Medienspiegel 22. September 2019

+++AARGAU
Diese Mindeststandards fordert die Aargauer SP für Asylsuchende und Personal
Die Sozialdemokraten wollen mit mehreren Vorstössen die besonderen und verschiedenen Bedürfnissen von Asylsuchenden gerecht werden.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/diese-mindeststandards-fordert-die-aargauer-sp-fuer-asylsuchende-und-personal-135655638
-> https://www.ag.ch/grossrat/grweb/de/195/Detail%20Gesch%C3%A4ft?ProzId=4285387
-> https://www.ag.ch/grossrat/grweb/de/195/Detail%20Gesch%C3%A4ft?ProzId=4285296
-> https://www.ag.ch/grossrat/grweb/de/195/Detail%20Gesch%C3%A4ft?ProzId=4285267


+++SCHWEIZ
Schweiz will Ilir S.* am liebsten loswerden: Kein Asyl für den UCK-Kommandanten
Der kosovarische Ex-Kommandant Ilir S.* ist ein wichtiger Zeuge für das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Den Schweizer Behörden ist er vor allem lästig. SonntagsBlick hat ihn ein halbes Jahr begleitet.
https://www.blick.ch/news/schweiz-will-ilir-s-am-liebsten-loswerden-kein-asyl-fuer-den-uck-kommandanten-id15528472.html


+++DEUTSCHLAND
Papierlose in Deutschland: Leben in der Schattenwelt
Geschätzt 200.000 bis 600.000 Zugewanderte ohne Papiere leben in Deutschland. Die meisten sind unbemerkt eingereist oder haben das Land bei einem abgelehnten Asylantrag nicht wieder verlassen. Der illegale Aufenthalt schafft viele Probleme – ist in der Politik allerdings kaum ein Thema.
https://www.deutschlandfunk.de/papierlose-in-deutschland-leben-in-der-schattenwelt.724.de.html?dram:article_id=459359


+++GRIECHENLAND
Am Flughafen Athen verhaftet: Syrer wollten als Volleyballteam verkleidet in die Schweiz reisen
Am Flughafen Athen wurden zehn Syrer festgenommen. Sie wollten mit einer falschen Identität in die Schweiz reisen – als Volleyballer verkleidet.
https://www.blick.ch/news/ausland/am-flughafen-athen-verhaftet-syrer-wollten-als-volleyballteam-verkleidet-in-die-schweiz-reisen-id15529271.html


+++MITTELMEER
Italien, Zahl der Bootslandungen nimmt wieder zu
In keinem anderen Monat dieses Jahres sind so viele Migrant*innen auf dem Seeweg nach Italien gekommen wie im September. Das liegt aber weder an der neuen Regierung, die in der Sache bisher wenig an der Migrationspolitik der alten Koalition geändert hat, noch an der Präsenz der NGOs im zentralen Mittelmeer. Die Mehrzahl der zivilen Rettungsboote liegt zur Zeit in europäischen Häfen. Ausschlaggebend sind zwei andere Faktoren: zum einen nutzen die Boat-people die Wetterbedingungen, die noch günstig sind, ehe Herbst und Winter jeden Gedanken an eine Überfahrt nach Europa verbieten. Zum anderen sollen Schlepper inzwischen auch die ‚tunesische‘ Route nutzen, auf der bisher vor allem Tunesier die italienische Küste angesteuert haben – auf sog. Phantombooten und aus eigener Kraft. Die Route gilt als vergleichsweise ‚einfach‘, vor allem nachdem die libysche Route aufgrund des Kriegs zunehmend gefährlicher geworden ist und immer mehr Migrant*innen von der Küstenwache abgefangen und in die Lager zurück deportiert werden.
https://ffm-online.org/italien-zahl-der-bootslandungen-nimmt-wieder-zu/


115 Migranten vor der Südküste Spaniens gerettet
Spanische Rettungskräfte haben 115 Migranten vor der Südküste des Landes gerettet. Die Zahl der irregulären Einreisen steigt stetig.
https://www.nau.ch/news/europa/115-migranten-vor-der-sudkuste-spaniens-gerettet-65587900
-> https://www.nzz.ch/international/fluechtlinge-115-migranten-vor-der-suedkueste-spaniens-ld.1510513
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-09/seenotrettung-fluechtlinge-spanien-mittelmeer-migration
-> https://www.derstandard.at/story/2000108943831/115-migranten-vor-der-kueste-spaniens-gerettet?ref=rss


