Medienspiegel 31. Juli 2019

+++DEUTSCHLAND
Ein Jahr Ankerzentren: Wo der Wachmann nicht mal klopft
In Bayern müssen Geflüchtete während ihres Asylverfahrens in Ankerzentren wohnen. Ohne Privatsphäre. Viele reisen wieder aus.
https://taz.de/Ein-Jahr-Ankerzentren/!5613882/

+++FRANKREICH
Migranten in Paris: Warten auf Asyl
Irgendwo am Stadtrand von Paris sitzen sie und schlagen die Zeit tot. Hungrig, müde und voller Sehnsucht nach einem besseren Leben. Mit Tauben füttern und warten verbringen diese Migranten aus Afrika den Alltag.
https://de.euronews.com/2019/07/31/warten-auf-asyl-in-frankreich

+++MITTELMEER
Mit der „Alan Kurdi“ : Sea-Eye rettet 40 Menschen vor Libyen
Nach Angaben der Sea-Eye befinden sich unter den Geretteten eine Schwangere, ein Baby und zwei Kleinkinder. Welchen Hafen die „Alan Kurdi“ nun ansteuert, ist noch unklar.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sea-eye-rettet-40-menschen-vor-libyen-16311126.html

SV Babelsberg setzt sich für Flüchtlings-Rettung ein
Der deutsche Regionalligist SV Babelsberg 03 setzt ein politisches Zeichen und engagiert sich für die Stiftung «Seebrücke», die sich für Flüchtlinge einsetzt.
https://www.nau.ch/sport/fussball/sv-babelsberg-setzt-sich-fur-fluchtlings-rettung-ein-65561469

+++GRIECHENLAND
Ägäis: Frontex setzt Zeppelin zur 24h-Überwachung ein
Medienberichte zufolge wird der Seeraum zwischen der griechischen Ägäis-Insel Samos und der Meerenge von Mykali, an deren östlichem Gestade türkisches Festland beginnt, in den nächsten vier Wochen von einem Zeppelin observiert. Das von Frontex gestelle Gerät ist mit Wärmebildkameras und weitere technischen Geräten zur Überwachung ausgerüstet. Die von Zeppelin gesammelten Daten können in Echtzeit an die griechische Küstenwache und ihre Boote weitergeleitet werden.
https://ffm-online.org/aegaeis-frontex-setzt-zeppelin-zur-24h-ueberwachung-ein/

+++MITTELMEER
Lösung für die Geretteten der «Gregoretti» gefunden
Mehr als hundert gerettete Migranten und Flüchtlinge dürfen in Italien an Land. Mehrere Länder erklärten sich für eine Aufnahme bereit.
https://www.derbund.ch/ausland/europa/loesung-fuer-die-geretteten-der-gregoretti-gefunden/story/13475502
-> https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-07/seenotrettung-alan-kurdi-sea-eye-fluechtlinge-gerettet-lampedusa
-> https://de.euronews.com/2019/07/31/migranten-der-gregoretti-an-land-salvini-macht-weiter-druck

+++EUROPA
Libyen: Sie haben keine andere Wahl
Trotz aller Gefahren fliehen Menschen nach Libyen. Das liegt auch an der EU. Solange sie kriminelle Milizen zu Grenzschützern befördert, wird der Menschenhandel anhalten.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/libyen-fluechtlinge-asylpolitik-menschenrechte-eu-seenotrettung/komplettansicht

+++TÜRKEI
Türkei: Die syrischen Gäste sollen wieder gehen
In der Türkei wachsen die Ressentiments gegen syrische Flüchtlinge.
https://www.tagblatt.ch/international/tuerkei-die-syrischen-gaeste-sollen-wieder-gehen-ld.1139800

