Medienspiel 28. August 2018

+++BERN
Film | 3. Sept. 2018 | Being Okey
Das RaAupe-Kollektiv und der Wagenplatz zeigen den Dokumentarfilm BEING OKEY. Eine Gelegenheit, um gemeinsam auf die Solidaitätskampagne ‚ Liberty for O.“ zurückzublicken.Den Wagenplatz Bethlehem findest du zu Fuss: Ab der Haltestelle Melchiorstrasse 10 Minuten den Markierungen in den Wald folgen.
Infos zum Film: http://beingokey.ch
https://antira.org/2018/08/28/beingokey/

«Das grösste Hindernis ist die Isolation»
Dania Murad flüchtete vor vier Jahren aus Syrien in die Schweiz. Heute studiert sie bereits an der Uni Bern und versucht anderen Geflüchteten zu helfen.
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Dania-Murad-28600658

+++LUZERN
Bewerbung zurückgezogen – Luzern will kein Bundes-Asylzentrum mehr
Der Bund will ein Bundes-Asylzentrum im Wintersried bei Schwyz einrichten. Der Kanton Luzern zieht daraus die Konsequenzen.
https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/bewerbung-zurueckgezogen-luzern-will-kein-bundes-asylzentrum-mehr
-> https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/bundesasylzentrum-luzern-zieht-sich-als-standortkanton-zurueck-ld.1048590

+++SCHWEIZ
“Im Schweizer Asylwesen fehlt die Menschlichkeit”
Die Juristin und Aktivistin Denise Graf widmet ihr Leben der Verteidigung der Rechte von Flüchtlingen. Mit 64 Jahren verlässt sie Amnesty International und geht in Pension. Doch ihren Kampf für die Menschenrechte will sie nicht aufgeben.
https://www.swissinfo.ch/ger/politik/denise-graf_-im-schweizer-asylwesen-fehlt-die-menschlichkeit-/44337872
-> http://www.swissinfo.ch/ger/schweiz—libanon_-ich-kenne-alle-minister-persoenlich–dringende-fragen-regeln-wir-per-whatsapp-/44355060

Berset in Flüchtlingscamp im Libanon – Tagesschau
Die Schweiz hilft mit, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge im Libanon zu verbessern. Bundespräsident Alain Berset hat sich in einer Flüchtlingssiedlung im Norden des Landes selbst ein Bild der Lage gemacht.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=f6757f88-26e2-4246-aabc-808012cf023f

+++DEUTSCHLAND
Profitable Fluchtursachenbekämpfung
Die Kanzlerin setzt darauf, dass Entwicklung mithilfe der deutschen Wirtschaft die Migration bremst
Die Frequenz erhöht sich: Angela Merkel reist nach 2011 und 2016 zum dritten Mal in diesem Jahrzehnt länger nach Afrika. Der Nachbarkontinent hat wegen der Migration an Bedeutung gewonnen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1098754.migrationspolitik-profitable-fluchtursachenbekaempfung.html

Italiens Innenminister: Salvini sieht Fortschritte bei Flüchtlingsabkommen mit Deutschland
Italiens Innenminister Salvini hat bestätigt, dass Italien und Deutschland bei einem Abkommen zur Rückführung von Flüchtlingen vorankommen. Es dürfe aber kein Migrant zusätzlich ins Land kommen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-matteo-salvini-sieht-fortschritte-bei-abkommen-mit-deutschland-a-1225418.html

+++GRIECHENLAND
Griechische Polizei: NGO-Helfer agierten als Schleuser
Zahlreiche Mitglieder einer Nichtregierungsorganisation (NGO) sollen auf der griechischen Insel Lesbos als Schleuser tätig gewesen sein. Dreissig Personen, darunter 24 Ausländer, hätten systematisch die Überfahrt von Migranten von der Türkei nach Griechenland unterstützt, teilte am Dienstag die griechische Polizei auf Lesbos mit. Sie seien in Kontakt mit Menschen in der Türkei gewesen, die ihnen Informationen zu anstehenden Überfahrten nach Lesbos geliefert hätten.
https://www.nzz.ch/international/griechische-polizei-ngo-helfer-agierten-als-schleuser-ld.1415129
-> http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-in-griechenland-ngo-helfer-auf-lesbos-agierten-als-schleuser-a-1225303.html

