Medienspiegel 13. August 2019

+++SOLOTHURN
Der Gemeinderat vertagt die Entscheidung über die neue Asylunterkunft
Der «Asyl-Pavillon» in Lostorf muss ersetzt werden. Das marode Gebäude wird derzeit von fünf Asylbewerbern bewohnt. Noch hat aber der Souverän das letzte Wort über das Bauprojekt.
https://www.solothurnerzeitung.ch/solothurn/niederamt/der-gemeinderat-vertagt-die-entscheidung-ueber-die-neue-asylunterkunft-135401346

+++ZÜRICH
Flüchtlinge bewähren sich im Schweizer Arbeitsmarkt
Arbeitslos und von der Sozialhilfe abhängig – so manchem Flüchtling droht dieses Schicksal. Bund und Kantone haben das Problem erkannt und vor einem Jahr das Projekt «Integrationsvorlehre» ins Leben gerufen. Nun zieht der Kanton Zürich eine erste Bilanz.
https://www.nzz.ch/zuerich/kanton-zuerich-fluechtlinge-bewaehren-sich-im-arbeitsmarkt-ld.1501522?mktcid=smsh&mktcval=Twitter

+++GRIECHENLAND
Baslerin in der Flüchtlingshölle
Auf der griechischen Insel Samos stranden täglich Flüchtlinge. Die Bedingungen sind katastrophal. Mittendrin: eine Baslerin.
https://telebasel.ch/2019/08/12/baslerin-in-der-fluechtlingshoelle/?channel=105105

+++MITTELMEER
Ausharren für Flüchtlinge auf Schiffen im Mittelmeer – 10vor10
Malta und Italien verwehren das Anlegen für private Rettungsschiffe. Doch wohin mit den Geretteten? Zurück nach Libyen geht nicht – die Zustände sind für viele unerträglich. Informationen und Einschätzung von SRF-Korrespondent Philipp Zahn aus Rom.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=dc69da1f-260d-4ea2-afbc-82e49b672d70&startTime=67.22

«Helfen ist kein Verbrechen» – 10vor10
In Tunesien nimmt sich ein Fischer denjenigen an, die die Flucht übers Mittelmeer nicht überlebt haben. Chamesddine Marzoug will ihnen mit einem schlichten Begräbnis ihre Würde zurückgeben. Der Tunesier erzählt seine traurigen Erlebnisse.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=dc69da1f-260d-4ea2-afbc-82e49b672d70&startTime=354.066

Serie «Nach den Schlagzeilen» – Seenotretter aus der Luft
Für die Regierung von Malta ist die private Luftaufklärung inzwischen unerwünscht. In Malta wird nur noch betankt. Von seinen Sucheinsätzen lässt sich Fabio Zgraggen aber nicht abbringen.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=1fd5a64a-88cc-4db4-a0bc-21758f86156d&startTime=1196.04

Mittelmeer: EU-Staaten müssen der „Ocean Viking“ einen sicheren Hafen zuweisen
Die Crew des Rettungsschiffes „Ocean Viking“ hat bei den maltesischen und italienischen Seenotrettungsleitstellen die Zuweisung eines sicheren Ortes zur Ausschiffung der Geretteten an Bord angefragt. Die 356 Männer, Frauen und Kinder waren bei vier Rettungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen im zentralen Mittelmeer von den Teams der Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee aufgenommen worden. Die beiden Rettungsleitstellen sind die nächstgelegenen, die angesichts ausbleibender Antworten der libyschen Behörden helfen können.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/sicherer-Hafen-fuer-Ocean-Viking
-> https://www.msf.ch/de/neueste-beitraege/pressemitteilung/mittelmeer-eu-staaten-muessen-der-ocean-viking-einen-sicheren

Italien dicht – Flüchtlinge kommen über andere Mittelmeerrouten
Flüchtlinge müssen angesichts der harten Migrationspolitik Italiens auf andere Routen ausweichen. Wirklich etwas ändert das aber nicht.
https://www.nau.ch/news/europa/italien-dicht-fluchtlinge-kommen-uber-andere-mittelmeerrouten-65568218

Neue Route
Lage in Libyen verlagert Fluchtwege. Tunesische Regierung reagiert mit Repression auf Migranten
https://www.jungewelt.de/artikel/360752.flucht-nach-europa-neue-route.html