+++JENISCHE/SINTI/ROMA
Junge SVP reicht Referendum gegen Transitplatz für Fahrende ein
Im Frühling bewilligte der grosse Rat einen Kredit über 3.3 Millionen Franken für den Transitplatz Wileroltigen. Die Junge SVP war dagegen und sammelte innerhalb von drei Monaten 11’000 Unterschriften. Am Mittwoch wurden diese der Staatskanzlei übergeben.
https://www.telebaern.tv/telebaern-news/junge-svp-reicht-referendum-gegen-transitplatz-fuer-fahrende-ein-135338403

+++DEMO/AKTION/REPRESSION
Bericht zur G20-Fahndung in der Schweiz
Wir hatten Einblick in einen Teil der Akten und uns entschieden, Informationen daraus öffentlich zu machen.
Neun Monate nach dem G20-Gipfel in Hamburg 2017 schlug die Polizei gleichzeitig an drei verschiedenen Orten in der Schweiz zu: Am 29. Mai 2018, um 6 Uhr morgens, wurde eine zur Fahndung ausgeschriebene Person in der Nähe von Winterthur verhaftet und vorübergehend festgenommen. An zwei weiteren Orten gab es zeitgleich Razzien, wobei diverse Speichermedien, Telefone und andere Gegenstände beschlagnahmt wurden. Doch wie ist diese ganze Operation namens «Alster» eigentlich abgelaufen?
https://barrikade.info/article/2491

Aktion bei der Credit Suisse – Rojava verteidigen
Wir haben in der Nacht auf den 31. Juli einen kleinen Flächenbrand vor der Credit Suisse Filiale beim Stauffacher in Zürich ausgelöst.
https://barrikade.info/article/2492

Klimajugend muss ihr Hauptquartier verlassen
An der Hallerstrasse in Bern planten die Aktivisten den Klimastreik. Nun läuft die Zwischennutzung aus.
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/klimajugend-muss-ihr-hauptquartier-verlassen/story/28602966

+++BIG BROTHER
“Face_It!” – Filmdoku über digitale Gesichtserkennung
In seinem Dokumentarfilm “Face_It!” erzählt Regisseur Gerd Conradt von der Codierung des Gesichts, das wie ein Siegel Zugang zur Persönlichkeit eines Menschen verschafft.
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/film-face-it-100.html

+++POLIZEI DE
Amateurvideo von mutmaßlicher Polizeigewalt: “Das habe ich noch nicht erlebt”
Das harte Eingreifen der Polizei gegen Aktivisten, die gegen eine rechtsextreme Demonstration in Kassel am 20. Juli protestierten, sorgt derzeit für scharfe Kritik. Die Studentin Miriam Hagelstein war dabei und schildert ihre Eindrücke im Video.
https://www.spiegel.de/video/kassel-amateurvideo-von-mutmasslicher-polizeigewalt-video-99028775.html

+++POLICE FR
Frankreich: Tod eines 24-Jährigen löst Debatte um Polizeigewalt aus
Der Todesfall Steve Caniço hat in Frankreich eine Debatte über Polizeigewalt ausgelöst. Der junge Erzieher war Ende Juni nach einem umstrittenen Polizeieinsatz bei der Fête de la Musique verschwunden. Unter dem Hashtag #JusticePourSteve wird in den sozialen Medien Aufklärung über die Umstände des Polizeieinsatzes gefordert. Die Leiche des wochenlang vermissten Mannes war am Montag in der Loire entdeckt worden. Die Behörden bestätigten, dass es sich um den 24-Jährigen handele.
https://de.euronews.com/2019/07/31/frankreich-tod-eines-24-jahrigen-lost-debatte-um-polizeigewalt-aus