Tunesien bringt Flüchtlingsschiffe auf – NGO-Seenotrettung weiterhin blockiert
Auf Druck der italienischen Regierung hat die tunesische Küstenwache 5 Flüchtlingsboote abgefangen und die knapp 100 Boat-people zurück nach Tunesien gebracht. Es handelt sich sowohl um „subsaharische“ Geflüchtete wie um Tunesier*innen. 92 Boat-people, die aus Tunesien aufgebrochen waren, haben es dagegen aus eigener Kraft bis nach Lampedusa geschafft. Auf Lampedusa kommt es zu Protestaktionen tunesischer Boat-people, die ihre rasche Abschiebung befürchten. Der neue italienische Außenminister Luigi Di Maio hat angekündigt, dass er in Kürze nach Tunesien fliegen will, um die Rückübernahmen zu beschleunigen. – Die Abschottung der Festung Europa geht auch gegenüber der NGO-Seenotrettung weiter: Malta hat nur 35 der 219 Geretteten von der „Ocean Viking“ übernommen, dem Rettungsschiff von „SOS Méditerranée“ und „Ärzte ohne Grenzen“. Das Alarmphone berichtet, dass lokalisierte Schiffbrüchige bis zu 13 Stunden warten mussten, bis sie von maltesischen Küstenwachen gerettet wurden. Die meisten NGO-Seenotrettungsschiffe sind nach wie vor in europäischen Häfen blockiert bzw. konfisziert.
https://ffm-online.org/tunesien-bringt-fluechtlingsschiffe-auf-ngo-seenotrettung-weiterhin-blockiert/


Völkerrechtlerin Matz-Lück: „Staaten sind nicht zur Seenotrettung verpflichtet“
Das Seerecht könne keine Lösung für die Massen von Bootsflüchtlingen bieten, sagte die Völkerrechtlerin Nele Matz-Lück im DLf. Kein Staat sei verpflichtet, Schiffe mit Geretteten in seine Häfen zu lassen. Eine Lösung könne es nur durch eine Reform des europäischen Asylrechts geben.
https://www.deutschlandfunk.de/voelkerrechtlerin-matz-lueck-staaten-sind-nicht-zur.694.de.html?dram:article_id=459350


Europa braucht einen umfassenden Plan statt Teillösungen!
Am kommenden Montag findet auf Malta ein Minigipfel zur sogenannten Ausschiffungskrise im Mittelmeer statt. Offene Häfen für Bootsflüchtlinge sind dringend notwendig. Die bisher kommunizierten Vorschläge greifen jedoch zu kurz. Europa braucht einen umfassenderen Rettungsplan.
https://www.proasyl.de/news/europa-braucht-einen-umfassenden-plan-statt-teilloesungen/


Menschenrechtler fordern rasche Aufnahme von Bootsflüchtlingen
Außerdem sollen die EU-Staaten ihre Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache einstellen. Am Montag beraten sich EU-Innenminister auf Malta
https://www.derstandard.at/story/2000108937328/menschrechtler-fordern-rasche-aufnahme-von-bootsfluechtlingen?ref=rss
-> https://taz.de/Vor-Treffen-zur-Seenotrettung-auf-Malta/!5627870/


Horst Seehofer sucht europäische Lösung für Seenotrettung
Auf Malta will der Innenminister mit anderen EU-Staaten über einen Verteilmechanismus für Flüchtlinge sprechen. Vor allem NGOs hoffen auf eine europäische Lösung.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-09/malta-seenotrettung-horst-seehofer-fluechtlinge-mittelmeer


Seenotrettung: Es kommt ein Schiff geladen
Die evangelische Kirche steigt in die Seenotrettung ein. Das könnte zu ungeahnten Problemen führen.
https://www.zeit.de/2019/39/seenotrettung-fluechtlinge-mittelmeer-evangelische-kirche/komplettansicht


+++GASSE
Strassenfussball auf dem Bundesplatz
An der offiziellen Schweizer Strassenfussballmeisterschaft auf dem Bundesplatz traten am Sonntag sozial ausgegrenzte Personen gegeneinander an. Seit 15 Jahren wird der Event vom Verein „Surprise“ organisiert.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/strassenfussball-auf-dem-bundesplatz-135665342


+++DROGENPOLITIK
Sonntagszeitung 22.09.2019

Hoffnung für Kiffer

Von allen Nationalratskandidaten befürworten 68 Prozent die Legalisierung von Cannabis – nach einem bürgerlichen Gesinnungswandel.

Mischa Aebi

Einen Vorkämpfer für die Liberalisierung von Cannabis stellt man sich anders vor: Hans-Peter Portmann ist Bankdirektor und freisinniger Nationalrat. In einigen Punkten tickt er sogar konservativer als der Parteidurchschnitt.

Bei der Liberalisierung von Cannabis ist das anders: Portmann ist «dezidiert dafür, dass in der Schweiz straffrei gekifft werden darf und dass jeder in seinem Garten für den Eigengebrauch legal Hanf anbauen kann». Schon vor 20 Jahren – damals noch als Zürcher Kantonsrat – hat er mit einem Vorstoss für die Legalisierung von Cannabis gekämpft. Portmann sagt offen, dass er «in der Jugend da und dort auch mal selber gekifft» habe.