+++MITTELMEER
Kritik von Bundeswehroffizieren: Italien sabotiert Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer
Italien torpediert die Mission “Sophia”: Die Behörden schicken seit Monaten keine EU-Schiffe mehr zur Rettung Schiffbrüchiger. Zugleich macht Rom massiv Druck im Streit über die Verteilung angelandeter Migranten.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/italien-sabotiert-rettung-von-fluechtlingen-im-mittelmeer-a-1225317.html

+++EUROPA
Allianz der Migrations-Gegner – Tagesschau
Italiens Innenminister Salvini und Ungarns Regierungschef Orban wollen in der EU eine Allianz der Migrations-Gegner schmieden. In Mailand protestierten tausende Menschen gegen das Treffen von Salvini und Orban in Mailand. Einschätzungen von Bettina Gabbe aus Rom.
https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=ddad84a1-6a6c-4ebd-b121-0631cff699b4
-> https://www.tagesschau.de/ausland/italien-ungarn-salvini-orban-101.html
-> https://www.afp.com/de/nachrichten/26/ungarns-regierungschef-orban-preist-salvini-als-meinen-helden-doc-18o0xp3
-> https://www.heise.de/tp/features/Krieg-in-Tripolis-Panik-unter-inhaftierten-Migranten-4148518.html
-> https://www.srf.ch/news/international/treffen-von-salvini-und-orban-eine-allianz-der-migrationsgegner
-> https://www.blick.ch/news/ausland/wegen-treffen-zwischen-salvini-und-orban-tausende-demonstrieren-in-mailand-id8781589.html

+++LIBYEN
Flüchtlingspolitik in Italien – Nach Folter-Video aus Libyen: Mahnende Worte des Papstes
«Sehr gut überlegen, ob man die Menschen zurückschickt.» Dies sagt der Papst indirekt an die Adresse des Innenministers.
https://www.srf.ch/news/international/fluechtlingspolitik-in-italien-nach-folter-video-aus-libyen-mahnende-worte-des-papstes
-> Echo der Zeit:

+++JEMEN
Die jemenitischen Zweitklass-Flüchtlinge
Hunderttausende flüchten vor dem Krieg in Jemen. In Europa nimmt man diese Menschen kaum zur Kenntnis. Die Jordanier helfen. Aber ihre Mittel sind begrenzt.
https://www.nzz.ch/international/die-jemenitischen-zweitklass-fluechtlinge-ld.1413275

+++DROGENPOLITIK
Millionen Pillen, tonnenweise Speed
Die Niederlande sind die Drogenküche der Welt: Mit synthetischen Drogen wie Ecstasy oder Amphetaminen werden Milliardenumsätze erzielt. Eine Studie zeigt das Ausmass.
https://www.derbund.ch/ausland/standard/millionen-pillen-tonnenweise-speed/story/10811308

+++MENSCHENRECHTE
Ein Internetportal beleuchtet die Errungenschaften der Europäischen Menschenrechtskonvention
Der Europarat hat ein Webportal eingerichtet, um die praktische Wirksamkeit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) in Europa besser sichtbar zu machen. Anhand diverser Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Strassburg (EGMR) werden die Auswirkungen der EMRK auf das alltägliche Leben anhand von Beispielen dokumentiert. Der Europarat will daran erinnern, dass die Menschenrechtskonvention nicht weniger als 830 Millionen Menschen schützt und ihr Leben in manchen Belangen verändert hat.
https://www.humanrights.ch/de/internationale-menschenrechte/nachrichten/europarat/emrk-wirkung-webportal

