Medienspiegel 11. September 2019

+++AARGAU
Vom Herrenschneider in Afghanistan zum Coiffeurlehrling in der Schweiz
Die Küttiger Coiffeuse Marianne Goldenberger bildet einen Flüchtling aus. Dabei wollte er doch eigentlich nur ein Handy bei ihr kaufen. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/aarau/vom-herrenschneider-in-afghanistan-zum-coiffeurlehrling-in-der-schweiz-135599245


+++LUZERN
Asylwesen: Luzern erhält höhere Integrationspauschale für Flüchtlinge
Der Kanton Luzern erhält vom Bund künftig mehr Geld für die Integration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat das kantonale Umsetzungskonzept zur Integrationsagenda Schweiz (IAS) genehmigt.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/asylwesen-luzern-erhaelt-hoehere-integrationspauschale-fuer-fluechtlinge-ld.1150879


+++SCHWEIZ
Asylpraxis: Ausschaffung ins Mullah-Regime
Der Iran gehörte bisher zu den Herkunftsländern, in die Zwangsausschaffungen als schwierig bis unmöglich galten. Trotzdem ist vor kurzem ein Asylsuchender dorthin ausgeschafft worden.
https://www.woz.ch/1937/asylpraxis/ausschaffung-ins-mullah-regime


SEM vergibt Mandate für Betreuungsdienstleistungen in den Unterkünften des Bundes
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat die Mandate für die Betreuungsdienstleistungen in den Unterkünften des Bundes ab 1. Januar 2020 vergeben. In drei Asylregionen übernimmt dies die ORS SERVICE AG (ORS), in den anderen drei Regionen die Asyl-Organisation Zürich (AOZ).
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-76357.html
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/bund-vergibt-millionenauftraege-fuer-asylzentren/story/15301227
-> https://www.nzz.ch/schweiz/bund-vergibt-millionen-auftraege-fuer-betreuungsdienstleistungen-in-asylzentren-ld.1507935


Bund vergibt Betreuungsmandate in den Bundesasylzentren
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat die Mandate für die Betreuungsdienstleistungen in den Bundesasylzentren an die ORS Service AG und an die Asyl-Organisation Zürich (AOZ) vergeben. Die SFH begrüsst, dass die AOZ die Mandate in drei Asylregionen erhält und auf den positiven Erfahrungen aus dem Testbetrieb Zürich aufbauen kann. Es ist jedoch bedauerlich, dass keine zivilgesellschaftlichen Organisationen bei der Vergabe der Mandate berücksichtigt wurden. Die SFH fordert von der ORS Offenheit gegenüber einer engen Zusammenarbeit mit dem Rechtsschutz. Zudem muss die Zivilgesellschaft eingebunden werden, damit die Integration gefördert wird.
https://www.fluechtlingshilfe.ch/news/archiv/2019/bund-vergibt-betreuungsmandate-in-den-bundesasylzentren.html


Bund peilt Deal mit Eritrea an
Ein Unterstützungsprogramm soll Asylsuchende zur Rückkehr in ihre Heimat bewegen.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/bund-peilt-deal-mit-eritrea-an-135601689


„Ausschaffungsflüge kosten rund 6 Millionen Franken
Im vergangenen Jahr haben 6137 abgewiesene Asylbewerber und Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung die Schweiz auf dem Luftweg verlassen. Für 214 Personen organisierte der Bund einen Sonderflug mit Polizeibegleitung.
Das ist dann der Fall, wenn eine Person vermutlich starken körperlichen Widerstand gegen die Rückführung leistet. Die übrigen Personen wurden in Linienflügen ausgeschafft, wobei deren 314 bis in ihre Heimat von Polizisten begleitet wurden. Die Linien- und Sonderflüge kosteten den Bund 2018 ungefähr 6 Millionen Franken.
Im vergangenen Jahr musste der Bund sodann 2731 Flüge annullieren oder umbuchen. Mit anderen Worten: Jede dritte Ausschaffung scheitert. (kä)“
(https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/bund-peilt-deal-mit-eritrea-an-135601689)