Noch vor wenigen Jahren gehörte Portmann als Cannabis­befürworter unter bürgerlichen Politikern zu einer kleinen Minder­heit. Doch nun gibt es Hoffnung für Kiffer. Portmann scheint seine Parteikollegen angesteckt zu haben. Das zeigt eine Auswertung der Nationalratskandidaten auf der Online-Wahlplattform Smartvote. Während 2015 erst 42 Prozent der FDP-Kandidaten für die Legalisierung von Hanf waren, sind es nun 64 Prozent. Rechnet man die Jungfreisinnigen dazu, liegt der Anteil bei 75 Prozent. Selbst im Bundesrat hat die FDP mit Ignazio Cassis jetzt einen Cannabis-Freund. Bei der CVP ist der Anteil der Hanfbefürworter immerhin von 33 Prozent auf 45 Prozent angestiegen.

Dank dem bürgerlichen Gesinnungswandel ist in diesem Wahljahr – über alle Kandidaten gesehen – erstmals eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent für die Legalisierung von Cannabis. Bei der SP und den Grünen lag der Anteil der Hanfbefürworter schon vor vier Jahren bei über 90 Prozent.

Hanfinitiative am Start – mit freisinniger Unterstützung

Selbst in der SVP scheint in Sachen Cannabis ein Generationenwechsel bevorzustehen: Bei der Stammpartei befürworten die Hanflegalisierung zwar nach wie vor nur 30 Prozent. Bei den Kandidaten der jungen SVP sind es aber mittlerweile 43 Prozent.

Hanf dürfte in der kommenden Legislatur in der Politik auf zwei Ebenen ein Thema sein: Einerseits hat der Verein Cannabis­Consensus Anfang Jahr eine Hanfinitiative angekündigt. Die Unterschriftensammlung hat zwar noch nicht ­begonnen. Auch der Initiativtext steht offenbar noch nicht. Doch Portmann hat bereits angekündigt, dass er im Initiativkomitee mitmachen würde. Seine einzige Bedingung: «Das Volksbegehren muss vorsehen, dass der Verkauf nur kontrolliert erlaubt wird.» Das heisst: Nur bestimmte Geschäfte sollen hochprozentiges Cannabis verkaufen dürfen. Damit sollen laut Portmann «der Jugendschutz, die Produktqualität und eine Besteuerung sichergestellt werden».

Das zweite aktuelle Hanfpoliti­kum: Bundesrat Alain Berset will ein Gesetz einführen, das einem ausgewählten Kreis von Erwachsenen für wissenschaftliche ­Zwecke erlaubt zu kiffen.
(https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/hoffnung-fuer-kiffer/story/19996642)


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Bericht des queerfeministischen Aktionstag am 21. September in Bern.
300 Menschen nahmen gestern, am 21.9. lautstark und selbstbewusst auf den Strassen und Plätzen Berns Raum ein. Denn im Alltag werden wir im öffentlichen Raum angestarrt, angemacht und überschaut, verdrängt und angepöbelt. Dies passiert uns, weil wir trans Frauen sind, weil wir cis Frauen sind, weil wir trans Menschen sind, weil wir inter, nonbinär, queer sind oder auch, weil wir diese Kategorien über den Haufen werfen wollen.
https://barrikade.info/article/2635


Solidarität mit dem Gefangenen vom 14. September 2019
Update zur Verhaftung vom vorletzen Samstag
https://barrikade.info/article/2638


+++SPORTREPRESSION
«Dümmer geht es fast nicht»: St.Galler Anhänger zeigen massive Pyro-Show +++ Polizei filmt Fans beim Verlassen des Espenblocks
Beim 3:1-Sieg des FC St.Gallen gegen Servette haben St.Galler Anhänger den zehnten Geburtstag einer Fangruppierung mit einer Pyroshow gefeiert. Diese erstreckte sich über fast das gesamte Spiel. Die einen bewunderten die Darbietung – andere wollen den Spielen deshalb künftig fernbleiben. Die Stadtpolizei ihrerseits trifft nun Abklärungen.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/duemmer-geht-es-fast-nicht-stgaller-anhaenger-zeigen-massive-pyro-show-und-loesen-teils-heftige-reaktionen-aus-ld.1154001
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/so-kann-es-nicht-weitergehen-was-der-fc-stgallen-zur-grossen-pyro-show-seiner-fans-sagt-ld.1154034?reduced=true
-> https://www.toponline.ch/news/stgallen/detail/news/massive-pyro-show-der-fc-stgallen-fans-hat-folgen-00120103/
-> https://www.srf.ch/news/regional/ostschweiz/pyros-im-stadion-fcsg-praesident-hueppi-solche-aktionen-schaden-dem-club
-> https://www.dieostschweiz.ch/artikel/massiv-pyros-abgebrannt-r6OdPbL