+++POLIZEI ZH
Polizisten wollen keine Bodycams – der Widerstand erklärt in 3 Punkten
Viele Polizisten sprechen sich gegen Bodycams aus – obwohl das technische Hilfsmittel zu ihrem eigenem Schutz wäre.
https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/polizisten-wollen-keine-bodycams-der-widerstand-erklaert-in-3-punkten-132976928

+++ANTIFA
Was GC mit den Chemnitz-Ultras verbindet
Die Kontakte rechtsradikaler Gruppen aus Chemnitz reichen bis nach Zürich. Die GC-Fan-Kurve distanziert sich.
https://www.tagesanzeiger.ch/contentstationimport/was-gc-mit-den-chemnitzultras-verbindet/story/27477374

Schäfchen-Sujet: SVP-Werber geht juristisch gegen Rechtsextreme in Chemnitz vor
Bei den Demonstrationen in Chemnitz tauchte das Schäfchen-Sujet der SVP auf – auf einem Plakat der «Jungen Nationalisten», der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD. SVP-Werber Alexander Segert will nun juristisch gegen sie vorgehen.
https://www.luzernerzeitung.ch/schweiz/schaefchen-sujet-svp-werber-geht-juristisch-gegen-rechtsextreme-in-chemnitz-vor-ld.1048568

Neo Nazis in Chemnitz (D): SVP sagt, sie habe damit nichts zu tun
Neo-Nazis haben in Chemnitz (D) ein Transparent mit SVP-Schäfli gezeigt. Die SVP selbst will sich dazu nicht äussern.
https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/2018/08/28/neo-nazis-in-chemnitz-d-svp-sagt-sie-habe-damit-nichts-zu-tun-65406765
-> https://www.nau.ch/politik/bundeshaus/2018/08/28/schafli-plakat-der-svp-in-chemnitz-aufgetaucht-65406258

YB-Fans sollen in Zagreb keine Clubfarben tragen
Vor dem Champions-League-Knüller YB gegen Dinamo Zagreb, sollen Berner Fans kein Gelb-Schwarz tragen. Auf offiziellen Kanälen wird vor Übergriffen der Kroaten gewarnt.
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/YB-Fanarbeit-warnt-vor-Zagreb-Ultras-16610002

In Untersuchungshaft verstorben
In mehreren Ländern ermitteln die Behörden gegen Aktivisten der Europäischen Aktion. Vor kurzem ist der Hauptbeschuldigte Hans Berger im Gefängnis gestorben.
https://www.tachles.ch/artikel/news/untersuchungshaft-verstorben

+++ANTIRA
Umstrittenes Vorgehen: Polizei sucht in Zürcher Jugendherberge gezielt nach Nordafrikanern
Vor der Zürcher Street Parade hat die Polizei auf der Suche nach Dieben gezielt nach Nordafrikanern und Italienern mit nordafrikanischer Abstammung gefahndet. Das Vorgehen führt zur Frage, wo Racial Profiling beginnt.
https://www.nzz.ch/zuerich/umstrittenes-vorgehen-polizei-sucht-in-zuercher-jugendherberge-gezielt-nach-nordafrikanern-ld.1413632
-> https://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/kommen-an-street-parade-fuer-straftaten-polizei-jagte-gezielt-diebe-aus-nordafrika-id8779030.html

+++LÄRM-LÄRM-LÄRM
«Auf Pausenplätzen ist es lauter»
Ab 2019 gelten schärfere Lärmschutzregeln. Veranstalter müssten ab einer Lautstärke von 93 Dezibel Konzerte oder Partynächte mit einem geeichten Messgerät aufzeichnen. Sie wehren sich mit einer Petition.
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/schwyz/auf-pausenplatzen-ist-es-lauter-ld.1048364

derbund.ch 28.08.2018

Berner Clubs laufen Sturm gegen neues Lärm-Gesetz

Das Bundesamt für Gesundheit fordert teure Lautstärke-Messgeräte für Konzertveranstaltungen. Dies könnte Bern um einige Musikanlässe ärmer machen.

