antira-Wochenschau: Abschottender Verteilmechanismus der EU, abgesagtes Theater in Basel, linke Unterstützer*innen des Verhüllungsverbots

Bild: “Patriot patrols” an der südenglischen Küste

Antirassistischer Rückblick auf eine Woche voller Rassismus

Was ist neu? 
EU-Gipfel zum Verteilungsmechanismus von Geflüchteten endet in noch mehr AbschottungIn hohen Tönen lobten sich Italien, Frankreich, Deutschland und Malta letzte Woche selbst. Sie hätten sich beim Malta-Gipfel endlich auf einen Aufnahme- und Verteilungsmechanismus für aus dem Mittelmeer angelandete Geflüchtete geeinigt. So müssen diese nicht mehr tagelang auf See ausharren, weil ihnen Italien oder Malta die Hafeneinfahrt verweigern. “Hochzufrieden” zeigte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer anschliessend. Maltas Innenminister Farrugia sagte gar, man habe “begonnen, Geschichte zu schreiben”.Erst diese Woche wurden aber die Details der Abschlusserklärung des Malta-Gipfels bekannt. Diese betonen vor allem den Ausbau der Festung Europa im zentralen Mittelmeer. Von humanitärem Aufnahme- und Verteilungs-Blabla steht da nicht mehr so viel drin. Einige Beschlüsse (oder eben nicht-Beschlüsse):- Aufnahmequoten wurden keine festgelegt. Dies passiere erst am Treffen der Innnenminister*innen vom 8. Oktober. Zudem haben sich erst zwei Staaten (Deutschland und Frankreich) bereiterklärt, sich an einer vorgegebenen Aufnahmequote zuzustimmen. Mario Gattiker vom Staatssekretariat für Migration (SEM) hat bereits klar gemacht, dass die Schweiz da nicht mitmachen würde und keinen fixen Prozentsatz der aus Seenot Geretteten aufnehmen wird.- Es stellt sich die Frage, über wessen Verteilung überhaupt gesprochen wird. Alle, die mit dem Ziel Europa ins Mittelmeer stechen? Oder nur diejenigen, die die Überfahrt überleben? Schafft es Europa nämlich, die Seenotrettung noch stärker zu kriminalisieren und die libysche Küstenwache noch effektiver zu stärken, dann gibt es auch keine Menschen mehr zu verteilen. Und genau diese beiden Ziele werden im Malta Papier prominent fetgehalten: – Die EU wird weiterhin keine Seenotrettung mehr durchführen.- Die nordafrikanischen Küstenwachen sollen gestärkt werden. Dies, obwohl die brutale Vorgehensweise beispielsweise der libyschen Küstenwache hinreichend bekannt ist.- Für private Rettungsschiffe gelten neu noch härtere Gesetze. Insbesondere sollen sie die staatliche Küstenwache (d.h. die nordafrikanischen Küstenwachen) nicht an ihrer Arbeit hindern. Diese Formulierung lässt sehr grossen Handlungsspielraum für die Kriminalisierung von privaten Rettungsschiffen.Hier gibt es die vollständige Abschlusserklärung zu lesen:
https://ffm-online.org/abschlusserklaerung-des-malta-gipfels/
https://taz.de/Innenministertreffen-zur-Seenotrettung/!5629312/
https://ffm-online.org/abschlusserklaerung-des-malta-gipfels/
https://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-abkommen-von-malta-dient-abschottung-der-eu-a-1288803.html
https://www.tagblatt.ch/schweiz/bund-winkt-ab-die-schweiz-will-keine-bootsfluechtlinge-direkt-aus-italien-aufnehmen-ld.1153388

