antira-Wochenschau zum Frauen*streik

Heute am 14. Juni ist schweizweiter Frauenstreik. Wir von der antira-Wochenschau wollen uns heute insbesondere mit den (feministischen) Kämpfen von (queeren) Migrantinnen*, Schwarzen Frauen* oder PoC-Frauen* solidarisieren

Nicht-weisse Frauen*stimmen
Wegen Sexismus, Rassismus und weiteren Herrschaftsverhältnissen machen (queere) Migrantinnen*, Schwarze oder PoC-Frauen* alltäg­lich die Erfah­rung, dass ihre Leben weniger Wert sind als andere. Ihre Nöte, Bedürf­nisse und Forde­rungen finden angesichts der mörde­ri­schen, brutalen, diskriminierenden und ausbeuterischen Verhält­nisse in der breiten Öffent­lich­keit kaum Gehör und werden zu oft jenen von schweizer Bürger*innen, weisser Frauen, weisser Arbeiter*innen, schwarzer Männer oder weisser Lesben unter­ge­ordnet und unsichtbar gemacht.

Audre Lorde
“I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own.”
“The master’s tools will never dismantle the master’s house. They may allow us to temporarily beat him at his own game, but they will never enable us to bring about genuine change.”
„Your silence will not protect you.“

Angela Davis
„To understand how any society functions you must understand the relationship between the men and women“
„Black women have had to develop a larger vision of our society than perhaps any other group. They have had to understand white men, white women and black men. And they have had to understand themselves. When black women win victories, it is a boost for virtually every segment of society.“
„Feminism involves so much more than gender equality and it involves so much more than gender. Feminism must involve consciousness of capitalism and racism and colonialism and post-colonialties, and ability and more genders than we can even imagine and more sexualities than we ever thought we could name.“

Zapatistische Frauen
„Was wir aber sehr wohl verstehen ist, dass wir für unsere Freiheit kämpfen und dass wir jetzt kämpfen müssen um sie zu verteidigen, damit unsere Töchter und Enkelinnen niemals die Geschichte des Schmerzes unserer Großmütter erleiden müssen. Wir müssen kämpfen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt, als wir nur dafür auf die Welt kamen, um zu kochen und Kinder zu gebären, damit wir dann sehen mussten, wie sie unter Demütigung, Verachtung und Tod heranwachsen mussten.“
„Denn diese Kapitalisten und jene, die in den neuen schlechten Regierungen sitzen und ihnen gehorchen, glauben, dass wir Geld wollen. Sie können nicht verstehen, dass wir die Freiheit wollen.“
„Vielleicht weißt du es, aber wir sagen es dir deutlich, hier, im zapatistischen Territorium wurde seit vielen Jahren keine einzige Frau ermordet. Aber natürlich, sie sagen, dass wir die Rückständigen sind, die Dummen, die Unwichtigen.“

Viyan, Soldatin YPJ
„Without equality for women, there can be no justice in society“.

Jinwar, Dorf der freien Frauen
„In analyzing male nature, we find that its weakest point is gender consciousness; sexism not only exploits women, it weakens men.“

The combahee river collective
„We believe that sexual politics under patriarchy is as pervasive in Black women’s lives as are the politics of class and race. We also often find it difficult to separate race from class from sex oppression because in our lives they are most often experienced simultaneously.“
„We realize that the liberation of all oppressed peoples necessitates the destruction of the political-economic systems of capitalism and imperialism as well as patriarchy.“

 

Antirassistische Ausschnitte aus Frauen*streik-Manifesten
Im Hinblick auf den Frauen*streik sind verschiedene Manifeste mit vielfältigen Forderungen entstanden. Darin wird oft eine Verbindungen zu antirassistischen Kämpfen gemacht und anerkannt, dass verschiedene Formen der Unterdrückung miteinander verwoben sind und sich gegenseitig stützen.