Martin Erdmann

Nichts hat im Berner Nachtleben grössere Tradition als die Debatte darüber, wie laut dieses denn sein darf. Nun werden der Lautstärke-Diskussion völlig neue Impulse versetzt. Neu geht es jetzt auch um die Messung des Schallpegels. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) arbeitet zurzeit an der Verordnung zum Bundesgesetz über den Schutz vor Gefährdungen durch nicht ionisierende Strahlung und Schall. Der Titel klingt zwar kompliziert, die daraus entstehenden Auflagen für Konzertveranstalter sind jedoch einfach zu erklären. Wer einen öffentlichen Anlass durchführen will, an dem das Publikum mit 93 oder mehr Dezibel beschallt wird, muss dies 14 Tage im Voraus anmelden und den Schallpegel mit professionellen Messgeräten überwachen.

Der Vernehmlassungsentwurf dieser Verordnung stösst bei Konzertveranstaltern auf heftige Opposition. Grund dafür sind die Anschaffungskosten der Messgeräte. Diese belaufen sich laut Experten auf 3000 bis 5000 Franken und müssten zudem von Fachpersonal betreut werden. «Das ist absurd. Das können wir uns absolut nicht leisten», sagt Trine Pauli vom Café Kairo in der Stadt Bern. Würde die Verordnung so umgesetzt, bedeute dies das Ende von Livemusik und DJs im Lorraine-Lokal. «Konzerte unter 93 Dezibel sind zu leise», sagt Pauli.

«Bloss höhere Kosten»

Max Reichen ist Geschäftsführer vom Verein Pro Nachtleben Bern und arbeitet im Gaskessel. Er bringt für die geplante Verordnungsänderung kein Verständnis auf. «Dadurch entsteht nicht mehr Schutz für das Publikum, sondern bloss höhere Kosten für die Veranstalter.» Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, wieso das BAG mit dem Status quo brechen will. «Die momentane Gesetzgebung ist ein Kompromiss, mit dem bis anhin alle zufrieden waren.» Die aktuelle Regelung sieht eine Aufzeichnungspflicht der Pegelwerte erst ab 96 Dezibel vor.

Wenn das nun geändert wird, sieht er die Berner Konzertvielfalt in Gefahr. «Veranstalter von kleinen Konzerten müssten wohl das Handtuch werfen.» Oder sie würden gar in die Illegalität abdriften. «Es ist gut möglich, dass einige ihre Konzerte der kantonalen Stelle nicht mehr melden würden.» Reichen kritisiert zudem die bisherigen Revisionsarbeiten am Gesetz. «Die Betroffenen wurden nicht einbezogen.» In der Expertengruppe seien bloss Vertreter von Lärmfachstellen, aber keine Konzertveranstalter dabei gewesen.

Kritik an «Bevormundung»

Kathy Flück, Bekult-Vorstandsmitglied und Bookerin im Dachstock der Reitschule, sieht die BAG-Bemühungen als Zeichen «immer stärkerer Bevormundung durch Behörden». Sie stellt die strengeren Auflagen für Konzertveranstalter infrage. «Wir sprechen hier nicht von Zivilisationslärm, dem wir unfreiwillig ausgesetzt werden, sondern von freiwillig besuchten Anlässen von mündigen Menschen.» Dass die Behörden nun planen, Konzerte ab 93 Dezibel der Aufzeichnungspflicht zu unterwerfen, ist für Flück unverständlich. «Bei Livekonzerten geht es um Emotionen. Die Musik sollte erlebt und damit also auch gespürt werden.» Konzerte mit 90 bis 95 Dezibel würden dieses Erlebnis nicht bieten können.

Stellt sich also die Frage, wieso der Bund diese Verordnungsänderung vorantreibt. Dem BAG geht es um Präzision. «Bisher können die Veranstalter den Schallpegel mit einem Messgerät überwachen, das eine beliebig hohe Messungenauigkeit hat», sagt Mediensprecher Daniel Dauwalder. Mit der neuen Verordnung wolle man dieselben Voraussetzungen für Veranstalter und Vollzugsbehörden schaffen.

