der Swiss E-Prix Operations AG ­­tagelang nicht kommuniziert werden, betroffene ­­Betriebe und die Quartier­­bevölkerung fühlten sich regelmässig ungenügend informiert.

Als die Stadt­­behörden vor einem Monat ihre Auswertung der Veranstaltung vorlegten, klang es ähnlich: In der zwei­­wöchigen Umsetzungsphase vor dem Rennen am 22. Juni habe sich herausgestellt, dass die Veranstalterin zu wenig Ressourcen eingeplant hatte. Weil sie sich nicht an Abmachungen gehalten habe, mussten Stadt und Polizei die Swiss E-Prix Operations AG «in vielen Fällen mahnen und neue Fristen ansetzen».

Jetzt kommt es noch dicker: In einem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, teilt die Organisatorin einem Gläubiger mit, dass sie «in Zahlungsverzug geraten» sei. Gründe dafür seien «Kostenüberschreitungen, die nicht die Organisatorin zu verantworten hat, und der finanzielle Schaden aus den Sachbeschädigungen in Folge der Demonstration vor dem Rennen».

Suche nach neuen Mitteln

Laut Stephan Oehen, Mediensprecher der Swiss E-Prix Operations AG, belaufen sich die offenen Forderungen «insgesamt auf einen mittleren sechsstelligen Betrag». Die Firma stecke in einem Liquiditätsengpass, man sei aber zuversichtlich, dass es bis Ende Jahr eine Lösung gebe.

Möglichkeiten, die Liquidität zu verbessern, sieht die Formel-E-Organisatorin offenbar auf zwei Ebenen: Zum einen prüfen laut Oehen die Eigentümer der Firma, auf welche Weise zusätzliches Kapital beschafft werden könnte. Zum anderen werde bald feststehen, wo – voraussichtlich 2021 – das nächste Rennen in der Schweiz stattfinden werde. «Dafür sind wir bereits wieder mit Sponsoren im Gespräch. Deren Gelder würden unsere Liquidität verbessern.»

Allerdings fragt sich, ob so ein nachhaltiges Finanzierungs­­modell aussieht: Mit Geldern für einen künftigen Anlass alte Schulden zu tilgen.

Polizei weiss von nichts

Das ist aber nicht die einzige Frage, die sich mit Blick auf die ausstehenden Zahlungen stellt. Nach der Online-Publikation einer ersten Version dieses Artikels meldeten sich am Mittwochnachmittag Quellen bei dieser Zeitung, laut denen es um weit grössere Ausstände geht. Ein ­­Unternehmer sagt, er wisse von mehreren Fällen, deren Forderungen zusammen rund 2 Millionen Franken betragen – drei- bis viermal mehr als ein mittlerer sechsstelliger Betrag.

Widersprüchlich sind auch die Aussagen zur Demonstration, die zwei Tage vor dem Formel-E-Rennen stattfand und bei der Gegner des Events Werbebanden zerstörten und angeblich auch Kabel durchtrennten. Laut den Organisatoren entstand dabei ein Sachschaden von 400’000 Franken, wie Pascal Derron, CEO der Swiss E-Prix Operations AG, bereits kurz danach vermeldete. Sein Sprecher ­­Oehen sagte am Mittwoch, man habe Anzeige gegen unbekannt ein­­gereicht.

Auf den Hinweis, dass die Kantonspolizei Bern laut ihrer Medienstelle bisher keine Kenntnis von einer solchen Anzeige hat, teilte Oehen schriftlich mit: «Da es sich um ein hängiges Verfahren handelt, können wir dies leider nicht weiter kommentieren.» Seine Firma gehe davon aus, «dass es ein öffentliches ­­Interesse gibt, die Verursacher der hohen Schadenssumme zur Rechenschaft zu ziehen.» Dies sei Aufgabe der Berner Strafverfolgungsbehörden.

Tatsächlich würde es sich bei einem Sachschaden in dieser Höhe grundsätzlich um ein ­­Delikt handeln, das von Amtes wegen verfolgt werden müsste. Laut Rechtsexperten wäre aber auch in diesem Fall das übliche Vorgehen, dass der Geschädigte Anzeige einreicht und seinen Schaden beziffert – was laut Polizei eben nicht geschehen ist. Es sei absurd, davon auszugehen, dass Behörden aufgrund von ­­Medienberichten von sich aus zu ermitteln begännen.

Stadt sicherte sich ab

Fein raus aus dem Schlamassel ist – zumindest finanziell – die Stadt Bern. Der Gemeinderat hatte eine finanzielle Beteiligung stets ausgeschlossen, und wie er vor einem Monat in seinem Bericht schrieb, liess er sich mit einer Bankgarantie über 900000 Franken absichern. Darin steht auch, dass die Stadt Bern der Veranstalterin – der Swiss E-Prix Operations AG – für ihren Aufwand 650’000 Franken in Rechnung stellte.

«Die Stadtkasse wird nicht belastet», sagt der zuständige ­­Gemeinderat Reto Nause (CVP). Das Gleiche gelte für die Forderungen der städtischen Anstalten EWB und Bernmobil.