+++BIG BROTHER
«Das erinnert mich stark an die Fichen-Affäre»
SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen ist empört, wie oft ihr Name in den Datenbanken des Nachrichtendiensts des Bundes (NDB) auftaucht. Sie fordert Massnahmen.
https://www.derbund.ch/bern/in-meinem-fall-ging-das-sammeln-und-aufbewahren-eindeutig-zu-weit/story/31849815
-> https://www.blick.ch/news/politik/ihr-name-taucht-70-mal-in-der-datenbank-auf-nachrichtendienst-schnueffelte-sp-nationalraetin-kiener-nellen-aus-id15528963.html
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/sonntag-22-september-2019-ganze-sendung-135665312 (ab 03.23 )



Sonntagszeitung 22.09.2019

Geheimdienst schnüffelt Nationalrätin aus

SP-Politikerin Margret Kiener Nellen taucht über 70-mal in den Datenbanken des Nachrichtendienstes auf.

Adrian Schmid

Ist Margret Kiener Nellen eine potenzielle Terroristin? Diese Frage stellt sich plötzlich, weil der Name der Berner SP-Nationalrätin über 70-mal in den Datenbanken des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) auftaucht. Dies wird nur deshalb bekannt, weil Kiener Nellen wissen wollte, welche Daten über sie gespeichert sind, und beim NDB ein Auskunftsgesuch stellte.

Kiener Nellen, die bei den Wahlen nicht mehr antritt, ging eigentlich davon aus, dass beim Geheimdienst nichts über sie vermerkt ist. «Als ich den Brief las, kam ich mir vor wie in einer schlechten Komödie.» Der NDB speicherte etwa die Teilnehmerliste eines «Cocktails» im Jahr 2017, übermittelt wurde die Liste von einer nicht näher genannten «Sicherheitsbehörde». Kiener Nellen kann sich nicht an den Anlass erinnern, in ihrer Agenda ist nichts verzeichnet.

Der Datenbankauszug, welcher der SonntagsZeitung vorliegt, zeigt auch, dass sich Kiener Nellen im letzten Dezember mit ­kurdischen Aktivisten traf. Dies steht in einem «Lagebericht einer anderen Behörde». Sogar offizielle Empfänge des Präsidenten des russischen Parlaments oder des Vizeaussenministers von Weissrussland sind dokumentiert, ebenso Teilnahmen an Konferenzen von internationalen Organisationen wie der für Sicherheit und Zusammenarbeit OSZE. Selbst das Programm eines Austauschs mit Frauen aus Pakistan in Bern, bei dem Kiener Nellen ein Referat hielt, erfassten die ­Agenten.

«Das erinnert stark an die Fichen­affäre der 80er-Jahre»

Warum Kiener Nellen in den Datenbanken auftaucht, ob sie bewusst oder zufällig ins Visier des NDB geraten ist, und welche geheimdienstliche Relevanz die Daten haben – vieles bleibt unklar. Auch ein Muster ist bei den Einträgen nicht erkennbar. Das gilt insbesondere für die Vorstösse und zig Zeitungsartikel, die aufgelistet werden. Diese Dokumente sind eigentlich öffentlich zugänglich. Bei einem Eintrag will der NDB «aus Geheimhaltungsgründen» keine weiteren Informationen geben. Es heisst nur, dass Kiener Nellen «in Zusammenhang mit einer Drittperson» erwähnt werde. Sie habe aber «in keinem Moment im Fokus des NDB» gestanden. Das ist ein Hinweis, dass über Kiener Nellen zumindest keine separate Fiche angelegt wurde.

«Die vielen Einträge zu meiner Person sind Ausdruck einer Sammelwut beim Nachrichtendienst. Das erinnert stark an die Fichen­affäre der 80er-Jahre», sagt Kiener Nellen. Damals wurde das Vertrauen vieler Bürger in den Staat erschüttert, weil über Jahrzehnte Hunderttausende Personen und Organisationen bespitzelt wurden.

Kiener Nellen ist der Ansicht, dass der NDB über Parlamentsmitglieder grundsätzlich nichts sammeln und jahrelang aufbewahren dürfe. Sie beruft sich auf das Nachrichtendienstgesetz. Dort steht, dass «keine Informationen über die politische Betätigung» beschafft und bearbeitet werden dürfen – ausser es liegen konkrete Anhaltspunkte vor, dass Personen oder Organisationen «terroristische, verbotene nachrichtendienstliche oder gewalttätig-extremistische Tätigkeiten» vorbereiten oder durchführen. «Der Nachrichtendienst verletzt das Gesetz uns Parlamentsmitgliedern gegenüber in den Grundsätzen», sagt Kiener Nellen, die Vizepräsidentin eines internationalen Gremiums zur Terrorismus- und Extremismus­bekämpfung ist.