Gewaltvolle Pushbacks von Kroatien nach Bosnien
Seit Monaten sind viele Tausende Geflüchtete an der Bosnisch-Kroatischen Grenze blockiert. Oft werden sie von den kroatischen Grenzschützer*innen an den Grenzen zu Kroatien abgefangen, verprügelt, ausgeraubt und zurück nach Bosnien gebracht. Dieses Vorgehen der kroatischen Grenzschützer*innen wurde bereits mehrfach dokumentiert und geschieht im Auftrag der europäischen und der schweizer Regierung. Deshalb hat das europäische Bürger*innenforum eine Briefaktion an Bundesrätin Keller-Sutter gestartet (Link: https://forumcivique.org/kampagnen/balkanroute/). Leider kümmern die Missstände in Kroatien und Bosnien im Auftrag der EU und Schweiz Bundesrätin Keller-Sutter wenig. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht das Staatssekretariat für Migration bereits gerügt hat.
https://www.nzz.ch/international/bosnien-tausende-migranten-stranden-auf-dem-weg-in-die-eu-ld.1509057
https://www.blick.ch/news/politik/fluechtlinge-misshandelt-bund-schickt-asylsuchende-nach-kroatien-und-wird-geruegt-id15527385.html

Drohende Zwangsumsiedlung von der Türkei nach Nordsyrien
Auf mehreren griechischen Inseln wie Lesbos oder Samos hat sich die Zahl der Geflüchteten seit April fast verdoppelt. Die Zunahme der Geflüchteten vom türkischen Festland steht im Zusammenhang mit der neuen politischen Migrationsstrategie der Regierung Erdogans. Einerseits ist der EU-Türkei-Deal am Wackeln und es reisen immer mehr Menschen wieder von der Türkei Richtung Griechenland weiter. Andererseits steigt der Abschiebungsdruck in der Türkei, was viele Menschen zu einer Weiterreise bewegt. Menschen aus Afghanistan werden bereits regelmässig abgeschoben. Und Erdogans Ziel ist es, in Zukunft auch Menschen nach Syrien zwangsausschaffen zu können. Die ungefähr 3 Millionen syrischer Geflüchteter sollen ins momentan arabisch-kurdische Autonomiegebiet in Nordsyrien zwangsumgesiedelt werden. Die Regierung Erdogans kündete bereits mehrfach an, dieses Gebiet erobern zu wollen. Für seine Umsiedlungspläne sucht Erdogan Unterstützung von Merkel, Putin und Makron und hat dazu einen „Flüchtlingsgipfel“ einberufen. Durch die Androhung der Grenzöffnung Richtung Westen, besitzt Erdogan ein relativ grosses Druckmittel gegenüber der EU für seine Besatzungspläne Nordsyriens. Was Erdogan nicht erwähnt, ist, dass dies einen neuen Krieg und mindestens genauso viele Geflüchtete zur Folge hätte. Denn in der Region leben neben der multiethnischen und -religiösen Bevölkerung über eine Million Binnengeflüchtete, die vor dem IS geflohen sind, und 300’000 Menschen aus dem von der Türkei besetzten Kanton Afrin.
https://ffm-online.org/seehofer-erdogan-geheimverhandlungen-ueber-2-schmutzigen-deal/
https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-fluechtlingspolitik-101.html
https://www.heise.de/tp/features/Erdogan-will-Fluechtlingsgipfel-mit-Merkel-Macron-und-Putin-4535544.html
https://www.deutschlandfunk.de/folge-der-tuerkischen-fluechtlingspolitik-mehr-migranten-in.795.de.html?dram:article_id=459390

