Medienspiegel 11.10.2019

Medienspiegel Online: https://antira.org/category/medienspiegel

+++SCHWEIZ
Bundesrätin Keller-Sutter warnt vor den Folgen einer neuen Migrationswelle: «Europa hat aus der Flüchtlingskrise nichts gelernt»
Bundesrätin Karin Keller-Sutter übt im BLICK-Interview scharfe Kritik an der europäischen Migrationspolitik. Gleichzeitig verurteilt sie den türkischen Einmarsch in Nordsyrien und warnt davor, dass die dort gefangenen Dschihadisten freikommen könnten.
https://www.blick.ch/news/politik/bundesraetin-keller-sutter-warnt-vor-den-folgen-einer-neuen-migrationswelle-europa-hat-aus-der-fluechtlingskrise-nichts-gelernt-id15561796.html


Reaktionen eritreischer Flüchtlinge auf Friedensnobelpreis – Echo der Zeit
Der Friedensprozess zwischen Äthiopien und Eritrea ist auch in der Schweiz von grossem Interesse. Mehr als 40’000 Eritreerinnen und Eritreer leben hier, vor allem Flüchtlinge und Asylsuchende.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=fded7c88-4f1d-4a5d-8863-d97269bb7192
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/tauwetter-am-horn-von-afrika-das-eritreische-regime-hat-sich-nicht-geaendert


Nativ verzichtet für Flüchtlinge auf sein Geld
Seine neuste Single gibts nur zum Kaufen – und zwar für 10 Franken pro Download: Der Berner Rapper Nativ startet damit eine Sammelaktion für ein Hilfswerk. Und verzichtet auf sein Geld.
https://www.20min.ch/entertainment/musik/story/Nativ-verzichtet-fuer-Fluechtlinge-auf-sein-Geld-10809326


Erfolgreich jonglieren zwischen Beruf und Familie
Mit 26 Jahren hat Nazriet Yosief aus Eritrea schon viel erreicht. Sie hat das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis als Detailhandelsfachfrau erworben und absolviert zurzeit eine Ausbildung als kaufmännische Angestellte.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/news/archiv/2019/erfolgreich-jonglieren-zwischen-beruf-und-familie.html


+++MITTELMEER
Sea-Watch finanziert neuen Rettungseinsatz der »Alan Kurdi«
Eigenes Schiff der Rettungsorganisation derzeit beschlagnahmt und nicht einsatzbereit
Das Rettungsschiff »Alan Kurdi« will Anfang kommender Woche zu einem neuen Rettungseinsatz aufbrechen. Möglich ist dies durch eine Spende der Organisation Sea-Watch, deren eigenes Schiff derzeit beschlagnahmt im Hafen von Licata/Sizilien liegt.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1126964.seenotrettung-sea-watch-finanziert-neuen-rettungseinsatz-der-alan-kurdi.html


+++EUROPA
Flüchtlinge: Wie 2015 ist es schon wieder?
Die Türkei marschiert in Syrien ein, die griechischen Flüchtlingslager sind schon jetzt wieder überfüllt. Und Europa streitet immer noch um eine gemeinsame Asylpolitik.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/fluechtlinge-asylpolitik-syrien-tuerkei-recep-tayyip-erdogan/komplettansicht


+++LIBYEN
Flüchtlingsabwehr mit Kralle
Wie ein libyscher Menschenhändler zu einem offiziellen Treffen nach Sizilien eingeladen wurde
Abd al-Rahman al-Milad ist einer der gefährlichsten Menschenhändler der Welt. Eine Recherche der Zeitung »Avvenire« hat nun ergeben, dass die italienische Regierung im Mai 2017 mit ihm über die Kontrolle der Flüchtlingsbewegung verhandelt hat.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1127054.fluechtlingsabwehr-mit-kralle.html


+++FREIRÄUME
Ins Museum mit Marx
Die Schützenmatte hat neu ein Museum über Kapitalismus.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/ins-museummit-marx/story/15719804