Die SP-Nationalrätin behält sich vor, den Rechtsweg zu beschreiten. Zudem will sie ihren Fichenauszug der Geschäftsprüfungsdelegation des Parlaments zur Prüfung vorlegen. Diese untersucht momentan ähnliche Fälle. Denn dem NDB werden nicht zum ersten Mal gesetzeswidrige Schnüffeleien vorgeworfen. Er soll auch Daten zu politischen Aktionen der Juso und Alternativen Linken in Bern sowie der Basta in Basel abgelegt haben. Zudem verfasste der Basler Staatsschutz 2015 einen Bericht über SP-Ständerätin Anita Fetz, als sie an einem öffentlichen Wahlkampfanlass im kurdischen Kulturzentrum Basel auftrat.

Professor hält Vorgehen für «gesetzeswidrig»

Die SP ist denn auch alarmiert. Ein Sprecher stuft das Vorgehen des NDB im Fall Kiener Nellen als «relativ skandalös» ein. Die Parteiführung überlegt sich, alle Fraktionsmitglieder aufzufordern, einen Auszug vom NDB zu verlangen. Weitere Treffer sind garantiert. In Kiener Nellens Auszug sind auch die Namen anderer Bundesparlamentarier von links bis rechts ersichtlich. Es stellt sich deshalb die Frage, wie umfangreich der NDB Daten über National- und Ständeräte sammelt.

Der Nachrichtendienst gibt dazu keine Auskunft. Er ist überzeugt, die Gesetze einzuhalten. «Der NDB beschafft und bearbeitet keine Informationen über die politische Betätigung», heisst es auf Anfrage. Die Behörde räumt einzig ein, dass bei einer Volltextsuche in den Datenbanken «unter Umständen» Namen von Personen auffindbar seien, die kein Ziel der Beschaffungsaktivitäten des NDB seien und keine Gefährdung der inneren Sicherheit darstellten. Im Fall Kiener Nellen habe der NDB «keine Daten bearbeitet».

Der St. Galler Staatsrechtsprofessor Rainer J. Schweizer ist anderer Meinung: «Der Nachrichtendienst kann nicht sagen, er bearbeite die Daten nicht.» Das wäre seiner Ansicht nach höchstens der Fall, wenn ein Beamter bestimmte Dokumente unrechtmässig privat ablegte. «Wenn sie in einer Datenbank auftauchen oder vom NDB nur schon aufbewahrt werden, wurden sie voll bearbeitet.» Für Schweizer ist das Vorgehen des NBD «gesetzeswidrig». Das Sammeln von Daten über Politiker sei ein Eingriff in deren Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Der Nachrichtendienst habe ohnehin zu viele Freiheiten. «Es gibt zwar eine unabhängige Aufsichtsinstanz. Man weiss aber wenig von ihren Kontrollen.»
(https://www.derbund.ch/news/standard/selbst-beim-cocktail-sind-politiker-nicht-vor-dem-geheimdienst-sicher/story/12884898)



Sonntagszeitung.ch 22.09.2019

Landet auch dieser Kommentar beim Geheimdienst?

Für Mischa Aebi ist das Sammeln von Zeitungsartikeln zu Nationalrätin Kiener Nellen Steuergeldverschwendung – und möglicherweise ein Fichenskandal.

Mischa Aebi

Eigentlich müsste der Schweizer Geheimdienst Spionage bekämpfen, Terrorismus verhindern und Cyberangriffe abwehren. Aber offenbar sind die Agenten damit nicht ausgelastet. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie Zeit haben, Dutzende Zeitungsartikel und politische Vorstösse von Nationalrätin Margret Kiener Nellen zu sammeln und zu archivieren.

Gewiss hat die SP-Nationalrätin Tolggen im Reinheft. In einer Mietaffäre hat sie sich bei vielen Schweizern nachhaltig den unrühmlichen Übernamen Mieterschreck eingehandelt. Später hat ihr Mann 400’000 Franken in die Pensionskasse gezahlt und so dafür gesorgt, dass das Ehepaar Nellen trotz stattlichem Einkommen ein Jahr lang keine Steuern zahlen musste. Kritiker warfen der Nationalrätin vor, dass sie mit der Pensionskassenzahlung ihres Mannes genau jenes Steuerschlupfloch genutzt hat, welches sie als Politikerin lauthals bekämpfte.

Aber Hinweise, dass Kiener Nellen eine überwachungswürdige Terroristin ist, liefern diese Skandale nicht nur annähernd. Auch sonst gibt es keinen Hinweis darauf, dass die ehemalige Gemeindepräsidentin aus dem biederen Berner Vorort Bolligen gefährlich ist für den Staat. Und selbst wenn sie eine Gefahr wäre: Mit der Archivierung von für jedermann frei zugänglichen Zeitungsartikeln kommt der Geheimdienst wohl kaum einem Terroristen auf die Spur. Deshalb ist klar, dass die an den Tag gelegte absurde Sammelwut der Geheimdienstbeamten eine Verschwendung von Steuergeldern ist.