Seenotretter stoßen an ihre Grenzen
Mehr als 500 Flüchtlinge an Bord der »Ocean Viking« warten auf einen sicheren Hafen
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen appelliert an die EU, die 500 Flüchtlinge der »Open Arms« und der »Ocean Viking« sofort an Land zu lassen. »Dies ist ein Wettlauf gegen die Zeit«, erklärte UNHCR-Sondergesandte Cochetel.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1124285.ocean-viking-seenotretter-stossen-an-ihre-grenzen.html

Open Arms bittet Spanien um Aufnahme minderjähriger Migranten
Die Wetterverschlechterung im Mittelmeer bereitet Seenotrettern Sorge. Seit knapp zwei Wochen warten Gerettete auf die Landung in einem sicheren Hafen
https://www.derstandard.at/story/2000107368147/open-arms-bittet-spanien-um-aufnahme-minderjaehriger-migranten?ref=rss

Migration nach Europa – «Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung»
Todesfalle Mittelmeer: Jemanden vor dem Ertrinken zu retten, sei sinnvoll, sagt der Präsident von SOS Méditerranée.
https://www.srf.ch/news/international/migration-nach-europa-den-kopf-in-den-sand-zu-stecken-ist-keine-loesung

Mittelmeer, über 500 Gerettete: EU stellt sich tot
Über 500 Gerettete befinden sich inzwischen an Bord der NGO-Schiffe „Open Arms“ und „Ocean Viking“, zum Teil bereits seit 11 Tagen im zentralen Mittelmeer blockiert. Sämtliche EU-Staaten lehnen inzwischen nicht nur kategorisch die Aufnahme dieser Boat-people ab, sondern verhindern auch, dass sich die EU-Kommission als Verhandlungsinstanz zur Verteilung der Geretteten einschalten kann. Seit dem gestrigen Montag soll die EU-Kommission informelle Gesprächen mit ausgewählten Regierungen aufgenommen haben, aber in der Öffentlichkeit stellt sie sich noch immer tot. Es ist ungefähr so, als wenn neben dem Feuerwehrhaus ein Gebäude abbrennt, aber die Feuerwehr nicht löscht, weil niemand sie angerufen hat.
https://ffm-online.org/mittelmeer-ueber-500-gerettete-eu-stellt-sich-tot/

Seenotretter setzt Unterlassungsanspruch gegen Salvini durch
Dem italienischen Innenminister droht eine Geldstrafe von 250.000 Euro, wenn er ein Foto einer deutschen Aktivistin verbreitet
Im Konflikt mit Italiens Innenminister Matteo Salvini hat die Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline einen juristischen Erfolg errungen. Salvini droht eine Geldstrafe von 250 000 Euro, sofern er ein Foto eines Crewmitglieds weiter verbreitet.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1124253.mission-lifeline-seenotretter-setzt-unterlassungsanspruch-gegen-salvini-durch.html

Migration nach Europa – «Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung»
Todesfalle Mittelmeer: Jemanden vor dem Ertrinken zu retten, sei sinnvoll, sagt der Präsident von SOS Méditerranée.
https://www.srf.ch/news/international/migration-nach-europa-den-kopf-in-den-sand-zu-stecken-ist-keine-loesung

+++LIBYEN
Interniert im Bürgerkrieg: Was passiert, wenn Libyen seine Flüchtlingsgefängnisse schließt?
Libyen will einige der umstrittenen Lager schließen, in denen Flüchtlinge interniert und misshandelt werden. Doch den Gefangenen droht in Freiheit neue Gefahr. Wohin sollen sie sich wenden?
https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-schliesst-die-regierung-die-fluechtlingsgefaengnisse-a-1281010.html

+++FLUCHT
«Eine Schicksalsfrage für Europa und Nordafrika»
Statt bequem Wut und Lob an «Kapitänin Rackete» oder «Salvini» zu verteilen, sollte man besser Beat Stauffers neues Buch lesen. Das Thema ist zu wichtig.
https://telebasel.ch/2019/08/13/eine-schicksalsfrage-fuer-europa-und-nordafrika/?utm_source=lead&utm_medium=carousel&utm_campaign=pos%202
-> https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/der-journalist-beat-stauffer-liest-in-stgallen-aus-seinem-buch-ueber-migration-vor-ld.1142974