Autorin über solidarische Ökonomie: „Ein gutes Leben ohne Kapitalismus“
Die Rote Flora veranstaltet einen Kongress zu Perspektiven der Selbstverwaltung. Elisabeth Voß über Widersprüche und die globale Perspektive.
https://taz.de/Autorin-ueber-solidarische-Oekonomie/!5628847/
-> https://kongressselbstverwaltung.blackblogs.org/programm/


+++GASSE
VD: die Beiz von und für Sozialhilfe-Empfänger
Bis vor kurzem waren es ein ganz normales Pub und ein Hotel in Epalinges. Seit einem halben Jahr ist der Kanton Waadt jedoch Besitzer und der Betrieb ist Teil eines Wiedereingliederungs-programms für arbeitslose Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger. Ein schweizweites Pionierprojekt.
https://www.srf.ch/sendungen/regional-diagonal/das-magazin-vd-die-beiz-von-und-fuer-sozialhilfe-empfaenger


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Aktionstag für Rojava
Laufende Updates zum Aktionstag in Bern. Heute um 18.00h: Kundgebung für Rojava auf dem Bahnhofplatz in Bern
https://barrikade.info/article/2716
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/demonstranten-klettern-auf-baldachin/story/12130007
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/vermummte-demonstranten-klettern-auf-berner-baldachin-65597315
-> https://www.derbund.ch/bern/autonome-stuermten-den-baldachin/story/12862427
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/vermummte-rufen-zur-demo-fuer-rojava-auf-135787620
-> https://www.srf.ch/sendungen/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/ex-umweltchef-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-walliser-regierung
-> https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/demo-in-bern-eskaliert-berner-kantonspolizei-setzt-wasserwerfer-und-gummischrot-ein
-> https://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2019/10/20191011_2140_bern_ausschreitungenbeikundgebung



bernerzeitung.ch 11.10.2019

Demo mit Wasserwerfer und Gummischrot aufgelöst

Am Freitagabend fand in Bern eine Kundgebung gegen die Militäroffensive der Türkei in Syrien statt. Vor der türkischen Botschaft im Kirchenfeld-Quartier eskalierte die Situation.

Am Freitagabend fand auf dem Bahnhofplatz eine Solidaritätskundgebung für Rojava, der kurdischen Region in Nordsyrien, statt. Die Kundgebungssteilnehmer demonstrierten gegen die militärische Intervention der Türkei in Syrien.

Um 18 Uhr fanden sich rund 1000 Teilnehmer, die meisten von ihnen Kurdinnen und Kurden, auf dem Bahnhofplatz ein. «Türkische Armee, raus aus Kurdistan!» skandierte die Menge lautstark.

Gegen 18.15 Uhr formierte sich ein Demozug, der durch Christoffel- und Bundesgasse Richtung Bundeshaus zog. Weiter ging es über die Kirchenfeldbrücke ins Kirchenfeld-Quartier. Ziel war die türkische Botschaft am Lombachweg. Die Polizei begleitete den Demozug und liess die Teilnehmer gewähren. Die Kundgebung war nicht bewilligt, wurde von den Behörden aber toleriert.

Eskalation vor der türkischen Botschaft

Gegen 19 Uhr bewegte sich der Demozug durch die Thunstrasse Richtung Thunplatz. Um 19.30 Uhr erreichte der Demozug die türkische Botschaft am Lombachweg. Die kleine Strasse war voll mit Menschen, wie ein Reporter vor Ort berichtete. Rund 30 Meter vor der türkischen Botschaft riegelte die Polizei den Lombachweg mit Gittern ab. Dahinter wurde ein Wasserwerfer in Stellung gebracht.

Laut Augenzeugen hatten sich zahlreiche vermummte Autonome unter die Kundgebungsteilnehmern gemischt. Die Vermummten versuchten, die Polizeisperre zu überwinden und zur Botschaft vorzudringen. Daraufhin setzte die Polizei einen Wasserwerfer und Gummischrot ein. Die Kundgebung wurde aufgelöst. Die Teilnehmer zogen sich aus dem Lombachweg zurück.