Ob darüber hinaus ein neuer Fichenskandal im engeren Sinn des Wortes vorliegt, wird sich weisen. Der Geheimdienst hat abgesehen von den Zeitungsartikeln und den Vorstössen auch Informationen zu Veranstaltungen gesammelt, an welchen Kiener Nellen teilgenommen hat. Sollte sich zeigen, dass der Geheimdienst triftige Gründe hatte, Informationen zu diesen Veranstaltungen zu speichern, ist es kein Fichenskandal. Es ist nämlich durchaus möglich, dass auf den Gästelisten dieser Veranstaltungen auch Namen wirklich gefährlicher Personen standen. Kiener Nellens Name wäre in diesem Fall nur zufällig mitgespeichert worden.

Wenn aber klar wird, dass der Geheimdienst ohne Not in der Privatsphäre der Politikerin herumgeschnüffelt hat, hat die Schweiz einen neuen Fichenskandal. Es bestünde dringender Verdacht, dass die Agenten auch bei anderen Politikern und unbescholtenen Privatpersonen herumschnüffeln. Die Erinnerungen an den Fichenskandal der 80er-Jahre werden wach. Damals stufte der Geheimdienst jeden, der schon einmal das Wort Kommunismus im positiven Sinn in den Mund genommen hat, als Staatsfeind ein.

Um zu klären, ob die Agenten Politiker aktiv ausschnüffeln, muss die Politik den Fall nun ausleuchten, sonst ist das ohnehin fragile Vertrauen der Bevölkerung in die Agenten des Geheimdienstes schnell weg. Es wäre hilfreich, wenn nun möglichst viele Bürger wie Kiener Nellen einen Auszug aus der Geheimdienstdatenbank verlangen würden. Das würde den Nachrichtendienst unter Druck setzen, Transparenz zu schaffen.
(https://www.derbund.ch/news/standard/landet-auch-dieser-kommentarbeim-geheimdienst/story/18085828)


+++POLICE CH
Angriffe auf Beamte: SVP fordert höhere Strafen
Attacken auf Beamte sollen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Der Polizisten-Verband unterstützt das Vorhaben.
https://www.blick.ch/news/politik/angriffe-auf-beamte-svp-fordert-hoehere-strafen-id15528367.html


+++POLIZEI DE
Opfer als Täter
Göttinger Grünen-Mitglied wurde von einem Polizisten niedergeschlagen. Vor Gericht stand nun aber der Betroffene
Ein Göttinger Grünen-Mitglied erstattete 2016 Anzeige gegen einen Polizisten, der ihn während einer Demo mit einem Faustschlag niederstreckte. Das Verfahren gegen den Beamten wurde eingestellt. Doch plötzlich stand nicht der Polizist, sondern das Opfer vor Gericht.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1126138.gruene-in-goettingen-opfer-als-taeter.html


+++ANTIFA
Unerfreuliche und erfreuliche Szenen heute in der Zürcher Innenstadt
Am 21.9.2019 konnten 13 Faschisten aus dem Niederdorf vertrieben werden. Im Zürcher Niederdorf war heute 21.9.2019 zu beobachten wie eine Gruppe von 13 Faschisten einen Junggesellen-Abschied feierten.
https://barrikade.info/article/2636
-> https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/vermummte-attackieren-in-zuerich-eine-polterabendgruppe/story/12270667
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Vermummte-pruegeln-sich-im-Zuercher-Niederdorf-13285941
-> https://www.nzz.ch/zuerich/zuerich-polterabend-im-niederdorf-von-vermummten-angegriffen-ld.1510486
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/polterabend-von-vermummten-angegriffen-drei-personen-verletzt-135662795
-> https://www.telem1.ch/aktuell/polterabend-gaeste-mit-ketten-und-flaschen-angegriffen-135665264
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/niederdorf-angriff-auf-polterabend-gruppe-fordert-drei-verletzte-135665349
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/vermummte-attackieren-polterabend-gaeste-zuercher-niederdorf-sie-schlugen-sich-flaschen-ueber-den-kopf-blut-war-zu-sehen-id15528740.html


ANTIFA-INFOPORTAL DREILÄNDERECK
Anfang November 2016 wurde der Blog antifa3 erstellt, um über faschistische Umtriebe im Raum Basel, Elsass und Südbaden (insbesondere Weil am Rhein) zu berichten.
Nun wurde der Blog umfassend aktualisiert.
https://barrikade.info/article/2637