+++FREIRÄUME
Besuch bei etwas andern Nachbar*innen
Wohnort Viererfeld. Die Wagenleute haben sogar eine Adresse. Aber eine Rechnung bringt der Pöstler selten. Die jungen Leute leben weitgehend autonom, mit Laptop und Hacke, Bohrmaschine und Solarmodul. Am Mittag gibts veganen Eintopf aus Gemüse, das der Grossverteiler aussortiert hat. Bald schon kommen Kohl, Kartoffeln und Bohnen vom eigenen Pflanzblätz dazu.
http://www.journal-b.ch/de/082013/alltag/3363/Besuch-bei-etwas-andern-Nachbar*innen.htm

+++GASSE
Olten will mehr Sicherheit – Interventionsgruppe statt Stadtpolizei?
Der Stadtrat von Olten möchte eine Interventionsgruppe, die bei Streitigkeiten schlichtet und Übergriffe verhindert.
https://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/olten-will-mehr-sicherheit-interventionsgruppe-statt-stadtpolizei

Der Tod von Felisch löst Betroffenheit aus –  «Häbid tuusig Dank»: Der freundliche Bettler bewegt Luzern
Der «Tüechlimaa» ist gestorben: So konsequent sich der Obdachlose unserer Gesellschaft verweigerte, so gross ist jetzt die Anteilnahme. Er gehörte zur Luzerner Neustadt und hinterlässt eine Lücke.
https://www.zentralplus.ch/haebid-tuusig-dank-der-freundliche-bettler-bewegt-luzern-1588317/

+++REPRESSION DE
Eingriff in die Pressefreiheit
Das Verbot des linken Medienportals «Indymedia linksunten» wird 2020 gerichtlich geprüft
Das Verbot des linken Medienportals «Indymedia linksunten» wird 2020 gerichtlich geprüft. Es liegen keine ausreichenden Verbotsgründe vor, behaupten die Kläger. Das Gericht spricht von einer komplexen Angelegenheit.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1124259.indymedia-linksunten-eingriff-in-die-pressefreiheit.html

Was wurde eigentlich verboten?
Die staatlich beanstandeten Beiträge von »Indymedia linksunten« sind Teil eines kontroversen Meinungsaustauschs innerhalb der radikalen Linken
Die staatlich beanstandeten Beiträge von »Indymedia linksunten« sind Teil eines kontroversen Meinungsaustauschs innerhalb der radikalen Linken. In einem Artikel wurde etwa der Brandanschlag auf ein Diplomatenfahrzeug dokumentiert.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1124258.indymedia-linksunten-was-wurde-eigentlich-verboten.html

Verbote und Zensur
Unbequeme linke Stimmen werden staatlich verfolgt
Unbequeme linke Stimmen werden staatlich verfolgt, seit es sie gibt. Ein Rückblick auf die Geschichte der Zensur in Deutschland zeigt, dass die Repression zum Herrschaftsapparat gehört und dementsprechend genutzt wird.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1124260.indymedia-linksunten-verbote-und-zensur.html

+++REPRESSION FR
G7 wirft mit Schnellabschiebung von Frankreich nach Deutschland Schatten voraus
Vor dem G7-Gipfel im französisch-baskischen Biarritz wurde ein Mitarbeiter von Radio Dreyeckland in Freiburg im Eilverfahren aus dem Land geworfen, ihm drohen nun 3 Jahre Haft bei Wiedereinreise
https://www.heise.de/tp/features/G7-wirft-mit-Schnellabschiebung-von-Frankreich-nach-Deutschland-Schatten-voraus-4496143.html

+++KNAST
Bundesgerichtsurteil: Der Gefangenen-Verdienst darf nicht beschlagnahmt werden
Menschen im Gefängnis sind gesetzlich verpflichtet, Arbeit zu leisten. Ihr Verdienst darf indes nicht beschlagnahmt werden – auch nicht für allfällige offene Verfahrenskosten. Dies hält das Bundesgericht fest.
https://www.nzz.ch/schweiz/der-gefangenen-verdienst-darf-nicht-beschlagnahmt-werden-ld.1500908