Schweizweiter Aufruf zum Frauen*streik
Wir bekämpfen die Doppeldiskriminierung, die Migratinnen* erleben. (…) Sexistische und sexuelle Gewalt soll als Asylgrund anerkennt werden. (…)Wir wollen Massnahmen zum Schutz von Migrantinnen, die in ihren Herkunftsländern, auf ihrem Migrationsweg oder hier bei uns psychische, physische und sexuelle Gewalt erlebt haben und erleben. Wir fordern für sie ein Bleiberecht. Wir wollen Massnahmen zum Schutz von Migrantinnen, die in ihren Herkunftsländern, auf ihrem Migrationsweg oder hier bei uns psychische, physische und sexuelle Gewalt erlebt haben und erleben. Wir fordern für sie ein Bleiberecht.
https://frauenstreik2019.ch/accueil/qui-sommes-nous-que-voulons-nous/appel-manifest/

Frauen*streik-Manifest von Migrant Solidarity Network
Wir sind geflüchtete und migrantische Frauen* und nonbinäre Menschen sowie Frauen* und nonbinäre Menschen mit Rassismuserfahrung und streiken am 14. Juni 2019. Der Frauen*streiktag ist ein wichtiger Moment einer Bewegung, die gegen die Unterdrückung von Frauen* und nonbinären Menschen sowie gegen Rassismus kämpft. Gerade die Verschränkungen dieser Unterdrückungsformen müssen sichtbar gemacht und bekämpft werden. Wir sehen den Frauen*streiktag als einen Ort der Sichtbarkeit dieses Kampfes. Weiterlesen:
https://migrant-solidarity-network.ch/2019/06/13/frauenstreik-manifest-von-migrant-solidarity-network/

Manifest der Romandie für den feministischen Streik / Frauen*streik am 14. Juni 2019
Als Migrant*innen sind wir mehrfach diskriminiert. Wir verlassen unsere Heimatländer, weil eine globalisierte Wirtschaft unsere Länder in Armut gebracht hat, weil Kriege herrschen oder weil wir Gewalt erfahren. Hierzulande sind unsere Diplome und Ausbildungen nicht anerkannt. So sind wir oft auf Haushaltsarbeiten und Pflegeberufe beschränkt. Wir kümmern uns um Kinder, um alte Menschen, um Haushalte – unsichtbare Arbeiten, nicht anerkannt und nicht wertgeschätzt. (…) Durch unsere Arbeit ermöglichen wir es anderen Frauen*, arbeiten zu gehen, Karriere zu machen. Wir wollen einen echten Zugang zum Rechtssystem, ohne die Angst, ausgewiesen zu werden. (…) Das Recht auf Asyl ist ein Grundrecht. Wir fordern ein Bleiberecht, wenn unser Leben in Gefahr ist. (…) Wir sind solidarisch mit den Frauen der ganzen Welt. Überall sind wir Opfer von spezifischer Gewalt. (…) Wir wollen in einer solidarischen Gesellschaft ohne Rassismus, Sexismus, Homophobie und Transphobie leben. Diese Kategorien dienen dazu, uns zu spalten und unsere Rechte zu begrenzen. Ob wir hier oder anderswo geboren sind: wir werden auf der einfachen Basis unserer Hautfarbe, der Struktur unserer Haare, unseres Familiennamens, unserer Geschlechtsidentität, unserer sexuellen Orientierung diskriminiert.
https://sozialismus.ch/artikel/2019/schweiz-manifest-der-romandie-fuer-den-feministischen-streik-frauenstreik-am-14-juni-2019/

Manifest feministischer Streik & Frauen*streik Zürich
Wir wehren uns gegen institutionellen und alltäglichen Rassismus und Sexismus. Sexuelle Gewalt kann ein Grund sein, das Herkunftsland verlassen zu müssen. Auf der Flucht erleben die meisten Frauen* weitere Gewalt. Und auch im Ankunftsland erleben geflüchtete Frauen* Gewalt, etwa wenn sie in den Befragungen der Migrationsbehörden ihre Erfahrungen erneut schildern müssen. (…) Schwarze Frauen* und Frauen* of Colour sind nebst alltäglichem Sexismus auch alltäglichem Rassismus ausgesetzt. Sei es beim Spaziergang durchs Quartier, auf der Tanzfläche oder bei der Jobsuche. (…) Hierzulande werden Diplome und Ausbildungen anderer Länder selten anerkannt. So sind die Arbeitsbereiche von Migrant*innen oft auf Haushalt und Pflegeberufe beschränkt. Wir kümmern uns um Kinder, um alte Menschen, um den Haushalt anderer Leute – unsere Arbeit wird «unsichtbar» gemacht, wird nicht anerkannt und nicht wertgeschätzt.
https://frauenstreikzuerich.ch/2019/05/09/manifest-feministischer-streik-frauenstreik-zuerich/