Caritas fordert vom Bundesrat umfassende Afrika-Strategie
Caritas Schweiz fordert vom Bundesrat eine umfassende Afrika-Strategie. Die heutige Wirtschaftspolitik der Schweiz habe ausbeuterische Züge, die Migrationspolitik sei von Abschottung geprägt und die Entwicklungszusammenarbeit finanziell unterdotiert.
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/caritas-fordert-vom-bundesrat-umfassende-afrika-strategie-135604072
-> Medienmitteilung: https://www.caritas.ch/fileadmin/user_upload/Caritas_Schweiz/data/site/was-wir-sagen/medien/mediencommuniques/2019/22_mc2019_Caritas_Schweiz_Afrika_d.pdf
-> Mediendossier: https://www.caritas.ch/fileadmin/user_upload/Caritas_Schweiz/data/site/was-wir-sagen/medien/mediencommuniques/2019/Caritas_Mediendossier_Afrika_20190911.pdf


+++DEUTSCHLAND
«Integrationsfeindlicher Unsinn»
Nach Entscheidung des BAMF dürfen nur noch Asylbewerber aus zwei Staaten Deutsch lernen
Bei der Integration von Asylbewerbern geht die Bundesregierung einen weiteren Schritt rückwärts. Nur noch Menschen aus Syrien und Eritrea haben neuerdings kurzfristigen Anspruch auf einen Deutschkurs. Alle anderen müssen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – bis zum Ende ihres Asylverfahrens warten.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1125685.sprachunterricht-integrationsfeindlicher-unsinn.html


+++FRANKREICH
86 Migranten bei Ärmelkanal-Überquerung aufgegriffen
Beim Versuch, den Ärmelkanal von Frankreich aus mit kleinen Booten nach Grossbritannien zu überqueren, sind am Dienstag 86 Migranten aufgegriffen worden. 86 Migranten an einem Tag stellen laut einem Medienbericht eine Rekordzahl dar.
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/86-migranten-bei-aermelkanal-ueberquerung-aufgegriffen-135602409


+++GRIECHENLAND
Lesbos: Chef des griechischen Flüchtlingslagers Moria gibt auf
Das Registrierzentrum ist seit Jahren überlastet. Nun hört ihr Leiter auf. Angela Merkel besprach derweil mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan die Lage in der Ägäis.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-09/lesbos-griechenland-giannis-balbakakis-registrierlager-fluechtlinge-ruecktritt


Migration: Flüchtlingshelfer warnen vor Krise in Griechenland
Auf den griechischen Inseln harren Tausende Geflüchtete aus, weitere Menschen kommen an. Pro Asyl fordert mehr Engagement von der EU.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/griechenland-eu-tuerkei-abkommen-aegaeis-migranten
-> https://www.proasyl.de/pressemitteilung/dramatische-lage-in-der-aegaeis-pro-asyl-fordert-europaeische-solidaritaet/
-> https://www.zdf.de/nachrichten/heute/migrationsforscher-knaus-griechenland-mit-fluechtlingssituation-am-limit-100.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-griechenland-199.html
-> https://www.tagesschau.de/ausland/eu-tuerkei-abkommen-fluechtlinge-101.html


+++MITTELMEER
Göttingen wird sicherer Hafen: „Wir dürfen nicht wegschauen“
Göttingen positioniert sich öffentlich gegen die Kriminalisierung privater Seenotrettung. Die Stadt will eine Patenschaft für ein Schiff übernehmen.
https://taz.de/Goettingen-wird-sicherer-Hafen/!5624195/


Von Guardiola geehrt, von Conte blockiert
Während Barcelona Seenotretter mit Medaillen kürt, hält die italienischen Regierung ihre Häfen geschlossen
Die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete und der Gründer der Rettungsorganisation »Open Arms«, Oscar Camps, sind am Dienstag für ihren Einsatz in der Seenotrettung mit der Ehrenmedaille des katalanischen Regionalparlaments ausgezeichnet worden.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1125684.seenotrettung-von-guardiola-geehrt-von-conte-blockiert.html