Wie ein Reporter vor Ort meldete, ging die Aggression ausschliesslich von den vermummten Demoteilnehmern aus. Die kurdischen Teilnehmer verhielten sich friedlich. Ob es Verletzte gab, ist aktuell nicht bekannt.

Auch der ÖV war betroffen. Wie Bernmobil auf Twitter meldete, war die Tram-Linie 6 zwischen Egghölzli und Zytglogge wegen der Kundgebung unterbrochen

    11.10.2019, 18:30 Uhr: Auf der Linie 6 ist infolge einer Kundgebung die Strecke zwischen Egghölzli und Zytglogge unterbrochen. Dauer: unbestimmt.

    — BERNMOBIL (@BERNMOBIL) October 11, 2019

Bereits am Freitagmittag machten Aktivisten auf die Kundgebung aufmerksam. Zwei Aktivisten kletterten auf den Glasbaldachin beim Bahnhof.

Quelle: jsp, tag
(https://www.bernerzeitung.ch/news/standard/demo-auf-dem-bahnhofplatz/story/22724802)



Besetztes Einfamilienhaus wird geräumt
Die Polizei bestätigt einen Einsatz im besetzten Haus im Berner Schosshaldenquartier. Die Eigentümerin hat eine Anzeige eingereicht.
https://www.derbund.ch/bern/einfamilienhaus-im-berner-wohnquartier-besetzt/story/26090802
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/kurzer-prozess-bei-neuster-hausbesetzung-in-bern-135787626
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Weiteres-Gebaeude-besetzt-20956736
-> https://www.srf.ch/sendungen/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/ex-umweltchef-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-walliser-regierung
-> https://twitter.com/ag_bern/status/1182591316082995201



DAS BESETZTE GEBÄUDE AN DER BITZIUSSTRASSE IST BEREITS GERÄUMT
In der Nacht auf Freitag wurde ein Einfamilienhaus im Berner Schosshaldequartier von einem Kollektiv besetzt – nun steht es schon wieder leer.
(bernerzeitung.ch 11.10.2019)

In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober hat das Kollektiv «Rosa Bonheur» das Haus an der Bitziusstrasse 13 in Bern besetzt. Das ist in einer Mitteilung zu lesen, die am Freitagmorgen verschickt wurde.

Vor dem Mittag bestätigt die Kantonspolizei Bern die Besetzung: Die Polizei stehe in Kontakt mit der Eigentümerschaft und prüfe das weitere Vorgehen. Das Haus ist in Privatbesitz, persönliche Gegenstände befänden sich darin. Offenbar steht es seit Jahren leer, die Villa und der dazugehörige Garten befinden sich in einem schlechten Zustand.

Einen Einsatz an der Bitziusstrasse bestätigte Polizeisprecher Dominik Jäggi dann kurz vor 16 Uhr: Aufgrund eines Strafantrages seien die Einsatzkräfte ausgerückt. Man wolle einen Augenschein vor Ort nehmen und die mögliche Täterschaft identifizieren.

Ziel des Einsatzes sei es, die Liegenschaft an die rechtmässigen Eigentümer zurückzugeben. Über die Anzahl Personen, die sich im Gebäude befinden, konnte Jäggi zunächst keine Angaben machen.

Anschliessend ging es schnell: Sechs Besetzerinnen und Besetzer – drei Frauen und drei Männer – wurden angehalten. Drei von ihnen hätten die Liegenschaft freiwillig verlassen, wie Polizeisprecher Christoph Gnägi vor Ort erklärte. Die anderen seien dann gefolgt. Zum Alter der Besetzer machte Gnägi keine Angaben. Die sechs Personen wurden für die Personalkontrolle auf die Wache gebracht.

Wie es nun mit der Liegenschaft weitergeht – ob sie etwa abgesperrt wird – ist Sache der privaten Eigentümer.