+++BIG BROTHER
Chinesische Roboter mit Gesichtserkennung
Chinas Kontrolle über den öffentlichen Raum wird immer lückenloser
https://www.heise.de/tp/features/Chinesische-Roboter-mit-Gesichtserkennung-4494391.html

+++GRENZWACHTKORPS
bernerzeitung.ch 13.08.2019

Grenzwächter werden in Bern kritisch beobachtet

Joël Wyssen und David Hertach brauchen feine Menschenkenntnisse und ein dickes Fell. Die beiden Grenzwächter erzählen von Vorurteilen, Rasierklingen in Schliessfächern und schweizerischer Aufmüpfigkeit.

Michael Bucher

Donnerstagmorgen, 10 Uhr, Hauptbahnhof Bern. Auf Gleis 6 fährt der IC 8 aus der Ostschweiz ein. Das Perron ist überschaubar, nur wenige Personen warten auf den Zug. Darunter auch Joël Wyssen und David Hertach. Leicht versetzt voneinander stehen sie dort. Wyssen in Hemd, Slim-fit-Jeans, Sneakers und mit umgehängter Freitag-Tasche. Hertach in schwarzer Carhartt-Jacke, Jeans und mit beigem Rucksack. Sie sehen aus wie normale Zugreisende. Sind sie aber nicht.

Joël Wyssens Blick wandert übers Perron. Er mustert jede Person, die den Zug verlässt. Handschellen, Pfefferspray und Pistole, die er unter seinem lockeren Hemd an der Hüfte trägt, sind nicht zu sehen. Der 37-Jährige blickt kurz zu seinem Kollegen, sie scheinen sich einig zu sein: Es gibt erstmals zu tun.«Guten Tag, Schweizer Grenzwache, dürfen wir kurz Ihren Ausweis sehen?» Der angesprochene junge Mann gehorcht und gibt höflich Auskunft: deutscher Staatsbürger, gültige Aufenthaltsbewilligung, Geschäftstermin in Bern. Wyssen checkt das Ganze in der Schweizer Fahndungsdatenbank (Ripol) und im zentralen Migrationsinformationssystem (Zemis) – ganz einfach via App auf dem Smartphone. Alles okay. «Vielen Dank, schönen Tag noch.»

Kurzer Blick muss reichen

Wieso wurde der Mann kontrolliert? «Er stieg aus, blieb stehen und blickte lange umher», sagt David Hertach. Nicht wie ein Auswärtiger, der die Anzeigetafel checkt oder die Rolltreppe sucht, sondern wie jemand, der gezielt die Umgebung scannt. Personen, die sich auf dem Bahnsteig so verhalten, hätten meist etwas zu verbergen, meint der 27-Jährige, «oder sie sind Grenzwächter wie wir», fügt er schmunzelnd an. In diesem Fall traf beides nicht zu.

10.06 Uhr: Der IC 8 verlässt pünktlich den Berner Bahnhof. Die beiden Grenzwächter durchschreiten den ersten Waggon. Sie blicken nach links und rechts, mustern die Reisenden und deren Gepäck. Jetzt sind gute Menschenkenntnisse gefragt sowie eine ultraschnelle Auffassungsgabe. Ein kurzer Blick muss genügen, um verdächtige Indizien festzustellen. Es gibt kein vorgegebenes Raster, an das sich die zwei Grenzwächter halten können. «Vieles läuft über das Bauchgefühl», sagt Wyssen. Ein Bauchgefühl, das durch langjährige Erfahrung ein immer verlässlicherer Indikator wird. «Mit der Zeit entwickelt man ein gutes Gespür, wenn jemand etwas zu verbergen hat oder bei einer Befragung lügt», sagt Hertach.

Der Zug fährt den Thunersee entlang. Ab in den nächsten Waggon. Ein offensichtlich ausländischer Reisender mit grossem Koffer besetzt eine ganze Sitzreihe und schläft tief. Seine Beine reichen bis in den Gang, sodass man beinahe darüberstolpert. Die Grenzwächter gehen weiter. «Entweder hat der Mann nichts zu verbergen, oder er ist sehr abgebrüht», sagt Hertach. Hätte der Mann etwa einen Rucksack zwischen den Beinen eingeklemmt gehabt und wie «auf der Lauer» gewirkt, sein Bauchgefühl wäre ein anderes gewesen.