+++SYRIEN
Uno: Unmenschliche Zustände in Flüchtlingslagern in Syrien
Uno-Experten prangern die Zustände an, unter denen Flüchtlinge in Lagern in Syrien eingepfercht sind – und sie kritisieren die schleppende Rückführung von ausländischen Frauen und Kindern aus ehemaligen Kampfgebieten in Syrien scharf .
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/uno-unmenschliche-zustaende-in-fluechtlingslagern-in-syrien-135606068


+++RUANDA
Evakuierungen von Flüchtlingen aus Libyen nach Ruanda
Die Regierung von Ruanda, UNHCR und die Afrikanische Union haben eine Absichtserklärung unterschrieben, um ein entsprechendes System einzurichten.
https://www.unhcr.org/dach/ch-de/34507-evakuierungen-von-fluechtlingen-aus-libyen-nach-ruanda.html
-> https://taz.de/Fluechtlingsdeal-zwischen-UN-und-AU/!5621248/
-> https://www.nzz.ch/international/rwanda-will-hunderte-von-migranten-aus-libyen-aufnehmen-und-betreibt-damit-auch-imagepflege-ld.1508017


+++FREIRÄUME
BLICK enthüllt Geheimprojekt «WOW!»: SBB wollen Bahnhöfe vom «Schmuddel-Image» befreien
Die SBB planen in den nächsten fünf Jahren den Umbau von 100 Bahnhöfen. Das Ziel: mehr Hygiene und Komfort. Der Bahnhof soll zur Lümmelecke der digitalen Arbeitsnomaden werden.
https://www.blick.ch/news/wirtschaft/blick-enthuellt-geheimprojekt-wow-sbb-wollen-bahnhoefe-vom-schmuddel-image-befreien-id15509824.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Die-SBB-will-weg-vom–Schmuddel-Image—16486137


+++DROGENPOLITIK
Grosser Rat fordert Hanf-Professur an der Uni Bern
Wegen der berauschenden Wirkung von THC sei der Hanf in Verruf geraten. Das müsse sich nun ändern, finden die Motionäre. Sie fordern einen Lehrstuhl für medizinische Cannabisforschung an der Uni Bern.
https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/grosser-rat-fordert-hanf-professur-an-der-uni-bern/story/21302556
-> https://www.derbund.ch/bern/mehr-forschung-zu-cannabis-an-der-unibern/story/15569194
-> Motion: https://www.gr.be.ch/gr/de/index/geschaefte/geschaefte/suche/geschaeft.gid-20ba6946447b4260bed1e16cadd68df0.html


Medienmitteilung der Eidgenössischen Kommision für Suchtfragen – 10 Jahre Betäubungsmittelgesetz BetmG, Überlegungen für die Zukunft: Eine Analyse der EKSF
2008 wurde die Teilrevision des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) in einer Volksabstimmung angenommen. Die EKSF hat sich zum Ziel gesetzt, das BetmG heute – zehn Jahre später – auf seine Praxistauglichkeit zu überprüfen. Anhand des aktuellen Wissensstandes wurde das Gesetz einer kritischen Reflexion unterzogen. Die Resultate dieser Reflexion sowie Vorschläge für eine Weiterentwicklung des BetmG liegen nun publiziert in einem Analysepapier vor.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-76364.html
-> Bericht: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/organisation/ausserparlamentarische-kommissionen/eidgenoessische-kommission-fuer-suchtfragen.html
-> https://www.nau.ch/news/schweiz/betaubungsmittelgesetz-erreicht-seine-ziele-nicht-65582624


+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Warum es wichtiger ist, den «Marsch für’s Läbe» zu verhindern als für die Juso Wahlkampf zu machen
Am Samstag werden sich in Zürich hunderte Aktivist*innen dem grössten rechten Aufmarsch der Schweiz entgegenstellen. Solche Proteste waren in der Vergangenheit sehr erfolgreich. Die Juso kocht derweil ihr eigenes Süppchen.
https://www.ajour-mag.ch/wtf19/