Auch Kanton übt Kritik

Dass sich diese als Kulturkiller entpuppen könnte, verneint er. «Davon gehen wir in keiner Weise aus.» Dem BAG sei es ein Anliegen, eine gut anwendbare Vorlage auszuarbeiten. «Im Rahmen der Auswertung der Vernehmlassung werden nun die Differenzen mit den betroffenen Verbänden diskutiert.»

Und Differenzen gibt es. Einige Kantone haben in ihren Vernehmlassungen Zweifel an der Verhältnismässigkeit der Vorlage ausgesprochen. So auch der Kanton Bern. Er erachtet die Anforderungen als zu hoch.

Bund verärgert Schweizer Konzertveranstalter

Vergnügen und Behördentum sind nicht bekannt dafür, Hand in Hand zu gehen. Ein weiterer Beleg dafür ist einer Verordnung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zu verdanken, die im ersten Halbjahr 2019 in Kraft treten soll. Darin wird unter anderem der Schutz vor Schall bei öffentlichen Anlässen behandelt. Der heikle Punkt dabei: Konzertveranstalter sollen neu Darbietungen, bei denen die Beschallung lauter als 93 Dezibel ist, mit professionellen Messgeräten überprüfen. Dadurch soll ein möglichst präzises Messergebnis sichergestellt werden. Doch schon nur die Anschaffungskosten für die Geräte liegen zwischen 3000 und 5000 Franken. Daher sehen sich Betreiber von kleinen Musiklokalen in ihrer Existenz bedroht. Gegen das BAG-Vorhaben hat sich bereits Widerstand formiert. Eine Online-Petition wurde bis gestern Montagabend über 5300 Mal unterzeichnet. Bereits im Mai haben verschiedenen Kantone in Antworten auf die Verordnungs-Vernehmlassung ihre Kritik deponiert. Darin wird an Sinn und Zweck der neuen Regelung gezweifelt. «Solche Messgeräte kosten relativ viel und müssen von geschultem Personal bedient, täglich kalibriert und zweijährlich geeicht werden», schreibt beispielsweise der Nidwaldner Regierungsrat. Auch die Berner Kantonsregierung hat starke Vorbehalte. «Die Anforderungen an die Messmittel werden als zu hoch erachtet.» Diese Ansicht teilt auch der Verein Pro Nachtleben Bern. Co-Präsident Max Reichen sieht darin sogar die Konzertvielfalt der Bundesstadt in Gefahr. «Veranstalter von kleinen Konzerten müssten wohl das Handtuch werfen.» Es könne aber auch in die Illegalität führen. (mer)

Solarium, Laser und Schall

Die Frage nach der Lautstärkemessung interessierte lange nicht. Die Verordnung zum Bundesgesetz über den Schutz vor Gefährdungen durch Strahlung und Schall (V-NISSG) schien spannendere Punkte zu behandeln. Denn sie regelt auch ein mögliches Solarium-Verbot für Minderjährige oder die Handhabung von starken Laserpointern. Durch die Kritik von Lokalbesitzern und Konzertveranstaltern hat der Schall-Aspekt der Verordnung an Aufmerksamkeit gewonnen. Durch ihn sollen unheilbare Hörschäden verhindert werden «unabhängig von deren Quelle und davon, ob sie als angenehm oder unangenehm empfunden werden», wie es im erläuternden Bericht zur Verordnung heisst. Zurzeit arbeitet das BAG an der Auswertung der Vernehmlassung, die im Mai abgelaufen ist. Im ersten Halbjahr 2019 soll die Verordnung in Kraft treten. (mer)
(https://www.derbund.ch/bern/stadt/berner-clubs-laufen-sturm-gegen-neues-laermgesetz/story/28163755)

+++GEWALT-GEWALT-GEWALT
Gewalt gegen Frauen: Ein Verbrechen macht Schweizer Politik
In Genf und Zürich sind im August sechs Frauen von Männern brutal verprügelt worden. Die Taten schockierte, die Wogen gingen hoch – auf den sozialen Medien, in den Zeitungen, in der Politik. Anatomie der Dynamik, die daraus entstand – von einem Nachtclub in Genf nach Bern ins Bundeshaus.
https://www.swissinfo.ch/ger/direktedemokratie/gewalt-gegen-frauen_ein-verbrechen-macht-schweizer-politik/44349276