Bundesverwaltungsgericht rügt die schweizer Behörden für Ausschaffungen nach Kroatien
Seit mindestens einem halben Jahr sollte dem Staatssekretariat für Migration (SEM) aufgrund der medialen Berichterstattung und den Informationen durch verschiedene Organisationen bekannt sein, dass die Situation für geflüchtete Menschen in Kroatien äusserst prekär ist. Trotzdem schafft das SEM unbeirrt Menschen dorthin zurück. Hinreichend bekannt ist dem SEM beispielsweise die Praxis der Pushbacks, die Kroatien systematisch durchführt. Menschen auf der Flucht werden ohne Chance auf ein Asylverfahren von kroatischen Beamt*innen zurück nach Bosnien-Herzegowina abgeschoben, oft unter Anwendung von starker körperlicher Gewalt. Regelmässig finden richtiggehende Hetzjagden mit Hunden auf Geflüchtete statt (siehe antira-Wochenschau vom 22. Juni oder vom 28. Juli: oder vom 19. Mai). Wenn die Schweiz also Menschen nach Kroatien abschiebt, dann begibt sie diese wissentliche in die Hände von Prügelpolizist*innen, die die Menschen anschliessend ohne Verfahren aus dem Land jagen. Alls diese Berichte haben das SEM bisher eher wenig beeindruckt und es schickte Geflüchtete im Rahmen der Dublin-Verfahren ohne weiteres zurück nach Kroatien. Nun hat aber das Bundesverwaltungsgericht interveniert und das SEM in zwei Fällen zurückgepfiffen. Es ging unter anderem um den Fall eines Geflüchteten aus Syrien, der sich weigerte, nach Kroatien zurückzugehen. Kroatien sei kein sicheres Land. Er sei von kroatischen Polizist*innen gequält und erniedrigt worden. Das Harmloseste sei gewesen, dass sie im Gefängnis auf ihn uriniert hätten. In zwei Fällen wurde also eine Ausschaffung nach Kroatien gestoppt. Offen bleibt, wie das SEM Ausschaffungen nach Kroatien in Zukunft handhaben wird.
https://www.blick.ch/news/politik/fluechtlinge-misshandelt-bund-schickt-asylsuchende-nach-kroatien-und-wird-geruegt-id15527385.html
https://jurispub.admin.ch/publiws/download;jsessionid=122BD563A7C8C57B4DC6EA78A2717D3E?decisionId=a7c0bc27-5103-4ac6-9a45-9dd1b0f272fa

“Patriot patrols” an den Stränden in Süd-England 
Die rechtsextreme britische Parte „Britain First“ stellt neuerdings sogenannte „patriot patrols“ an den Küsten zu Grossbritannien, um ankommende Geflüchtete zu schnappen. Die Gruppe, die sich „Operation White Cliffs“ nennt, fokussiert vor allem auf die Strände in Süd-England. Sie tragen Leuchtwesten, Fackeln und Ferngläser und suchen so die Küste nach Geflüchteten ab. Eigenen Angaben zufolge, wollen sie die Patroullien in den nächsten Wochen zudem weiter aufstocken. Wenn sie auf Geflüchtete stossen, würden sie umgehend die Polizei oder die Küstenwache informieren. Was sie in der Zwischenzeit noch alles mit den Menschen machen, ist mit ziemlich grosser Sicherheit ziemlich hässlich.Wenn Menschen nach einer oft traumatisierenden Flucht endlich eine Küste erreichen, brauchen sie Menschen, die sie wohlwollend empfangen. Professionell ausgebildete Menschen, die in einer akuten psychischen oder physischen Krise helfen können. Und nicht eine Horde halbstarker Nazis, die sich aufführen, als wären wir im Krieg.
https://metro.co.uk/2019/09/19/far-right-britain-first-patrolling-beaches-catch-migrants-10775258/?ito=cbshare?ito=cbshare