Es sei dem Gemeinderat bewusst, so Nause, dass dies für private Gläubiger eine schwierige Situation darstelle. Die Stadt sei bei solchen Veranstaltungen aber Bewilligungsbehörde und könne nicht für die Bonität eines Veranstalters gerade stehen. «Entsprechend haben wir auch keinen Einblick in die Vertragsverhältnisse zwischen der privaten Veranstalterin und den privaten Auftragnehmern.»

Auf einen Deal wie beim ersten Schweizer E-Prix in Zürich und dieses Jahr in Bern wird sich die Swiss E-Prix Operations AG künftig nicht mehr einlassen. «Bei weiteren Rennen wird sich die öffentliche Hand viel stärker beteiligen müssen», sagte Sprecher Oehen. «Zürich und Bern erhielten weltweite positive Ausstrahlung zum Nulltarif. Das können wir uns künftig nicht mehr leisten.»

Im Moment stellt sich die Frage, ob sich die Firma überhaupt noch etwas wird leisten können.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/e-prix-organisatorin-kann-rechnungen-nicht-bezahlen/story/30519169)



derbund.ch 16.10.2019

Formel-E-Organisatorin in Geldnot

Vier Monate nach dem Formel-E-Rennen in Bern befindet sich die Veranstalterin in finanzieller Schieflage. Schuld seien die Kosten der Sachbeschädigungen rund um die Velodemo.

Andres Marti

Die Veranstalterin des im Juni durchgeführten E-Prix-Rennens kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Schuld am «Zahlungsverzug» seien «Kostenüberschreitungen, welche nicht die Organisatorin zu verantworten habe, und der finanzielle Schaden aus den Sachbeschädigungen infolge der Demonstration vor dem Rennen». Dies steht in einem Brief der Veranstalterin Swiss E-Prix an einen Gläubiger, welcher der «Berner Zeitung» vorliegt.

Bei der Velo-Demo unmittelbar vor dem Rennwochenende hatten Vandalen Logo-Bänder der Sponsoren weggerissen. Auch sollen Fernseh- und Stromkabel durchschnitten worden sein. Laut den Veranstaltern sei dabei ein Sachschaden von 400’000 Franken entstanden.

Stadt liess sich absichern

Swiss-E-Prix-Pressesprecher Stephan Oehen bestätigt auf Anfrage die «angespannte Liquiditätslage» des Unternehmens. Entgegen geäusserten Vermutungen sei die Stadt als Gläubigerin jedoch in keinster Weise davon betroffen. Laut Oehen hat sich die Stadt im Voraus gegenüber einer allfälligen Zahlungsunfähigkeit bei der Bank Julius Bär absichern lassen. Die Garantie reicht bis 900’000 Franken, in Rechnung gestellt hat die Stadt rund 650’000 Franken.

Knappes Budget

Es trifft nun also vor allem private Gläubiger. Die genaue Höhe der offenen Rechnungen gibt Swiss E-Prix allerdings nicht bekannt. Gerüchte, laut welchen es um Millionenbeträge gehe, weist das Unternehmen zurück. Gegenüber dem «Bund» sprach Pressesprecher Oehen von einem «mittleren sechsstelligen Betrag».

Das Finanzloch kann dabei laut Oehen nicht einfach von der Formel-E-Muttergesellschaft in London übernommen werden. Swiss E-Prix Operations AG sei ein finanziell unabhängiges Franchise-Unternehmen von dieser.

Noch im Juni bezeichnete jedoch der Chef der Schweizer Formel-E die Muttergesellschaft als Geschädigte, welche auch die unbekannten Vandalen zur Anzeige bringe. Darauf angesprochen, sagte Oehen, dies sei die «Lagebeurteilung zum damaligen Zeitpunkt» gewesen.

Das Problem sei nicht nur der bei der Demo entstandene Schaden, so Oehen, sondern die indirekten Folgen. So habe man aus Angst vor Sabotageakten das Sicherheitsdispositiv nach der Demo massiv erhöhen müssen. Dabei seien Folgekosten entstanden, die mit dem «zugegebenermassen knapp bemessenen Budget» nicht mehr gedeckt waren und zum jetzigen Finanzloch geführt hätten. Konkurs sei jedoch kein Thema, heisst es bei Swiss E-Prix.

Bern Expo betroffen

Zu den Gläubigern gehört etwa die Messeveranstalterin Bern Expo. «Ein paar Rechnungen für organisatorische und logistische Leistungen sind noch offen», bestätigt deren Sprecher Adrian Erni. Um welche Summe es sich handelt, will Bern Expo nicht sagen. Der grosse Betrag sei hingegen vollumfänglich bezahlt worden. «Swiss E-Prix hat bei uns bereits im Vorfeld eine 100-prozentige Anzahlung geleistet und diese auch bezahlt», sagt Erni.

Bei der privaten Sicherheitsfirma Bronco Security, welche die Anlagen beschützte, wollte man mit dem «Bund» nicht über offene Rechnungen sprechen. Das Unternehmen bewachte während und vor dem Rennen die Infrastruktur der Formel-E und musste ihre Bewachungen wegen des Widerstands der Formel-E-Gegner intensivieren.