«An den Rand der Stadt gedrängt»

Gemäss eigenen Angaben setzt sich das Kollektiv zusammen aus verschiedenen sozialen Hintergründen, Geschlechtern, Jahrgängen und politischen Ideen. «Wir haben es satt, dass bezahlbarer Wohnraum in der Stadt Bern immer seltener wird, Leerstand zum Normalzustand wird und so Menschen, die nicht in das Stadtbild passen, an den Rand der Stadt gedrängt werden», war in der Mitteilung vom Freitagmorgen zu lesen.

Das Kollektiv brauche Freiräume und Platz für seine Ideen und Träume. Es kämpfe gegen eine triste Gesellschaft mit all ihren Normen.

Man wolle den Räumen des alten Hauses an der Bitziusstrasse 13 neues Leben einhauchen. Dies wollte das Kollektiv eigenen Angaben zufolge mit antikapitalistischen, antifaschistischen, queerfeministischen Inhalten gestalten. Die Form des Besetzens sei dabei ein bewusster Ausdruck.

Das Kollektiv «Rosa Bonheur» plante offenbar, nicht nur kurzfristig im Gebäude an der Bitziusstrasse zu bleiben. Es lud dazu ein, das Projekt etwa bei einem gemeinsamen Abendessen oder beim Gartenumbau zu besuchen.

    Seit einigen Stunden ist das Haus an der Bitziusstrasse 13 in #Bern besetzt. Sie freuen sich über Besuch. Mehr Infos folgen.#squat#besetzt#freiraum#bezahlbarerwohnraumpic.twitter.com/rhE9QfXn9k

    — anarchistisch.ch (@ag_bern) October 11, 2019

Quelle: pd/bey/jsp
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/gebaeude-an-der-bitziusstrasse-besetzt/story/20144411)



kollektiv_rosa_bonheur
Hallo Welt! Seit einigen Stunden hauchen wir dem Haus an der Bitziusstrasse 13 im Bern neues Leben ein.
Wir, das ist das Kollektiv “Rosa Bonheur”, sind ein zusammengewürfelter Haufen unterschiedlichen Alters, Geschlechter, sozialen Hintergründen und politischen Träumen. Wir haben es satt, dass bezahlbarer Wohnraum in der Stadt Bern immer seltener wird, Leerstand zum Normalzustnad wird und so Menschen, die nicht in das „neue und moderne“ Stadtbild passen, an den Rand der Stadt gedrängt werden. Wir kämpfen gegen eine triste Gesellschaft mit all ihren Normen und brauchen Platz, um unsere Ideen und Utopien ausleben zu können.
Für die kommenden Tage haben wir bereits ein Programm zusammen gestellt. (siehe Flyer)

Erreichbar sind wir hier auf Instagramm oder per Mail unter: rosa_bonheur@immerda.ch

Wir freuen uns auf euren Besuch!
Wir bleiben alle!

Updates folgen!

#besetzen #besetzt #freiraum #bezahlbarerwohnraum #bern

https://www.instagram.com/p/B3eGC__gabi/
-> https://barrikade.info/article/2719


So lebten die Besetzer im ehemaligen Altersheim
Die Polizei räumte am Donnerstag das besetzte Altersheim in Zollikofen. Der Gemeindepräsident lud noch am selben Tag zur Besichtigung des Gebäudes ein.
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/So-lebten-die-Besetzer-im-ehemaligen-Altersheim-22781498


Behörden wollen DNA-Profile der Klimaaktivisten auswerten
Die Frist der DNA-Proben der jungen Umweltschützer, die im Juli den Eingang am Paradeplatz der Credit Suisse blockierten, ist nun abgelaufen. Die Behörden haben jedoch nicht alle Proben vernichtet.
https://www.telezueri.ch/zuerinews/behoerden-wollen-dna-profile-der-klimaaktivisten-auswerten-135787872


Urteilsbegründung Bodumvilla: «Begehung von Straftat nicht gerechtfertigt»
Wegen Hausfriedensbruchs hat das Luzerner Bezirksgericht im vergangenen Juni die Journalistin Jana Avanzini verurteilt und eine Busse ausgesprochen. Jetzt liegt das begründete Urteil vor.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/urteilsbegruendung-bodumvilla-begehung-von-straftat-nicht-gerechtfertigt-ld.1159370