Die Juso dürfen in Zürich gegen die Abtreibungsgegner demonstrieren
Die Stadtpolizei Zürich hat eine Gegendemonstration zum «Marsch fürs Läbe» bewilligt. Der Zürcher Stadtrat hatte den Protest der Abtreibungsgegner zuvor aus Angst vor Angriffen einschränken wollen.
https://www.nzz.ch/zuerich/marsch-fuers-laebe-stadt-zuerich-erlaubt-gegendemo-der-juso-ld.1505858
-> https://www.facebook.com/events/2765967550083358/


(via FB Welcome to Hell)
Sensationelle Enthüllung in den heutigen «News» von Telebärn: Am Bollwerk steht ein schräges Bänkli! Dazu gabs rund 3 Minuten knallharte Recherchen. Dass beim Solilauf am Samstag ein neuer Rundenrekord aufgestellt wurde und 150 Läufer*innen Spenden in der Höhe von über 75’000 Franken für die Sans-Papiers-Beratungsstelle auftrieben, war dem Lokalfernsehen und auch den hiesigen Printmedien kein Bild und keine Zeile wert …; eine filmische Aufzeichnung von diesem Anlass ist in Arbeit.
Ansonsten: Der nächste Marsch fürs Leben der Fundi-Christen findet wohlweislich in Zürich statt, denn …
https://youtu.be/crQKwIIxAP0


+++KNAST
Statt Flüchtlinge sollen Verbrecher nach Prêles
Das Kantonsparlament wünscht, dass das ehemalige Jugendheim als Variante für einen Gefängnisstandort geprüft wird.
https://www.derbund.ch/bern/statt-fluechtlinge-sollen-verbrecher-nach-preles/story/22895312
-> https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/parlament-wuenscht-preles-als-variante-fuer-gefaengnisstandort/story/12902075


Strafanstalt Saxerriet mit neuer Führungs- und Organisationsstruktur
Nachdem sich ein Leiter pensionieren liess und ein anderer die Abteilung wechselte, haben Direktor Martin Vinzens und die Leiterin des Amtes für Justizvollzug, Barbara Looser, die Führungs- und Organisationsstruktur der Strafanstalt Saxerriet gemeinsam reorganisiert, wie einer Mitteilung der zu entnehmen ist.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/werdenberg/neue-fuhrung-fur-saxerriet-ld.1150959


+++ANTIFA
Roth ist raus – Matratzen-Fabrikant zieht sich aus Rechtsextremen-Label zurück
Peter Patrick Roth, Geschäftsführer der Matratzenfabrik Roviva, will per sofort sein Kapital aus der T-Shirt-Firma «Fighttex» abziehen. Das bestätigt der Verwaltungsrat von Fighttex. Der Versandhändler vertreibt Kleider mit rechtsradikalem Inhalt.
https://www.srf.ch/news/schweiz/roth-ist-raus-matratzen-fabrikant-zieht-sich-aus-rechtsextremen-label-zurueck
-> https://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/matratzenchef-zieht-sich-aus-kleiderfirma-zurueck/story/23895905


+++ANTIRA
„Jenaer Erklärung“: Forscher stellen klar: Es gibt keine menschlichen Rassen
Mit einer Erklärung darüber, dass es keine menschlichen Rassen gibt, haben sich Jenaer Forscher von ihren Vorgängern aus dem 20. Jahrhundert distanziert.
https://www.deutschlandfunk.de/jenaer-erklaerung-forscher-stellen-klar-es-gibt-keine.2850.de.html?drn:news_id=1048031
-> https://www.mdr.de/wissen/bildung/menschenrassen-gibt-es-nicht-100.html


Evolutionsforscher über Rassebegriff: „Nichts anderes als ein gedankliches Konstrukt“
Für einen Rassebegriff gebe es heute keine biologische Grundlage mehr, sagte Martin S. Fischer vom Institut für Zoologie und Evolutionsforschung der Universität Jena, im Dlf. In einer Erklärung fordern Wissenschaftler deshalb, diesen nicht mehr im Zusammenhang mit Wissenschaft zu nutzen.
https://www.deutschlandfunk.de/evolutionsforscher-ueber-rassebegriff-nichts-anderes-als.676.de.html?dram:article_id=458560