Was ist aufgefallen?
Linke Parlamentarier*innen für Verhüllungsverbot 
Der Ständerat behandelte vergangene Woche die  Volksinitiative für ein landesweites Verhüllungsverbot und empfiehlt sie zur Ablehnung. Hinter der Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» steht das «Egerkinger Komitee» um Nationalrat Walter Wobmann (SVP/SO), das im November 2009 bereits die Initiative für ein Minarett-Verbot durchgebracht hat. Das neue Begehren fordert ein landesweites Verhüllungsverbot im öffentlichen Raum. Im Auge hat das Komitee religiös begründete Verschleierungen, aber auch Vermummung an Demos. Auch viele linke Politiker*innen unterstützen dieses Verbot unter dem Deckmantel der Gleichstellung der Frauen. Dass ihre Position klar islamophob ist, geben diese linken Politiker*innen sogar zu. Dass sie damit allen muslimischen Frauen die Fähigkeit und Freiheit absprechen, für sich selber entscheiden zu können, wie sie sich anziehen wollen, spricht jedoch auch Bände über die Position dieser Politiker*innen in Genderfragen.
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/auch-linke-befuerworten-ein-burkaverbot/story/16674452
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/staenderat-lehnt-burkainitiative-ab/story/21996771

Nationalrat will von der Begrenzungsinitiative nichts wissen
Am Mittwoch hat der Nationalrat über die Unterstützung der Begrenzungsinitiative der SVP abgestimmt und sich für ein «nein» entschieden. Die SVP- Initiative wird vermutlich im Frühjahr 2020 zur nationalen Abstimmung kommen. Anders als bei der Masseneinwanderungsinitiative 2014 fordert die Begrenzungsinitiative die explizite Kündigung des Personenfreizügigkeitsabkommen und fordert, dass ein Überschreiten der 10 Millionengrenze unter allem Umständen bekämpft werden müsse.
https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20190925174208694194158159041_bsd152.aspx

Italien – “Betreuung” von Geflüchteten nach wie vor katastrophalDie Schweizerische Flüchtingshilfe (SFH) hält an ihrer Empfehlung fest, dass eine Ausschaffung oder Überweisung nach Italien aufgrund des Dublin-Abkommens für die betroffenen Personen ein Risiko darstellt. Gemäss ihrer Einschätzung vor Ort vom September sind die Bedingungen im italienischen Asylsystem unzureichend. So entsprächen Unterbringung, Aufnahmeprozedere oder Zugang zu gesundheitlichen Leistungen nicht einem tolerierbaren Standard. Gerade für besonders schutzbedürftige Personen wie schwangere Frauen, Personen die einer sexuellen Minderheit angehören oder in einer schlechten psychischen Verfassung aufgrund von traumatischen Erlebnissen auf der Flucht sind und für unbegleitete Minderjährige sei keine Gewähr, dass diese Personen eine angemessene Betreuung erhielten. Es fehle an (spezialisiertem) Personal, welches die Bedürfnisse der Personen überhaupt erst wahrnehmen könnte.Und dies, obwohl die Asylgesuche seit einem Jahr abnehmen. Die SFH sieht diese Situation in Zusammenhang mit dem vor fast einem Jahr in Kraft getretenen Salvini-Dekrets zur Verschärfung des Einwanderungsgesetzes.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/news/archiv/2019/italien-betreuung-nach-wie-vor-ungenuegend.html