The Combahee River Collective Statement (älteres aber immer noch aktuelles Manifest)
We are a collective of Black feminists who have been meeting together since 1974. During that time we have been involved in the process of defining and clarifying our politics, while at the same time doing political work within our own group and in coalition with other progressive organizations and movements. The most general statement of our politics at the present time would be that we are actively committed to struggling against racial, sexual, heterosexual, and class oppression, and see as our particular task the development of integrated analysis and practice based upon the fact that the major systems of oppression are interlocking. The synthesis of these oppressions creates the conditions of our lives.As Black women we see Black feminism as the logical political movement to combat the manifold and simultaneous oppressions that all women of color face.
http://americanstudies.yale.edu/sites/default/files/files/Keyword%20Coalition_Readings.pdf

Da ein Teil des Wochenschau-Teams streikt und der andere nicht zu derben Streikbrechenden werden möchte, gibts den Rest der Wochenschau für einmal in Kurzversion.

Was ist neu?

Bürgermeister von Riace vor Gericht, weil er Geflüchteten geholfen hat
Lokale Staatsbürokratische Institutionen haben einen gewissen Spielraum, wie sie mit Geflüchteten umgehen wollen. Ist diese Praxis jedoch zu solidarisch mit den Geflüchteten und Migrant*innen, schreitet der rassistische Zentralstaat ein. Wie in Riace, wo seit Salvinis Machtübernahme die ganze soziale Infrastruktur (Schule, Kindergarten, Werkstätten) des Dorfes zerstört wurde.
https://www.tagesschau.de/ausland/riace-107.html

Was war gut?
Drei Personen konnten aus dem Abschiebeknast beim Flughafen Zürich entkommen.
Leider reagierte die Knastleitung mit der Sperrung des Spazierhofs, was für die verbleibenden Gefangenen zu weiteren Einschränkungen ihrer Bewegungsmöglichkeiten führt.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/drei-haeftlinge-sind-aus-zuercher-flughafengefaengnis-ausgebrochen/story/13797123
https://www.telezueri.ch/zuerinews/ausbruch-aus-flughafengefaengnis-von-haeftlingen-fehlt-jede-spur-134601709

Staatliche Institutionen im Asylbereich argumentieren oft mit dem „Zwang des Gesetzes“, wenn sie Leute ausschaffen und genau wissen, dass ihnen danach Folter, Armut und Tod droht. Dass sie aber sehr wohl einen politischen Spielraum haben, zeigt das Beispiel Basel-Stadt: Die Kantonsregierung weigerte sich, jemanden nach Österreich auszuschaffen, von wo er nach Afghanistan ausgeschafft worden wäre. Der Bundesrat musste das akzeptieren.
https://www.blick.ch/news/politik/nach-asyl-zoff-wegen-ausschaffung-von-kindersoldat-bundesrat-knickt-ein-afghane-kann-in-basel-bleiben-id15368950.html

Wo gabs Widerstand?
Versuch einer Blockade einer Ausschaffung in Luzern
Sonntag Nachmittag, 9. Juni, wurde in Luzern ein Vater von drei Kindern ausgeschafft, nachdem der frisch gewählte Regierungsrat Paul Winiker beschlossen hat, nicht auf das Urteil am Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg zu warten, welches die Familie geschützt und ihr zusammenbleiben befürwortet hätte. Um sich klar gegen die sich dauernd verschärfende, abgrundtief unmenschliche Asylpolitik zu positionieren, stellte sich eine Gruppe dem Gefangenentransporter, welcher den Mann an den Flughafen fahren sollte, in den Weg. Menschen stemmten sich mit voller Kraft gegen das Fahrzeug, klopften gegen die Scheiben, spannten Transparente mit solidarischen Nachrichten und liessen alle Nachbar*innen laut schreiend wissen, was hier vor sich ging. Als das Auto nach einiger Zeit während wachsender Polizeipräsenz fahren gelassen wurde, begab sich die Gruppe spontan auf einen Spaziergang im Quartier. Die Polizei liess nicht lange gewähren und kesselte die friedlich Spazierenden mit einem Grossaufgebot, bedrohte sie mit Gummischrot obwohl auch Kinder dabei waren. Alle Anwesenden wurden zur Personenkontrolle gezwungen, eine anwesende Person wurde völlig willkürlich und unsanft verhaftet.
https://barrikade.info/article/2360