Das Rennen vom 22. Juni hatte in der Bundesstadt gemischte Reaktionen ausgelöst. Sie reichten von Faszination und Freude bei Motorsport-Fans bis hin zu scharfer Ablehnung. Die Stadtregierung hatte die Durchführung des Rennens in Bern trotz rot-grüner Kritik ermöglicht. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) sagte gegenüber dem «Bund», dass sich die Stadt stets auf die Rolle der Bewilligungsbehörde beschränkt habe. Nause bestätigte zudem, dass die Stadt durch die Garantie der Bank Julius Bär komplett abgesichert sei. Dazu gehörten auch EWB-Rechnungen oder Mehrkosten, welche etwa für Bernmobil entstanden seien.
(https://www.derbund.ch/news/standard/formel-e-organisatorin-in-geldnot/story/26536838)



bernerzeitung.ch 16.10.2019 – Nachmittags-Version

E-Prix-Organisatorin kann Rechnungen nicht bezahlen

Die Veranstalterin des Formel-E-Rennens vom letzten Juni in Bern steckt in finanzieller Not. Gläubiger werden vorerst bis Ende Jahr vertröstet.

Christoph Hämmann

Bei aller Kritik am Formel-E-Grand-Prix in Bern galt immerhin stets die Gewissheit: Der Anlass vom 22. Juni kostet die Stadt nichts. Der Gemeinderat hatte eine finanzielle Beteiligung von Anfang an ausgeschlossen.

Nach der Auswertung des Anlasses stellte die Stadt Bern der Veranstalterin – der Swiss E-Prix Operations AG – für ihren Aufwand 650’000 Franken in Rechnung.

Allerdings befindet sich die Veranstalterin jetzt in finanzieller Schieflage. In einem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, teilt die Swiss E-Prix Operations AG einem Gläubiger mit, dass sie «in Zahlungsverzug geraten» sei.

Gründe dafür seien «Kostenüberschreitungen, welche nicht die Organisatorin zu verantworten hat, und der finanzielle Schaden aus den Sachbeschädigungen in Folge der Demonstration vor dem Rennen».

An dieser Demo entstand ein Sachschaden von 400’000 Franken, wie Pascal Derron, CEO der Swiss E-Prix Operations AG, Ende Juni darlegte. Als Geschädigte bezeichnete Derron in einem Interview mit dieser Zeitung allerdings die Muttergesellschaft der Formel E in London. Zudem war er zuversichtlich, dass die Täter aufgrund von Videoaufnahmen überführt und zur Kasse gebeten werden können.

Bei der Swiss E-Prix Operations AG war heute bisher niemand erreichbar. Auch bei der Stadt Bern konnte noch niemand zur neusten Entwicklung Stellung nehmen. Laut dem Finanzportal Inside Paradeplatz, das heute bereits über die finanziellen Probleme der E-Prix-Organisatoren berichtet hat, hat die Bank Julius Bär als Sponsorin gegenüber der Stadt mit einer Bankgarantie gebürgt.

Tatsächlich schrieb die Stadt im September in ihrem Abschlussbericht zur Veranstaltung, dass sie sich gegen eine allfällige Zahlungsunfähigkeit der Veranstalterin mit einer Bankgarantie über 900’000 Franken absichern liess.

Das dürfte bedeuten, dass die Stadt finanziell fein raus ist – es bliebe ein Reputationsschaden und eine moralische Verantwortung gegenüber privaten Betrieben, die auf unbezahlten Rechnungen sitzen.

Laut dem Schreiben der Swiss E-Prix Operations AG an den Gläubiger hat die Organisatorin eine spezialisierte Firma beigezogen, die sie bei der «Anpassung des Business Case und der eingeleiteten Re-Finanzierung» unterstütze. Das Ziel sei es, bis Ende des Jahres eine Lösung auszuarbeiten.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/e-prix-organisatorin-kann-rechnungen-nicht-bezahlen/story/30519169)
-> https://www.derbund.ch/bern/nach-formel-e-rennen-in-bern-veranstalter-in-zahlungsverzug/story/26942284
-> https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/finanzielle-probleme-formel-e-veranstalter-koennen-rechnungen-nicht-bezahlen
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Berner-Formel-E-steht-in-der-Kreide-23906073
-> https://www.watson.ch/schweiz/sport/549117434-nach-formel-e-rennen-in-bern-veranstalter-in-zahlungsverzug
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/nach-formel-e-rennen-in-bern-veranstalterin-in-zahlungsverzug-65599508
-> https://www.blick.ch/news/wirtschaft/autorennen-nach-formel-e-rennen-in-bern-veranstalter-in-zahlungsverzug-id15569046.html



Strom-Formel-1: KMU bluten, Bär lacht
Lieferanten bangen um Millionen für Formel-E-Rennen von Bern – Veranstalter gibt Demos Schuld – Sponsor Bär: Not Our Problem.
https://insideparadeplatz.ch/2019/10/16/strom-formel-1-kmu-bluten-baer-lacht/