+++ANTIRA
(FB Linke PoC)
1.-AUGUST-REDE DER NICHT-WEISSEN IN DER SCHWEIZ

Heute ist 1. August. Der Schweizer Nationalfeiertag. Für die meisten Schweizer*innen ist es ein fröhlicher Tag. Wir möchten jedoch unsere Schweizer Mitbürger*innen einladen, eine kurze Pause einzulegen: Worauf feiern wir wirklich und sind stolz, wenn wir die Schweizer Fahnen hissen, im Garten grillieren und abends dem Feuerwerk zuschauen? Feiern wir einen Nationalstaat, der sich als ein vielfältiges Land auszeichnet und stolz darauf ist, aus den 26 Kantonen mit jeweils eigenen Traditionen und den vier Landessprachen zu bestehen? Oder sind wir stolz darauf, Mitglied eines Landes zu sein, das weltweit als eines der schönsten Länder der Welt gilt? Oder feiern wir einfach einen Moment des Glücks mit unserer geliebten Familie?
Wir möchten eine andere Seite der “glücklichen Schweiz” einbringen: Die der “Kolonialität der Macht” [1]. Einer Matrix, die durch Kontrolle oder Hegemonie über Autorität, Arbeit, Sexualität, Subjektivität, Erkenntnistheorie und Wissen funktioniert. In der Schweiz bedeutet dies, dass alle Schlüsselbereiche historisch von überwiegend weissen und christlichen (jetzt säkularen) Männern kontrolliert werden, die immer noch die Macht haben, Geschichten, Richtlinien und Gesetze zu machen, die den strukturellen Rassismus fortwährend aufrechterhalten. Laut Di Angelo erkennt ein strukturelles Verständnis von Rassismus Rassismus als ein Standardsystem an, das eine ungleiche Verteilung von Ressourcen und Macht zwischen Weissen und People of Color institutionalisiert. Ihr zufolge ist dieses System historisch, wird für selbstverständlich gehaltet, ist tief verwurzelt und dient Wohle der Weissen. [2]

Als die moderne Schweiz 1848 gegründet wurde, wurde sie nicht als Demokratie für alle gegründet. Sie wurde als Demokratie für christliche, weisse Männer mit aktiver Diskriminierung aller gegründet, die nicht in dieses Bild passen. Die jüdischen Einwohner der Schweiz hatten nicht nur keine Bürgerrechte, sie mussten auch in einem kleinen Tal getrennt leben. Die Vormachtstellung der Weissen in der Schweiz hörte nie auf: Später wurde eine diskriminierende Politik gegen Migrant*innen, People of Color und andere religiöse Minderheiten betrieben. Sei es die Masseneinkerkerung von Flüchtende ohne Aufenthaltsbewilligung, das verfassungsrechtliche Verbot vom Bau von Minaretten, oder die vielen Gesichter der Diskriminierung, die sich nicht im Recht manifestieren: Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie bilden konstituierende Elemente des Schweizer Staates. Diese Systeme bilden die Grundlage für die Schaffung der Schweiz. Am alarmierendsten ist, dass diese Machtsysteme niemals anerkannt oder in irgendeiner Weise in Frage gestellt wurden, da Rassismus immer noch oberflächlich als individuelles (Fehl-) Verhalten verstanden wird und nicht als kollektiven Struktur.

Trotz weisser Menschen in Machtpositionen haben wir auf dem Boden zunehmend weisse Ignoranz und weisse Solidarität beobachtet. In der Schweiz gibt es Angst vor der Überfremdung. Zum Beispiel wurde die Basler Fasnacht zu einem fremdenfeindlichen Freiraum, um daran zu erinnern, dass PoC-Leute unerwünschte Bürger zweiter Klasse sind: Weisse Schweizer hatten das Bedürfnis, sich als farbige Menschen mit beleidigenden Parolen zu verkleiden, um zu behaupten, dass die Schweiz nur für Schweizer da ist, in welcher engen Definition sie auch immer ‘Schweizer” definieren [3]. Der KKK hat ebenfalls einen festen Anspruch darauf zu erheben, wer hierhin gehört und wer nicht [4]. Wir haben gesehen, wie Bananen böswillig als Scherz auf einen schwarzen Fußballspieler geworfen wurden [5]. Und ein muslimischer Mann wurde von der Polizei gewaltsam zu Boden geschlagen, weil er in seiner Freude über die Wiedervereinigung mit einem alten Bekannten „Allah u Akbar“ rief [6]. Ehemalige SS-Offiziere sind in der Schweiz immer noch auf der Gehaltsliste des deutschen Staates [7]. Und erst kürzlich wertete eine der wichtigen politischen Partei Eritreer als „nicht integrierbare Gewalttäter“ ab, was offensichtlicher Rassismus ist [8]. Weit verbreitetes Racial Profiling von Menschen, deren Körper im Namen der „nationalen Sicherheit“ auf öffentlichen Plätzen markiert sind, sind alltägliche Szenen. Solche Ereignisse in den jüngsten Monaten sind nur einige Beispiele, die es in die Zeitung geschafft haben. Sie sind nur die Oberfläche alltäglich verbreiteter Aggressionen gegen PoC in der Schweiz. Es ist klar, dass Schweizer PoC-Minderheiten gezwungen sind, um das Glück der Mehrheit zu wahren, ihr eigene Strategien zu finden, um mit alltäglichem Rassismus umzugehen.