Der FCZ hat ein Problem mit minderjährigen Schlägern
Erst letze Woche wurden Einsatzkräfte der Stadtpolizei Zürich und Sanitäter während eines Rettungseinsatzes von einem rund 300-köpfigen Mob angegriffen. Auch dieses Wochenende kam es wieder zu unschönen Zwischenfällen. In der Nacht auf Samstag wurde im Zürcher Niederdorf eine Patrouille mit Gegenständen beworfen. Gleichentags rückte die Polizei wegen einer Schlägerei aus – und wurde erneut attackiert. Bei allen Vorfällen trugen die teilweise vermummten Schläger FCZ-Fankleidung.
https://www.watson.ch/!178798133

+++RECHTSAUSSEN
tagesanzeiger.ch 28.08.2018

Jetzt belächelt sie keiner mehr

Bei Telebasel galt sie als TV-Küken. Heute hält man sie für das «Postergirl» der neuen Rechten. Wie sieht sich Tamara Wernli selbst?

Michèle Binswanger

Ihre Lieblingsfigur aus «Game of Thrones» ist Cersei Lannister, die grausame Königin. Nicht Tyrion, der listige Zwerg, auch nicht die mächtige Drachenmutter Daenerys. Die Schurkin Cersei hat es Tamara Wernli angetan.

Das ist ziemlich weit entfernt vom Bild, das die Basler sich von «ihrer» Tamara Wernli lange machten. 20 Jahre lang moderierte sie die News auf Telebasel, in Basel ist sie eine Institution: geliebt, gehasst, belächelt und geschmäht; als Moderatorin mit «Hello Kitty»-Touch, schönste Baslerin, TV-Küken, Kultfigur und Klatschreporterin oder als apolitisches Naivchen, auf Kriegsfuss «mit dem Plusquamperfekt». Nur als Schurkin galt sie nicht.

Bis Markus Somm, Chefredaktor der «Basler Zeitung», ihr 2015 eine Autorenkolumne anbot, «Tamaras Welt». Seither schreibt Wernli über alles, was sie beschäftigt. Und sie hat gezeigt, dass sie nicht nur das Plusquamperfekt beherrscht, sondern auch ihr Geschäft. Zielsicher wählt sie Aufregerthemen aus und verarbeitet sie zu Kolumnen und Videoblogs (hier gehts zu Wernlis Youtube-Channel). Diese erscheinen auch auf «Tichys Einblick», einem deutschen Magazin mit liberal-konservativem bis rechtspopulistischem Publikum. Sie haben ihr in kurzer Zeit grosse Aufmerksamkeit gebracht.

Es läuft so gut, dass sie im April ihren TV-Job kündigte. Sie wolle sich aufs Schreiben und auf ihren Videoblog konzentrieren, sagte sie. Das sorgte für hämische Kommentare. Und für ein neues Image: Tamara Wernli gilt jetzt unter Journalisten als «Postergirl der neuen Rechten».

Rehäugig, feingliedrig und lang­beinig sitzt die 45-Jährige im Basler Schützenhaus vor einem Glas Limonade. Nicht ihre Stimme verrät sie, es ist ihr Lachen. Spitz und keck, manchmal nervös interpunktiert es das Gespräch. Nur als die Rede auf ihr neues Image kommt, verstummt es: «Postergirl der neuen Rechten? Wer sagt das?»

Eine umtriebige Perfektionistin

Seit Tamara Wernli nicht mehr nur einfach die News abliest, sondern erzählt, was sie selber beschäftigt, redet man nicht mehr nur in Basel über sie. Das hat mit ihrem bislang erfolgreichsten Videoblog zu tun, Titel: «Zustand der Gesellschaft: Es brodelt».