10. Aktionswoche gegen Rassismus: Ideen jetzt einbringen
Die 10. Aktionswoche gegen Rassismus findet vom 21. bis 27. März 2020 statt. Projektideen oder Veranstaltungskonzepte können ab sofort bis 31. Oktober 2019 eingereicht werden. Mit der Jubiläums-Aktionswoche soll die Vorreiterrolle der Stadt Bern im Kampf gegen Rassismus und rassistische Diskriminierung unterstrichen werden.
https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/10-aktionswoche-gegen-rassismus-ideen-jetzt-einbringen


+++RECHTSPOPULISMUS
Kampf gegen die «Genderpolizei»: Wie eine Zürcher SVP-Politikerin für Aufruhr im deutschen Sprachraum sorgt
Susanne Brunner wehrt sich juristisch gegen Sprachregeln im Zürcher Stadtparlament. Dafür hat die SVP-Frau schon fast 10 000 Franken an Spenden gesammelt. Auch ein prominenter Unterstützer ist dabei.
https://www.nzz.ch/zuerich/genderpolizei-in-zuerich-svp-frau-sammelt-geld-fuer-rechtsstreit-ld.1507642


Sozialhilfe soll auf drei Kinder begrenzt werden
Die SVP-Grossrätin und Sozialvorsteherin von Aarburg, Martina Bircher, möchte die Sozialkosten bis auf drei Kinder beschränken. Familien sollen maximal 2’386 Franken erhalten, gleichgültig ob sie nun drei oder mehr Kinder haben.
https://www.telem1.ch/aktuell/sozialhilfe-soll-auf-drei-kinder-begrenzt-werden-135607033
-> https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/svp-politikerin-martina-bircher-will-grossfamilien-die-sozialhilfe-kuerzen-135606161
-> https://www.blick.ch/news/politik/drei-kinder-sind-genug-svp-politikerin-martina-bircher-will-grossfamilien-sozialhilfe-kuerzen-id15509383.html


+++FUNDIS
tagesanzeiger.ch 11.09.2019

Christliche Werte für «Chocolate Family»

Chocolatier Jürg Läderach ist einer der bekanntesten Moralapostel in der Schweiz. Mit langem Atem kämpft er gegen Abtreibung, Pornografie und Homosexualität.

Michael Meier

Die frommen Abtreibungsgegner haben sich durchgesetzt. Am nächsten Samstag zieht der «Marsch fürs Läbe» durch Zürich, um gegen das «systematische Eliminieren von behindertem Leben» zu demonstrieren. Prominentestes Mitglied im Vorstand des Vereins ist Jürg Läder­ach, Inhaber und Verwaltungsratspräsident der Läderach AG. Der Schokoladefabrikant präsidiert auch die in Zürich domizilierte Handelskammer Deutschland-Schweiz. Beim Verein «Marsch fürs Läbe» ist er Kassier, sein ­Kadermann Walter Mannhart, Leiter Einkauf bei Läderach, ist Aktuar. Die zwei sind ein eingespieltes evangelikales Gespann gegen den Moralzerfall.

Warum engagiert sich Läder­ach als Lebensschützer? Wird er am Samstag in Zürich auch demonstrieren, wo er besonders viele Filialen hat? Der Themenkreis betreffe das private und persönliche Engagement einzelner Mitglieder der Familie Läder­ach und werde durch das Unternehmen nicht kommentiert, mailt Elyne Hager, Leiterin Kommunikation der Läderach AG, auf Anfrage. «Für private Fragen steht Herr Jürg Läderach nicht zur Verfügung.» Private Fragen? Der «Marsch fürs Läbe» versteht sich als Kundgebung samt Bekenntnismarsch, ist also per se öffentlich.

Gegen «Harry Potter»

Jürg Läderach moralisiert mit langem Atem. Seit 25 Jahren kämpft er gegen den «moralischen Niedergang weltweit» und für die «Erhaltung christlicher Werte in Politik und Gesellschaft». So das Ziel der Organisation «Christians for Truth» (CFT), die er seit 1994 präsidiert.