Was steht an?
3 Rosen gegen Grenzen
29. – 30. Juni | Basel
Im Juni nehmen wir uns selbstbestimmt und offen einen umkämpften Ort in Basel und organisieren Veranstaltungen, Workshops und Diskussionen. Es wird ein Raum geschaffen für grundsätzliche Kritik an Abschottung und Ausschluss, Haft und Ausschaffungen, Kategorisierung von Menschen sowie rassistischen Strukturen. Durch Information, Begegnung und Austausch sollen widerständige Praktiken entstehen.
Um gemeinsam etwas tun zu können, ist es wichtig, sich zu begegnen. Komm vorbei, informiere dich und bring dich ein!
https://3-rosen-gegen-grenzen.ch/

Demonstration „Basel bleibt nazifrei“
22. Juni | 14.00 | De-Wette Park, Basel
Die Demonstration baselnazifrei vom 24. November 2018 liegt nun schon ein halbes Jahr zurück. Sie wird als ein starkes Zeichen gegen Faschismus und rechte Hetze im Gedächtnis bleiben. Dank dem entschlossenen Widerstand von fast 2’000 Menschen konnte verhindert werden, dass der öffentliche Raum als Bühne für Nazi-Propaganda genutzt wurde.
Monate später dringen Polizist*innen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Basel frühmorgens in zahlreiche Wohnungen ein. Das Ziel: Verschiedene Einzelpersonen, denen vorgeworfen wird, an diesem Tag gegen die PNOS auf der Strasse gewesen zu sein. Innerhalb weniger Wochen kommt es in Basel und anderen Kantonen zu über zwanzig solcher Hausdurchsuchungen und zu Festnahmen.
Lasst uns deshalb am 22. Juni gemeinsam auf die Strasse gehen, um den antifaschistischen Widerstand zu stärken und uns gegen die Kriminalisierung von baselnazifrei zu stellen. Basel bleibt dabei: Kein Platz für Nazis!
https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/fruehmorgens-um-05-30-uhr-festnahmen-und-hausdurchsuchungen-im-nachgang-der-pnos-demo

Tag der Solidarität mit Migrant*innen im Bereich der Nothilfe
26. Juni 2019 | Rue de Romont | Fribourg
https://web.facebook.com/events/655742414851897/?notif_t=plan_user_invited&notif_id=1559285749764440

Velotour d‘Horizon   
14.8 – 31.8. 2019
Schauen wir hin und setzen gemeinsam ein Zeichen gegen die Politik der Ausgrenzung und der Isolation! Ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten der Asylgesetzrevision besuchen wir mit dem Fahrrad verschiedene Asylregionen der Schweiz und thematisieren vor Ort die prekäre Situation der Bundeslager und Notunterkünfte. Die Tour bietet die Möglichkeit, gemeinsam aus dem Alltag auszubrechen. Wir knüpfen neue Kontakte, stärken bestehende Initiativen und dokumentieren die andauernde Missachtung der Grund­rechte von geflüchteten Menschen – eine Chance zur Horizonterweiterung für alle engagierten, betroffenen und interessierten Personen.
Schauen wir hin und setzen gemeinsam ein Zeichen gegen die Politik der Ausgrenzung und der Isolation!
https://antira.org/velotour/

Lesens -/Hörens -/Sehenswert
Mehrfach diskriminiert als Frau* und Migrantin*
Die Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht solidarisiert sich mit dem Frauen*streik vom 14. Juni 2019. Migrantinnen* sind oftmals von Mehrfachdiskriminierung betroffen.
https://beobachtungsstelle.ch/news/mehrfach-diskriminiert-als-frau-und-migrantin-2/