Basler Polizei will Sensibilisierungs-Workshops gegen Racial Profiling einführen
Diskriminierende Personenkontrollen sind in der Schweiz verboten. Kein*e Polizist*in darf Personen auf der Strasse bloss wegen deren Hautfarbe anhalten (Racial Profiling). Doch verschiedene Organisationen und Einzelpersonen machen immer wieder auf die rassistische Praxis bei der Polizei aufmerksam. Obwohl der basler Polizeikommandant explizit betont, dass es so etwas wie Racial Profiling in seinem Korps nicht gebe, will die Basler Polizei nun ihr Personal für Racial Profiling sensibilisieren. Inwiefern sie das wirklich will, oder ob es sich nur um eine PR-Coup handelt, ist etwas fraglich. Die Basler Polizei sagt, sie tue bereits heute viel gegen Racial Profiling. So stelle sie beispielsweise „Ausländerinnen und Ausländer“ als Polizist*innen an. Zudem sollen künftige Polizist*innen Sensibilisierungs-Workshops besuchen. In diesen Workshops sollen sie im Selbstversuch erfahren, wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden. Dass solche Workshops beim Polizeikorps zu einem Umdenken führten, daran zweifelt jedoch Tarek Naguib von der Allianz gegen Racial Profiling: «Einerseits ist es sicherlich eine wichtige Erfahrung für Polizist*innen, die selbst keine Rassismus-Erfahrung haben, selber zu verstehen, was Rassismus bedeutet. Andererseits ist es aber auch naiv zu glauben, dass das Problem mit einem Workshop gelöst werden kann.» Es gäbe bessere Massnahmen, um Racial Profiling zu verhindern. Etwa, indem Polizist*innen allen Menschen, die sie kontrollierten, eine Quittung ausstellten. «Wenn ein*e Polizist*in eine Quittung ausstellt, muss er oder sie eine Kontrolle begründen. Da entstehen wichtige Reflexionsprozesse.»Doch ganz so wichtig scheint der basler Polizei der Kampf gegen Racial Profiling doch nicht zu sein. Sie will kein solches Quittungssystem einführen, mit der Begründung: Es bringe keinen Mehrwert und führe bloss zu mehr Bürokratie. 
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/gegen-rassismus-basler-polizei-sensibiliert-personal-fuer-racial-profiling

Was nun?
Von wegen Äthiopien sei ein sicherer Staat
Die offizielle Schweiz schafft Menschen seit einiger Zeit wieder nach Äthiopien aus. Es gibt zu diesem Zweck sogar einen Deal mit dem äthiopischen Staat und das Bundesverwaltungsgericht sagt, die Abschiebungen seien durchzuführen. Nun hat das Büro des äthiopischen Attorney General (Staatsanwaltschaft) diese Woche den Medien bekanntgegeben, dass im vergangenen Jahr bei Zusammenstössen mehr als 1200 Menschen getötet und mehr als 1,2 Millionen Menschen vertrieben wurden. Nächstes Jahr stehen Wahlen an, viele stimmen überein, dass sich die Spannungen im Land weiter zuspitzen werden. Wer kann, sollte dazu beitragen, dass die Abschiebungen nach Äthiopien gestoppt werden und dass Geflüchtete aus Äthiopien in der Schweiz eine Perspektive erhalten. 
http://branapress.com/2019/09/25/over-1200-people-killed-in-ethnic-clashes-last-year-in-ethiopia/?fbclid=IwAR2YLxOFLtU5mwodrMJcwjWEN-qwjBGQjSAkFSYyu0MUffz-BowhYqaVEsM

Antifa Dreiländereck
Anfang November 2016 wurde der Blog antifa3 erstellt, um über faschistische Umtriebe im Raum Basel, Elsass und Südbaden (insbesondere Weil am Rhein) zu berichten. Nun wurde der Blog umfassend aktualisiert. Schaut mal rein. 
https://antifa3.noblogs.org/

Asylcamps sind keine Lösung
Zu diesem Titel organisiert das Migrant Solidarity Network (MSN) am 9. November eine schweizweite Demo in Bern. Damit alle – insbesondere alle abgewiesenen Geflüchteten – die in Asylcamps leben an der Demonstration teilnehmen können, ruft das MSN dazu auf an Ticket for Protest zu spenden. Viele Geflüchtete haben wegen dem institutionellen Rassismus, der dazu führt, dass Geflüchtete nur eine herabgesetzte Sozialhilfe oder teilweise nur die Nothilfe gewährt wird, schlicht die finanziellen Mittel nicht, sich ein Ticket nach Bern zu leisten. Verein Ticket for Protest, 3018 Bern, Postkonto: CH15 0900 0000 1510 0908 8
https://migrant-solidarity-network.ch/ticket-for-protest/https://migrant-solidarity-network.ch/demo-9-11-19-bern-asylcamps-sind-keine-loesung/