Mit Klischees konfrontiert

Weiter gehts. Eine feuchtfröhliche russische Reisegruppe verbreitet Partystimmung. Die Schnelleinschätzung des Duos Wyssen/Hertach: unverdächtig. Einer allein mit grossem Koffer wäre suspekter gewesen. Näher kontrollieren will Hertach jedoch eine Mutter und ihren volljährigen Sohn, die sich in osteuropäischer Sprache unterhalten. Auch hier alles korrekt: polnische Staatsbürgerschaft, gültige Aufenthaltsbewilligung. Rucksackinhalt: Mineralflasche, Sandwiches, Kleider und Schminke. Der Grund für die Kontrolle: Diebesbanden aus Osteuropa sind äusserst gewieft, da wird auch mal als Tarnung auf Familienidylle gemacht. Hertach hat dies schon mehrfach erlebt.

Illegal einreisende Afrikaner, klauende Osteuropäer – als Grenzwächter wird man mit vielen Klischees konfrontiert. Eine Gruppe, die mit ziemlicher Hartnäckigkeit Vorurteile bestätigt, sind laut den beiden Grenzwächtern georgische Asylsuchende. Diese ersuchen in Bern – im Wissen um ihre Chancenlosigkeit – um Asyl. Die Zeit, bis der negative Asylentscheid gefallen ist, nutzen sie, um auf Diebestouren zu gehen. Besonders beliebt: Alkohol und Rasierklingen aus Supermärkten. Anschliessend verhökern die organisierten Banden das Diebesgut mit netter Gewinnspanne, beispielsweise in Rumänien. «Trägt einer von denen einen SBB-Schliessfachschlüssel auf sich, finden wir dort zu 99 Prozent Diebesgut», so Hertach. Werden die Delinquenten von den Behörden zurückgeschickt, machen sie dasselbe Spiel in Deutschland und Frankreich, ehe sie wieder in der Schweiz landen.

WC ohne Spülung

11.28 Uhr, Bahnhof Visp: Mit dem IC 6 aus Brig gehts zurück nach Bern. Es ist eine beliebte Strecke für Migranten aus dem Süden, die so nach Basel gelangen, danach weiter in den Norden. Sie nutzen den IC durch den Kanton Bern als Transitroute. Doch an diesem Mittag ist es verhältnismässig ruhig. Keine illegalen Einreisenden, keine Drogenschmuggler. Hätten Wyssen und Hertach einen Verdächtigen ohne Ausweis angehalten, so wären sie mit diesem in Spiez ausgestiegen. Am dortigen Bahnhof befindet sich – wie auch in Biel, Olten und Visp – eine kleine Grenzwachtdienststelle inklusive Festhalteraum. Befragung, Leibesvisitation, Fingerabdruckentnahme – dies kann dort alles erledigt werden. Wollte der Verdächtige bei einem Toilettengang Drogen hinunterspülen, er würde auffliegen. Denn die Spülung lässt sich nur von aussen betätigen.

Seit mit dem Schengener Abkommen die systematischen Personenkontrollen an der Grenze weggefallen sind, finden vermehrt Kontrollen im Inland statt. «Seither haben wir einen höheren Rechtfertigungsdruck», sagt Wyssen. Die häufigste Frage, die sie bei Kontrollen gestellt kriegen, ist denn auch: «Wir sind doch gar nicht an der Grenze?» Das macht die Arbeit der Grenzwächter nicht immer einfach. Nicht selten werden sie von unbeteiligten Mitreisenden angeschnauzt. Was soll das? Sind Sie berechtigt dazu? Zeigen Sie mal Ihren Ausweis! So tönt das dann. Nicht etwa von jungen Linksaktivisten, sondern von älteren Leuten, wie Grenzwächter Hertach festhält. Kontrollieren sie eine dunkelhäutige Person, schwingt ihnen häufig auch noch die Rassismuskeule entgegen. «Da gibts nur eines», sagt sein Kollege Wyssen, «ruhig bleiben und freundlich auf den gesetzlichen Auftrag hinweisen.»