+++BIG BROTHER
Terrorismusbekämpfung: Kommission will präventiv-polizeiliche Massnahmen verstärken
Die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerates (SiK-S) beantragt einstimmig, auf die Vorlage des Bundesrates über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus einzutreten (19.032). Sie unterstützt die vorgeschlagene Stossrichtung und möchte ein möglichst griffiges Instrumentarium zur Terrorismusbekämpfung schaffen.
https://www.parlament.ch/press-releases/Pages/mm-sik-s-2019-10-11.aspx


+++ANTIRA
Italien, Immer mehr Migranten Opfer von Arbeitsunfällen
„Migranten sterben auf See und sie sterben am Arbeitsplatz“, mit diesen Worten hat der Bürgermeister von Palermo Leoluca Orlando die aktuelle Studie des staatlichen Istituto Nazionale per l’Assicurazione contro gli Infortuni sul Lavoro (INAIL) kommentiert. Darin heißt es, dass die Zahl der Arbeitsunfälle nicht-europäischer migrantischer Arbeiter in den Jahren 2017 und 2018 um 7,8% zugenommen hat und die Zahl der Todesopfer von 81 im Jahr 2017 auf 88 im Jahr 2018 gestiegen ist. Auch 2019 bleibe das Risiko am Arbeitsplatz für Migranten unverändert hoch. „Genau wie die italienischen Migranten, die in den 50er und 60er Jahren in den belgischen Bergwerken ums Leben gekommen sind, werden Einwanderer aus Afrika und Asien heute in Europa und in Italien gesellschaftlich marginalisiert, um dann auf den Feldern oder in den schwersten und niedrigsten Jobs ausgebeutet zu werden.“
https://ffm-online.org/italien-immer-mehr-migranten-opfer-von-arbeitsunfaellen/


+++RECHTSPOPULISMUS
Vandalen rufen zur Tötung von SVP-Politikern auf
Versprayte Wahlplakate sind nichts Ungewöhnliches. In Basel ist die Sache jetzt aber zu einem Offizialdelikt eskaliert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Aufruf zu Gewalt.
https://www.20min.ch/schweiz/basel/story/Vandalen-rufen-zur-Toetung-von-SVP-Politikern-auf-14545156
-> https://www.bazonline.ch/toetungsaufruf-auf-wahlplakat/story/28578598


+++RECHTSEXTREMISMUS
Neonazis planen Konzert im Wallis – Polizei spricht von «problematischer Veranstaltung»
Am «Edelweiss Concert» sollen am Samstag drei international bekannte Bands aus der rechtsextremen Szene auftreten. Organisatoren und Bands gehören einem gewalttätigen Neonazi-Netzwerk an. Die 7 wichtigsten Antworten.
https://www.watson.ch/schweiz/romandie/749049736-blood-and-honour-netzwerk-plant-neonazi-konzert-im-wallis
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/fuer-rechtsextreme-aus-ganz-europa-neonazis-planen-geheimes-konzert-im-wallis-id15560568.html
-> https://twitter.com/antifa_bern/status/1182612877364076549
-> https://exif-recherche.org/?p=4399
-> Thread zu Combat 18: https://twitter.com/antifa_bern/status/1020331115171770368
-> http://www.rro.ch/cms/am-samstag-soll-im-unterwallis-ein-konzert-stattfinden-an-welchem-bands-aus-der-rechtsextremen-szene-auftreten-die-polizei-trifft-entsprechende-massnahmen-104454
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Neonazis-planen-Konzert-im-Wallis-12607709
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/verwirrung-um-nazi-geheim-konzert-im-wallis-65597230
-> https://www.1815.ch/news/wallis/aktuell/polizei-ermittelt-wegen-moeglichen-neonazi-konzerten/



tagesanzeiger.ch 11.10.2019

Anschläge von Rechtsextremen sind auch in der Schweiz möglich

Schweizer Neonazis sind international bestens vernetzt. Rechtsextrem motivierte Zwischenfälle haben zugenommen.