Der Verein, der sich seit kurzem «Christianity for Today» nennt, hat den «Marsch fürs Läbe» mitbegründet. Läderach vertritt dort zusammen mit Mannhart den Verein CFT, der gegen assistierten Suizid, vor- und ausserehelichen Verkehr, Pornografie oder «Harry Potter» Stellung bezieht.

Häufig unterzeichnen die beiden Schreiben gemeinsam, etwa an die Kiosk-AG, die doch bitte ihre Verkaufsstellen familienfreundlich, also pornofrei, gestalten soll. CFT ruft auch zu Kundgebungen gegen Erotikmessen, Männerstrips und das Musical «Jesus Christ Superstar» auf oder fordert auf Schulebene mehr Einfluss der Kreationisten.

Engagement weniger offen

Neben Abtreibung ist Homosexualität das zentrale Thema von CFT. Schon 2005 schrieben Läderach und Mannhart an Bundesrat Blocher: «Mit grosser ­Besorgnis und Betroffenheit erleben wir, wie gleichgeschlechtliche Paare einen anerkannten Status erhalten sollen . . . Dass Sie als Vertreter der Landesregierung, diese starke Lobby in der Arena mit Ihrem Ja zum Partnerschaftsgesetz unterstützen werden, schwächt das Vertrauen in den Bundesrat, der seine Auf­gabe als Führer unseres Volkes in der Verantwortung vor Gott und seinen Ordnungen wahrnehmen sollte.»

Der erfolgreiche Schokoladeproduzent, der aktuell 850 Mitarbeitende beschäftigt und gemäss «Bilanz» einen Umsatz von 125 Millionen Franken macht, hält heute mit unverblümten ­Moralappellen zurück. Spricht der Confiserie-Unternehmer öffentlich über den Glauben, dann gerne als christlicher Patron, der seiner «Chocolate Family» Werte wie Liebe und Menschlichkeit ans Herz lege. Im Zürcher Programm des «Marschs fürs Läbe» erscheint Läderach nicht als Redner. Bilder wie das von 1996, das ihn als Sprecher konservativer Christen auf der Rütliwiese zeigt, gibt es heute kaum mehr.

Wie der Vater so der Sohn

Im vierteljährlich erscheinenden Bulletin von CFT lässt Läderach darum lieber andere gegen den Verfall der Moral anschreiben, Walter Mannhart etwa oder seinen ältesten Sohn, Johannes Läderach, der letztes Jahr seinen Vater als CEO der Läderach AG abgelöst hat.

Der 33-jährige Jungunternehmer stellte sich etwa hinter den SVP-Politiker und OK-Präsidenten des «Marschs fürs Läbe» Daniel Regli, als dieser 2017 im Zürcher Gemeinderat einen Eklat provozierte. Regli sagte, promiske Homosexuelle zwischen 30 und 40 würden sich das Leben nehmen, weil «der Analmuskel nicht mehr hält, was er verspricht». Die Empörung ging weit über das Zürcher Rathaus und die Fraktionen hinaus.

Johannes Läderach indes, wie sein Vater im Vorstand von CFT, zeigte sich in dessen Bulletin ­erstaunt, weshalb kein einziger Politiker und kein einziges Medium auf die Frage eingegangen sei, ob es ein solches medizinisches Problem tatsächlich gebe. Kein Arzt sei interviewt und keine Statistik zu Selbstmordraten sei überprüft worden.

Fragen zum Firmengewinn

Stattdessen habe man nur auf den Mann gespielt und Reglis Thesen abstrus, menschenverachtend genannt. Der Politiker könne von Glück reden, zitiert Läderach die Kritiker, dass sich die Rassismus-Strafnorm nicht auf Homosexuelle beziehe, sonst müsste er mit einer Anzeige rechnen. Folgerichtig debattierte Johannes Läderach an der CFT-Jahreskonferenz 2018 zusammen mit dem Churer Bistumssprecher Giuseppe Gracia über «Meinungsfreiheit – eine Illusion?».