Wernli durchforstete 20 deutsche Zeitungen von «Spiegel online» über die «Süddeutsche» bis zur FAZ auf Berichte hin, in denen sich Menschen in Deutschland dazu äussern, was sie bewegt. Das Resultat: Angst um die wirtschaftliche ­Zukunft, Angst vor Ghettobildungen in deutschen Städten, vor Bandenkriminalität und fehlender Integration. Die Zuwanderung belaste das subjektive Sicherheitsgefühl der Deutschen, so ihre Analyse. Und sie weiss auch, wer daran schuld ist: Angela Merkel.

Innerhalb von 48 Stunden erreichte Wernli mit dem Video 100’000 Menschen, mittlerweile haben es eine Viertelmillion gesehen. Seither gilt Tamara Wernli in einschlägigen Kreisen als Ikone der neuen Rechten.

Sie sieht das anders. «Warum wird man als rechts bezeichnet, wenn man benennt, was etablierte deutsche Zeitungen schreiben?» Die meisten ihrer rund 20’000 Abonnenten seien keine Extremisten, sondern Menschen aus der Mitte, wie sie selbst. «Ich bin bürgerlich-liberal, ja. Aber näher bei der FDP als bei der SVP.»

Das weiss auch die FDP Basel, die Wernli vergangenen Herbst als mögliche Nationalratskandidatin umwarb. Sie lehnte ab. Die Basler Presse berichtete. Die «in AfD-Kreisen beliebte Youtuberin» als Nationalrätin?, spottete die «TagesWoche». Das könne nur «pure Verzweiflung» seitens der FDP sein. Wernli nimmt es sportlich: «Man kann es nicht allen recht machen. Ich will bloss Respekt.»

Den erarbeitet sie sich gerade, es ist ein langer Weg. Er führte sie als 21-Jährige mit ihrem Ersparten nach Los Angeles, wo sie sich an einer Schauspielschule und im Marketing ausbilden liess. Fünf Jahre schlug sie sich als Statistin in Serien wie «Friends» oder «Eine schrecklich nette Familie» durch.

Irgendwann prophezeite ihr eine Wahrsagerin eine Karriere im Fernsehen, zurück in Basel, bewarb sie sich auf eine Stelle bei Telebasel. Eine Ära begann. «Sie war von Anfang an sehr entschlossen», sagt ihr langjähriger Telebasel-Kollege Claude Bühler, «eine Perfektionistin, fordernd im Auftreten. Sie hatte einen Plan.»

Sie lernte den Teleprompter lesen, lernte, ihre quiekige Stimme dunkler zu färben. Und sie begann, selber Ideen zu entwickeln. Bald konzipierte und produzierte sie ihre eigenen Sendungen, die sie Telebasel verkaufte. Hinter den Kulissen organisierte sie alles selbst: holte Sponsoren, fragte Gäste an, organisierte Schauplätze, arbeitete 17 Stunden am Tag. Mit Erfolg.

Sie und ihre Sendungen sind in Basel Kult, eine ganze Reihe National- und Verwaltungsräte schwitzten mit ihr am Kochherd, während sie sie mit Fragen brüskierte: «Haben Sie schon einmal für Sex bezahlt?», fragte sie den damaligen Polizeivorsteher Jörg Schild. Darüber redete tout Bâle. Vor allem redete man über Tamara Wernli.

Nur ernst genommen wurde die Selfmadefrau nicht. Trotz Beziehungen zu Grössen wie dem ehemaligen FCB-Trainer Christian Gross, trotz Sukkurs von Persönlichkeiten wie Anita Fetz oder dem Kolumnisten Minu verweigerte ihr die feine Gesellschaft den Zutritt, wie Beobachter sagen. Vielleicht verweigerte sie sich aber auch selbst.

Trotz ihrer forsch wirkenden Art ist Wernli auch scheu und unsicher. Als Jugendliche gehörte sie zur jungen Basler Hip-Hop- und Sprayer-Szene, heute spielt sie lieber «Call of Duty», als an Theaterpremieren Small Talk zu machen. Und dann war da auch noch der Roman, eine schwärmerische Liebesgeschichte, autobiografisch angehaucht. Er wurde von der Kritik zerfleischt wie ein Kalbskotelett im Haifischteich.