Rüstzeugs gegen den institutionellen Antiziganismus in der Schweiz 
Wer nach Zahlen, Abbildungen oder Argumenten gegen den institutionellen Antiziganismus in der Schweiz sucht, ist gut beraten, den Überblicksartikel von Swissinfo zu lesen. Er zeigt auf, wie die offizielle schweiz Fahrende als Minderheit anerkennt und sie gleichzeitig diskriminiert. Beispielsweise indem die Zahl der Stand- und Durchgangsplätze stänig zurückgeht.
http://www.swissinfo.ch/ger/bedrohte-minderheiten_kein-platz-mehr-fuer-fahrende-in-der-schweiz-/45241326

Was war gut?
Zwei Bundesgerichtsurteile gegen die rassistische Separation von geflüchteten Schüler*innen
Zwei junge Geflüchtete haben die Stadt Zug vor dem Bundesgericht verklagt und Recht bekommen. Die beiden waren im Herbst 2016 in die Schweiz gekommen. Wegen “geringen Deutschkenntnissen” verweigerte die Stadt Zug den beiden den Zugang an die Sekundarstufe I und separierte sie in einem Brückenangebot für Geflüchtete. Dieses ist aber eher eine Vorbereitung auf eine Lehrstelle und entspricht dem schulischen Niveau und dem inhaltlichen Umfang der Sekundarschule keinesfalls. Das Bundesgericht kam nun zum Schluss, der Unterricht angemessen und geeignet sein muss, um die Schüler*innen auf ein selbstverantwortliches Leben vorzubereiten. Werden Inhalte nicht vermittelt, welche in der einheimischen Weltanschauung als unentbehrlich gelten, sei die Chancengleichheit nicht gewährleistet. Den Zugang zu einem vollwertigen Unterricht oder der Regelschule allein aufgrund der Eigenschaft als Ausländer*innen zu verweigern, verletze nicht nur Artikel 19, sondern ebenso das Diskriminierungsverbot gemäss Artikel 8 Absatz 2 der Bundesverfassung.
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/bildung/bildung/regelschule-integration-kinder
https://www.srf.ch/news/regional/graubuenden/brisantes-bundesgerichtsurteil-kinder-von-asylbewerbern-haben-ein-recht-auf-volksschule?fbclid=IwAR3qAq7PGIu5dbeCqjUmdu4gdXgMbIUpImVjwO_xZg4tG9TiWVcc-b0Y6jc&ns_source=mobile&srg_sm_medium=fb

Theateraufführung dank antirassistischem Protest und wachsendem Critical Withness abgesagt
Ein Theaterstück im Basler Klaratheater, das ein anscheinend satirisches Stück über Wohltätigkeitspraktiken mit dem anscheinend satirischen Titel “Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner” sein sollte, wird nicht mehr aufgeführt. Grund sind Proteste und Aktionen von People of Color und solidarischen Menschen gegen die rassistischen Konnotationen die bereits in Titel und Ausschreibung zur Geltung kamen. Dank der Proteste entschuldigt sich das Theaterkollektiv und Regisseur: “Wir, die SchauspielerInnen, die KLARA und der Theaterregisseur Dirk Schulz sagen die beiden Lesungen ab, weil es uns wichtig ist, die gesellschaftliche Diskussion über Rassismus in einem empathischen und vertrauensvollen Dialog zu führen. Wir möchten den Diskurs voranbringen und und dafür zuerst selbst reflektieren. Wir sehen unsere Fehler in der Form der Ankündigung, die leider ausgrenzend wirkte, ohne dass wir das gewollt haben. Das tut uns ehrlich leid. Die Absage soll ein Zeichen der Aussöhnung sein, um dem notwendigen Diskurs den Raum und die Luft zu geben, die er braucht” Geht doch dank Widerstand. 
https://antira.org/2019/09/21/worte-antira-reaktionen-auf-das-geplante-theaterstueck-jeder-rettet-einen-afrikaner/