Die Läderach AG, ein nicht börsenkotierter Familienbetrieb, muss seine Zahlen nicht offenlegen. Wie andere Familienunternehmer verwende man den Gewinn auch für Tätigkeiten, die aus Sicht der Familie wichtig seien, zitiert die Zeitschrift «Idea Schweiz» Johannes Läderach. «Wir unterstützen auch Projekte im christlich-sozialen Bereich.» Also auch den «Marsch fürs Läbe»?

Die Aussage von Johannes Läderach sei missverständlich, korrigiert ihn die eigene Kommunikationsbeauftragte Hager: Die Firma Läderach investiere «in keiner Weise in christlich-soziale Projekte». Sie fördere vielmehr in ihrem direkten Einflussgebiet Aktivitäten zugunsten einer nachhaltigen Geschäftstätigkeit – etwa in der Kakaobeschaffung, Energieeffizienz oder Waste Management. Richtig und öffentlich bekannt sei, «dass sich einzelne Familienmitglieder für christlich-soziale Projekte oder Forschungstätigkeiten im Gesundheitsbereich engagieren».

Im Gesundheitsbereich? Nicht vielmehr im Bereich Lebensschutz? Läderachs «Christians for Truth» hatten massgeblich die Initiative für Mutter und Kind unterstützt, welche Abtreibungen grundsätzlich und selbst bei Vergewaltigungsopfern verbieten wollte. Sie wurde am 2. Juni 2002 vom Volk massiv verworfen. Im Initiativkomitee sassen mehrere Mitglieder des Missionswerks KwaSizabantu, der Mutterorganisation von CFT.

Eigene Freikirche

Das Missionswerk war vom deutschstämmigen Südafrikaner Erlo Stegen gegründet worden, der sich als Gesandter Gottes sieht. Der von Südafrika aus weltweit missionierende Prediger ist mit der Familie Läderach und dem Schweizer Zweig von KwaSizabantu verbunden. Domiziliert ist das Missionswerk im Hof Oberkirch im sanktgallischen Kaltbrunn. Jürg Läderach präsidiert die Hof Oberkirch AG, zu der auch die christliche Privatschule Domino Servite gehört. Seine Kinder haben diese Schule besucht, seine Frau ist dort Lehrerin.

Zurzeit ist dort viel in Bewegung: Gerade haben sich die Organisationen auf Hof Oberkirch eine Imagekorrektur samt Namensänderung verpasst. Die Privatschule Domino Servite heisst jetzt Christliche Schule Linth. Sie bezweckt nach wie vor, «die Kinder und Jugendlichen zur Ehrfurcht vor dem dreieinigen Gott und zu lebenstüchtigen, reifen Menschen zu erziehen». Das Missionswerk KwaSizabantu wurde in «Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch» umbenannt. Sie soll etwa 200 Mitglieder haben und ist gemäss dem Religions- und Sektenexperten Georg Otto Schmid eine «evangelikale Gemeinde am konservativen Rand der Freikirchenszene».



Demonstrationsroute bleibt aus Sicherheitsgründen geheim

Diese Gruppen sollten sich lieber nicht begegnen: Am Samstag findet in Zürich zum ersten Mal seit Jahren ein «Marsch fürs Läbe» von christlichen Abtreibungsgegnerinnen und -gegnern statt. Der Marsch wird jedes Jahr am Samstag vor dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag angesetzt. «Wir haben viel Grund zum Danken und Beten», sagt Pressesprecherin Gall. «Vor allem für das Leben.»

Unter dem Motto «Vowäge fürs Läbe» haben linke Kreise zeitgleich zur Gegendemonstration aufgerufen. Die Stadtpolizei Zürich bewilligte ein entsprechendes Demonstrationsgesuch der Juso. Die Gegendemonstration soll um 14 Uhr am Helvetiaplatz im Kreis 4 starten. Die ­Abtreibungsgegner treffen sich zeitgleich am Turbinenplatz im Kreis 5.