Auf globaler Ebene ist zu erwähnen, dass die Schweiz als stolzer Exporteur von Demokratie und Entwicklung ein Vermögen beim Waffenexport in Konfliktzonen im Nahen Osten macht. Es unterstützt die osteuropäischen Länder mit Entwicklungshilfe, um zu verhindern, dass sich Flüchtende der Schweizer Grenze nähern. Es gibt eine aktive Investition in das Nicht-Sehen, zum Beispiel nicht zu sehen, wie braune und schwarze Körper im Mittelmeer ertrinken. Es ist daher ironisch, dass „wir sie einerseits töten… andererseits für sie sorgen“ (siehe Bild).

Die Schweiz hat ihre eigene koloniale Komplizenschaft, reproduziert Ungleichheiten innerhalb und ausserhalb des Landes, und unser Ziel ist es, die Menschen stärker darauf aufmerksam zu machen, wie das Glück ungleich verteilt ist; oder es vielleicht noch weiter auszudehnen: dass das Glück von einigen nur auf Kosten des Unglücks anderer existiert.

[1] Ein Konzept, welches von Aníbal Quijano (17 November 1930 – 31 May 2018), einem peruanischen Denker, erarbeitet wurde.
[2] DiAngelo, Robin. “White Fragility.” The International Journal of Critical Pedagogy 3.3 (2011).
[3] https://www.ajour-mag.ch/antifa-schwyz/
[4] https://www.ajour-mag.ch/der_wille_zum_rassismus/
[5] https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/268764703790789
[6] https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/273657919968134
[7] https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/359670064700252
[8] https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/359718428028749
[Bild 1] Quelle: Die Juli-2016-Ausgabe des zweimonatlichen Satiremagazin L’Arbalète, herausgegeben von der Tribune de Lausanne. Burnand, 2018. https://www.swissinfo.ch/eng/age-old-dilemma_swiss-arms-exports-still-at-odds-with-humanitarian-tradition/44389506?fbclid=IwAR2gJ7pk2hQOenD40_AyJoxqAXQnzO8A7enjCCL-dCwPCsGJlH7-VN57vsU
[Bild 2] Plakat der Schweizerischen Volkspartei zur “Begrenzungsinitiative”

Autorenschaft: Linke PoC. “Linke PoC” ist ein Verein von People of Colour in der Schweiz, um sich zu treffen, zu diskutieren, und Vorfälle von Alltagsrassismus zu teilen, welche sich vom schweizerischen Kontext unterscheiden. Wir setzen uns für Solidarität untereinander ein, und arbeiten gemeinsam daran, strukturellen Rassismus zu bekämpfen.
(https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/359862411347684?__tn__=K-R)

+++RECHTSPOPULISMUS
kontertext: Rechts wuchert zusammen, was zusammenpasst
Die NZZ nähert sich der Sprache der rechten Populisten, Rechtsradikalen, der alten und neuen Rechten mehr und mehr an.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Medien/NZZ-Rechtstrend-AfD1

