Worte: Antira-Reaktionen auf das geplante Theaterstück „Jeder rettet einen Afrikaner“

Im Theater Klara in Basel soll das Stück „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ von Ingrid Lausund aufgeführt werden. Wir veröffentlichen hier die antirassistischen Reaktionen auf Facebook.

Zuerst die Ausschreibung:

„Fünf Schauspieler proben eine Wohltätigkeitsver­anstaltung für ein afrikanisches Schulprojekt. Sie sind nicht prominent – aber überaus motiviert. Es soll darum gehen, Spendenbereitschaft zu wecken. Wie aber funktioniert das: unterhaltsam über Not und Elend in Afrika reden? Sollte man noch einen „echten“ Afrikaner engagieren, damit die Botschaft authentischer rüberkommt? Natürlich stellt sich auch hier die Konkurrenzfrage: Wer steht gerade im Rampenlicht, und wer bekommt warum welche Rede- und Spielanteile? Wo bleibt bei allem Engagement die Kunst – und was macht eigentlich die Palme auf der Probebühne?
(Suhrkamp Verlag)

Ticket: 35 CHF – Getränke & Äthopisches und Senegalesisches Essen inklusive

Wir bitten um eine zeitige Anmeldung. Die Plätze sind begrenzt.“

Reaktionen:

Diese Veranstaltung vermisst jede Aktualität und Sensibilität. Ich nehme zwar an, dass es sich bei dem Stück um Satire handelt (Wenn nicht schockiert es mich umso mehr) . Trotzdem frage ich mich wieso genau dieses Stück aufgegriffen wurde. Ich befinde die Fragen die es aufwerfen soll, völlig unsinnig. Die Veranstaltung bespricht Themen die nicht (nur) von vorwiegend weissen Menschen ausdiskutiert und performt werden dürfen. Die Kommunikation ist äussert zwielichtig und schafft eine Spannung, die in einer von Rassismus geprägten Schweiz nichts zu suchen hat. Denk euer Kulturprogramm bitte um !

Ich bitte das Klara die Veranstaltung abzusagen und in Zukunft sich zu bemühen Theater MIT und nicht ÜBER Menschen zu machen.

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Dirk Schulz: Aus Respekt gegenüber allen Schwarzen Menschen und PoC in der Schweiz und aus Achtung der kolonialistischen Geschichte der Schweiz fordere ich, dass diese Aufführungen abgesagt werden. Die offen Gesprächsrunden, zu welchen Sie auffordern, müssen immer VOR der Konzeptionalisierung und insbesondere VOR der Realisierung solcher Projekte geschehen und die beigezogenen Fachpersonen, welche Aufklärungsarbeiten für Sie leisten, müssen von IHNEN finanziell entschädigt werden.

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Mit dem Veranstaltungsflyer zu den Theatervorstellungen «Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner» haben wir eine Diskussion losgetreten, auf die wir uns nun melden möchten.

Mit der grafischen Darstellung und vor allem dem rückseitigen Flyertext haben wir Emotionen ausgelöst, Wut provoziert und Gefühle verletzt. Es war, sowohl vom Regisseur und auch der KLARA, niemals die Absicht und dafür möchten wir uns bei allen, die sich davon betroffen fühlen, entschuldigen. Wir haben nun darauf reagiert und die Grafik sowie die Kommunikation für die beiden Vorstellungen überarbeitet.

Das Stück von Ingrid Lausund mit dem Titel „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ wurde 2011 beim Suhrkamp Verlag veröffentlicht. Es wurde seither im deutschsprachigen Raum vielfach gespielt.

Der Regisseur hat das Stück für die Aufführung mit einer Laientheatergruppe ausgesucht, weil darin Themen verhandelt werden, die heute immer noch sehr relevant sind:

Es geht um eine Auseinandersetzung mit bewussten und unbewussten Vorurteilen, mit denen viele Europäer aufwachsen. Im Zentrum steht die Entlarvung von Klischees über den afrikanischen Kontinent und der Eitelkeit, die mit so genannter Wohltätigkeit verbunden ist.

Die KLARA ist und bleibt ein Ort, an dem alle willkommen sind. Rassismus findet bei uns keinen Platz.