Telegram: Nach Islamisten begeistert die App Rechtsextreme
Die WhatsApp-Alternative Telegram ist bei Rechtsextremen sehr beliebt. Mit der Nachrichten-App erreichen sie relativ unbehelligt viele Gleichgesinnte.
https://www.nau.ch/news/schweiz/telegram-nach-islamisten-begeistert-die-app-rechtsextreme-65586897


+++RECHTSPOPULISMUS
«Lügst du viel als Politiker?»
Claudio besitzt einen Barber-Shop und nimmt kein Blatt vor den Mund. Wir haben SVP-Nationalrat Erich Hess zu ihm auf den «heissen Stuhl» gebeten.
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Luegst-du-viel-als-Politiker—13243563


Bircher zeigt Vock wegen Rassismus-Vorwurf an
Die Aargauer SVP-Grossrätin Martina Bircher machte sich für die Kürzung der Sozialhilfe stark. Florian Vock bezeichnete sie daraufhin auf Facebook als Rassistin. Nun hat Bircher eine Anzeige gegen ihren Kollegen eingereicht.
https://www.telem1.ch/aktuell/bircher-zeigt-vock-wegen-rassismus-vorwurf-an-135665258


Umgang mit rechter Rhetorik: „Wer kritische Fragen stellt, ist ein Feind“
Wie prägt rechte Rhetorik unseren Diskurs? Die Soziologin Franziska Schutzbach über „politische Korrektheit“, die Grenzen des Journalismus – und warum ein AfD-Politiker auch dann noch gewinnt, wenn er ein Interview abbricht.
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/franziska-schutzbach-ueber-bjoern-hoecke-das-zdf-interview-und-die-afd-a-1287860.html


„Volk“ und Ironie. Mit ständiger Rücksicht auf den Rechtspopulismus
Populismus und ironische Kommunikation erscheinen zunächst als unvereinbar. Der Appell ans Volk scheut gewöhnlich die Ironie, die als arrogant und elitär gilt. Was hat es zu bedeuten, wenn heutige rechtspopulistische Bewegungen Geschmack an ironischen, uneigentlichen Ausdrucksformen finden?
https://geschichtedergegenwart.ch/volk-und-ironie-mit-staendiger-ruecksicht-auf-den-rechtspopulismus/



Sonntagszeitung 22.09.2019

Amerikanische Verhältnisse in der Schweiz

Die Kriminalität sinkt, doch viele glauben das Gegenteil – und kaufen Waffen. Medien und Politiker schüren die Angst vor Gewalt bewusst.

Roland Gamp

Die SVP malt schwarz. «Von immer mehr Gewalt» sei die Schweiz geprägt. So steht es im «Positionspapier zur Kriminalität und Sicherheit», das die Volkspartei pünktlich auf die Wahlen hin vorstellte. Als Beleg zitiert sie aus der nationalen Kriminalstatistik. 432’754 Straftaten habe die Polizei im letzten Jahr erfasst.

Das ist korrekt. Allerdings handelt es sich um den tiefsten Wert seit Beginn der Erhebung. Am meisten Anzeigen gingen 2012 ein. Seither sank die Anzahl um fast 30 Prozent oder um 179’149 Straftaten – obwohl die Bevölkerung wächst und wächst.

Und dennoch ist die SVP voll bei den Leuten. Denn die Bevölkerung hat Angst, wie eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt. Befragt wurden über 2000 Erwachsene aus allen Kantonen. Etwa die Hälfte äusserte grosse Sorge vor Kriminalität. Drei von vier Teilnehmern gaben an, bestimmte Strassen, Plätze oder Parks zu meiden. Viele gehen nachts nur noch aus dem Haus, wenn dies zwingend nötig ist. Oder sie meiden den öffentlichen Verkehr. Jeder Zweite stimmte folgender Aussage zu: «In diesen Tagen ist alles so unsicher geworden, dass man auf alles gefasst sein muss.»

Das Vertrauen in die Polizei scheint zu schwinden

Eigentlich wächst laut dem Basler Justizdirektor Baschi Dürr (FDP) der Sicherheitsapparat. «Viele Kantone haben ihre Polizeikorps ausgebaut in den letzten Jahren, Gerichte urteilen heute strenger, es gibt mehr Gesetze.» Mit Erfolg: Auch in der Stadt Basel, die im Städtevergleich fast am meisten Gewaltdelikte verzeichnet, sanken diese zuletzt auf ein Zehnjahrestief.

Nur beeindruckten solche Statistiken die Bevölkerung nicht immer: «Das kann ich gut nachvollziehen», sagt Dürr. «Denn wenn man tatsächlich Opfer von Gewalt wird, nützt es dem Betroffenen nichts, dass die statistische Wahrscheinlichkeit abgenommen hat.»