Kurt Pelda

Die rechtsextreme Szene in der Schweiz ist klein und zersplittert, aber gut vernetzt mit dem Ausland. Dass an Treffen von Neonazis – abgesehen von grossen Konzerten – selten mehr als 20 Personen teilnehmen, sollte nicht von der Gefahr ablenken, die zum Beispiel von möglichen Einzel- und Nachahmungstätern ausgeht. Die Hassrede in den sozialen Medien gegen Muslime, Schwarze und Juden sowie die Diskussionen in den einschlägigen Chatgruppen haben ein Ausmass angenommen, das Anschläge auch in der Schweiz vorstellbar macht.

Zahlreiche Schusswaffen

Viele Rechtsradikale sind bestens mit legal erworbenen Feuerwaffen ausgerüstet, und manche von ihnen arbeiten in der Sicherheitsbranche, wodurch sie über Wissen und Können verfügen, die einem «normalen» Attentäter in der Regel fehlen. Synagogen und jüdische Schulen werden von gut trainierten Sicherheitsleuten geschützt. Gewaltbereite Neonazis könnten deshalb zum Beispiel auf Moscheen oder Asylheime ausweichen. Diese sind bestenfalls mit Sicherheitskameras ausgerüstet, sie stellen also sogenannte weiche Ziele für Terroristen dar.

Schweizer Neonazis verfügen über gute Beziehungen zu Gleichgesinnten im Ausland. Während sich die Résistance Helvétique in der Romandie unter anderem an der inzwischen verbotenen französischen Bastion Social und an der neofaschistischen Casa Pound in Italien orientiert, blicken die Deutschschweizer Braunen eher nach Norden. So laden die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) und andere Neonazi-Gruppen gerne Redner und Musiker aus der deutschen Neonazi-Szene ein. In der Schweiz gibt es – anders als in Deutschland oder in Österreich – keinen Verfassungsschutz, der solche Gruppen beobachtet und allenfalls verbieten lässt. Ganz bewusst hat der Bundesrat darauf verzichtet, dem Nachrichtendienst (NDB) das Abhören gewalttätiger Extremistengruppen zu erlauben, weil diese angeblich näher bei politisch-ideologischen Bewegungen angesiedelt seien und man deshalb besondere Zurückhaltung walten lassen müsse.

So kann die rechtsradikale Splittergruppe Nationale Aktionsfront ungeniert Werbung für eine musikalisch umrahmte Vortragsveranstaltung unter dem Titel «Völkisches Forum» machen. Dieses Treffen soll Ende November im Mittelland stattfinden. Eingeladen ist zum Beispiel der deutsche Gitarrist Frank Kraemer von der Rechtsrockgruppe Stahlgewitter. Angekündigt ist weiter der Schweizer Neonazi Adrian Segessenmann, Vorsitzender der «völkisch-heidnischen» Avalon-Gemeinschaft. Er soll über den «Nationalen Sozialismus im 21. Jahrhundert» berichten.

«Nationaler Widerstand»

Dass solche Veranstaltungen – auch unter Mitwirkung deutscher Neonazis – in der Schweiz möglich sind, gibt zu denken. Die Nationale Aktionsfront setzt sich für die «Erhaltung der eigenen Art» ein und hält «Abwehrverhalten gegen Artfremde» für legitim, wie in ihren Grundsätzen nachzulesen ist. Sie sieht sichals Sammlungsbewegung des ­«nationalen Widerstands», die sich gegen den «rassenbiologischen Niedergang dieser Zeit» zur Wehr setzt und dem «bedingungslosen Kampf» gegen jede Form von Überfremdung das Wort redet. Bedingungslos, schliesst das auch Gewalt gegen Fremde ein?