Keine Lust auf Fremdbestimmung

Wer nach einem Motiv sucht, warum ­Tamara sich am Applaus von rechts nicht stört, hier ist es: «Mit der Häme umzugehen, hat mich angriffiger und stärker gemacht.» Nicht umsonst ist ihre Lieblingsszene in «Game of Thrones» der Walk of Shame von Königin Cersei. Nackt muss diese vor ihre Untertanschaft treten und sich grausam quälen lassen. Aber anstatt daran zu zerbrechen, sammelt sie ihre Kräfte und schlägt zurück. Viele, die Tamara früher belächelt haben, zollen ihr heute Respekt.

«Im Vergleich zu ihrer früheren Arbeit ist ihr mit ihren Kolumnen ein qualitativer Quantensprung gelungen», sagt Bühler. Der Baselbieter Blogger Manfred Messmer meint: «Auch ich habe sie früher selbstgefällig belächelt. Heute nicht mehr. Ich zolle ihr Respekt. Weil hinter ihr keine Männer stehen, die meinen, sie müssten sie lenken. Tamara ist eine selbstbewusste Frau, die sich aus der Klatschecke, in die man sie ­gestellt hat, gerade eben rausschreibt. Etwas, was Minu nie gelungen ist.»

Wernli ist kein Schweizer Pendant zum Typus keifender Fox-News-­Moderatorinnen, auch wenn sie durchaus gern polemisiert, etwa gegen Feminismus. Was hat sie gegen Feministinnen? «Gar nichts!», ruft sie – nur der Opferdiskurs geht ihr auf die Nerven. «Wurde ich als Frau strenger beurteilt vor der Kamera? Natürlich. Fühle ich mich deswegen diskriminiert? Nein. Männer haben es anders schwer im Job. Jeder hat es irgendwie schwer.»

Es sind die Auswüchse, die sie nerven. Etwa eine Forderung der Grünen, Schönheitskonkurrenzen für weniger schöne Menschen abzuhalten. Ihr Kommentar: «Persönlich finde ich ja, man könnte noch weiter gehen: Damit sich niemand aufgrund seines Aussehens ausgegrenzt fühlt, sollte man Teilnehmer von Schönheitswettbewerben nicht nach ihrem Aussehen, sondern nach Bastelfertigkeiten beurteilen.»

Was ihr politisches Image betrifft, bleibt sie zurückhaltend. «Ich könnte in Deutschland mit dem Videoblog längst viel grösser sein, wenn ich jede Woche über Migration, Islam und diese Dinge bloggen würde. Ich wurde auch verschiedentlich aus AfD-Kreisen dafür angefragt», sagt sie. Sie hat alle Angebote abgelehnt. Der Vorwurf wird sie aber auch nicht davon abhalten, weiter über Reizthemen zu schreiben.

Auch politische Beobachter relativieren den Vorwurf, sie drifte nach rechts. Bühler: «Den Brückenschlag zur AfD zu machen, ist mir zu billig. Die Politik, die Geschichte und die Medienkultur von Deutschland und der Schweiz lassen sich nicht vergleichen.» Der Blogger Manfred Messmer meint: «Über ihre politische Ausrichtung mag man schnöden, aber was soll es. Eigentlich war sie schon immer so, auch in ihren Chuchisendungen. Nur hat es niemand gemerkt.»

Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass Tamara Wernli vorschnell aufgibt: «Ich bin zu alt und zu eitel, um mich fremdbestimmen zu lassen.» Was sie anpackt, das macht sie richtig, und zwar, bis es fertig ist. «Die Wirbelsäule von Tamara ist immer gestreckt, sie knickt nicht ein», sagt Bühler. Das zumindest hat sie mit Königin Cersei gemein.
(https://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/jetzt-belaechelt-sie-keiner-mehr/story/22466306)