Alle reden, nur Köppel muss schweigen
1.-August-Reden sind für Politiker Gratispropaganda. In Wädenswil wurde Roger Köppel (SVP) ausgeladen.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/alle-reden-nur-koeppel-muss-schweigen/story/20901146
-> https://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/SVP-Koeppel-ausgeladen-fuer-Bundesfeier-20902092

+++VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
Exklusiv: Undercover bei Kollegahs Alpha-Armee
Recherchen von VICE und BuzzFeed News decken auf, wie Kollegahs gefährliches Coaching-Programm “Alpha Mentoring” von innen aussieht – und er seine Fans abzockt.
https://www.vice.com/de/article/43jkqb/alpha-mentoring-felix-blume-exklusiv-undercover-bei-kollegahs-alpha-armee

+++PATRIARCHAT
Häusliche Gewalt – «Für viele Frauen gehört die Gewalt zum Alltag»
Allein die Kantonspolizei Zürich rückt täglich zwölfmal wegen häuslicher Gewalt aus. Auch landesweit nehmen die Meldungen zu – besonders jene zur Gewalt an Frauen. Alle zwei Wochen werden in der Schweiz gar eine Frau oder ein Mädchen getötet. Marlies Haller von der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz über die Gründe für die Zunahme und die Möglichkeiten zum Schutz der Frauen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/haeusliche-gewalt-fuer-viele-frauen-gehoert-die-gewalt-zum-alltag

Brokeback Olten
Die St. Galler EDU-Präsidentin Lisa Leisi sieht in der Politik Gott und den Teufel am Werk. Der Badener SP-Grossrat Florian Vock dagegen konzentriert sich lieber auf weltliche Macht¬strukturen. Wahljahr-Serie «Homestory», Folge 9.
https://www.republik.ch/2019/07/31/homestory-9-brokeback-olten

+++FRANKFURT
(FB Linke PoC)
[Medienmitteilung] Strafanzeige gegen die Zürcher SVP wegen Rassismus gegen Eritreerinnen und Eritreer

Am Montag, 30. Juli 2019, verlor ein achtjähriger Junge in Frankfurt sein Leben, weil er vor einen einfahrenden Zug gestossen worden ist. Wir sprechen der Mutter und den Angehörigen des Opfers dieser abscheulichen Tat unser tiefstes Beileid aus.
Ganz klar verurteilen wir aber auch die Versuche von Instrumentalisierung dieser Tat für rassistische Propaganda und für Forderungen nach Repression gegen alle Eritreerinnen und Eritreer. Wir schliessen und damit der Medienmitteilung des Eritreerischen Medienbundes an [1]. Dazu zählt die Medienmitteilung der SVP des Kantons Zürchs: «Die Zürcher SVP kritisiert seit jeher die lasche Asylpolitik gegenüber Eritreern. Diese abscheuliche Tat zeigt einmal mehr auf, dass es sich bei solchen Personen um nichtintegrierbare Gewalttäter handelt, die in der Schweiz nichts verloren haben.» [2] Die Tat eines Einzelnen einer ganzen Volksgruppe verantwortlich zu machen, und dies zu nutzen, um Repression nicht nur gegen den Täter, sondern gegen alle Migrant*innen zu fordern, hat einen Namen: Rassismus. Die Formulierung, dass es sich «bei solchen Personen um nichtintegrierbare Gewalttäter handelt», wurde bewusst so gewählt, dass damit alle Eritreer gemeint sein können. Dies stellt eine systematische Herabsetzung einer ganzen Volksgruppe dar.
Wir, Linke PoC [3], haben deshalb Strafanzeige wegen Rassendiskriminierung nach Art. 261bis des Schweizerischen Strafgesetzbuches bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt (nach Stand des Servers) eingereicht, und gehen davon aus, dass es zu einer Verurteilung kommen wird. Wir wollen aber betonen, dass wir Strafanzeigen nicht als Lösung des Rassismus-Problems betrachten, welches tief in der Gesellschaft wurzelt; Behörden sind darin in der Regel Akteure von strukturellem Rassismus. Mit strukturellem Rassismus meinen wir die gesellschaftliche Benachteiligung von Ausländer*innen, besonders nicht-weissen Ausländer*innen, welche sich insbesondere in impliziten Vorurteilen, Racial Profiling, diskriminierender Rechtsetzung, und wirtschaftlichen Hürden äussert Die rassistischen Aussagen der rechts-nationalistischen Zürcher SVP ist nur ein Ausdruck deren langandauernden rassistischen Politik, welche auf Diskriminierung, rechtliche Schlechterstellung und Chauvinismus gegen Ausländer*innen und People of Colour aufbaut. Wir wollen aber betonen, dass Rassismus nicht nur ein Problem von politischen Akteuren am rechten Rand ist, sondern eines, welche die gesamte Gesellschaft betrifft, und nur auf gesellschaftlicher Ebene gelöst werden. Beispiele für unser Engagement sind unsere Beteiligungen an der Anti-KKK-Demo in Schwyz am 13. April dieses Jahres, am Frauenstreik-Block des 1. Mai in Zürich oder am Frauenstreik am 14. Juni 2019. Und wir fordern dazu auf, immer dort zu intervenieren – sei es auf der Strasse, auf der Arbeit oder zuhause –, wo rassistisches Verhalten spürbar oder sichtbar ist.