Dass die Zahl der rechtsextrem motivierten Zwischenfälle erstmals seit längerem wieder im Steigen begriffen ist, kann vor solchem Hintergrund nicht erstaunen. 2018 verzeichnete der NDB 53 Ereignisse im Bereich des gewalttätigen Rechtsextremismus, eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. Allerdings kam es zu keiner einzigen rechtsextremen Gewalttat. Zum Vergleich: Es gab rund viermal mehr linksextreme Ereignisse, wobei die Zahl der Gewalttaten von 100 auf 78 sank. Diese Zahlen aus der Vergangenheit sagen aber wenig über die Zukunft aus. Obwohl Linksextremisten in der Schweiz gewalttätig sind, traut ihnen im Moment niemand einen Massenmord zu. Das ist ganz anders bei Neonazis und Jihadisten.

Rechtsradikale sowie sogenannte Reichsbürger und Staatsleugner aus Deutschland suchen Schutz in der Schweiz oder nützen die liberalen hiesigen Gesetze aus, um von hier aus ihre Giftpropaganda zu verbreiten. So fallen etwa in der Region Basel gleich zwei rechtslastige, verschwörungstheoretische Plattformen auf, die ihre zum Teil hetzerischen Berichte vor allem auch mit Blick auf ein deutsches Zielpublikum veröffentlichen. Bei beiden Medien sind deutsche Verschwörungstheoretiker und Staatsleugner federführend.

Eine Art Schattenarmee

Einiges deutet auch darauf hin, dass das Soldatennetzwerk Uniter sich verstärkt auf die Schweiz konzentriert. Uniter wird von einigen deutschen Medien verdächtigt, eine Art Schattenarmee zu bilden. Diese würde angeblich an einem «Tag X» zum Beispiel linke Politiker ermorden wollen. Eine Führungsfigur des Netzwerks dementierte solche Pläne gegenüber der Redaktion Tamedia allerdings aufs Heftigste. Nichtsdestotrotz scheinen deutsche Exponenten von Uniter in der Schweiz zunehmend sichtbarer zu werden, nicht zuletzt weil in Deutschland gegen Uniter ermittelt wird. Nachdem eine Veranstaltung in Luzern vor einiger Zeit hat abgesagt werden müssen, plant Uniter nun für heute eine neue Zusammenkunft in der Zentralschweiz.

Die Pnos als mit Abstand grösste rechtsradikale Bewegung der Deutschschweiz durchläuft derweil schwierige Zeiten. Die Gruppe versucht sich als «moderne Rechtspartei» zu etablieren, stösst damit aber bei den hartgesottensten Neonazis, unter ihnen Mitglieder von Blood & Honour und Combat 18, auf Ablehnung. Eine weitere Splittergruppe mit Verbindungen zu diesen zwei Formationen führt im Raum Zürich Veranstaltungen durch – mit Hitlergruss, Hakenkreuzen und SS-Runen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/rechtsextreme-sind-auch-in-der-schweiz-bewaffnet/story/14200369)



Virtuell vernetzter Rechtsterrorismus
Die jüngsten rechtsterroristischen Anschläge inszenierten sich als Ego-Shooter, wobei der Terrorist zum Single-Player wird. Ziel ist es auch, einen möglichst hohen „Highscore“ an Todesopfern zu erzielen. Der Attentäter von Christchurch hat diesen Tätertypus mit seinem Livestream perfektioniert: Töten als Live-Event. Dennoch sind diese virtuell und global gut vernetzten Attentäter ideologisch keine Einzeltäter.
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/virtuell-vernetzter-rechtsterrorismus


Frauenhasser, Psychopathen oder einfach einsame Menschen? Die toxische Welt der Incels
Frauenhasser, Psychopathen, Rechtsradikale, sozial Isolierte, Amokläufer oder einfach nur unglaublich einsame Menschen – wer und was sind Incels? Eine Spurensuche im Netz.
https://www.watson.ch/!755600064


+++HISTORY
Verdrängte Geschichte
Die Schweiz hat grossen Aufarbeitungsbedarf, was die Geschichte der nationalsozialistischen Fronten der 1930er Jahre angeht.
https://www.tachles.ch/artikel/schweiz/verdraengte-geschichte