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Bezeichnend, dass es wieder fast nur weiße, privilegierte, gelangweilte und berufsempörte Feministinnen sind, die meinen, hier Diskriminierung ausfindig gemacht zu haben. Die Fräuleins scheinen wohl genau zu wissen, wann sich wer diskriminiert zu fühlen habe. Auch interessant übrigens, welches Verständnis von Kunst- und Meinungsfreiheit bei selbigen vorherrscht. Ich hoffe, dass sich die Macher des Theaterstücks dem Diktat der sogenannten (!) moralisch Überlegenen nicht beugen.

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Das ist keine akzeptables Angebot, um über Privilegien der Europäer nachzudenken. Produktion einstellen ist das Mindeste!

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(CN: Kommentare zu Zitaten aus dem Stückbeschrieb sowie Ratschläge (von mir, cis-weiblich, white, von POC aufmerksam gemacht auf die Diskussion und ständig am Dazulernen) an den Regisseur sowie ans KLARA )

Meine ersten Gedanken zum Kurzbeschrieb:

«Zum Vergessen.» – Diese Aussage verpackt in diese zwei Wörtchen zeugt von so einem grossen Überlegenheitsgefühl und so viel nicht reflektiertem (weissen) Privilegien, da wird mir kotzübel. Welches Unrecht – nicht – vergessen gehen darf, entscheiden die von Unrecht betroffenen.

«Keine Diskussion.» – Ah, ich wusst es doch! Ihr hippen, gentrifizierenden, modänen Menschen seid eben vielleicht doch mit der SVP oder der AFD verbandelt. Nur dort kann mensch sich so ätzendes, menschenverachtendes Vokabular abschauen.

«Afrika freut sich.» – 1. Afrika isch vrdammt nomau ä Kontinent und riisägross und die Menschen, die auf diesem Kontinent leben, haben alle unterschiedliche Meinungen. «Ein Kontinent» freut sich nicht. 2. Und schon gar nicht dann, wenn Menschen, die in Zentraleuropa arbeiten und leben, das grad gerne so hätten. Wow. Wirklich sehr verstörend, so eine Aussage!

Meine ersten Ratschläge zum kurzfristigen Vorgehen:

KLARA, das Stück sofort absagen, Stellung beziehen sowie eine Vorgehen zur Prüfung der bei euch möglicherweise aufzuführenden Performances ausarbeiten, damit solche Veranstaltungen gar nicht erst zustande kommen.

Dirk Schulz Regie, dich in ein stilles Kämmerchen zurückziehen und gaaaaanz viel über weisse Privilegien, Neokolonialismus, Tonepolicing und rassismuskritisches Denken lesen.

Menschen, die ihr regelmässig ins KLARA geht, geht doch einfach mal ein gutes Weilchen woanders euren Latte Macchiato oder Moscow Mule trinken oder bleibt einfach grad zuhause, um «Exit Racism» von Tupoka Ogette zu lesen.

(Und was ist mit der Autorin des Stückes und dem Theatertext? Über das mach ich mich – sobald ich mich bei KLARA per Facebook-Review und telefonisch beschwert habe – auch mal noch schlau. Und wenn woanders auch Aufführungen laufen, dann auch rassstische Kackscheisse laut benennen tun!)

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Weisse, privilegierte Menschen generieren Aufmerksamkeit und Geld auf Kosten von BIPoC. Und dann kommt im NACHHINEIN ein „Angebot“ eines offenen Gesprächs. Das Gespräch hättet ihr suchen müssen BEVOR ihr solche Kackscheisse produziert, dann wäre es gar nicht erst dazu gekommen.

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Sorry Leute aber das Stück liesst wie ein schlechtes Relikt aus dem letzten Jahrhundert… und zwar keine schöne Form von Relikt, sondern eine in der achtlos mit kolonialrassistischen und neokolonialen Begriffen und Ideen um sich geschmissen wird.

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Ihr verkleidet Rassismus als Satire. Wie erlaubt ihr euch als weisse Personen so diskriminierende Worte und Inhalte zu repräsentieren? Merkt ihr, dass ihr dadurch rassistisches kolonialistisches Denken reproduziert? Schämt euch!

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was soll diese rassischtische kackscheisse? wer kommt auf die Idee ein solches “Theater” zu schreiben? warum unterstützt das Restaurant Klara offene rassistische Polemik?

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Hey, Titel und Beschreibung zum Stück sind super rassistisch und gehen so einfach nicht. Für von Rassismus betroffene Personen sind Worte, die ihr verwendet, mega verletzend. Wisst ihr, was ihr damit für Schaden anrichtet?