Schweizer Eigenheit

Diese leichte Aufmüpfigkeit gegenüber hiesigen Behörden ist in den Augen der beiden eine Schweizer Eigenheit. «In den USA würde sich das wohl keiner erlauben», meint Hertach.

Selbst bei den Grenzkontrollen der Guardia di Finanza in Italien gehe es viel rauer zu und her. «Da fragst du bei einer Kontrolle kein zweites Mal ‹perché?›.» Staatskritische Zivilcourage sei ja eine gute Sache, meint Hertach, «aber wenn dir ein halbes Zugabteil feindlich gesinnt ist, obwohl du nur deinen Job machst, ist das ziemlich unangenehm.»

Trotz aller Unannehmlichkeiten, die Waffe mussten die zwei Grenzwächter noch nie benutzen. Bei renitenter «Kundschaft», wie es Wyssen nennt, musste er in seinen 17 Jahren beim Grenzschutz ein paar Mal zum Pfefferspray greifen, allerdings nicht in einem Zug. Sein Kollege noch gar nie. Einen Faustschlag, den habe er schon kassiert, so Hertach, der seit vier Jahren dabei ist. Er habe damals auf dem Perron im Bahnhof Bern einen verhaltensauffälligen Mann kontrollieren wollen. «Kurz nachdem ich mich vorgestellt hatte, hatte ich eine Faust in meinem Gesicht.» Es stellte sich heraus: Der Mann war psychisch labil. Statt seiner Medikamente hatte er viele andere Substanzen intus.

Es ist 12.24 Uhr. Die ruhig verlaufene Tour des eingespielten Duos Wyssen/Hertach ist vorbei. Auf dem Weg zum Treffpunkt am Berner Hauptbahnhof checken die beiden nochmals die Umgebung. Sie fädeln sich irgendwann ein in den Passantenstrom. Kurz darauf sind sie in der anonymen Masse nicht mehr auszumachen.
(https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/grenzwaechter-werden-in-bern-kritisch-beobachtet/story/27395424)

Kokain in der Milchtüte, Heroin im Aktenkoffer
Auch im Berner Hauptbahnhof gibt es einen Grenzwachtposten. Dort fand schon so mancher Drogenschmuggel sein Ende.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/kokain-in-der-milchtuete-heroin-im-aktenkoffer/story/12527142

+++POLICE BE
Polizist untersagte das Filmen an Demo zu Recht
An einer Antifa-Kundgebung im Oktober 2017 in Bern wollte ein Demonstrant einen möglichen Polizeimissbrauch filmen. Das Obergericht stellt sich nun auf die Seite der Polizei.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/polizist-untersagte-das-filmen-an-demo-zu-recht/story/20186441
-> https://www.derbund.ch/bern/polizist-durfte-filmenden-demonstranten-stoppen/story/27967662
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/bern/er-sammelte-beweismaterial-polizei-hat-demonstranten-zu-recht-das-filmen-verboten-id15463323.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Filmen-an-Demo-verboten—kein-Amtsmissbrauch-22253557

+++RECHTSPOPULISMUS
SVP fordert Gefängnisstrafen von bis zu 60 Jahren
Die Partei heizt mit ihrem Strategiepapier «Kriminalität und Sicherheit» den Wahlkampf an und forderte strengere Strafen. Besonders streng ist sie bei Jungen.
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/svp-fordert-gefaengnisstrafen-von-bis-zu-60-jahren/story/12544312?utm_source=twitter&utm_campaign=Ed_Social_Post&utm_medium=Ed_Post_TAPolitik
-> https://www.blick.ch/news/politik/die-svp-sucht-noch-ein-auslaender-thema-weniger-fluechtlinge-weniger-illegale-weniger-zuwanderer-id15462942.html
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Die-SVP-will–Ghetto-Kids–haerter-anpacken-24885928
-> https://www.tele1.ch/artikel/156470/fuer-die-svp-ist-die-schweiz-nicht-mehr-sicher
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/kein-eldorado-fuer-kriminelle-svp-fordert-haertere-strafen-135402411
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/-svp-schweiz-soll-kein-paradies-fuer-kriminelle-werden-135402111
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Gewalt-an-Frauen-ist-laut-SVP-Schuld-der-Auslaender-24518606
-> https://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Die-SVP-geht-zurueck-zu-den-Wurzeln–21086796


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