Zum Schutz rüstet die Bevölkerung auf. Jeder Sechste trägt mindestens ab und zu Pfefferspray, Messer oder andere Mittel zur Verteidigung auf sich. In einem von vier Haushalten befinden sich laut Umfrage Armee- oder andere Schusswaffen. Die Schweizerische Kriminalprävention ist kritisch: «In gewissen Schichten ist das Vertrauen in die Behörden nicht mehr so da wie früher», sagt Geschäftsleiterin Chantal Billaud. Sie spricht von amerikanischen Verhältnissen: «Die Leute wollen sich selber verteidigen, anstatt dies der Polizei zu überlassen.»

Durch mehr Schusswaffen steigt laut Billaud das Risiko von Unfällen, aber auch von Suiziden. «Und wenn es tatsächlich zu Delikten wie einem Einbruch kommt, dann eskaliert die Situation viel eher, wenn die Opfer zur Waffe greifen.» Neben Waffen liegen technische Hilfsmittel im Trend. Über 40 Prozent der Befragten sichern ihre Wohnung ab, zum Beispiel mithilfe von Alarmanlagen. Acht von zehn Befragten befürworten Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen, mehr als die Hälfte auch in Wohngebieten.

122 Millionen für die Sicherheit in einem Jahr

Profiteure von diesem Sicherheitsbedürfnis sind Sicherheitsfirmen. Der Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode D&B wertete für die SonntagsZeitung das Handelsregister nach dieser Branche aus. Alleine in den vergangenen zehn Jahren wurden demnach 1435 neue Sicherheitsfirmen gegründet. Darunter Wachdienste, Firmen für Personenschutz oder auch Verkäufer von Sicherheitstechnik. Die meisten Gründungen gab es in den Kantonen Zürich, Genf und Bern. Nur 437 Unternehmen mussten in der untersuchten Periode gelöscht werden.

«Der Gesellschaft geht es so gut, dass jeder Einzelne für sich absolute Sicherheit beansprucht», sagt Billaud von der Kriminalprävention. «Früher nahm man es hin, dass es Verbrechen gibt und Unfälle passieren. Dies hat sich geändert.» Natürlich lasse sich damit Geld machen. «Die Sicherheitsbranche boomt, auch wegen der Angst», sagt Billaud.

Laut dem Verband Schweizerischer Errichter von Sicherheitsanlagen wurden alleine letztes Jahr Einbruchmeldesysteme für 122 Millionen Franken verkauft, das sind fast 30 Prozent mehr als 2008. Zudem erzielte man Rekordumsätze im Bereich Video-Security oder bei Systemen, die den Zutritt zu Gebäuden beschränken.

Bürger mit rechter Einstellung sorgen sich am stärksten

Doch nicht nur die Sicherheitsbranche reibt sich die Hände. «Medien profitieren, weil Verbrechen immer faszinieren und somit Auflagen und Einschaltquoten steigern», sagt Studienautor Dirk Baier. Seine Umfrage ergab, dass vor allem das Publikum von Privat­sendern, Boulevard- und Gratiszeitungen grosse Sorge vor Kriminalität hat. «Denn diese Medien fokussieren häufig auf dramatische Einzelfälle.» Gerade heutzutage sei das problematisch, sagt Baier. «Die Leute machen selber kaum noch Gewalterfahrungen. Stattdessen lesen sie darüber in der Zeitung. Und gehen dann davon aus, solche Extremfälle seien Alltag.»

Ein weiterer Treiber der Angst sind am Ende auch die Politiker selbst. So belegt die Studie, dass sich vor allem Bürger mit rechter Einstellung aktuell Sorgen machen. «Das konservative Weltbild verlangt nach Ruhe und Ordnung», sagt Baier. «Entsprechend gross ist die Furcht vor Kriminalität.» Selbstverständlich wüssten dies Politiker. «Diese instrumentalisieren das Thema Gewalt gerade im Wahlkampf, um Aufmerksamkeit zu generieren.»

Ausländer häufiger angezeigt

Laut Positionspapier der SVP sind es vor allem Ausländer, die für mehr Verbrechen sorgen: «Kriminalität hat einen Namen: Die masslose Zuwanderung.» Migranten seien für den Grossteil der Gewaltverbrechen verantwortlich.

Auch das ist korrekt. Aber auch hier relativiert die Studie der ZHAW. Sie wertete aus, wie sich jene Befragten verhielten, die schon eine Körperverletzung erlebt haben. Diese erstatteten deutlich häufiger Anzeige, wenn sie davon ausgingen, dass der Täter Ausländer ist. Der Befund sei trotz kleiner Fallzahlen relevant, schreiben die Autoren. «Die höhere Kriminalitätsbelastung der ausländischen Bevölkerung in der Kriminalstatistik lässt sich neben anderen Faktoren auch darauf zurückführen, dass die Täterinnen und Täter häufiger angezeigt werden.»
(https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/das-geschaeft-mit-der-angst/story/21618901)


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