Wo gabs Widerstand?
Klimabewegung Dekolonialisieren. Die Klimakrise tötet
Am 28. September nahmen fast 100 000 Perosnen an der Klimademo in Bern teil. Darunter auch zahlreiche Einzelpersonen und ein Block mit antirassistischen Anliegen. Auf dem Bundesplatz stellte eine Rede den Zusammenhang der Kämpfe für Climat Justice und Social Justice her. 
https://antira.org/2019/09/29/worte-klimabewegung-dekolonialisieren-die-klimakrise-toetet/

300 Menschen nahmen sich am 21. September lautstark und selbstbewusst die Strassen und Plätzen Berns
Auf barrikade war von ihnen zu lesen: “Im Alltag werden wir im öffentlichen Raum angestarrt, angemacht und überschaut, verdrängt und angepöbelt. Dies passiert uns, weil wir trans Frauen sind, weil wir cis Frauen sind, weil wir trans Menschen sind, weil wir inter, nonbinär, queer sind oder auch, weil wir diese Kategorien über den Haufen werfen wollen.
https://barrikade.info/article/2635

Farbangriff auf Ausschaffungsarchitekturbüro
In Thun wurde am 25. September das akkurat bauatelier eingefärbt. Auf Barrikade war folgendes zu lesen: “Das Schaufenster des akkurat bauatelier in Thun erstrahlt in einem neuen hässlichen Schwarz. Und im Schlüsselloch hat es sich eine Tube Sekundenleim gemütlich gemacht.”
https://barrikade.info/article/2650

Algier, Kairo, Rabat: „Harraga“-Demonstrationen
https://ffm-online.org/algier-kairo-rabat-harraga-demonstrationen/

Was steht an?
Infoveranstaltung/Koordination: AntiRa Demo am 5. Oktober
03.10.2019 | 20:00 | Militärstrasse 87A (Innenhof), Zürich
Um euch über die antirassistische Demo SOLIDARITÄT STATT RASSISMUS — GEMEINSAM GEGEN RECHTE HETZE am Samstag zu informieren, und um Aktionen und Funktionen zu koordinieren, laden wir euch am Donnerstag um 20:00 ins Kasama ein. Sagts euren Freund*innen weiter und kommt zahlreich.
https://barrikade.info/event/1113

Demo: Solidarität statt Rassismus
5. Oktober 2019 | 16 Uhr | Helvetiaplatz Zürich
Migrant*innen werden als Feindbilder aufgebaut und müssen als Sündenböcke für die herrschende Misere herhalten.Wehren wir uns gegen diese menschenverachrtende Politik. Gemeinsam auf die Strasse gegen Rassismus und reaktionäre Hetze!
https://www.facebook.com/events/2327959637457499/?notif_t=plan_user_invited&notif_id=1567078744206204

Demo: Asylcamps sind keine Lösung
9. November 2019 | 14 Uhr | Bundesplatz | Bern
Keine Diskriminierung, sondern gleiche Rechte, Respekt und Würde für alle | Keine Isolation und keine Ausschaffungen, sondern gleicher Zugang zu Wohnen, Arbeit, Bildung, Gesundheit für alle
https://migrant-solidarity-network.ch/demo-9-11-19-bern-asylcamps-sind-keine-loesung/

Lesens -/Hörens -/Sehenswert
DETAINED – Wie die USA das grösste Haftsystem für Immigrant*innen aufgebaut hat 
https://www.theguardian.com/us-news/2019/sep/24/detained-us-largest-immigrant-detention-trump?CMP=share_btn_tw

Zweifach benachteiligt – schwarze Pionierinnen
https://www.srf.ch/sendungen/kontext/zweifach-benachteiligt-schwarze-pionierinnen

Methode Martullo
Sie gehört zum innersten Zirkel der SVP, ist eine mächtige Unternehmerin, reicher als alle anderen Parlamentarier*innen zusammen. Ihr Wahlkampf? Ein Lehrstück in Menschenfängerei. Wer ist Magdalena Martullo? 
https://www.republik.ch/2019/09/21/methode-martullo