Linke PoC, 31. Juli 2019

[1] https://eritreischer-medienbund.ch/wordpress/ein-mord-wird-rassistisch-instrumentalisiert/

[2] https://www.svp-zuerich.ch/medienmitteilungen/eritreeischer-fluechtling-aus-zuerich-bringt-bub-um

[3] Wir sind eine Gruppe von linken People-of-Color aus der ganzen Schweiz mit Sitz in Zürich. Wir wollen uns selbst organisieren und und selbst für unsere Rechte einsetzen. Wir sind insbesondere Afrikaner*innen, Asiat*innen, Latinxs , Menschen mit jüdischen, muslimischen Wurzeln und/oder Menschen mit Wurzeln aus dem Nahen Osten. Unser Ziel ist es, uns gegen Rassismus einzusetzen, Strategien gegen Diskriminierung festzusetzen – auch da, wo sie im Alltag vorkommt –, Vorurteile untereinander zu überwinden und uns mit Kämpfen anderer Minderheiten zu solidarisieren.
(https://www.facebook.com/LinkePoC/posts/359718428028749?__tn__=K-R)

Wenn jeder Flüchtling zum potentiellen Täter wird – Echo der Zeit
Ein Junge wird in Frankfurt vor einen fahrenden Zug gestossen und stirbt. Der mutmassliche Täter ist ein Eritreer. Die Reaktionen darauf sind in Deutschland enorm. Für viele steht die Tat sinnbildlich für eine fehlgeleitete Asylpolitik.
Gespräch mit Wilhelm Heitmeyer, Soziologe und Konfliktforscher von der Universität Bielefeld.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e09eadf6-d8ce-4b31-9d45-e7051164b4c7