Welche Route die Abtreibungsgegner nehmen, will das Sicherheitsdepartement aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben. Letztes Jahr in Bern demonstrierten rund 1500 am «Marsch fürs Läbe» auf dem Bundesplatz. Es kam zu einer unbewilligten Gegendemonstration mit rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Bundesplatz musste vollständig durch Absperrgitter gesichert werden.

Der Zürcher Stadtrat wollte zunächst aus Sicherheitsgründen ebenfalls nur eine Platzdemonstration bewilligen – und wurde vom Statthalter zurückgepfiffen. Er hiess eine Beschwerde der Organisatoren gut und bewilligte einen Umzug, wogegen der Stadtrat wiederum Beschwerde einreichte. Am Samstag sollen nun trotzdem beide Demonstrationen parallel stattfinden. (rar)
(https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/er-wacht-ueber-die-christliche-moral/story/15768662)


+++HISTORY
Statt die Armut hat man die Armen bekämpft
«Der Staat hat fundamentale Grundrechte missachtet.» Das sagt der St.Galler Regierungsrat Martin Klöti mit Blick auf die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, denen im 20. Jahrhundert Tausende von Kindern und Erwachsenen in der Schweiz zum Opfer fielen. Am 21. September lädt der Kanton zum Gedenkanlass.
https://www.saiten.ch/statt-die-armut-hat-man-die-armen-bekaempft/


Exzentriker-Kommune von Fiume 1919: Nackte Helden für den “Duce”
Die Orgie währte 15 Monate: Der italienische Dichter D’Annunzio rief vor 100 Jahren an der Adria den “Freistaat Fiume” aus. Eine Bühne für Kriegsabenteurer, Weltverbesserer – und für künftige Faschisten.
https://www.spiegel.de/geschichte/faschisten-kommune-d-annunzios-freistaat-fiume-von-1919-a-1285871.html
-> https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/buch-kommune-der-faschisten-100.html


+++ZIVILDIENST
Ständerat will Zugang zum Zivildienst erschweren
Die Ratslinke war in der kleinen Kammer chancenlos. Eine Vorlage die weniger Zivildienstleistende vorsieht, wurde klar angenommen.
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/staenderat-will-zugang-zum-zivildienst-erschweren/story/14382042
-> https://www.srf.ch/news/schweiz/hoehere-huerden-fuer-zivildienst-wer-sturmgewehr-mit-spitzhacke-tauscht-soll-leiden
-> Rendez-vous: https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=97204319-f52d-4a0c-87c5-b1b42e9000c8
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20190911050027723194158159041_bsd020.aspx
-> https://www.nzz.ch/schweiz/armee-ade-drei-sogenannte-abschleicher-erzaehlen-ld.1507793
-> https://www.blick.ch/news/politik/staenderat-will-zugang-erschweren-jetzt-geht-es-den-zivis-an-den-kragen-id15510488.html
-> Tagesschau am Mittag: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/mittagsausgabe?id=b029e644-245e-4c4c-9f40-ef7c882b2e41
-> https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/staenderat-will-zugang-zum-zivildienst-erschweren/story/14382042
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20190911124747446194158159041_bsd083.aspx
-> https://www.parlament.ch/de/services/news/Seiten/2019/20190911145035677194158159041_bsd108.aspx
-> Tagesschau: https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=9b89a796-623c-4484-981e-6e3c58fc5ef9&startTime=418.977


10’000 politische Gefangene
Wegen ihrem Umgang mit Militärdienstverweigerern galt die Schweiz lange als eines der grössten Sorgenkinder von Amnesty International.
Während zwei Jahrzehnten, von 1975 bis 1996, begannen alle Jahresberichte von Amnesty International im Kapitel über die Schweiz mit demselben Thema: «Amnesty International war besorgt über die Inhaftierung von Militärdienstverweigerern aus Gewissensgründen.» 1984 wurde der Zusatz beigefügt: «… sowie über das Fehlen jeglichen zivilen Friedensdienstes.»
https://blog.tagesanzeiger.ch/historyreloaded/index.php/3424/10000-politische-gefangene/



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