«Werde dein Kind vor die Bahn werfen»: Facebook-Hass-Attacken auf Familie von Habte A.
Nach der Tat von Habte A. melden sich die Frust- und Wutbürger in den sozialen Medien. Sie fordern die Todesstrafe für den Eritreer, einige bedrohen sogar seinen kleinen Sohn. Die Familie wurde an einem sicheren Ort untergebracht.
https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/werde-dein-kind-vor-die-bahn-werfen-facebook-hass-attacken-auf-familie-von-habte-a-id15445210.html
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/der-eritreer-galt-als-musterbeispiel-der-integration-bei-den-vbz-habte-a-40-ist-der-ice-kindermoerder-von-frankfurt-id15444074.html
-> https://www.blick.ch/news/ausland/freund-ueber-kinder-moerder-er-litt-an-verfolgungswahn-und-hoerte-stimmen-id15444731.html
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/habte-a-griff-vor-gleis-mord-in-frankfurt-eigene-familie-an-so-oft-hat-die-polizei-mit-haeuslicher-gewalt-zu-tun-id15446071.html
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/forensiker-zum-gleis-killer-habte-a-es-erinnert-schon-sehr-an-ein-amokdelikt-id15446001.html
-> https://www.blick.ch/news/ausland/augenzeugin-kann-schrei-nicht-mehr-vergessen-so-lebt-kindermoerder-habte-a-40-in-psycho-haft-id15446161.html
-> https://www.toponline.ch/news/zuerich/detail/news/das-ist-widerlich-und-geschmackslos-00116772/
-> https://www.telem1.ch/aktuell/bahnsteig-taeter-habte-a-laut-nachbarn-nicht-integriert-135338461
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/todesstoss-integration-wird-in-frage-gestellt-135338791
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/so-lebte-der-ice-taeter-in-waedenswil-135338381
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/forensiker-zum-gleis-killer-habte-a-es-erinnert-schon-sehr-an-ein-amokdelikt-id15446001.html
-> https://www.zsz.ch/horgen/vorbei-mit-der-idylle-hier-wohnte-der-taeter-von-frankfurt/story/14808193

Instrumentalisiert die SVP das ICE-Drama in Frankfurt?
Nach dem Gleis-Mord in Frankfurt sehen rechte Politiker die Asylpolitik in der Verantwortung. Diese Denklogik der SVP stösst jedoch auf grosse Kritik.
https://www.nau.ch/news/schweiz/instrumentalisiert-die-svp-das-ice-drama-in-frankfurt-65561967
-> https://www.telebaern.tv/telebaern-news/nach-todesstoss-von-eritreer-politik-greift-fluechtlingsfrage-auf-135338389
-> https://www.telezueri.ch/zuerinews/eritreer-unter-hass-kommentar-beschuss-135338499
-> https://www.telem1.ch/aktuell/hass-gegen-gleis-schubser-von-frankfurt-ist-riesig-135338466

Nach Frankfurt-Tat: Zürcher SVP bezeichnet Eritreer als «nichtintegrierbare Gewalttäter»
Nach dem mutmasslichen Mord in Frankfurt verschickte die Zürcher SVP eine Medienmitteilung, in der sie Eritreer als «nichtintegrierbare Gewalttäter» bezeichnet. Die Kritik darauf folgt prompt.
https://www.watson.ch/schweiz/svp/939659175-zuercher-svp-bezeichnet-eritreer-als-nichtintegrierbare-gewalttaeter
-> https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/nach-frankfurt-tat-zuercher-svp-bezeichnet-eritreer-als-nichtintegrierbare-gewalttaeter-135336411
-> https://www.blick.ch/news/politik/gleiskiller-habte-a-svpler-liest-parteikollegen-die-leviten-gewalttaten-nie-fuer-politische-zwecke-missbrauchen-id15445490.html

Eritreer in der Schweiz fürchten sich vor Reaktionen
Die eritreische Gemeinschaft in der Schweiz ist über die Bahnhof-Attacke von Frankfurt schockiert. In ihre Trauer mischt sich jedoch auch Wut und Furcht.
https://www.nau.ch/news/schweiz/eritreer-in-der-schweiz-furchten-sich-vor-reaktionen-65561845

Tödlicher Angriff in Frankfurt – Hätte Zürcher Methode zur Gewalttäter-Erkennung Tat verhindert?
Mit dem «Octagon»-Fragebogen lässt sich ermitteln, wie gefährlich jemand ist. Er kommt aber nur selten zum Einsatz.
https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/toedlicher-angriff-in-frankfurt-haette-zuercher-methode-zur-gewalttaeter-erkennung-tat-verhindert


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